John Sinclair 20 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 20 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair! Dieser Roman ist zum ersten Mal in der 4. Auflage von 1991 - 1996 der Romanheftreihe erschienen. Voodoo-Liebe. "Zahlen!" sagte die Frau an der Theke mit rauer und gleichzeitig ängstlich klingender Stimme. Der Keeper schaute sie an. "Jetzt schon, Dolores?" "Ja." Sie legte einen Schein hin und rutschte mit etwas unsicher wirkenden Bewegungen vom Hocker. Dann ging sie zur Tür. Der Keeper rief ihr einen Satz nach. "Wo willst du denn hin, Dolores?" Die Frau drehte sich kurz um und erwiderte: "Ich gehe sterben" John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 142

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumVoodoo-LiebeVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Voodoo-Liebe

»Zahlen!« sagte die Frau an der Theke mit rauer und gleichzeitig ängstlich klingender Stimme.Der Keeper schaute sie an. »Jetzt schon, Dolores?«»Ja.« Sie legte einen Schein hin und rutschte mit etwas unsicher wirkenden Bewegungen vom Hocker.Dann ging sie zur Tür.Der Keeper rief ihr einen Satz nach. »Wo willst du denn hin, Dolores?« Die Frau drehte sich kurz um und erwiderte: »Ich gehe sterben« …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2774-5

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Voodoo-Liebe

»Zahlen!« sagte die Frau an der Theke mit rauer und gleichzeitig ängstlich klingender Stimme.

Der Keeper schaute sie an. »Jetzt schon, Dolores?«

»Ja!« Sie legte einen Schein hin und rutschte mit etwas unsicher wirkenden Bewegungen vom Hocker.

Dann ging sie zur Tür.

Der Keeper rief ihr einen Satz nach. »Wo willst du denn hin, Dolores?« Die Frau drehte sich kurz um. »Ich gehe sterben!« erwiderte sie...

Welcher Teufel mich geritten hatte, gerade in diese Kneipe zu gehen, ich wusste es nicht. Vielleicht; hatte es am Stress gelegen, der hinter mir lag, denn die letzten Fälle waren doch an die Substanz gegangen.

Das Dämonenauge, Myxin, der Magier, die Hexenmühle, das Erscheinen des Spuks – das alles hatte mich ziemlich aus dem Gleichgewicht gebracht.

Da musste der Mensch mal ausbrechen, eine Pause einlegen, um nachdenken zu können. Ich war einfach losgefahren und hatte die City of London hinter mir gelassen. An einer Kneipe im Nordosten der Stadt hatte ich angehalten, weil mich das Licht in Form eines ausgestreckten Arms in der Dunkelheit irritiert hatte.

Der Gag war gut. Die Beleuchtung war wirklich ein Arm gewesen, der von der Hauswand abstand. Zumindest hatte er bei mir seinen Reklamezweck erreicht, ich war in die verräucherte Bude gegangen und hatte mich an die halb leere Theke gesetzt.

Zu der Sorte von Leuten, die sich voll laufen lassen, wenn sie Probleme haben, gehörte ich nicht Deshalb trank ich auch keinen Alkohol, sondern hielt mich an Wasser. Die wenigen Gäste störten sich nicht daran. Sie waren mit sich selbst beschäftigt oder hockten an den wenigen Tischen und unterhielten sich.

Der Keeper oder Wirt war ein fetter Mann mit einer Halbglatze und stark aufgeworfenen Lippen. Er trug ein Hemd mit kurzen Armen. Seine Arme glichen dicken Würsten, auf denen dunkle Haare so dicht wuchsen, dass es wie ein Fell aussah. Dazwischen schimmerten nackte Frauenkörper als dunkelrote, hässliche Tätowierungen.

Er hatte alles gut im Blick und war sicher in der Lage, für Ruhe zu sorgen, wenn es Streit gab.

Ich hatte mich an das eine Ende des halbrunden Tresens gesetzt. Die Wand mit den alten Fotografien befand sich direkt neben mir. Auf den Bildern war der Wirt als Boxer zu sehen. Nur in Gewinnerpose. Zumeist hing ein Kranz um seinem Hals.

Ich nuckelte an meinem Wasser und beschäftigte mich gedanklich mit der Zukunft. Durch Myxins Erweckung war etwas in Bewegung geraten, das ich noch nicht erkennen konnte. Es hielt sich im Hintergrund verborgen, unsichtbare Strömungen oder Wellen, die sich mir bestimmt irgendwann nähern würden. Als großer Joker schwebte noch der schwarze Tod im Hintergrund, der ein Todfeind des von mir erweckten Magiers war. Über dessen Rolle war ich mir auch nicht im Klaren, es stand längst nicht fest, dass er mir eine große Dankbarkeit entgegenbringen würde. Der kochte sicherlich sein eigenes Süppchen und würde sich bestimmt nicht von einem Fremden hineinrühren lassen.

Hin und wieder dachte ich an Sheila, die Frau meines Freundes Bill Conolly. Sie war hochschwanger und würde sehr bald gebären. Sie wünschte sich einen Jungen, und ich drückte den Conollys beide Daumen, dass sie damit Glück hatten.

Das waren nicht meine persönlichen Probleme. Da gab es andere Dinge, um die ich mich kümmern musste, und ich war froh, nicht mehr allein zu stehen und einen Freund wie Suko an meiner Seite zu wissen. Der Mann aus China kannte keine Angst. Er war für mich zu einem echten Freund geworden. Es war ein guter Griff gewesen, ihn auf meine Seite zu ziehen, er hätte auch sicherlich etwas zu meinen momentanen Problemen sagen können, ich aber wollte doch lieber allein sein und später mit ihm sprechen.

Das heißt, allein war ich nicht, höchstens innerlich. Ansonsten saß ein bunt gemischtes Publikum an der zu einem Drittel gefüllten Theke, in der Regel Männer, aber auch zwei Frauen.

Eine war mir gleich aufgefallen. Eine Exotin und dabei sehr hübsch. Sie hatte eine wunderbare samtene Haut von einer Farbe, die mich an Milchkaffee erinnerte. Hinzu kam das dunkle Haar. Sehr dicht, halblang und kraus wuchs es auf ihrem Kopf. Ein rundes Gesicht, in dem die großen, schönen, dunklen Augen ebenso auffielen wie der herrlich geschwungene Mund mit den weichen Lippen, die an den Rändern mit einem flimmernden Goldpuder bestrichen waren. Ihre Nase war nicht zu breit, eigentlich schön gewachsen, und auch die hochstehenden Wangenknochen gefielen mir. Die Frau trank viel, aber sie betrank sich nicht. Der Wirt mixte ihr den Drink immer. Was er da in das Glas schüttete, sah ich nicht. Das Ergebnis jedenfalls war eine milchig-trübe Flüssigkeit, die dem weiblichen Gast gut zu schmecken schien.

Für mich sah sie aus wie jemand, der auf dem Sprung stand, denn sie hatte den hellen Staubmantel nicht ausgezogen. Sie trug ihn offen. Hin und wieder sah ich das Schimmern eines grünen Kleiderstoffs, und an ihrem Hals klirrten zwei Ketten aus Modeschmuck gegeneinander, wenn sie sich bewegte. Die Frau sprach mit keinem an der Theke. Sie wurde auch nicht angemacht, obwohl sich einige Typen unter den Gästen befanden, bei denen es mich wunderte, dass sie es nicht taten. Hin und wieder ein scheuer oder forschender Blick, das war alles.

Es kam mir ungewöhnlich vor, denn wie eine Aussätzige brauchte die Person nicht behandelt zu werden. Von ihr ging auch keine unnahbare Kühle aus, sie gab sich weder arrogant noch hochnäsig, und trotzdem schien sie von einer Aura umgeben zu sein, die andere Menschen davon abhielten, mit ihr zu sprechen.

Sie hätte mich vielleicht mehr interessiert, wenn ich nicht meine eigenen Probleme gehabt hätte, so aber hatte ich sie nur hin und wieder mit Blicken gestreift und mich dann mit meinem Getränk beschäftigt.

Eine Jukebox dudelte. Karibische Klänge drangen aus dem Lautsprecher. Es war so, als wollte der Frau jemand einen Gefallen damit tun.

Als der Wirt einige Gläser mit Whisky füllte, schnippte ich mit den Fingern.

»Ja ...?«

»Ich nehme auch einen.«

»Doppelt oder ...«

»Ein einfacher reicht mir. Ich muss noch fahren.«

»Stimmt, in diese Gegend verliert sich kaum jemand ohne Fahrzeug. Ist auch verflucht einsam hier, und die alten Bahnlinien auf dem Damm machen die Umgebung auch nicht freundlicher.« Er schob mir den Whisky zu. »Waren Sie schon mal an der Brücke?«

Ich schüttelte den Kopf. »An welcher?«

»Es ist eine Eisenbahnbrücke nicht weit von hier. Ideal für Selbstmörder.«

»Wie kommen Sie denn darauf?«

Der Keeper packte die letzten Gläser auf das Tablett. »Weil sich dort schon einige Leute auf die Schienen gelegt haben.« Er grinste schief. »Wenn der Zug dann vorbei war, waren Körper und Kopf voneinander getrennt. Das ist schon viermal passiert.« Er lachte, nahm das Tablett hoch und verließ seinen Platz hinter der Theke.

Ich schaute ihm nach und stellte dabei durch einen Seitenblick fest, dass die exotische Schöne das Gespräch mitgehört hatte. Unsere Blicke trafen sich für einen winzigen Moment. Als sie es sah, schaute sie sofort zur Seite.

Der Wirt bediente die Gäste und kam danach zurück. Er hatte seinen Platz kaum wieder eingenommen, als die Frau in ihre Manteltasche griff und einen Geldschein hervorholte.

Sie wollte zahlen und gehen.

Ich beobachtete sie dabei und merkte eigentlich erst jetzt, dass der Wirt sie kannte, und war noch verwunderter, wenn nicht sogar entsetzt, als sie von der Tür her erklärte, dass sie sterben wollte.

Alle Gäste hatten die Antwort gehört, aber keiner kümmerte sich darum. Es sah so aus, als gingen sie bewusst darüber hinweg, um sich nur nicht näher damit beschäftigen zu müssen. Sie schienen sich sogar vor dieser Frau zu ducken oder zu fürchten.

Die Tür schwang zu, weg war sie.

Ihr Verschwinden hatte eine ungewöhnliche Stille hinterlassen, und ich dachte zwangsläufig an die Worte des Keepers, der von dieser Selbstmordbrücke gesprochen hatte.

Nun hatte ein Gast die 'Kneipe verlassen, um zu sterben. Spaß oder makabrer Ernst?

Da der Wirt im Moment nichts zu tun hatte, winkte ich ihn heran. »Sie kennen die Frau?«

»Ja, Dolores.«

»Und?«

»Wieso?«

»Na ja«, sagte ich und hob meine Schultern dabei hektisch. »Das ist doch nicht normal, dass sich, ein Gast so verabschiedet. Da muss man doch etwas tun, denke ich.«

»Was denn?«

»Sie sind gut! Sie retten oder so.«

Aus den dunklen Augen traf mich ein scharfer Blick. »Retten oder so, wie?«

»Ja, das habe ich gemeint.«

»Nein, kommt nicht in die Tüte. Wer will dieses verdammte Weib denn schon retten?«

»Das hört sich seltsam an.«

»Ist es gar nicht, wenn Sie Bescheid wüssten. Haben Sie sich die Männer hier mal angeschaut?« fragte er flüsternd. »Haben Sie es gesehen, Mister? Genau hingeschaut?«

»Ich hatte Zeit genug.«

»Eben.« Er hob den rechten Zeigefinger und senkte ihn nach vorn. »Dann müsste Ihnen doch auf gef allen sein, dass da etwas nicht stimmt. Ein Weib wie dieses allein in einer Kneipe? Danach lecken sich die Typen die Finger, die würden sich um die Kleine prügeln. Nichts dergleichen haben sie getan. Dolores war für sie Luft, einfach Luft.«

»Das sah ich und wunderte mich.«

»Selbst Sie, ein Fremder, haben nicht versucht, die Kleine anzumachen.«

»Ich habe eigene Probleme.«

»Gut gesagt, Mister, sehr gut. Und um Probleme geht es nämlich. Meine Gäste wollen keine Probleme bekommen. Sie wollen ihr Bier trinken und sich unterhalten, mehr nicht.«

»Und mit Dolores hätten sie Probleme bekommen?«

»Klar, große sogar.«

»Weshalb denn?«

»Weil Dolores zwar toll aussieht, tatsächlich aber steckt der Teufel in ihr. Dolores ist eine verdammte Hexe, eine Voodoo-Hexe!« Er fügte noch einen Fluch hinzu und nickte. Dann füllte er zwei Gläser mit dunklem Bier.

Ich trank meinen Whisky. Er schmeckte nicht einmal schlecht. Als ich das Glas abstellte, war der Keeper wieder da. Er hatte die beiden Gläser zu den Gästen gebracht. Natürlich war er neugierig auf meine Reaktion und fragte: »Was sagen Sie dazu, Mister?«

»Eine Hexe?« dehnte ich.

»Ja, eine richtige Hexe.«

»Die es nur im Märchen gibt. Diese hier hat keinen Buckel und kein hässliches Gesicht. Auch keine Warzen auf der Nase. Sie holt sich keine Kinder, um sie in den Ofen zu stecken ...«

»Du nimmst mich nicht ernst, Mister!«

Ich lächelte. »Was soll ich tun?«

»Mir glauben und deinen Augen trauen.« Er war vertraulich geworden. »Noch einmal, Mister. Denk daran, wie sie hier gesessen hat, umgeben von Typen, die wirklich nichts anbrennen lassen. Sie haben sich zurückgehalten. Niemand hat versucht, sich an. die Frau ranzumachen. Im Gegenteil, sie haben Angst vor ihr gehabt. Manche sind sogar gegangen, wenn sie kam. Die hatten einfach Schiss.«

»Okay, ich bin hier fremd. Ihr werdet vielleicht recht haben. Nur kann ich mir nicht vorstellen, dass sie eine Hexe ist. Du weißt selbst, dass Hexen anders aussehen.«

Der Wirt schüttelte den Kopf. »Nicht die, die hier gesessen hat. Sie heißt Dolores, sie kommt aus der Karibik. Sie kennt diesen verfluchten Zauber.« Bisher hatte er normal laut gesprochen, nun aber senkte der Keeper die Stimme. »Dolores verhext Menschen. Man sagt ihr nach, dass sie sogar die Toten liebt.«

Ich starrte den Wirt ungläubig an. »Was soll sie?«

Der Mann hinter der Theke wiederholte den Satz.

Ich konnte ihm noch immer nicht glauben. »Deshalb ging sie auch los, um zu sterben, wie?«

»Weiß ich nicht. Möglich ist alles, Mister. Man muss da schon verdammt aufpassen.« Er schlug mit der Hand auf den Tisch. »Außerdem hat mir dein Spott nicht gefallen.«

»Sony. Es ist alles so ungewöhnlich.«

»Das ist es für die meisten.«

Mich interessierte diese Dolores natürlich. Die Aussagen des Mannes hatten mich wirklich neugierig gemacht. Vielleicht hätte ich ihn fragen sollen, wo ich sie finden konnte, aber das hätte sein Misstrauen geweckt. So wollte ich nur wissen, was ich zu zahlen hatte.

Viel war es nicht. Ich rundete die Summe auf und rutschte vom Hocker. Der ehemalige Boxer griff über die Theke hinweg und umfasste mein Handgelenk. Seine Finger hatten einen sehr harten, knochigen Griff. »Was hast du denn jetzt vor, Meister?«

»Ich gehe lieber.«

»Angst bekommen?«

»Nicht direkt. Aber mit Hexen möchte ich nicht unbedingt etwas zu tun haben.«

Er lachte, gab mir recht und ließ mich gehen. Außerdem musste er sich um die anderen Gäste kümmern.

Mein Ziel stand fest. Ich würde auf Hexensuche gehen. So unwahrscheinlich die Erzählungen des Keepers auch geklungen hatten, mich konnte nach den letzten Fällen eigentlich nichts mehr erschüttern. Selbst Hexen nicht, die Tote liebten.

Nur wollte ich darüber gern mehr wissen ...

***

Eine sehr betriebsame Umgebung war es nicht, in der das Lokal lag. Einsam, wenig schön. Gebaut worden war hier kaum, dafür schimmerten nicht weit entfernt mehrere Silberstreifen im schwachen Schein des Mondes, der am Himmel klebte.

Die Silberstreifen entpuppten sich bei näherem Hinsehen als die Oberflächen zweier Gleise, die hier aus verschiedenen Richtungen zusammenliefen und nebeneinander auf die Brücke zuführten, die der Keeper als Selbstmörder-Brücke bezeichnet hatte.

Es war windig, etwas kühl, und es roch nach Regen. Der Mond schimmerte wie ein blindes Auge hinter einem Wolkenberg. In der Ferne sah ich den schwachen Glanz einer in den Himmel ragenden Lichtglocke. Dort lag die Innenstadt, die auch um diese nachtschlafende Zeit nicht zur Ruhe kam.

Mein Wagen stand neben dem Haus. Der Bentley war von keiner fremden Hand angerührt worden. Ich stieg noch nicht ein, obwohl ich die Tür schon aufgeschlossen hatte. Mein Blick glitt durch die Dunkelheit, denn die Worte des Wirtes gingen mir nicht aus dem Sinn. Meine Gedanken drehten sich um diese Dolores, die angeblich eine Hexe war und natürlich auch Hexenkräfte haben sollte.

Ich sah sie nicht.

Bis auf den Damm, über den die beiden Schienenpaare liefen, war die Gegend sehr flach. Die Gestalt der Frau hätte sich abzeichnen müssen. Ich sah keine Silhouette. Mit einem Wagen war sie meiner Ansicht nach nicht weggefahren, aber sie hatte davon gesprochen, in den Tod zu gehen, und keiner der Gäste hatte auch nur den Versuch unternommen, sie davon abzuhalten.

Ich übrigens auch nicht, aber für mich war es erstens sehr überraschend gekommen, und zweitens war mir die Frau fremd. Ich hatte auch nicht erkennen können, ob es ernst oder spaßig gemeint war. Allmählich ging ich davon aus, dass sie es schon ernst meinte, und ich spürte im Magen ein gewisses Kribbeln. Ein Vorbote dessen, dass irgendetwas in der Luft lag.

Ich stieg in den Bentley. Wohin ich fahren wollte, hatte ich mir zuvor angesehen. Ich würde Kurs auf die Brücke nehmen. Zwar konnte ich den Wagen nicht auf den Damm lenken, parallel zu ihm gab es jedoch einen Weg. Er war teilweise gepflastert, ansonsten bestand er nur aus lehmiger Erde.

Ich startete, lauschte auf den Motor, schaute in den Innenspiegel und setzte zurück. Ich hatte die Scheinwerfer eingeschaltet, die einen hellen Lichtsee vor dem Wagen hinterließen.

Sehr langsam fuhr ich an, schlug einen Bogen und rollte an der linken Seite vom Parkplatz, vorbei an einem dort abgestellten und ausgeschlachteten Wagen, der vor sich hinrostete und einfach vergessen worden war.

Der schmale Weg erwies sich als Holperstrecke. Mulden und Buckel wechselten einander ab, der Wind hatte Laub und kleine Äste hingefegt, die unter den Reifen zersprangen.

In einer Gegend wie dieser blendete ich keinen anderen Autofahrer mit meinem Fernlicht. Es tanzte im Rhythmus der stark strapazierten Stoßdämpfer und half mir bei der Suche nach Dolores, über die ich gern mehr gewusst hätte.

Sie interessierte mich brennend. Je länger und intensiver ich über sie nachdachte, umso mehr gelangte ich zu dem Entschluss, dass sie nicht gelogen hatte.

Sie wollte sich das Leben nehmen. Das taten leider viele Menschen. Den Aussagen des Keepers nach zu urteilen war sie jedoch eine Voodoo-Hexe, und Voodoo, das wusste ich zur Genüge, hatte etwas mit lebenden Toten, den Zombies, zu tun.