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Ein grausiges Verbrechen wurde verübt. Eine Frau, als Sklavin in ein fremdes Land verschleppt, missbraucht und gedemütigt, sollte als Hexe verbrannt werden. Aber als man sie an das Teufelskreuz band und verbrennen wollte, versprach sie ihre Seele dem Herrn der Hölle, um Rache üben zu können ...
Nun ist sie zurückgekehrt aus dem Reich der Toten und Verdammten. Jetzt ist sie die Herrin der Geister und der wandelnden Toten und führt ihre Opfer zu jenem Höllenkreuz, an dem sie einst sterben sollte ...
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Seitenzahl: 120
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Luzifers Scheiterhaufen
Jason Dark’s Leserseite
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Manfred Smietana/Rainer Kalwitz
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-6430-9
„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.
www.john-sinclair.de
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Luzifers Scheiterhaufen
»Wir werden dich an ein Kreuz binden und dich zur Hölle schicken!«, wurde der dunkelhäutigen Schönheit mit dem Namen Lola entgegengeschleudert. »Du hättest in deiner Heimat bleiben und nicht über das Meer zu uns kommen sollen. Jetzt wirst du dafür bezahlen. Und wir werden jubeln, während wir zusehen, wie die Flammen dich vernichten.«
Lola verstand die Worte. Sie hatte die Sprache ihrer Feinde sehr schnell gelernt. Eigentlich hätte sie als Sklavin arbeiten sollen, aber sie hatte sich diesem Schicksal durch Flucht entzogen. Doch das Glück hatte sie verlassen.
Nach außen hin lehnten die Kerle sie ab, doch in ihrem Innern flammte das Begehren auf. Das hatte Lola mehr als einmal erleben müssen. Sogar ein Pope hatte sich an ihr vergangen. Sie war wie ein Sturmwind in dieser bigotten katholischen Welt.
Und man hatte sehr schnell erkannt, dass es nur eine Lösung für sie gab.
Als Hexe verbrannt zu werden!
Woanders wurde Menschen wie Lola der Prozess gemacht. Daran hatten sogar Frauen ihren Spaß, wenn sie zuschauen durften, wie man die angeblichen Hexen folterte und anschließend auf dem Scheiterhaufen verbrannte. Das passiert nicht mit jeder, es gab auch andere Methoden, die Frauen umzubringen. Aber das Töten einer Hexe war immer ein Ereignis, bei dem die Bewohner eines Dorfes nicht abseits stehen wollten. Daraus wurde dann ein Fest.
Selbst für Frauen und Kinder.
Lola wartete auf den Tod!
Man hatte sie in einen Käfig gesteckt, der so niedrig war, dass sie nur knien konnte oder schräg sitzen.
Zwei Nächte hatte sie bereits nackt in diesem Käfig verbracht. Er stand im Freien, und ihr wurde ein Blick auf den Scheiterhaufen gestattet.
Dieser Scheiterhaufen war mit einem Mittelstück bestückt, und das war tatsächlich ein Kreuz. Es bestand aus einem dunklen feuerfesten Material, und das Kreuz war auf den Kopf gestellt worden, bestimmt aus einem besonderen Grund, den sie aber nicht kannte.
Einige Male waren Menschen an ihren Käfig herangetreten. Erwachsene hatten sie bespuckt, und Kinder hatten mit Stöcken in die Lücken zwischen die Stäbe geschlagen. Sie hatte ein paar schmerzhafte Treffer abbekommen, zumal wenn die Zweige Dornen hatten.
Männer hatten sie angeschaut. Gierig oft, und sie hatten immer verdammt schwer geatmet. Nicht wenige unter ihnen hatten Lola vergewaltigt, aber daran wollten sie nicht erinnert werden.
Die Frauen waren gekommen und hatten gespuckt, aber das machte Lola nichts aus. Es tat nicht weh. Es war nur eine Demütigung, mit der sie fertigwerden musste.
Irgendwann hatte sie genug davon und fing an, sich zu wehren. Sie schrie die Gaffer an, die zu nahe an ihren Käfig heran gekommen waren. Und sie benutzt dabei Worte, die der anderen Seite nicht gefallen konnten. Da war vom Teufel die Rede und von seinen Dämonen, die den Tod einer Verbündeten rächen würden.
Das hatte sich natürlich blitzschnell herumgesprochen. Entsprechend waren die Reaktionen. Angst, Hass und eine Mischung von beidem überkam die Bewohner wie eine Flut.
Sie wollten Lola loswerden und sie nicht länger im Käfig lassen. Weg mit ihr.
An diesem Abend sollte es soweit sein.
Beim Scheiterhaufen es gab nur wenig Reisig, das am Fuß verteilt war. Alles andere blieb frei.
Lola sollte am Kreuz verbrennen, und man wollte zuschauen und sich daran ergötzen. Wer dem Teufel diente, hatte nichts anderes verdient.
Und die Zeit der Verbrennung rückte näher. Das spürte Lola. Sie sah es auch den Blicken der Leute an, wenn sie am Käfig vorbeischlichen. Sie freuten sich, sie wollten sie leiden sehen und schreien hören. So war es, wenn die Hexen verbrannt wurden. Manche winselten auch nur. Andere fluchten, bis es nicht mehr ging, und das gefiel den Menschen nicht.
Zwei Mädchen, die neugierig in den Käfig geschaut hatten, rannten plötzlich weg, als sie die dunkel gekleidete Gestalt sahen, die ihren Kopf mit einer Mütze bedeckt hatte.
Es war der Pfarrer, der an den Käfig herantrat. In seinem Gesicht bewegte sich etwas, als er nahe an die Frau herantrat. Es war ein Grinsen und an Widerwärtigkeit nicht zu übertreffen. Lola kannte es. Das hatte sie auch gesehen, als ihr der Pfarrer einen heimlichen Besuch abgestattet hatte und sie von ihm vergewaltigt worden war.
Er blieb in Sprechweite vor dem Käfig stehen und bückte sich. So konnte er in das Gesicht der Nackten sehen. Überall an ihr klebte Dreck. Die Gefangene roch streng, und der Pfarrer verzog das Gesicht.
Aber er ging nicht weg, glotzte den nackten und schmutzigen Körper an und fragte: »Wie geht es dir?«
»Gehen Sie. Hauen Sie ab. Ich verspreche Ihnen, bald wird der Teufel persönlich Sie holen. Alle wichtigen Männer hier aus dem Ort werden sterben.«
Der Geistliche grinste. »Aber zunächst bist du an der Reihe, Fremde.«
Lola nickte. »Ich weiß. Aber wenn du glaubst, dass ich Angst vor dem Tod hätte, irrst du dich. Was soll ich vor dem Angst haben, was ich verehre?«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Wie? Was verehrst du?«
»Das Kreuz auf dem Scheiterhaufen.«
Da schnappte der Pfarrer nach Luft. »Du verehrst das Kreuz dort vorn?«
»Ja.«
Da kicherte der Pfarrer. »Aber das Kreuz will nichts mit dir zu tun haben.«
»Meinst du?«
»Ja.«
»Dann schau es dir genau an. Es ist eine Botschaft, Pfarrer, und eine, die nicht den Himmel erreichen soll.« Plötzlich fing sie an zu lachen und freute sich darüber, dass sie es noch konnte. Das Lachen brach ab, und sie sprach schnell und sicher. »Das Kreuz gehört nicht mehr dir oder der Kirche, sondern jemanden, der viel mächtiger ist als alle Menschen auf der Welt zusammen. Kannst du dir denken, von wem die Rede ist?«
Der Geistliche wich zurück. Er schüttelte den Kopf, er atmete hechelnd und verfluchte sich, dass er zu der Verurteilten gegangen war. Er hatte sie noch mal sehen wollen, diesen nackten Leib bewundern, und jetzt war alles anders gekommen.
»Ich will es nicht hören!«
Lola lachte. »Kann ich mir denken. Ich sage es dir trotzdem.«
Der Pfarrer wollte sich die Ohren zuhalten, was er nicht mehr schaffte. Er war zu langsam. Und so hörte er jedes Wort mit.
»Dieses Kreuz gehört Luzifer persönlich. Ja, für ihn ist es gemacht worden. Es ist sein Kreuz!«
»Das glaube ich nicht. Luzifer kann kein Kreuz haben.«
»Bist du sicher, Pfaffe?«
Der Geistliche wand sich. Er suchte nach einem Gegenargument. Fand keines. Atmete zischend ein und fluchte leise.
»Das Kreuz ist schon vor meiner Zeit hier aufgestellt worden«, sagte er. »Und niemand hat sich beschwert. Es hat uns seine Dienste erwiesen, auch wenn es nicht richtig in der Erde steht.«
»Ja, es wartet den Zeitpunkt ab. Oder Luzifer wartet ihn ab. Das solltest du nicht vergessen. Es ist ein Hinweis, den ich dir gegeben habe. Sei dankbar.«
Der Geistliche schüttelte den Kopf. Man sah ihm seine Wut an, auch wenn er zunächst nichts sagte. Er suchte nach Worten.
»Wirst du auch dabei sein, wenn ich einen Blick in die Hölle werfen darf?«, fragte sie.
Das war zu viel für den Geistlichen. Er warf sich herum, gab nicht Acht und fiel zu Boden. Er landete auf dem Rücken. Es war Herbst, und der Regen hatte den Boden aufgeweicht. Dementsprechend sah der Mantel an der Rückseite aus. Schlamm klebte daran, was den Pfarrer störte, denn er wollte ungern in einem derartigen Zustand gesehen werden.
Dennoch hatten einige Mitbewohner sein Missgeschick gesehen. Als er an ihnen vorbeiging, lachten sie. Aber nicht offen. Sie amüsierten sich heimlich.
Der Pfarrer rannte. Er war sauer. Er hasste auch sich, dass er sich so weit vorgewagt hatte. Aber er würde mit großer Freude zuschauen, wenn die braunhäutige Hexe verbrannte.
Er musste den Weg zur Kirche einschlagen. Dort stand auch das Haus, in dem er wohnte. Es war mehr eine Hütte. Miete musste der Pfarrer nicht zahlen, und so war es ihm auch egal, wie klein die Räume waren. Und es gab sogar einen Abtritt, was die anderen Häuser im Ort nicht hatten.
Darüber war der Pfarrer immer wieder froh.
Als er jetzt vor seiner Haustür stand, schaute er sich erst um. Er wollte sicher sein, dass ihn niemand beobachtete, wenn er seinen Mantel auszog. Der war ihm einfach zu schmutzig geworden. Danach betrat er das Haus und war froh, nicht gesehen worden zu sein.
Es war ein Fehler.
Man hatte ihn gesehen.
Zwei Augen hatten jede seiner Bewegung verfolgt, und die Person, der dieses Augenpaar gehörte, die hatte seinen spektakulären Tod schon längst beschlossen.
Und das noch in dieser Nacht …
☆
Lola hatte dem Pfarrer so lange nachgesehen, bis er zwischen den Häusern verschwunden war.
Lola hasste ihn. Er war einer der widerlichsten Menschen, die hier lebten. Aber seine Zeit war abgelaufen. Er wusste es nur nicht.
Erst mal musste sie warten. Und zwar auf die Männer, die sie zur Hinrichtungsstätte schleppen würden. Sie ließen nicht lange auf sich warten.
Es waren vier junge kräftige Burschen, die den Käfig anheben mussten. Lola lächelte, als sie durch die Lücken angestarrt wurde.
»Na, gefalle ich euch?« Jetzt rekelte sie sich. »Habt ihr schon mal eine nackte Frau gesehen? Jetzt seht ihr sie. Aber das hättet ihr auch anders haben können.« Sie lachte und rieb sich die Hände.
Die vier Burschen wussten nicht, was sie sagen und wie sie überhaupt reagieren sollten. Frauen waren für sie noch tabu. Und Nackte erst recht. Aber sie waren Männer und konnten die Augen nicht von dem nackten Körper lassen.
»Ich gefalle euch, wie?«
Sie sagten nichts. Da saßen die Kehlen zu. Aber sie hörten einen Fluch und zuckten zusammen. Es war der Schmied, der den Fluch ausgestoßen hatte, dann schrie er sie an.
»Ihr faules Pack. Glotzt nicht wie geile Geier. Tut eure Pflicht, verdammt noch mal.«
Sie wussten Bescheid. Zugleich bückten sie sich und fassten die Stangen des Käfigs weit unten an.
Sie packten an vier Stangen gleichzeitig zu und hoben den Käfig an.
Lola lachte und schwankte dabei. Musste sich festhalten und lachte weiter. Sie hörte erst auf, als die Träger den Käfig abstellten, und das in der Nähe des Scheiterhaufens.
Lola wartete. Und sie brauchte nicht lange zu warten, da kamen die ersten Dorfbewohner. Der Priester war nicht bei ihnen, aber er würde bestimmt noch kommen.
Die Männer hatten sich bewaffnet. Mit Knüppel, Stöcken und Dreschflegeln. Ihnen war der Hass und die Wut anzusehen, die sie vorantrieben. Ihre Gesichter waren entsprechend verzerrt. Sie wollten jemanden sterben sehen. Verbrannt in den Flammen eines reinigenden Feuers. So jedenfalls dachten sie.
Auch Frauen und Kinder waren gekommen. Sie aber hielten sich mehr im Hintergrund.
Die Männer stellten den Käfig ab. Der Schmied befand sich auch unter ihnen.
Man schloss den Käfig auf, und Lola konnte nach draußen klettern. Sie blieb dabei auf allen vieren und starrte gegen die vor ihr stehenden Schuhe, die allesamt schmutzig waren und stanken.
»Hoch mit dir!«
Lola kämpfte sich auf die Füße. Ihr wurde auch geholfen, denn es gab genug Hände, die noch ihre Brüste anfassen wollten. Lola ließ alles zu. Auf ihrem Gesicht lag sogar ein Lächeln, als hätte sie sich längst mit ihrem Schicksal abgefunden.
Der Scheiterhaufen lag nur ein paar kurze Schritte entfernt. Lola ließ sich nicht dorthin schleifen. Sie ging aufrecht.
Am Rand blieb sie stehen.
Aus dem Hintergrund meldete sich eine dunkle Stimme. »Wir schaffen sie bis an das Kreuz!«
Keiner widersprach, denn der reichste Mann hatte gesprochen. Er hatte auch hier das Sagen und behandelte die Menschen oft nicht anders als sein Vieh.
Der Mann drängte sich vor. Er wollte selbst mithelfen. Man konnte bei ihm von einer kräftigen Gestalt sprechen. Er war der Stärkste im Ort, und gegen ihn kam auch der Schmied nicht an. Er kämpfte sich vor bis zu der Nackten. Dabei grinste er, zertrat Reisig und dachte daran, dass er mit der dunkelhäutigen Schönen schon im Heu gelegen hatte. Jetzt war es gut, dass sie starb, dann konnte sie nichts mehr verraten.
Er packte zu. Umfasste ihre Hüften, hob sie hoch und tat etwas, was die Gaffer verwunderte. Burt Callum hatte sie so gut im Griff, dass er sie auch drehen konnte, denn er wollte sie mit dem Kopf nach unten an dem Kreuz befestigen.
»Ich brauche noch zwei Männer!«
Sofort kamen zwei herbei und zertraten das Reisig. Sie hielten die Nackte fest, deren Körper jetzt gegen das große Kreuz gedrückt wurde.
»Weiter festhalten!«, schrie Callum.
»Machen wir.«
Callum holte Stricke hervor. Er umwickelte dabei den nackten Körper und presste ihn gegen das dicke Kreuz aus Eisen. Das hielt.
Callum war zufrieden, denn die Frau rutschte nicht nach unten.
Burt Callum betrachtete sein Werk sekundenlang und nickte zufrieden.
Das war perfekt.
Einen letzten Blick warf er noch auf die nackte Gestalt und musste nach unten schauen, weil er noch mal das Gesicht der Todgeweihten sehen wollte.
Ja, er wollte die Angst erleben, die man nur kurz vor einem gewaltsamen Tod haben kann.
Bei dieser Person war das nicht der Fall. Keine Angst im Blick. Das Gegenteil, eher ein spöttischer Ausdruck lag in den Augen, und das ärgerte ihn gewaltig.
»Gleich wirst du schreien!«, versprach er, »und es wird betörend in meinen Ohren klingen.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Sicher.«
Callum war es leid. Er drehte sich zur Seite und sah die vier Männer, die Fackeln in den Händen hielten. Das Feuer malte sie mit Licht und Schatten an.
Callum zog sich aus dem Reisig zurück. Dann hob er den Arm, ließ ihn wieder fallen und rief mit lauter Stimme: »Verbrennt sie! Verbrennt die Hexe endlich …«
☆
Zuerst war nur ein kurzes Fauchen zu hören. Wenig später sprangen die ersten Feuerzungen in die Höhe und leckten an dem Reisig, das sie sehr bald in Brand setzten.
Es puffte auf. Einige Frauen schrien. Funkenregen breitete sich aus. Zuschauer duckten sich, und als sie sich wieder anhoben, da sahen sie, dass die Flammen in die Höhe glitten. Lange hatte es keine Hinrichtung wie diese mehr gegeben. Umso wilder waren die Gaffer. Sie lachten, schrien und tanzten. Endlich mal wieder ein Fest. Dass dabei ein Mensch geopfert wurde, war ihnen egal. Er hatte es zudem nicht anders verdient.