John Sinclair 2225 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 2225 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Die Gestalt in der Hausnische verschmolz mit der Dunkelheit. Nichts an ihr glänzte oder schimmerte, bis auf den Stahl der sorgfältig gepflegten Maschinenpistole, die der Mann eng an seinen Körper drückte.
Er wartete. Aus dem Landhaus hörte er die Stimmen der Menschen. Dort wurde gefeiert. Auf den Mann, der Geburtstag hatte, warteten die Gäste noch. Und auch der Mann mit der MPi.
Edwin Thornton würde sterben ...


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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt

Cover

Der irre Vampir

Jason Dark's Leserseite

Vorschau

Impressum

Der irre Vampir

von Jason Dark

Die Gestalt in der Hausnische verschmolz mit der Dunkelheit. Nichts an ihr glänzte oder schimmerte, bis auf den Stahl der sorgfältig gepflegten Maschinenpistole, die der Mann eng an seinen Körper drückte.

Er wartete. Aus dem Landhaus hörte er die Stimmen der Menschen. Dort wurde gefeiert. Auf den Mann, der Geburtstag hatte, warteten die Gäste noch. Und auch der Mann mit der MPi.

Edwin Thornton würde sterben ...

Er musste sterben, das war der Auftrag des Wartenden. Ihm war keine Spur von Ungeduld anzumerken. Und es war auch kein Atemzug zu hören. So machte er durch nichts auf sich aufmerksam.

Über Thornton hatte man ihm wenig gesagt. Er sollte ein hohes Tier im Innenministerium sein, das war alles. Es zählte nur seine Tat.

Dann kam der Wagen. Für den Killer war er nicht zu sehen, aber er entdeckte die beiden hellen Augen. Scheinwerfer, die immer größer wurden und wenig später den Platz vor dem Landhaus überflutete.

Der Wagen kam zum Stillstand.

Sekunden später öffneten sich die beiden Vordertüren. Aus ihnen stiegen zwei Menschen, die auf den verschiedenen Seiten gesessen hatten. Einer blieb an der Beifahrerseite stehen und schickte seine Blicke in die nahe Umgebung.

Sein Kollege hatte dem Gast, der hinten saß, die Tür geöffnet. So konnte Edwin Thornton aussteigen, was er auch tat und seine Jacke zurechtzupfte.

Es war der Augenblick, als die Gestalt ihr Versteck verließ ...

Der Killer ging langsam und gelassen, denn er wollte nicht auf sich aufmerksam machen.

Er verließ sich auf seine Braut, die MPi. Dabei machte er keinen verkrampften Eindruck, er wirkte entspannt und ging so, dass er den Männern den Weg zum Haus absperren konnte.

»Ja, dann wollen wir uns mal in den Trubel stürzen«, war die Stimme des Geburtstagsmenschen zu hören.

»Sicher, Sir.«

Edwin Thornton nickte seinem Begleiter zu und setzte sich in Bewegung. Er hatte seinen Blick auf das Haus mit dem erleuchteten Eingang gerichtet.

Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln. Neben ihm ging sein Leibwächter her. Der zweite stand abseits und behielt die Umgebung im Blick. Bisher hatte er nichts Gefährliches gesehen.

Das aber änderte sich, denn plötzlich erschien aus dem Dunkel eine übergroße Gestalt, die von der Seite her auf die beiden Männer zukam.

Und sie trug eine Waffe!

Der Leibwächter wusste sofort Bescheid. Er riss seine eigene Waffe hervor, und noch ehe er sie in Anschlag gebracht hatte, da tanzten vor der Mündung die hellen Lichter, und er musste mit ansehen, wie die Kugeln in den Körper des Mannes schlugen, der Geburtstag hatte.

Sein Aufpasser kam zu keiner Reaktion. Dafür aber der zweite Leibwächter, der seine Waffe in der Hand hielt und schoss.

Er drückte ab wie der Held in einem Action-Film und sah auch, dass er getroffen hatte.

Die Gestalt wurde durchgeschüttelt. Sie schwankte, aber sie blieb auf den Beinen, und sie tat das, womit der Mann niemals gerechnet hatte. Sie kam auf ihn zu.

Er schoss erneut.

Das tat der Angeschossene ebenfalls. Beide trafen, und der Leibwächter sah, dass seine Kugeln keine Wirkung zeigten. Der Andere ging weiter, als wäre nichts passiert. Er hatte den Mund geöffnet, weil er lachen wollte, und da sah man im Mund etwas blitzen.

Zähne – spitze Zähne!

In der nächsten Sekunde gab der Typ noch einen kurzen Feuerstoß ab. Der Bodyguard sah dies, warf sich zur Seite und glaubte auch, Einschläge der Kugeln zu spüren.

Dann fiel er zu Boden.

Der Mann mit der Waffe schlich wie ein übergroßer Schatten in seiner Nähe vorbei.

Dann war er weg.

Nicht nur zwei Leibwächter lagen am Boden, sondern auch der, die ihn hatten beschützen sollen.

Laute Stimmen, die zum Geschrei wurden, tobten um sie herum, doch niemand von ihnen war in der Lage, es zu hören. Der Tod hatte alle taub gemacht.

Den Mörder gab es auch noch. Nur war der nicht mehr zu sehen. Er hatte sich zurückgezogen und freute sich schon auf den nächsten Job ...

Es war einer der Frühlingsnachmittage, die man hätte konservieren müssen. Voller Sonnenschein und trotzdem nicht zu warm. Der Winter war noch nicht lange vorbei, und da ging man direkt mit einem herrlichen Gefühl nach draußen.

Ich saß noch im Büro und überlegte, ob ich später nicht den ersten Biergartenbesuch in diesem Jahr machen sollte. Warm genug war es, und man musste ja nicht bis in die Puppen bleiben. Das jedenfalls wollte mir nicht aus dem Kopf.

Ich saß allein im Büro. Glenda Perkins turnte im Vorzimmer herum. Ich starrte auf den Bildschirm. Eigentlich sollte ich ein paar Statistiken lesen, die sich mit der Verbrechenszunahme im United Kingdom befassten.

Dazu hatte ich keine Lust, saß hinter meinem Schreibtisch, hatte die Beine hochgelegt und überlegte, wann ich aus dem Büro verschwinden sollte.

Wenn ich Glenda mitnahm, musste ich sie erst noch fragen. Das wollte ich sofort tun, aber dazu kam ich nicht, es meldete sich mein Telefon. Meine Hand schnellte vor, ich schnappte mir den Hörer und hoffte, dass es kein wichtiger Anruf war.

»Ah ja, du bist da. Wie es sich für einen Beamten Ihrer Majestät einfach gehört.«

»Ja, Tanner, ja. Du hast es mal wieder erfasst. Was kann ich denn für dich tun?«

»Mein Ehegespenst ist nicht da. Verwandtschaftsbesuch. Verstehst du?«

»Sicher, du Glücklicher. Kann ich denn etwas für dich tun? Hast du Langeweile? Sollen wir uns treffen?«

»Ha. Langeweile habe ich nicht, Geisterjäger. Aber treffen könnten wir uns.«

»Biergarten?«

»Habe nichts dagegen.«

»Dann sag mir, ob du einen kennst, der um diese Jahreszeit schon offen hat.«

Tanner zögerte.

Ich kam ihm zuvor. »Du kennst keinen?«

»Man kann nicht alles wissen. Aber wie ich dich kenne, bist du informiert.«

»Könnte sein.«

»Und wo muss ich hin?«

Unsere Dienststellen lagen nicht weit auseinander. Bis zum Fluss mussten wir nicht laufen. Es gab zwischendurch ein paar Lokale, die mit ihren Biergärten prahlten.

»Hast du an einen bestimmten Tag oder eine Uhrzeit gedacht?«

»Heute noch.«

Damit war ich einverstanden. Wir gaben uns jeder eine Stunde Zeit bis zum Treffen, und ich stand auf, reckte mich und verließ mein Büro.

Glenda hörte mich, obwohl ich nichts sagte. Sie drehte sich mir zu. Dabei nickte sie.

»Machst du Schluss?«

»Nicht ganz.«

»Wieso?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Freund Tanner rief vorhin an. Er will mich sehen.«

Glenda bekam große Augen. »Ach? Worum geht es denn?«

»Da habe ich keine Ahnung. Wir haben uns in einem Biergarten verabredet.«

»So was dachte ich mir.« Ihre Mundwinkel verzogen sich.

»Ja, Glenda man soll das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Ich war sowieso scharf auf einen Besuch im Biergarten und hatte vor, dich mitzunehmen.«

Sie winkte ab. »Nein, nein, das lass mal. Ich habe zu tun. Wenn ich nach Hause komme, muss ich waschen.«

»Das ist ein Grund.«

»Und weißt du wirklich nicht, was Tanner vor dir will?«

»Dann hätte ich es dir gesagt.«

»Ja, dann viel Spaß«, sagte Glenda.

»Mal sehen ...«

Es war wirklich ein tolles Gefühl, einen Biergarten betreten zu können.

In diesem Jahr sah ich es als Premiere an, und ich war nicht der Einzige, dem diese Idee gekommen war. Zwar konnte man den Biergarten nicht als voll bezeichnen, aber fast die Hälfte der Tische war besetzt. Ich hatte das Glück, mir einen aussuchen zu können. Das tat ich auch und konnte zum Eingang blicken. Da würde ich sofort sehen, wann Tanner erschien.

Es war nicht oft der Fall, dass wir uns außerhalb seines Dienstbereiches trafen, aber wenn das passierte, dann gab es eigentlich immer einen Grund. Und das würde auch jetzt der Fall sein. Ich war gespannt, denn der Chiefinspektor hatte mir nichts verraten.

Er war schon ein Original. Vom Wesen her und auch von der Kleidung.

Man konnte ihn beim besten Willen nicht als so glatt gebügelt bezeichnen wie viele Menschen, die Angst davor hatten, etwas Falsches zu sagen. Das kam bei ihm nicht vor. Er war gradlinig, und genau das gefiel mir an ihm. Im Laufe der Jahre hatte sich zwischen uns eine Freundschaft entwickelt.

Ich wusste, dass er mich nicht reinlegen würde. Wenn er dieses Treffen wollte, dann hatte er etwas auf dem Herzen.

Meine Gedanken hatten sich um ihn gedreht. Das brauchte ich jetzt nicht, denn ich sah ihn am Eingang. Dort blieb er stehen, blickte sich um, sah mich, winkte kurz und kam auf meinen Tisch zu.

Er war gekleidet wie immer. In dem grauen Anzug schien er geboren zu sein. Er passte zu ihm wie die Faust aufs Auge. Der Hut war ebenfalls vorhanden, und sogar seinen grauen Mantel hatte er über die Jacke gestreift.

Er trat an den Tisch, und wir klatschten uns ab. Dann bestellte er das Gleiche wie ich. Wasser. Den Mantel ließ er an, als er sich auf den Stuhl setzte und mich ansah.

»Danke, John.«

»Wofür?«

»Dass du gekommen bist.«

Ich musste lachen und sagte: »Wenn du mich rufst, bin ich doch immer da.« Ich verzog die Mundwinkel. »Einen privaten Grund wirst du nicht gehabt haben.«

»So ist es.« Er korrigierte sich. »Sagen wir so. Man könnte ihn auch halb privat nennen.«

»Dann bin ich gespannt.«

Er nickte. »Das kannst du auch.« Nachdem er zwei Schlucke getrunken hatte, kam er zur Sache. »Sagt dir der Name Edwin Thornton etwas?«

Ich musste nachdenken, und das war keine Schau, denn den Namen hatte ich in der letzten Zeit schon mal gehört oder auch gelesen, und das sagte ich Tanner auch.

»Die Antwort gefällt mir.«

»Wieso?«

»Kann ich direkt in die Vollen gehen.« Jetzt beugte er sich mir entgegen. »Thornton ist tot.«

»Hm.« Ich war nicht weiter überrascht. »Und wie ist er ums Leben gekommen?«

»Man hat ihn erschossen.«

»Und warum?«

»Das weiß ich auch nicht so recht. Die Tat kann politische Hintergründe haben. Thornton war ein hohes Tier im Innenministerium. Da hat er sich wohl Feinde gemacht.«

»Und wo hat man ihn gekillt?«

Tanner berichtete es.

»Hast du eine Idee?«

Er nickte. »Ja, John, die habe ich. Eine verrückte zwar, aber sie lässt mich nicht los.«

»Dann raus damit.«

Ich erfuhr, dass der Politiker mit seinen Bodyguards zu dritt im Wagen gesessen hatte. Als sie ausstiegen, ist es passiert. Ein Fremder schoss auf sie. Er tötete sie auch und wurde selbst angeschossen.

Ich winkte ab. »Da habt ihr doch den Killer. Angeschossen. Damit kommt er nicht weit.«

»Doch, das ist er.« Tanner wiegte den Kopf, legte die Stirn in Falten. »Er ist geflohen. Keiner hat ihn stoppen können. Das hat man mir gesagt.«

»Okay. Und wie komme ich ins Spiel?«

»Ja, das ist es jetzt. Und hör genau zu, John. Ich habe dir von den beiden Bodyguards erzählt, die den Angriff beide nicht überlebt haben.« Bevor ich etwas fragen oder sagen konnte, hob er den Arm und sagte: »Aber einer der beiden Leibwächter ist später gestorben als sein Kumpel. Er hat noch was sagen können.«

Jetzt wurde es interessant, das war mir klar. »Und du hast es gehört, Tanner?«

»Nein, das nicht. Der Mörder ist wohl ziemlich nahe an den Killer herangekommen. Er hat ihn gesehen, und was er gesehen hat, muss ihn erschüttert haben.«

»Okay, Tanner, jetzt raus mit der Sprache.« Ich kannte mein Gegenüber und wusste, dass er es gern spannend machte. Das war auch hier der Fall.

»Dieser Leibwächter hat, bevor er starb, noch eine Aussage gemacht. Er hat den Killer erkannt.«

»Und? Wer war es? Mach es nicht so spannend.«

Das machte Tanner auch nicht. Er gab die Antwort recht schnell. »Es war ein Vampir, John ...«

Da hatte Tanner mich doch erwischt. Mit dieser Antwort hätte ich nie gerechnet. Ich gab ihm keine Antwort, spürte aber, dass über meinen Rücken ein kalter Schauer rieselte.

Tanner nickte, sagte aber nichts und trank sein Glas leer. Er wartete auf meine Antwort, die auch sehr bald kam.

»Und das soll er wirklich gesagt haben?«

»Nicht soll, John. Er hat es gesagt.«

»Aber du hast es nicht gehört?«

»So ist es. Ich war ja nicht dabei. Man hat es mir gesagt. Das war ein Kollege, dem ich vertraue. Warum sollte er mich anrufen und lügen? Das ergibt keinen Sinn.«

»Stimmt, Tanner, stimmt. Es ergibt auch keinen Sinn. Wenn alles so stimmt, dann kann man sagen, dass ein Vampir einen recht hohen Politiker umgebracht hat.«

»Genau so würde ich es auch formulieren.«

»Gut.« Ich klatschte mit den Händen. »Und wie geht es jetzt weiter? Hast du eine Idee?«

»Das ist dein Fall, John.«

Ich ging darauf nicht ein und fragte stattdessen: »Wer weiß denn alles von dieser Aussage?«

»Mein Informant natürlich. Und ich.«

»Also andere Personen nicht?«

»Ich will es nicht hoffen. Aber der Kollege ist schon vertrauenswürdig. Und deshalb bin ich hier, John Sinclair. Jetzt kennst du auch den Grund.«

»Ja, und es war gut, dass du so reagiert hast.«

»Dann glaubst du mir?«

»Sicher. Ich denke nur über ein Motiv nach.«

Tanner verzog den Mund und fragte mit leiser Stimme: »Hat man als Politiker nicht zahlreiche Feinde? Dazu kann man sogar manche Parteifreunde zurechnen.«

»Ja, das stimmt. Könnte es sein, dass ein anderer Politiker den Killer angeheuert hat?«

»Unmöglich ist nichts.«

Ich sagte: »Dann müsste es einer gewesen sein, der scharf auf den Posten von Edwin Thornton ist.«

»Ja.« Tanner lachte nach innen und sagte dann: »Das wäre die einfachste Lösung.«

»Die dir aber nicht gefällt.« Ich fixierte ihn scharf.

»Ja, das ist so. Sie gefällt mir nicht. Sie ist zu einfach. Ich bin der Meinung, dass mehr dahintersteckt. Bei uns gibt es Leute, die an einen Anschlag denken. Der Staatsschutz hat also seine Finger mit im Spiel.«

»Aha. Über den würde ich stolpern, wenn ich mich da reinhänge.«

»Ich kann es mir vorstellen. Ich weiß auch nicht, ob man dich offiziell bittet, den Fall zu übernehmen. Sollte es so sein, dann wirst du auch Störenfriede haben.«

»Ja, das weiß ich.«

»Und ich möchte dich fragen, ob du es auch offiziell in die Wege leiten wirst?«

»Keine Ahnung. Ich frage dich, Tanner. Was würdest du sagen? Soll ich Sir James einweihen?«

»Kannst du dich denn auf ihn verlassen?«

»Das immer. Ich würde ihm nur noch vorschlagen, dass er nicht sofort vorprescht und andere Menschen darauf aufmerksam macht.«

»Ja, das wäre gut.«

Ich wollte noch etwas sagen, aber der moderne Quälgeist — mein Handy — meldete sich.

Es kannte nicht jeder meine Nummer. Wer mich also jetzt anrief, der musste einen Grund haben.

»Sinclair«, meldete ich mich.

»Wie schön, dass ich dich an den Apparat bekomme«, sagte die Frauenstimme und lachte.

Ich lachte nicht, denn ich hatte die Stimme sofort erkannt. Sie gehörte der Blutsaugerin Justine Cavallo ...

Flint Ceres war froh, dass sich die lange Bahnfahrt dem Ende zuneigte. Die Stunden in Manchester hatten ihn geschlaucht. Es war nicht sein Wahlkreis, aber er hatte dort einen Freund vertreten und mit Menschen gesprochen, die Angst um ihre Arbeit hatten.

Jetzt war er auf der Rückfahrt nach London und hatte das Glück, allein in einem Abteil zu sitzen. Man konnte in diesem Fall auch von einem Nachtzug sprechen, der in Richtung London wollte. Und wenn Ceres die Stadt erreicht hatte, dann würde er sich ins Bett legen, schlafen und seinen Kollegen erst später über seine Aktion unterrichten.

Auch jetzt war er müde. Die beiden letzten Tage hatten ihm einiges abverlangt. Obwohl er als Chef einer Gewerkschaft einiges gewohnt war, von allen Dingen auch nächtliche Verhandlungen, musste er doch der Mündigkeit Tribut zollen.

Und es kam hinzu, dass er nicht mehr der Jüngste war. Da konnte er sich jetzt schon mal Gedanken über seine Rente machen. Und über die Zeit, die danach kommen würde.

Inaktiv würde er nicht bleiben. Das stand für ihn fest. Er dachte daran, andere Aufgaben zu übernehmen, die karitativer Art waren, und dabei konnte er auch bestimmt auf die Zustimmung seiner Frau zählen.

Er hielt sich nicht voll wach. Immer wieder nickte er ein und schreckte dann hoch. Riss die Augen auf, schüttelte den Kopf, sah sich in dem ansonsten leeren Abteil um und drehte den Kopf, um wieder aus dem Fenster zu schauen.

Da gab es nicht viel zu sehen. Die Dunkelheit einer noch immer vorhandenen Nacht deckte vieles zu, und wenn er mal ein Licht sah, dann huschte dieses wie ein heller Schemen vorbei und war weg.

Da es draußen noch nicht sehr warm war, ließ es sich auch im Abteil aushalten. Der Zug fuhr nicht besonders schnell, hin und wieder sogar sehr langsam, denn es gab zahlreiche Baustellen auf der Strecke nach London.

Es war ihm auch möglich, einen Blick auf den Gang zu werfen, denn die Abteiltür hatte eine Scheibe.

Da tat sich nichts, und darüber war Flint Ceres froh. Wenn er sich gegenüber ehrlich war, dann musste er zugeben, dass er jetzt hätte etwas essen können. Darauf musste er verzichten und sagte sich, dass es nicht so tragisch war, denn er hatte einige Pfunde zu viel. Besonders der Bauch kam ihm zu mächtig vor. Er war mit einer Kugel zu vergleichen, die durch einen Hosengürtel zurückgehalten wurde.

Eine Bewegung an der Tür ließ ihn zusammenzucken. Er sah hin und hielt den Atem an, denn es sah so aus, als wäre ein Fahrgast gekommen, um sich nach einem leeren Platz umzusehen.

Davon gab es genug, aber nein, der Typ zerrte die Abteiltür auf und betrat das kleine Refugium.