John Sinclair 2304 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 2304 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Hexen?
Gibt es die?
Ja, das wusste ich. Es gab sie. Sie hatten sich nur verändert. Aber nicht alle wollten sich zu den weisen Frauen zählen. Es gab auch andere, und es gab noch jemanden:

Die heilige Hexe


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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Die heilige Hexe

Briefe aus der Gruft

Vorschau

Impressum

Die heilige Hexe

von Jason Dark

»Kay?«, fragte ich einigermaßen erstaunt, als ich der Kollegin die Wohnungstür öffnete. Ich kannte sie vom Job her, denn sie arbeitete ebenfalls bei der Polizei. Man konnte sie als eine Verhörspezialistin bezeichnen, und ich hatte hin und wieder mal mit ihr zu tun gehabt. Aber bislang nur dienstlich, nie privat. »Was führt dich zu mir?«

Die Frau mit dem kurzen Blondhaar holte tief Atem. Dann presste sie hervor: »Meine Mutter ist verschwunden. Allerdings hat sie ihr Haus nie verlassen ...«

Ich wusste, dass Kay Dunmore keine Spinnerin war.

»Komm erst mal rein«, forderte ich sie auf.

»Danke.« Sie schob sich an mir vorbei in die Diele. Ich ging voraus in den Wohnraum und bot ihr Platz an. Dann holte ich etwas zu trinken für uns und erntete ein Lächeln.

»Tja«, sagte ich gedehnt, »jetzt bin ich mal gespannt, was dich zu mir führt.«

Kay sagte noch nichts, sondern trank erst mal einen Schluck. Nachdem sie das Glas abgestellt hatte, strich sie mit beiden Handflächen über die Hosenbeine der hellblauen Jeans.

»Es geht um meine Mutter Edna«, begann sie endlich

»Aha. Und was ist mit ihr?«

Kay seufzte leise. »Ich habe große Angst um sie.«

»Warum das denn?«

Kay schaute mich starr an. Dann stieß sie mit rauer Stimme hervor: »Weil sie weg ist! Einfach verschwunden. Aus ihrer Wohnung, und ich kann sie nicht finden, aber ich habe einen Verdacht.«

»Gut. Und welchen?«

»Dass sie in dem Haus ist, das einmal unserer Familie gehört hat. Es steht am Waldrand und wirkt richtig verwunschen.«

Ich nickte und fragte dabei: »Hast du schon versucht, sie dort zu erreichen?«

»Sicher. Aber ich hatte keine Chance. Niemand hat sich dort gemeldet. Dabei muss sie ihr Handy mitgenommen haben.«

»Nun ja, das ist schon ein wenig befremdlich«, gab ich zu. »Aber bist du wirklich sicher, dass deiner Mutter etwas passiert ist?«

»Ja, das bin ich.« Als ich schwieg, schlussfolgerte sie sofort: »Du glaubst mir nicht, John, stimmt's?«

»Das hat damit nichts zu tun. Ich versuche lediglich, mir ein Bild zu machen. Und dann will ich dich fragen, was ich in diesem Fall tun soll?«

»Ich möchte dich an meiner Seite haben, und ich sage es mal so, wie es ist: Wir haben Samstag. Du hast heute frei, und ich möchte dich bitten, dass wir uns das Haus mal gemeinsam anschauen.«

»Wir sollen also zusammen hinfahren?«, fragte ich.

»Ja. Denn allein habe ich Angst. Dieses Haus ist mir nicht geheuer ... das war es mir nie.«

Ich lächelte und sah Kays bittenden Blick.

»Zwar hatte ich vor, mir ein entspanntes Wochenende zu gönnen, aber ich lasse dich nicht im Stich. Das Ziel ist zum Glück nicht allzu weit entfernt.«

»Stimmt.« Kay atmete erleichtert auf. Es war ihr anzusehen, dass es ihr besser ging. Mit meiner Antwort hatte ich ihr einen großen Gefallen getan.

Ich wollte mit ihr darüber sprechen, wann wir aufbrechen sollten, aber sie war schneller.

»Je eher wir losfahren, umso früher sind wir wieder zurück, und du kannst deinen Tag noch genießen.«

»Wir werden sehen.«

»Ach ja, John, ich muss dir noch etwas sagen. Meine Mutter ist leicht dement.«

»Aha«, sagte ich nur.

Sie schüttelte den Kopf. »Bitte, John, denk jetzt nichts Falsches. Meine Mutter weiß letztendlich noch immer, was sie tut. Ihre Demenz steht erst am Anfang.«

»Mach dir keine Gedanken. Wir werden uns schon vertragen.«

»Dann kann ich wirklich auf dich zählen, John?«

»Das kannst du.«

»Puh, das ist schon die halbe Miete.« Sie strahlte mich an. »Ist es dir recht, wenn ich dich meiner Mutter als einen Freund vorstelle und nicht als Kollegen?«

»Das kannst du machen.«

»Danke.« Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Wenn du bereit bist, können wir in ein paar Minuten starten.«

»Ich habe nichts dagegen.«

Kays Handy meldete sich mit einem leichten Summen. Sie zuckte zusammen, weil sie so überrascht war.

Das Gespräch dauerte nicht lange, dann legte sie wieder auf. In ihren Augen stand blankes Entsetzen.

Ich kam nicht umhin zu fragen: »Gibt's Probleme?«

»John – das war meine Mutter.«

Damit hatte auch ich nicht gerechnet. »Was hat sie denn gewollt?«

»Sie sprach eine Warnung aus.«

Bisher hatte ich den Besuch locker genommen, nun aber horchte ich auf.

»Eine Warnung?«

»Genau.« Kay Dunmore schluckte einige Male. »Sie hat mich vor dem Unheimlichen gewarnt, das sich in dem Haus ausgebreitet hat. Sie sprach von Stimmen in den Wänden, doch ich konnte nicht nachfragen, denn das Gespräch wurde plötzlich unterbrochen.« Sie blickte mich an. »Was sagst du dazu?«

»Sei mir nicht böse, aber du hast eben gemeint, dass deine Mutter leicht dement ist.«

Sie hob eine Hand, als wollte sie abwehren.

»Nicht?«

»Ein wenig nur, John.«

»Okay. Fassen wir mal zusammen. Sie ist zwar dement, aber nicht so stark, dass sie allein nicht mehr zurechtkommt. Liege ich da richtig?«

»Ja, das tust du.« Kay schloss für einen Moment die Augen. »Jetzt weiß ich, wo sie ist, denn das hat sie mir auch gesagt.«

»Im Haus?«

»Ja.«

»Wartet sie da auf uns?«

»Das will ich doch hoffen.«

»Okay, dann bin ich dabei.«

»Danke, John, du hast was gut bei mir ...«

Es war nicht das erste Mal, dass ich mit einem Menschen dorthin fuhr, wo etwas passiert war. Auch jetzt wusste ich nicht, was mich erwartete, und so blieb die Anspannung in meinem Innern.

Das Haus lag doch weiter entfernt, als ich angenommen hatte. Zum Glück befand sich der Ort nahe der M3 und auch der M25. Fast genau dort, wo sich beide Autobahnen kreuzten.

An diesem Tag gab es keinen Berufsverkehr, und ich kam gut durch. Es war recht warm, obwohl keine Sonne schien. Eigentlich hätten wir ein Paar sein können, das locker ins Wochenende fuhr, aber das war nicht der Fall. Man konnte Kay Dunmore kaum als entspannt beschreiben. Sie saß neben mir, war auffallend blass und rutschte immer wieder mal auf dem Sitz hin und her. Die Nervosität konnte sie nicht ablegen.

»Keine Sorge, Kay, das packen wir schon.«

»Ich weiß nicht.«

»Warum nicht?«

»Ich halte die andere Seite für verdammt gefährlich. Davon kann mich keiner abbringen.«

»Das will ich auch nicht. Denk immer dran, dass du auch nicht wehrlos bist.«

»Danke, das ist nett gesagt.«

Ich hoffte, dass sich Kay fangen würde. Was uns in diesem Haus, das ihrer Familie mal gehört hatte, erwarten würde, das wusste ich nicht. Darüber machte ich mir auch keine Gedanken. Kay glaubte ja, dass sie dort ihre leicht demente Mutter finden würde, für die ich mich auch interessieren sollte.

Was genau mit ihr war, würde sich herausstellen, ebenso das, was in dem unheimlichen Haus sonst noch vorging.

Und ich dachte daran, dass die Tochter gewarnt worden war. Dass etwas Unheimliches in diesem Haus vor sich gehen würde, das nicht von dieser Welt wäre.

Das würde sich alles herausstellen, wenn wir mit der Frau redeten. Ich wollte wissen, wie alt Edna Dunmore war.

»Fünfundsiebzig.«

»Ein gutes Alter, wenn man noch fit ist.«

Am Himmel zeigte das helle Grau plötzlich ein Loch, und die Sonne blitzte hindurch. Es sah aus, als wollte sie uns begrüßen. Weit hatten wir nicht mehr zu fahren. Wir verließen die M3 und konnten dann über eine schmale Straße nach Virginia Water fahren.

Ins Ortszentrum mussten wir nicht, das hatte Kay mir bereits gesagt. Wir bogen in eine schmale Straße ein, die in ein Waldgebiet führte, in dem wir das Haus finden würden, das einmal der Familie gehört hatte.

Kays Haltung veränderte sich, als wir uns dem Ziel immer mehr näherten. Sie schwitzte plötzlich. Ich sah, dass sie die Schweißperlen wegwischte.

»He, was ist los?«

Sie nickte und flüsterte: »Da stimmt was nicht, John.«

»Wo? Was meinst du?«

»Im Haus.«

»Und wie kommst du darauf?«

»Das ... das ... kann ich fühlen.« Sie stöhnte auf. »Ja, das ist schlimm. Ich kann nichts dagegen machen und habe den Eindruck, als wäre meine Mutter dabei, Kontakt mit mir aufzunehmen.«

»Auf geistiger Ebene?«

»Ja. Irgendwie.«

»Hörst du eine Stimme im Kopf?« Ich hatte die Frage nicht grundlos gestellt. So etwas hatte ich schon öfter erlebt.

»Nein, das nicht.«

»Aber ...?«

»Es ist der Druck, John. Ja, ein Druck, der sich in meinem Innern ausgebreitet hat.«

»Das kann auch andere Gründe haben.«

»Welche denn?«

»Keine Ahnung.«

Sie sagte nichts mehr, winkte ab, und ich konzentrierte mich auf den weiteren Weg.

Als der Wald lichter wurde, bat Kay mich, langsamer zu fahren, was ich auch tat. Sekunden später sagte sie: »Den nächsten Weg rechts rein. Da sind wir richtig.«

»Okay, mach ich doch glatt.«

Es dauerte nur Sekunden, bis ich das Lenkrad drehen konnte. Breit war der Weg nicht, aber für meinen Wagen reichte er aus. Kurz darauf erblickte ich unser Ziel. Dort stand das Haus, dem unser Besuch galt.

Ich trat auf das Bremspedal. »Wir sind da. Jetzt bin ich mal gespannt. Zur Begrüßung lässt sich niemand sehen. Das ist schade.«

»So etwas hätte ich von meiner Mutter auch nicht erwartet, John. Sie ist sehr eigen. Besonders gegenüber Fremden.«

»Muss ich das auf mich beziehen?«

»Unter Umständen schon.«

Ich winkte ab. »Wir werden sehen.«

Die Eingangstür befand sich direkt vor uns. Auch sie bestand aus Holz. Wir schritten über einen dünnen Grasteppich, der nicht sehr hoch gewachsen war.

Kay Dunmore ging neben mir. Manchmal berührten wir uns, und ich hatte den Eindruck, ihr Zittern zu spüren, so nervös war sie. Das hörte auch nicht auf, als wir vor der Haustür anhielten und Kay den Kopf schüttelte.

»Was hast du?«, fragte ich.

»Das kann ich nicht genau sagen, aber ich habe das Gefühl, dass alles anders ist, als ich es mir gedacht habe.«

»Dafür habe ich Verständnis, aber wir sollten mal reingehen. Dann erfahren wir mehr.«

»Sicher.« Sie trat zurück, die Tür sollte lieber ich öffnen.

Ob sie abgeschlossen war, das wusste ich nicht. Aber es gab eine Klinke, die ich nun drückte, und die Tür ließ sich tatsächlich öffnen. Schwerfällig schwang sie nach innen.

Ich wollte Kay den Vortritt lassen. Deshalb hielt ich mich zurück, aber sie tat mir den Gefallen nicht, blieb vor der Tür stehen und schüttelte den Kopf.

»Was ist los?«

Sie drehte den Kopf und schaute mich für einen Moment an. Ich sah, dass ihr Blick flackerte.

»Sie ist nicht da.«

»Das weißt du?«

»Genau, John. Aber wir gehen trotzdem ins Haus. Ich weiß, dass es nicht normal ist. Das wurde immer wieder erwähnt. Man sprach von bösen Geistern, die sich in dieser Einsamkeit versteckt hielten. Ich war skeptisch, aber so ganz habe ich diese Gedanken nie wegwischen können, wenn du verstehst, was ich meine.«

Wir gingen hinein und standen nun in einem recht großen Raum. Mein Blick fiel auf einen breiten Schrank, der sich aus einem Unterteil und einem Oberteil zusammensetzte. Beide Teile wiesen Türen auf, die geschlossen waren.

Es war auffallend sauber hier. Das hatte ich in dem alten Haus nicht erwartet. Es sah aus, als ob kürzlich jemand geputzt hätte. Aber dieser jemand war nicht zu sehen.

Ich stieß Kay an. »Bist du dir sicher, dass deine Mutter hier ist?«

»Ich war mir sicher. Ich habe auch gedacht, dass sie von hier aus telefoniert hat.«

»Wir werden sehen.«

Alles in diesem Haus war eigentlich normal. Nichts war besonders. Bloß gab es hier keine Menschen, und genau das war das Problem. Denn das gefiel meiner Begleiterin ganz und gar nicht. Sie schaute sich immer wieder um, ging auch bis zur Treppe. Dort blieb sie stehen und rief den Namen ihrer Mutter.

Eine Antwort bekam sie nicht. Deshalb kam sie zu mir zurück und zuckte dabei mit den Schultern.

»Sorry, John, aber damit habe ich nicht gerechnet. Ich war wirklich davon überzeugt, dass meine Mutter hier ist. Jetzt bin ich überfragt.«

»Weißt du, wo deine Mutter hin sein könnte?«

»Nein, absolut nicht.«

»Dann noch etwas. War sie allein hier im Haus, oder ist jemand bei ihr gewesen?«

»Sie war allein.« Kay nickte. »Zumindest war kein menschliches Wesen bei ihr. Aber sie sprach von etwas Unheimlichen. Von Stimmen in den Wänden oder so ähnlich.«

»Hm ...«

Kay fasste mich an. »Du hast hoffentlich dein Kreuz bei dir, oder?«

»Natürlich.«

»Kannst du dich darauf verlassen?«

»Absolut. Wenn keine Gefahr in der Nähe lauert, meldet sich das Kreuz nicht.«

Es war wirklich vertrackt. Ich hätte mich eigentlich umdrehen und wieder fahren sollen, doch das tat ich nicht. Irgendetwas hielt mich hier fest, das war klar.

Kay strich über ihr schweißnasses Gesicht.

Da geschah es.

Zuerst hörten wir nur die unheimlich klingenden Geräusche, die aus der Wand drangen. Es hörte sich an wie ein Stöhnen, das von zahlreichen menschlichen Stimmen stammte, aber so schnell das Geräusch erklungen war, verschwand es auch wieder.

Kay und ich starrten auf die Wand, dann sahen wir uns an. Sie nickte mir zu.

»Du hast es auch gehört?«, fragte sie.

»Menschliche Stimmen.«

»In den Wänden?«

»Ja, Kay.«

Ich sah, dass sie erschauderte. Es war auch verdammt schwer, das nachzuvollziehen. Ihre Wangen zuckten.

»Ich denke, dass meine Mutter die Stimmen auch gehört hat.«

»Das ist vorstellbar.«

»Genau, John. Sie ist hier im Haus gewesen, aber wo steckt sie jetzt? Kannst du mir darauf eine Antwort geben?«

»Nein.«

Kay gab nicht auf. »Möglicherweise in der Wand. Ihre Stimme befindet sich unter den anderen.«

»Bist du sicher?«

»Nein. Gar nicht. Aber es ist für mich so etwas wie eine Erklärung.«

Ich lächelte vor mich hin und dachte daran, dass es keinen Sinn machte, wenn ich nur hier herumstand. Es war möglich, dass es etwas in diesem Haus gab, dass wir als Spur oder als einen Hinweis betrachten konnten.

»Ich mache mich mal auf den Weg«, sagte ich.

»Wo willst du hin?«

Ich deutete nach oben.

»Nach oben?«

»Ja, aber du bleibst hier und hältst Wache. Was kannst du mir über die obere Etage erzählen?«

Kay musste nicht lange überlegen. »Da oben gibt es ein Bad, ein Schlafzimmer und noch einen Abstellraum.«

»Dann sehe ich mich da mal um.«