John Sinclair 2332 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 2332 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Wer kann sich noch eine Metropole ohne U-Bahn vorstellen? Wohl niemand. Ob sie nun Metro oder Tube heißt, sie ist sehr wichtig. Das wissen auch die Bewohner von London, die sich tagtäglich gern auf ihre Tube verlassen.
Das System funktioniert auch super. Genau bis zu dem Zeitpunkt, da sich Vampire in den Kopf setzen, sich um das Blut der Fahrgäste zu kümmern ...


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Seitenzahl: 115

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Die U-Bahn-Vampire

Jason Dark's Leserseite

Vorschau

Impressum

Die U-Bahn-Vampire

Von Jason Dark

Blut – Blut! Er brauchte Blut. Er war trocken. Zu trocken. Er stand kurz vor dem Durchdrehen. Wie betrunken rannte der Vampir durch die Finsternis des Tunnels.

Plötzlich sah er das Licht, dann hörte er das Rattern, danach sah er den Zug. Da war es bereits für ihn zu spät. Die U-Bahn erfasste ihn, schleuderte ihn in die Luft. Er flog nach vorn, landete auf den Schienen und wurde von der Bahn überrollt ...

Da es keinen Lift gab, stiegen wir die Treppe hinab. Unser Ziel lag tief unter der Erde, und zwar dort, wo normalerweise die U-Bahnen fuhren.

Zurzeit allerdings nicht. Eine bestimmte Strecke war stillgelegt worden. Dafür gab es einen Grund, und um den zu sehen, waren wir auf dem Weg in die Tiefe.

Suko ging voran. Ich hielt mich hinter ihm auf den engen Stufen der Treppe. Dunkel war es nicht. Kaltes Licht zeigte uns, wie ungemütlich und schmutzig es hier war. An den Wänden klebten schmierige Fliesen, und das Geländer war auch nicht sauber.

Die letzten Stufen lagen vor uns. Wir sahen bereits eine schmale Tür, die weit offen stand. Durch sie konnten wir in den Tunnel schauen, der an einer bestimmten Stelle stark erhellt war. Dafür sorgten entsprechende Scheinwerfer.

Suko schob sich zuerst in den Tunnel hinein. Er trat zur Seite, um mir Platz zu schaffen, damit auch ich mich dem Ziel nähern konnte.

Wir waren übrigens nicht die einzigen Menschen in diesem Tunnel. Im Licht, das eine fast weiße Farbe aufwies, standen mehrere Männer. Allerdings nicht in ihrer hellen Arbeitskleidung. Sie trugen zivile Klamotten.

Wir mussten ein paar Schritte laufen, um die Gruppe zu erreichen. Von dort hatte man uns schon kommen sehen und schaute uns mit ernster Miene entgegen.

Die Männer waren mir unbekannt. Bis auf einen: Sam Donovan war Stellvertreter meines Freundes Chiefinspektor Tanner. Den alten Haudegen hatte es ordentlich erwischt. Er lag mit einer fiebrigen Grippe flach, und auch wenn er noch so fluchte, die Ärzte hatten ihm strikte Bettruhe verordnet.

Sam Donovan war ein Mann mit dunklem Haar, das er nach hinten gekämmt hatte. Er hatte ein kräftiges Kinn, eine hohe Stirn und Augen, die immer misstrauisch blickten.

»Gut, dass ihr gekommen seid.«

Wir wussten nicht mal, worum es eigentlich genau ging. Dass es eine Leiche gab, das war bekannt, aber wir wurden schließlich nicht zu jedem Toten gerufen.

»Okay«, sagte ich. »Du hast ja bei deinem Chef gelernt, dann wirst du wissen, warum du uns geholt hast.«

»Ja, selbstverständlich.«

»Und?«, fragte Suko, der bisher noch nichts gesagt hatte.

»Kommt am besten mit.«

Wir gingen an den anderen Männern vorbei und blieben vier Schritte vor dem Ziel stehen.

»Hier ist es!«

Vor uns auf dem Boden lag eine Gestalt, deren Umrisse sich unter einer Decke abzeichneten.

»Ein Toter also«, stellte ich fest.

»Genau.« Donovan nickte. »Aber was für einer.« Er machte es kurz, bückte sich und zog die Decke zur Seite, damit der Körper frei lag.

Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem, was wir jetzt zu sehen bekamen. Auch Suko, der neben mir stand, atmete scharf ein.

Der männliche Leichnam war regelrecht zerfetzt und in zwei Teile zerrissen. Das Gesicht hatte ich mir noch nicht genau angesehen und wollte dies gerade ändern, da sprach uns der Kollege an.

»Fällt euch was auf?«

Ich nickte. »Nach den Verletzungen zu urteilen, ist er vom Zug überrollt worden.«

»Sehr richtig. Aber das meine ich nicht.«

Jetzt trat Suko einen Schritt vor. »Es gibt kein Blut«, sagte er kurz und knapp.

Donovan lachte. »Perfekt, es gibt kein Blut. Und das ist nicht normal.«

Ich stimmte ihm zu. Dabei beugte ich mich über das Gesicht der Leiche. Ich konnte jede Falte in der Haut erkennen. Aber in einer Haut, die nicht zu einem normalen Menschen passte, sondern eher zu einer mumifizierten Leiche. Sie war grau, alt und fleckig und hätte jeden Moment reißen können. Auch die offenen und starr gewordenen Augen sah ich und natürlich den Mund, der nicht geschlossen war. Die Lippen waren allerdings nicht zu erkennen.

Wichtig war der Mund. Und auch der Blick hinein. Ich wollte es perfekt machen und leuchtete mit meiner eigenen Lampe hinein. Und zwar so tief wie möglich.

Da sah ich es. Es ging um das Gebiss. Ich sah die Zähne. Spitze Zähne! Keine menschlichen.

Und dafür gab es nur eine Erklärung: Die Bahn hatte keinen Menschen überfahren, sondern einen blutleeren Vampir ...

Auch wenn man einen Porsche besaß wie der Reporter Bill Conolly, war es doch ratsam, gewisse Strecken mit der Tube zu fahren, wollte man nicht stundenlang im Londoner Verkehr stecken bleiben.

Bill Conolly hatte es nach Weat Brompton verschlagen, und zwar auf den dortigen Friedhof. Als Reporter musste er einen Grund haben, irgendwo aufzutauchen, wenn er eine Geschichte über ein bestimmtes Thema schreiben wollte.

Das war in diesem Fall so. Bill wollte sich persönlich auf dem großen Friedhof das anschauen, was irgendwelche Typen hinterlassen hatten.

Ihm war zu Ohren gekommen, dass Menschen Gräber geschändet hatten. Manche Grabsteine waren beschmiert worden. Andere wiederum hatte man umgeworfen, und die Erde der Gräber war zudem noch zertrampelt und aufgerissen worden. Mutwillig, aus lauter Zerstörungslust. Das durfte man nicht hinnehmen.

Bill Conolly hatte sich darüber geärgert, dass darüber so gut wie nicht berichtet worden war. Hier und da ein kleiner Artikel, das war alles.

Bill wollte das ändern. Es sollte ein großer Bericht werden, und den würde er in einer der Zeitungen platzieren, die auch von den bestimmten Menschen gelesen wurde, die in der Stadt etwas zu sagen hatten.

Er war zum Friedhof gefahren, um Fotos zu schießen. Es waren die besten Beweise für das, was er schreiben wollte. Etwas mit eigenen Augen zu sehen, war besser, als es nur abstrakt zu beschreiben.

Es dauerte nicht lange, da entdeckte Bill die ersten Gräber, die geschändet worden waren. Grabsteine waren beschmiert oder mit hässlichen Symbolen aus dem Zweiten Weltkrieg bemalt worden. So etwas durfte man nicht akzeptieren.

Bill hatte Glück, schnell in diesen Teil des Friedhofs geraten zu sein, denn hier fand er genügend Motive für seinen Bericht.

Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er nicht hörte, was hinter ihm passierte. Erst als er das hässlich klingende Lachen wahrnahm, drehte er sich um.

Vor ihm standen zwei Typen. Und es waren genau welche von der Art, die man sich als Grabschänder vorstellen konnte. Noch recht jung, Lederkleidung und die Haare auf wenige Millimeter kurz zu einem sogenannten Buzz Cut rasiert.

Bill wusste, wo er die Kerle einordnen musste, und stellte sich darauf ein, dass es Ärger geben würde. Er schaute in die glatten Gesichter mit der hellen Haut und bemerkte auch das Zucken der Lippen. Dass die beiden Eisenstangen hielten, deren Enden aussahen wie Hände, die nur drei Finger hatten, machte die Lage nicht besser.

»Hey, Mann, du fotografiert unsere Werke?«

»Ja, aber ich würde nicht sagen, dass es Werke sind, sondern verdammte Machenschaften.« Bill ließ sich nicht beirren. Er ging sogar zu einer Attacke über, hob seine Kamera an und schoss blitzschnell mehrere Fotos.

Die Typen waren nicht blind. Es war ihnen anzusehen, wie sehr sie die Aktion hassten, aber sie grinsten trotzdem.

»Wetten, dass du in zwei Minuten keine Fotos mehr schießen kannst? Nie mehr. Überhaupt keine, denn dafür werden wir sorgen. Wir nehmen dir nicht nur die Kamera ab, wir zerschmettern dir auch deine Hände.«

»Meint ihr?«

»Klar.«

Bill deutete über seine Schulter nach hinten. »Dann seid ihr es gewesen, die diese Gräber geschändet haben?«

»Gut kombiniert, Sherlock.«

»Und warum?«

»Warum nicht?«

Nach dieser dämlichen Antwort warfen sie sich gegenseitig Blicke zu und hoben dann ihre Eisenstangen an. Es war klar, was sie beabsichtigten. Bill hatte vor, sie zu warnen, doch dazu kam er nicht mehr, denn einer der beiden stürmte plötzlich auf ihn zu.

Der Kerl schrie dabei. Sein Gesicht zeigte eine Grimasse. Die Stange mit den drei Spitzen am Ende hatte er zum Schlag angehoben.

Aber Bill Conolly war jemand, der sich nicht so leicht die Butter von Brot nehmen ließ. Erfahren in zahlreichen Kämpfen zeigte er auch in dieser brenzligen Situation, was er drauf hatte.

Als der Abgreifer anhob und zum Schlag ansetzte, tauchte Bill blitzschnell zur Seite weg.

Der Typ rannte vorbei und brüllte wütend. Er stoppte und drehte sich.

Das hatte auch sein Kumpel gesehen, der sich sofort in Bewegung setzte. Bill hörte ihn schreien und huschte zur Seite, denn er wollte dem ersten Typ keine Chance geben, ihn in seinem Rücken anzugreifen.

Ihm war bewusst, dass es Probleme geben würde. Sich die beiden mit den Fäusten vom Hals zu halten, war nicht einfach. Vielleicht sogar unmöglich.

Bill war kein Selbstmörder und wollte auch nicht schwer verletzt werden. Deshalb griff er zu dem Mittel, das für ihn zählte. Der Reporter hatte zu viel mitgemacht und durchlebt, um ohne Waffe loszugehen. In einer Stadt wie London konnte das lebensrettend sein, und so zog Bill mit einer geübten Bewegung die Waffe. Die beiden Hundesöhne waren weit genug entfernt, um das verhindern zu können.

Sie hatten den Reporter im Blick behalten und bemerkten plötzlich die Pistole in seiner Hand. Sie wussten, dass jemand, der so etwas machte, auch schoss.

Und kugelfest waren sie nicht. Zudem stand Bill so, dass er beide bedrohen konnte, wenn er seine Waffe ein wenig schwenkte. Er musste nichts sagen, sondern konnte nur beobachten. Beide waren geschockt. Sie rannten nicht mehr weiter, sondern bremsten ab. Der eine so stark, dass er ausrutschte und hinfiel.

Bill hob seinen freien Arm an.

»Wie war das noch? Ihr wolltet mir die Hände zerstückeln?«

Er wartete auf eine Antwort, die er auch erhielt. Die beiden sprachen davon, dass sie nur Spaß gemacht hatten. Nie hätten sie Bill angegriffen.

»Gut, das habe ich gehört. Es ist also ein Spaß gewesen.«

»Ist es, Mann.«

»Dann lasst eure Prügel fallen.«

Das taten sie.

»Brav. Und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir in den zweiten Teil übergehen. Ich werde nun die Polizei anrufen, damit man sich um euch kümmert. Es macht auch den Leuten keinen Spaß, wenn sie immer wieder vor den Verwüstungen auf dem Friedhof stehen. Ich denke, ihr könnt ihnen einiges erzählen.«

Für jeden Menschen gibt es einen Punkt, an dem er nicht mehr nachdenkt, sondern nur reagiert. Genau das taten die beiden Grabschänder jetzt. Auf der Stelle drehten sie sich um, und dann rannten sie so schnell, wie sie konnten.

Bill schoss nicht hinter ihnen her. Er nahm auch keine Verfolgung auf.

Er dachte daran, dass er die Fotos der Typen hatte, und damit konnte die Polizei etwas anfangen.

Sehr schnell waren sie verschwunden, und auch Bill hielt nichts mehr an seinem Platz. Er machte sich auf den Rückweg. Sein Ziel war die U-Bahn-Station, die in der unmittelbaren Nähe des Friedhofs lag.

Zwischen den Gräbern war es sehr ruhig gewesen. Das änderte sich, als Bill die Station erreichte und die Treppe hinab in die unterirdische Welt ging.

Es wimmelte zwar nicht so von Menschen wie in der City, aber Betrieb herrschte schon.

London war seit jeher eine U-Bahn-Stadt. Einheimische und Touristen liebten die Tube, denn sie war nach wie vor die beste Möglichkeit, um von A nach B zu kommen, besonders zu Zeiten der Rush-Hour. Wer googelte, erfuhr zudem, dass die Tube nicht nur die älteste U-Bahn der Welt war, sondern nach der Metro in Moskau die zweitgrößte Netzlänge europäischer U-Bahnen besaß. Man musste tatsächlich nie lange warten, um den Zug zu bekommen, den man brauchte.

Bills Ziel war die Fleet Street, wo viele Redaktionen ihren Sitz hatten.

Der Reporter schaute sich um. Es war nichts Verdächtiges zu sehen. Die Typen vom Friedhof hatten ihn nicht verfolgt. Wäre auch ein Wunder gewesen.

Bill musste nicht mal eine Minute warten, da rauschte die U-Bahn heran.

Wie ein stählernes Ungeheuer schoss sie aus dem Tunnel hervor und fuhr in den Bahnsteig, wo sie abgebremst wurde.

Unter schmatzenden Lauten öffneten sich die Türen. Fahrgäste drängten aus den Wagen, erst dann stiegen die Wartenden ein. So war das mit der berühmten britischen Höflichkeit.

Auch Bill Conolly gehörte zu den Menschen, die sich in den Wagen schoben. Er hatte Glück und eroberte einen Sitzplatz gegenüber der Tür. Er streckte seine Beine aus, als die Bahn wieder anfuhr. Bill war froh, dass er seine Ruhe hatte. Er wollte sich über den Artikel Gedanken machen, den er über den Friedhof schreiben wollte. Diese Grabschändungen mussten aufhören!

Nach diesem Gedanken öffnete er die Augen, die er für einen Moment geschlossen hatte. Eine Veränderung war nicht eingetreten, das nahm er mit einem Blick wahr.

Bis auf einen neuen Fahrgast.

Es war eine Frau. Und zudem eine Frau, die Bill kannte. Ihr hellblondes Haar wirkte wie ein Signal. Das faltenlose Gesicht hätte auch einer Puppe gehören können.

Normalerweise war die Frau in schwarzes Leder gekleidet. Das war hier auch der Fall, aber sie hatte sich einen dunkelgrünen Mantel übergezogen.

Trotzdem war sie für Bill Conolly zu erkennen. In seiner Nähe stand die Vampirin Justine Cavallo ...

Ich starrte recht lange in den offenen Mund, was meinem Freund Suko auffiel.

»Was ist los, John?«

Langsam blies ich die Luft aus, dann nickte ich.

»Ein Vampir, Suko, wir haben es hier mit einem blutleeren Untoten zu tun, der zum Glück vernichtet ist, denn ein Zerreißen oder Zerschneiden seines Körpers kann auch er nicht überleben. Wobei ich überleben nicht so meine wie normal.«

Kollege Donovan hatte alles gehört. Er mischte sich ein. »Dann habe ich doch richtig reagiert. Ich war mir nicht sicher. Habe sicherheitshalber noch Tanner angerufen, und der gab mir den Rat, Sie beide umgehend hinzuzuziehen.«

»Das war vollkommen okay«, versicherte Suko.

Da konnte ich nur zustimmen. »Er war ein Vampir. Aber jetzt gibt es ihn nicht mehr als solchen. Stellt sich nur die Frage, ob er der einzige Blutsauger gewesen ist, der London unsicher macht.«