John Sinclair 17 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 17 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Das Dämonenauge. War so alt wie die Welt. In den Händen des Schwarzen Todes wurde es zur furchtbaren Waffe. Denn durch dieses Auge sah der Schwarze Tod alles Unheil voraus. Siegessicher setzte er diese unheimliche Waffe gegen Menschen und Dämonen ein. Er wollte das totale Chaos und den Untergang des Guten. John Sinclair machte sich daran, das Dämonenauge zu zerstören... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDas DämonenaugeVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Das Dämonenauge

war so alt wie die Welt. In den Händen des Schwarzen Todes wurde es zur furchtbaren Waffe. Denn durch dieses Auge sah der Schwarze Tod alles Unheil voraus. Siegessicher setzte er diese unheimliche Waffe gegen Menschen und Dämonen ein. Er wollte das totale Chaos und den Untergang des Guten.John Sinclair machte sich daran, das Dämonenauge zu zerstören …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2771-4

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Das Dämonenauge

Jane Collins kämpfte mit dem Tod!

Ich hatte sie auf eine Liege gebettet. Janes Gesicht war noch blasser als das weiße Tuch, auf dem sie lag. Der

Mullverband auf der Wunde war blutdurchtränkt, die

Lippen schimmerten bleich.

Würde sie es schaffen und mit dem Leben davonkommen?

Ich kniete neben der Liege, sah nur ihr Gesicht, die eingefallenen Wangen. Meine Augen brannten. Die

Angst um Jane schnürte mir die Kehle zu.

Zwei Öllichter brannten am Kopfende der Liege. Ihr Licht erfüllte den Raum mit einem verschwommenen Dämmerschein. Mein Blick wanderte zu den Lampen hin. Ich hatte plötzlich das Gefühl, als würden sie sich einander nähern, einen furiosen Feuerwirbel bilden, aus dem sich dann die Bilder der Vergangenheit schälten.

Hinter mir stand Suko, mein Freund und Partner. Er hielt die Hände gegeneinander gepresst. Hin und wieder hörte ich ihn schwer atmen.

Wie war es dazu gekommen, dass Jane hier lag und mit dem Tod kämpfte?

Es begann damit, dass Jane eine Hausbewohnerin zufällig vor dem Fahrstuhl traf. Die junge Frau – sie hieß Sandra Moran – lud Jane auf einen Drink in ihre Wohnung ein. Dort kam es dann zu dem grausamen Vorfall. Sandra brach plötzlich zusammen. Der Tod griff nach ihr. Doch kurz bevor sie starb, konnte sie noch einige Worte reden, die Jane Collins aufschreckten. Sandra versprach, nach dem Tod wiederzukommen. Jane alarmierte mich. Die Spur führte zu einem Mann namens Azarin. Er besaß eine Agentur, die er zusammen mit einer gewissen Marga leitete. Ich hatte bei meinen Ermittlungen gegen das Paar keinen Erfolg, Jane aber wurde in den Keller geschleppt und dort gefangen gehalten.

Sandras düstere Prophezeiung erfüllte sich. Sie kam wieder. Suko, der vor der Leichenhalle wartete, sah sie herauskommen und in einen Wagen steigen. Er nahm die Verfolgung auf, wurde aber auf regennasser Straße in einen Unfall verwickelt. Azarin hatte Sandra abgeholt, schaffte sie in den Keller zu Jane Collins und zu den beiden Mädchen Franca Corelli und Karin von Rodeneck. Auch sie waren Untote. Sie warteten auf ein viertes Mädchen, auf Colette. Doch sie kam nicht, und Azarin wusste, dass man ihm bereits auf den Fersen war. Er konnte nicht mehr warten und floh mit den drei Untoten und Jane Collins in Richtung Flughafen, wo sein Privatjet stand.

Ich hatte inzwischen alle Bedenken über Bord geworfen und fuhr noch einmal in die Agentur.

Dort traf ich auf Marga und die vierte Untote, die inzwischen eingetroffen war. Marga hatte schon Vorbereitungen getroffen und einige Kanister mit Benzin geleert. Während sie die Untote auf mich hetzte, zündete sie das Benzin an. Es war grauenhaft. Nur mit Mühe entkam ich dem Inferno. Mir gelang es, Marga zu retten. Bei Colette kam jede Hilfe zu spät. Aber auch Marga war sehr schwer verletzt. Sie hatte nur noch Minuten zu leben. Aber sie gab mir den entscheidenden Tip. Marga sprach von der griechischen Insel Delos. Dort sollten die Untoten geopfert werden, um die Dämonen von Atlantis wieder auferstehen zu lassen und eine neue Blütezeit des versunkenen Kontinents einzuleiten.

Suko und ich flogen nach Griechenland. In Athen besuchten wir einen Mann mit dem Namen Kiriakis. Den Tip hatte ich von der sterbenden Marga bekommen. Kiriakis war uns wohl gesonnen. Auch er galt als Feind des Bösen, und er wusste über Delos Bescheid. Mit seiner Hilfe starteten wir zu einem Dimensionssprung, trafen auf Delos ein, fanden dort die steinernen Puppen, die den Untoten aufs Haar glichen und konnten im letzten Augenblick die magische Auferstehung dieser Mörderpuppen verhindern. Doch um welchen Preis.

Jane Collins wurde schwer verletzt. Azarin hatte mit einem Messer auf sie eingestochen. Er selbst tötete sich mit der gleichen Waffe, da er bei seinem Herrn, dem Schwarzen Tod, in Ungnade gefallen war.

Wieder war der Name meines Erzfeindes gefallen. Aber ich hatte auch einen anderen Begriff gehört.

Das Dämonenauge!

Dieses Auge sollte ein wichtiges Bindeglied zwischen dem Schwarzen Tod und unserer realen Welt sein. Durch das Dämonenauge, so besagte es die Legende, war der Schwarze Tod in der Lage, in die Zukunft zu sehen.

Es musste zerstört werden, um dem Tod eine seiner wichtigsten Waffen zu nehmen. Ich hatte mir diese Aufgabe gestellt. Die Frage war nur, wie ich es anfangen sollte. Doch all diese Dinge waren für mich momentan zweitrangig.

Jetzt ging es um Jane Collins.

Um ihr Leben!

Suko und ich befanden uns mit Jane in Kiriakis’Wohnung, in einem Kellerraum, der in der Altstadt lag. Dort, wo die Gassen noch schmal und verwinkelt waren, wo kaum ein Tourist hinkam und die Menschen ihr eigenes Leben lebten.

Kiriakis selbst war nicht da. Er hatte sich verabschiedet und wollte etwas besorgen. Was, das hatte er nicht gesagt.

Ich wischte mir über die Stirn und atmete tief ein. Dann blickte ich wieder in Janes Gesicht, versuchte ein Lebenszeichen bei ihr zu erkennen.

Wie tot lag sie auf der Liege. Ich strich mit den Fingerspitzen über ihre Wangen. Fühlten sie sich schon kälter an? Hatte sich die Todesstarre bereits ihres Körpers bemächtigt?

»Jane!«, flüsterte ich. »Mein Gott …«

Schwer legte sich eine Hand auf meine Schulter. »Es wird schon alles gut werden«, sagte Suko leise hinter mir.

Ich zuckte die Achseln. »Man ist so hilflos«, erwiderte ich. »Man kann nichts tun, sich nicht wehren, sich …« Ich verstummte.

»Janes Schicksal liegt in der Hand eines anderen, John!«

»Ja.«

Ich erhob mich, sah das auf den Boden gezeichnete Pentagramm mit dem Stern in der Mitte und den magischen Symbolen an den Schnittflächen.

Dieses Pentagramm hatte uns im letzten Augenblick gerettet, als die Höllenmeute aus einer anderen Dimension in diesen Raum eingefallen war. Und noch immer klangen mir Kiriakis’Worte in den Ohren, als er sagte: »Azarin ist mein leiblicher Sohn!«

Wie grausam musste es für ihn gewesen sein, zu erfahren, dass sein eigener Sohn sich den Mächten der Finsternis verschrieben hatte. Ja, es war kein leichtes Schicksal, das wir zu tragen hatten. In meiner Schulterhalfter fühlte ich den Druck der Pistole. Wäre sie geladen gewesen, läge Jane jetzt nicht hier. Aber meine Waffe war leergeschossen, als Azarin zustach. Ich hatte noch nicht nachladen können. Die Reservemagazine lagen im Koffer. Und der stand in unserem Hotel.

»Wo er so lange bleibt?«, fragte ich ungeduldig.

»Er wird schon rechtzeitig kommen«, erwiderte Suko.

Mein chinesischer Partner hatte zu Kiriakis festes Vertrauen. So etwas geschieht bei einem Menschen wie Suko sehr selten.

Ich empfand die Luft in diesem Kellerraum als drückend. Meine Nerven vibrierten. Ich wollte hier raus, etwas tun.

Aber es war unmöglich, ich musste warten.

Auf Janes Tod – oder auf eine Rettung.

Die Geräusche der Altstadt drangen nur sehr schwach bis zu uns. Manchmal fühlte ich mich wie in einer Gruft.

Wieder sah ich Jane an. Ihre Haltung, ihr Ausdruck auf dem Gesicht hatte sich nicht verändert. Still und bleich lag sie auf dem provisorischen Bett.

Ich hatte sie zu einem Arzt bringen wollen. In ein modernes Krankenhaus, dessen Geräte auf dem neuesten Stand der Technik standen. Doch Kiriakis hatte dagegengesprochen. Seine Worte schwangen mir noch im Ohr nach, wie er sagte: »Ich werde bald zurücksein und etwas mitbringen, das Jane Collins heilen kann.«

Seltsamerweise stand Suko auf seiner Seite. Der Chinese ist selbst in einem Land geboren, in dem die Menschen den Glauben an die Kraft des Geistes und der Magie nicht verloren haben.

Er vertraute Kiriakis.

Und ich?

Wie oft schon war ich in meiner Laufbahn mit Dingen konfrontiert worden, die der normale Verstand nicht erklären konnte! Aber ich weigerte mich zu glauben, dass der Grieche Jane Collins wirklich helfen konnte.

»Er kommt«, sagte Suko und unterbrach damit meine pessimistischen Gedanken.

Suko hatte das bessere Gehör. Tatsächlich verdunkelte sich wenige Sekunden später der Eingang.

Ein Mann betrat den Raum.

Es war Kiriakis!

*

Der Grieche hielt eine flache Schale in der Hand. Sie war mit einem Tuch bedeckt, sodass ich nicht erkennen konnte, was sich in der Schale befand.

Ich lief auf Kiriakis zu. »Endlich!«, rief ich.

Der Grieche lächelte. »Du sollst nicht so ungeduldig sein, John Sinclair. Eile schadet selbst dem weisesten Mann.«

Es war seine Art, so zu sprechen. Etwas geschraubt und manchmal unverständlich. Dann versteckte er seine Bitten in Gleichnisse. Für Suko und mich war es nicht einfach, ihm immer zu folgen.

»Sie lebt noch, nicht wahr?«, fragte der Grieche.

»Ja.«

»Das ist gut. Ich habe es gewusst. Er hat es mir gesagt.« Der Grieche ging auf Janes Liegestatt zu.

»Wer hat es dir gesagt?«, wollte ich wissen.

Kiriakis blieb auf halbem Weg stehen und wandte den Kopf. Er blickte mich nachdenklich an. Dabei zauberte er ein Lächeln auf sein faltiges Gesicht. »Bezähme deine Neugierde. Du wirst ihn sicherlich noch kennenlernen. Denn er kann dir den Weg zum Dämonenauge ebnen.«

Da war der Begriff wieder gefallen.

Dämonenauge!

Was hatte dieses Auge mit Atlantis, der Insel Delos und Jane Collins zu tun?

Ich fühlte den Schweiß auf meinen Handflächen. Ich war nervös wie selten. Es war aber auch die schwüle Luft, die mir schwer zu schaffen machte. Die Decke des Raumes war niedrig. Ich konnte kaum aufrechtstehen.

Kiriakis blieb neben Jane Collins stehen. Rasch trat ich an seine Seite.

Janes Anblick zerschnitt mir fast das Herz. Ich hatte das Gefühl, dass ihre Haut noch blasser und durchscheinender geworden war. Reglos lag sie da.

Atmete sie überhaupt noch?

Wenn sie starb, dann musste ich mir die Schuld geben, obwohl … Ich schüttelte den Kopf, versuchte die schrecklichen Gedanken zu vertreiben, doch es wollte mir einfach nicht gelingen.

Ich hätte sie retten können.

Hätte … hätte …

Aber ich würde denjenigen unerbittlich jagen, der im Hintergrund die Fäden zog. Und dann – wenn ich ihn hatte – würde ich meinen Job aufgeben. Vielleicht würde ich diesen Kampf nicht überleben – es war mir in diesen grausamen Minuten egal.

Kiriakis zog das Tuch von der Schale. Ein grüner und stark riechender Brei füllte die Tonschale. Er war noch warm. Hitzeschwaden faserten der niedrigen Decke entgegen.

»Diese Salbe wird die Wunde schließen!« , sagte Kiriakis.

Ich räusperte mich.

Ein kleines Lächeln huschte über die schmalen Lippen des Griechen. »Du glaubst mir nicht?«

»Zumindest habe ich starke Zweifel.«

»Die bald aus der Welt geschafft sind, mein Freund. Jane Collins wird leben.«

Seine Zuversicht steckte mich an. Ja, plötzlich war ich sicher, dass Jane es schaffen würde.

»Nimm ihr vorsichtig den Notverband ab«, sagte Kiriakis.

Er trat einen Schritt nach hinten, damit ich an die Liege herankonnte. Ich strich über Janes Wangen und über das lange, seidige, blonde Haar.

Unendlich behutsam löste ich den Verband. Meine Finger zitterten dabei. Ich riss mich zusammen, zwang mich selbst zur Ruhe.

Dann sah ich die Wunde. Sie war nicht groß, hatte den Durchmesser einer Fingernagelhälfte. An den Rändern hatte das Blut schon eine Kruste gebildet. Sie war allerdings noch nicht so fest, dass ich sie beim Lösen des Verbandes mit abriss.

Meine tastende Hand glitt zur linken Seite ihres Körpers. Ich fühlte in Höhe des Herzens, wollte den Schlag verfolgen, auch wenn er noch so schwach war.

Die Finger fanden die richtige Stelle. Jetzt musste ich den Herzschlag spüren.

Der Schweiß sammelte sich auf meiner Stirn. Ich atmete mit offenem Mund. Wie ein grausamer Schock traf mich die Erkenntnis. Ich wollte sie abschütteln, hinwegwischen, doch die tastenden Finger trogen mich nicht.

Janes Herz hatte aufgehört zu schlagen! Die Detektivin war klinisch tot!

*

Jane Collins sah noch John Sinclair in die Felsenhalle stürmen, sie spürte den Hoffnungsfunken, der in ihr aufloderte, und dann schaute sie in Azarins verzerrtes Gesicht.

Sein Arm sauste herab. Kurz blitzte die Klinge vor ihren Augen auf, danach kamen der alles verzehrende Schmerz und die Dunkelheit.1

Die Zeit verging. Jane Collins wusste nicht, ob es Stunden oder nur Minuten waren. Sie war nicht tot, spürte aber auch keine Empfindungen mehr. Sie bekam nicht mit, wie sie auf das Boot getragen wurde, wie ich zitternd und mit gefalteten Händen neben ihr stand, wie sie in Kiriakis’Hütte gebracht wurde.

Irgendwann jedoch lichtete sich die absolute Schwärze. Janes Geist verließ den tiefen Schacht der Bewusstlosigkeit, tauchte auf, wurde an die Oberfläche gespült – und …

Plötzlich war alles anders.

Jane spürte rasende Schmerzen in ihrer Brust. Genau dort, wo die Waffe sie getroffen hatte. Ihr Herz hämmerte schwer. Wie Glockenschläge dröhnte es durch ihren Kopf. Sie wollte sich bemerkbar machen, wollte rufen, schreien – es ging nicht.

Spaltbreit öffnete sie die Augen. Es dauerte eine Zeit, bis sie etwas erkennen konnte.

Sie lag in einem ihr unbekannten Raum. Die Gegenstände um sie herum verschwammen wie bei einem Film, über den Wasser lief. Sie sah Menschen, die sich vorsichtig bewegten. Sie schienen zu schweben.

Dann trat eine Gestalt in ihre Nähe.

Es war ein Mann, das konnte sie jetzt erkennen.

Und sie kannte ihn. Sehr gut sogar.

Es war – John Sinclair!

Jane Collins wollte im ersten Augenblick laut aufschreien. Sie hatte vor, John Sinclair die Hand entgegenzustrekken, um sich von ihm hochhelfen zu lassen.

Doch Jane war gelähmt. Keinen Finger konnte sie bewegen. Ein grausames Schicksal hielt sie gefesselt. Und dabei war die Rettung doch so nahe. John stand bei ihr.

Warum sagte er denn nichts? Warum sprach er nicht mit ihr, machte ihr Hoffnung.

Jetzt kniete er sich neben das Bett. Seine Hand strich über ihre Wange. Sie spürte die Berührung, das sanfte Streicheln, in dem alle Zärtlichkeit lag, die John Sinclair für sie empfand. Seine Lippen bewegten sich, formten Worte.

Welche Worte?

Jane verstand sie nicht. Ihr Wille bäumte sich plötzlich auf. Warum hilft er mir denn nicht? Warum lässt John mich hier liegen?

Ein anderer Mann trat neben den Geisterjäger. Es war Suko, Johns chinesischer Partner. Er legte dem Geisterjäger die Hand auf die Schulter, sprach mit ihm. Wiederum verstand Jane Collins nichts.

John Sinclair erhob sich, ging weg von ihr. Seine Gestalt verschwamm.

Warum geht er?! schrie es in Jane. Warum bleibt er nicht da? John, bitte, bleib bei mir. Ich flehe dich an!

Jane glaubte zu schreien, doch kein Wort drang über ihre Lippen.

Die Detektivin blieb stumm.

Die Bilder verwischten. Etwas geschah mit ihr, das ihre Sinne und Reaktionen beeinträchtigte. Plötzlich begann ihr Herz rasend zu hämmern. Jane vermeinte, ihre Brust würde im nächsten Augenblick zerspringen. Gleichzeitig spürte sie von den Füßen her eine eisige Kälte langsam aufwärtskriechen.

So kündete sich der Tod an!

Tief in ihrem Unterbewusstsein dachte sie über die Geschichten der Sterbenden nach. Wenn sie davon berichteten, dass zuerst die grausame Kälte kam, die sich langsam aber stetig dem Herzen näherte, es einschnürte und dann zum Stillstand brachte.

Doch Sekunden bevor der Tod eintrat, da bäumte sich das Herz noch einmal auf. Es kämpfte gegen den grausamen, endgültigen Stillstand an, wollte die Zeit anhalten …

So hilf mir doch, John! Bitte … bitte …

Janes Gedanken formten die Schreie. Doch John konnte nicht helfen. Obwohl er so nah bei ihr stand, war er weiter entfernt denn je.

Plötzlich sah Jane wieder glasklar. Ein Mann hatte den Raum betreten. Er hielt etwas in der Hand. Deutlich erkannte Jane sein faltenreiches Gesicht, die scharf hervorspringende Nase, die hellwachen Augen und das lange graue Haar, das die Schultern berührte. Sie glaubte, diesen Mann schon einmal gesehen zu haben, wusste jedoch nicht wo. Ihr Gedächtnis und ihre Erinnerung ließen sie im Stich.

Der Mann trat zusammen mit John Sinclair an ihr Bett, sagte etwas.

In diesem Moment spürte Jane einen rasenden Schmerz in Höhe des Herzens. Sie hatte das Gefühl, auseinandergerissen zu werden, doch dann war auf einmal alles vorbei.

Kein Herzschlag mehr – nichts.

Dafür eine gewisse Leichtigkeit, ein Überschwang wie aus einer Sektlaune geboren.

Jane hätte tanzen können, schweben …

Schweben?

Ja, sie schwebte. Oder war es ihr Geist?

Sie befand sich jetzt unsichtbar über der Liegestatt, glitt der Decke entgegen.

Keine Einzelheit entging Jane Collins. Und sie hörte die Männer sogar miteinander reden. Verstand Worte.

»Tot, sie ist tot!« John Sinclair sagte es. Sie sah, wie er zusammenbrach, vor ihrem Bett auf die Knie fiel und sein Gesicht in beide Hände vergrub.

John Sinclair weinte.

Auch Suko wischte sich über die Augen.

Aber ich bin doch gar nicht tot! wollte Jane mitteilen. Ich bin hier. Seht her. Mir geht es ausgezeichnet. Ich freue mich sogar, kommt, tanzt mit mir …

Sie hörten nicht.