John Sinclair 2397 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 2397 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Eigentlich wollten meine Freunde Dagmar Hansen und Harry Stahl vom deutschen BKA in Salzburg nur einen Kurzurlaub verbringen. Doch sie stießen auf einen übersinnlichen Fall, der zurückging ins 14. Jahrhundert. Und dann verschwand Harry, wurde entführt in die Geisterwelt, und Dagmar rief mich in London an und bat mich um Hilfe.
Als ich in Salzburg ankam, musste ich mich einem meiner schlimmsten Feinde stellen: dem Mörder Harry Stahl, der aus Salzburg eine Leichenstadt machen wollte!

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Seitenzahl: 119

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Leichenstadt Salzburg

Briefe aus der Gruft

Vorschau

Impressum

LeichenstadtSalzburg

von Jason Dark

Zwei Pferde zogen den Wagen den Hügel hoch. Auf dessen Kuppe stand etwas, das den Menschen Angst und Schrecken einjagte.

Es war ein Galgen!

Noch hing niemand in der Schlinge, die sich im schwachen Wind bewegte. Das allerdings würde sich ändern, wenn der Wagen die Kuppe erreichte.

Das auf zwei großen Rädern rollende Gefährt war nicht leer, darauf befand sich eine Art Käfig, und hinter den Holzgittern war ein Mann zu sehen, der gefesselt auf dem Bretterboden hockte und durch die schaukelnden Bewegungen von einer Seite zur anderen geworfen wurde.

Die Kleidung des Mannes bestand nur mehr aus Fetzen. Wer in das bärtige Gesicht schaute, dem fiel das Blut auf. Der Mann war offensichtlich gefoltert worden ...

Jeder Mensch hätte vor Angst vergehen und zittern müssen, aber das war bei dieser Person nicht der Fall.

Der Verurteilte hielt den Kopf gesenkt, doch er war nicht still. Mal fluchte er, dann lachte er wieder, sodass den Menschen, die den Wagen begleiteten, Schauer über den Rücken rannen.

Es waren Männer, Frauen und auch Kinder, die sehen wollten, wie Korbinian Hofer gehängt wurde.

Gaffer hatten sich bereits auf dem Hügel nahe des Galgens versammelt.

Sie schauten den Pferden entgegen und warteten darauf, dass der Verurteilte endlich gehängt wurde.

Hin und wieder stieß einer der Begleiter einen Fluch gegen den Verurteilten aus. Für die Bewohner von Salzburg war er eine Bestie, denn er hatte sich sogar an Kindern vergriffen.

Das würde nun vorbei sein. Gleich würde der Henker diesem Monster die Schlinge um den Hals legen.

Auf den letzten Metern flachte der staubige Weg ab. Die beiden Pferde liefen schneller und stoppten dann, als der Mann auf dem Kutschbock die Zügel anzog.

Sie standen. Schnaubten, schüttelten die Köpfe und ließen ihre Mähnen wehen.

Auch die letzten Gaffer erreichten den Hügel. Manche waren außer Atem, aber auch sie lachen oder verfluchen den Mann auf dem Wagen.

Auch bewaffnete Stadtsoldaten hatten den Wagen begleitet.

Der Galgen stand außerhalb der Stadt an der Salzach, in einem Gebiet, das sich Schallmoos nannte und den Namen nicht zu Unrecht trug, denn der Boden war recht sumpfig. Doch hier auf dem Hügel stand der Galgen fest und sicher.

Der Henker näherte sich dem Wagen und öffnete die hölzerne Gittertür.

»Raus mit dir!«

Der Gefangene hatte den Befehl gehört und gehorchte sogar. Er bewegte sich, aber aufstehen konnte er nicht. Mit vor dem Bauch gefesselten Händen war es ihm unmöglich, sich abzustützen.

Bevor er vom Wagen auf den Boden gefallen wäre, griff der Henker zu, um ihn auf die Füße zu zerren. Aus der Ferne betrachtet hätte man den Henker auch für einen Mönch halten können, denn er trug eine schwarze Kutte mit Kapuze. Sie war aber nicht hochgezogen, und so sah jeder den haarlosen Kopf, der wie eine Kugel wirkte.

Der Henker zerrte den Verurteilten auf die Beine. Das allein war für die Zuschauer Anlass genug, loszuschreien oder in die Hände zu klatschen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde der Mörder in der Schlinge hängen.

Harte Stöße in den Rücken trieben ihn auf den Galgen zu.

Aus dem Pulk der Gaffer löste sich eine Gestalt in einem schwarzen Habit. Es war der Pfarrer, dessen Hände eine Bibel hielten.

Während er auf die Männer zuging, zuckte es um seine Mundwinkel, als wollte er etwas sagen, würde sich aber noch nicht trauen. Erst als er den Verurteilten fast erreicht hatte, ergriff er das Wort.

»Was immer du getan hast, bereue es, damit der Allmächtige dir gnädig ist!«

Hofer sah den Pfarrer an. Dann lachte er und spuckte ihm im nächsten Moment ins Gesicht.

Der Geistliche zuckte zurück, und viele Menschen erschraken, als sie hörten, wie der Pfarrer einen Fluch ausstieß.

Korbinian Hofer bekam wieder einen Stoß in den Rücken. So hart, dass er nach vorn stolperte, wobei er beinahe gefallen wäre, denn es gab nichts, an dem er sich festhalten konnte.

Einige Atemzüge später war es so weit. Hofer hatte den Galgen erreicht und blieb schwankend davor stehen.

Die Gaffer fingen wieder an zu schreien und zu jubeln. Aber auch Rufe wurden laut.

»Töte ihn!«

»Häng ihn auf!«

»Es soll langsam sterben!«

»Ja, wir wollen ihn leiden sehen!«

»Und auch die Kinder sollen sehen, was wir mit solchen Unholden machen! Das soll ihnen eine Lehre sein!«

»Legt ihm die Schlinge um den Hals!«

Der Henker und Hofer standen dicht beisammen. Der Henker freute sich über die Reaktion der Zuschauer, denn normalerweise wollte man mit ihm nichts zu tun haben, jetzt aber fühlte er sich als Held des Volkes.

»Du hast es gehört, Hofer?«, fragte er den Verurteilten grinsend.

»War ja laut genug.«

»Hast du noch etwas zu sagen?«

Hofer schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt, mein Freund. Aber das wird sich ändern.«

»Als Toter wirst du nichts mehr sagen können«, höhnte der Henker. »Die Toten schweigen ewig!«

»Warte es ab.«

Der Henker übte den Beruf seit fünf Jahren aus. Er hatte schon so machen Lump an den Galgen gebracht und sicher auch den einen oder anderen Unschuldigen. Aber keine Hinrichtung war so wie diese hier gewesen.

Dieser Hofer hatte keine Angst vor dem Tod. Das stellte er fest, als er in das Gesicht schaute. Da waren die wulstigen Lippen zu einem hämischen Lächeln verzogen. Als würde sich Hofer auf den Tod freuen.

»Häng ihn endlich auf!«, brüllte jemand.

»Ja, wir wollen ihn baumeln sehen!«

Der Henker hob beide Arme. Ein Beweis, dass er verstanden hatte. Dann packte er Hofer an den Schultern und drehte ihn um, sodass dessen Blick direkt auf die Schlinge fiel, die über dem Podest baumelte, auf das der Verurteilte klettern musste.

Nach zwei Stufen hatte er die Plattform erreicht.

Hofer ging sogar freiwillig. Es sah so aus, als könnte er es nicht erwarten, dass ihm der Henker die Schlinge über den Kopf streifte.

Als dies geschah, schaute er den Henker an und grinste wie jemand, der davon überzeugt war, einen Sieg zu erringen, dann sagte er: »Ein paar Worte vielleicht doch noch.«

»Gut. Das Recht dazu hast du.«

Korbinian Hofer holte tief Luft. Er sammelte sich. Dann rief er der Menge zu: »Ich sterbe! Aber nicht meine Erben! Sie werden diese verdammte Stadt in eine Hölle verwandeln, in eine Leichenstadt! Das verspreche ich, und ich habe meine Versprechen immer gehalten! Ihr werdet es erleben!«

Danach fing er an zu lachen. Es hallte über die Gaffer und trieb so einigen Menschen einen Schauer über den Rücken.

Normalerweise jubelten sie, wenn der Henker den hölzernen Hebel betätigte und sich die Falltür unter dem Verurteilten öffnete.

Da taten sie jetzt nicht.

Sie schauten zu, wie der Verurteilte fiel, dann von der Schlinge um seinem Hals aufgefangen wurde, am Galgen zappelte und mit den Beinen strampelte.

Das war normal, wenn jemand gehängt wurde. Nicht normal war das Gesicht des Hängenden, das sich in keiner Weise veränderte. Das Grinsen dort blieb bestehen, als wäre es dort eingefroren.

Den Zuschauern wurde angst und bange. Sie dachten auch an die letzten Worte von Korbinian Hofer und bekreuzigten sich.

Genau das tat auch der Henker. Nach außen hin hatte er zwar gewonnen, aber wie ein Sieger fühlte er sich nicht ...

Dagmar Hansen strahlte. »Endlich sind wir da!«

»Worüber freust du dich denn so?«, fragte Harry Stahl.

»Darüber, dass ich endlich mal nach Salzburg komme. Hier wollte ich schon seit Jahren hin.«

»Nun gut«, meinte ihr Kollege, »aber zurzeit finden hier keine Festspiele statt.«

»Das stört mich nicht. Im Gegenteil, da wir keine Festspielzeit haben, ist die Stadt auch nicht so voll. Man kommt überall hin, braucht im Restaurant nicht zu reservieren, und wir können ganz gemütlich eins der berühmten Cafés besuchen. Außerdem möchte ich auch ein wenig shoppen.«

Harry Stahl lachte auf. »Und das alles an einem verlängerten Wochenende?«

»Na und? Warte ab.« Dagmar strich sich mit einer Hand durch ihr naturrotes Haar, das mit keinem Kamm und keiner Bürste zu bändigen war.

Es passte zu Dagmar Hansen, denn sie war eine Frau, die sich ebenfalls nicht so leicht bändigen ließ.

Das wusste auch ihr Partner Harry. Aber den störte das nicht. Beide arbeiteten beim BKA in Wiesbaden, waren aber auch privat ein Paar und freuten sich über den gemeinsamen Ausflug nach Salzburg.

Die Autobahn hatten sie in Salzburg Nord verlassen und fuhren jetzt bequem in die Stadt ein. Das Hotel, in dem sie ihr Zimmer reserviert hatten, lag direkt an der Salz‍ach. Von dort aus war es nur ein Katzensprung bis zum berühmten Touristenviertel an der anderen Seite des Flusses.

Beide freuten sich auf den Kurzurlaub. Auch das Wetter spielte mit und zeigte einen wunderbaren blauen Himmel, unter dem die Flugzeuge vom nahen Airport wie Spielzeug aussahen.

Harry stoppte den Insignia vor dem Hotel. Der Wagen wurde vom Personal in die Garage gefahren, man kümmerte sich auch um das Gepäck, ab jetzt sollte der perfekte Urlaub beginnen.

Dagmar und Harry checkten ein. Alles lief ab wie geschmiert, dann konnten sie hoch in die vierte Etage, wo ihr Zimmer lag.

Es gefiel ihnen, auch wenn das Zimmer nicht groß war, dafür aber liebevoll eingerichtet, und man konnte aus zwei Fenstern nach draußen schauen.

Das tat Dagmar Hansen auch und sah direkt in die Stadt. Sie sah aber auch einen hohen Kran, der so nahe am Hotel stand, dass es schien, als könnte man ihn mit der Hand greifen.

Das täuschte.

Aber da gab es etwas, das nicht täuschte. Vom Arm des Krans hing etwas herab.

Dagmar Hansen schaute genauer hin, und plötzlich schlug ihr Herz schneller, denn was sie sah, war kaum zu glauben.

Aber es stimmte.

Vom Ende des Kranauslegers baumelte eine Schlinge. Eine Galgenschlinge, die leider nicht leer war, denn in ihr hing ein Mensch ...

Dagmar Hansen gehörte nicht zu den Menschen, die sich so schnell erschreckten. In diesem Fall aber stand sie wie erstarrt da, schwieg, nahm das Bild in sich auf und schüttelte dann leicht ein Kopf.

Von einem Augenblick zum anderen war die Urlaubslaune verflogen. Die brutale Wirklichkeit hatte sie wieder, und dann hörte sie jemanden sprechen. Es war ihre eigene Stimme, die sie vernahm, aber kaum wiedererkannte.

»Harry ...«

Keine Antwort.

Sie rief lauter. »Harry!«

»Moment, ich bin im Bad!«

»Okay, aber komm bitte. Hier ist was passiert.«

Er lachte. »Schon gut.«

Dagmar dachte daran, dass er bald nicht mehr lachen würde, dann hörte sie seine Schritte, und Sekunden später stand Harry Stahl neben ihr.

Dagmar bewegte sich auch jetzt nicht, sondern sagte nur mit leiser Stimme: »Schau durchs Fenster!«

Genau das tat Harry. Seine Partnerin wartete ab.

»Nein, verdammt ...«

»Doch, Harry, da hängt wirklich einer.«

Er stöhnte auf. »Ausgerechnet wir müssen mal wieder auf eine Leiche stoßen.«

»Die Frage ist nur, ob die uns etwas angeht. Immerhin sind wir deutsche Polizisten, aber hier sind wir in Österreich.«

»Du hast den Toten entdeckt, Dagmar!«

»Ja, das schon. Scheint in letzter Zeit keiner vom Boden her in die Höhe geschaut zu haben.«

»Richtig. Und wohl auch nicht aus dem Fenster.«

Harry veränderte seinen Blickwinkel und schaute in die Tiefe. Er sah die Straße, die Menschen, die Autos, und dann wurden die ersten Passanten auf den Gehängten aufmerksam. Es mochte Zufall sein, dass jemand gerade jetzt in die Höhe geschaut und das schaurige Bild entdeckt hatte. Doch dabei blieb es nicht.

Als hätten sich die Menschen verabredet, gab es einen Punkt, an dem sie sich versammelten. Da, wo sie standen, konnten sie die Gestalt am besten sehen, wenn sie in die Höhe schauten. Sie waren entsetzt, die Schreie und Stimmen drangen selbst bis zum vierten Stock hoch.

»Was tun wir, Harry? Sollen wir nach unten gehen?«

Stahl nickte. »Ich denke schon.«

»Okay. Aber was sollen wir sagen? Wir haben nichts gesehen. Wir haben den Toten nur entdeckt. Als Zeugen sind wir nicht sehr wertvoll.«

»Das stimmt.«

»Jetzt sag nur nicht, dass dir der Tote egal ist!«

»Nun ja, ich ...«

»Was ist?«

Harry wandte Dagmar das Gesicht zu. »Wir können ja mal hören, was die Leute dort unten erzählen.«

»Das dachte ich mir. Wir beide können nicht aus unserer Haut, ob Urlaub oder nicht.«

»Neugierde ist menschlich.«

»Wenn es dabei bleibt ...«

Harry zuckte mit den Schultern. »Wir werden sehen. Lass uns erst mal nach unten gehen.«

Beide schauten sich an. Es sah so aus, als hätte der Alltag sie auch hier wieder in seine Arme geschlossen.

In der Hotelhalle hatte sich nichts verändert. Entweder wusste man hier von nichts, oder die Mitarbeiter hatten sich perfekt in der Gewalt.

Dagmar und Harry verließen das Hotel. Sie mussten nicht weit gehen, um den Kran zu erreichen.

Das heißt, bis in seine mittelbare Nähe kamen sie schon nicht mehr, denn die Polizei hatte schnell re‍agiert und eine Absperrung errich‍tet.

Dicht dahinter blieben Dagmar und Harry stehen und schauten in die Höhe.

Der Tote hing noch immer in der Schlinge. Er musste nach unten gelassen werden, und das konnte nur ein Kranführer bewerkstelligen, der erst noch geholt werden musste.

Man würde warten müssen.

Nach etwa zehn Minuten erschien ein Mann mit langen dunklen Haaren. Er wurde von zwei Polizisten begleitet. Vor dem Kran blieben sie stehen, schauten noch mal in die Höhe. Ein kurzes Gespräch wurde geführt, dann kletterte der Kranführer über eine Leiter in die Höhe.

Er hatte eine größere Strecke zu überwinden. So verging Zeit, aber keiner der Neugierigen verließ seinen Platz. Im Gegenteil, es kamen immer mehr hinzu, und die Leute blieben auch nicht stumm. Sie diskutierten miteinander, und aus dem Stimmenwirrwarr war plötzlich das schrille Organ einer Frau zu hören. »Es ist so weit!«

Dagmar und Harry hatten es gehört und drehten sich beide gleichzeitig um. Die Sprecherin sahen sie sofort, weil sie auffiel und auch in unmittelbarer Nähe von Dagmar und Harry stand. Sie trug einen bunten Wollmantel, auch Stiefel und trotz des sonnigen Wetters eine Wollmütze.

Ihr Alter war schwer zu schätzen. Das Gesicht zeigte zwar Falten, doch wirklich alt sah die Frau nicht aus.

Dagmar Hansen konnte sich nicht zurückhalten und fragte: »Was meinen Sie damit?«

»Die Zeit der Rache ist gekommen!«

»Welche Rache?«

Die Frau schwieg daraufhin. Sie starrte Dagmar nur an.

»Warum sagen Sie denn nichts?«

Ein kurzes Lachen, dem eine Frage folgte, die Dagmar überraschte. »Glauben Sie an den Teufel?«