John Sinclair 1972 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1972 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Ich kenne kein Kind, das nicht gern auf einer Schaukel gesessen hätte. Sie war eben etwas Besonderes. Mal hoch, dann wieder tief. Der Wind spielte mit den Haaren.

Auch Verliebte mochten die Schaukel - wenn alles normal war. Ich aber lernte eine Schaukel kennen, die Menschen ins Jenseits bringen sollte, und das war alles andere als nett.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Auf der Leichenschaukel

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manfred Smietana/Rainer Kalwitz

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2872-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Auf der Leichenschaukel

»Mum, kann ich mal mit dir reden?« Tommy hatte leise geredet, trotzdem war seine Mutter sofort hellwach.

»Jetzt? Mitten in der Nacht?«

»Ja.«

»Und warum willst du mit mir reden?«

»Ich habe sie gesehen. Lucy …«

»Bitte, Tommy, das geht nicht. Lucy ist längst tot …«

Der Junge sagte nichts. Nur sein seufzender Atemzug war zu hören. Er stand vor dem Bett seiner Mutter und schaute ins Leere. Schließlich räusperte er sich die Kehle frei und holte auch tief Atem. Dabei stöhnte er leise und wischte über seine Stirn.

»Tot?«, hauchte er.

»Ja, tot.« Carol Scott nickte.

Tommy, ihr Sohn schwieg. Im Schlafzimmer war es nicht ganz dunkel. An der Wand brannte noch eine winzige Leuchte. Ein Teil des Scheins erreichte auch Tommy, der aussah wie ein Gespenst. Zumindest war er so blass geworden. Er hatte den Blick gesenkt und starrte dabei auf seine Hände, bis er sie abknickte, und direkt danach ging ein Ruck durch seinen Körper.

»Ich habe sie aber gesehen. Lucy und die Schaukel.«

»Ach? Wo denn?«

»Hier im Haus, Ma. In dem großen Spiegel.«

Carol Scott, die aufrecht im Bett saß, wischte eine Haarsträhne aus ihrer Stirn. Aus ihrem Mund drang dabei ein leises Stöhnen. Sie wusste nicht, was passiert war. Lucy war tot. Sie war Tommys Schwester gewesen. Etwas älter als er, und sie lebte nicht mehr. Man hatte sie geholt und getötet. Angeblich sollte es der Teufel gewesen sein oder ein Dämon, das hatte ein Medium der Mutter erklärt.

Die Leiche war nie gefunden worden. Deshalb hatte Carol Scott ihre Tochter auch für tot erklären lassen.

Und jetzt?

Jetzt sah sie in das Gesicht ihres Sohnes, das einen sehr ernsten Ausdruck bekommen hatte.

Sie kannte Tommy. Er war anders als die meisten Kinder. Man konnte ihn als sensibler ansehen, und er war jemand, der in seinem Alter schon hinter die Dinge blickte. Oft hatte er von anderen Welten gesprochen, sogar von einer Hölle, und den Teufel hatte er auch nicht ausgelassen. Finstere Gestalten, Dämonen und auch Ungeheuer. Tommy war mit einer irren Fantasie gesegnet.

Er hatte sehr unter Lucys Verschwinden gelitten und war nicht einverstanden gewesen, als man sie für tot erklärt hatte. Er war der Überzeugung gewesen, dass sie noch lebte, und er hatte zudem immer wieder nach ihr gesucht. Es war auch kein Tag vergangen, ohne dass er nach ihr gefragt hätte.

»Bitte, Tommy, begreife doch endlich, dass deine Schwester nicht mehr lebt. Sie ist tot, sie ist verschwunden und tot. Das haben alle gesagt. Daran solltest auch du dich halten.«

Der Jungen dachte nach. Die Lippen lagen fest aufeinander und zuckten. Er atmete durch die Nase, sein Gesicht lief rot an, ein Zeichen, dass er sich ärgerte, und dieser Ärger steigerte sich noch, als seine Mutter ihn bat, wieder ins Bett zu gehen.

»Nein, Ma, das tue ich nicht.«

»Und warum nicht? Willst du mich ärgern? Habe ich dir etwas getan? Dann sage es.«

»Ich will sie sehen.«

»Aha.« Carol Scott nickte langsam. »Dann hast du sie also noch nicht gesehen.«

»Das habe ich schon. Ich hatte dir ja von dem Spiegel berichtet. Er steht im Flur, das weißt du.«

»Ja, das stimmt. Aber das ist ein normaler Spiegel. Nur eben recht groß.«

»Da habe ich Lucy gesehen. Sie saß auf der Schaukel und machte auf mich den Eindruck, als hätte sie Angst.«

Carol Scott senkte den Kopf. Tommy sollte nicht sehen, dass sie die Augen verdrehte. Aber sie wusste auch, dass sie zu einer Lösung kommen musste.

»Ich schlage vor, Tommy, dass du wieder in dein Zimmer gehst und dich ins Bett legst.«

»Aber ich kann nicht schlafen.«

»Das musst du aber. Morgen ist Schule. Du kannst da nicht einfach fernbleiben. Verstehst du, was ich meine?«

»Das habe ich.«

»Okay, dann …«

»Nein, Mum, nein. Ich denke anders darüber. Ich will, dass du dir mit mir zusammen den Spiegel anschaust. Ist das ein Vorschlag?«

Carol Scott winkte ab. »Ich kenne ihn doch.«

»Ja, das weiß ich. Aber nicht so. Das – das – ist kein einfacher Spiegel mehr.«

»Was dann?«

»Ein Tor, Ma.«

Die Mutter runzelte die Stirn. »Ein Tor? Wie kommst du darauf, dass es ein Tor ist?«

»Oder auch eine Tür.«

»Aha. Und wo sollte das Tor oder die Tür hinführen? Kannst du das auch sagen?«

»In eine andere Welt. Ins Jenseits. In die Welt der Toten, die dort nach besonderen Gesetzen existieren. Es können auch Dämonen sein oder …«

»Hör doch auf, Kind, sonst fängst du wieder mit dem Teufel an, den du gesehen hast.«

»Das kann doch alles sein. Es gibt die anderen Welten. Aber nicht jeder kann sie sehen.«

»Und du hast sie gesehen?« Carol fragte weiter. »Und auch deine tote Schwester? Ist das richtig gesagt?«

»Ist es. Es war Lucy, aber ich glaube nicht, dass sie tot war.«

»Ach? Und warum nicht?«

»Sitzen Tote denn auf einer Schaukel? Es war die Schaukel, die sie immer genommen hat. Die es schon seit so langer Zeit gibt. Sie hat dort gesessen. Lucy hielt sich mit beiden Händen fest. Den Kopf hatte sie gesenkt.«

»Aha, sie hat dich nicht angeschaut?«

»So ist es.«

Carol lächelte mokant. »Dann kannst du nicht behaupten, dass es deine Schwester gewesen ist.«

»Ich kenne doch ihr Haar. Es war nach vorn gefallen, und ich kenne auch ihr Kleid. Sie hat das helle getragen, und auf dem Stoff waren die braunen Herbstblätter. Für mich gibt es keinen Zweifel. Das ist meine verschwundene oder tote Schwester gewesen.«

Carol Scott sagte nichts. Sie schaute ihren Sohn an, holte schnaufend Luft und musste sich entscheiden. So konnte es nicht weitergehen. Tommy würde ihr keine Ruhe lassen.

»Gut, ich gehe mit dir. Schauen wir uns den Spiegel an. Aber dann ist Schluss, denn ich will noch eine Runde schlafen, wie du dir bestimmt denken kannst.«

»Ja, Mummy, das können wir. Sieh dir den Spiegel an, dann wirst du anders denken.«

Carol Scott sagte nichts darauf. Es würde sich alles klären, wenn sie den Spiegel erreicht hatten.

Beide wohnten in einem alten, aber auch großen Haus. Carols Mann gab es nicht mehr. Er lebte zwar noch, aber das Ehepaar war schon länger geschieden.

Wie gesagt, das Haus war alt, aber es war auch recht groß und hatte Zimmer mit hohen Decken. Für zwei Personen war es eigentlich zu groß, aber Carol hatte sich noch nicht dazu entschlossen, das Haus zu verlassen und in eine Wohnung zu ziehen, die irgendwo in der City lag. Das konnte es nicht sein.

Mutter und Sohn gingen nebeneinander her. Carol hatte noch ihren dunkelroten Morgenmantel übergestreift. Sie war von einer gewissen Spannung erfasst worden, obwohl sie nicht an das glaubte, was ihr Tommy erzählt hatte.

Den Spiegel hatte Carol Scott nicht gekauft. Er war ein Erbstück, recht groß und nicht geschaffen für die Wand. Zumindest wollte Carol nicht, dass er dort hing. Deshalb stand er auf dem Boden des recht breiten Gangs und war in einer hölzernen Halterung befestigt, die auch kippbar war.

Mutter und Sohn blieben stehen, als sie etwa einen langen Schritt von dem Spiegel entfernt standen. Carol Scott warf Tommy von der Seite her einen Blick zu, den er nicht wahrnahm, denn sein Interesse galt einzig und allein dem Spiegel und seiner recht großen Fläche, in der sich beide Körper spiegelten.

Carol Scott unterbrach das Schweigen. »Und?«, fragte sie.

Tommy sagte nichts.

»Und du hast deine Schwester hier im Spiegel gesehen? Da bist du dir ganz sicher?«

»Klar, ich lüge nicht.«

Sie fragte weiter: »Und du bist sicher, dass du das alles nicht geträumt hast?«

»Das bin ich. Es war kein Traum. Ich bin ja hier im Flur gewesen.«

»Ja, das ist klar. Dann könntest du schlafgewandelt sein – oder?«

»Bin ich aber nicht. Ich wurde wach und ging hierher. Es trieb mich hin, Ma.«

»Was trieb dich hin?«

»Der Traum. Die Vorstellung, dass es Lucy noch gibt. Dann habe ich sie hier in der Fläche gesehen. Sie saß auf der Schaukel und schwang mit ihr vor und zurück.«

Carol Scott atmete ein und hörbar wieder aus. »Was ist dir denn noch aufgefallen?«

Die Antwort kam sehr schnell. »Ich habe das Gefühl, dass sie Angst hat. Ja, sie leidet.«

»Du meinst im Jenseits?«

»Genau.«

»Und wie kommst du darauf?«

Tommy zuckte mit den Schultern. »So genau weiß ich das auch nicht. Ich habe sie auf der Schaukel gesehen, und da hatte sie den Kopf nach vorn gedrückt. Die langen Haare fielen vor ihr Gesicht. Das hat sie bestimmt extra getan.« Er zuckte mit den Schultern. »Sie wollte nicht, dass man sie sah.«

Seine Mutter wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Sie stand da, schaute auf die Spiegelfläche und sah sich und auch Tommy. Beide standen zusammen.

Das war ein normaler Spiegel. Das war auch ein völlig normales Bild. Daran gab es nichts zu meckern. Was sollte sie noch sagen? Sie hatte keine Ahnung. Ihr Sohn war ja nicht blind. Er sah selbst, wer sich da auf der Fläche abmalte. Von seiner toten Schwester, die auf einer Schaukel saß, war nichts zu sehen.

Alles Unsinn! Der Junge hat schlecht geträumt, ist dann aufgestanden und hat erforschen wollen, ob sein Traum der Wahrheit entsprach.

Das alles ging ihr durch den Kopf. Sie dachte daran, dass die Nacht noch nicht vorbei war und sie noch ins Bett gehen konnten. Ob es allerdings zum Schlaf kam, war fraglich.

Es war am besten, wenn sie den Flur hier verließen und wieder zurück in die Schlafzimmer gingen. Sie wollte Tommy darauf ansprechen, ließ es aber bleiben, nachdem sie ihm einen Blick zugeworfen hatte. Im Spiegel war es ihr auch aufgefallen. Jetzt aber sah sie ihn direkt an, gewissermaßen als ein lebendes Objekt und sie sah, dass etwas im Gange war.

Eine Frage stellte sie nicht, denn der Spiegel gab ihr so etwas wie eine Antwort.

Sie schaute hinein. Tommy tat es ebenfalls. Und beide sahen etwas, das zumindest eine Person irritierte.

Es gab sie noch, das stand fest. Aber es gab sie nicht so, wie es hätte sein müssen.

Beide waren dabei, sich aufzulösen …

***

Es war ein Bild, das sie kaum fassen konnten. Der Spiegel schien ein riesiges Maul geworden zu sein, weit geöffnet und darauf aus, alles zu schlucken, was sich in seiner Nähe befand.

Es war nur auf den Spiegel begrenzt und da auf die beiden Menschen, die er wiedergab. Noch wiedergab, musste man sagen. Sie waren vorhanden, standen dicht beisammen, es hätte alles okay sein können, aber das genau war es nicht.

Sie lösten sich auf!

Nicht die beiden, die vor dem Spiegel standen, sondern ihr Spiegelbild. Mutter und Sohn gingen weg. Es sah zumindest so aus. Sie bewegten sich nach hinten, als wären dort Hände, die sie ergriffen hatten.

Es vergingen noch einige Sekunden, dann waren Mutter und Sohn verschwunden. Zumindest als Spiegelbild.

Es stellte niemand eine Frage. Der Schock saß einfach zu tief. Als einzige Reaktion gelang ihnen beiden nur ein Kopfschütteln. Und es war Carol, die sich als Erste fasste.

»Das – das – kann nicht wahr sein«, flüsterte sie.

»Ist es aber.«

»Wieso? Wir stehen hier. Und wir müssten uns im Spiegel sehen. Aber was sehen wir? Nichts, gar nichts. Nur die verdammte normale Fläche.«

»Dieser Spiegel ist etwas Besonderes«, sagte ihr Sohn mit Flüsterstimme, »ich habe das schon längst gewusst.«

»Und was ist noch mit ihm?«

»Er zeigt dir die Toten.«

Carol Scott schloss nach dieser Antwort die Augen. Sie wollte nicht mehr weiter auf die Fläche schauen, die so leer war. Das war einfach nicht zu fassen. Alles um sie herum schien sich verändert zu haben. Nicht nur der Spiegel, denn auch sie kam sich vor wie in einem Raum, der sich in einer anderen Zone befand.

Carol Scott ging auf den Spiegel zu. Sie wollte ihn anfassen, doch nach einem Schritt blieb sie bereits stehen. Plötzlich fürchtete sie sich. Dieser Spiegel sah zwar normal aus, aber das war er nicht. Er sah eben nur normal aus, bis auf die Tatsache, dass er nichts mehr wiedergab, was vor ihm stand.

Das war schlimm …

Aber nicht nur das. Das war auch unerklärlich. Da konnte man nur den Kopf schütteln und Carol Scott hatte plötzlich den Eindruck, weiche Knie zu bekommen.

Sie schaute auf den Spiegel und fragte dann ihren Sohn: »Tommy, was ist das? Hast du eine Erklärung?«

»Weiß nicht. Geister oder so. Auch das Jenseits. Ein Tor, eine Tür, ein Zugang. Mehr kann ich dir auch nicht sagen, Mum. Das ist der Blick in die andere Welt.«

»Aber ich sehe nichts. Nur die Fläche, die ich kenne.«

»Die andere Welt muss dahinter liegen. Der Spiegel ist der Zugang zum Jenseits.«

Normalerweise hätte Carol ihren Sohn ausgelacht. Das tat sie jetzt nicht. Hier war das Unwahrscheinliche wahr geworden. Daran gab es nichts zu rütteln, und Carol konnte nur mit den Schultern zucken. Mehr war ihr nicht möglich.

Tommy stand noch immer neben ihr. Er gab keinen Kommentar ab, sie hörte ihn nur atmen. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und ging direkt auf den Spiegel zu. Jetzt wollte sie den Kontakt haben. Sie musste herausfinden, ob sich der Spiegel verändert hatte.

Diesmal hielt sie nichts davon ab. Sie machte den Arm lang und spreizte die Hand. Dann dauerte es kaum eine Sekunde, bis sie den Kontakt mit der Spiegelfläche hatte.

Bei der letzten Bewegung hatte sie gezittert. Das hörte nun auf, denn es passierte nichts, als der Kontakt zwischen ihr und dem Spiegel hergestellt worden war.

Die Fläche war normal geblieben. Sie war auch nicht aufgeweicht oder hatte Flecken bekommen, und so gab es für die Frau keine Erklärung. Sehr bald zog sie die Hand wieder zurück, drehte sich um, denn sie wollte ihren Sohn anschauen.

»Nichts, Tommy. Alles ist normal gewesen, denke ich.«

»Eine Täuschung. Wir sehen uns nicht. Deshalb ist es nicht normal, finde ich.«

»Stimmt«, murmelte sie und wischte über ihre Augen. »Aber wie können wir uns das Phänomen erklären?«

»Ich weiß es nicht. Aber glaubst du mir jetzt, dass ich die tote Lucy gesehen habe?«

Carol zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Es fällt mir zumindest schwer.«

»Kann ich mir vorstellen.«

Die Mutter ging wieder zurück zu ihrem Kind. »Und was machen wir jetzt? Hast du dir was ausgedacht?«

»Nein, aber eines ist sicher. Ich – ich – ähm – möchte noch mal meine Schwester sehen.«

Carol hatte den Wunsch gehört. Sie schloss die Augen und fragte sich, ob sie ihn wohl nachvollziehen konnte. Im Moment nicht, aber da kam noch etwas hinzu. Auch jetzt, wo sie gemeinsam vor dem Spiegel standen, waren sie nicht zu sehen, und so etwas ließ auf einiges schließen. Selbst Carol verspürte nicht mehr den Wunsch, sich wieder ins Bett zu legen. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass diese Nacht noch mehr Überraschungen brachte.

»Und du glaubst noch immer, dass der Spiegel der Weg ins Jenseits ist?«

Tommy nickte. »Ja, das glaube ich. Wie soll sich Lucy sonst gezeigt haben? Der Spiegel ist ein Rückweg.«

Carol Scott sagte nichts darauf. Sie schüttelte ansatzweise den Kopf. Was da von ihrem Sohn gesagt worden war, das konnte sie nicht nachvollziehen. Auf der anderen Seite war es schon mehr als ungewöhnlich, dass sie sich beide in diesem Spiegel nicht sahen. Das ließ schon tief blicken.