John Sinclair 1934 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1934 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Die Firma hieß WIND AND MORE. Sechs ihrer Manager hatten sich zur großen Konferenz versammelt, als es geschah. Plötzlich tauchte eine nackte Gestalt wie aus dem Nichts auf, zückte ein Messer und tötete zwei dieser Manager. Der Fall schlug Wellen bis zu mir hin. Ich klemmte mich dahinter und erlebte dann den Fluchtpunkt Höllenschloss ...

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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

Cover

Impressum

Fluchtpunkt Höllenschloss

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: João Martins grendelart/Rainer Kalwitz

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1627-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Fluchtpunkt Höllenschloss

Es passierte blitzschnell und ohne jede Vorwarnung.

Die sechs Männer hatten sich zu einer Konferenz zusammengefunden. Ein hartes Thema lag an. Es ging um die Zukunft der Firma.

Orry Kane, der Chef und ein knallharter Typ, hatte den Vorsitz. Er hockte an der Schmalseite des Tisches. So hatte er die anderen fünf Männer im Blick. Die Gesichter der Mitarbeiter waren angespannt, sie wussten, dass die nächsten Minuten kein Zuckerschlecken sein würden. Der Firma ging es angeblich nicht so gut, und das sollte bei dieser Sitzung genauer ausgeleuchtet werden …

Der Reihe nach schaute Orry Kane seine Leute an. Sein Blick war kalt. Die Augen schienen aus Glas zu bestehen. Die Stirn war glatt. Keine Falte zeichnete sie, dafür hatten sich die Falten rechts und links des Mundes regelrecht eingegraben.

Kane nickte. Dann schlug er gelassen die Mappe auf, die vor ihm lag. Er sagte dabei nichts, behielt aber seine Mitarbeiter im Auge. Für ihn war es wichtig, die Kontrolle zu haben. Er schluckte zweimal, bevor er sprach.

»Wir werden in den nächsten Minuten Gewissheit haben, dass sich etwas ändern muss, so kann es nicht weitergehen, da muss man sich einig sein.«

Die Männer nickten, was den Chef etwas zufrieden stellte. Danach rieb er mit der flachen Hand über seine Stirn, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber er kam nicht mehr dazu.

Etwas wurde anders.

Etwas passierte.

Die Männer bewegten sich nicht. Auch sie spürten, dass etwas ankam, was sie sich nicht erklären konnten. Es war da, es floss heran und war zunächst nur als Kälte zu spüren.

Einer aus der Runde fragte: »Hat jemand die Heizung auf kalt gestellt?«

Er bekam keine Antwort. Nicht mal ein Lachen oder Lächeln. Es war allen zu suspekt. Man schaute sich an, aber man sprach nicht. Jeder hing seinen Gedanken nach – und es folgte das nächste Phänomen.

Das war der Wind, der plötzlich aufkam. Wie eine Botschaft aus dem Nichts fegte er durch das Konferenzzimmer, blies den Männern in die Gesichter und wühlte ihre Haare auf.

Orry Kane wollte etwas sagen, aber das Wort blieb ihm im Hals stecken. Ein anderes Geräusch war stärker und kam ihm zuvor. Es war ein Jaulen, wie es eigentlich nur der Wind konnte. Aber hier hatten die Männer das Gefühl, dass dieses Jaulen nicht durch den Wind produziert worden war, sondern durch einen Menschen, was keiner so richtig begreifen konnte.

Es tat auch niemand etwas. Die sechs Männer blieben auf ihren Stühlen sitzen und warteten ab. Sie schienen sich darauf eingestellt zu haben, dass sie sowieso nichts ändern konnten.

Es ging weiter. Und wie. Es passierte etwas, was sie nicht begriffen. Über dem Tisch drehte sich plötzlich ein Kreisel, zu vergleichen mit einer Windhose. Niemand wusste, woher dieses Phänomen stammte. Die Männer hockten einfach nur auf ihren Stühlen und starrten auf den Kreisel.

Er veränderte sich. Er wurde dichter, und dann schoss das, was die Männer sahen, in die Höhe.

Es war verrückt. Ein einsames Lachen drückte das aus, aber der Hammer kam noch.

Der Wind oder was immer es gewesen war, nahm Gestalt an. Etwas schälte sich aus ihm hervor und drängte sich der Decke entgegen, weil es eben so lang war.

Jeder sah es. Und jeder konnte es nicht fassen, denn was da zu sehen war, das hatte die Form eines Menschen bekommen. Ja, aus dieser Windhose war tatsächlich ein Mensch geworden. Ein nackter Mann zeichnete sich auf dem Tisch ab, der den Kopf gesenkt hielt, als würde er sich schämen.

Daran allerdings glaubte keiner, sie alle starrten nur, und sie sahen auch, wie diese Gestalt den gesenkten Kopf anhob, um sein Gesicht zu präsentieren.

Jeder sah es. Und jeder verfolgte einen bestimmten Gedanken. Das konnte kein normaler Mensch sein, denn dieses Gesicht hatte eine gelbliche Haut, ein breites Maul, keinen Mund, und genau dieses Maul war mit scharfen Zähnen bestückt.

Die fünf Mitarbeiter waren es gewohnt, von ihrem Chef Vorschläge und Erklärungen zu bekommen. In diesem Fall musste er passen. Auch Orry Kane konnte nicht sagen, woher diese Gestalt gekommen war.

Dieses komische Menschenwesen blieb weiterhin auf dem Konferenztisch sitzen und drehte nur seinen Kopf, damit er die Personen der Reihe nach anschauen konnte.

Ja, er hatte Augen, in denen etwas Böses, Unmenschliches lauerte und noch durverstärkt wurde.

Der Mann war nackt. Er blieb auch nackt, aber er hatte trotzdem etwas mitgebracht. Es war ein Messer mit einer zweischneidigen und gezackten Klinge.

Genau das hob er an. Sein Maul öffnete sich dabei, und tief in der Kehle wurde der Schrei geboren, den er gegen die Decke schickte, und er bewegte dabei seinen Arm mit der Messerhand. Er sah einiges, aber nicht alles. So fiel ihm nicht auf, dass zwei der Männer perfekt reagierten und die Nerven behielten, denn sie hatten ihre Handys hervorgeholt und schossen Fotos. Gerade noch rechtzeitig, denn Sekunden späte zeigte die Gestalt aus dem Nichts, weshalb sie gekommen war.

Sie hatte die Waffe.

Und sie wollte morden!

Genau damit fing sie im nächsten Moment an …

I

Die Hand zuckte vor, und sie schien immer länger zu werden. Das Messer mit der bösen Klinge zielte auf einen bestimmten Mann an der Seite des Tisches. Der war vor Entsetzen starr. Er konnte nichts tun, nicht ausweichen und auch nicht seinen Kopf bewegen. Der Arm zuckte noch weiter vor – und traf.

Der Mann im grauen Anzug tat nichts. Nicht mal ein Röcheln drang aus seinem Mund, als das Messer in seinen Hals stach und dafür sorgte, dass sich wenig später ein Blutschwall aus der Wunde ergoss und auf den Tisch klatschte. Sekunden später kippte der Mann nach vorn und fiel mit dem Gesicht in die Blutlache.

Das war der erste böse Streich. Der zweite folgte umgehend. Noch immer hockte der Nackte auf dem Konferenztisch. Jetzt war die Klinge seiner Waffe blutig geworden. Mit ihr in der Hand drehte er seinen Arm. Ein paar Tropfen spitzen weg, und dann hatte der Killer ein neues Ziel gefunden.

Es war der Chef der kleinen Truppe. Der blickte in das Gesicht dieser Gestalt, sah auch das Messer, das sich ihm entgegen senkte und wusste plötzlich, dass er an der Reihe war.

»Nein, nein …«

Der Unheimliche lachte nur. Dann rutschte er etwas vor, um noch näher an sein Opfer zu kommen.

In diesem Augenblick riss bei Orry Kane der Faden. Er konnte und wollte nicht mehr auf seinem Platz bleiben. Dort kam er sich so hilflos vor. Er wollte aufstehen und so schnell wie möglich auf die Tür zurennen, um die Flucht zu ergreifen.

Er kam noch hoch, das ja. Aber er war zu langsam, denn plötzlich wuchs die Gestalt vor ihm hoch, sie hielt noch das Messer fest, das jetzt vorschoss.

Orry Kane hatte keine Chance. Die Klinge glitt nicht in seinen Hals, sondern hatte sich ihr Ziel darunter ausgesucht. Es war die Brust und auch die linke Seite.

Tief drang die Klinge ein, und sie traf mit ihrer Spitze das Herz des Mannes. Es gab keine Überlebenschance.

Orry Kane spürte seinen Tod nicht mal kommen. Sein Hemd färbte sich auf der linken Brustseite rot. Das Blut quoll etwas mühselig aus der Wunde, und denn sackte der Mann zusammen. Tot fiel er zurück in seinen Stuhl und bewegte sich nicht mehr.

Vier Männer waren noch übrig. Keiner von ihnen war in der Lage, etwas zu unternehmen. Sie alle waren durch den Schock starr geworden.

Würde der unheimliche Killer weitermachen?

Keiner wusste es. Aber jeder wartete irgendwie darauf, auch wenn die Angst gewaltig war und sie alle zu starren Figuren gemacht hatte. Keiner tat etwas. Nicht mal das Atmen war bei ihnen zu hören.

Und dann passierte etwas, womit keiner von ihnen gerechnet hatte. Der Killer bewegte sich, legte den Kopf zurück in den Nacken und starrte gegen die Decke.

Dort gab es nichts zu sehen, aber es gab trotzdem eine Veränderung. Denn erneut kam Wind auf, und es wurde auch kälter. Das kannten die Männer bereits. Nun hatte jeder Angst, dass sich das Grauen noch verdoppeln könnte, was aber nicht der Fall war, weil sich der Wind zu einem kleinen Tornado entwickelte und den nackten Killer umfing. Dessen Gesicht veränderte sich wieder. Das Maul zog sich in die Breite. Das mörderische Gebiss war zu sehen, und dann hörte jeder das Heulen, das über den Tisch fegte.

Zugleich löste sich der Körper auf. Er schien vor dem Wind zerrissen worden zu sein. So schnell wie er gekommen war, verschwand er auch wieder, und plötzlich wurde alles sehr still. Unnatürlich still. Als hätte der Tod darum gebeten.

Die Stille hielt lange an. Die vier Überlebenden hockten wie Figuren am Konferenztisch, und in ihren Gesichtern war kein Ausdruck zu sehen. Sie glichen Gestalten, die jemand in einem Park aufgestellt hatte.

Bis einer von ihnen anfing, sich zu erheben. Er tat es in einem Zeitlupentempo und war nicht in der Lage, etwas zu sagen. Dafür drehte er sich zur Seite und in der Bewegung war noch das Würgen zu hören. Zwei Sekunden später musste er sich übergeben und das auf diesem blanken Parkettboden.

Die anderen drei Männer taten nichts. Sie saßen einfach nur da und waren unfähig, sich zu bewegen.

Irgendwann verloren sie die Lethargie und einer von ihnen sagte mit leiser Stimme: »Ich denke, dass wir die Polizei anrufen sollten.«

»Ha, Borner, aber das reicht nicht.« Der Sprecher schüttelte den Kopf. »Hier ist etwas auf uns zugekommen, das die Polizei nicht bearbeiten kann.«

Keiner sagte etwas dazu. Das Schweigen der Männer war Antwort genug …

I

Schon beim Aufstehen hatte ich das Gefühl, dass sich etwas verändert hatte. Was es war, wusste ich nicht. Ich bekam die Antwort nach dem Duschen, als ich einen Blick durch das Fenster warf und sah, dass der Regen und die Feuchtigkeit des vergangenen Tages verschwunden waren. Der Himmel über London war wolkenlos, und in einer halben Stunde würde sich die Sonne zeigen.

Das machte mich zufrieden. Besonders an einem Montag, dem Beginn der Woche. Und es kam noch etwas hinzu, das meine Laune ins Positive schob.

Es gab keinen neuen Fall. Ich würde ins Büro fahren, konnte den lieben Gott einen guten Mann sein lassen und einfach nur abwarten, wie der Tag verlief.

Suko brauchte ich nicht mitzunehmen. Der würde erst später beim Yard eintrudeln. Er musste bei der Polizei noch eine Aussage machen, denn er war Zeuge bei einem Verkehrsunfall geworden, und da war er für die Beamten sehr wichtig.

So fuhr ich allein los, hatte zum Frühstück nur einen kalten Pfannkuchen gegessen. Shao hatte sie am vergangenen Abend gebacken und sie mit exotischen Gewürzen und Fleisch gefüllt. Ich war zum Essen eingeladen worden wie so oft bei den beiden und hatte mir noch einen Pfannkuchen mitgenommen. Man musste schließlich zusehen, wo man als Single blieb.

Der Pfannkuchen schmeckte auch kalt und machte richtig satt. Ich trank dazu kalten Tee und freute mich dabei auf den Kaffee, den mir Glenda Perkins kochen würde.

Suko hatte mir den Rover gelassen, und so konnte ich mit dem Auto zum Yard fahren, was alles andere als ein Vergnügen war, denn ich hatte mit dem Verkehr große Probleme.

Egal, irgendwann erreichte ich mein Ziel und auch das Büro, in dem Glenda natürlich schon anwesend war und ihren unvergleichbaren Kaffee gekocht hatte.

Neben ihrem Stuhl blieb ich stehen und schnupperte.

»Ist was, John?«

»Ha, ich denke schon.«

»Und was, bitte?«

»Du hast ein neues Parfüm.«

»He.« Sie lachte auf. »Dass dir das auffällt, alle Achtung.«

»Immer doch. Und die Bluse mit dem Rautenmuster ist auch neu. Ja, ja, bei dem Wetter.«

»Es ist Frühling, Mister Geisterjäger.«

»Das sehe ich nicht nur an dir.«

»Und jetzt?«, fragte sie, wobei sie mich anlächelte. »Was haben der Herr vor?«

»Erst mal einen Kaffee trinken.«

»Das habe ich mir gedacht. Und weiter?«

Da musste ich lachen. Dann ließ ich es raus. »Heute ist ein wunderbarer Montag. Ich würde ihn sogar als exzellent bezeichnen. Da muss ich schon nachdenken, was ich unternehmen soll, für den Mittag habe ich bereits eine Idee.«

»Und welche?«

Ich grinste so breit wie möglich. »Wir könnten gerne zu Luigi gehen und uns ein gutes Essen gönnen.«

»Könnten wir.«

Ich verzog das Gesicht. Die Betonung, die Glenda in ihre Bemerkung gelegt hatte, gefiel mir nicht. Deshalb fragte ich: »Ist irgendetwas?«

»Du bist im Dienst.« Glenda machte es wieder mal spannend.

»Das weiß ich.«

»Und deshalb solltest du erst mal diesen Anforderungen gerecht werden, denke ich.«

Beide Arme breitete ich aus. »Ich komme ihnen nach, meine Liebe. Es liegt nichts an.«

»Bist du sicher?«

Au, wenn Glenda so fragte, dann hielt sie etwas in der Hinterhand. »Nun ja, was heißt sicher. So ziemlich doch, finde ich. Oder muss ich da Angst bekommen?«

»Nein, das nicht, du hast sogar Glück gehabt.«

»Super, das hört sich schon besser an.«

Glenda lächelte wieder so honigsüß, dass es schon falsch war. »Du hast insofern Glück, als dass Sir James sich im Moment noch in einer Besprechung befindet. Ansonsten würdest du in seinem Büro sitzen. Das meine ich mit Glück.«

Meine Miene verdüsterte sich. Dann schüttelte ich den Kopf. »Da gibt es nur eine Lösung. Ich verschwinde, und wenn Sir James kommt, dann sagst du ihm, dass ich beim Arzt bin.«

»Super. Und bei welchem?«

»Beim Nervenarzt. Es war für mich einfach zu schwer, dem Druck hier noch länger zu widerstehen. Ich brauchte unbedingt eine Auszeit.«

»Aha. Und besonders beim schönen Wetter im Frühling.«

»Du sagst es.« Ich rieb meine Handflächen gegeneinander. »Aber zuvor besorge ich mir einen Kaffee, und dann reden wir weiter. Klar?«

»Wenn es dich happy macht, bitte.«

»Bestimmt.«

Den Kaffee holte ich mir und schenkte meine große Tasse gut voll. Etwas Zucker brauchte ich auch, dann war ich zufrieden und trank noch an der Maschine stehend die ersten Schlucke.

Glenda hatte den Stuhl gedreht und schaute mich an. Dabei lächelte sie breit.

Ich runzelte die Stirn. »Ist etwas?«

»Nein.«

»Aber?«

»Ich denke, dass die Zeit gleich rum ist, die mir Sir James genannt hat.«

»Aha. Und was bedeutet das?«

»Das kannst du dir selbst ausrechnen.«

Ich brauchte es nicht, denn plötzlich meldete sich bei Glenda das Telefon.

»Das ist er.«

»Hör auf.«

Leider war er es tatsächlich. Sir James wollte mich sprechen, und das sofort. So ist das Leben nun mal. Es gibt Tage, an denen einem jede Freude genommen wird.

»Weißt du denn, um was es geht?«, wollte ich von Glenda wissen.

»Keine Ahnung, aber du wirst es bald erfahren.«

»Das denke ich auch.« Nicht eben voller Vorfreude machte ich mich auf den Weg zu meinem Chef.

I

Den Kaffee hatte ich mitgenommen. Die Tasse war schließlich zur Hälfte noch voll. Sir James hatte auch nichts dagegen. Er saß hinter seinem Schreibtisch, hatte die Stirn in Falten gelegt und sah mich leicht skeptisch an.

»So, Sir, um was geht es?«

»Das sage ich Ihnen gleich. Vorweg eine Frage. Ist Suko schon im Büro?«

»Nein, Sir. Der klebt noch bei den Kollegen, um seine Zeugenaussage zu machen.«

»Dann sind Sie eben allein verantwortlich.«

»Hoi, das hört sich schlimm an.«

»Es ist auch schlimm, John. Denn das, um was es geht, das darf eigentlich nicht sein.«

»Und um was geht es, wenn ich mal fragen darf?«

»Doppelmord, John.«

Besonders geschockt war ich nicht. Nicht weil ich gefühllos geworden war, ich dachte nur daran, dass ein Doppelmord nicht in unseren Aufgabenbereich fiel.

Sir James übernahm wieder das Wort. »Ich kann mir Ihre Gedanken vorstellen, aber so läuft das nicht.«

»Wie dann?«

»Es ist erstens kein normaler Doppelmord, sonst würden Sie nicht hier sitzen. Und zweites kennen wir den Täter bereits, der aus dem Nichts zuschlug.«

»Okay. Und wer ist er?«