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Gibt es das tatsächlich - Unsterblichkeit?
Nicht wenige Menschen wünschen es sich. Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, aber es kam der Zeitpunkt, da ich es einfach tun musste. Denn ich lernte ihn kennen - den Unsterblichen.
Und er war alles, nur nicht mein Freund ...
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Seitenzahl: 142
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Der Unsterbliche
Jason Dark's Leserseite
Vorschau
Impressum
Der Unsterbliche
von Jason Dark
Es war sein Werk. Es war seine Leistung. Und es war für ihn selbst kaum zu fassen. Er hatte es geschafft.
Er – Victor Kilgo!
Er sah die Leinwand vor sich. Es war einfach perfekt. Sein gemaltes Ebenbild sah aus wie ein lebendiger Mensch. Es gab nur einen Unterschied.
Das war das Gesicht.
Eine Fratze!
Nein, Angst hatte Lilly Becker nicht. Dazu wohnte sie schon zu lange in dem alten Haus, das ihre Eltern geerbt hatten. Für manche Menschen wäre der Standort perfekt gewesen. Andere hätten nur den Kopf geschüttelt, weil es zu einsam stand.
Lilly wohnte nun schon zwölf Jahre in diesem Haus. Sie kannte es gut. Auch die Umgebung. Es lag an der Straße, die in den Ort führte, den man durchaus als ein großes Dorf bezeichnen konnte.
Es gab hier noch ein Haus in der Nähe. Das lag dem ihren schräg gegenüber, aber mehr versetzt von der Straße. Als hätte man es nach hinten geschoben.
Auch das Haus kannte Lilly. Sie hatte es nie betreten, es war ihr nur von außen her bekannt, und es sah aus, als stünde es leer.
Doch es war bewohnt. Nicht von einer Familie, wie es der Größe angemessen gewesen wäre, nein, dort wohnte nur eine Person. Ein Künstler, ein Maler, der auf den Namen Victor Kilgo hörte.
Mehr wusste Lilly auch nicht von ihm, und gesehen hatte sie ihn kaum. Nie richtig, immer nur schemenhaft, und in der Regel auch nur, wenn er in seinem Auto saß und mal durch den Ort fuhr.
An diesem düsteren Nachmittag, in dem der Nebel alles im Griff hatte, war Lilly mit dem Rad unterwegs, um etwas zu besorgen. Ein paar Lebensmittel, um die ihre Mutter sie gebeten hatte, denn ihr Eltern waren unterwegs und würden erst spät in der Nacht zurückkehren.
Also war Lilly in den Ort gefahren und hatte alles besorgt. Da die Eltern nicht da waren, hatte sie die Gelegenheit genutzt und das Elektrorad ihrer Mutter genommen.
Lilly stieß Freudenschreie aus. So ein E-Bike fehlte ihr, aber das wollte man ihr nicht kaufen. Sie war jung genug, um es ohne Hilfsmittel zu schaffen.
Jetzt aber fuhr sie, als wären Unsichtbare dabei, sie zu schieben. Es machte einfach Spaß, mit einem derartigen Bike zu fahren. Und es gab niemanden, der sie störte oder ihr aus dem Nebel entgegenkam, um in den Ort zu fahren.
Sie hatte die gesamte Breite der Fahrbahn für sich, was sie natürlich ausnutzte und mal auf der linken und dann wieder auf der rechten Seite fuhr.
Niemand außer ihr war hier unterwegs.
Das hatte sie sorglos werden lassen, und so fuhr sie immer weiter in Wellen. Sie nutzte dabei die gesamte Straßenbreite und hatte einen Heidenspaß. Sie lachte und freute sich über jede Kurve, die sie schaffte.
Bis sie den Schatten sah.
Er war im Nebel zuerst nur schwach zu erkennen, wurde aber sehr schnell kompakter, und das Mädchen sah jetzt, was dieser Schatten war.
Ein Auto!
Es fuhr auf der Straßenmitte in Richtung Ort. Der Fahrer musste ebenfalls mit dem Nebel zu kämpfen haben.
Sie sah ihn.
Aber sie sah ihn fast zu spät.
Lilly hatte das Gefühl, dass er zum Greifen vor ihr stand, und sie fuhr noch immer.
Im letzten Augenblick konnte sie ausweichen und wäre beinahe im Straßengraben gelandet, aber sie konnte sich noch gerade so abfangen.
Lilly hielt sich auf dem Rad. Ein leiser Schrei der Überraschung drang über ihre Lippen. Sie bremste und kam kurz vor dem Straßengraben zum Stehen.
Ihr Herz raste, doch sie schaffte es, sich zu drehen. Sie stand neben dem Rad und starrte dorthin, wo sie den großen, dunklen Wagen sah, dessen Fahrer angehalten hatte, um den Kopf durch das offene Fenster zu strecken, weil er sehen wollte, ob etwas passiert war.
Doch durch den dichten Nebel konnte er Lilly wohl nicht sehen, und das beruhigte sie, denn sie wusste längst, wer in dem Auto saß. Es war der Typ aus dem Haus schräg gegenüber.
Lilly rührte sich nicht. Sie hoffte auf den Nebel, der viel verschleierte, und sie hoffte, dass sie weiterhin unentdeckt blieb. Keinen Millimeter bewegte sie sich.
Stieg der Fahrer aus?
Nein, er tat es nicht. Dafür legte er einen harten Start hin, bei dem die Reifen kleine Steine in die Höhe schleuderten, die den Boden bedeckten.
Es ging alles seinen Weg. Und Lilly musste sich nicht mehr fürchten, denn jetzt gab der Fahrer Gas und fuhr dem Dorf entgegen. Sein Haus ließ er zurück.
Was sollte sie tun?
Über ihre Lippen glitt ein schwaches Lächeln, denn ihr war plötzlich eine Idee gekommen. Sie hatte den Mann selbst wegfahren sehen. Jetzt stand sein Haus leer, denn er wohnte allein darin, das wusste sie sehr gut.
Das war die Gelegenheit, und sie wunderte sich über sich selbst, dass sie darüber nachdachte und dem Gedanken auch keine Chance ließ, wieder aus ihrem Kopf zu kriechen.
Die Neugier war da.
Die Neugier siegte.
Und deshalb wollte sie sich das Haus des Malers mal aus der Nähe ansehen ...
Lilly ging und schob das Rad neben sich her. Sie war locker und cool, aber sie dachte auch daran, dass es nicht einfach werden würde, in das Haus zu kommen.
Aber wollte sie auch wirklich da hinein?
Sicher war sie sich nicht. Sie dachte nur an das, was die Leute sich erzählten, dass es in diesem Haus nicht mit rechten Dingen zuging.
Der Maler war ein Fremder und zugleich ein komischer Typ. Man hatte ihn sprechen hören, ohne einen anderen Menschen zu sehen. Da hatte der Mann in seinem Garten gestanden und mit den Bäumen auf seinem Grundstück gesprochen.
Und da waren Kunstwerke aus Eisen und aus Stein. Menschen oder menschähnliche Wesen, deren Anblick auf den Betrachter schon ungewöhnlich wirkte.
Auch Lilly Becker kannte die Stücke, aber der Garten interessierte sie im Augenblick nicht. Sie war neugierig, wie es im Innern des Hauses aussah. Sie wusste von niemandem, der es jemals betreten hatte. Wenn sie das schaffte, dann hatte sie ganz schön was zu erzählen. Und ihre Mitschüler würden Augen machen.
Sie rollte auf die Vorderseite zu.
Niemand störte sie oder kam ihr entgegen. Sie ging durch den Vorgarten über den gepflasterten Weg und erreichte dann die Haustür.
Auf dem Weg dorthin hatte sie auch den einen oder anderen Blick durch das Fenster werfen können. Es gab nichts, was sie hätte weiterbringen können.
Aber schließlich erreichte sie die Haustür, ohne dass sie gesehen worden war.
Die Tür war verschlossen, und Lilly sah keine Möglichkeit, sie zu öffnen. Und wenn sie ehrlich war, dann war ihr auch ziemlich mulmig zumute bei dem Gedanken, das Haus zu betreten.
Vielleicht sollte sie es doch dabei belassen, einen Blick hineinzuwerfen. Möglicherweise entdeckte sie etwas, das sie weiterbringen konnte. Wohin, das wusste sie nicht. Da wollte sie sich einfach überraschen lassen, und sie hoffte, dass der Bewohner auch lange genug fortblieb.
Lilly löste sich aus dem Bereich des Eingangs und setzte ihren Plan in die Tat um. Sie wollte um das Haus herum gehen und vielleicht durch ein Fenster den einen oder anderen Blick in eins der hinteren Zimmer erhaschen.
Es gab Menschen, die ließen, wenn sie aus dem Haus gingen, manchmal auch das Licht in bestimmten Räumen brennen, damit man glauben sollte, dass jemand zu Hause war.
Lilly umschlich das Haus und erreichte auch die Rückseite, an die sich der Garten anschloss.
Auch hier gab es Fenster.
Eines war besonders groß. Und als Lilly um die Hausecke bog, da sah sie, dass in dem Zimmer hinter der Scheibe tatsächlich ein schwaches Licht brannte.
Jetzt steigerte sich ihre Neugierde noch mehr. Wenn das mit dem Licht stimmte, dann hatte sie Glück gehabt und konnte sich etwas entspannen.
Noch stand sie unwissend da, aber das sollte sich ändern. Sie ahnte, dass sie vor einer Entdeckung stand, denn sie konnte sich vorstellen, dass vor ihr kein ungebetener Gast das Gelände betreten hatte.
Das Fenster lockte sie, und es vergingen nur Sekunden, bis sie endlich vor der Scheibe stand.
Das Licht, das aus dem Haus drang, war zwar nicht sehr hell, aber es beleuchtete zumindest einen Teil des Raumes.
Lilly Becker ging noch einen Schritt näher an die Scheibe heran, um alles sehen zu können. Zunächst war sie froh, dass das Zimmer leer war – und musste sich im selben Moment korrigieren. Es war doch kein leerer Raum, sondern ein Atelier.
Das Licht reichte nicht aus, um den Raum vollständig auszuleuchten. Der Hintergrund blieb dunkel. Nicht aber der Vordergrund, wo ihr im schwachen Schein der Leuchte eine recht gute Sicht gestattet wurde.
Und was da stand, war einfach nicht zu übersehen.
Ein Bild.
Es war groß und ruhte auf einer Staffelei.
Es war ein Portrait. Das Bildnis eines Menschen, der altertümliche Kleidung trug, mit einem hellen Kragen um den Hals, einer goldroten Jacke und einer Pumphose.
Das waren Klamotten, die längst unmodern geworden waren. Sie mussten aus dem achtzehnte Jahrhundert stammen. Aber es gab auch ein Gesicht, und das war zwar starr, aber perfekt gemalt, wenn auch für Lillys Geschmack zu dunkel.
Doch das sollte sie nicht stören. Den Körper ließ sie aus ihren Blicken und konzentrierte sich auf das Gesicht.
Da schrak sie zurück!
Nicht, dass es ein nicht menschliches Gesicht gewesen wäre. Hier störte die dunkle Farbe den Betrachter oder die Betrachterin.
Das gefiel ihr nicht besonders, aber auf der anderen Seite faszinierte es auch sehr. Denn dieses Gesicht kam ihr bekannt vor. Sie dachte nach, die Gedanken drehten sich, sie stand kurz vor der Lösung, aber sie kam nicht darauf, wem das Bild glich.
Es war menschengroß gemalt worden, und so gut wie möglich konzentrierte sie sich auf das Gesicht. Es war wichtig, es genau zu sehen, denn sie hatte das Gefühl, dass es etwas Besonderes war. Es zog sie völlig in seinen Bann.
Den Grund dafür konnte sie auch nicht nennen – bis zu dem Zeitpunkt, als ihr der Schrecken wie ein Messerstich durch die Glieder fuhr!
Sie hatte es gesehen, und sie glaubte fest daran, dass sich etwas im in diesem Gesicht getan hatte.
Es hatte sich bewegt!
Genau das war geschehen. Sie glaubte nicht an eine Täuschung, denn in dem Gesicht war es zu einer Bewegung gekommen, und auch der Kopf selbst hatte sich bewegt.
Er hatte sich etwas zur Seite gedreht, und gleichzeitig war der Mund nicht mehr geschlossen. Er stand jetzt offen, als wäre die Gestalt dabei, etwas zu sagen oder auch nur zu gähnen. Aber ob eines davon wirklich zutraf, das wusste sie auch nicht.
Ein Bild!
So schoss es ihr durch den Kopf. War es wirklich nur ein Bild, oder steckte etwas anderes dahinter?
Es gab niemanden, der ihr die Wahrheit hätte sagen können. So musste sie mit sich und ihrer Entdeckung allein fertigwerden. Lilly wunderte sich über sich selbst, dass sie nicht wegrannte. Aber dieses große Bild, gegen das ein schwaches Licht fiel, das interessierte sie wirklich.
Wie konnte es sich bewegen? Oder habe ich mich doch geirrt?
Durch ihren Kopf wirbelten die Gedanken, und fast hätte sie gelacht, worüber sie sich selbst erschrak. Was würden Menschen sagen, wenn sie hörten, dass ein Bild sich bewegte, als würde es leben? Wenn Bäume in der Nähe gewesen wären, dann hätten die Blätter auch womöglich gezittert.
Sie musste selbst lachen, als sie an diesen Vergleich dachte.
Und dann schoss ihr noch ein Gedanke durch den Kopf. Den Besitzer des Hauses hatte sie zwar noch nicht oft gesehen, aber er hatte auf sie Eindruck gemacht. So hatte sie sein Aussehen nicht vergessen.
Und dieser Mann auf dem Bild?
Ja, er sah so aus. Es gab zwischen ihm und dem Gemalten so gut wie keinen Unterschied. Vielleicht von der Haut her, dass diese auf dem Bild etwas dunkler war.
Was hatte das zu bedeuten? Warum hatte der Künstler diese Gestalt überhaupt gemalt?
Für Lilly gab es keine Antwort, die sie zufriedenstellte. Sie musste es hinnehmen. Ihre Neugierde war gestillt worden, das stand jetzt fest, und sie überlegte, wie es weitergehen sollte.
Es gab nur eine Möglichkeit.
Weglaufen, nach Hause gehen, sich ins Bett legen und darauf warten, dass ihre Eltern zurückkamen. Ob sie von ihrem Ausflug erzählen würde, das wusste sie nicht. Aber es war wichtig, nach Hause zu gehen und dort erst mal zur Ruhe zu kommen.
Ob die männliche Gestalt nun ein Gemälde war oder nicht, dessen war sich Lilly nicht sicher. Und sie würde einen Teufel tun und den Maler fragen.
Mit diesem Gedanken im Kopf drehte sie sich um, um den Rückweg anzutreten.
Da hörte sie den Schrei!
Es war der Maler!
Stimmt das wirklich, oder träume ich?
Lilly wusste es nicht. Das konnte, aber musste nicht sein. Sie hob einem Arm und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Ja, das Bild blieb.
Da stand jemand, und es war tatsächlich der Maler. Sie dachte sofort an Flucht, aber der andere war sehr dicht vor ihr und schüttelte jetzt den Kopf.
»Kleines, böses, neugieriges Mädchen, warum bist du nicht in deinem Haus geblieben?«
»Bitte ... ich ...«, stammelte sie, »ich bin nicht neugierig. Ich habe einen Spaziergang gemacht und ...«
»Im Nebel?«, wurde sie unterbrochen.
»Ja, das tue ich gern. Ich bin ja nicht bewusst zu Ihnen gekommen, ich habe mich verlaufen.«
»Ah, so ist das.«
»Ja, so ist es.« Sie schnaufte. »Und dann habe ich Ihr Kunstwerk gesehen. Das Licht brannte ja noch.«
»Gut, ich glaube dir ja. Und ich will dir einen tollen Vorschlag machen.«
Er sagte noch nichts. Sah nur Lilly an, die anfing zu zittern. Das konnte sie nicht verhindern, und als sie das Grinsen auf dem Gesicht des Künstlers sah, da dachte sie daran, dass ihm etwas Besonderes eingefallen war.
»Ja, ich will mal nicht so sein.«
Hoffnung keimte in ihr auf. »Dann ... dann kann ich gehen?«
»Ja, das kannst du.«
»Danke, ich ...« Sie sprach nicht mehr weiter, sondern zuckte nach links, um an der Gestalt vorbei zu kommen.
Zwei Schritte schaffte sie, dann stellte der Maler ihr ein Bein!
Sie konnte sich nicht mehr auf den Füßen halten und hatte das Gefühl, einen Stoß zusätzlich in den Rücken zu bekommen. Viel zu schnell kam der Boden näher. Es gelang ihr noch, sich im letzten Moment mit den Händen abzustützen, sonst wäre sie auf das Gesicht gefallen.
»Habe ich dir erlaubt, dich zu bewegen?«
»Wieso?«
»Ich habe dir nicht erlaubt, dich zu bewegen. Du solltest darauf achten, dass ich nicht böse werde.«
Sie lag auf dem Bauch und spürte, dass die Kälte vom Boden und vom Nebel durch ihre Kleidung kroch und die Haut berührte. Es war ein unangenehmes Gefühl, und sie hörte über ihrem Rücken die Stimme des Malers schweben.
»Steh auf!«
»Und dann?«, fragte Lilly und wunderte sich selbst über ihren Mut, so zu antworten.
»Kannst du dich überraschen lassen.«
Das wollte sie nicht, denn sie wusste genau, dass diese Überraschung alles andere als positiv war. Es gab keine andere Lösung. Sie musste wieder normal auf die Beine kommen.
Als sie stand, griff der Maler zu!
Er packte sie an der rechten Schulter und warnte sie noch mal.
»Es hat keinen Sinn, wenn du versuchst, von hier zu fliehen. Ich werde immer schneller sein als du. Ist das klar?«
»Ja.«
»Dann komm mit.«
»Und wohin soll ich mitkommen?«
»Das ist ganz einfach. Zu mir ins Haus. Sogar ins Atelier. Dort kannst du dann mein Werk bewundern.«
Lilly hatte das Gefühl, einen erneuten Tiefschlag bekommen zu haben. Wenn sie jetzt mit ins Haus ging, dann war sie dem üblen Typen ausgeliefert. Eigentlich war Flucht die einzige Rettung. Aber das würde Victor Kilgo auf keinen Fall zulassen. Also musste sie mit in das Atelier.
Und davor fürchtete sie sich. Sie hatte das Kunstwerk gesehen, und es hatte bei ihr keine positiven Gefühle geweckt.
Der Maler drückte seine flache Hand gegen ihren Rücken. Ihr Ziel war der Eingang. Danach würde sie das Haus des Künstlers schlucken. Bisher hatte sie es nur von außen gesehen, jetzt würde sie es von innen erleben. Das machte keinen Spaß, sie glaubte nicht, dass man sich auf sie freute.
Es sei denn, sie war das Opfer, und an den Gedanken musste sie sich langsam gewöhnen.
Das Freie hatten sie hinter sich gelassen, und so geriet das Mädchen in eine andere Welt. Zuerst merkte Lilly, dass es nicht mehr so kalt war. Sie konnte auch klar sehen, denn es gab den Nebel nicht mehr.
Auch die Dunkelheit war verschwunden. Im Innern des Hauses sorgte das Licht für eine normale Helligkeit. Alles war zu erkennen. Die geflieste Diele, die Wände, an denen die Bilder hingen, die allesamt keine schönen Motive zeigten, sondern Szenen aus anderen Welten oder Reichen, die nur in der Fantasie der Maler existierten.
Es waren Motive, die Lilly nicht gefallen konnten. Immer wieder tauchte eine bestimmte Person auf. Und das war der Künstler selbst, der sich durch diese fremden Welten bewegte und dort sehr zufrieden war.