John Sinclair 1648 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1648 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Kann man einen zehnfachen Mörder beschützen?

Es war etwas, über das Suko und ich noch nie nachgedacht hatten, doch dann wurden wir mit dieser Frage konfrontiert. Es ging um Marc Duras, der Amok gelaufen war und die zehn Menschen umgebracht hatte, die am Tod seiner Tochter die Schuld trugen.

Nur war das für ihn nicht das Ende, denn nicht nur die Polizei von Paris jagte ihn, sondern auch die Geister der Vergangenheit ...

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumGeister der VergangenheitVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Geister der Vergangenheit

Kann man einen zehnfachen Mörder beschützen?

Es war etwas, über das Suko und ich noch nie nachgedacht hatten, doch dann wurden wir mit dieser Frage konfrontiert. Es ging um Marc Duras, der Amok gelaufen war und die zehn Menschen umgebracht hatte, die am Tod seiner Tochter die Schuld trugen.

Nur war das für ihn nicht das Ende, denn nicht nur die Polizei von Paris jagte ihn, sondern auch die Geister der Vergangenheit …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-4419-3

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Geister der Vergangenheit

Es sollte eine Tat werden, die die Welt aufhorchen ließ. Es würde Tote geben, jede Menge Tote, und das war so gewollt.

Die Vorbereitungen waren getroffen, die Waffen geladen. Jetzt mussten sie nur noch sprechen.

Genau dafür würde Marc Duras sorgen!

Der dunkle Wagen hielt dort, wo keine Laterne ihr Licht hinstreute. Als die Scheinwerfer erloschen, glänzte auch das regennasse Pflaster nicht mehr. Die an der Beifahrerseite hoch wachsende Mauer sorgte für noch mehr Dunkelheit, was dem Fahrer entgegenkam, der zunächst nicht ausstieg und bewegungslos hinter seinem Lenkrad hocken blieb.

Sekundenlang rührte er sich nicht. Wer in das Auto schaute, hätte ihn für einen Dummy halten können. Es war nicht mal zu sehen, dass er atmete.

Und doch lebte er. Er atmete auch und holte tief Luft, bevor er seine Hand auf den Beifahrersitz legte und die Finger nach etwas Dunklem griffen, das dort lag.

Es war eine Wollmütze, die an drei Stellen eingeschnitten war. So waren Löcher für Augen und Mund entstanden. Wenn die Mütze richtig saß, hatte der Mann keine Probleme, völlig normal zu sehen. Die Augenlöcher waren so groß, dass er seine Blicke auch zur Seite werfen konnte.

Er rückte die Maske noch mal zurecht und strich über seine Brust, die von einer schusssicheren Weste geschützt wurde. Sie bestand aus einem besonderen Kunststoff, war im Vergleich zu den früheren Westen sehr leicht und stellte für ihn keine Behinderung dar.

Es war nicht unbedingt wichtig, dass er die Weste trug, aber ein Mann wie er ging auf Nummer sicher. Er wollte bei seiner Aktion keine Überraschungen erleben. Wenn jemand Überraschungen brachte, dann war nur er es.

Auch seine Waffen hielt er parat. Zwei automatische Schnellfeuerpistolen, die aus US-Armeebeständen stammten und einige verschlungene Wege hinter sich hatten, bevor sie in seinen Besitz gelangt waren.

Duras stieg aus. Nicht einmal das Innenlicht verbreitete seinen Schein. Er hatte es aus Sicherheitsgründen abgestellt. Nichts wollte er dem Zufall überlassen.

Er schloss die Türen durch das Funksignal, richtete sich zu seiner vollen Größe neben dem Fahrzeug auf und schaute sich um. Er tat es nicht mal bewusst, das war reine Routine, und dass er zufrieden war, zeigte sein Nicken.

Sein Blick glitt nach vorn. Es war eine Gasse, in der er sich befand. Ein dunkler Schlauch, der sich erst am Ende erhellte, denn dort verbreitete eine einsame Laterne ihr Licht. Irgendwie wirkte sie fehl am Platze.

Es verstand sich von selbst, dass Duras dunkle Kleidung trug. Er musste sich der Umgebung anpassen. Er wollte nicht gesehen werden, nur so konnte er seine Aufgabe erfüllen. Den Tod sah man auch nicht. Der war plötzlich da und schlug zu.

Genau das hatte Marc Duras vor, als er sich von seinem Auto entfernte. Er ging zügig voran. In der dunklen Kleidung fiel er kaum auf, und die weichen Sohlen seiner Schuhe verursachten nicht den geringsten Laut.

Er war recht groß. Auch kräftig. Jeder Schritt, jede Bewegung zeigte, wie durchtrainiert er war.

Er ging auch nicht in der Gassenmitte, sondern hielt sich dicht an der Mauer. Sie zog sich bis zum Ende der Gasse hin. Ihr gegenüber reihten sich dicht an dicht die Rückseiten alter Häuser. Wenn sie Fenster aufwiesen, dann gingen diese nach vorn hinaus. An dieser Seite gab es keine Öffnungen.

Es war wirklich die ideale Zeit für ihn, und auch das Wetter spielte mit. Der Regen war in ein Nieseln übergegangen, aber jetzt gab es auch diese winzigen Tropfen nicht mehr. Er spürte nur noch den kalten Wind, der durch die Gasse wehte und in die Schlitze seiner Wollmaske drang.

Die Luft war mit einer starken Feuchtigkeit gefüllt, und so wehten Dunstschwaden über das alte Pflaster. Es gab hier keinen Menschen. Man schien die Gasse vergessen zu haben. Auch weiter vorn, wo das Licht schwach zu erkennen war, gab es keine Bewegung. Es blieb alles still, wie für ihn gemacht.

Und er hatte ein Ziel. Bis zum Ende der Gasse musste er nicht gehen.

Auf der linken Seite wurde die Reihe der Fassaden unterbrochen. Es war eine schmale Gasse, mehr eine Einfahrt. Das wussten nur Menschen, die sich auskannten, und Duras gehörte zu ihnen.

Er wechselte die Seite, und als er in die schmale Öffnung hineinhuschte, sah es aus, als wäre ein Gespenst verschwunden. Jetzt sah ihn niemand mehr, und er lächelte hinter seiner Maske.

Er ging langsamer und schaute zudem zu Boden. Gassen wie diese luden Umweltverschmutzer dazu ein, ihren Abfall wegzuwerfen. Dosen, Verpackungen und so weiter, und das war auch hier der Fall, denn er konnte nicht mehr so normal laufen. Immer wieder musste er seine Füße anheben, um nicht gegen ein Hindernis zu stoßen, denn in der Stille war auch das leiseste Geräusch zu hören.

Sein Ziel lag jetzt nah. Und je näher er ihm kaum, umso vorsichtiger wurde er. Mit einer Hand tastete er nach dem Griff des Kampfmessers, das normalerweise von Fallschirmjägern getragen wurde. Es steckte in einer Lederscheide, die an seinem Oberschenkel befestigt war.

Auch hier ragten graue Mauern rechts und links ohne Fenster hoch. Duras lief nicht Gefahr, beobachtet zu werden, aber er wusste auch, dass dies nicht so bleiben würde.

Drei Meter weiter hatte er sein Ziel erreicht. Die Tür in der Wand war normalerweise nicht zu sehen. Man musste sich schon auskennen, um sie zu entdecken.

Marc Duras blieb vor ihr stehen und ließ seinen Blick an ihr entlang gleiten.

Er atmete aus. Vor der Maske und in der Mundhöhle erschien eine Nebelwolke. Er war bereit. Es würde nicht mehr lange dauern, dann konnte er seine eigentliche Aufgabe beginnen.

Hinter seiner Stirn tuckerte es. Leichte Kopfschmerzen, die ihn immer dann überkamen, wenn er vor einer Entscheidung stand. Er ärgerte sich darüber, aber es ließ sich nicht ändern.

Die Tür war verschlossen. Das war sie eigentlich immer, denn die Leute, die sich hinter ihr versteckten, hatten es gar nicht gern, wenn sie gestört wurden. Und sollte das tatsächlich mal geschehen, dann zeigten sie ihre wahren Gesichter.

Marc Duras wusste, wie er die Tür öffnen konnte. Nicht mit Gewalt. Er hatte sich gut vorbereitet. Es hatte jemanden gegeben, der ihm alles verraten hatte. Nur lebte dieser Jemand nicht mehr. Seine Leiche hatte der Fluss mitgenommen und irgendwo ans Ufer gespült, wo sie noch nicht entdeckt worden war.

Dicht neben der Tür und in der Mauer war die schmale Tastatur eingelassen worden. Auch sie war nur Kennern bekannt. Es gab neun Zahlen. Nur wer die entsprechende Reihenfolge kannte, hatte die Chance, sich Zutritt zu verschaffen.

Duras musste sich etwas bücken, um die Zahlen zu erkennen. Licht brauchte er nicht, aber er wusste, dass er sechsmal tippen musste. Und das in einer bestimmten Reihenfolge, die jeden Monat verändert wurde.

Als er die letzte Zahl eingetippt hatte, atmete er tief durch. Ab jetzt war er noch konzentrierter, denn der erste Höhepunkt stand dicht bevor.

Sekunden vergingen, und er befürchtete schon, dass sich der Code geändert hatte, da vernahm er das leise Summen. Er war das Zeichen, dass er eintreten konnte.

Ein leichter Druck gegen die Tür. Sie schwang so locker auf, als hätte sie kein Gewicht. Und plötzlich veränderte sich die Umgebung, in die er hineinschaute.

Bisher war er nur von einer Dunkelheit umfangen gewesen. Das war jetzt vorbei. Er schaute in einen nicht sehr langen Flur, der von einem kalten Licht erhellt wurde. Auf dem Steinboden und auf den kahlen Wänden hinterließ es einen leicht bläulichen Widerschein.

Der reichte bis zu einer Tür, die das Ende des Flurs anzeigte. Und davor stand ein Mann. Es war der Wächter, und auch das wusste der Ankömmling.

Der Mann an der Tür sagte kein Wort, während der Eingang wieder zufiel. Er wartete auf den Besucher und schien sich an dessen Maskerade nicht zu stören.

Duras ging vor. Er hatte sich leicht gedreht, so sah der Wächter nicht, dass sich die Finger seiner rechten Hand um den Messergriff schlossen. Mit einer gelassenen Bewegung holte Duras die Waffe hervor und presste die eng gegen seine Kleidung.

Vor dem Mann blieb er stehen. Dessen Gesicht zeigte keine Bewegung. Nur die Augen zuckten.

Duras tat, als wollte er seine Maske vom Kopf ziehen. Hier als Vermummter zu erscheinen war nicht so ungewöhnlich. Erst im Tempel sollten die Mitbrüder ihre wahre Identität erkennen, das hielten auch andere so.

Der Wächter öffnete die Tür und nickte. Er gab damit das Zeichen zur Demaskierung.

Duras zog die Mütze mit der linken Hand hoch. Was seine rechte tat, nahm nur er wahr.

Durch das Ablenkungsmanöver wurde der Wachtposten völlig überrascht. Er sah noch in Bauchhöhe etwas schimmern, dann stieß Duras die breite Klinge des Messers in den Leib des Mannes, der plötzlich aufgurgelte, nach vorn gegen seinen Mörder fiel und sich so das Messer noch tiefer in den Körper rammte.

Marc Duras blieb völlig ruhig und ungerührt. Er wirkte wie ein Mann, der eine solche Tat schon öfter durchgeführt hatte. Es machte ihm auch nichts aus, dass der andere Körper gegen ihn drückte. Er hielt ihn fest. Hinter der Maske verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln.

Marc Duras hielt den Mann so lange fest, bis er sicher sein konnte, dass kein Leben mehr in ihm steckte. Erst dann war er zufrieden und ließ den Toten los.

Die Gestalt sackte zusammen. Ein letztes Geräusch drang aus seinem Mund. Luft, die nach draußen musste. Aber es war keine Atemluft.

Duras lehnte die Leiche neben der Tür gegen die Mauer. Er war froh, dass die Tür nicht wieder ins Schloss gefallen war. War sie einmal offen, wurde sie von einer Sperre gehalten.

Es war alles so, wie man es ihm berichtet hatte. Duras blieb ruhig, auch wenn er manchmal schnaufte. Aber seinen nächsten Bewegungen war keine Nervosität anzusehen, als er einen langen Schritt nach vorn ging und dabei die Schwelle übertrat.

Schon als der Wächter die Tür geöffnet hatte, war ihm aufgefallen, dass die Welt dahinter nicht in völliger Dunkelheit lag. Ein schwaches Licht brachte eine gewisse Helligkeit. Sein bläulicher Schimmer fand sich auf den Stufen einer Steintreppe wieder, die recht steil in die Tiefe führte.

Bisher hatte Duras nur Stille erlebt und sich auch daran gewöhnt. Jetzt änderte sich dies. Es gab keine Stille mehr, denn von unten her, wo die Treppe zu Ende war, hörte er Geräusche. Sie waren für Duras nicht einzuordnen. Trotzdem blieb er stehen, um ihnen zu lauschen.

Marc Duras hatte im Laufe seines Lebens ein Gespür für Gefahr entwickelt. Das hatte ihm schon oft das Leben gerettet. Auch jetzt konzentrierte er sich und wartete auf entsprechende Signale aus der Tiefe, die ihn nicht erreichten. Es waren einfach nur die Geräusche, die er nicht einordnen konnte.

Er setzte sich in Bewegung. Erneut war kein Laut zu hören, wenn seine Sohlen die Stufen in diesem engen Treppenschacht berührten.

Nachdem er fünf Stufen hinter sich gelassen hatte, hielt er an.

Erneut lauschte er.

Ja, die fremde Botschaft hatte sich verändert. Er wollte nicht mehr von Geräuschen sprechen, sondern von Gesang. Und es war nicht nur eine Stimme, die ihn produzierte. Dort unten sangen mehrere Menschen.

Hinter der Maske zuckten die Lippen. Der Gesang war mit einem Choral zu vergleichen, der aber nichts mit einem Choral zu tun hatte, der in der Kirche oder in einem Kloster gesungen wurde. Es sei denn, die Besucher oder die frommen Mönche hatten es sich überlegt und huldigten dem Teufel. Auch so etwas gab es, und Duras rechnete damit, dass er bald die Wahrheit erfahren würde.

Er hatte sich niemals auf der Hälfte eines Wegs aufhalten lassen. Das tat er auch jetzt nicht, denn er nahm die zweite Hälfte der Treppe in Angriff und ging ebenso leise wie zuvor.

Noch bevor er die Treppe ganz hinter sich gelassen hatte, sah er die freie Fläche zwischen der letzten Stufe und einer Tür, hinter der sich die Sänger befanden.

Die Lampe mit dem blauen Licht klebte unter der Decke. Sie bildete eine halbe Kugel, und hier war die blaue Helligkeit so intensiv, dass er sich umschauen konnte.

Vor sich sah er eine Tür, die ihn beinahe enttäuschte, weil sie völlig normal war. Er hatte damit gerechnet, eine Tür zu sehen, in deren Holz bestimmte Zeichen eingeschnitzt worden waren. Geheimnisvolle Symbole, die auf Welten hinwiesen, die im Verborgenen lagen.

Ihm fiel nur auf, dass die Tür einen leichten Glanz abgab. Es hing damit zusammen, dass sie an dieser Seite poliert war und sich das bläuliche Licht darauf spiegeln konnte.

Es war für ihn okay. So hatte er sich diesen Keller vorgestellt und konnte zufrieden sein.

Es gab keine Klinke, dafür einen Knauf.

Duras war es gewohnt, gewisse Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten. Auch in diesem Fall hatte er nicht darauf verzichtet. Über beide Hände hatte er dünne Handschuhe gestreift, und so spürte er die Kühle des Knaufmetalls nicht, als er ihn umschloss.

Das Ziel war so nah. Er hatte alles getan. Er war eiskalt gewesen. Bis zu diesem Augenblick. Jetzt stand der letzte Schritt bevor, und er spürte, dass etwas in ihm hochkochte.

Bilder tauchten auf. Erinnerungen. Eine tote, bleiche junge Frau, mit der man Schreckliches angestellt hatte. Er sah eine Frau, die über der Toten zusammengebrochen war, und konnte ihren anklagenden Blick nicht vergessen, mit dem sie ihn angeschaut hatte.

Warum hast du sie nicht beschützt? Warum nicht? Du hättest bei ihr sein können!

Ja, das hätte er. Er hätte auf Warnungen achten müssen. Er hatte es nicht getan, und dann hatte er auf den Körper der Toten starren müssen.

Grauenhaft und brutal. Das schlimmste Erlebnis in seinem bisherigen Leben.

In diesen schrecklichen Augenblicken hatte er einen Schwur geleistet.

Er hatte sich Zeit nehmen müssen, um alles vorzubereiten. Jetzt war er bereit, den Schwur in die Tat umzusetzen.

Genau mit diesem Gedanken zog er die Tür auf!

*

Ich liebe Frühstücke. Besonders dann, wenn ich sie nicht allein einnehmen musste. Das war der Fall. Ich saß zusammen mit der Tierärztin Maxine Wells und dem Vogelmädchen Carlotta am Tisch. Wir freuten uns nicht nur über das Essen, sondern auch darüber, dass wir alle noch lebten und vier schreckliche Engelwesen in einer Arena, deren Platz in einer anderen Dimension gewesen war, vernichtet worden waren.

Für Carlotta war es das schlimmste Erlebnis in ihrem bisherigen Leben gewesen, und sie hatte mit uns darüber beinahe die Hälfte der hinter uns liegenden Nacht gesprochen.

Aber sie hatte dem auch etwas Positives abgewinnen können und war der Meinung, gereift zu sein.

Maxine und ich hatten ihr nicht widersprochen, doch die Tierärztin hatte mir im Vertrauen erklärt, dass sie weiterhin ein Auge auf Carlotta haben wollte, was ich nur begrüßen konnte.

So gern ich noch mit den beiden den ganzen Vormittag über am Tisch gesessen hätte, aber es drängte mich, zurück nach London zu kommen. Ich musste am Mittag in Edinburgh sein, um dort in den Flieger zu steigen. Maxines Überredungsversuchen hatte ich widerstanden. Außerdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass man mich in London brauchte.

Nach einem letzten Schluck Kaffee warf ich einen Blick auf die Uhr und nickte in die kleine Runde.

»So leid es mir tut, aber es wird Zeit für mich.«

»Wirklich?«, fragte Carlotta.

»Ja.«

Sie legte eine Hand auf meine und schaute mich aus ihren großen Augen an, in denen sich mehrere Farbvarianten mischten. Blau, grau und grün.

»Oder magst du uns nicht?«

Ich verdrehte die Augen. »Muss ich dir darauf eine Antwort geben?«

»Nur wenn du willst.«

Ich wurde gerettet, denn mein Handy meldete sich. Schon mit einem Blick wusste ich, woher man mich anrief, und wenig später hörte ich Sukos Stimme.

Dass ich den letzten Fall überstanden hatte, wusste er. Jetzt fragte er nur: »Bist du schon auf den Beinen?«

»Was denkst du denn?«

»Dann schaffst du deine Maschine am Mittag?«

»Na klar.« Ich ahnte, dass hinter dem Anruf mehr steckte und erhielt gleich darauf die Bestätigung.