John Sinclair 1636 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1636 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Vor mehr als zwanzig Jahren waren sie eine tolle Rockband gewesen, die sich "The Devils" nannte. Bis zu dem Tag, als sie durchdrehten. Gemeinsam verbrannten sie sich in einer Hütte, und damit war ihre Karriere beendet.

Hätte man meinen sollen. Aber gut zwei Jahrzehnte später kehrten sie zurück.

Aber jetzt war es Satans eigene Rockband ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumSatans eigene RockbandVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Satans eigene Rockband

Vor mehr als zwanzig Jahren waren sie eine tolle Rockband gewesen, die sich »The Devils« nannte. Bis zu dem Tag, als sie durchdrehten. Gemeinsam verbrannten sie sich in einer Hütte, und damit war ihre Karriere beendet.

Hätte man meinen sollen. Aber gut zwei Jahrzehnte später kehrten sie zurück.

Aber jetzt war es Satans eigene Rockband …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4407-0

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Satans eigene Rockband

Die Hütte war nicht groß. Sie bot jedoch Platz genug für vier Personen zum Leben und zum Sterben.

Im Moment war die Nacht da. Sehr dunkel und auch kalt, sodass der Schnee draußen nicht wegtaute.

Das war dem Quartett egal. Die vier Männer waren zusammengekommen, um einen Schlussstrich zu ziehen, weil sie danach ein neues Leben beginnen wollten.

Das war zwar nicht logisch, aber sie lebten nach ihrer eigenen Logik und die bezog sich auf ganz bestimmte Mächte.

Vier Männer, vier Musiker. Vier Rocker, die unter dem Namen The Devils schon Triumphe gefeiert hatten. Nicht grundlos nannten sie sich die Teufel, denn zu ihm und zur Hölle hatten sie eine besondere Beziehung, die sie auch in ihren Songs zum Ausdruck brachten …

Sie waren überzeugt davon, dass der Teufel sie in die Höhe gespült hatte. Bis hinein in den Zenit des Rockhimmels. Da wurden Tausende von Fans hysterisch, wenn sie auftraten und ihre Songs zum Besten gaben. Sie waren einfach grandios und perfekt. Über zehn Jahre hinweg hatten sie ihre Spuren hinterlassen, doch den absoluten Höhepunkt wollten sie erst jetzt erleben.

Danach gierten sie.

Und es würde kein Zurück für das Quartett geben, das aus vier Männern bestand, die sich zusammengefunden hatten, als hätte sie der Teufel persönlich gelenkt.

Da war zum einen Quincy Chance. Er sah sich als der Chef der Truppe. Quincy war auf seiner Gitarre perfekt. Wenn er seine Soli durchzog, flippten die Zuhörer fast aus.

Lorenzo Steen war der Sänger. Der Mann mit der Reibeisenstimme. Er konnte so wunderbar soulig singen, wie es ein weiblicher Fan es auf einen Punkt gebracht hatte. Sein Stimmvolumen umfasste mehrere Stufen, und wenn es sein musste, dann schrie er die Texte auch hinaus.

Lucky Osborne bediente das Keyboard. Er war der Typ mit den schnellen Fingern und einer, der nie ruhig vor seinem Instrument saß, wenn er spielte.

Ebenso wie Ronan, der Vierte im Bunde. Der Drummer. Der extreme Musiker. Der Mann, der mit Ringo Starr verglichen worden war. Ein exzellenter Könner. Ein Artist mit den Trommelstöcken und einer, der sich bei jedem Auftritt neue Grenzen setzte.

The Devils hatten alles geschafft. Höher ging es nicht mehr. Sie waren perfekt. Sie hatten die Musikgeschichte in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts mitgeschrieben. Sie waren unsterblich geworden, und sie würden stets in der Erinnerung bleiben.

Das war ihnen nicht genug. Sie brauchten noch einen Kick. Nicht grundlos hatten sie sich den speziellen Namen gegeben. Und sie hatten alles darangesetzt, um ihre Unsterblichkeit auf eine andere und besondere Weise zu dokumentieren.

Wer sich einen so geilen Namen gab, der suchte auch den echten Kontakt zum Teufel. Oder zur Hölle. Schon in ihren Songs hatte sich alles darum gedreht, und als sie es schließlich geschafft hatten und ganz oben standen, da waren ihnen die ersten Gedanken daran gekommen, wirklich unsterblich zu werden.

Sie wollten ihr Leben dem Teufel weihen. Sie wollten sterben und alles andere der Hölle überlassen. Viel hatten sie gelesen. Oft waren sie zusammengekommen und hatten sich mit der bösen Seite der Magie beschäftigt. Sie hatten Einblicke erhalten in eine Welt, die anderen Menschen verschlossen blieb. Für sie aber war es der Beginn einer neuen Ära, denn tot war nicht gleich tot.

Das hatten sie sich versprochen, und daran glaubten sie auch felsenfest …

*

Und deshalb saßen sie in der Hüte zusammen, die unterhalb einer alten Burgruine stand. Ein guter Platz, denn vor langer Zeit hatte in dieser Burg ein Adliger gelebt, der sich an Kindern vergangen und sie anschließend getötet hatte.

Das war grauenhaft gewesen, aber wer die Vita dieser Person kannte, der wusste auch, dass der Herzog Kontakt zum Satan gesucht hatte.

Das lag Jahrhunderte zurück, die Devils aber lebten in einer anderen Zeit, und für ihren Abgang hatten sie sich diese kalte Winternacht ausgesucht.

Sie hatten für eine freie Fläche gesorgt und die Stühle zur Seite geräumt. So war in der Mitte genug Platz entstanden, um ein Feuer anzufachen. Die Flammen brannten ruhig vor sich hin, der Rauch zog durch die scheibenlosen Fenster ab und störte in dieser einsamen Gegend niemanden. Es war alles so, wie sie es sich gedacht hatten.

Zwischen ihnen lagen die leeren Flaschen. Bier und Wodka hatten sie in sich hineingeschüttet. Jetzt hockten sie um das Feuer und zogen an ihren Joints. Dessen Rauch vermischte sich mit dem Qualm des Feuers, und es ging ihnen wunderbar, wenn sie tief inhalierten.

Es war alles perfekt.

Sie waren in der richtigen Stimmung.

Sie würden die Hütte anzünden und sehen, ob alles so stimmte, wie sie es sich gedacht hatten. Aus dem normalen Feuer sollte ein Höllenfeuer werden, gelenkt vom Teufel, der diese Flammen beherrschte.

Quincy Chance sollte den Startschuss für den Tod geben, so war es ausgemacht. Der Rocker saß in der Runde und grinste leicht. Die langen Haare hingen um seinen Kopf wie Fettsträhnen. Er schien sich an seinem Joint festzusaugen, nahm den letzten Zug und warf die Kippe dann ins Feuer.

»Und?«, fragte Lucky Osborne.

»Wir sollten uns an unser Versprechen halten und starten.«

»Ach, frag die anderen.«

Das tat Chance auch. Sie waren einverstanden. Es gab kein Zurück mehr. Sie hatten diese Nacht gewählt. Fast war die Tageswende erreicht, und wenn sie gemeinsam in den Tod gingen, dann um Mitternacht. Das war ihre Zeit.

Ronan, der Drummer, war der große Schweiger in der Runde. Er stand langsam auf. Er wusste genau, was er tun musste. Die beiden mit Benzin gefüllten Kanister standen bereit. Es musste nur noch der Verschluss abgedreht werden, dann konnte die Feuerhölle beginnen.

»Alles klar bei euch?«, fragte Quincy.

Lucky Osborne nickte.

Lorenzo schlug mit den Knöcheln auf den Holzboden und trommelte damit ein kurzes Solo. So zeigte auch er, dass er mit allem einverstanden war.

»Dann los, Ronan.«

Der Drummer begann mit seinem Rundgang. An den Wänden der Hütte kippte er die brennbare Flüssigkeit aus und vergaß auch die Nähe der Tür nicht, die abgeschlossen war.

Der Benzindunst breitete sich allmählich aus und erschwerte den Rockern das Atmen. Die am Feuer sitzenden Männer starrten vor sich hin. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, die sich nur um ein Thema drehten.

Das neue Leben, das nach dem normalen kam. Sie würden ihre Musik in der Hölle spielen, dem Teufel damit einen Gefallen tun, und er würde dafür sorgen, dass sie niemals in Vergessenheit gerieten. Aber das auf seine Weise.

»Fertig!«, meldete Ronan mit leicht erstickt klingender Stimme.

Es glich schon einem Wunder, dass die Hütte noch nicht brannte.

Das geschah wenig später.

Der Drummer kippte den Rest des Benzins direkt ins Feuer.

Noch in derselben Sekunde geschah es.

Es gab so etwas wie einen Knall oder einen Feuersturm, als es zur Verpuffung kam. Plötzlich schlugen die Flammen in die Höhe und griffen mit ihren langen Zungen gierig nach dem Dach der Hütte. Innerhalb von Sekunden entstand eine Feuersbrunst, die nicht mehr zu löschen war und die auch keiner mehr löschen wollte.

Ein gewaltiger Mantel aus Flammen breitete sich blitzschnell aus.

Drei Rocker saßen, nur einer aus der Gruppe stand, und auch er wurde vom Feuer erfasst.

Vier menschliche Fackeln bildeten das Zentrum in der Hütte.

Die Flammen fanden nicht nur menschliche Nahrung, sie huschten auch durch die scheibenlosen Fenster, schossen nach draußen und suchten mit zuckenden Bewegungen auch dort nach Beute, die jedoch nicht vorhanden war.

Alle vier Rocker brannten lichterloh. Jeder von ihnen verspürte die wahnsinnigen Schmerzen, auf die sie sich eingestellt hatten. Sie hatten sich zudem vorgenommen, nicht zu schreien, das allerdings hielten sie nicht durch. Das Feuer ließ ihre langen Haare brennen. Es schälte ihnen die Haut vom Körper, es schmolz sie zusammen und verwandelte sie in schreckliche Gestalten.

Wenn sie noch etwas hörten, dann war es das scharfe Rauschen der Flammen, sonst nichts. Aber etwas bekamen alle mit, bevor sie zusammenbrachen und tot auf dem Boden liegen blieben.

Ein fernes und höllisches Gelächter.

Zu sehen war niemand. Das Lachen reichte ihnen, denn so wussten sie, dass der Teufel nicht weit war.

Irgendwann explodierte das Dach der Hütte. Die Flammen schleuderten es förmlich aus seinem Verbund in die Höhe. Eine Feuerwalze jagte ins Freie. Glutstücke wurden in die Höhe geschleudert.

Die Rocker gab es nicht mehr in ihrem bekannten Outfit. Als man sie irgendwann fand, da lagen in der Asche vier völlig verbrannte und zusammengeschrumpfte Wesen, die einmal eine berühmte Rockgruppe gebildet hatten …

*

Es war an einem Montagabend, als mich Bill Conolly, mein ältester Freund, anrief.

»Hast du das gelesen, John?«

»Wovon sprichst du?«

»Vom Tod der Devils. Der vier Rocker, die wir uns auch schon angehört haben.«

»Nein, habe ich nicht.«

»Dann sag ich es dir. Sie sind tot.«

Ich pfiff durch die Zähne. »Alle vier?«

»Ja.«

»Und wie kam das?«

»Kollektiver Selbstmord.«

Ich schwieg und musste schlucken. Bill hatte recht. Zusammen mit ihm war ich zweimal bei einem Konzert gewesen. Das war schon etwas Besonderes gewesen, sich unter so vielen Fans zu bewegen, obwohl ich mich nicht eben dazu zählte. Wir waren hingegangen, weil wir uns mehr für die Texte interessierten, die doch sehr archaisch waren. Die Gruppe sang von der Hölle, die für sie das Paradies war, und so etwas konnten wir nicht nachvollziehen.

Nun ja, wir hatten es hinter uns gelassen. Zumindest ich hatte den weiteren Weg der Band nicht mehr verfolgt.

Und jetzt sprach Bill von einem kollektiven Selbstmord. Ich wollte wissen, wie das passiert war, und erhielt auch prompt eine Antwort.

»Ganz einfach, John. Die Rocker haben sich in einer einsam stehenden Hütte zusammengefunden, in diesem Bau ein Feuer gemacht und sich selbst angezündet. Zusammen mit der Hütte sind sie verbrannt.«

»Weißt du mehr?«

»Nein, nur das, was in der Zeitung steht. Über Motive hat mein Kollege nicht mal spekuliert.«

»Sie scheinen übersättigt gewesen zu sein. Möglicherweise auch im Drogenrausch. Wer kann das schon sagen?«

»Könnte man so sehen, John.«

Ich hatte die Zweifel aus Bills Worten herausgehört und hakte sofort nach. »Hast du denn eine andere Idee?«

»Eine Vermutung, und zwar eine sehr schwache.«

»Lass sie trotzdem hören.«

»Ja, und Sheila ist auch meiner Ansicht. Ich habe nach unserem ersten Konzertbesuch damals einen Artikel geschrieben, der sich mit den Songtexten dieser Band auseinandersetzt. Kannst du dich erinnern?«

»Nur schwach.«

»Auch egal. Ich weiß noch sehr genau, dass es keine Texte waren, die eine Mutter ihrem kleinen Kind am Abend vorsingt. Die hatten es in sich. Das waren schon Bitten an den Teufel. Sie haben in ihren Songs regelrecht darum gefleht, ihm nahe zu kommen. Vielleicht sind sie das auch.«

»Ach, und du meinst, dass sie sich deshalb verbrannt haben?«

»Wie auch immer.«

»Auch egal. Das ist mir zu weit hergeholt. Nein, Bill, das kann ich nicht nachvollziehen. Es gibt keinen offiziellen Grund, dass sich Scotland Yard darum kümmert.«

»Aber die Texte …«

»Ist es nicht modern, vom Teufel zu singen? Da gibt es wohl einige Bands, die das tun.«

»Aber die verbrennen sich nicht.«

»Es kann auch ein Unfall gewesen sein.« Ich blieb bei meiner Meinung. Zudem hatte ich genug am Hals, als mich um ungelegte Eier zu kümmern. »Bitte, Bill, ich hänge mich nicht rein. Sollte es allerdings einen Hinweis darauf geben, der meinen Einsatz nötig erscheinen lässt, bin ich sofort dabei.«

»Klar, ich versehe.«

»Bist du sauer?«

»Nein, nein, nur misstrauisch, was das Ableben der Gruppe angeht. Mann, die standen voll im Saft. Die waren ganz oben. Die turnten an der Spitze herum, und jetzt das.«

»Ist nicht mein Bier, Alter, auch wenn sich die vier Rocker als Teufel bezeichneten. Wenn ich danach gehen sollte, was verquerte Namen angeht, hätte ich viel zu tun. Und dabei würde auch so mancher Schuss in den Ofen gehen.«

»Klar, du hast ja irgendwie recht.«

»Und dabei bleibe ich auch.«

»Dann wünsche ich dir noch einen ruhigen Abend. Ich werde vielleicht noch ein wenig recherchieren.«

»Tu das.«

Das tat der Reporter auch. Nur hatte er keinen Erfolg damit. Und so vergingen die Jahre, und die Rockband geriet allmählich in Vergessenheit. Bis zu dem Zeitpunkt, als wir wieder auf grausame Weise an die Band The Devils erinnert wurden …

*

Iwan Ash gehörte zu den Fünfzigjährigen, die es geschafft hatten, seit Jahrzehnten auf dem gleichen Level zu leben.

Er war das, was man einen Feingeist nannte. Zwar ging er keiner geregelten Tätigkeit nach, aber er war schon ein Mensch, der nicht der Allgemeinheit auf der Tasche lag, sondern das Heft selbst in die Hand nahm.

Er nannte sich Kaufmann.

Und er war jemand, der sein Geld auf Flohmärkten verdiente. Als Trödler zog er mit seinem alten VW-Bus durch die Lande und hielt sich von London, der Stadt, in der er lebte, fern. Da gab es zu viele Konkurrenten.

Das war an der Peripherie anders. In den kleineren Orten schlug er seine Zelte auf, und das beinahe im wahrsten Sinne des Wortes, denn er konnte seinen Wagen durch eine Plane verlängern, was ihn vor der heißen Sonne schützte, aber auch vor Regen.

Der Sommer war noch mal zurückgekehrt und hatte heiße Temperaturen geschickt. So hatte er sich an diesem Samstag entschlossen, einen Flohmarkt im Speckgürtel von London zu besuchen, ein paar Kilometer südlich von Greenwich.

Er kannte den Platz aus dem vergangenen Jahr, und er konnte mit seinem Bus fast wieder an die gleiche Stelle fahren. Sehr früh hatte er sein Ziel schon erreicht, denn er wollte die morgendliche Kühle für den Aufbau nutzen. Er errichtete die Plane, baute darunter die beiden Tapeziertische auf und holte dann seine Waren aus dem Fahrzeug.

Es waren in der Regel alte Schallplattenspieler, alte Tonbänder oder Kofferradios. Oft noch wunderbar erhaltene Teile, die einen großen Nostalgiewert hatten.

Auch Langspielplatten befanden sich in seinem Repertoire. Dabei war es ihm egal, ob es sich dabei um Aufnahmen aus der klassischen Musik, der Oper, der Schlagerwelt oder der Rockmusik handelte. Wichtig war nur, dass er sie zum Verkauf anbieten konnte.

In den letzten Monaten war der Wunsch, sich eine LP anzuhören, bei vielen Menschen gewachsen. Es gab ja nicht nur die LPs oder die Singles, nein, dazu gehörten auch die entsprechenden Geräte, um sie abspielen zu können. Damit konnte Iwan Ash dienen. Sogar eine Stromquelle hatte er. Wenn ein Kunde darauf bestand, sich eine LP anhören zu wollen, dann war dies möglich. So kaufte er keine Katze im Sack.

Poster und Plakate verkaufte er ebenfalls. Auch sie stammten aus einer zurückliegenden Zeit. So konnte sich mancher seinen Jugendtraum erfüllen und sich den Wandschmuck kaufen, der vielleicht früher die Wände seines Zimmers geschmückt hatte.

Aufgrund der neuen Entwicklung lief das Geschäft besser. Iwan Ash hatte sogar Mühe, den nötigen Nachschub zu besorgen. Er musste immer mehr Energie aufwenden und auch weiter ins Land fahren, um an die Sachen heranzukommen. In den kleinen Orten und Dörfern wurde er zumeist fündig. Da waren die Leute froh, den Kram loszuwerden, was ihm natürlich gefiel. Ash war sogar in der Lage, kaputte Plattenspieler wieder zum Laufen zu bringen.

Die Preise setzte er recht hoch an. Vor zwei Jahren noch hätte man ihn für diese Summen ausgelacht. Jetzt gab es Käufer, die nicht mal handelten, sondern gleich zugriffen. Eine Wohltat für die Geldbörse.

Noch eine Kiste musste Iwan ausladen. Sie hatte auf dem Beifahrersitz gestanden und war mit LPs gefüllt und dementsprechend schwer. Er schleppte sie an ihren Platz und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Trotz der frühen Zeit war es schon warm geworden. Einen Kaffee wollte er trotzdem trinken.