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Er war da. Die Vergangenheit hatte ihn ausgespuckt. Und er war unterwegs. Einen Namen hatte er auch. Er wurde >>Grabsucher<< genannt und hatte sich als Ziel ausgerechnet den Friedhof in der kleinen Stadt Lauder ausgesucht.
Aber wessen Grab suchte er dort? Es gab eigentlich nur eine Antwort: das der Sinclairs.
Und damit nahm das Drama seinen Lauf ...
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Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2016
Cover
Impressum
Der Grabsucher
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Borja Pindado/Rainer Kalwitz
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-2873-8
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Der Grabsucher
Der Mann, der durch die Nacht schlich und von niemandem gesehen werden durfte, wusste genau, was er wollte. Er lebte nicht in Lauder, aber er kannte sich aus. Später einmal wollte er von London in diesen schottischen Ort ziehen, um hier die letzten Jahre seines Lebens zu verbringen.
Der Mann hieß Horace F. Sinclair.
Er war allein nach Lauder gekommen. Seine Frau Mary hatte er zusammen mit ihrem Sohn John in London gelassen, denn was er vorhatte, das ging die beiden nichts an. Es war einzig eine Sache zwischen ihm und seinem Freund Harold Hill …
Vom Wetter her hatte Sinclair Glück. Es gab keinen Regen, und Schnee war auch nicht angesagt. Es gab nur die winterlich kalte Luft, die dafür sorgte, dass der Atem vor seinen Lippen zu Nebelwolken wurde.
Harold Hill wohnte zwar in Lauder, aber etwas abseits des Ortskerns. Sinclair hatte seinen Wagen stehen gelassen und war den Rest der Strecke zu Fuß gelaufen. Nun hatte er sein Ziel erreicht und blieb in einer gewissen Entfernung zum Haus stehen.
Er tat nichts. Beobachtete nur. Sinclair war vorsichtig. Das hatte er auch seinem Freund versprochen. Auf keinen Fall wollte er gesehen werden, und das Treffen fand nur zwischen den beiden Männern statt. Kein Fremder durfte davon erfahren. Harold hatte auch dafür gesorgt, dass seine Frau Selma nicht im Haus war. Sie war zu ihren Eltern in der Nähe von Glasgow gefahren und hatte auch Greta, die gemeinsame Tochter mitgenommen.
Noch lief Sinclair nicht auf das Haus zu, vor dem eine einsame Laterne stand und gelbliches Licht abgab. Diesmal umschwebte kein Dunst den hellen Fleck, denn die Nacht war klar und hoch über der Erde zeigte sich ein prächtiger Sternenhimmel.
Für einen Moment irrten die Gedanken des Horace F. Sinclair ab. Er dachte daran, dass er als Rechtsanwalt arbeitete und seine Praxis in London hatte. Lauder war allerdings der Ort, in dem sein Haus stand. Dort fühlten sich seine Frau und er wohl. Da gab es nicht die Hektik der Großstadt. Allerdings hatte auch Lauder seine kleinen und großen Geheimnisse.
Die Luft war rein. Sinclair wollte auf keinen Fall gesehen werden. Tagsüber war das was anderes, aber wer ihn durch die Nacht schleichen sah, der kam womöglich auf krumme Gedanken.
Mit schnellen Schritten überquerte der Mann die Straße und blieb einen Moment vor der Haustür stehen. Durch das Laternenlicht warf seine Gestalt einen Schatten, der sich seltsam verlängerte.
Es gab eine Klingel. Die musste der Besucher nicht betätigen. Es reichte aus, dass er vor der Tür stand, denn da war er von seinem Freund schon gesehen worden.
Hill öffnete.
Er war ein Mann mit rötlichen Haaren, die wie die Stacheln eines Igels auf dem Kopf wuchsen.
»Alles klar, Horace?«
»Sicher.«
»Hat dich jemand gesehen?«
»Das weiß ich nicht, ich war sehr vorsichtig. Aber sollte das dennoch der Fall gewesen sein, dann war ich eben ein Mensch, der einen nächtlichen Spaziergang gemacht hat.«
»So muss man es sehen. Komm rein.«
»Aber nicht sehr lange, Harold. Du weißt, was wir noch vorhaben.«
»Ist schon klar.«
Bei Harold Hills Arbeitszimmer stand die Tür offen. Der würzige Duft von Pfeifenrauch verteilte sich zwischen den Wänden. Beide Männer nahmen in den schweren Ledersesseln Platz und schauten auf den kleinen Tisch zwischen ihnen. Er war nicht leer. Dort standen eine Flasche mit Whisky und zwei Gläser.
»Du trinkst einen mit, oder Horace?«
»Sicher.«
»Das ist gut.«
Die Männer gönnten sich einen Schluck und nickten beide, als die Qualität des Getränks sie überzeugt hatte.
»Danke, Horace, dass du gekommen bist.«
»Das war doch selbstverständlich.«
»Von London aus ist es kein Katzensprung.«
Sinclair winkte ab.
»Was hast du Mary denn gesagt?«
»Dass ich nach Lauder muss, weil dort neue Leitungen gelegt werden, und es um Kosten geht, die auf Besitzer aufgeteilt werden.« Er lachte leise.
»Das hat sie dir abgenommen?«
»Warum denn nicht?«
»Okay, du bist an der Reihe.« Hill lächelte. »Was hast du genau gehört?«
Sinclair atmete tief ein und dann wieder aus. »Ja, was habe ich gehört. Dass hier in der Gegend so etwas wie ein Monster herumläuft.«
»Hat man es dir beschrieben?«
»Ja, das hat man. Es soll aussehen wie ein Mensch, aber das ist es nicht. Nur der Körper gleicht dem eines Menschen. Das Gesicht soll zerfressen oder verwest sein. Zumindest zur Hälfte.«
»Und weiter?«
»Dass es sich gern auf Friedhöfen herumtreibt, und es ist auch hier in Lauder gesehen worden.«
»Nicht schlecht.«
Sinclair griff nach seinem Glas. Er trank es leer, stellte es wieder weg und sagte: »Ich denke, dass wir uns den Friedhof mal aus der Nähe anschauen sollten.«
Hill nickte. Fragte aber: »Und du glaubst fest daran?«
»Ja, auch wenn es für manche Menschen nichts bedeutet. Aber du weißt selbst, dass wir mit unseren Freunden Sitzungen erlebt haben, die schon ungewöhnlich waren.«
»Das stimmt.« Jetzt lächelte Harold Hill. »Ich denke da an eine Sitzung, die wir heute Nacht durchziehen können.«
»Ach, das ist mir neu. Davon hast du mir nichts gesagt.«
»Bewusst nicht. Du solltest ganz frei herkommen und nicht voreingenommen sein.«
»Ja, das ist …« Sinclair sprach nicht mehr weiter. Er lachte und drohte mit dem Zeigefinger.
»Wir müssen das tun. Wir sind die Illuminati. Erleuchtete. Das müssen wir hin und wieder auch beweisen.«
»Ja, ich weiß. Und ich hoffte, dass es auch noch eine Weile geheim bleibt. Unsere Frauen sollen da nichts erfahren.«
»Und die Kinder auch nicht, Horace.«
»Da sagst du was.«
»Noch einen Drink?«
»Nein, nein, lass uns beginnen. Wie hast du dir die Séance denn vorgestellt?«
»Das ist ganz einfach. Sie wird bei uns im Keller stattfinden. Wäre ja nicht das erste Mal.«
»Okay, das habe ich verstanden. Und wer ist noch dabei?«
Harold Hill schüttelte den Kopf. »Niemand, abgesehen von uns beiden und von Carol Parker.«
»Oh, und wer ist das?«
»Carol ist ein Medium. Sie hat sich bereit erklärt, uns zu helfen, und sie wird uns die Verbindung zu dieser Gestalt schaffen. Wenn es sie wirklich gibt, und sie sich nicht nur in unserer Dimension aufhält, dann haben wir gewonnen. Dann wird Carol Verbindung aufnehmen. Sie wird ihn locken. Sie wird seine Neugierde anstacheln, denn sie allein ist der Kanal.«
»Ja, ja, das kann schon sein.«
»Das kann nicht nur sein. Das muss sein, Horace. Wir brauchen einfach Klarheit.«
»Gut.« Sinclair nickte. »Wann sollen wir beginnen?«
»Wenn du willst, fangen wir sofort an.«
»Okay, und wo wartet unser Medium?«
»Im Keller.«
»Das dachte ich mir. Aber zu trinken kann ich mir doch etwas mitnehmen – oder?«
»Was denn?«
»Wasser.«
»Das ist okay …«
***
Die Treppe nach unten drehte sich, aber es war noch keine Wendeltreppe.
Nach einer Kurve war sie schon fast zu Ende. Noch ein paar wenige Stufen, und es war geschafft.
Es war ein Keller, aber keiner, wie man ihn normalerweise kannte. Hier konnte man wohnen, ohne das Gefühl haben zu müssen, erdrückt zu werden. Es gab verschiedene Räume, und einer war besonders groß. In ihm sollte die Séance ablaufen.
Harold Hill öffnete vorsichtig die Tür. Schwaches Licht erreichte den Raum. Zigarettendunst erreichte die Nasen der beiden Männer. An einem runden Tisch an der Seite hockte Carol Parker, trank Wasser und rauchte eine nach der anderen. Der Aschenbecher quoll fast über.
Sinclair hatte eine Frage. »Wo, zum Henker, hast du die denn aufgetrieben?«
»Man hat sie mir empfohlen!«, flüsterte Hill.
»Aha.«
Beide Männer gingen näher und passierten dabei auch den großen runden Tisch, der von mehreren Stühlen umstellt war. Es waren Stühle mit hohen Lehnen und Sitzkissen aus Leder.
Über dem Tisch gab die Lampe ein recht schwaches Licht ab, das auf die Platte fiel, aber die Stühle kaum noch erreichte. Dafür war das ins Holz geschnitzte Pentagramm deutlich zu sehen. Es sollte mithelfen, den Weg zu anderen Dimensionen zu öffnen.
Carol Parker drückte ihre Zigarette aus und erhob sich. Sie ging auf die beiden Männer zu und war deshalb deutlicher zu sehen. Bekleidet war sie mit einer sehr engen schwarzen und euch glänzenden Lederhose. Als Oberteil trug sie ein weit geschnittenes Hemd von dunkler Farbe, auf dem sich allerdings einige Sterne abzeichneten.
Das Gesicht gehörte keiner jungen Frau mehr. Das Alter war schwer zu schätzen, aber man sah der Frau an, dass sie schon einiges im Leben durchgemacht hatte. Hinzu kam, dass sie stark geschminkt war und deshalb keine Falten zu sehen waren.
»Carol, das ist Horace. Er wird bei unserem kleinen Experiment dabei sein.«
Das Medium verzog seine Lippen, deren Farbe hellrotem Blut glich. »Davon hast du mir nichts gesagt. Ich dachte, dass wir beide das allein durchziehen.«
»Nein, wie du siehst …«
»Dann will ich mehr Geld haben.«
»Wie viel?«
»Einen Fünfziger.«
Harold Hill nickte. »Bekommst du. Versprochen. Aber erst später. Ich habe jetzt kein Geld bei mir.«
»Frage deinen Freund.«
Das tat Hill, und Horace F. Sinclair zahlte den gewünschten Betrag.
Das Geld verschwand in einer Gesäßtasche der engen Hose. Carol zeigte sich zufrieden, holte sich ein Kissen und legte es mitten auf den Tisch, bevor sie selbst darauf kletterte und sich auf das Kissen setzte.
Dann nickte sie den beiden Männern zu.
»Du bist also bereit?«, fragte Hill.
»Bin ich.«
»Okay, dann lass uns mit der Séance beginnen.« Hill ging zu einem Stuhl und nahm Platz. Horace F. Sinclair setzte sich seinem Freund gegenüber.
Carol Parker saß auf der Tischplatte und bewegte sich nicht. Die Arme waren ausgestreckt und beide Hände lagen flach auf dem Holz. Noch passierte nichts. Das Medium reagierte völlig normal. Es atmete ein, auch wieder aus und hielt die Augen noch offen. Die Männer gingen davon aus, dass dies zur Konzentrationsarbeit gehörte.
Sekunden später fielen Carol Parker die Augen zu, und schon schwang ihr die erste Frage entgegen.
»Bist du bereit?«
»Ja.«
Hill fragte weiter. »Und es ist nichts in deinem Bewusstsein, das dich stören könnte?«
»Es ist alles gut.«
Es war nicht die erste Séance, die Horace F. Sinclair erlebte. Er war der interessierte Beobachter, und er traute seinem Freund auch zu, alles richtig zu machen.
»Ich sage dir jetzt, Carol, dass wir einen Menschen suchen, der zugleich ein Monster ist. Vielleicht auch ein Dämon, aber er ist einer, der auch die Friedhöfe unsicher macht und über die Gräber geht, als würde er sich dort wohlfühlen. Und er ist hier in der Nähe. Hier im Ort, oder am Ort. Nur dort wurde er gesehen, und in seinem verwesten Gesicht leuchteten gelbe Augen. Verstanden?«
»Habe ich.«
»Dann strenge deinen Geist bitte an, damit er sich auf die Suche macht und ihn findet.«
»Ich werde es versuchen.«
»Gut, wir warten.«
Sinclair hatte sich zurückgehalten, das tat er auch jetzt. Er saß starr auf seinem Stuhl und hoffte, dass der Kontakt mit dieser anderen Welt auch hergestellt wurde.
Noch war nichts zu bemerken. Carol Parker saß auf dem Tisch, hielt die Augen geschlossen, aber auch den Mund.
Harold Hill war nicht so geduldig. Er stellte ihr eine Frage. »Nun, hast du schon einen Weg gefunden?«
»Nein«, lautete die schwache Antwort.
»Soll ich ihn dir noch mal beschreiben?«
»Nicht nötig. Ich suche jetzt nach seiner Aura. Es ist gut, wenn er sich hier in der Nähe befindet. Falls er zu weit weg ist, dann habe ich keine Chance.«
»Alles klar. Mach weiter.«
Sinclair sagte nichts. Er beobachtete. Sein Gesicht war und blieb unbewegt. Es war nicht zu erkennen, welche Gedanken ihm durch den Kopf gingen.
Aber auch seine Hoffnung lag auf Carol Parker.
Dann passierte es. Carol zuckte zusammen. Der Mund öffnete sich, und so etwas wie ein Krächzlaut wehte aus ihrer Kehle. Zugleich schüttelte sie den Kopf. Und zwar so heftig, dass der Körper die Bewegungen mitmachte.
Noch sagte sie nichts, aber Harold Hill unterbrach das Schweigen. »Was ist, Carol? Hast du ihn gefunden?«
»Kann sein …«
»Siehst du etwas?«
»Ich spürte es nur.« Sie schrak zusammen und bewegte ihre Schultern. »Es ist so anders. Da – da – kommt was auf mich zu. Und das ist schlimm.«
»Wie schlimm denn?«
»Ich weiß es nicht …«
»Bedroht es dich denn?«
»Noch nicht.«
»Kannst du es beschreiben? Sag uns doch, was du siehst.«
»Es ist nicht richtig zu sehen. Es – es lauert noch im Hintergrund, aber es ist böse. Es kennt keine Gnade. Es setzt einfach auf den Tod, und deshalb bewegt es sich über Friedhöfe hinweg.«
»Willst du weitermachen?«
»Ja, ich halte durch.«
Sinclair hatte auch jetzt nichts gesagt. Er schaute nur zu und sah, dass sich das Medium schon verändert hatte. Obwohl beide Männer nichts sahen, stand Carol unter einem starken Stress, der ihr den Schweiß ins Gesicht getrieben hatte.
»Horace?«, flüsterte Hill.
»Ja …«
»Ich denke, dass es klappt. Sie hat ihn gefunden. Er hält sich hier in der Nähe auf. Das haben wir uns schon gedacht. Das ist klasse, das ist super.«
»Abwarten.«
Die Männer schwiegen wieder und überließen der Frau das Feld. Und Carol zeigte, was in ihr steckte. Ihr Gesicht verzerrte sich. Es verwandelte sich in eine böse Maske, und über ihre Lippen floss so etwas wie ein Knurren.
»Was ist denn?«, flüsterte Harold.
»Er ist es. Ich spüre es.«
»Siehst du ihn denn auch?«
»Ja, ich sehe ihn. Er ist in der Nähe. Es ist einfach grauenhaft, ich sehe und spüre ihn. Er wird mich vernichten, wenn ich ihn noch länger an der Leine halte.«
»Okay, das wollen wir ja nicht. Was siehst du denn?«
»Eine Gestalt.«
»Und weiter?«
»Auf dem Kopf sitzt so etwas, das wie eine Krone aussieht. Sein Gesicht ist knochig und seine Augen sind gelb. Sie haben die Farbe von Honig.«
»Weiter!«, drängte der Mann.
»Nein, nein. Ich werde meine Gedanken für mich behalten. Ich will mich ihm nicht nähern. Das auf keinen Fall.«
»Bitte, zieh dich noch nicht zurück, Carol. Vielleicht kannst du noch was aus ihm herauslocken.«
»Ich versuche es.«
»Gut, du bist einmalig. Einfach wunderbar. Toll und wir verstehen uns.«
Hill sagte nichts mehr. Sinclair hielt sowieso den Mund. Die Männer überließen Carol Parker weiterhin das Feld.
Die hatte Problem. Sie fing an zu stöhnen, saß nicht mehr so starr auf dem Tisch, sondern bewegte sich von einer Seite zur anderen. In ihrem Gesicht zuckte es. Da war eine Skala von Gefühlen zu sehen, aber die Männer konnten ihr nicht helfen. Sie musste da allein durch.
Dann zuckte ihr Oberkörper mal nach vorn, dann wieder zurück, und im nächsten Augenblick schrie sie auf, bevor der Kopf nach vorn sackte und auch sie ihre Haltung verlor.
Jetzt mischte sich Horace Sinclair ein. »Ich denke, dass es keinen Sinn mehr hat. Wir sollten sie nicht zu sehr strapazieren. Das könnte unter Umständen ihr Ende sein.«
»Richtig.«
Beide Männer hatten das vor, aber etwas musste Carol noch loswerden. Sie sprach nicht mehr mit ihrer eigenen Stimme, sondern mit der eines Fremden. Es war eine raue Männerstimme, die ein bestimmtes Versprechen abgab.
»Horace F. Sinclair, ich werde dein Grab suchen und es auch finden. Warte nur ab …«
Es war eine Drohung, ein Versprechen, und beide Männer hatten keine Antwort. Aber sie waren froh, dass die Séance ein Ende gefunden hatte …
***
Zwei Stunden später. Carol Parker hatte sich ausgeruht und war wieder verschwunden. Ein Stück vom Haus entfernt war sie in ihren alten Fiat gestiegen und gefahren.
Die Männer saßen noch zusammen. An Schlaf dachte keiner. Immer wieder stellten sie sich die eine Frage.
»Glaubst du daran, Horace, was dir diese Gestalt da gesagt hat?«
Sinclair zuckte mit den Schultern. »Ich möchte es nicht.«
»Aber …?«
»Komisch ist es schon. Er wird mein Grab finden. Dazu muss ich tot sein, Horace.«
»Das stimmt. Und ich hoffe, dass du noch lange leben wirst, mein Freund.«
»Ha, das hoffe ich auch. Aber vergessen kann ich es nicht.«
»Keine Sorge, es geschieht ja erst, wenn du tot bist.« Hill hob sein Glas und lachte. »Komm, lass uns darauf einen Schluck nehmen.«
Das tat Horace F. Sinclair, aber lachen konnte er nicht …
***