John Sinclair 48 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 48 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979!

Ausflug ins Jenseits.

"Das wird die Tour Ihres Lebens.", versicherte der geschäftstüchtige Leiter des Reisebüros. "Sie werden diese Schottlandreise niemals vergessen. Aber versäumen Sie nicht, Ihre Beruhigungspillen mitzunehmen, Sie werden sie brauchen. Vielleicht haben Sie schon von den Geistern und Dämonen gehört, die die meisten Schlösser und Burgen Schottlands bewohnen."

Niemand ahnte, dass diese Busfahrt ein Ausflug ins Jenseits werden würde.

John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumAusflug ins JenseitsVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Ausflug ins Jenseits

„Das wird die Tour Ihres Lebens.“, versicherte der geschäftstüchtige Leiter des Reisebüros. „Sie werden diese Schottlandreise niemals vergessen. Aber versäumen Sie nicht, Ihre Beruhigungspillen mitzunehmen, Sie werden sie brauchen. Vielleicht haben Sie schon von den Geistern und Dämonen gehört, die die meisten Schlösser und Burgen Schottlands bewohnen.“Niemand ahnte, dass diese Busfahrt ein Ausflug ins Jenseits werden würde.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2802-5

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Ausflug ins Jenseits

»Das wird die Tour Ihres Lebens«, versicherte mir der geschäftstüchtige Leiter des Reisebüros. »Sie werden diese Schottlandreise niemals vergessen. – Aber versäumen Sie nicht, Ihre Beruhigungspillen mitzunehmen, Sie werden sie brauchen. Vielleicht haben Sie schon von den Geistern und Dämonen gehört, die die meisten Schlösser und Burgen Schottlands bewohnen.«

Ich lachte, denn ich ahnte nicht, dass diese Busfahrt ein Ausflug ins Jenseits werden würde.

Juni 1977. Eine Nacht im Hochmoor von Nordschottland. Ein einsamer Mann wanderte auf den verrufenen See zu, zehn Kilometer von dem kleinen Bauernnest Strathhonnsaire entfernt. Grillen zirpten, er hörte Tierstimmen im Wald.

Doch je mehr er sich dem See näherte, desto stiller wurde es. Die Einheimischen der umliegenden Dörfer mieden den See, besonders bei Nacht. Schlimme Gerüchte waren im Umlauf, die Geschichten aus alter Zeit noch nicht vergessen.

Doch der Wanderer hatte keine Angst. Der Keim des Bösen steckte ihm im Blut. Ihm war es, als kehre er heim, als nähere er sich dem Ziel, das er sein ganzes Leben lang schon suchte.

Es war kein junger Mann mehr. Er näherte sich den Sechzigern, ein bewegtes Leben mit vielen Niederlagen und Enttäuschungen hatte tiefe Linien in sein Gesicht gegraben. Sein Haar war grau. Er maß fast einsneunzig, doch er erschien kleiner, da er sich gebückt hielt, so als drückte die Last des Lebens ihn nieder.

Zehn Jahre hatte er im Zuchthaus gesessen und auch sonst noch so einiges hinter sich gebracht. Er trug einen Maßanzug, für den der Schneider noch immer auf sein Geld wartete, Hemd und Krawatte. Trotzdem wirkte er keineswegs elegant, denn der Anzug war zerknittert und wies einige Schmutzflecken auf. Das Hemd war schmutzig, und die Krawatte hing auf halbmast.

Thomas Argyll, so hieß der Wanderer, schwitzte in der schwülen Sommernacht.

»Wenn es hier nicht klappt, erschieße ich mich besser gleich«, brummte Argyll. »Ich bin bankrott, New Scotland Yard sucht mich wegen Betrugs, zwei Geldwucherer wollen mich umbringen lassen, weil ich meine immensen Schulden bei ihnen nicht zahlen kann. Jetzt will ich doch mal sehen, ob an den alten Überlieferungen etwas Wahres dran ist.«

Er schritt weiter.

»In meinen Adern fließt das schwarze Blut der Argylls. Das ist mein letzter Versuch, der allerletzte Strohhalm, nach dem ich greifen kann. Vielleicht hätte ich schon früher herkommen sollen. Aber ich war immer zu skeptisch, und ich glaubte auch, ich wäre von mir aus schon schlecht genug und bräuchte keine bösen Mächte.«

Er lachte heiser. Das bleiche Licht des Vollmonds zeigte ihm den See, als er zwischen Wald und Hügel hervorkam. Mattschwarz schimmerte die Seeoberfläche, merkwürdigerweise spiegelte der Mond sich nicht daran. Dunst schwebte über dem Wasser von Loch Argyll.

Nur wenige dürre Büsche wuchsen am Ufer, die Umgebung war steinig. Keine Tierstimme ertönte, und kein Frosch quakte am See.

Im Hintergrund aber, auf einem Hügel, zwei Meilen entfernt, ragten die Ruinen von Argyll Castle auf. Nur ein Wehrturm stand noch, schwarz hob er sich gegen den gestirnten Himmel ab.

Thomas Argylls Herz schlug rascher.

»Schloss meiner Väter!«, rief er. »Ich grüße dich.«

Im Laufschritt eilte er zum Seeufer hinunter und fiel auf die Knie. Spitze Steine stachen ihn, er spürte es kaum. Eine Wolke trieb vor den Mond, und Finsternis flutete über das Land, so als verberge der Nachttrabant sein Gesicht.

Thomas Argyll schöpfte das schwarze Wasser des verfluchten Sees. Er trank mit schlürfenden Geräuschen, warf sich mit den hohlen Händen Wasser ins Gesicht und goss welches über seinen grauen Kopf, als wolle er sich taufen.

»Wasser des Bösen!«, flüsterte er. »Stärke mich, gib mir das, was mir noch fehlt! Herrin Asmodara, Schwarze Lady, hört mich, erhört mich!« Er erhob sich und reckte die Arme gen Himmel. »Hier steht ein Argyll, der sich dem Bösen verschreibt! Der die dämonischen Mächte anruft und ein Teil von ihnen werden will!«

In der Mitte des Sees stiegen Blasen auf und zerplatzten dumpf. Der grauhaarige Mann bebte. Das Wasser bewegte sich, etwas spielte sich an seinem Grund ab. Wellen liefen das Ufer hinauf und nässten Thomas Argylls Füße.

Seine Augen waren geschlossen, die Gesichtszüge verkrampft.

»Ich komme!«, stieß er hervor. »Herrin Asmodara, Duchess of Argyll, ihr ruft mich! Ich komme!«

Ohne zu zögern, begann er ins Wasser zu waten. Es wogte wie vom Sturm gepeitscht, obwohl sich kein Lüftchen regte. Ein düsterer Schimmer glomm am Grund des Sees auf.

Thomas Argyll watete immer tiefer in den See hinaus. Bald schlugen ihm die Wellen ins Gesicht und über seinem Kopf zusammen. Dann ragten nur noch seine emporgereckten Hände heraus, auch sie versanken.

Thomas Argyll war am Ziel.

*

Gegenwart, Herbst.

Das Reisebüro lag in der Little Chester Street im Londoner Stadtteil Belgravia, gleich neben dem Postamt. Es war ein kleiner Laden mit nur einem Schaufenster, das mit bunten Reiseprospekten und Bildern von Urlaubszielen und -stränden dekoriert war. »Argyll Tours«, lautete die Neonreklame über dem Laden im Erdgeschoss eines Mietshauses.

Tony Lamarre hatte seinen Jaguar um die Ecke geparkt. Er betrachtete den Laden zweifelnd.

»Sollen wir nicht besser zu einem der großen Reiseunternehmer in der City gehen, Shirley?«

Shirley Barnard, seine Verlobte, schüttelte energisch die langen rotblonden Haare.

»Nein, Tony, Argyll hat sagenhaft billige Angebote. Das stand in den Anzeigen, und gehört habe ich es auch. Benny und Sandra sind im Sommer drei Wochen für einen Superpreis nach Gran Canaria geflogen. Sie hatten bei ›Argyll Tours< gebucht. 25 Prozent Ersparnis gegenüber dem nächstbilligen Angebot.«

»Nach Gran Canaria fliegt doch jeder«, brummte Tony Lamarre. »Gut, Shirley, wenn du meinst. Vielleicht ist Argylls Verdienstspanne so gering, dass er sich kein besseres Büro leisten kann. Gehen wir rein!«

Er öffnete für Shirley die Ladentür. Shirley Barnard und Tony Lamarre waren ein schönes Paar, und ein auffälliges dazu. Das lag vor allem an ihrer Kleidung. Die hochgewachsene, gutgebaute Shirley trug einen bodenlangen Fummel aus changierender Seide, eine chinesische Bluse und eine bestickte Weste, die an die eines Toreros erinnerte. Sie trug eine weiße Lackledertasche am Arm. Tony Lamarre prangte in einem weinroten Samtanzug mit gelbem Rüschenhemd. Auf seinem Kopf saß ein schwarzer Hut mit breitem Rand, im linken Ohr trug er einen goldenen Ring.

Schlangenlederschuhe mit Plateauabsätzen ließen ihn noch größer erscheinen. Er hatte ziemlich langes, lockiges schwarzes Haar und einen eleganten Schnurrbart.

Er war ein Schönling, seine Brötchen verdiente er als Vertreter in der Pop-Modebranche. Shirley Barnard gehörten zwei gut gehende Boutiquen in Chelsea. Sie hatten sich beruflich kennengelernt, und jetzt war Shirley ganz verschossen in den schönen Tony.

Sie sah gut aus, doch der Traum von Tonys schlaflosen Nächten war sie nicht. Aber für zwei florierende Boutiquen mit über einer halben Million Pfund Jahresumsatz hätte er auch eine Hässliche mit Pferdegebiss in Kauf genommen.

Die altmodische Ladenglocke bimmelte.

Das Reisebüro war nicht allzu groß, aber besser und moderner eingerichtet, als Tony und Shirley gedacht hatten. Eine einzige Angestellte saß am Pult, der über ein mit Computer gekoppeltes Lesegerät verfügte. Wenn man das gewünschte Reiseziel in die Tastatur eintippte, erschienen binnen Sekunden die Informationen auf dem Bildschirm.

Die Angestellte, ein gutaussehendes Mädchen mit hochgestecktem schwarzem Haar, bediente gerade eine ältere Lady. Die Lady hielt ihren Mops an sich gepresst und redete wie ein Wasserfall. Sie wollte nach Mallorca. Es war schon alles klar und gebucht, doch die Lady musste unbedingt noch ihre Eindrücke vom letzten Spanienurlaub im Frühjahr los werden.

Sie verbreitete sich ausführlich über den Stierkampf, den sie in Spanien gesehen hatte, und über die Empörung, den ihre Berichte darüber bei ihrem Tierschutzverein hervorgerufen hatten.

»Ich bin ja so froh, dass ich Fips nicht mitgenommen habe«, sagte sie und strich dem mürrisch dreinblickenden Mops über den Kopf. »Er hätte einen Schock fürs Leben erlitten.«

Die Angestellte, die wie Shirley Barnard Anfang 20 sein musste, komplimentierte sie höflich hinaus und wandte sich den neuen Kunden zu. Sie lächelte und fragte nach den Wünschen.

Bei kritischer Betrachtung fand Shirley Barnard, dass das Kostüm der Angestellten viel zu altmodisch war und einen unmöglichen Schnitt hatte. Grässlich, wie sich manche Leute anzogen.

»Wir wollen zu den Seychellen fliegen«, sagte Tony Lamarre und wedelte mit einem Prospekt vom Ständer. »Für vierzehn Tage, möglichst bald und möglichst billig.«

»Oh, da haben wir sicher etwas.«

Die Angestellte schlug den dicken Katalog am Tisch auf und blätterte nach. Auf ihrem Pult stand ein Metallschild mit der Namensaufschrift Cora Simpson. Tony Lamarre und Shirley Bernard hatten auf zwei Stühlen vor dem Schreibtisch mit den Prospekten Platz genommen und harrten der Dinge, die da kommen sollten.

Sie sahen nicht, dass die schwarzhaarige Cora Simpson einen Knopf unter dem Tisch drückte. Zweimal kurz, zweimal lang. Sie zeigte den beiden Interessenten die Bilder im Katalog, erläuterte, was sie mit Bewegungen ihrer schlanken Hand unterstrich, und nannte schließlich außerordentlich günstige Preise.

Tony und Shirley wechselten einen Blick.

»Das buchen wir sofort. Was haben Sie frei?«

Im Hintergrund des Büros wurde eine Tür geöffnet, und ein älterer, gutgekleideter Mann mit tiefgefurchtem Gesicht trat hervor. Er hatte graues Haar, seine dunklen Augen lagen in tiefen Höhlen und um die Lippen spielte ein spöttisches Lächeln.

Er musterte die beiden auffallend gekleideten Kunden, besonders das rotblonde Mädchen.

»Dann wären wir einig«, sagte Shirley Barnard. »Wir wohnen im Hotel Reef auf Mahé. Wie sieht es mit dem Zusatzprogramm aus, dem Flug nach Nairobi und der Safari zum Viktoria-See? Sie sagten, das könnten Sie uns auch sehr günstig vermitteln?«

»Einen Augenblick bitte, ich werde das gleich abfragen.«

Miss Simpsons Finger mit den grüngelackten Nägeln huschten über die Tastatur. Sie lächelte noch freundlicher.

»Es ist möglich. Wenn Sie sich gleich hier entschließen, sparen Sie nochmals 15 Prozent.«

»Okay, wir sind dabei«, sagte Tony Lamarre nach einem Blick auf seine Verlobte. »Schreiben Sie es dazu.«

Miss Simpson notierte auf dem Buchungsformular.

»Bitte, unterschreiben Sie hier. Ein Visum brauchen Sie für den Drei-Tages-Trip nach Kenia nicht. Aber eine Pokkenschutzimpfung wäre für alle Fälle empfehlenswert. Sie fliegen am nächsten Montag. Wenn Sie sich fünf Minuten gedulden, können Sie gleich sämtliche Unterlagen mitnehmen, bis auf die Tikkets, die wir Ihnen übermorgen per Boten zuschicken.«

»Wenn das kein Service ist«, sagte Shirley Barnard und unterzeichnete mit schwungvollem Schnörkel.

Auch Tony Lamarre unterschrieb, hochzufrieden mit dem Preis. Er würde fünfzig Prozent beisteuern, trotz seiner Schulden. Shirley war da eigen.

Sein Jaguar lief auf vier Rädern und acht Wechseln. Tony, drängte schon längere Zeit auf die Heirat, und im Urlaub auf den Seychellen wollte er Shirley endgültig für die Ehe mit ihm gewinnen.

Als Miss Simpson sich an die Schreibmaschine setzte, trat der ältere Mann hinzu.

»Mein Name ist Argyll«, stellte er sich vor. »Thomas Argyll, ich bin der Chef des Unternehmens. Folgen Sie mir doch bitte in mein Büro, während Miss Simpson die Formalitäten erledigt. Eine gutsortierte Hausbar steht Ihnen zur Verfügung, aber Sie können auch Tee oder Kaffee haben. Zigaretten und Zigarren für den Herrn, vielleicht auch etwas zum Knabbern?«

»Bevor wir uns schlagen lassen, nehmen wir die Einladung dankend an«, sagte Tony Lamarre munter. »Sind Sie immer so spendabel, Mr. Argyll?«

»Bei netten Kunden, die eine größere Urlaubsreise buchen, sicher, falls ich nicht gerade zu beschäftigt bin.«

Die Ladenglocke bimmelte, drei junge Leute kamen herein. Shirley Barnard und Tony Lamarre folgten Thomas Argyll in sein geräumiges und bequemes Büro. Er bat sie, am Kamin Platz zu nehmen, und öffnete den Rosenholzschrank mit der Hausbar.

Er hatte nicht zu viel versprochen, seine Auswahl konnte sich sehen lassen. Shirley bat um einen Martini extra dry, Tony um einen Daiquiri.

»Geschüttelt, nicht gerührt, mit einem Spritzer Angoustura.«

»Selbstverständlich. Sie haben einen guten Geschmack. Ich persönlich bin altmodisch, ich begnüge mich mit einem Scotch. Ich bin nämlich schottischer Abstammung, müssen Sie wissen.«

Argyll mixte die Drinks und schenkte ein. Er bat seine beiden Besucher, sich mit Zigaretten oder Zigarren zu bedienen. Eine Zigarettendose und eine Kiste Zigarren standen auf dem Tisch.

Süßigkeiten lehnten Tony und Shirley dankend ab. Sie sahen sich um, als ihre Zigaretten brannten und Argyll noch mit den Drinks beschäftigt war. Das Bild über dem Kamin fiel ihnen auf. Es zeigte eine hoheitsvoll aussehende, schwarzhaarige Frau mit tiefausgeschnittenem Kleid. Etwa aus der Zeit um 1800, schätzte Tony Lamarre ziemlich richtig.

»Wer ist das, bitte?«, fragte er, als Argyll die Drinks servierte und selber Platz nahm.

»Eine Vorfahrin«, antwortete der große grauhaarige Mann. »Duchess Elizabeth of Argyll, auch die Schwarze Lady genannt.«

»Jetzt sagen Sie bloß, sie spukt noch umher?«, fragte Shirley und lächelte amüsiert.

Ein durchbohrender Blick traf sie.

»Die Schwarze Lady wurde im Jahre 1798 enthauptet, ihre sterblichen Überreste in einem eisernen Käfig, der beim Schmieden mit geweihtem Wasser abgeschreckt worden war, im Loch Argyll versenkt. Duchess Elizabeth war der Hexerei beschuldigt worden, damals gab es noch viel Aberglauben in Schottland. Schloss Argyll, den Sitz meiner Väter, zerstörten aufgebrachte Hochlandbauern, sie brannten alles nieder. Und schleiften einen Teil der Wälle.«

Er lächelte düster.

»Nur ein Argyll überlebte. Doch er wagte es nicht, irgendwelche Ansprüche anzumelden, er legte den Adelstitel ab und wanderte aus. Erst im Alter kehrte er wieder nach England zurück, Schottland hat er nie mehr gesehen.«

»Waren Sie mal auf Argyll Castle?«, fragte Shirly Barnard neugierig.

»Gelegentlich, Miss Barnard. Aber dort gibt es nur noch Ruinen, da ist nichts mehr zu holen. Ich lebe lieber in London, wo es unterhaltsamer zugeht.« Er trank von seinem Whisky und zeigte Shirley und Tony den großen, auffälligen Siegelring an seiner rechten Hand. Er war ihnen schon zuvor aufgefallen. »Hier, der Wappenring der Argylls, das ist alles, was mir von Ruf und Reichtum meiner Vorfahren geblieben ist.«

»Es ist eben alles vergänglich«, meinte Tony Lamarre banal. »Der Daiquiri schmeckt ausgezeichnet, Sir. Ein Duke können Sie nicht mehr sein, aber einen guten Barmixer gäben Sie immer ab.«

Thomas Argyll antwortete ihm nicht. Er schaute Shirley Barnard unverwandt in die Augen. Seine Hand mit dem Siegelring, der als Wappen einen Greifen zeigte und verschnörkelt war, kroch über den Tisch wie ein Reptil.

Sie näherte sich Shirley Barnards linker Hand, die auf der Tischkante ruhte.

»Wie ist es mit Ihnen, Miss Barnard?«, fragte Argyll mit einschmeichelnder Stimme. »Wollen Sie nicht einmal die Ruinen von Argyll Castle besuchen? Ich habe eine Schottland-Rundfahrt im Programm. Fünf Tage. Am ersten Tag geht es nach Glasgow, wo am Vormittag des zweiten Tages eine Stadtrundfahrt erfolgt. Anschließend führt die Fahrt zum Loch Ness, die Übernachtung findet auf MacMoran Castle statt. Am dritten Tag wird die Fischersiedlung Inverness besucht, einer der ältesten Flecken auf schottischem Boden. Dann geht es über den Caledonian Firth in den nördlichsten Teil Schottlands hinauf, ins Hochmoor. Die Reisegruppe passiert auf dieser Fahrt Argyll Castle und Loch Argyll, wo eine besondere Attraktion vorbereitet ist. Den Rest des Programms können wir uns jetzt sparen. – Nun, was halten Sie davon?«

»Das soll wohl ein Scherz sein, was?«, fragte Tony Lamarre und schüttelte unwillig seine schwarzen Locken.

»Keineswegs«, antwortete Argyll, ohne ihm einen Blick zu gönnen. »Schottland ist ein sehr interessantes Land, Miss Barnard. Waren Sie schon einmal dort?«

»Nein. Ich weiß von den Schotten eigentlich nur, dass sie Dudelsack spielen und äußerst geizig sein sollen«, sagte Shirley, um das Ganze etwas ins Lustige zu ziehen.

»Dann wird es höchste Zeit, dass Sie Schottland besuchen. Sie werden nicht enttäuscht sein. Das wird die Tour Ihres Lebens, das versichere ich Ihnen. Sie lernen die schottische Folklore und Geschichte kennen, Sie erleben die altehrwürdigen Städte, historische Stätten, das romantische Hochland, das Hochmoor, die Bergwelt der Grampian Mountains, unberührte Natur. Sie können Lachse fangen und besichtigen Glasgow, Aberdeen und Edinburgh. Und alles zu einem sagenhaft billigen Preis. Reisen Sie am Montag mit, da beginnt die Rundfahrt. Zu den Seychellen können Sie anschließend immer noch.«

»Also wirklich«, meinte Shirley, »was soll ich denn um diese Jahreszeit in Schottland? Ich will am Strand liegen, knackig braun brennen, etwas erleben und mich amüsieren. Schottland, das fiele mir nicht einmal im Traum ein.«

»Überlegen Sie es sich!«, forderte Argyll sie auf.

Er meinte er ernst. Tony Lamarre drückte die Zigarettenkippe aus, leerte das Glas und erhob sich. Er setzte seinen Hut auf.

»Sind Sie sicher, dass bei Ihnen im Oberstübchen alles richtig tickt, Mr. Argyll?«, fragte er anzüglich. »Fahren Sie doch nach Schottland, wenn Sie so begeistert davon sind. Wir danken für die Bewirtung, aber jetzt müssen wir gehen. Ihre Angestellte hat unsere Papiere hoffentlich schon fertig.«

Argylls Hand strich sacht über die Shirley Barnards. Da zog das Mädchen abrupt die Hand weg und stand gleichfalls auf. Shirley nahm ihre weiße Lackledertasche von der Sessellehne.

»Besten Dank für den Drink, Mr. Argyll. Inserieren Sie Ihre Schottlandtour in der Zeitung. Ich bin sicher, es werden sich genügend Interessenten finden.«