John Sinclair 1641 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1641 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Sie war alt, sie war gefährlich, aber sie war nicht vergessen worden: die Blutmaske der Gabriela Scotti, die sie vor mehr als zweihundert Jahren in ihrer Stadt Venedig getragen hatte. Es war eine Maske, die einen Menschen völlig veränderte, denn in ihr steckte eine uralte Hexenkraft. Als Jane Collins an diese Maske geriet, war sie bereit, alles zu tun. Auch zu töten ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDie BlutmaskeVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Die Blutmaske

Sie war alt, sie war gefährlich, aber sie war nicht vergessen worden: die Blutmaske der Gabriela Scotti, die sie vor mehr als zweihundert Jahren in ihrer Stadt Venedig getragen hatte. Es war eine Maske, die einen Menschen völlig veränderte, denn in ihr steckte eine uralte Hexenkraft. Als Jane Collins an diese Maske geriet, war sie bereit, alles zu tun. Auch zu töten …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4412-4

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Die Blutmaske

Ich hatte es einfach im Gefühl, dass der Anruf nichts Gutes bedeutete, und ich irrte mich nicht, denn als ich die Stimme hörte, verzog ich das Gesicht, als hätte ich in eine Zitrone gebissen.

»Mich gibt es noch, John!«, meldete sich die Vampirin Justine Cavallo.

Für einen Moment schloss ich die Augen. »Schade.«

Die Vampirin kicherte und fragte: »Warum so negativ, Partner?«

»Wir sind keine Partner.«

»Tatsächlich nicht?« Sie lachte erneut. »Und wer hat euch die Tür geöffnet und so den Weg zu Adrian Blocks Wohnung frei gemacht?«

Damit hatte sie auf den letzten Fall angespielt, bei dem sie tatsächlich mitgemischt hatte. Ich wollte davon nichts hören und fragte: »Okay, Justine, was willst du?«

Sie stieß einen leisen Pfiff aus und fragte dann: »Vermisst du nichts?«

»Nein, nicht, dass ich wüsste.«

»Dann hast du ein schlechtes Erinnerungsvermögen, Geisterjäger. Denk mal an die schöne Claudine van Straaten. Die Mitbewohnerin unseres Freundes Block.«

»Ach, die Domina.«

»Bitte, nicht so überheblich. Jeder verdient seinen Lebensunterhalt auf andere Weise.«

»Okay, das habe ich verstanden. Und jetzt noch mal. Was ist mit ihr?«

»Du hast sie also nicht vermisst?«

»Ich hatte andere Dinge zu erledigen. Außerdem bist du auch nicht mehr in der Wohnung gewesen. Wir mussten uns um Block kümmern, den im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel geholt hat.«1

»Ja, ihn und nicht sie. Zum Glück nicht, denn sie kam mir sehr gelegen, John.«

Ich wusste, was die Antwort zu bedeuten hatte, und verspürte einen leichten Schauder. »Du hast deine Gier an ihr gestillt.«

»Ja, das habe ich. Und du glaubst gar nicht, wie gut mir das getan hat, Geisterjäger. Ihr Blut war köstlich. Es hat mich aufgebaut. Es hat mir einen richtigen Schuss gegeben. Ich fühle mich wieder wohl und auch ungemein stark.«

»Gratuliere. Und dann hast du sie getötet, um ein Ausbreiten der Vampirpest zu verhindern.« Ich hatte es nicht grundlos gesagt, denn ich kannte das Ritual. Sie wollte auf keinen Fall, dass es zu viele Blutsauger gab, die ihr ins Handwerk pfuschen konnten. Wer das Blut der Menschen trank und wer nicht, das bestimmte sie. Daran war nicht zu rütteln, und das konnte auch ich nicht ändern.

»Ich habe sie nicht ausgeschaltet!«

Die Antwort überraschte mich schon und ich hatte plötzlich das Gefühl, auf dünnem Eis zu stehen. Zudem glaubte ich nicht daran, dass Justine Cavallo log, das hatte sie nicht nötig.

Der Schauder auf meinem Rücken setzte sich fest. Wenn sie so reagierte, dann hatte sie etwas vor, und das war bestimmt nicht in meinem Sinne. Eigene Spielregeln über Bord zu werfen, das bedeutete schon etwas für sie.

Ich hatte bisher gestanden. Jetzt ließ ich mich auf einer Sessellehne nieder.

»Sag was, John!«

»Darf ich fragen, warum du so gehandelt hast?«

»Kannst du. Ich brauche sie.«

»Als Partnerin?«

Sie lachte in mein Ohr hinein. »Das ist der falsche Ausdruck. Mehr eine Verbündete. Außerdem gefällt sie mir. Wie würdet ihr sagen: Sie ist ein Schuss und …«

»Jetzt braucht sie Blut, nicht?«

»Das stimmt.«

Mein Gesicht nahm einen harten Ausdruck an. Es gefiel mir keineswegs, dass die Cavallo ihre Vorsätze über Bord warf und eine von ihr zu einer Blutsaugerin gemachten Person nicht mehr entsorgte, wie sie immer sagte.

»Du weißt, was das bedeutet, Justine?«

»Aber sicher. Nur keine Sorge, Geisterjäger. Ich habe sie unter Kontrolle.«

»Wo?«

»Was meinst du damit?«

»Wirst du sie mit in deine Wohnung nehmen?«

»Zu Jane Collins, meinst du?«

»Wohin sonst?«

»Das wäre eine reizvolle Möglichkeit. Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen.«

»Nun ja, dann kann ich Jane ja warnen und …«

»Lass es, John. Lass uns in Ruhe, wir haben bereits einen Platz gefunden.«

»Gratuliere, Justine.«

Jetzt war sie für einen Moment sprachlos. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Sie musste erst darüber nachdenken, wie sie die Dinge einschätzen sollte, kam aber zu keinem Ergebnis, denn ich hörte sie nicht sprechen.

»Bist du noch dran?«

»Ja.«

»Gut, dann werde ich dir erklären, warum ich dir gratuliert habe. Es ist endlich das eingetreten, was sich Jane Collins immer gewünscht hat. Dass sie in ihrem Haus allein wohnen kann. So hat der letzte Fall am Ende einen großen Vorteil gehabt.«

Ich hörte sie leise knurren. Das Thema schien ihr nicht zu gefallen und ihre Antwort ging auch in diese Richtung.

»Keine Sorge, die Vergangenheit habe ich nicht vergessen. Und das kannst du auch deiner Freundin Jane Collins sagen.«

»Werde ich mir merken.«

»Dann wünsche ich dir eine angenehme Nacht, Geisterjäger.«

»Werde ich wohl haben.«

»Und ich auch, darauf kannst du dich verlassen.« Nach dieser Antwort legte sie auf.

Ich saß da und schaute auf das Telefon in meiner rechten Hand. Der Anruf hatte mich nicht eben fröhlich gestimmt. Im Gegenteil, es war so etwas wie eine Warnung gewesen und zugleich ein Hinweis auf neue Aktivitäten.

Was würde sie tun?

Ich wusste es nicht. Ihr standen zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung.

Sie hatte uns bei unserem letzten Fall geholfen, das stimmte. Gegen den Hauptakteur Adrian Block hatten wir ohne sie gekämpft. Sie war zwar auch in der Wohnung gewesen, doch sie hatte sich in einem anderen Zimmer aufgehalten. Zusammen mit Claudine van Straaten, die in diesem Haus ihrem Job als Domina nachging.

Für Justine Cavallo war sie die ideale Beute gewesen. Jetzt stand sie unter ihrer Kontrolle, und sie würde genau das tun, was die Cavallo wollte.

Das konnte nichts Gutes bedeuten, denn ich ging davon aus, dass sie einen Plan hatte. Ja, es gab keine andere Erklärung für mich. Grundlos hatte sie Claudine nicht am Leben gelassen. Normalerweise hätte sie deren Blut getrunken und sie anschließend entsorgt, wie sie es ausdrückte. Jetzt lagen die Dinge anders. Sie waren zu zweit, und sie waren nicht zu unterschätzen.

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Der Abend war längst angebrochen. Es wurde Zeit, das Licht einzuschalten.

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, einen ruhigen Abend zu verbringen, aber jetzt würde ich keine Ruhe mehr finden. Meine Gedanken würden sich ständig um die beiden Blutsaugerinnen drehen, wobei Justine Cavallo eine besondere war, weil sie sich auch tagsüber normal bewegen konnte.

Was hatte sie nur dazu getrieben, sich diese Claudine van Straaten an ihre Seite zu holen?

Ich konnte es drehen und wenden wie ich wollte. Ich begriff die Handlungsweise der Cavallo nicht.

Okay, ich wusste jetzt Bescheid. Aber dabei sollte es nicht bleiben. Ich wollte Jane Collins informieren. Die musste Bescheid wissen, denn sie hatte in unserem letzten Fall eine wichtige Rolle gespielt.

Ich rief sie an, und sie hatte auf ihrem Display gesehen, wer etwas von ihr wollte.

»Hi, John, was gibt es? Ich könnte mir vorstellen, dass wir gemeinsam zum Essen gehen und …«

»Ich glaube nicht, dass wir da großen Appetit hätten.«

»Das hört sich nicht gut an.«

»Das ist es auch nicht. Ich habe soeben einen Anruf von unserer verschwundenen Freundin erhalten.«

»Justine?«

»Wer sonst?«

Jane stöhnte auf. »Jetzt sag nicht, dass sie erklärt hat, es sei alles normal und sie würde gern wieder zu mir zurückkehren.«

»Das hat sie nicht gesagt.«

»Sondern?«

Ich berichtete ihr und vergaß auch nicht, mit welcher Freude sie über ihre neue Verbündete gesprochen hatte.

»Oh«, murmelte Jane, »dann hat sie die Domina nicht entsorgt?«

»So sieht es aus.«

»Dann stellt sich die Frage, was sie vorhat.«

»Das ist ein großes Rätsel«, gab ich zu. »Jedenfalls vermute ich, dass sie einen Plan hat. Sonst hätte sie das Gleiche mit Claudine getan wie mit allen anderen Opfern.«

Jane fing plötzlich an zu lachen, was mich etwas irritierte. »He, was ist los? Macht es dir so einen Spaß?«

»Nein, das nicht. Mir schoss nur soeben ein Gedanke durch den Kopf. Was wäre, wenn sich die Cavallo in unsere Domina verliebt hätte?«

»Du bist verrückt«, erwiderte ich spontan.

»Wieso? Ist das so unwahrscheinlich?«

»Und ob, denn Vampire haben keine Gefühle. Das solltest du wissen.«

»Im Prinzip stimmt das. Nur will ich unsere Freundin nicht mit normalen Maßstäben messen. Wenn es so sein sollte, dass sie in der van Straaten eine Mitstreiterin gewonnen hat, dann setze ich darauf, dass sie nicht mehr zu mir zurückkehrt, sodass ich meine Ruhe habe. Ist doch nicht schlecht, oder?«

»Stimmt.«

»Okay, dann warten wir einfach ab.«

So locker wie Jane Collins sah ich die Lage nicht. Ich glaubte nicht daran, dass jemand wie die Cavallo untätig bleiben würde. Sie war nicht der Typ dazu. Sie würde ihren Part durchziehen, koste es, was es wolle. Und sie handelte nie ohne Plan. Sie brauchte die Aktion wie auch ihre Ruhephasen. Da sie jetzt nicht mehr allein war, würde sie Zeichen setzen.

Hinzu kam noch etwas, das mir ein leichtes Magendrücken verursachte. Claudine van Straaten war längst aus ihrer Starre erwacht. Wenn das eingetreten war, verspürte sie die erste Gier. Dann musste sie einen Menschen anfallen und ihn leer trinken, und Justine Cavallo würde sie daran nicht hindern.

»He, du bist so schweigsam, John.«

»Ich denke nach.«

»Worüber?«

Ich sagte es ihr, und die Detektivin gab zunächst keine Antwort. Ich hörte nur ihr leises Stöhnen und danach ihre etwas schwache Stimme.

»Ja, du hast recht. Wir müssen uns immer wieder klarmachen, dass sie nach ihren Gesetzen handeln.«

»Eben, Jane. Und ich weiß nicht, wo sie stecken und wen sie sich als Opfer aussuchen.«

»Wir können nichts tun.«

»Das sehe ich auch so.«

Es war tatsächlich ein Kreuz. Wir wussten, dass etwas passieren würde, aber wir hatten keine Ahnung, wann und wo.

»Kannst du dir vorstellen, John, dass sie sich bei einem von uns meldet, um uns ihren großen Sieg mitzuteilen?«

»Ja, das kann ich.«

»Okay, dann können wir nur abwarten.« Sie stöhnte leise auf, dann sagte sie: »Ob du es glaubst oder nicht. Fast kommt mir schon der Gedanke, dass es besser wäre, wenn sich Justine wieder bei mir einfinden würde. Dann hätte ich sie zumindest unter Kontrolle.«

»Du sprichst mir aus der Seele.«

»Und jetzt?« Sie lachte bitter. »Jetzt können wir nur abwarten …«

Dem war nichts hinzuzufügen …

*

Wenn das kleine Haus Menschen beherbergte, dann lebten sie nicht mehr, sondern waren tot. Man konnte auch Leichenhalle dazu sagen, und genau den Ort hatte sich Justine Cavallo als Zuflucht ausgesucht.

Auf ihren zahlreichen nächtlichen Streifzügen, die sie quer durch London und auch in dessen Umgebung geführt hatte, hatte sie sich einige Orte gemerkt. Es war eine Vorsorge für eine Zeit, die vielleicht mal wichtig war, und jetzt konnte sie davon profitieren.

Das alte Leichenhaus auf dem kleinen Vorort-Friedhof wurde nur noch selten benutzt. Außerdem war die Tür nicht verschlossen, denn wer betrat schon freiwillig eine Leichenhalle?

Justine Cavallo hatte damit keine Probleme. Es stand kein Sarg darin, dafür gab es einige alte Holzstühle, die auszuklappen waren, sodass man es sich bequem machen konnte.

Justine Cavallo bewegte sich wie ein normaler Mensch. Sie handelte auch so. Es war kein Problem für sie gewesen, einen Wagen zu knacken, und so war sie dann mit ihrer neuen Freundin auf dem Rücksitz losgefahren.

Kein Mensch hatte sie gesehen, als sie die Leichenhalle betreten hatten. Sie sollte für die nächste Zeit ihre Heimat werden, zumindest so lange, bis Claudine aus ihrem »Schlaf« erwachte.

Justine hatte auch nicht vergessen, ihre Kleidung mitzunehmen. Dazu gehörte die Uniformjacke und der dazu passende Rock. Die aufreizenden Dessous hatte sie ebenfalls eingepackt und auch das Schuhwerk, die halbhohen Stiefel mit den kantigen Blockabsätzen.

Es war alles perfekt gelaufen. Während John Sinclair, Suko und Jane Collins sich im anderen Teil der Wohnung aufhielten, hatte sie die Domina in Windeseile angezogen und mit ihr das Haus verlassen. Auch wenn sie dabei beobachtet worden war, störte sie das nicht. Es hätte für einen Zeugen eben so ausgesehen, als hätte sie eine erschöpfte Frau, die kaum allein gehen konnte, unter ihre Fittiche genommen.

Von einem Parkplatz hatte sie sich den Wagen geholt. Der Wächter dort würde sich an nichts mehr erinnern können, denn ihn hatte die Vampirin niedergeschlagen.

Danach war alles kein Problem gewesen. Sie hatte den Ford Focus geknackt und war losgefahren.

Und jetzt befand sie sich in der Leichenhalle. Sie hatte ihre neue Partnerin nicht aus den Augen gelassen und erlebt, wie sie erwacht war, um in ihr neues Leben einzutreten.

Es war nicht einfach für sie, und Justine war froh, dass sie sich auch tagsüber im Halbdunkel bewegen konnten, denn die Fenster waren so verschmutzt, dass kaum Licht in den kalten Raum hinein fiel.

Sie waren unter sich.

Justine dachte daran, wie sich die Blutsauger bewegten, wenn sie ihren Zustand erkannten. Sie waren zuerst tumbe Gestalten. Viele von ihnen blieben das auch, darauf hatte letztendlich auch Will Mallmann, alias Dracula II, gesetzt. Das sollte bei Claudine nicht so sein. Justine würde sie unter ihre Fittiche nehmen und sie auf ihre neue Existenz vorbereiten.

Sie hatte sich den Stuhl genommen und ihn vor die Tür gestellt. Wenn Claudine die Leichenhalle verlassen wollte, dann musste sie an ihr vorbei. Das war nicht möglich.

Es war ein sehr langsames Erwachen gewesen. Die Nacht über hatte der Keim gewirkt. Erst am Morgen hatte sie sich bewegt. Wäre Claudine jetzt nach draußen gelaufen, hätte es sie voll erwischt.

Justine hatte sie stumm beobachtet. Claudine war nicht geschockt gewesen, aber Justine war die Unruhe aufgefallen, die in ihrer neuen Verbündeten steckte.

Die Gier war da. Der Hunger und der Durst nach Blut steckten in ihr.

Sie war noch bleicher geworden und sie hatte sogar versucht, sich auf Justine zu stürzen, war aber zurückgewichen, als sie erkannte, wen sie vor sich hatte.

Und dann war Justines große Zeit gekommen. Sie hatte der Neuen klargemacht, wer hier das Sagen hatte, und sie hatte ihr auch erklärt, dass sie nicht davor zurückschrecken würde, sie zu vernichten.

Das hatte Claudine verstanden.

»Warten, wir müssen warten.« Immer wieder hatte Justine ihr das eingehämmert. »Du wirst dich am Tage nicht bewegen können, aber die Nacht ist unser Freund. Sie gibt uns die große Chance, an das Blut der Menschen heranzukommen, das auch dein Weiterleben garantieren wird. Verlass dich auf mich.«

Die Domina hatte zugehört. Durch ihr Nicken zeigte sie, dass sie mit allem einverstanden war. Ab und zu bewegte sie ihren Mund. Dabei zog sie die Lippen zurück und zeigte ihre Zähne, wobei sich zwei von ihnen verändert hatten. Sie schimmerten wie kleine, weißgelbe Dolchspitzen und lauerten nur darauf, sich in den Hals eines Opfers schlagen zu können.

»Ich will Blut!«

Justine kannte den Satz schon. Sehr oft hatte ihn Claudine wiederholt, und sie hatte stets die gleiche Antwort erhalten.

»Du wirst dein Blut bekommen! Warte die Dunkelheit ab. Dann werden wir fahren.«

»Wohin?«

»Das wirst du noch sehen.«

Claudine bewegte ihre Schulter wie jemand, der fror. »Wieder zurück in meine Wohnung?«

»Nein, die kannst du vergessen. Du musst all das vergessen, was dein Leben vor der Verwandlung ausgemacht hat. Stell dich auf das Neue ein, Claudine.«

Die ehemalige Domina nickte, senkte den Kopf und stellte keine weiteren Fragen mehr.

Justine ließ sie nicht aus den Augen. Dabei dachte sie über Claudine van Straaten nach. Die Frau mit den dunklen Haaren und dem sexy Körper war zu einer Blutsaugerin geworden. Das war alles okay, das hatte sie auch gewollt. Allerdings fragte sie sich, wie weit Claudine noch an ihrem normalen Leben hing und ob sie den Wunsch verspürte, in ihre alte Umgebung zurückzukehren.

Wenn sie das wollte, musste Justine umdenken. Es war sicherlich ungewöhnlich, wenn der Kunde zu einer Domina kam und erkennen musste, dass er es mit einer Vampirin zu tun hatte.