John Sinclair 1927 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1927 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Ich habe einen Verfolger!

Das hatte Purdy Prentiss nicht erst einmal gedacht. Allerdings hatte sie den Verfolger oder die Verfolgerin nicht gesehen, nur gespürt. Es hatte sie wie ein gefährlicher Hauch erwischt. Vom Rücken her war er an sie heran gekommen. Immer wenn das passierte, hatte sich die Staatsanwältin umgedreht, aber nichts entdeckt.

Das heißt, so genau konnte sie das auch nicht sagen, denn sie hatte stets das Gefühl gehabt, dass sich bei ihrer Drehung etwas blitzschnell auflöste, was kurz zuvor noch vorhanden gewesen war ...

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Seitenzahl: 135

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

Cover

Impressum

Purdys Horror-Trip

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Piotr Szafranie

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1291-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Purdys Horror-Trip

Ich habe einen Verfolger!

Das hatte Purdy Prentiss nicht erst einmal gedacht. Allerdings hatte sie den Verfolger oder die Verfolgerin nicht gesehen, nur gespürt. Es hatte sie wie ein gefährlicher Hauch erwischt. Vom Rücken her war er an sie heran gekommen. Immer wenn das passierte, hatte sich die Staatsanwältin umgedreht, aber nichts entdeckt.

Das heißt, so genau konnte sie das auch nicht sagen, denn sie hatte stets das Gefühl gehabt, dass sich bei ihrer Drehung etwas blitzschnell auflöste, was kurz zuvor noch vorhanden gewesen war …

War der Verfolger eine Gestalt, die da war und dann wieder verschwand? Vielleicht in eine andere Welt eingetaucht war? Es war möglich, doch es gab auch noch eine andere Seite.

Purdy konnte sich das alles eingebildet haben. Möglicherweise, weil ihre Nerven überreizt waren, denn in den vergangenen Wochen war es am Gericht hoch hergegangen. Da hatte sie jeden Tag in einem tiefen Stress gesteckt, den sie auch in der Nacht nicht hatte abbauen können, denn immer wieder hatte sie schlecht geschlafen.

Bei der Arbeit war das Phänomen eigentlich nie erschienen. Immer nur in der kargen Freizeit, und sie musste sich eingestehen, dass sie es nie hatte fassen können.

Es war ein Rätsel, aber sie glaubte nicht, dass sie sich diesen Verfolger einbildete. Er war da. Oder es war da. Und sie stufte das Unbekannte allmählich als eine Gefahr ein.

Auch an diesem Montag hatte sie wieder recht lang arbeiten müssen und sich noch ein paar Akten mit ins Büro genommen. Die wollte sie noch flüchtig durcharbeiten und dann endgültig Schluss machen.

Im Büro ließ sich Purdy Prentiss auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen. Aus dem Automaten hatte sie sich einen Kaffee gezogen und den Pappbecher mit ins Büro genommen. Jetzt saß sie hinter ihrem Schreibtisch, starrte den leeren Bildschirm des Computers an, warf aber auch ab und zu einen Blick auf die drei Akten, und sie überlegte, ob sie wirklich noch hineinschauen sollte.

Die Staatsanwältin trank ihren Kaffee und hatte das Gefühl, ihren Mund mit lauwarmen Wasser auszuspülen. Das Getränk schmeckte einfach widerlich.

Sie trank es trotzdem in kleinen Schlucken und dachte dabei nach. Aber auch das fiel ihr schwer. Sie hatte den Eindruck, dass jeder einzelne Gedanke an Gewicht zunahm und sie ihn nicht halten konnte, weil er immer tiefer sank.

Den Becher stellte sie zur Seite. Er war noch nicht leer getrunken, aber das störte sie nicht. Das Zeug war sowieso widerlich. Es war zudem ihr letzter Gedanke, denn die Natur verlangte ihr Recht.

Auf dem Stuhl sitzend fielen Purdy Prentiss die Augen zu, und sie hatte den Eindruck, wegzuschwimmen. Alles verschwamm vor ihren Augen. Die Welt schien sich aufzulösen, und dann fiel sie in einen tiefen Schlaf.

Zuerst traumlos. Dann aber lichtete sich das Dunkel um sie herum. Plötzlich verschwand die Schwärze ihrer Träume. Etwas zog auf. Eine gewisse Helligkeit, die aussah wie ein breiter Strahl, auf dem sie sich stehen sah und bis zu seinem Ende durchschauen konnte, denn dort stand noch jemand.

Wer das war, das wusste sie nicht. Jedenfalls war es eine Gestalt, die auf sie zu warten schien. Sie verschwand im Halbdunkel, das über dem Strahl lag.

Und dann sah sie die Reaktion des anderen. Er hatte nur kurz gezuckt, und jetzt setzte er sich in Bewegung. Er blieb auf dem seltsamen Strahl und dachte gar nicht daran, ihn zu verlassen. Beim Gehen bewegte er schlenkernd die Arme. Es sollte lässig aussehen, und das war es tatsächlich.

Unbeirrt kam er auf die Staatsanwältin zu, die nichts tat und einfach nur da stand. In ihrer starren Haltung sah sie aus, als würde sie auf den Menschen warten.

Und der ging weiter. Unbeirrbar, und so unbeirrbar setzte sich auch ihr Traum fort. Sie verspürte keine Angst, keinen Druck, sondern nur Neugierde auf den Fremden.

Warum kam er? Was wollte er von ihr? Sie wusste es nicht. Ihr war nur klar, dass dieser Traum für sie sehr wichtig war. Dass man ihn ihr bewusst geschickt hatte.

Er schlenderte immer weiter. Es würde nicht mehr lange dauern, dann erkannte sie sein Gesicht. Bisher war es nur eine Masse, aus der sich nichts hervorschälte.

Dann erkannte sie auch seine Kleidung. Eine graue Jacke, eine ebensolche Hose. Was er für ein Hemd trug, das sah sie nicht, dafür war die Jacke zu hoch geschlossen.

Und er hielt noch immer nicht an. Schritt für Schritt näherte er sich dem Ende des Strahls, und immer deutlicher malte sich seine Gestalt ab. Die Kleidung war jetzt unwichtig geworden. Die Träumerin kümmerte sich um sein Gesicht, als hätte man es ihr ins Blickfeld geschoben.

Purdy starrte es an.

Sie schüttelte den Kopf. Ob sich ein leiser Schrei aus ihrem Mund löste, das wusste sie nicht. Es konnte aber durchaus sein, denn diese Gestalt kannte sie.

Es war ein Mörder, ein Killer, den sie angeklagt hatte. Er hatte in einem Krankenhaus gearbeitet und dort Patienten umgebracht. Mit Medikamenten oder hatte die Menschen brutal ersticken lassen. Wie viele Opfer auf sein Konto gingen, das wusste auch die Staatsanwältin nicht.

Aber was suchte die Gestalt in ihren Träumen?

Stellen konnte sie sich die Frage nicht, denn der Traum überschattete alles.

Er kam näher, immer näher …

Jetzt fiel ihr auch der Name des Verbrechers ein.

Jason Trent hieß er.

Als er nahe genug heran war, da verzog sich sein Gesicht, als er das breite Grinsen aufsetzte. Die Augen waren groß und rund geworden, und jetzt wirkten sie wie eine böse Offenbarung.

Angst erfasste die Schlafende. Wäre jemand in ihrem Büro gewesen, dann hätte er sie stöhnen gehört. So aber schien das Stöhnen so etwas wie ein Wecksignal gewesen zu ein.

Die Frau zuckte noch mal heftig zusammen, bevor sie die Augen aufschlug, sich wieder in ihrem Büro sah und eigentlich hätte froh sein müssen. Das war sie nicht, denn als sie den Kopf drehte und in eine bestimmte Richtung sah, da hatte sie den Eindruck, einen Schlag mit dem Hammer bekommen zu haben.

Neben dem Fenster stand jemand.

Er hatte sich zudem in eine Ecke gedrückt, aber er war nicht zu übersehen.

Und Purdy kannte ihn.

Es war Jason Trent, der Killer und Mann aus ihrem Traum!

***

Damit musste sie erst mal fertig werden. Sie glaubte wieder an einen Traum, aber diesmal war es keiner. Sie erlebte die Normalität. Es gab diesen Mann in der Ecke.

Das wusste sie. Sie war schon vieles gewohnt. Aber dieser Mann konnte sie nicht besucht haben. Er war verurteilt worden und saß in seiner Zelle.

Oder?

Jetzt sah es so aus, als wäre dies nicht der Fall. Er hatte die Zelle verlassen und war zu ihrem Büro gekommen.

Unmöglich!

Ihr Freund John Sinclair hatte diese Vokabel aus seinem Repertoire gestrichen. Das war bei Purdy Prentiss nicht der Fall. Für sie hatte das Wort unmöglich noch eine Bedeutung. Auch wenn sie jemand war, den man nicht zu den normalen Menschen zählen konnte.

Und jetzt stand Jason Trent da und bewegte sich nicht. Das alles in seiner Gefängniskleidung, was eigentlich lächerlich war, aber zugleich eine Tatsache.

Die Staatsanwältin war bestimmt nicht auf den Kopf gefallen. Hier aber hatte sie ihre Probleme. Sie wusste nicht, was sie machen sollte, und dann tat sie doch etwas.

Sie stand auf.

Und das so schnell, dass ihr fast schwindlig wurde. Sie hatte ihre Angst überwunden, sich ein Herz gefasst und lief auf die Gestalt in der Ecke zu.

Die bewegte sich nicht.

Nur als Purdy sie fast erreicht hatte, da glühte sie für einen Moment.

Jedenfalls kam das bei der Staatsanwältin so an, und als sie den nächsten Schritt tat, da löste sich die Gestalt auf. Plötzlich war sie verschwunden.

Aber sie war dafür keinen Schritt gegangen. Die Auflösung hatte dort stattgefunden, wo sie stand, und das vor den Augen der Staatsanwältin. Sie war die ideale Zeugin, die jetzt ins Leere schaute und darüber nachdachte, ob sie noch ganz richtig im Kopf war.

Es gab Jason Trent nicht mehr.

Er war weg!

Purdy ging einen Schritt vor und blieb dort stehen, wo sie ihn gesehen hatte.

Dort war er nicht mehr. Er hatte nichts hinterlassen. Er war einfach nur weg.

Die Staatsanwältin rührte sich nicht. Nach einer Weile ging sie zurück, atmete aus und spürte, dass sich ein Schweißfilm auf ihre Haut gelegt hatte. Sie war froh, sich wieder setzen können. Sie wollte sich die Dinge noch mal durch den Kopf gehen lassen und sich fragen, ob sie das alles tatsächlich erlebt hatte.

Möglich war es. Purdy dachte auch daran, dass sie überarbeitet war. Der Fall des Jason Trent hatte sie stark beschäftigt. Da war sie innerlich mitgegangen.

Aber war es so stark gewesen, dass sie schon Albträume davon bekommen hatte?

Das konnte sie nicht glauben. In ihrem Beruf musste man sich den Tatsachen zwar stellen, durfte sie aber nicht zu nah an sich herankommen lassen. Das war schlecht und würde sie nur beeinträchtigen.

Und doch war es geschehen.

Jason Trent war hier in ihrem Büro gewesen, obwohl er eigentlich in der Zelle sitzen müsste. Er war nicht ausgebrochen, das hätte sie gewusst. Bei so etwas wurde sie immer benachrichtigt.

Und doch war er hier gewesen.

Purdy Prentiss stöhnte auf, als sie daran dachte und sich mit den entsprechenden Überlegungen vertraut machte. Sie war zwar nicht durcheinander, aber sie wollte Gewissheit haben und deshalb musste sie einen Anruf tätigen. Und zwar dort, wo man ihr Bescheid geben konnte. Im Zuchthaus.

Ihr Name war dort bekannt. Den Chef würde sie um diese Zeit nicht mehr erreichen können. Trotzdem versuchte sie es und hatte Glück, man stellte sie durch.

»Guten Abend, Miss Prentiss, was kann ich für Sie tun? Wollen Sie meine Sorgen noch vergrößern?«

»Nein, das möchte ich nicht. Aber haben Sie so große Sorgen?«

»Das können Sie laut sagen.«

»Und warum?«

»Es geht um den Anbau. Sie wissen doch sicherlich, dass unsere Anstalt vergrößert werden soll.«

»Davon hörte ich.«

»Und jetzt sitze ich über den Plänen und muss den Firmen sagen, was sie zu beachten haben. Da muss ich mir auch mal den Rat von meinen Mitarbeitern holen, die an der Quelle sitzen. Aber das ist mein Problem, und ich denke nicht, dass Sie mich deswegen anrufen.«

»So ist es.«

»Dann bin ich ganz Ohr.«

»Es geht mir um einen Ihrer Gefangenen. Jason Trent.«

»Sie meinen diesen Krankenhaus-Killer?«

»So ist es.«

»Gut. Und was ist mit ihm?«

Purdy wusste, dass ihr das nicht leichtfallen würde, was sie jetzt sagen musste, aber es gab einfach keine andere Möglichkeit für sie. Und deshalb rückte sie auch mit ihrer Bitte heraus.

»Können Sie bitte nachschauen lassen, ob dieser Mann noch in seiner Zelle sitzt?«

Es wurde plötzlich still. Oder fast. Nur ein Schnaufen drang an Purdys Ohr, und dann die Frage des Zuchthausdirektors. Er stellte sie recht leise.

»Sie wollen wissen, ob dieser Trent noch in seiner Zelle sitzt?«

»Ja, das wäre gut.«

»Sicher sitzt er in der Zelle. Wir haben ihn nicht entlassen, und er ist auch nicht ausgebrochen.«

»Sehr gut. Aber könnten Sie trotzdem noch mal nachschauen lassen, bitte sehr?«

Der Mann am anderen Ende der Leitung stöhnte erst mal auf. Dann gab er seine Antwort.

»Ich rufe Sie zurück. Geben Sie mir bitte Ihre Nummer.«

»Danke, das ist nett. Und glauben Sie mir, dass ich meine Gründe habe.«

»Ja, ja, ist schon okay, ich werde Ihnen den Gefallen tun. Bleiben Sie in Ihrem Büro.«

»Danke.« Purdy legte auf und schüttelte den Kopf. Sie wusste ja, was sie von dem Mann verlangte. Es war verrückt, aber sie musste Gewissheit haben.

Jetzt begann die Wartezeit. Sie würde lang werden, das wusste sie. Um ganz sicher zu gehen, würde der Direktor jemanden an die Zellentür schicken, um ihn dort nachschauen zu lassen, ob sich der Gefangene noch in diesen vier Wänden aufhielt.

Purdy konnte nicht mehr länger auf ihrem Stuhl sitzen bleiben. Sie stand auf und fing mit ihrer Wanderung an, die sie durch das Büro führte. Am Fenster blieb sie stehen und öffnete es. Sie hielt ihr Gesicht gegen die kühle Vorfrühlingsluft und spürte noch die Feuchte des Tages, denn es hatte geregnet.

Die Zeit lief normal ab, aber nicht für sie, denn sie hatte das Gefühl, dass alles viel langsamer ging. Wieder begann sie mit ihrem Marsch und ließ das Fenster offen.

Und dann war es soweit. Jemand wollte etwas von ihr. Sie hätte am liebsten sofort nach dem Quälgeist gegriffen, das tat sie nicht. Sie ließ es dreimal summen, dann hob sie ab.

»Miss Prentiss?«

»Ja, was ist?«

»Ich habe Ihrem Wunsch entsprochen und mal nachschauen lassen.«

Die Spannung stieg bei ihr. »Und?«

Der Direktor lachte. »Es ist alles okay. Sie müssen sich keine Sorgen machen. Der Gefangene liegt in seiner Zelle und schläft tief und fest. Etwas anderes kann ich Ihnen nicht sagen und hoffe, dass ich Sie nicht zu sehr enttäuscht habe.«

»Nein, nein, das auf keinen Fall. Jason Trent schläft also.«

»Tief und fest.«

»Danke. Dann bin ich beruhigt.«

Der Direktor räusperte sich, bevor er sagte: »Nichts für ungut, aber warum haben Sie mich angerufen? Haben Sie geglaubt, dass Trent aus unserer Anstalt entkommen ist?«

Die Wahrheit konnte Purdy nicht sagen, deshalb ließ sie sich eine Ausrede einfallen. Sie sagte: »Das waren die Aussagen eines Angeklagten, die mich auf den Gedanken gebracht hatten. Der Mann behauptete allen Ernstes, dass Trent der Ausbruch gelungen wäre.«

»Da hat er Ihnen einen Bären aufgebunden.«

»Nichts ist auf dieser Welt unmöglich. Jedenfalls bedanke ich mich bei Ihnen für die Mühen.«

»Ach das war nicht weiter schlimm. Ich sah es einfach als eine Abwechslung an.«

»Das ist richtig.« Purdy bedankte sich noch mal, dann war das Gespräch auch beendet. Sie wusste jetzt Bescheid. Sie hätte aufatmen können, alles so belassen, wie es war.

Das schaffte sie nicht.

Sie konnte nicht auf- oder durchatmen. Sie war sicher, die Wahrheit gehört zu haben, und trotzdem war es nur die eine Seite der Wahrheit. Es gab noch eine andere. Davon war sie überzeugt. Und diese würde sie auch herausfinden. Aber nicht mehr jetzt und auch nicht in der vor ihr liegenden Nacht, sondern am nächsten Tag. Da würde sie selbst dem Zuchthaus einen Besuch abstatten und sich von Jason Trents Anwesenheit überzeugen. Erst dann konnte man weitersehen, und sie dachte auch daran, John Sinclair zu informieren, denn dieser Fall war sehr grenzwertig.

Sie schloss das Fenster. Die Akten lagen auf dem Schreibtisch, und Purdy entschied, dass sie dort auch bleiben sollten. Es gab noch einen nächsten und einen übernächsten Tag.

Ihr fiel ein, dass sie noch eine Kleinigkeit essen könnte. Das hätte sie in einem Restaurant in der Nähe tun können, aber das wollte sie nicht. Zuhause gab es einen Kühlschrank, und dort befand sich ein kleines Mahl. Sie wollte eine Quiche auftauen und einen Schluck Weißwein dazu trinken. Dabei wollte sie auch nachdenken und möglicherweise noch mit John Sinclair sprechen.

Mit diesem Gedanken verließ sie das Büro. Für ihren Wagen gab es einen Platz in der Tiefgarage. Mit dem Lift fuhr sie nach unten und betrat die nicht sehr große unterirdische Halle. Das hatte sie schon unzählige Male getan, doch in diesem Augenblick verließ sie der sonst übliche Mut.

Sie ging nicht so schnell auf ihren Wagen zu, sondern mit recht langsamen Schritten, und sie hielt auch ihren Kopf nicht gerade, sondern bewegte ihn mal nach links und auch nach rechts, weil sie auf der Suche nach etwas Bestimmtem war. Sie wollte nicht daran denken. Es kam ganz automatisch über sie, und wieder beschäftigte sie sich mit Jason Trent.

Er war nicht da. Sie blieb die einzige Person in dieser Tiefgarage und war froh, als sie ihren schnellen Golf erreichte. Noch einen Rundblick gönnte sie sich, dann stieg sie in den Wagen, zog die Tür zu und atmete tief und fest durch.

Danach startete sie.

Alles lief glatt. Sie glitt aus der Parktasche, musste ein Stück geradeaus fahren, um die Ausfahrt zu erreichen, wo es keine Barriere gab, die sie aufhielt.

Und doch gab es ein Hindernis.

Es hatte sogar einen Namen.