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Johnny Conolly war wieder zu Hause bei seinen Eltern. Sein Leben hatte sich wieder normalisiert, auch wenn seine ganz spezielle Vergangenheit nicht vergessen war.
Dann lernte Johnny eine junge Frau kennen. Sie hieß Susan Lester und war ein völlig normaler Mensch - was jedoch für ihre Eltern nicht galt.
Sie beteten eine Gestalt an, die als Guru des Satans bekannt war.
Und damit begann auch für Johnny eine höllische Zeit ...
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Seitenzahl: 111
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
Satans Guru
Jason Dark’s Leserseite
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Uwe Jarling/Rainer Kalwitz
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7351-6
„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.
www.john-sinclair.de
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Satans Guru
Es war eine lästige Unaufmerksamkeit, als Susan Lester stolperte und Johnny Conolly sie nicht mehr abfangen konnte. Aber er erwischte sie noch am Jackenkragen, so landete sie weicher als vorgesehen. Nur die Handtasche machte sich selbstständig und schlug hart auf den Boden. Der Verschluss öffnete sich und einen Teil ihres Inhalts fiel heraus.
Johnny wollte die Handtasche aufheben, wobei sie sich komplett verkantete und auch der Rest ihres Inhalts auf dem Boden landete. Die Geldbörse, der Lippenstift, ein Spiegel, Papiertaschentücher und ein Foto. Es lag halb verdeckt unter den Papiertaschentüchern.
Johnny war neugierig, er betrachtete das Bild näher – und hatte das Gefühl, einen Stoß in die Magengrube zu bekommen, denn was er sah, das wollte er nicht glauben …
War es tatsächlich ein großer Skelettschädel, der ihn angrinste? Er konnte es nicht fassen und wollte das Foto noch intensiver betrachten, als Susan heftig protestierte.
»Gib her!«
Blitzschnell war sie bei ihm und riss ihm das Foto aus der Hand. Alles ging so schnell, dass Johnny sie, verblüfft über ihre Reaktion, anschaute.
Zwei Schritte entfernt stand Susan Lester und fixierte ihn mit einem ärgerlichen Blick. Johnny wusste nicht, ob er lachen oder schimpfen sollte. So hatte er seine Freundin noch nie erlebt. Jetzt stand sie wild entschlossen vor ihm, das Bild fest an sich gedrückt und ihre Miene ungewöhnlich feindselig.
»He, Susan, was ist mit dir?«, fragte Johnny vorsichtig.
»Nichts.«
»Doch, es ist doch was!«
Sie schüttelte den Kopf. Es war ihr anzusehen, dass sie schuldbewusst nach einer Erklärung für ihr Verhalten suchte. Sie lächelte sogar, doch es sah kläglich aus. Dann senkte sie den Kopf.
Johnny stand ihr gegenüber und atmete erst mal tief durch. Er war immer noch nicht bereit, das Geschehene auf sich beruhen zu lassen.
Vor allem beschäftigte ihn das Foto!
Er hatte es nicht lange genug gesehen, aber was er gesehen hatte, hatte ihn sofort beunruhigt. Irrtum ausgeschlossen.
»Bitte, Susan, bitte. Es ist wichtig für mich. Ich muss das Foto sehen.«
»Nein!«
»Und warum nicht? Hast du vielleicht was zu verbergen?«
»Ich? Ich? Nein, warum sollte ich.«
Johnny blieb ruhig. »Ich habe das Foto gesehen. Und ich habe auch das Motiv erkannt.«
»So, so«, erwiderte sie unwirsch. »Und was willst du gesehen haben?«
Johnny ließ sich nicht provozieren und antwortete bedächtig. »Okay, das kann ich dir sagen. Es war ein grausiges Motiv. Ich glaube, ein Monster erkannt zu haben. Das Skelett eines Monsters.«
Susan Lester verzog ihren Mund zu einer Grimasse und schüttelte heftig den Kopf. »Du siehst Gespenster, Johnny. Ich weiß, dass dein Leben nicht so normal verlaufen ist, aber hier spielt dir deine Fantasie einen Streich.«
Johnny hielt dagegen. »Ich bin nicht blind.«
»Das weiß ich. Aber trotzdem kann man sich irren.« Susans Ton war schneidend und unbarmherzig.
Johnny musste schlucken. Er war drauf und dran, klein beizugeben, um die Situation wieder zu beruhigen, kam aber nicht dazu, denn hinter Susan Lester war der Schatten eines Autos zu sehen. Es war ein Auto, das sehr langsam fuhr und sich ihnen näherte.
Kurz vor Susan stoppte es.
Innerhalb weniger Sekunden öffneten sich die Türen und zwei Männer sprangen aus dem Wagen. Einer der Typen schnappte sich die völlig überraschte Susan und verfrachtete sie in das Wageninnere des Vans.
Als Johnny sah, was passierte, machte er einen Schritt auf den anderen Mann zu und schrie ihn an. Der andere Mann zögerte nicht lange und verpasste Johnny einen Faustschlag ins Gesicht.
Er sah den Schlag kommen, aber er konnte ihm nicht mehr ausweichen.
Er hörte noch ein leises Knacken, denn verlor er den Kontakt mit dem Boden, fiel wie ein nasser Sack nach hinten und knallte lang auf den Rücken.
Johnny wusste nicht, ob er die Besinnung verlor, aber er hörte nur noch, wie der Van gestartet wurde, dann war er allein. Er hielt die Augen geöffnet, sah den dunklen Nachthimmel und die Wolken, die verschwommen an ihm vorüberzogen. Er versuchte sich zu bewegen und auf die Seite zu drehen, doch es blieb bei dem Versuch.
So blieb er eine Weile am Rand der Straße liegen. Irgendwann hörte er plötzlich eine Stimme, die ihn aus weiter Ferne erreichte.
»Hallo, sind sie verletzt? Was ist denn passiert?«
Anscheinend gab es noch weitere Stimmen, während einer seine Hilfe anbot, wusste ein anderer genau, was passiert war.
»Das war ein Van, aus dem zwei Kerle gestiegen sind. Die haben eine Frau gekidnappt. Habe ich genau gesehen.«
Johnny hörte das alles und schaffte es doch nicht, zu antworten. Er hatte Schmerzen und sein Kopf dröhnte. Und er merkte, dass die Erinnerung zurückkehrte. Was passiert war, löste sich wie aus einer Wolke. Er sah plötzlich Gesichter. Vor allen Dingen das panische Gesicht seiner Freundin. Und er sah auch die beiden Männer. Wie der eine Susan ins Innere des Vans verfrachtet hatte und der andere ihm einen Faustschlag verpasst hatte.
Mühsam versuchte Johnny sich aufzurichten. Eine Frau und ein Mann halfen ihm dabei. Sie hatten alles gesehen und wollten sich als Zeugen zur Verfügung stellen.
Johnny winkte ab. »Nein, keine Polizei, bitte. Oder haben Sie das Nummernschild erkannt?«
»Nein, das haben wir nicht.«
»Dann kann uns die Polizei auch nicht helfen.«
Als Johnny wieder allein auf seinen Füßen stand, schnaufte er kräftig durch.
»Und was wollen Sie jetzt machen, wurde er gefragt.
»Ach, ich komme schon zurecht.«
»Ich kann Sie in ein Krankenhaus bringen.«
»Nicht nötig.« Johnny fuhr sich mit der rechten Hand übers Kinn. Er wollte nicht ins Krankenhaus, sondern nur noch nach Hause.
»Aber Sie können mir trotzdem einen Gefallen tun.«
»Gern, welchen denn?«
»Halten Sie für mich bitte ein Taxi an.«
»Sind Sie sicher?«, fragte die hilfsbereite Frau.
»Ja, bitte.«
In der Nähe stand ein Baum. Den suchte sich Johnny als Stütze aus. Das Taxi würde in Kürze kommen, aber jetzt brauchte er noch einen Moment Ruhe.
Wenige Minuten später hielt ein freies Taxi am Straßenrand.
Johnny Conolly kletterte auf die Rückbank, nannte dem Fahrer seine Adresse und war froh, dass er auf der Fahrt kein Wort reden musste.
☆
Erleichtert stellte Johnny Conolly fest, dass seine Eltern an diesem Tag unterwegs waren. So bekamen sie ihn nicht zu Gesicht, denn er sah alles andere als toll aus.
Er schlich durch den langen Vorgarten und merkte, dass der Angriff ihn mehr mitgenommen hatte, als er gedacht hatte.
Als er den Code eingab, der die Alarmanlage außer Kraft setzte, war er froh, dass sich die Tür endlich öffnete. Er schwankte leicht, als er das Haus betrat. Das Schwindelgefühl war auch nicht weg, als er sich mit allen Klamotten auf sein Bett warf und froh war, einfach nur zu liegen.
Die Schmerzen waren nicht verschwunden, hatten aber nachgelassen, und Johnny schloss die Augen. Er hätte nicht gedacht, so schnell einschlafen zu können, aber innerhalb von Sekunden befand er sich in Morpheus’ Armen.
Es war kein erholsamer Schlaf. Träume quälten ihn. Er sah Szenen, die er aus seiner Vergangenheit kannte, die er in einer ganz anderen Dimension erlebt hatte.
Das war vorbei und würde hoffentlich auch nicht mehr wiederkommen. Das normale Leben hatte ihn zurück und doch hatte sich anscheinend nichts verändert. Auch jetzt war er Gefahren ausgeliefert. Als Johnny aufwachte, waren die Bilder aus seinen Träumen verschwunden, aber die Erinnerung an das Geschehen vor wenigen Stunden kehrte zurück.
Johnny sah sich und Susan Lester. Er sah das Auto, die beiden Männer, dann den brutalen Angriff, den Niederschlag und die Entführung.
Vor allem die.
Aber war es tatsächlich eine Entführung? Irgendwie konnte er sich mit diesem Gedanken nicht abfinden. Da gab es etwas, was ihm schon störte.
Das war das Foto. Aber was für eines. Er hatte es nur einen kurzen Moment zu Gesicht bekommen, aber, was er gesehen hatte, hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Ein Skelett. Ein schauriges Skelett.
»Warum?«, flüsterte er und schüttelte fassungslos den Kopf. »Warum trägst du ein Bild bei dir, auf dem ein Skelett zu sehen ist? Und warum willst es mir nicht zeigen? Aber es muss eine Erklärung geben.«
Was hatte Susan Lester mit einem Bild zu tun, auf dem ein Skelett zu sehen war? Johnny wusste die Antwort nicht, aber er war entschlossen, sie zu finden. Denn er war überzeugt, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging.
Die andere Dimension lag hinter ihm, aber er bekam keine Ruhe, sondern war damit beschäftigt, einen Plan aufzustellen. Die Kopfschmerzen hatten nachgelassen.
Vor allem musste er mit Susan Lester sprechen. Deshalb wollte er sie anrufen. Vielleicht konnte sie ja telefonieren.
Aus der Hosentasche holte Johnny sein Handy und suchte nach dem Eintrag seiner Freundin. Er hatte die Nummer gerade in seinen Kontakten gefunden, als sein Smartphone klingelte.
Es war Susan Lesters Telefon. Und plötzlich schlug sein Herz schneller. Er war aufgeregt, nahm sich aber vor, sich nichts anmerken zu lassen.
»Ja?«,
»Ich bin es.« Sie sagte ihren Namen nicht, aber Johnny erkannte sofort ihre Stimme, trotz der deutlich spürbaren Anspannung. Er musste wissen, was passiert war.
»Susan, kannst du sprechen?«
»Ja.« Sie schnaufte. »Ich weiß, was du denkst. Aber es gibt eine einfache Erklärung dafür.«
Johnny konnte nicht anders. Er war ziemlich angefressen. Dann sagte er: »Kannst du mir erklären, warum dich zwei Männer in ein Auto zerren, mir eine verpassen und dann mit quietschenden Reifen verschwinden. Und ein paar Stunden später rufst du mich an, als wäre nichts passiert?«
»Johnny, es tut mir leid.«
»Was tut dir leid?«, fragte Johnny mittlerweile sehr ungehalten.
»Es war ein einziges großes Missverständnis, Johnny, aber die Männer dachten, dass du mir etwas antun wolltest. Für sie hat es so ausgesehen, als ob du mir einen Stoß verpasst hast, und dann haben sie eingegriffen. Als ich ihnen die Situation erklärt habe, haben sie sich entschuldigt und mich nach Hause gefahren.«
Johnny schwieg verblüfft. Er wusste nicht, was er von dieser Geschichte halten sollte. Und er hatte noch eine Frage.
»Und was ist mit dem Bild?«
Pause. Dann: »Welches Bild?«
»Das aus deiner Handtasche herausgerutscht ist, als ich dich angeblich zu Boden gestoßen habe.«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Das Foto.«
»Sorry, aber ich kann mich an kein Foto erinnern«, antwortete Susan schnippisch.
»Aber ich.« Johnny hatte die beiden Worte geknurrt. Er wollte sich nicht für dumm verkaufen lassen. Was er gesehen hatte, das hatte er gesehen. Dabei blieb es.
»Von was redest du, Johnny?«
»Ich rede von dem Foto, auf dem ein skelettierter Schädel zu sehen war.«
»Aha. Und wo hast du das gesehen?«
Susan Lesters Stimme wirkte besorgt, als sie fortfuhr. »Johnny, ich weiß ja, dass du etwas Besonderes bist und einiges durchgemacht hast. Aber hier spielt dir deine Fantasie einen Streich. Gut, den Zwischenfall mit den beiden Männern hat es gegeben, aber von diesem Foto weiß ich nichts. Du musst dir das eingebildet haben.«
»Wohl kaum. Ich habe zwar einen Schlag gegen das Kinn, aber nicht gegen den Kopf bekommen.«
Eine Weile schwiegen beide. Dann sagte Johnny: »Kannst du deine Tasche untersuchen und mich anrufen, wenn dieses Foto wieder auftauchen sollte? Es wäre wichtig?«
»Mache ich gern. Nur kann ich dir jetzt schon sagen, dass du keinen Erfolg haben wirst.«
»Und warum nicht?«
»Weil es dieses Foto nicht gibt. Zumindest nicht bei mir. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Hast du.«
»Dann ist es ja gut.«
»Nein, nein, das ist es nicht. Ich weiß, was ich gesehen habe, aber ich verstehe deine Reaktion darauf nicht.«
»Das ist Unsinn.«
»Susan, ich habe alles mit eigenen Augen gesehen. Das Foto und auch die beiden Männer, die dir angeblich zur Seite standen. Hier stimmt was nicht, wenn ich ehrlich sein soll, überzeugen mich deine Erklärungen nicht. Du verheimlichst mit etwas, Susan, und das ist traurig.«
»Da gibt es kein Geheimnis.«
»Das glaube ich dir nicht. Aber das werden wir jetzt nicht am Telefon klären. Ich möchte dich sehen. Wann können wir uns treffen?«
Susan zögerte mit ihrer Antwort. Dann sagte sie: »Du kannst zu mir kommen. Wir gehen dann in unsere Gartenlaube. Ist dir das recht?«
Johnny musste nicht lange überlegen. »Klar, das ist mir recht. Wann soll ich kommen?«
»Wann willst du?«
»Ich kann sofort kommen.«
Ein kurzes Zögern, dann erfolgte die Antwort. »Ja, Johnny ich habe nichts dagegen.«
Ihm fiel ein Stein vom Herzen. »Gut, Susan. Ich setzte mich so schnell wie möglich auf meinen Roller.«
»Ich freue mich. Bis gleich.«
Als Johnny aufgelegt hatte, wusste er nicht, was er von dem Gespräch halten sollte. Einerseits freute er sich, Susan in Kürze wiederzusehen, andererseits war er verunsichert. Er hatte die beiden Männer nicht vergessen. Und jetzt tat seine Freundin so, als wäre gar nichts geschehen. War sie wirklich allein zu Haus oder wollte sie ihn in die Falle locken? Oder wurde sie vielleicht dazu gezwungen?
☆
Der Hörer lag wieder auf der Station, als Susan sich zu der Person umdrehte, die neben ihr stand und die Fäuste ballte. Es war derselbe Mann, der auch ihren Freund Johnny Conolly zusammengeschlagen hatte, und er war, wie sie, auch ein Bewohner des großen Hauses.