John Sinclair 2049 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 2049 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Er war eine Legende. Es sollte ihn nicht geben. Und doch wurde immer wieder von ihm gesprochen. Er war ein Zug, der vom Diesseits ins Jenseits fuhr und umgekehrt.
So erzählte man sich. Der Reporter Brad Cochran wollte es herausfinden und scheiterte. Er bezahlte seinen Mut mit dem Tod.

Praktisch durch einen Zufall kam ich diesem Zug auf die Spur. Und ich stieg als Fahrgast ein in den Horror-Express ...


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EPUB

Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Inhalt

Cover

Impressum

Horror-Express

Briefe aus der Gruft

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manfred Smietana/Rainer Kalwitz

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5337-2

„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

www.john-sinclair.de

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Horror-Express

Noch war es still auf dem einsamen alten Bahnhof, aber diese Stille würde bald vorbei sein, denn die kleine Station wartete auf die Ankunft eines Zugs.

Und das an einem düsteren Abend.

Das begriff der Mann namens Brad Cochran nicht. Für ihn war der Bahnhof nur noch ein Relikt aus früheren Zeiten. Ein Zug hielt hier schon lange nicht mehr. Aber er wollte sich eines Besseren belehren lassen, obwohl er nicht eben froh darüber war …

Ein bedrückendes Gefühl hatte sich in seinem Magen ausgebreitet. Das war bei ihm nicht normal. Cochran sah sich als Macher an. Als einer, der sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen ließ, und das Wort Angst war ihm eigentlich fremd. Aber nicht an diesem Abend. Da dachte er schon in eine bestimmte Richtung. Aber die Gedanken kamen einfach, wenn man auf dem verlassenen Bahnhof stand und sinnierte.

Es gab noch das alte Gebäude. Auch den Vorbau, der Reisende vor Regen schützte. Hier hatte Cochran seinen Platz gefunden. Er saß auf einer alten Bank, die nicht zusammengebrochen war.

Ein Zug würde kommen und hier halten. Ein besonderer Zug. Das hatte man ihm gesagt. Ein Express von irgendwo, der nach nirgendwo fuhr, denn es gab kein normales Ziel für ihn. Irgendwie passte diese Legende auch zu dem alten Bahnhof.

Seitlich von ihm hörte er ein Geräusch. Es war nicht alarmierend, sondern nur ein Knarzen. So etwas geschah, wenn jemand die Tür öffnete. Das war geschehen und ein kleiner Mann mit langen grauen Haaren schob sich ins Freie.

»Dein Zug ist noch nicht da.«

»Ich weiß«, bestätigte Old Paddy.

»Wird er denn noch kommen?«

»Ich habe es dir gesagt, und ich bleibe bei meinem Wort. Etwas ist passiert, dass dieser verdammte Zug wieder kommt. Normal ist er nicht, das wirst du sehen, Brad.«

»Klar. Deshalb wird er auch Horror-Express genannt.«

Old Paddy grinste nur, bevor er sich neben Brad Cochran auf die Bank setzte. Der warf ihm einen Seitenblick zu, bevor er sagte: »Da bin ich mal gespannt, wer da alles aussteigt.«

»Das kann ich verstehen«, erklärte Old Paddy. »Aber verhalte dich angemessen.«

»Klar.«

Paddy war nicht überzeugt. »Ich meine es ernst.«

»Klar. Ich auch.« Brad lachte. »Aber Fotos darf ich von ihm schießen? Den Zug meine ich.«

»Kann sein. Aber ich würde dir raten, es nicht bei den Fahrgästen zu versuchen.«

»Ha, und warum nicht?«

»Die könnten etwas Besonderes sein.«

Brad winkte ab. »Hör auf, Old Paddy. Letztendlich sind es alle nur Menschen.«

»Bist du sicher?«

»Ja, wieso? Sollen etwa Tiere in dem Zug sitzen? Hör auf, ich bin Reporter, und ich bin gekommen, weil es hier etwas Besonderes gibt. Du hast erzählt, dass hier der Horror-Express hält. Ein Zug, der aus einer anderen Welt kommt. Das ist zum Lachen. Aber da wir uns gut kennen und mein verstorbener Vater große Stücke auf dich gehalten hat, habe ich zugestimmt. So war das. Und jetzt sitzen wir hier und warten auf diesen Geisterzug.«

»Das stimmt.«

»Aber was ist, wann er nicht kommt, Paddy? Eine zweite Nacht schlage ich mir nicht um die Ohren.«

»Musst du auch nicht.«

Brad lachte und schlug seinem Nebenmann auf die Schultern. »Bist du dir sicher?«

»Ja, das bin ich.«

»Okay, warten wir es ab.« Cochran schaute auf seine Uhr. »In zehn Minuten haben wir Mitternacht.«

»Eine gute Zeit.«

»Aha. Für den Zug?«

»Ich denke schon. Dann beginnt eine Stunde, in der sich vieles verändern kann.«

Cochran winkte ab. »Klar. Wer daran glaubt.«

»Warte es ab.«

Das tat Cochran auch. Er streckte seine Beine aus, suchte in seiner Jackentasche und fand die Blechschachtel. Als er sie öffnete, sah er auf die Zigaretten, die dort von einem Gummiband festgehalten wurden. Eine klaubte er hervor und steckte sie sich zwischen seine Lippen. Mit einem Streichholz gab er sich Feuer, nahm die ersten Züge und blies den Rauch aus, der sich mit dem vermischte, was über dem Bahnhof lag. Das war kein Rauch, sondern feiner Nebel, der sich in den letzten Minuten gebildet hatte.

»Was ist das denn?«

»Dunst, Brad. Es wird dunstig. Das ist nichts Unnormales um diese Zeit. Damit muss man sich abfinden.«

»Ja, ja, das wird wohl so sein.« Er rauchte und schnippte die Zigarette dann weg. Danach kümmerte er sich um seine Kamera, die in einer der breiten und tiefen Jackentaschen steckte. Er holte sie hervor und hielt sie seinem Nebenmann zur Betrachtung hin.

»Ja und?«

Cochran grinste breit. »Das ist meine Waffe. Die Kamera lügt nicht. Sie gibt das wieder, was sie gesehen hat. Auf sie kann ich mich immer verlassen – wie früher auch auf meinen Hund.«

»Nicht schlecht«, lobte Old Paddy.

»Damit kommt man immer durch.«

Paddy gab keine Antwort. Er hatte etwas anderes entdeckt. Das war der Dunst, der sich ausgebreitet hatte. Er war nicht dichter geworden, nur eben mehr. Mittlerweile erfasste er die gesamte Länge des Bahnsteigs. Das war auch Brad Cochran nicht verborgen geblieben. Er verzog das Gesicht und meinte, dass gute Bilder bei diesen Bedingungen nicht möglich wären.

»Er wird bestimmt noch dichter.«

»Das sagst du, Paddy.«

»Weil ich es weiß.«

Cochran gab darauf keine Antwort. Er winkte nur ab, beugte sich im Sitzen vor und lauschte.

Das tat auch Paddy. Der aber stand auf. Er hatte sich halb nach links gedreht und blickte in die entsprechende Richtung.

»Kommt er von dort?«

»Ich denke schon«, erwiderte Paddy.

»Und weiter?«

»Nichts. Er wird kommen, und er wird hier halten. Wenn das passiert ist, sehen wir, was geschieht.«

»Das meine ich auch.«

Old Paddy hob den rechten Arm. Und streckte einen Finger in die Luft, als wollte er die Windrichtung prüfen.

»Probleme?«, fragte der wesentlich jüngere Cochran.

»Nein. Aber er wird bald hier eintreffen. Das lass dir schon mal gesagt sein.«

Cochran zuckte mit den Schultern. Das war seine einzige Reaktion. Aber auch er lauschte und drehte seinen Kopf nach links. Er wünschte sich den Zug herbei, dann wäre es vorbei mit der Langeweile.

Old Paddy schien anders zu denken. Ihm war nicht langweilig, das sah Brad ihm an. Er macht einen leicht nervösen Eindruck. In seinem Gesicht bewegte sich immer etwas.

Auf dem Bahnsteig selbst war es still. Und dann vernahmen beide Männer ein Geräusch. Es hörte sich an wie ein schwaches Brummen mit einem Stampfen darin.

Plötzlich war es mit der Langeweile bei Brad Cochran vorbei. Er stand auf.

»Und?«

Old Paddy nickte. »Er ist unterwegs, mein Freund.« Er deutete nach links, und beide hörten plötzlich aus dieser Richtung den Pfeifton. Laut und schrill, bestimmt kein Spaß für die Ohren.

So wurde der Zug angekündigt.

Und dann war es soweit. Er geriet in ihr Blickfeld. Der Reporter hielt seine Kamera schussbereit in der Hand, aber jetzt wollte er kein Foto mehr machen.

Die Kamera sank nach unten. Er und Old Paddy starrten gegen eine Lokomotive, deren Frontseite in Flammen stand, und sie schossen auch aus dem Schornstein hervor.

»Verdammt, was ist das denn?«, fragte der Reporter keuchend.

»Der Horror-Express. Du hast ihn doch sehen wollen. Jetzt ist dein Wunsch erfüllt worden. Du siehst ihn.«

Brad Cochran konnte nicht mehr sprechen. Er stand da, nickte, starrte und wischte durch seine Augen, weil Schweißtropfen hineingelaufen waren. Der Lok folgten die Wagen, die nicht in Flammen standen.

Noch fuhr der Zug. Aber er war schon langsamer geworden. Dann schrie er auf, aber es waren nur die üblichen Bremsgeräusche, die an die Ohren der Männer drangen.

Sekunden später stand der Zug. Und damit war ein neues Kapitel aufgeschlagen worden …

***

Die zwei so unterschiedlichen Männer sagten nichts mehr. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, und sie beobachteten nur. Aber sie waren auch nicht still. Ihr heftiges Atmen war in der Stille sehr deutlich zu hören.

Es hatte sich etwas verändert. Obwohl die Lokomotive an ihnen vorbeigefahren war, bekamen sie mit, dass sie kein Feuer mehr spuckte. Der Zug war wieder normal geworden, falls man überhaupt bei ihm von einer Normalität sprechen konnte.

Die beiden warteten ab. Man gab ihnen Zeit. So konnten sie sich den Zug anschauen und stellten fest, dass hinter der Lok alte Wagen mit dunklen Fenstern angekoppelt waren. Und es gab keinen Menschen, der ausstieg.

Brad Cochran blies die Luft aus. Er fuhr mit dem Handrücken über seine Stirn und spürte dort den kalten Schweiß. Fast in Gedanken versunken stellte er eine Frage.

»Was machen wir?«

Old Paddy hob die Schultern an. »Keine Ahnung im Moment.«

»Jedenfalls ist der Zug angekommen.«

Old Paddy meinte: »Und das muss etwas zu bedeuten haben. Er hat hier gehalten.«

Da musste der Reporter auflachen. »Klar hat das was zu bedeuten. Deshalb stehe ich hier. Du hast mich gerufen und mich scharfgemacht.«

»Ja, weil du neugierig bist.«

»Das gehört bei meinem Beruf dazu.«

»Dann beweise es«, sagte Old Paddy. »Beweise mir, dass du neugierig bist. Schau dir den Zug von innen an.«

Genau das hatte Cochran auch vor. Das hatte er auch erwartet. Aber er zögerte, denn er hörte auf seine innere Stimme. Auf sein Gefühl und das war nicht gut.

Der Zug hätte neutral für ihn sein sollen. Genau das war er nicht. Für ihn war er feindlich, obwohl er nur dastand und auch niemand ausstieg.

»Willst du nicht, Brad?«

»Moment noch.«

»Okay. Aber denk daran, dass ich dich geholt habe, weil ich den Zug nicht zum ersten Mal sehe und du gespannt auf ihn warst. Weil er zudem an einer Station hält, die schon längst aufgegeben wurde. Du hast an eine geile Geschichte geglaubt.«

»Das tue ich noch immer.«

»Dann sieh zu, dass diese Geschichte wahr wird. Schau nach, was sich im Zug tut. Ich gehe mal davon aus, dass es einen Lokführer geben muss, denn allein wird er wohl kaum gefahren sein.«

»Keine Ahnung. Bei diesem Zug halte ich alles für möglich. Auch, dass er von allein fährt.«

»Oder mit Energie aus dem Jenseits.«

Normalerweise hätte Cochran über diese Antwort gelacht, aber das verkniff er sich. Aber er wusste, dass er etwas tun musste. Er wollte sich vor Old Paddy auch nicht blamieren. Deshalb fasste er sich ein Herz und sagte: »Ich schaue mal nach.«

»Ja, tu das. In einem Wagen?«

»Nein, erst mal die Lok.«

»Ist auch okay.«

Brad Cochran warf seinem Begleiter einen letzten Blick zu, danach machte er sich auf den Weg. Bei der Einfahrt des Zugs hatte er die Wagen nicht gezählt. Das tat er jetzt. Es waren drei. Sehr weit musste er deshalb nicht laufen, um die Lok zu erreichen. Allerdings stand sie außerhalb der alten Station.

Die Lok brannte nicht mehr. Cochran hatte damit gerechnet, dass sie noch eine gewisse Hitze abstrahlen würde, aber das traf auch nicht zu. Ihm wehte nichts entgegen.

Er blieb vor dem Einstieg stehen. Er sah ein Fenster in der Tür, konnte aber nicht hineinschauen, weil es zu hoch lag. Um in den Führerstand zu gelangen, musste er noch drei Stufen hochgehen. Cochran überlegte, ob er das tun sollte. Er entschied sich dafür und kletterte die Stufen so weit hoch, dass er durch das Fenster in den Lokführerstand schauen konnte. Es war schwer für ihn, etwas zu erkennen, weil die Scheibe nicht eben sauber war. Mit dem Ärmel wischte er darüber hinweg und bekam so eine bessere Sicht.

Nach zwei Sekunden wusste er, dass der Führerstand leer war. Kein Lokführer zu sehen. Es lag auch keiner bewusstlos auf dem Boden. Der Zug war ohne ihn gefahren.

Irgendwie war der Reporter froh, keinen Menschen entdeckt zu haben. Er sprang wieder zurück auf drehte sich zu Old Paddy um.

Er stand noch immer dort und blickte Cochran entgegen, der jetzt auf seinen Kumpel zuging und dabei mit den Schultern zuckte.

»Und?«

»Nichts.«

Old Paddy blähte seine Wangen auf und pustete danach die Luft nach draußen. Dann formulierte er eine Frage. »Ob das für den gesamten Zug zutrifft?«

»Keine Ahnung.«

»Dann sollte man nachschauen.«

»Du meinst mich?«

»Klar, Brad. Du willst die sensationelle Geschichte schreiben. Also musst du dich reinhängen. Schau dir mal die Wagen an. Kann sein, dass es noch Passagiere gibt.«

Brad Cochran saugte die Luft durch die Nase ein. Dann nickte er: »Nun ja, ich werde den Zug mal betreten.«

»Das ist gut.«

»Und wenn ich nichts finde?«

Old Paddy grinste schief. »Dann brechen wir unsere Zelte hier ab. Ist das okay?«

»Mehr als das.«

»Super.«

Brad Cochran schaute auf die Wagen. »Hast du einen bestimmten Wunsch, welchen Wagen ich zuerst betreten soll?«

»Das ist egal.«

»Dann fange ich von vorn an.«

»Tu das.«

Cochran ging los. Er ließ den Zug dabei nicht aus den Augen. Sein Blick war vor allen Dingen auf die Fenster gerichtet, weil er damit rechnete, dass sich dort etwas bewegte.

Nichts tat sich. Die Wagen schienen leer zu sein. Und wenn nicht, dann konnten es durchaus Tote sein.

Den ersten Wagen hatte der Reporter sich ausgesucht, und davor blieb er stehen. Es gab nur eine Tür, und die musste er aufreißen. Er zerrte daran, was gut war, denn die Tür klemmte. Dann aber war sie offen und Cochran konnte einsteigen. Er musste allerdings zuerst zwei Stufen hinter sich lassen.

Das war schnell passiert und mit dem nächsten Schritt erreichte er das Innere des Wagens. Sofort fiel ihm die miese Luft auf. Er konnte gut und gern von einer Totenluft sprechen, die sich hier gesammelt hatte. Sie war kaum zu atmen. Hier hätte man lüften müssen.

Cochran wandte sich nach links. Er musste durch keine Tür gehen. Vor ihm lag der Wagen, und er wunderte sich darüber, dass er was sah. Ein seltsam fahles Licht hatte sich ausgebreitet. Es reichte soeben aus, um etwas erkennen zu können.

Und es gab die Stille. Sie kam ihm auch unnatürlich vor. Er dachte an ein belastendes Schweigen, das ihm alles andere als guttat. Cochran überlegte, ob er überhaupt tiefer in den Wagen hineingehen sollte. Wegen der hohen Rückenlehnen war es ihm nicht möglich, auf die Sitze zu schauen. Er musste nah an sie herangehen.

Das wollte er auch. Seine Schritte setzte er vorsichtig, und er versuchte, keinen Laut abzugeben, aber das gelang ihm nicht. Manchmal knirschte es unter seinen Sohlen.

Er schlich weiter und erreichte endlich die ersten Sitze. Zwei lagen sich gegenüber.

Das war alles normal. Und er war auch froh, dass die Sitze nicht besetzt waren. Denn jeder Passagier konnte für ihn ein spezieller Feind sein.

Also weiter.

Es geschah in dem Augenblick, als er die beiden nächsten Sitze erreicht hatte. Die rechts von ihm waren unbesetzt. Nicht aber die an der linken Seite.

Dort schaute er hin und sah einen männlichen Fahrgast, der jedoch keine Notiz von ihm nahm. Er drehte ihm den Rücken zu und blickte aus dem Fenster.

So sah es zumindest aus. Aber da stimmte was mit diesem Mann nicht. Das sah er, als er sich ihm entgegen bückte. Der Fahrgast konnte gar nicht aus dem Fenster schauen, denn man hatte ihm den Kopf und damit auch das Gesicht auf den Rücken gedreht …

***

Wie hatte Old Paddy noch gesagt? Dieser Zug ist nicht normal. Es ist ein Horror-Express.

Brad Cochran hatte daran nicht glauben wollen, was er jetzt allerdings sah, das passte ins Bild. Vor ihm saß tatsächlich ein Mensch, dessen Kopf auf den Rücken gedreht worden war.

Der Reporter tat nichts. Er blieb auf der Stelle stehen, als wäre er festgewachsen. Eine ungewöhnliche Kälte stieg in seinem Innern hoch. Er starrte den Mann an, ohne allerdings daran zu denken, dass er ein Mensch war. In diesen Augenblicken kam ihm tatsächlich der Gedanke an eine Puppe.

Brad Cochran schaute sich den Mann genau an. Er war mittelgroß, recht kompakt gebaut und auf seinem Kopf wuchsen keine Haare. Bei ihm konnte man von einem breiten Gesicht sprechen mit einem verzogenen Mund, sodass der Typ aussah, als würde er immer nur grinsen und sich über seine Veränderung freuen.

Keine Puppe!, schoss es dem Reporter durch den Kopf. Nein, das ist keine Puppe. Vor mir sitzt ein normaler Mensch, dessen Kopf um einhundertachtzig Grad gedreht worden war.

Ich bin doch nicht blöd! Das kann doch nicht wahr sein, das ist …

Seine weiteren Gedanken brachen ab, weil etwas passierte, womit er nicht gerechnet hatte.

Die Gestalt vor ihm bewegte sich!