John Sinclair 2144 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 2144 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Blutzeit

Die Frau nickte mir zu, und sagte das, was sie unbedingt sagen musste.
"Ich bin hier, um dein Blut zu verändern, Sinclair. Ich möchte es brennen sehen. Und wenn es dann so weit ist, wirst auch du mit verbrennen ..."

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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Blutzeit

Jason Dark’s Leserseite

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: breakermaximus/shutterstock

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8394-2

„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

www.john-sinclair.de

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Blutzeit

»Bande« hatte William Goldman seine Klasse genannt, die nicht mehr aus Kindern bestand, sondern aus jungen Erwachsenen. Noch knapp ein Jahr, und die Bande konnte die Schule verlassen. Dann würde für den Lehrer das große Aufatmen beginnen.

Jetzt saßen sie vor ihm. Sie sahen ihn an. Es war wie immer. Gern hätte Goldman hinter ihre Stirnen geblickt, um zu erfahren, was sie jetzt wohl dachten. Auf der anderen Seite war es besser, wenn er es nicht tat …

Die Blicke ärgerten ihn. Sie ließen darauf schließen, dass er von den meisten Schülern nicht richtig wahrgenommen wurde. Jeder schien an etwas anderes zu denken.

Besonders dieser Victor Lancaster. Er saß in der ersten Reihe innerhalb des Halbkreises. Er war ein Aufwiegler, ein Spötter. Er mochte die Lehrer nicht, und umgekehrt war es ebenso.

Goldman hätte diesen Typen am liebsten aus der Klasse entfernt. Das aber konnte er nicht. Zudem gehörte der Schüler zum Lancaster-Clan, einer der mächtigsten Familien in der Umgebung von London und in der Stadt selbst.

Darauf bildete sich auch Victor Lancaster etwas ein, obwohl er nichts dazu beigetragen hatte, das Vermögen seiner Familie zu vermehren, aber das tat seiner Arroganz keinen Abbruch.

Wenn Goldman daran dachte, was sich dieser Junge schon alles erlaubt hatte, konnte er nur den Kopf schütteln. Aber die Familie war mächtig genug, um dies zu korrigieren. Also blieb der Typ auf der Schule und gehörte nicht zu den besten Schülern.

William Goldman lehrte auch Geschichte. Er tat dies gern, und sein Unterricht war beliebt, weil seine Art sehr gut bei den Schülern ankam.

Irgendwann hatte auch Victor Lancaster zugehört. Da war er von seinen eigenen Klassenkameraden dazu angehalten worden. Und so hatte Victor sich fügen müssen.

Und heute? Viktor hatte noch nichts getan. Sich auch nicht gemeldet und machte überhaupt den Eindruck, als wäre er nicht ganz bei der Sache.

Das wunderte den Lehrer. Aber immerhin war Lancaster ruhig, störte nicht durch irgendwelche Gegenfragen, was dem Unterricht sichtlich guttat.

Aber Goldman behielt ihn trotzdem im Auge.

Victor reagierte darauf nicht. Nur zweimal verzog er die Lippen, als der Lehrer ihn ansah, und dann leuchtete auch mal ein regelrechter Hass in den Augen des Schülers auf.

Davon ließ sich Goldman nicht beirren. Er ging durch den Klassenraum und redete dabei über die Schrecken des Ersten Weltkriegs, als er plötzlich die Stimme eines Schülers hörte.

»He, du Penner, was ist los?«

Goldman wusste sofort, wer da gerufen hatte. Das war Victors Sitznachbar gewesen.

Der Lehrer musste sich umdrehen. »Was ist da los, Nick?«

Der Schüler deutete auf Victor. »Der Penner hier schwankt.«

Goldman sah zu Victor hinüber, der starr da saß. »Wie meinst du das?«, fragte er an Nick gewandt.

»Es sah eben so aus, als würde er umkippen.«

Goldman überlegte. Sollte er dem Schüler glauben? Die Klasse hatte ihn schon oft mit irgendwelchen Dingen reingelegt, deshalb war er vorsichtig. Doch dann zuckte er mit den Schultern und ging zu den beiden hinüber.

Über die Köpfe der Schüler hinweg konnte er in die Bänke hineinblicken. Er sah die Rücken der jungen Männer.

Einige Schüler hatten sich auf ihren Stühlen gedreht und waren in ihre Bücher vertieft. Es schien ihnen unangenehm zu sein, zuzusehen. Aber die meisten, die auf Victors Seite saßen, beobachteten die Szene gespannt.

Der Lehrer konnte den jungen Mann auch sehen, vielmehr dessen Rücken, und was da jetzt geschah, das war nicht normal.

Der ganze Körper zuckte!

Das war nicht gespielt. Das wusste der Lehrer sofort.

William Goldman brauchte nur wenige Schritte, um den Ort des Geschehens zu erreichen. Er blieb vor der Bank stehen. Schon beim ersten Blick erkannte er, dass es Victor wirklich nicht gut ging. So, wie er sich bewegte, war das keim Schauspiel, das war echt.

»Was ist passiert?«

Der Nebenmann fühlt sich angesprochen. »Das ging alles sehr schnell«, erklärte er.

»Was ging schnell?«

»Dass es ihm so schlecht ging.«

»Und weiter? Was hat er gemacht? Hat er was gesagt? Irgendwas muss doch passiert sein.«

»Keine Ahnung. Das passierte alles so plötzlich. Er hat auch gestöhnt und schwer geatmet. Und dann hat er von einer Hitze gesprochen, die plötzlich bei ihm war. Ihm war so heiß.«

»Okay.« Der Lehrer beugte sich vor. Er fixierte seinen Schüler, als könnte er etwas aus ihm herausbekommen. Die Blicke reichten nicht. Dann versuchte Goldman, ihn anzusprechen. »He, Victor, was ist los?«

Der Schüler bewegte sich. Er hatte die Frage sehr wohl gehört, hob den Kopf an, ließ ihn wieder sinken und stöhnte auf.

»Mehr hat er bei mir zum Schluss auch nicht getan!«, berichtete sein Nebenmann.

»Und wie ist das gekommen?«

»Auf einmal.«

Der Lehrer nickte.

»Er … er … etwas von einer Hitze gesagt«, stammelte Nick.

»Ach ja? Und weiter?«

»Er hat sich darüber beschwert, dass ihm so heiß war. In seinem Innern würde es kochen.«

»Okay, wir müssen einen Arzt holen.«

William Goldman wollte schon gehen, als er etwas sah, was ihn erschreckte. Dadurch, dass Victor Lancaster seinen Kopf angehoben hatte, sah der Lehrer auch die beiden feinen roten Streifen, die aus den Nasenlöchern liefen.

Blut!

Goldman konnte den Blick nicht von dem Schüler lösen. Er berührte ihn. Victor stöhnte nur.

»Hören sie mich, Vic? Verdammt noch mal, geben Sie eine Antwort.«

Das tat er nicht. Aber das Blut rann weiter. Es hatte den Mund erreicht, dessen Lippen zuckten, als er sich öffnete. Da der Schüler einen dieser gelglatten Haarschnitte trug, lagen die Ohren frei.

Der Lehrer wollte es nicht glauben, was er sah, denn plötzlich flossen die Blutstreifen auch aus den Ohren, als hätten sie von innen Druck bekommen.

In diesen Augenblicken war auch der Lehrer überfragt. Er wusste nichts mehr, schüttelte den Kopf und ließ den Schüler nicht aus den Augen, denn er hatte das Gefühl, dass noch etwas passieren würde.

Goldman hatte sich nicht geirrt. Da war noch was. Er glaubte, dass die Augen ein wenig nach vorn gedrückt worden waren, und das war nicht alles. Der Schüler selbst gab eine Hitze ab, die auf keinen Fall normal war.

Und sie steigerte sich noch.

Weit riss er den Mund auf und sah aus, als wollte er etwas sagen. Aber damit war Schluss. Es geschah was anderes.

Aus dem offenen Mund schoss plötzlich ein Blutstrom hervor!

Er klatschte zu Boden, und dann passierte das Unwahrscheinliche.

Das Blut fing an zu brennen!

Zuerst wollte der Lehrer nicht glauben, was er sah. Er hatte das Gefühl, in einem Albtraum gefangen zu sein und wollte zur Seite hin ausweichen.

Doch er kam nicht weg. Es war einfach nicht möglich. Er musste das brennende Blut anstarren, das aus dem Mund des Schülers gedrungen war.

Es brannte weiter, gab aber jetzt keine Hitze ab. Und was war mit Victor Lancaster?

Er saß in seiner Bank. Er konnte sich nicht bewegen. Sah aus wie eine Puppe mit weit aufgerissenem Mund, und jetzt sah der Lehrer das, was ihn erneut erschütterte.

Der Schüler blutete weiter. Und dieses Blut floss noch immer aus seinen Nasenlöchern und den Ohren. Die blasse Flamme darauf war auch zu sehen. Sie warf kleine Wellen, aber sie griff die Haut nicht an. Die blieb normal.

Es gab jede Menge Schüler in der Klasse. Alle hatten das Grauen gesehen, doch niemand hatte eine Erklärung.

Der Lehrer wusste auch, dass er die Verantwortung für die jungen Menschen hatte. Bisher war nur einem etwas passiert, den anderen noch nicht, und Goldman wollte, dass sie die Gefahrenzone verließen. Er musste die Starre lösen.

»Geht!«, sagte er mit schwerer Stimme. »Geht nach Hause, und sagt keinem etwas.«

Dann lachte er und winkte ab. Was er gesehen hatte, das musste ausgesprochen werden. Aber wer würde ihm glauben?

Die Schüler? Okay, sie hatten alles gesehen. Oder würden sie es abstreiten? Hier waren andere Kräfte im Spiel. Obwohl der Lehrer sie noch nie gesehen oder von ihnen gehört hatte, wusste er, dass hier ein Feind lauerte, der einiges unter Kontrolle hatte.

Der Lehrer sah zur Tür. Dort schlich soeben der letzte Schüler aus dem Klassenraum. Und er warf nicht einen einzigen Blick zurück, als hätte er eine Vergangenheit gelöscht. Die Schüler drängten nach draußen und ließen ihren Lehrer mit dem Toten allein zurück.

William Goldman konnte nicht fassen, dass der Schüler nicht überlebt hatte.

Deshalb ging er noch mal zu ihm und sah ihn sich aus der Nähe an. Ja, er war tot. Er war verbrannt. Aber es gab keinen Rauchgeruch und auch keinen, der an verbranntes Fleisch erinnert hätte.

Der Lehrer setzte sich auf das Pult. Er wusste nicht, ob es besser gewesen wäre, den Raum zu verlassen. Dann verwarf er den Plan wieder. Wenn er jetzt auf den Flur ging, wäre er mit unzähligen Fragen überfallen worden, und das wollte er auch nicht.

Also blieb er im Klassenzimmer und wartete auf eine günstige Gelegenheit, den Raum zu verlassen. Es war schlimm, dass die Leiche des Schülers in seiner Nähe lag. Einen schwachen Geruch spürte er schon, aber es war keiner, den er mit einem Brandgeruch gleichgesetzt hätte.

Als jemand die Tür öffnete, zuckte er zusammen. Wenig später betrat der Rektor der Schule den Klassenraum. Man sah ihm an, dass er einen forschen Auftritt hinlegen wollte, das gelang ihm nicht, denn sein Blick war auf den toten Schüler gefallen.

Ernest Farlaine ging einen Schritt, blieb stehen, betrachtete die Leiche, und aus seinem Mund drang ein Flüstern, das sich anhörte wie das Zischen einer Schlange. Er hatte eine Gänsehaut bekommen, die sich sogar noch auf seinem blanken Schädel abzeichnete.

»Das ist der Tote, Sir.«

»Ja, ja, das sehe ich. Ich habe die Polizei bereits informiert. Sie ist auf dem Weg hierher.«

»Gut.«

Der Rektor hob den Kopf an. »Und Victor Lancasters Vater wird durchdrehen, wenn er hört, was mit seinem Sohn passiert ist. Kennen Sie den Mann?«

»Nicht persönlich.«

»Dann werden Sie ihn bald erleben.« Farlaine nickte heftig. »Die Lancasters haben Beziehungen nach ganz oben. Der Mann wird sicherlich noch arroganter sein, als er es sowieso schon ist.«

»Sie hatten mit ihm zu tun?«

»Leider. Er war widerlich, und ich musste kuschen. Er hat mir sofort drei mächtige Typen genannt, die er kennt. Ärger möchte ich mit denen nicht haben.«

»Aber es geht um die Wahrheit.«

Der Rektor winkte ab. »Vergessen Sie das. Die Lancasters haben eine eigene Wahrheit. Sie sind Schotten und waren damals zu Mary Stuarts Zeiten noch mächtiger. Dagegen sind sie heute ein Nichts.«

»Und jetzt ist einer der Nachfolger tot«, erklärte der Lehrer. »Verbrannt ohne Feuer.«

»Sie sagen es.« Farlaine kam wieder auf den Brand zu sprechen. »Haben Sie ihn denn nicht löschen können?«

»Nein.«

Der Rektor lachte. »Wieso nicht? Ich rieche nichts. Auch sieht der Tote nicht aus wie ein Brandopfer.«

Der Lehrer bekam einen roten Kopf vor Wut. Eine entsprechende Antwort lag ihm auf der Zunge, aber er wollte seinen Vorgesetzten nicht anschreien, sondern nickte.

»Sie haben recht, er sieht auch nicht aus wie ein Brandopfer. Aber es hat trotzdem etwas gebrannt.« Goldman hob einen Daumen. »Und zwar hat sein Blut gebrannt, daran ist er gestorben. An seinem verdammten verbrannten Blut« Die Stimme hatte sich gesteigert und war fast in ein Geschrei übergegangen.

Farlaine wollte etwas sagen, aber plötzlich saß der Kloß in seiner Kehle. »Wenn Sie das so sehen«, gab er nach einer Weile kleinlaut zu und wischte Schweiß aus seinem Gesicht. Dann entschuldigte er sich für sein Verhalten.

»Lassen Sie es gut sein, das hat uns alle geschafft, und wir werden noch lange genug damit zu tun haben, das kann ich Ihnen sagen.«

»So sehe ich das auch.«

Auf dem Flur waren Stimmen laut geworden, deren Echos bis in den Klassenraum schallten. Wenig später flog die Tür auf, und ein Mann, der einen grauen Mantel über dem grauen Anzug trug, stand auf der Türschwelle. Sogar ein grauer Hut saß auf dem Kopf, und das Funkeln in den Augen war auch da.

Hinter dem Mann standen einige Mitarbeiter und warteten darauf, den Tatort betreten zu können. Aber noch war er an der Reihe.

»Mein Name ist Tanner. Ich bin Chiefinspektor, und ich sehe, dass wir hier einiges zu tun bekommen. Das natürlich ohne Sie beide.« Er meinte damit den Lehrer und den Rektor. »Oder haben Sie mir was Wichtiges zu sagen?«

William Goldman ging einen Schritt vor. »Das habe ich, Sir.«

»Was denn?«

»Wie meine Schüler war auch ich Zeuge, wie er verstarb.«

»Gut.« Tanner nickte. »Wie ich hörte, ist der Junge verbrannt.«

»Nicht unbedingt.« Der Lehrer hatte eine Antwort gegeben, die ihm selbst nicht passte.

Tanner schüttelte den Kopf. »Ist er nun verbrannt oder nicht?«

»Er ist nicht verbrannt, das können Sie sehen, Chiefinspektor. Bei ihm ist das Blut verbrannt. So, und jetzt sind Sie an der Reihe.«

Den letzten Satz hatte der Lehrer einfach sagen müssen.

Rektor Ernest Farlaine wurde aus dem Klassenzimmer gescheucht, Goldman durfte bleiben. Er hatte sich in einer Ecke auf einen Tisch setzen können und musste abwarten, bis man was von ihm wollte. Das hatte Tanner ihm gesagt.

Der Lehrer wunderte sich über den Chiefinspektor. Nicht wegen seines Outfits, nein, er wunderte sich, wie der Mann vorging und dass er die Aussagen des Lehrers nicht angezweifelt hatte. Das war schon ungewöhnlich.

Goldman wartete noch immer. Die Fachleute beschäftigten sich mit den Toten. Ihren Gesichtern war anzusehen, dass sie etwas ratlos waren, denn irgendwelche positiven Signale gingen nicht von ihnen aus. Letztendlich wurde der tote Schüler in die Wanne gelegt und abtransportiert.

William Goldman sah zu. In seinem Innern spürte er einen harten Druck. Was hier passierte, war nicht normal.

Die Männer der Spurensicherung verließen das Klassenzimmer. Der Lehrer hatte seine Aussage nicht wiederholen müssen, aber fertig waren die Männer noch nicht. Zumindest ein Mann war noch mitten im Geschehen.

Der Chiefinspektor nahm seinen Stuhl mit und ließ sich neben dem einzigen richtigen Zeugen nieder.

»Haben Sie sich wieder erholt?«

»Ich denke schon.«

»Gut. Darf ich noch mal Ihrer Namen erfahren?«

»Ich heiße William Goldman.«

»Wer der Tote ist, das weiß ich mittlerweile, aber was sagen Sie als sein Lehrer zu ihm?«

Goldman bewegte seine Schultern. »Man soll Toten ja nichts Schlechtes nachsagen, aber dieser Victor Lancaster war ein schlimmer Typ, kann ich Ihnen sagen.«

»Wie genau? Oder was hat er getan?«

Goldman winkte ab. »Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er nur hier in der Schule war, um sich austoben zu können. Er war arrogant bis zum Gehtnichtmehr, und es ging das Gerücht um, dass er immer in Begleitung gekommen ist.«

»Wer war das denn?«

»Das konnte keiner von uns sagen. Aber wir haben angenommen, dass es ein Leibwächter war, der draußen wartete. Aber immer so nah, dass er die Schule im Blick hatte.«

»Wurde der Schüler denn bedroht?«, fragte Tanner.

»Das glaube ich nicht.«

»Geld genug ist ja vorhanden bei dieser Familie.«

Der Lehrer lachte auf. »Und ob es das ist. Die Lancasters haben einen verdammt langen Stammbaum. Der geht über Jahrhunderte zurück. Und nach Schottland hinein. Ein Lancaster stand Mary Stuart zur Seite. Das hat aber nichts genutzt. Seine Königin starb trotzdem. Nun ja, vergessen wir das, aber ich hatte diesen Nachkömmling in meiner Klasse, und das war nicht immer toll.«

»Verstehe. Und was hat der Typ getan? Hat er mit seiner Vergangenheit angegeben?«

»Nein, das nicht.« Goldman schüttelte den Kopf. »Er gab mit keinem aus der Verwandtschaft an. Das hatte er nicht nötig. Er drohte nur damit.«

»Wie das?«

Der Lehrer verzog die Mundwinkel. »Mit Repressalien. Er sagte, dass seine Familie die Macht hätte, einen Lehrer samt Rektor von der Schule zu werfen, auch wenn die Vorgesetzten richtig gehandelt hätten.«

»Gut, dass Sie mir das sagen.«

»Ach, dann wollen Sie zu den Lancasters?«

»Das auch.«

»Aber geben Sie acht. Die sind nicht von schlechten Eltern. Die Sippe hat keinen guten Ruf. Sehr arrogant. Aber das war der Schüler ja auch.«

»Ich bedanke mich für die Tipps, Mister Goldman. So ein Ruf hat mich noch nie davon abgehalten, etwas gegen bestimmte Leute zu unternehmen. Was hier besonders schwierig ist, das ist die Art, wie Victor Lancaster ums Leben gekommen ist.«

»Er brannte.«

Chiefinspektor Tanner atmete scharf aus. »Sein Blut brannte.«

»Genau.«

»Sehen Sie, Mister Goldman, und das macht mir eben Probleme. Wie kann das Blut eines Menschen brennen und er selbst nicht?«

»Da habe ich keine Ahnung.«

»Ich auch nicht.«

»Aber …?«

»Genau das ist es«, sagte Tanner. »Dieses aber