John Sinclair 37 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 37 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Panik in Tokio. Professor Ota Hakato war der erste Diener des Schwarzen Todes in Japan. Ein schwarzer Kimono, mit Todessymbolen bedruckt, umhüllte seine hagere Gestalt. Hakatos Ziel war es, das Reich der aufgehenden Sonne in die Gewalt der Hölle zu bringen, es zu einem Stützpunkt des Satans zu machen. Dazu schuf er auf der Vulkaninsel Sumisu eine Waffe mit ungeheurer Vernichtungskraft. Den roten Dämon... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumPanik in TokioVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Panik in Tokio

Professor Ota Hakato war der erste Diener des Schwarzen Todes in Japan. Ein schwarzer Kimono, mit Todessymbolen bedruckt, umhüllte seine hagere Gestalt. Hakatos Ziel war es, das Reich der aufgehenden Sonne in die Gewalt der Hölle zu bringen, es zu einem Stützpunkt des Satans zu machen. Dazu schuf er auf der Vulkaninsel Sumisu eine Waffe mit ungeheurer Vernichtungskraft. Den roten Dämon …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2791-2

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Panik in Tokio

Professor Ota Hakato war der erste Diener des Schwarzen Todes in Japan. Ein schwarzer Kimono, mit Todessymbolen bedruckt, umhüllte seine hagere Gestalt. Hakatos Ziel war es, das Reich der aufgehenden Sonne in die Gewalt der Hölle zu bringen, es zu einem Stützpunkt des Satans zu machen. Dazu schuf er auf der Vulkaninsel Sumisu eine Waffe mit ungeheurer Vernichtungskraft. Den Roten Dämon. Er sollte Tokio in Panik versetzen.

Büroarbeit und das Verfassen von Berichten habe ich schon immer gehasst. Dann wollte ich mich lieber mit einem ordentlichen Dämon herumschlagen. Ich stocherte in den Zähnen, wo eine hartnäckige Fleischfaser von der Steakmahlzeit in der Mittagspause sich festgeklemmt hatte.

Das Steak war zäh gewesen, vielleicht hatte es mal zu Lebzeiten einen Milchwagen gezogen oder im Stall eines Reitklubs gewiehert.

Ich las die Notiz der Kassenabteilung zu meiner letzten Spesenabrechnung. Da waren mehrere Posten unklar, achtzehn Pfund machten sie insgesamt aus.

Wie sollte ich mich bei all dem Trouble noch erinnern, wofür ich jeden einzelnen Pence ausgegeben hatte? Es war zum Verrücktwerden.

Das Schrillen des Telefons riss mich aus meinem Nachdenken. Ich nahm ab.

»Sinclair, Großbritannien.«

»Powell.« Die Stimme des Superintendenten war unverkennbar. Er schaffte es mitunter, sogar am Telefon magenleidend zu erscheinen. »Kommen Sie bitte zu mir, John. Sofort.«

Das war es. Ich legte auf und erhob mich, strich mir übers blonde Haar und rückte die auf halbmast hängende Krawatte zu Recht. Wenn Superintendent Powell jetzt auch bürokratische Querelen auf Lager hatte, reichte ich vielleicht am besten meinen Resturlaub ein.

In meinem Vorzimmer klapperte Glenda Perkins, meine ebenso hübsche wie tüchtige Sekretärin, auf ihrer Schreibmaschine. Sie lächelte mich an wie die Frühlingssonne. Glenda Perkins schwärmte für mich, und das nicht erst, seit ich sie in Schottland aus den Klauen des Schwarzen Henkers gerettet hatte.1

Doch ich wollte keine Affäre in der Dienststelle, das hätte zu viele Komplikationen ergeben.

Ich erwiderte Glendas Lächeln.

Die Korridore des New-Scotland-Yard-Gebäudes waren fast leer. Anderthalb Minuten später saß ich vor Superintendent Powells Schreibtisch. Er lugte hinter seinen flaschendicken Brillengläsern nicht gerade optimistisch in die Welt.

»Waren Sie schon mal in Japan, John?«

»Mit dem Finger auf der Landkarte, ja.«

Powell quälte sich ein Grinsen ab.

»Offenbar hat es sich bis dahin herumgesprochen, dass wir hier beim Yard einen Spezialisten für übernatürliche Fälle haben. Lesen Sie dieses Fernschreiben.«

Er reichte es mir über den Schreibtisch, und ich las. Der Schrieb war in einem gestelzten Englisch gehalten.

Man wollte wissen, ob es möglich wäre, den sehr verehrten Sinclair-san für eine bestimmte Mission nach Japan zu entsenden. Übernatürliche Kräfte waren im Spiel. Die Japaner wussten offensichtlich nicht weiter. Genauere Angaben fehlten.

»Bei uns liegt nichts Dringendes an«, sagte der Superintendent. »Ich wäre geneigt, Sie nach Tokio zu schicken, John. Aber ich wollte zuvor Ihre Meinung hören.«

»Mich hält hier nichts. Von einem Haufen Papierkrieg und einer unerledigten Spesenabrechnung abgesehen. Achtzehn Pfund, sieben Shilling und drei Pence sind unklar. Solange ich mit der Finanzabteilung nicht im reinen bin, kann ich England nicht verlassen.«

Powell winkte ab.

»Ihren Humor möchte ich mal übers Wochenende haben. Den Schreibkram soll Miss Perkins erledigen, und den Spesenzettel schicken Sie nur zu mir. Ich zeichne das ab. Damit wären Sie also frei für den Auftrag in Japan und auch bereit, ihn zu übernehmen?«

« Ja, Sir.«

»Fein. Nehmen Sie die nächstmögliche Maschine. Ich verlasse mich auf Sie, John, Sie haben freie Hand. Versuchen Sie, in Japan nicht zu sehr ins Fettnäpfchen zu treten, es könnte diplomatische Verwicklungen geben. Andererseits, falls Sie erfolgreich sind, wird sich das auch günstig auf unsere diplomatischen Beziehungen zu den Japanern auswirken.« Der Superintendent räusperte sich. »Da würde Ihre Abteilung lobend erwähnt.«

Ich roch den Braten. Dann konnte auch der Superintendent Powell glänzen, den es schon lange wurmte, dass er noch nicht geadelt worden war. In seinem Alter und bei seinen Verdiensten.

Wo doch sogar die Beatles in den Rang von Members of the British Empire erhoben worden waren. Nun, mir war es gleich, auf welchen Schleichwegen der Superintendent zu seinem Adelsprädikat kommen wollte. Ich erhob mich, doch eine Frage hatte ich noch.

»Kann Suko mich begleiten?«

»Nehmen Sie ihn nur mit.« Suko arbeitete offiziell nicht für New Scotland Yard, wurde aber öfters bei Fällen, die ich bearbeitete, als freier Mitarbeiter eingesetzt. »Die Unkosten liegen in diesem Fall ohnehin bei den Japanern. Lassen Sie sich an der Kasse einen Vorschuss in angemessener Höhe geben.«

Dem Kassenleiter würden die Augen vorquellen, wenn ich ohne die korrigierte Spesenrechnung antrabte und dazu noch eine nicht unerhebliche Summe verlangte. Er hatte seinen Spaß gehabt, als er meine Spesen ablehnte, jetzt hatte ich meinen.

»Okay, Sir, ich bin schon nach Japan. unterwegs.«

»Vergessen Sie nicht, sich hin und wieder mal zu melden. Und – passen Sie auf sich auf, John. New Scotland Yard braucht Sie.«

Damit war ich entlassen. Ich erledigte beim Yard, was noch anlag. Glenda Perkins buchte meinen Flug nach Tokio. Ein anderer Kontinent, eine andere Welt erwartete mich.

Ich holte meinen Bentley vom Parkplatz und fuhr zu meiner Wohnung in einem Apartmenthaus im Norden Londons. Es war Mittwochnachmittag, wenige Minuten vor halb drei Uhr, und der Verkehr auf den Straßen hielt sich in Grenzen. Zum Zeitpunkt der Rush-hour würde alles verstopft sein.

Suko traf ich nicht zu Hause an. Vermutlich trainierte er in seinem Karateklub. Ich rief von meiner Wohnung aus dort an. Tatsächlich, Suko war da. Er sagte zu, gleich zu kommen.

Dass er mich begleiten würde, darüber gab es gar keine Diskussion. Bevor ich noch zu packen begann, telefonierte ich mit den Conollys, mit Sheila und Bill. Bill war mein alter Freund und Kampfgefährte aus seligen Zeiten.

Doch seit seiner Eheschließung klopfte ihm seine bildhübsche Ehefrau Sheila energisch auf die Finger, wenn er wie früher mit mir losziehen wollte.

Bill Conolly meldete sich nach dem achten Läuten. Bevor ich noch etwas sagen konnte, sprudelte er hervor. »John, John, stell dir vor, er hat gelacht!«

»Wer? Der Milchmann?«

»Rede keinen Unsinn. Der kleine John natürlich, unser Baby, mein Junge, dein Patenkind. Er hat mich angelacht, als ich ihn vorhin aus der Wiege hob. Und wie herzig er gelacht hat, das kannst du dir überhaupt nicht vorstellen.«

Bill Conolly erzählte weiter von dem Baby, er war ganz weg vor Begeisterung. Endlich kam ich auch mal zu Wort.

»So?« meinte Bill lediglich. »Nach Tokio reist du? Dann guten Flug. Was den kleinen John betrifft, der hebt schon tüchtig den Kopf. Er macht von Tag zu Tag neue Fortschritte.«

Ich zündete mir eine Zigarette an, während ich Bill Conollys Erzählungen über seinen Sprößling lauschte. Der gute Bill redete wie ein Buch. Dann brach er abrupt ab.

»Er schreit. Und Sheila ist nicht im Haus. Ich muss sofort nachsehen. Bis später, John.«

»Bis später.«

Ich grinste, als ich auflegte.

Es klingelte, und als ich an die Wohnungstüre ging und durch den Spion schaute, erkannte ich Suko. Bis zum Abflug der Maschine vom Flughafen Heathrow blieben uns noch dreieinhalb Stunden Zeit, in der einiges über die Bühne gebracht werden musste.

*

Der gelbe Bell-Ranger-Hubschrauber mit dem extragroßen Tank war vor einer Stunde von Hamamatsu an der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honschu aufgestiegen. Rund fünfhundert Kilometer hatte der Helikopter zurückgelegt, jetzt schwebte er über der Insel Sumisu.

Auf dieser kleinen Insel gab es ein Dorf, dessen Bewohner von Landwirtschaft und Fischerei lebten. Am Nordkap erhob sich der vulkanische Berg, der schon seit über zweihundert Jahren nicht mehr in Tätigkeit getreten war.

Doch tief im Innern der Erde brodelte nach wie vor das Magma und waren Urgewalten am Werk. Der Sumisu-Vulkan ruhte, doch erloschen war er nicht. Eine dünne Rauchwolke aus dem Hauptkrater, heiße Geysire und Fumarolen auf dem östlich gelegenen Plateau und aus Erdspalten aufsteigende Dämpfe kündeten davon.

Die Einheimischen mieden den Nordteil der Insel. Dort war es nicht geheuer, denn in den Höhlen des Vulkanberges hausten Ota Hakato und seine Helfer. Ob Professor Hakato noch ein Mensch oder schon ein Dämon war, wusste niemand so genau.

Seinen Taten und seiner Gesinnung nach musste er auf jeden Fall zu den Dämonen gerechnet werden.

Der Helikopter landete auf dem Plateau, nur zweihundert Meter von dem großen Höhleneingang entfernt, der den Zugang zu Professor Hakatos Reich bildete. Die Schwärze dieses Höhleneingangs war viel intensiver als die einer stockfinsteren Nacht.

Sie war wie ein Vorhang, der etwas Unheimliches und Schauriges verdeckte. Die Rotoren des Hubschraubers wirbelten Staub und kleine Gesteinsstückchen auf. Die Tür der für sechs Passagiere vorgesehenen Kabine wurde geöffnet, und zwei Männer stiegen aus.

Der Pilot blieb in der Kanzel, so lauteten seine Anweisungen.

Der eine Passagier war für einen Japaner mittelgroß und Ende vierzig. Er kleidete sich sehr konservativ mit einem schwarzen Anzug, weißem Hemd und dunkler Krawatte. Die Gläser seiner Brille waren rund, das Gestell einfach.

Unterm Arm trug er eine schwarze Aktentasche.

Ihm folgte ein Bär von einem Mann, gleichfalls ein Japaner, mit fettem Gesicht und schmuddligem Rollkragenpullover. Der Koloss war ein Sumoringer und wog über zwei Zentner. Wo er dahinwalzte, da wuchs kein Gras mehr.

Der Sumoringer war der Leibwächter des Aktentaschenträgers Itsu Taisuke, eines hohen Funktionärs des größten japanischen Verbrechersyndikates. In Japan regierten die Traditionen, da durfte nicht jeder rauben oder morden, wie es ihm passte. Die »ehrenwerten« Berufe eines Räubers oder Mietkillers vererbten sich nicht selten vom Vater auf den Sohn.

Neulinge in der Branche taten gut daran, sich mit der für sie zuständigen Syndikatsabteilung ins Einvernehmen zu setzen. Sonst endeten ihr Leben und ihre Verbrecherlaufbahn schnell und drastisch.

Der ehrenwerte Itsu Taisuke marschierte im Stelzschritt auf den Höhleneingang zu, gefolgt von seinem Leibwächter. Aus einer Erdspalte trieb ihm ätzender Qualm ins Gesicht, doch Taisuke verzog keine Miene.

Auch nicht, als sich knapp vor ihm zwei Gestalten aus der Dunkelheit des Höhleneingangs lösten. Sie waren hochgewachsen, das lange Haar umflatterte ihre Köpfe im Seewind. Ledermasken bedeckten die Gesichter völlig, und die Hände steckten in ledernen Handschuhen.

Die Kimonokleidung der beiden Unheimlichen war alt und zerfetzt. Sie bewegten sich ruckhaft, ihre Hände umklammerten langstielige Naginatas. Schwertlanzen mit einer einen halben Meter langen, rasiermesserscharfen Klinge.

Die Wächter überkreuzten die Klingen der Naginatas schräg und versperrten Itsu Taisuke den Weg.

»Halt«, sagte der eine Wächter mit heiserer Flüsterstimme. »Wer seid ihr, und was wollt ihr?«

»Mein Name ist Itsu Taisuke. Ich bringe wichtige Nachricht, die Professor Ota Hakato dringend erwartet. Lasst mich durch.«

Die Wächter standen regungslos. Es war, als erhielten sie eine Gedankenbotschaft oder als werde durch Magie eine Anweisung an sie übertragen.

»Wartet hier draußen«, flüsterte der Sprecher dann. »Sprecht nur, der ehrenwerte Hakato-san hört euch. Falls ihr eine schriftliche Nachricht habt, übergebt sie uns, wir leiten sie weiter.«

Itsu Taisuke presste die Lippen zusammen, blass vor Zorn. Er, ein mächtiger Mann im Syndikat, der über Leben und Tod zu entscheiden hatte und Millionenwerte dirigieren konnte, sollte abgefertigt werden wie ein dummer Junge! Damit verlor er sein Gesicht, für einen Japaner eine ungeheure Brüskierung.

»Entweder spreche ich mit Professor Hakato persönlich, oder er wird von mir gar nichts erfahren«, sagte Taisuke schroff.

Die ledergesichtigen Wächter rückten vor. Der eine packte Taisuke am Arm. Sein Leibwächter griff ein. Mit einem Schnauben warf er sich gegen den zweiten Kimonoträger mit der Naginata und wollte ihn allein durch die Wucht seines Anpralls wegschleudern wie einen Ball.

Doch der Wächter stand wie ein Fels. Er ließ die Naginata fallen, weil er sie im Nahkampf nicht einsetzen konnte, und packte den schwergewichtigen Leibwächter an der Kehle. Der Wächter war nicht warm und nicht kalt.

Seine Kräfte glichen denen einer stählernen Feder. Geschickt hatte er sich dem Anprall des Leibwächters entgegengestellt. Der Sumoringer hob ihn aus. Überrascht stellte er fest, dass der Unheimliche im zerfetzten schwarzen Kimono nahezu gewichtlos war.

Er schleuderte ihn herum. Wie eine Klette krallte sich der Wächter mit der Ledermaske fest, und Itsu Taisukes Leibwächter spürte, wie ihm die Kräfte schwanden.

Wie ein Nebel kroch es in sein Gehirn und löschte seinen Kampfgeist aus. Seine Glieder wurden so schwer wie Blei, und der massige Mann konnte sich nicht mehr wehren.

Als der Wächter von ihm abließ, stand er mit hängenden Armen reglos da. Auch Itsu Taisuke sträubte sich nicht mehr, obwohl bei ihm der Effekt nicht so stark war wie bei seinem Leibwächter. Der Unheimliche mit der Ledermaske, der ihn am Arm gepackt hielt, setzte die scharfe Schneide seiner Naginata an Taisukes Kehle.

»Rede!«, zischte er mit heiserer Flüsterstimme. »Hakato-san hört dich!«

»Sprechen Sie endlich, Taisuke«, forderte ihn auch eine dröhnende Stimme auf, die direkt aus dem schwarzen Höhleneingang drang. »Das Syndikat sollte inzwischen wissen, wer der Stärkere ist. Hinter mir steht die geballte Kraft der Schwarzen Magie. Wenn Sie nicht sprechen, Taisuke, dann sende ich Ihren Kopf nach Honschu zurück!«

Jetzt wagte Itsu Taisuke keinen Widerstand mehr.

»Die Regierung hat Ihre Forderungen leider abgelehnt, erhabener Hakato-san«, sagte er mit bebender Stimme, die Naginata an der Kehle. »Weder das Unterhaus noch das Oberhaus sind bereit, sich Ihren Weisungen zu beugen. Ihnen den Titel eines Schoguns einzuräumen, ist strikt zurückgewiesen worden.«

Ein Schogun war ein Machthaber mit militärischem und zivilem Oberbefehl. Jahrhundertelang hatten Schogune in Japan geherrscht, während die jeweiligen Tennos, die Kaiser, nur Marionetten gewesen waren.

»Die übrigen Punkte wurden ebenfalls abgelehnt«, fuhr Taisuke fort. »Soll ich sie im Einzelnen aufzählen?«

»Nicht nötig. Ich weiß selbst, was ich gefordert habe. Haben Sie ein offizielles Dokument von der Regierung?«

»Ja, Hakato-san.«

Taisuke öffnete die schwarze Aktentasche, die er noch immer unter dem Arm trug. Er nahm ein offizielles Schreiben heraus. Die Silbenzeichenschrift war kunstvoll mit Tusche niedergemalt.

»Darin steht, dass die Regierung Ihnen die japanische Staatsbürgerschaft aberkennt, Hakato-san, und dass Sie – mit Verlaub gesagt – Harakiri begehen sollen.«

Ein lautes Zähneknirschen erscholl, ein Fluch folgte. Ein Sog riss Taisuke das Schriftstück aus der Hand und wirbelte es in den Höhleneingang, wo es verschwand.

»Das werden mir diese Großsprecher im Parlament büßen«, dröhnte die Stimme aus der Felsenhöhle. »Jetzt hält mich nichts mehr zurück, ich lasse den Roten Dämon los.«

»Den großen Dämon?«, rief Itsu Taisuke, trotz seiner Apathie schaudernd.

»Natürlich. Kehren Sie zurück, und berichten Sie der Spitze des Syndikats, was ich gesagt habe, Taisuke. Meine Antwort wird die Regierung direkt erhalten.«

»Da ist noch etwas, Hakato-san«, sagte der angstbebende Abgesandte. »Die Regierung hat aus England Hilfe angefordert. Einen Mann, der schon oft gegen Dämonen und übernatürliche Mächte gekämpft haben soll. Sein Name ist John Sinclair.«

»John Sinclair!« Ein eisiger Sturm brauste aus dem Höhleneingang, zerrte an den Kleidern Itsu Taisukes und seines Leibwächters und ließ die Kimonofetzen der unheimlichen Wächter wirbeln. »Dieses Stück Aas wagt sich in meinen Machtbereich? Er wird nicht mehr lange leben. Das Syndikat ist mir für seine Erledigung verantwortlich. Setzt die Dämonischen auf ihn an. Und jetzt verschwinden Sie, Taisuke. Ihr Leibwächter bleibt hier; zur Strafe für Ihren Frevel wird er sterben. Seien Sie froh, mit dem Leben davonzukommen.«

Der Wächter stieß den Abgesandten des Syndikats zurück. Itsu Taisuke verbeugte sich tief und hastete dem Hubschrauber zu. Seinem Leibwächter gönnte er keinen Blick mehr.

Auf einen Wink des zweiten Wächters setzte der Sumo-Koloss sich in Bewegung. Die Schwärze des Höhleneingangs verschluckte ihn, als wäre er nie gewesen. Was ihn noch erwartete, waren Grauen und Tod. Seine Lebenskraft sollte den Roten Dämon stärken, Professor Ota Hakatos Meisterschöpfung.

Dröhnend jagte der Helikopter steil empor, in den blauen, fast wolkenlosen Himmel hinein. Itsu Taisuke saß allein in der Passagierkabine, seine Zähne klapperten nach dem überstandenen Schrekken. Dabei war er nicht einmal in dem Höhlenlabyrinth von Professor Hakato gewesen.

*

Am Mittwochabend um halb neun waren wir vom Londoner Großflughafen Heathrow abgeflogen. Nach Ortszeit 26 Stunden später kletterten wir nach drei Zwischenlandungen auf dem Internationalen Flughafen Haneda aus der Boeing 707 der Japan Air Lines.

Acht Stunden gingen für die Zeitverschiebung drauf, doch der Flug war immer noch lang genug gewesen. Eine Strapaze. Ich fühlte mich völlig zerknittert, und Suko war nicht besser dran.

Ich, John Sinclair, der jüngste Oberinspektor von New Scotland Yard, auch als der Geisterjäger bekannt. Und Suko, mein chinesischer Freund, der Hüne mit den Bratpfannenhänden und dem Kindergemüt. Es brauchte viel, um Suko aus der Ruhe zu bringen, aber wenn er erst einmal ernsthaft loslegte, brachte man sich am besten schnell in Sicherheit.

Auf dem Großflughafen 14 km außerhalb von Tokio konnte man sich verlaufen. Wir hatten Glück, dass wir bereits an der Passkontrolle erwartet wurden. Ein gutgekleideter junger Japaner wieselte heran. Er sprach ein vorzügliches Oxford-Englisch, trug eine rote Krawatte mit weißen Punkten um den Hals und zeigte beim Lächeln links einen goldenen Zahn.

Eine schwarze Hornbrille sollte ihn älter und seriöser wirken lassen. Ich hatte den Verdacht, dass ihr Gestell nur ganz normales Fensterglas enthielt, was dem gewünschten Effekt aber keinen Abbruch tat.

Der Japaner schüttelte uns eifrig die Hände und stellte sich als Mr. Yakushi vom Innenministerium vor. Die Passformalitäten und den Zoll konnten wir uns dank seiner Fürsprache sparen. Lediglich aufs Gepäck hatten wir eine Weile zu warten.