John Sinclair 2084 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 2084 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Brian Lester traute seinen Augen nicht. Eigentlich hatte der Förster Jagd auf Wildscheine machen wollen, die in der Nähe von Dundee zum Problem geworden waren ‒ doch dann sah er, wie aus dem Wald ein Wesen hervorbrach, das halb Mensch, halb Vogel war. Und nicht nur dieser Vogelmensch erschien, auch eine Hexe mit ihrem geisterhaften Gefolge, die den gefiederten Flüchtling jagte.

Bald schon wurden auch meine Freundin Maxine Wells und das Vogelmädchen Carlotta in diese unheimlichen Vorgänge hineingezogen, und schließlich musste in mich nach Aibon aufmachen, in das Land der Druiden, um mich der grausamen Daria in ihrem Hexenwald zu stellen ...

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Seitenzahl: 114

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Inhalt

Cover

Impressum

Aibons Hexenwald

Briefe aus der Gruft

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manfred Smietana/Rainer Kalwitz

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6625-9

„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

www.john-sinclair.de

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Aibons Hexenwald

Wenn ihm die Wildschweine vor die Flinte liefen, war Brian Lester zufrieden.

Der Jäger stieg die Stufen des Hochsitzes hinauf. Noch schaffte er das spielend. In ein paar Jahren würde das nicht mehr so sein.

Er nahm auf der Bank Platz. Sie war unbequem, ein Rückenteil fehlte, dafür gab es die waagerecht verlaufende Stütze für das Gewehr. Den Rucksack legte Lester neben sich, und die Kanne mit dem Kaffee stellte er auf die Bank. Dann bewegte er die Finger, um sie geschmeidig zu machen. Dabei schaute er nach vorn und sah über die Lichtung, die am Waldrand endete. Der Wald war etwas Besonderes. Manche sprachen sogar von einem Zauberwald.

Andere aber hielten ihn für einen Hexenwald …

Eines aber stand fest. Dieser dichte Wald war ein Tummelplatz für Tiere. Und da standen die Wildschweine an erster Stelle, die sich über die Felder und auch die Gärten der Menschen hermachten, wenn sie den Wald verließen.

Nachdem es sich Brian Lester einigermaßen bequem gemacht hatte, nahm er sein Fernglas, hielt es vor seine Augen und stellte es scharf.

Sie würden kommen, sie kamen immer um diese Zeit, wenn der Abend noch nicht begonnen, sich der Tag auch noch nicht verabschiedet hatte. Manche Menschen sprachen dann von einer Welt zwischen Tag und Traum, und diese Zeit wurde von den Wildschweinen genutzt.

Dann kamen sie und sammelten sie sich auf der Lichtung, um anschließend ihre Raubzüge zu beginnen und bei den Menschen einzufallen.

Kamen sie? Kamen sie nicht?

Brian Lester blickte auf seine Uhr. Eigentlich war es an der Zeit.

Lester stellte sich darauf ein, dass die Tiere kamen. Hin und wieder hob er das Glas an, um den Waldrand zu beobachten, und es dauerte nicht lange, da nickte er zufrieden.

Im Wald bewegte sich etwas. Das hatte er genau gesehen. Und wenn dies eintrat, dann dauerte es nicht mehr lange, bis die ersten Wildschweine erschienen.

Diesmal behielt er sein Glas vor den Augen. Er wollte sehen, wenn sie durch das Unterholz brachen und sich auf der Lichtung verteilten. So war es immer. Sie schlossen sich zusammen, und dann war es leicht, einige von ihnen abzuschießen.

Er griff zum Gewehr.

Doch Brian Lester hob es nicht an, denn im Wald tat sich etwas, und das mussten auch die Wildschweine erkannt haben, denn sie stürmten aus dem Wald auf die Lichtung, als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her. Manche konnten nicht rechtzeitig stoppen und prallten gegen ihre Artgenossen.

Der Jäger stellte das Gewehr zurück. Er war erfahren genug, um zu wissen, dass etwas passiert sein musste. Und dazu etwas Besonderes, weil es so mächtige Tiere erschreckt hatte.

Was taten sie? Warteten sie darauf, dass sich das Unheil aus dem Wald auf der Lichtung zeigte, weil es sie verfolgt hatte?

Das war möglich. Der Jäger dachte auch darüber nach, was es sein konnte, kam aber zu keinem Ergebnis. Er wusste nicht, wovor die Wildschweine sich fürchteten.

Sie rannten nicht mehr weg. Eines jedoch war seltsam an ihrem Verhalten. Sie blieben stehen und drehten dem Jäger ihre Hinterteile zu.

Der Jäger konzentrierte sich weiterhin auf den Waldrand, und es war gut, dass er es tat, denn etwas passierte. Nicht mit ihm, sondern mit dem Wald an sich und auch etwas tiefer zwischen den Bäumen.

Es war seltsam und auch faszinierend und unheimlich zugleich, und der Jäger fragte sich, ob das noch der Wald war, den er kannte?

Er veränderte sich, da schien sich so etwas wie ein Vorhang auszubreiten. Er war recht dünn, dennoch war er deutlich zu erkennen.

Aber dahinter tat sich etwas. Es gab Bewegungen, doch Lester konnte nicht erkennen, was genau dort vor sich ging. Er dachte auch nicht darüber nach, sondern konzentrierte sich auf das Geschehen.

Das Bild hatte sich verändert. Der Wald war nicht verschwunden, doch er war jetzt irgendwie anders. Wenn ihn nicht alles täuschte, dann war er lichter geworden.

Lichter und zugleich wie eine Bühne, die Lester überblicken konnte. Ihm war, als sollte hier ein Schauspiel von Shakespeare stattfinden. Die Kulisse stimmte.

Brian Lester rechnete jedoch nicht damit, Menschen zu sehen, aber da irrte er sich. Plötzlich waren sie da. Woher sie gekommen waren, hatte er nicht mitbekommen, und es waren auch keine normalen Menschen.

Der Wald war nicht völlig dunkel. Im Hintergrund war ein Leuchten, das seinen kalten weißen Schleier bis nach vorn schickte und dafür sorgte, dass dieser Wald einigermaßen erhellt wurde.

Der Jäger sah links von sich die Bewegung zwischen den Bäumen. Zuerst glaubte er an ein Tier, denn er ging einfach davon aus, dass es hier keine Menschen gab.

Ein Irrtum!

Er musste nur den Kopf etwas nach links drehen, um die Gestalt sehen zu können.

Es war eine Frau. Langes dunkles Haar fiel ihr bis auf den Rücken. Den Körper bedeckte ein ebenfalls dunkles Kleid, wobei die Schultern oben frei blieben.

Brian Lester schüttelte den Kopf. »Das … das … kann doch nicht wahr sein«, murmelte er. »So etwas gibt es nicht. Das ist einfach verrückt. Da spielt mir die eigene Fantasie einen Streich.«

Aber so war es nicht. Auch als er sich die Augen gerieben hatte und die Hand wieder senkte, blieb das Bild bestehen. Das Geschehen spielte sich im Wald ab. Aber in einem Wald, der sich verändert hatte.

Warum? Warum war das passiert? Was hatte sich da geöffnet, und was wollte diese Frau?

Er konnte es nicht sagen, sah dann Bewegungen zwischen den Bäumen. Doch auch, als er sich darauf konzentrierte, wusste er im ersten Moment nicht, was sich da tat.

Da waren neblige Gebilde, die allerdings menschliche Formen aufwiesen. Sie blieben in den Lücken zwischen den Bäumen und beobachteten die Frau.

Drei Gestalten waren es, doch sie taten vorerst nichts. Sie warteten erst mal ab, und auch die Schwarzhaarige veränderte ihre Haltung nicht.

Sie starrte nach vorn und …

Dann zuckten sie auf einmal zusammen, und Brian Lester hatte das Gefühl, die Welt würde sich ihm öffnen.

Etwas kam. Von ihm aus gesehen von der rechten Seite. Es schwebte heran.

Oder es flog vielmehr, so wie es Engel taten, wenn es denn welche gab. Aber das hier war kein Engel, das war ein Mensch von männlicher Gestalt, der sich dem Wald näherte. Ein Mann, auf dessen Rücken eine Menge an Federn wuchs.

Dem Jäger schoss ein Begriff durch den Kopf.

Das war ein Vogelmensch!

Brian Lester saß auf seinem Platz wie angeschraubt. Was sich ihm darbot, war ein Schauspiel auf einer Naturbühne, und weil er es nicht akzeptieren konnte, schüttelte er den Kopf. Nein, nein, das war es nicht. Die Kulisse bildete er sich nur ein. Er hatte sich nicht richtig konzentrieren können. Die verdammte Warterei hatte ihn so weit gebracht, dass sein Urteilsvermögen schon eingeschränkt war.

Oder doch nicht?

Das Bild blieb, die Wildschweine blieben, und er befand sich noch in der Realität. Und das Bild vor ihm? Konnte man es mit der Realität vergleichen? Wie ging es weiter? Oder war das schon das Ende?

Der Vogelmensch war da, und als Brian Lester sein Glas auf ihn richtete, sah er ein menschliches Gesicht. Es war das eines Mannes, davon zeugte auch der dunkle Bart.

Ein Mensch, der flog? Auf dessen Rücken sich zahlreiche Federn befanden? Das sollte es nicht geben. Aber es gab die alte Sage mit Ikarus und Dädalus. Hatte er damit zu tun?

Der einsame Jäger wusste es nicht. Er starrte durch das Glas und wartete ab. Wenn dies so etwas wie ein Schauspiel war, dann musste bald etwas passieren. Darauf setzte er.

Brian Lester hatte sich nicht geirrt. Es ging weiter. Aber nicht durch den in der Luft schwebenden Vogelmenschen, sondern durch die Frau. Sie hob den rechten Arm. Es sah aus, als wollte sie der Gestalt einen Gruß entgegenschicken.

Doch wenn, dann war das ein besonderer Gruß, denn aus ihrer Hand löste sich ein Blitzstrahl, so schnell war, dass man ihm nicht ausweichen konnte. Das gelang auch dem Vogelmenschen nicht, der voll erwischt wurde.

Offenbar wollte er wegfliegen.

Das schaffte er nicht.

Wie ein Stein stürzte er zu Boden. Und als das passiert war, verschwand die gesamte Szenerie. Eine Bühne, die sich in die Unsichtbarkeit zurückzog, als hätte es sie nie gegeben.

Der heimliche Beobachter tat nichts. Er hockte auf dem Sitzbrett und glotzte nach vorn.

Die andere Seite hatte sich zurückgezogen. Bis auf den Vogelmenschen, der regungslos am Boden lag …

Und ebenso regungslos blieb auch Brian Lester sitzen. Was er da erlebt hatte, war ungeheuerlich und auch unfassbar. Er hatte eine Szene im Wald gesehen. Es hatte eine Frau mit schwarzen Haaren gegeben, dazu noch drei Gestalten im Hintergrund.

Und dann war da noch der Vogel mit dem Männerkopf. Der war plötzlich erschienen und hatte dies offenbar mit dem Leben bezahlen müssen.

Denn jetzt lag er da. Vom Blitz getroffen. Er war nicht verschwunden. Man hatte ihn nicht mitgenommen. Möglicherweise würde er später abgeholt werden.

Dem Jäger gingen zahlreiche Gedanken durch den Kopf. Er fühlte sich wie zu Stein erstarrt. Starrte über das Geländer hinweg in die Tiefe und sah, dass sich unten im Gras etwas tat.

Es waren die Wildschweinen. Sie wurden von einer ungewöhnlichen Unruhe erfasst, standen zwar noch da, bewegten sich aber hin und her. Einige von ihnen stießen ein Grunzen aus.

Und wieder andere gingen zu dem bewegungslosen Vogelmann hin, stießen ihn an, beschnupperten ihn, schlugen jedoch nicht ihre Zähne in den Körper.

Irgendwann hatten alle Schweine genug und trollten sich. Nur dass sie nicht in den Wald gingen, aus dem sie gekommen waren. Sie wandten sich einer anderen Richtung zu, wo der Wald nicht mehr dicht wuchs, sondern es mehr hohes Gras gab, durch das sich die Schweine wühlten.

Auf dem Sitz hockte noch immer der Jäger. Er hielt nun sein Gewehr in den Händen, doch die Mündung zeigte nach oben.

Brian Lester musste einfach lachen, denn er hatte etwas mit ansehen müssen, was es eigentlich nicht geben konnte.

Hätte dieser Vogelmensch nicht am Boden gelegen, hätte Lester vielleicht über das, was er gesehen hatte, einfach Stillschweigen bewahrt und wäre gegangen. Doch Brian Lester wollte auch in diesem Fall seine Pflicht tun.

Er stand auf. Er war keine zwanzig mehr, und so nahm er die Sprossen der Leiter vorsichtig und atmete auf, als er das Ende erreicht hatte und mit beiden Beinen auf dem Boden stand.

Als Erstes schaute er nach den Windschweinen. Er wollte nicht von ihnen überrascht werden.

Aber die waren nicht mehr zu sehen.

Sie hatten sich aus dem Staub gemacht.

Eine Aufgabe blieb noch bestehen. Er musste sich um den Zurückgebliebenen kümmern. Er lag auf dem Boden und rührte sich nicht.

Sein Körper war von einem dichten und sicherlich auch wärmenden Federkleid umgeben.

Die langen Federn standen leicht aufrecht, bildeten aber kaum Lücken, sodass von dem Körper nicht viel zu sehen war.

Der Jäger schlich näher. Jeden Schritt setzte er vorsichtig, weil er damit rechnete, dass sich das seltsame Wesen plötzlich erheben würde und ihm an die Kehle ging.

Das trat nicht ein. Lester blieb dicht neben dem Geschöpf stehen und hatte sich so aufgebaut, dass er einen Blick in das Gesicht werfen konnte. Es war das Profil eines bärtigen Mannes. Lester sah den Kopf, er sah auch den Hals, und er sah ein Augenpaar, das weit offen stand, aber trotzdem nichts mehr sah.

Brian Lester schüttelte den Kopf. »Verdammt noch mal, was sag ich, wenn ich damit nach Hause ankomme? Das ist ja wie bei Frankenstein. Nur dass vor mir kein Monster liegt, sondern ein Vogelmensch.«

Der Jäger überwand sich, kniete nieder und drückte Federn zur Seite, sodass er einen Blick auf den Körper werfen konnte. Er war nackt, aber es war ein menschlicher Körper, was die Lösung des Rätsels nicht einfacher machte.

Was tun?

Brian Lester wollte und konnte die Gestalt hier nicht liegen lassen.

Er wollte sie mitnehmen, zu seinem Wagen schleifen und sie dort einladen.

Das würde zwar dauern, aber es war besser, wenn er den »Mann« nicht hier liegen ließ.

Der Jäger überlegte, ob er ihn an den Händen oder Füßen halten sollte, als ihn etwas völlig überraschte.

Es war die Stimme einer jungen Frau.

»Darf ich Ihnen helfen, Mister …?«

Wie immer hatte das Vogelmädchen Carlotta seiner Ziehmutter Maxine Wells versprechen müssen, bei ihrem Ausflug sehr aufmerksam und vorsichtig zu sein, denn dass sie ein fliegender Mensch war, sollte so schnell keiner bemerken. Das war bisher immer gut gegangen, und so machte sie sich keine großen Sorgen, wenn sie flog.

Das musste sie auch. Jemand wie sie musste in Bewegung bleiben, um nicht festzuwachsen.

So flog sie auch an diesem Tag. Ja, es war noch Tag, doch es würde bald dunkel werden, und sie hatte wenig Lust, durch die Nacht zu fliegen. Das war früher mal der Fall gewesen. Darauf verzichtete sie aber in letzter Zeit, denn in der Nacht war sie zwar schwerer zu entdecken, aber auch sie konnte dann nicht viel sehen.

Sie würde mit dem Einbruch der Dämmerung den Rückweg antreten und entsprechend früh bei sich zu Haus ankommen, wo Maxine Wells sicherlich wartete, denn das war die Zeit, wo sie ihre Praxis schloss und Feierabend machte.

Carlotta flog nie die gleiche Strecke.

Es war herrlich, sich den Winden hingeben zu können, und auch die Temperatur spielte mit.