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Flucht vor dem Todbringer
Mein Gegner entwickelte einen mörderischen Plan.
Er wollte mich da treffen, wo es richtig wehtat. Deshalb wählte er für seine Rache nicht mich direkt, sondern packte mich an meiner verwundbarsten Stelle. Er suchte sich eine Person aus, die mir nahestand.
Es war Glenda Perkins!
2. Teil eines Zweiteilers
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Flucht vor dem Todbringer
Jason Dark’s Leserseite
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Timo Wuerz
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-8173-3
„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.
www.john-sinclair.de
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Flucht vor dem Todbringer
(2. Teil)
Flucht!
Der Engel Moloch hatte die Verfolgung aufgenommen, um uns zu töten. Unseren Beschützer, ebenfalls ein Engel, hatte er dank seiner Kraft verbrennen lassen. Jetzt sollten auch wir sterben …
Aber noch lebten wir. Wir, das waren Shao, Suko, der Junge Ronny und ich.
Wir hatten keine Ahnung, wie unsere Chancen standen. Wir waren dem mörderischen Engel zwar entwischt, doch die Gefahr war noch lange nicht gebannt. Wir mussten schnell sein. Und es gab für uns nur einen Fluchtweg – die Treppe!
Wir befanden uns in einem Kaufhaus, das zum Glück menschenleer war, in der dritten Etage. Da war es zu einer Konfrontation zwischen dem mörderischen Engel und uns gekommen.
Der böse Engel mit dem Namen Molch hatte es nicht geschafft, uns zu vernichten, doch der gute Engel, der uns hatte beschützen wollen, hatte sein Leben lassen müssen.
Mit dem Aufzug wären wir schneller unten gewesen, aber der war leider außer Betrieb.
Die Treppe also. Wenn wir es schafften, sie heil hinter uns zu bringen, war das schon die halbe Miete.
Aber das würde Moloch verhindern wollen.
Shao und Ronny hatten wir vorgeschickt. Suko und ich bildeten den Abschluss. Eine halbe Treppenlänge waren wir hinter ihnen und sahen, dass sich an der Tür nichts getan hatte. Jede Sekunde, in der es keine negative Veränderung gab, zählte für uns.
»Und?«, schrie Shao mit lauter Stimme.
Suko gab die Antwort. »Lauft! Lauft so schnell ihr könnt. Dann können wir es schaffen.«
Das taten die beiden auch, aber auch Moloch wusste genau, was er zu tun hatte.
Er brüllte auf. Das tat er noch hinter der Tür und in der dritten Etage. Wenig später wurden die drei Türen, die in die Etage führten, aufgerissen, große Löcher entstanden, die sich mit Flammen füllten, wobei diese wie wütende Arme ausschlugen.
Es brannte. Es brannte lichterloh, und ich ging davon aus, dass dieses Kaufhaus nicht mehr zu retten war. Es war nur zu hoffen, dass die Feuerwehr eintraf und löschte, was es noch zu löschen gab. Jetzt war sie nicht da, und für uns gab es weiterhin nur die Flucht nach unten, wobei wir versuchen mussten, den Flammen zu entkommen.
Das Treppenhaus hatten sie schon erreicht. Uns aber noch nicht, und der Weg ins Erdgeschoss war frei. Da kam uns auch niemand entgegen.
Shao und Ronny rannten weiter. Sie hielten sich tapfer.
Suko und ich blieben ihnen auf den Fersen. Wir waren näher an der Feuerwand und spürten deren heißen Hauch, der auch biss, wenn wir ihn einatmeten.
Wir konnten von Glück sagen, dass wir es bis hierher geschafft hatten.
Es waren nur noch ein paar Stufen bis zum Ende der Treppe, Als wir es erreichten, blieben wir stehen.
Suko nickte mir zu und meinte: »Das war nicht schlecht bisher.«
»Das denke ich auch.« Danach musste ich husten, weil die Luft nach Rauch schmeckte.
Der letzte Blick zurück. Obwohl das Kaufhaus geleert worden war, hörten wir die lauten Stimmen von der anderen Seite der Türen. Hinter ihnen lag der Verkaufsraum, und da mussten wir durch, bevor wir nach draußen eilen konnten.
Das Feuer war da – und auch ER!
Wir sahen ihn zwischen den Flammen. Er hatte seine Flügel ausgebreitet und schwebte über uns. Eine schwarze kompakte Gestalt, die ein rotes Gesicht hatte, eine böse Fratze, die weit hervorstach. Dunkle Augen, böse Blicke und das verzerrte Viereck, das sich Mund nannte.
Er wurde von Flammen umspielt, und ich glaubte plötzlich daran, dass der Engel genug hatte und erst mal alles auf sich beruhen ließ.
Und tatsächlich! Er zog sich zurück und sorgte dafür, dass die letzten Flammen ineinander fielen und dabei gelöscht wurden.
Ich versuchte, möglichst wenig zu atmen, denn die rauchgeschwängerte Luft brannte in den Lungen.
Da hörte ich Suko und Shao hinter mir. »Haben wir es geschafft?«
»Ich denke schon«, entgegnete ich knapp und lief die Treppe wieder hoch.
Sukos Warnschrei überhörte ich. Ich hatte das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen. Deshalb ging ich zurück. Die Tür musste ich nicht erst öffnen. Sie war durch die Flammen zerstört worden.
Ein widerlicher Gestank umgab mich. Qualm sah ich nicht mehr, aber der Gestank war nicht auszuhalten. Deshalb verwarf ich meinen Plan wieder, drehte mich um und trat den Rückweg an.
Dabei begegneten mir zwei Feuerwehrmänner, die Schläuche trugen, um löschen zu können.
Ich hielt sie kurz auf. »Es brennt nicht mehr!«, meldete ich.
»Und was ist mit Glutnestern?«
»Da müssen Sie schon selbst nachschauen.«
»Aber Sie halten sich zur Verfügung.«
Ich winkte ab. »Schon gut.«
Danach lief ich den Rest der Strecke und wurde auch nicht mehr gestört. Sekunden später stand ich zwischen Menschen, zu denen auch meine Freunde gehörten.
Sofort sprach Shao mich an. »Und? Hast du noch etwas entdecken können?«
»Nein, ich konnte nur noch mal den Engel sehen.« Ich schüttelte den Kopf. »Wie ein Engel sah er nicht aus, aber du weißt selbst, dass es Unterschiede gibt.«
Eines war sicher. Wir waren der Hölle mit heiler Haut entkommen. Aber es war nicht das Ende, das stand fest. Bei einem Gegner wie diesem Moloch würde noch nachgekarrt werden.
Überhaupt wusste ich im Prinzip nicht, was er vorhatte. Da mussten wir abwarten. Ob er es wieder mit einem Schachspiel versuchen würde, stand längst nicht fest.
Dass es brannte, hatte sich herumgesprochen. Die Feuerwehr war mit zahlreichen Leuten vertreten. Natürlich waren auch wir als Zeugen interessant, denn wir waren dem Grauen entkommen.
Auch Ronny hatte überlebt. Doch er stand unter Schock. Da war es gut, dass Shao sich um den Jungen kümmerte.
Ich ging dorthin, wo weniger Menschen waren und ließ mich auf einen Hocker fallen, der dort stand. Es tat gut, zu sitzen aber meine Gedanken ließen mich nicht los.
Hier hatte ein Engel seine eigene Welt erschaffen und würde sie so leicht nicht mehr loslassen. Aber was hatte er wirklich vor? Sollte sein Erscheinen ein Großangriff auf mich und meine Freunde einläuten?
In letzter Zeit hatte ich immer wieder feststellen müssen, dass es nicht nur positive Geschöpfe unter den Engeln gab. Auch andere existierten, die noch den bösen Keim der Urzeit in sich trugen. Wenn ich daran dachte, bekam ich immer eine Gänsehaut.
Moloch gehörte zu den negativen Urengeln. Ein positiver Engel hatte im Auftrag des Erzengels Michael versucht, ihn zu stoppen, indem er in einem Schachspiel gegen ihn angetreten war. Er hatte bei Molochs erstem Angriff zwar Schlimmeres verhindern können, doch am Ende hatte er mit seinem Leben dafür bezahlt.
Ein guter Schachspieler war er zwar schon gewesen und hatte Moloch in dem Spiel Paroli bieten können, gegen Molochs böse Macht aber hatte er letztendlich nichts ausrichten können. Als er nicht mehr gebraucht wurde, da war er verbrannt worden. Und Moloch blieb für uns eine Bedrohung.
Suko hatte die Aufgabe übernommen, den Verantwortlichen zu erklären, was uns passiert war. Alles würde er nicht sagen. Die Sache mit dem Engel war nur schwer zu vermitteln. Aber das schaffte er, da war ich mir sicher.
So ganz aus dem Spiel war ich nicht, denn Sir James meldete sich über mein Handy.
»Stimmt es, John, dass Sie sich in einer Flammenhölle befunden haben und beinahe verbrannt wären?«
»Das ist richtig.«
»Wieso haben Sie sich von einem Feuer überraschen lassen? Sie sind doch sonst so vorsichtig.«
»Ich denke mal, dass es kein normales war.«
»Ja, das hatte ich mir auch schon gedacht.«
Und dann lauschte er meinem Bericht.
Als ich geendet hatte, stellte er mir eine Frage zusammen. »Gehen Sie davon aus, John, dass es vorbei ist?«
Ich verzog die Lippen. »Keine Ahnung. Darauf kann ich Ihnen, ehrlich gesagt, keine Antwort geben.«
Sir James sah mich an, als glaubte er mir kein Wort, und sagte dann: »Aber sie sind jemand, der sich seine Gedanken macht, John. Wie sehen die jetzt bei Ihnen aus?«
Ich zögerte etwas mit der Antwort. »Wenn ich ehrlich bin, Sir, dann gehe ich davon aus, dass er sich im Moment zurückgezogen hat. Aber er wird wieder erscheinen. Daran glaube ich fest.«
Sir James nickte und schwieg. Ich konnte mir denken, wie es in seinem Kopf aussah, und das sprach er auch aus.
»Ein Monster, John. Diese Gestalt ist ein Monster, aber sie ist kein Engel.«
»Das befürchte ich auch, Sir. Und da ist noch etwas. Er ist noch nicht lange her, da habe ich es gelesen, als mir ein Buch in die Hände fiel. Es ging da um Engel. Und den Namen Moloch habe ich gelesen. Dieser Engel ist in der Lage, in verschiedenen Gestalten aufzutreten.«
Sir James nickte. »Das bedeutet, dass er uns an der Nase herumführen kann.«
»Sehe ich auch so.«
»Und nun?«
»Müssen wir warten, bis er sich meldet oder erneut zuschlägt.«
Sir James überlegte und sagte dann: »Versuchen Sie alles, um ihn zu stoppen, John.«
»Ja, wir werden uns bemühen, Sir …«
☆
Pünktlich Feierabend zu machen, das gehörte bei Glenda Perkins nicht zum Normalfall. Auch wenn sie es am Morgen pünktlich geschafft hatte, kam sie am Abend so gut wie nie zu einer bestimmten Uhrzeit aus dem Büro.
So war es zwar auch an diesem Abend, aber die Verspätung war kaum der Rede wert, es ging nur um eine Viertelstunde — und das war okay. Schließlich waren John und Suko im Einsatz, und da war es bei ihnen verdammt hoch hergegangen. Glenda war nicht über alles informiert, aber was sie wusste, das reichte ihr.
Zum Glück bekam sie noch die Nachricht, dass alles okay und die beiden Freunde dieser Hölle entkommen waren. Das beruhigte Glenda, als sie den Bau verließ.
Auf der Straße hielt sie an und blickte in den grauen Himmel über ihr. Geregnet hatte es seit einer Stunde nicht mehr. In dem Himmelsgrau waren einige helle Flecken entstanden, durch die allerdings kein Sonnenstrahl blinzelte.
Bevor Glenda in den Bus stieg, dachte sie noch nach. Jetzt in ihre Wohnung zu fahren, darauf hatte sie keine Lust. Ihr war es lieber, wenn sie irgendwo einkehrte und bei einem After Work Drink noch ein wenig Entspannung mitbekam.
Das machte sie nicht oft. Doch hin und wieder musste das sein, und an so einem Kneipenabend gab es kaum einen Gast, der nicht von der Arbeit gekommen wäre.
Das Lokal lag auf dem Weg zu ihrer Wohnung. Drei Stationen musste sie fahren, dann hatte sie das Ziel fast erreicht. Ein paar Meter musste sie laufen, um von der grünen Reklame angelockt zu werden.
Das Lokal hörte auf den Namen Chilling Home, was alles sagte. Hier strömten die Menschen hinein, um zu entspannen.
Glenda ging mit schnellen Schritten, weil sie Angst hatte, wieder in einen Schauer zu geraten. Doch das passierte nicht, und sie erreichte den Eingang mit trockenen Füßen.
Das Lokal war nicht leer, aber auch nicht überfüllt. Als Glenda eintrat und dabei den Mantel aufknöpfte, ließ sie einen Blick zur Theke hin gleiten und war zufrieden, als sie dort noch ein paar Lücken entdeckte. Eine davon steuerte sie an und hatte das Glück, sich sogar auf einen Hocker gleiten lassen zu können.
Eingerahmt wurde sie von einer Frau und einem Mann. Die Frau drehte ihr den Rücken zu, weil sie mit einem weiteren Gast sprach. Der Mann neben Glenda wandte sich zu ihr um und sah direkt in Glendas Gesicht. Ein Augenpaar begann zu strahlen.
»He, das ist aber eine tolle Überraschung. Sie auch mal wieder hier in der guten Stube?«
»Ja, ich kann es nicht ändern.«
»Das sollten Sie auch nicht. Schön, dass der Hocker noch frei war. Wie für Sie geschaffen.«
»Das denke ich auch.«
Nachdem Glenda auf den Hocker gerutscht war, stand plötzlich einer der Barkeeper vor ihnen. Die Mannschaft bestand aus mehreren Männern und Frauen, wobei alle rote Fliegen als Markenzeichen zu den weißen Hemden trugen.
»He, auch mal wieder hier?«
»Genau.«
»Und Ihr Durst? Wieder etwas Antialkoholisches?«
»Heute nicht.«
»Sehr schön. Und womit kann ich dienen?«
»Ich nehme heute mal einen Gin Tonic.«
»Eine gute Idee«, erklärte der Barkeeper und drehte sich um, weil er den Drink mixen wollte.
»Eine sehr gute Wahl«, bestätigte auch Glendas Nebenmann. »Dazu hätte ich Ihnen auch geraten.«
Glenda lächelte verlegen. »Heute kann ich es mir leisten. Ich muss nichts mehr tun. Das ist anders als sonst.«
»So gehört sich das.« Der Mann deutete auf sein Glas. »Das ist auch ein Gingetränk.«
»Und?«
»Sehr lecker.« Er lachte. »Ich kann es Ihnen wirklich empfehlen, Glenda.«
Er hatte ihren Namen behalten, den sie ihm irgendwann mal gesagt hatte. Wie er hieß, das wusste Glenda nicht. Es war für sie auch nicht wichtig.
Männer sind oft gesprächiger als Frauen. So wusste Glenda, dass der Mann in einer Beziehung war, die sogar funktionierte, obwohl beide oft getrennt waren. Die Frau lebte in Schottland, wo sie an einer Uni arbeitete, und er verdiente das Geld hier in einer Bank.
Der Barkeeper schob Glenda das bestellte Getränk zu. Sie probierte einen Schluck, und ihre Augen vergrößerten sich. Jetzt wollte der Mann an ihrer Seite wissen, was los war, und Glenda nickte, als sie das Glas wieder zurückstellte.
»Da haben Sie es aber gut mit mir gemeint.«
»Mache ich bei schönen Frauen immer.«
»Ja, ja, reden Sie nur. Aber trotzdem, der Drink schmeckt.«
»Das liegt am Gin.«
»Wieso?«
»Es ist ein etwas besserer. Bei Ihnen wage ich nicht, einen billigen zu mischen.«
Glendas Nebenmann lachte und sagte mit voller Stimme: »Frau müsste man sein und an der Bar sitzen.«
»Sie können auch einen besseren haben«, sagte der Barkeeper.
»Später vielleicht.«
Glenda hatte bereits den zweiten Schluck getrunken. Sie bewegte sich auf ihrem Hocker und gestattete sich einen Blick durch das Lokal.
Es war voller geworden. Jetzt waren die Männer deutlich in der der Überzahl.
Glenda sah genau hin, weil ihr jemand aufgefallen war. Der Mann war größer als die meisten Gäste. Er bewegte sich lässig und auch irgendwie gespannt.
Glenda sah ihn.
Sie dachte über ihn nach. Sie hatte ihn noch nie gesehen, und sein Outfit hob sich auch von dem der anderen Gäste ab. Er trug einen hellen Mantel, der sicherlich aus Leder war, bis über die Knie reichte und auch mit einer Kapuze ausgestattet war. Die bedeckte einen Teil des Kopfes. Die vordere Hälfte war frei und deshalb auch das Gesicht, dessen Haut leicht gebräunt war.
Glenda hatte die Augen nicht gesehen, aber sie ging davon aus, dass sie etwas Besonderes waren.
Der neue Gast machte nicht den Eindruck, als würde er was suchen. Dennoch glaubte Glenda daran, dass er möglicherweise in ihre Richtung gehen würde.
Das passierte auch. Mit jedem lässig angesetzten Schritt schob er sich näher an die Theke heran. Er wich den im Weg stehenden Menschen locker aus und behielt weiterhin die Richtung bei.