John Sinclair 1646 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1646 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Dracula II war vernichtet!

Begann jetzt das große Aufatmen? Nein, nicht bei uns. Die Mächte des Bösen schliefen nicht. Sie waren immer präsent. Das musste auch ich sehr schnell feststellen, als ich nach Schottland gerufen und mir klargemacht wurde, dass eine große, weltumspannende Gefahr drohte. Denn Baphomets Diener waren dabei, wieder aktiv zu werden.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 141

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumBaphomets DienerVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Baphomets Diener

Dracula II war vernichtet!

Begann jetzt das große Aufatmen? Nein, nicht bei uns. Die Mächte des Bösen schliefen nicht. Sie waren immer präsent. Das musste auch ich sehr schnell feststellen, als ich nach Schottland gerufen und mir klargemacht wurde, dass eine große, weltumspannende Gefahr drohte, denn Baphomets Diener waren dabei, wieder aktiv zu werden.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4417-9

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Baphomets Diener

Drax kam aus der Hölle. Das behauptete er zumindest.

Tibor hatte den Balkan-Krieg hinter sich und war dort als besonders abgebrühter Killer bekannt geworden.

Babikan galt als der große Schweiger. Auch er verließ sich gern auf seine Waffen.

Und alle drei waren Profis, die jeden Auftrag annahmen, wenn die Bezahlung stimmte …

Nein, diese Beerdigung war nicht normal gewesen, obwohl man den Ablauf als durchaus normal bezeichnen konnte. Nur der Schluss hatte Paul Sullivan nicht gefallen können. Darüber grübelte er nach, als er auf der Bank saß.

Die Trauergäste hatten den Friedhof schon verlassen, nur er war noch vor dem Grab stehen geblieben, um seinem verstorbenen Onkel Jason die letzte Ehre zu erweisen. Er war sogar recht lange am Grab geblieben, hatte den erdigen Herbstgeruch in sich aufgesaugt und auf den Sarg im noch offenen Grab gestarrt.

Er hatte über seinen Onkel nachgedacht, der ihm praktisch den zu früh verstorbenen Vater ersetzt hatte. Jason Sullivan hatte auch dafür gesorgt, dass er das Priesterseminar besuchen konnte.

Im Seminar hatte man Pauls besonderes Talent recht schnell erkannt. Er war ein Mensch, der reden konnte, der es schaffte, andere Personen für sich einzunehmen, der zudem über ein großes Wissen verfügte, sodass man ihm eine Spezialaufgabe anvertraut hatte. Er war nach seiner Ausbildung in die Welt geschickt worden, um seinen Glauben zu verteidigen und ihn vielen Menschen nahezubringen.

Er hatte sich den großen Problemen gestellt. Er war jemand, der sich intensiv mit allen Glaubensfragen beschäftigte und sich für Menschen interessierte, die in die Fänge irgendwelcher obskurer Vereine und Sekten geraten waren.

Paul hatte sich der Aussteiger angenommen und sie betreut. In vielen Gesprächen, auch in Selbsthilfegruppen hatte er es geschafft, die Aussteiger wieder zurück in ein normales Leben zu führen, was oft mit großen Problemen verbunden war.

Es war ihm nicht bei allen gelungen, was ihm schon zu schaffen gemacht hatte. Aber er hatte nicht aufgegeben und stand noch immer inmitten seiner Aufgabe.

Sein Onkel Jason hatte sich darüber gefreut und ihn bei den wenigen Besuchen und Telefonaten immer wieder unterstützt, wenn er mal hatte aufgeben wollen.

Jetzt war sein Onkel tot. Er würde ihm keinen Rat mehr geben können, und der vierzigjährige Mann merkte, dass er dem Druck der Tränen nicht mehr länger standhalten konnte. Er musste einfach weinen, und das tat ihm auch gut.

Es war kühl geworden. An manchen Bäumen sahen die Blätter aus wie goldene Taler. Einige schwebten durch die Luft und landeten schließlich auf den Gräbern und Wegen.

Er bedauerte den Tod seines Onkels zutiefst. Gern hätte er sich noch mit ihm unterhalten. Die Gespräche waren stets sehr fruchtbar gewesen und hatten ihm immer Mut gemacht.

Das war nun vorbei.

Paul holte ein Taschentuch hervor und wischte die Tränen ab. Ihm war kalt geworden. Der Mantel war zu dünn. Auf seinem Kopf wuchsen keine Haare, er hatte auch keinen Hut oder eine Mütze aufgesetzt, und so spürte er die Kälte wie einen Hauch.

Und dann wurde mit einem Mal alles anders.

Nicht in seiner Umgebung. Nein, es lag an der Stimme, die ihn erschreckt hatte. Er hatte die Person, die ihn angesprochen hatte, auch nicht gesehen. Sie hatte sich von hinten an ihn herangeschlichen und gefragt: »Paul? Sind Sie Paul?«

Er war zusammengezuckt und hatte sich umgedreht.

Eine ältere Frau, die er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte, stand vor ihm. Sie war mit einem grauen Mantel bekleidet und hatte um ihren Kopf ein Tuch gebunden, das ihr faltiges Gesicht noch schmaler erscheinen ließ.

»Ja, ich bin Paul Sullivan.«

»Das ist gut.«

»Und wer sind Sie?«

Die blassen Lippen verzogen sich zu einem schmerzlichen Lächeln. »Ich bin eigentlich unwichtig und …«

»Nein, nein!«, widersprach Paul. »Niemand ist unwichtig. So sollten Sie nicht denken, Missis …«

»Sagen Sie Eartha zu mir.«

»Gut. Und was kann ich für Sie tun?«

»Hm.« Eartha überlegte. »Nein«, sagte sie dann, »ich denke nicht, dass Sie etwas für mich tun können. Ich denke da an Ihren Onkel, Paul.«

Er war etwas irritiert. »Bitte, der ist tot und liegt hier im Grab. Was sollte ich noch für ihn tun können? Obwohl ich es gern tun würde.«

»Das hört sich schon gut an.«

»Und weiter?«

Eartha griff in ihre linke Manteltasche. Sie ließ die Hand noch stecken, als sie sagte: »Ihr Onkel hat mir etwas übergeben, das Sie an sich nehmen sollen.«

Pauls Neugierde steigerte sich. »Und was ist das, bitteschön?«

»Ich weiß es nicht.« Endlich zog sie die Hand aus der Tasche. Die Finger umklammerten eine Schatulle, die wie ein Brillenetui aussah. Dort, wo sich die beiden Hälften trafen, schimmerte ein Siegel in einem dunklen Rot, das dieses Etui wertvoll und auch geheimnisvoll aussehen ließ.

Paul zögerte, das kleine Erbe an sich zu nehmen. Er hatte noch Fragen und wollte wissen, in welch einer Verbindung Eartha zu dem Verstorbenen gestanden hatte.

Die Frau schaute an ihm vorbei in das offene Grab.

»Ja, das kann ich Ihnen sagen. Ich will mich zwar nicht als Vertraute Ihres Onkels bezeichnen, aber er und ich haben uns gut verstanden. Ihr Onkel hat allein gelebt, das wissen Sie ja. Es ist nicht leicht für einen Mann, ein so großes Haus allein in Ordnung zu halten, ich habe ihm über Jahre hinweg dabei geholfen. Ich war gewissermaßen seine Zugehfrau, und so hat sich im Laufe der Zeit ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen uns beiden entwickelt.«

»Das habe ich nicht gewusst.«

»Kann ich mir denken. Sie waren auch selten bei Ihrem Onkel. Er ist sehr stolz auf Sie gewesen, wir haben oft miteinander über Sie gesprochen, und ich kann Ihnen auch sagen, dass er gespürt hat, wie kurz er nur noch leben würde. Ja, er hat seinen Tod geahnt, und mir knapp eine Woche zuvor dieses versiegelte Etui übergeben, was nur für Sie bestimmt ist.«

»Und Sie wissen nicht, was es beinhaltet?«

»Nein. Gott bewahre, ich habe es nicht geöffnet! Ich konnte doch sein Vertrauen nicht enttäuschen.«

»Das verstehe ich.«

»Nehmen Sie es bitte an sich. Es gehört Ihnen.«

Das wäre für Paul Sullivan kein Problem gewesen. Greifen, einstecken und fertig. Doch das tat er noch nicht. Er zögerte. Etwas hielt ihn davon ab, und er musste noch eine Frage stellen.

»Er hat auch nicht angedeutet, was es beinhaltet?«

»Nein, tut mir leid. Ich will es auch nicht wissen. Es gehört einzig und allein Ihnen.«

»Gut, dann nehme ich es an mich.«

»Danke. Damit haben Sie mir eine große Last von den Schultern genommen. Ich bin so froh, dass ich Sie noch erwischen konnte. Jetzt geht es mir besser.«

»Das glaube ich Ihnen. Darf ich fragen, wo Sie leben?«

»In der Nähe Ihres Onkels. In einem Nachbarort. Ich bin immer mit meinem Bruder zu ihm gefahren. Er hat sich um den Garten gekümmert, während ich mich im Haus nützlich gemacht habe.«

»Okay, dann darf ich mich noch mal bei Ihnen bedanken, Eartha.«

»Keine Ursache.« Sie war schon im Begriff, sich von ihm abzuwenden, da stellte Paul Sullivan noch eine Frage.

»Gibt es da noch etwas, Eartha, was Sie mir sagen sollten?«

Sie schaute ihn etwas überrascht an.

»Wie meinen Sie das?«

»Nun ja, was meinen Onkel angeht? Zu wem er Kontakt hatte und ob es Freunde gab.«

Eartha überlegte. Erst nach einer Weile sagte sie: »Das kann ich so nicht bestätigen. Ihr Onkel war so etwas wie ein Einzelgänger oder Eigenbrötler. Er hat sein Haus kaum verlassen. Es sei denn, er ging in den Garten und sprach mit meinem Bruder. Aber sonst …?« Sie hob die Schultern.

»Gab es denn einen Grund, dass er sich so abgekapselt hat?«

»Das weiß ich nicht, Paul.« Sie legte ihre Stirn in Falten und zeichnete sie mit einer Fingerkuppe nach. »Ich weiß wohl, dass er viel gelesen hat. Bücher, die alt aussahen und es wohl auch waren. Manche waren in einer für mich fremden Sprache geschrieben. Aber ich weiß, dass er sie immer in einem Schrank verschlossen hielt.«

»Danke.«

»Ach ja, da ist noch etwas.« Sie schüttelte den Kopf. »Zu dumm, dass es mir erst jetzt einfällt. Sie kennen das Haus ja wohl.«

»Sicher.«

»Dann müssten sie auch wissen, dass es dort einen Keller gibt, der recht klein ist, weil nicht das gesamte Gebäude unterkellert ist. In diesem Keller bin ich nie gewesen. Die Tür zu ihm war stets abgeschlossen, wenn ich im Haus war. Das hat mich gewundert, aber ich habe nicht weiter nachgefragt.«

Paul lächelte. »Das hat sich angehört, als hätte mein Onkel dort etwas unter Verschluss gehalten.«

»Das ist durchaus möglich. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass es etwas Schlimmes sein könnte.«

»Sicher.«

Eartha schwieg für einen Moment, bevor sie Paul Sullivan zunickte.

»Dann habe ich meine letzte Pflicht getan. Ich wünsche Ihnen viel Glück, und sollten bei Ihnen noch Fragen auftauchen, dann können Sie sich gern an mich wenden.« Sie holte aus der anderen Tasche einen Zettel hervor. »Ich habe hier meine Anschrift notiert. Die Telefonnummer habe ich auch aufgeschrieben.«

»Danke.«

»Eine Frage hätte ich noch, Mr. Sullivan.«

»Bitte.«

»Werden Sie das Haus Ihres Onkels verkaufen? Oder werden Sie darin wohnen?«

Paul hob die Schultern. »Das weiß ich noch nicht. Ich habe mich vorerst entschlossen, die folgenden Nächte dort zu verbringen. Da kann ich dann in aller Ruhe darüber nachdenken, wie es weitergeht.«

»Das ist gut. Und wenn Sie Hilfe brauchen …«

»Werde ich mich an Sie wenden.«

»Danke.« Eartha reichte ihm die Hand, drückte sie fest und ging über den fast menschenleeren Friedhof davon.

Die Bilder der Erinnerung verschwammen. Paul Sullivan erwachte wie aus einem Traum und sah eine andere Welt um sich herum. Dicht vor ihm verlief das graue Band der Straße, über die der Bus fuhr, der ihn hergebracht hatte.

Er starrte auf das Etui mit dem Siegel in seinen Händen, das er noch nicht geöffnet hatte und jetzt überlegte, wie lange er seine Neugierde noch im Zaum halten konnte. Sein Gefühl sagte ihm, dass ihm sein Onkel etwas Besonderes hinterlassen hatte, was womöglich auch seine Zukunft bestimmen könnte …

*

Es würde noch eine Weile dauern, bis sein Bus kam und er einsteigen konnte. Paul Sullivan hätte sich auch von einem der Trauergäste mitnehmen lassen können, aber das hatte er nicht gewollt. Er hatte auch keine Lust, mit einem Fremden über seinen Onkel zu sprechen, er wollte einfach nur allein sein und nachdenken.

Und er blieb allein. Andere Menschen, die ebenfalls auf den Bus warteten, kamen nicht.

Ab und zu fuhr ein Auto vorbei. Der Fahrtwind wirbelte das auf der Straße liegende Laub auf.

Sullivan blieb bei seinem Vorhaben. Er wollte das Haus seines Onkels aufsuchen und sich dort umschauen. Einen Schlüssel besaß er. Ob er etwas erben würde oder ihm sogar das ganze Haus überschrieben werden würde, das wusste er nicht. Das konnte er sich auch nicht vorstellen, und so machte er sich keine weiteren Gedanken darüber.

Aber da gab es das Etui. Noch war es versiegelt. Hätte sein Onkel Jason noch gelebt, er hätte sich nicht den Kopf darüber zerbrochen, ob er das Siegel brechen und das Etui öffnen sollte.

Das sah jetzt anders aus, denn jetzt gehörte das Erbe ihm. Damit konnte er tun und lassen, was er wollte.

Paul schaute es sich noch mal an. Er drehte das Etui, dessen Oberfläche lackiert war, einige Male zwischen seinen Händen. Auffälliges war nicht zu entdecken. Eine neutrale schwarze Farbe. So sahen viele Brillenetuis aus.

Paul allerdings glaubte nicht daran, dass der Inhalt aus einer Brille bestand. Dann hätte das Etui nicht erst versiegelt werden müssen. Nein, er war sich klar darüber, dass sich ein besonderes Erbe darin befinden musste, und seine Neugierde steigerte sich. Wäre jetzt der Bus gekommen, er hätte keinen Gedanken daran verschwendet, es zu öffnen. So aber hatte er Zeit, und seine Neugierde wurde zudem immer größer.

Mit dem Fingernagel ließ sich das Siegel nicht zerstören. Aber Sullivan wusste sich zu helfen. Ein Taschenmesser trug er immer bei sich. Er holte es hervor und klappte es auf.

Wer ihn beobachtet hätte, der wäre nicht auf den Gedanken gekommen, einen Mann aus einem Priesterseminar vor sich zu haben. Paul Sullivan war zwar dunkel, aber normal gekleidet. Ein Anzug aus Grobcord, ein grauer Pullover und ein kurzer Mantel, der nur bis zu seinen Hüften reichte. Obwohl er noch zu den jungen Menschen zählte, war sein Kopf kahl bis auf einen Haarkranz am Hinterkopf. Das Gesicht mit den schmalen Lippen und der Höckernase zeigte irgendwie einen starren Ausdruck. Auf der Oberlippe wuchs ein Bart, der wie ein schwacher dunkler Schatten aussah.

Als hätte er etwas Verbotenes vor, schaute er sich um, bevor er das Messer ansetzte. Er wollte den Lack dort lösen, wo die beiden Teile des Etuis zusammentrafen.

Es war nicht so einfach, wie er es sich vorstellt hatte. Die Schicht lag recht fest auf dem Etui. So leicht ließ sie sich nicht knacken. Paul brauchte schon mehrere Versuche, bis der Lack splitterte, sodass er die Messerspitze dort ansetzen konnte, wo sich die beiden Hälften trafen. Dort kratzte er die letzten Reste weg und hatte freie Bahn.

Das Messer klappte er zusammen und steckte es wieder weg. Danach musste er nur noch den Deckel des Etuis in die Höhe heben, um zu sehen, was ihm sein Onkel vererbt hatte.

Noch einmal schaute er sich um und nickte zufrieden, als er sah, dass er nicht beobachtet wurde. Er musste nur einen leichten Druck ausüben – und schon klappte das Etui auf.

Pauls Herz klopfte schneller. Seine Anspannung blieb, auch wenn er das Erbe geöffnet hatte. In seiner Brust spürte er einen leichten Druck, der bis zu seinem Magen reichte, denn was er sah, das überraschte ihn schon.

Er hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, was das Etui beinhaltete. Nun starrte er auf den kleinen Gegenstand, der auf schwarzem Samt lag.

Das war ein Schlüssel!

»Na denn«, sagte er, und seine Stimme klang irgendwie erleichtert.

Er schaffte es nicht, seinen Blick von dem Gegenstand zu lösen. Dass es Schlüssel der verschiedensten Art und Formen gab, war ihm bekannt. Alte, neue, Schlüssel als Chipkarten und so weiter.

Dieser hier gehörte zu den alten. Man konnte ihn sogar als antik bezeichnen, und wenn er darüber nachdachte, fiel ihm keine Tür ein, zu der dieser Schlüssel hätte passen können. Das Haus seines verstorbenen Onkels wurde jedenfalls mit einem anderen geöffnet.

Das Metall war Eisen. Ein recht langer Schaft, ein verzierter Griff und ein Bart, der vier Einkerbungen aufwies. Es war kein leichter Schlüssel, das merkte er, als er ihn anhob. Dabei fiel ihm etwas auf. Der Samt als Unterlage verrutschte leicht, sodass er etwas sah, mit dem er nicht gerechnet hatte.

Ein weißes Stück Papier erschien in einer Ecke. Nur ein winziger Ausschnitt, aber es war ein Stück Papier, das unter dem Samt verborgen gewesen war.

Pauls Neugierde steigerte sich. Er atmete einige Male tief durch, um Ruhe zu finden, die er brauchte, um sich das Papier anschauen zu können. Mit spitzen Fingern zog er es hervor und sah, dass es zweimal zusammengefaltet war.

Sullivan hielt es noch zwischen den Fingerspitzen. Er achtete darauf, dass es ihm beim Auffalten nicht weggeweht wurde. Danach glättete er es und sah, dass der weiße Zettel eng beschrieben war. Mit einer Tinte und gestochen scharfer Schrift.

Halblaut las er vor:

»Wenn Du diese Nachricht findest, bin ich nicht mehr unter den Lebenden, mein lieber Neffe. Du bist deinen eigenen Weg gegangen, den ich immer akzeptiert habe, aber ich möchte Dich um einen letzten und wichtigen Gefallen bitten. Setze Dich bitte mit einem Oberinspektor John Sinclair in Verbindung. Melde Dich bei Scotland Yard und bitte den Mann, nach Schottland zu kommen. Er soll sich mein Haus anschauen, denn dort wird er etwas entdecken, was für ihn sehr wichtig ist und von dem auch schon sein Vater gewusst hat.«

Sullivan musste den Zettel umdrehen, um weiterlesen zu können.