John Sinclair 49 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 49 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Das Grauen an der Themse. Schweißüberströmt steuerte Jack Fiddler den gestohlenen Wagen direkt auf die junge Frau zu. Die Scheinwerfer rissen ihre schmale Gestalt aus der Dunkelheit. Sie stoppte wie erstarrt mitten auf der Straße. Entsetzen flackerte in ihren Augen. Der Angstschrei blieb ihr in der Kehle stecken. Eine Handbreit vor ihr kam der Wagen mit kreischenden Reifen zum Stehen. Sie atmete auf. Zu früh, denn auf sie wartete das Grauen an der Themse... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDas Grauen an der ThemseVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Das Grauen an der Themse

Schweißüberströmt steuerte Jack Fiddler den gestohlenen Wagen direkt auf die junge Frau zu. Die Scheinwerfer rissen ihre schmale Gestalt aus der Dunkelheit.Sie stoppte wie erstarrt mitten auf der Straße. Entsetzen flackerte in ihren Augen. Der Angstschrei blieb ihr in der Kehle stecken.Eine Handbreit vor ihr kam der Wagen mit kreischenden Reifen zum Stehen. Sie atmete auf.Zu früh, denn auf sie wartete das Grauen an der Themse …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2803-2

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Das Grauen an der Themse

Schweißüberströmt steuerte Jack Fiddler den gestohlenen Wagen auf die junge Frau zu. Das Scheinwerferlicht riss ihre schmale Gestalt aus der Dunkelheit.

Sie blieb mitten auf der Straße stehen. Entsetzen flackerte in ihren Augen. Der Angstschrei blieb ihr in der Kehle stecken.

Eine Handbreit vor der Frau kam der Wagen mit kreischenden Bremsen zum Stehen. Sie atmete auf. Zu früh!

Jack Fiddler sprang aus dem Wagen. Er hörte das Brummen des Motors und das pfeifende Atmen der Frau. Sein Gesicht war verzerrt. Mit drei Schritten erreichte er die schreckensstarre Frau. Sie zitterte von Kopf bis Fuß und hatte entsetzliche Angst.

»Stärke mich für meine Taten!«, flehte Jack Fiddler mit erhobenen Händen. »Hilf mir, Schwarzer Tod!«

Das Böse kam wie der Blitz über ihn. Mit einem einzigen Ruck drehte er seinem Opfer den Kopf auf den Rücken.

Was er selbst für unmöglich gehalten hatte, war geschehen. Er hatte einen Mord begangen. Wenn es nach dem Willen des großen Dämons ging, sollte es nicht der Letzte sein.

Keuchend stand Fiddler über die Tote gebeugt und blickte mit einer Mischung aus Grauen und Faszination auf sie hinunter. Er hatte seinen Auftrag ausgeführt, und wie der Meister angekündigt hatte, war ihm der Dämon zu Hilfe gekommen. Allein hätte er es nie geschafft.

Und dann kam die natürliche Reaktion auf den Anblick der Leiche. Würgend taumelte er an den Straßenrand und lehnte sich gegen einen Baum.

Jetzt hatte er den entscheidenden Schritt getan und musste als vollwertiges Mitglied des Bundes anerkannt werden. Der Triumph über die gelungene Tat ließ ihn bald die schreckliche Seite vergessen.

Er befolgte die Anweisungen des Meisters, ließ den Wagen mitten auf der Straße stehen und schaltete die Scheinwerfer aus. Ein diabolisches Grinsen huschte über sein blasses Gesicht. Vielleicht gab es noch einen Unfall mit Verletzten und Toten. Dann war seine Aufnahmeprüfung besonders glänzend ausgefallen.

Hastig entfernte er sich vom Tatort. Er wusste zwar, dass er von nun an unter einem mächtigen Schutz stand. Trotzdem wollte sich Jack Fiddler nicht mit der Polizei herumschlagen. Er fürchtete, dass ihn der Geheimbund sonst auf das Abstellgleis schob, bis Gras über die Sache gewachsen war. Und so lange wollte er nicht warten. Von Anfang an musste er ein aktives Mitglied der Satanssekte sein, um die Früchte ernten zu können.

Früchte, die Geld, Einfluss und ein sorgloses Leben hießen.

Dafür war Jack Fiddler bereit gewesen, einen kaltblütigen Mord zu begehen. Fiddler war aber nicht der einzige, der so dachte. Es gab noch mehr Männer und Frauen in London, die bedenkenlos ein Menschenleben auslöschten, wenn sie sich dafür persönliche Vorteile versprachen.

Diese Unmenschen sollten London in der nächsten Zeit in helle Aufregung und in ein Chaos stürzen.

*

Angela Alessi war allein in der kleinen Wohnung. Ihr Mann war auf Schicht. In dem einen Jahr ihrer Ehe hatte sich Angela noch nicht an die einsamen Nächte gewöhnen können. Normalerweise ging sie dann unruhig durch die Wohnung, hörte Radio oder las.

So war es auch in dieser Nacht. In Gedanken war sie bei Herb, während sie in der Küche das Essen für den nächsten Tag vorbereitete. Dazu hätte sie zwar morgen noch immer Zeit gehabt, aber was sollte sie sonst machen?

Angela konnte sich sehen lassen. Zweiundzwanzig, hübsch, brünett. Ihre braunen Augen blitzten normalerweise lustig, konnten auch verführerisch blikken, und Herbs Freunde beneideten ihn um seine Frau. An diesem Abend jedoch war das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwunden. Ihre Augen blickten gehetzt nach allen Seiten.

Anfänglich schob Angela es auf die Nervosität, weil Herb nicht da war. Doch immer deutlicher fühlte sie, dass etwas anderes mit ihr vor sich ging. Sie glaubte, nicht mehr allein in der Wohnung zu sein.

Ängstlich lief sie durch alle Räume und schaltete sämtliche Lampen ein. Die Nervosität blieb. Ein kaum erträglicher Druck legte sich auf ihren Geist, als wollte ihr jemand den Verstand aus dem Gehirn saugen.

Keuchend lehnte sich die junge Frau gegen die Küchentür. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihre Hände zitterten. Feine Schweißperlen traten auf ihre Stirn. Die Haare hingen ihr wirr bis über die Augen.

»Herb!«, stöhnte sie und wankte zum Telefon.

Sie wollte im Betrieb ihres Mannes anrufen. Er musste sofort zu ihr kommen und ihr helfen, sonst verlor sie den Verstand.

Mühsam wählte sie die Nummer. Bevor sie die letzte Ziffer schaffte, brach sie neben dem Telefon zusammen.

Minutenlang blieb sie reglos liegen, während der Hörer neben ihrem Kopf baumelte. Dann richtete sie sich wieder auf.

Mit einer knappen, beherrschten Geste legte sie den Hörer auf den Apparat zurück, strich sich die Haare aus der Stirn und stand auf. Kühl und sachlich blickte sie um sich, streifte ihren braunen Hosenanzug glatt und schlüpfte in Straßenschuhe.

Ohne eine Nachricht für ihren Mann zu hinterlassen, verließ sie die Wohnung. In einer Tasche ihres Anzuges steckten ein paar Geldscheine. Das war alles.

Angela Alessi hielt ein Taxi an und nannte dem Fahrer Enfield als Ziel.

Enfield lag im Norden Londons, gehörte noch zu der Metropole, war jedoch ein Dorf inmitten von Wäldern und Feldern. Der Fahrer warf ihr einen überraschten Blick zu. So weite Fahrten bekam er selten, schon gar nicht nachts.

Ihm sollte es nur recht sein. Sein Fahrgast benahm sich zwar etwas merkwürdig steif und kalt, doch er sollte die junge, bildhübsche Frau ja auch nur nach Enfield bringen und sie nicht zu sich nach Hause mitnehmen. Obwohl er das gern getan hätte, wie er nach einem gründlichen Blick in den Innenspiegel feststellte.

»Fahren Sie schneller, ich habe nicht viel Zeit«, sagte die junge Frau mit schneidender Stimme.

Der Fahrer zuckte erschrocken zusammen und trat das Gaspedal tiefer durch. Jetzt wollte er seinen seltsamen Fahrgast so schnell wie möglich wieder los werden.

*

Von Süden, vom Stadtzentrum her, näherte sich das Taxi mit Angela Alessi dem Londoner Außenbezirk Enfield. Von Norden, vom freien Land her, kam ein anderer Wagen. Ein Privatauto, eine alte Klapperkiste. Am Steuer saß eine Studentin, daneben ihr Freund, ebenfalls Student. Die beiden hatten Freunde außerhalb von London besucht und kamen in bester Laune zurück.

»Schon elf Uhr«, sagte Pam Winston. »Ich bin hundemüde.«

»Dann lass mich ans Steuer«, meinte Joe. »Mir geht es noch ganz gut.«

»So habe ich das nicht gemeint«, wehrte sie ab. »Jetzt habe ich mir schon einmal den Platz am Steuer erkämpft. Da gebe ich ihn nicht so schnell wieder ab. Aber die Vorlesungen morgen. Ich glaube, ich werde den ganzen Vormittag in der Uni schlafen.«

»Morgen ist Sonntag«, gab Joe grinsend zurück. »Und wir beide machen uns einen tollen Tag.«

»Ach, richtig!« Sofort hellte sich das Gesicht des Mädchens auf. Sie hatte sich für die Party in einen nagelneuen indischen Kaftan gewickelt, in dem sie trotz der warmen Nacht zu frieren begann. »Hoffentlich sind wir bald zu Hause.«

Joe schüttelte den Kopf und stellte die Füße gegen das Armaturenbrett. »Verstehe ich nicht. Du kannst dich ja ausschlafen.«

»Mir ist kalt«, antwortete Pam und schrie im nächsten Moment auf.

»Vorsicht!«, brüllte Joe.

Pam reagierte geistesgegenwärtig, als der unbeleuchtete Wagen auf der Straße vor ihnen auftauchte. Sie rammte gedankenschnell den Fuß auf das Pedal. Kreischend fassten die Bremsen. Quietschend radierten die Reifen über den Asphalt.

Es nützte nichts mehr. Der alte Wagen krachte gegen das Heck des stehenden Autos. Metall verbog sich knirschend und krachend, Glas splitterte mit einem explosionsähnlichen Knall.

»Verdammt!«, schrie Pam.

Mit einem Ruck wollte sie die Tür aufreißen. Sie klemmte, dass Pam sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegenwerfen musste. Sie taumelte auf die Straße hinaus.

Joe stieg auf der anderen Seite aus. Er hatte nichts abbekommen, weil er sich kräftig abgestütz hatte. Ein Scheinwerfer der alten Mühle funktionierte noch. In ihrem Licht besah sich Joe den Schaden an den beiden Fahrzeugen. Es gab eine Menge zu sehen, sodass er nicht auf seine Freundin achtete.

Pam lief inzwischen zu dem Wagen, den irgendein Idiot mitten auf der Fahrbahn abgestellt hatte, und riss die Tür auf. Der wütende Wortschwall blieb ihr im Hals stecken. In dem Wagen war keiner.

Ratlos sah sie sich um, konnte jedoch niemanden entdecken, auch nicht am Straßenrand. Verärgert schaltete sie die Scheinwerfer des Unglückswagens ein. Vielleicht fand sie auf diese Weise den Schuldigen. Zumindest wurden andere Autofahrer gewarnt.

Pam Winston zog sich aus dem fremden Wagen zurück, richtete sich auf und ging nach vorne. Noch immer war sie wütend, als sie die reglose Gestalt auf der Fahrbahn erblickte.

Ihre Gedanken überstürzten sich.

Eine Frau auf der Straße. Nacht. Dazu ein verlassener Wagen.

Alles klar. Unfall mit Fahrerflucht!

Sie trat hastig einen Schritt näher. »Joe!«, rief sie erstickt.

Die Frau auf der Fahrbahn rührte sich nicht. Pam zitterte bei der Vorstellung, wie die Unglückliche durch den Unfall zugerichtet sein mochte. Trotzdem überwand sie sich und beugte sich über die Fremde.

Und dann schrie sie vor Entsetzen auf. Sie rang nach Luft.

Joe schnellte sich auf seine Freundin zu. Er packte sie an den Schultern, wollte sie schütteln, ihr zureden, ihr irgendwie helfen.

Er kam nicht dazu. Sein Blick fiel auf die reglose Gestalt auf der Straße. Und auf den Kopf des Opfers.

Sein Atem stockte. Kraftlos taumelte er gegen den fremden Wagen. Und in seinen Armen schrie Pam, bis er sich aufraffte und ihr eine schallende Ohrfeige versetzte.

Schluchzend sank sie gegen ihn.

Joe Brunel biss die Zähne zusammen, um nicht ebenfalls zu schreien. Etwas so Grauenhaftes hatte er noch nie gesehen.

*

Es kam selten vor, dass ich ein freies Wochenende hatte. Das heißt, es gab natürlich einen Dienstplan für mich. Schließlich war ich Oberinspektor bei Scotland Yard. Und da bei Behörden alles seine Ordnung haben musste, existierte besagter Dienstplan.

Trotzdem wurde mein Dienstplan oft für längere Zeit außer Kraft gesetzt. Jagd nach Dämonen und Kampf gegen das Böse in der Welt ließ sich eben nicht in das starre Arbeitsschema einer Behörde pressen.

Superintendent Powell, mein Chef, hatte das eingesehen.

Das bedeutete aber auch, dass mich Sir Powell zu den unmöglichsten Zeiten auf einen Einsatz schickte. Hätte er mich nicht so hundertprozentig unterstützt, hätte ich ihn sicherlich einen Menschenschinder genannt.

»Sie müssen sofort los«, sagte er, als der Sonntag gerade eine Minute alt war. Er sagte es über Telefon, und der Sonntag sollte für mich ein Ruhetag werden. Für mich und Jane Collins, die Privatdetektivin.

»Sie sind ein Menschenschinder, Sir«, antwortete ich höflich aber bestimmt. »Wissen Sie …«

»Schon gut«, unterbrach er mich. »Ich weiß, wie spät es ist. Ich weiß, dass ich Ihnen den Sonntag verderbe und wahrscheinlich auch die nächsten Tage. Trotzdem, Sie müssen sofort los. Fahren Sie nach Enfield.«

»Weiter ging es wohl nicht?«, unterbrach ich ihn. »Warum nicht gleich Glasgow oder Edinburgh?«

»In Enfield nehmen Sie die Great Cambridge Road«, fuhr Superintendent Powell unbeeindruckt fort.

»Great«, warf ich ein. »Ich meine natürlich, Great Cambridge Road.«

»Sie werden dann schon die richtige Stelle finden«, erklärte Powell. »Ich wünsche Ihnen viel Glück und mir bald einen ausführlichen Bericht.«

»Das Glück nehme ich gern, den Bericht spare ich mir«, antwortete ich und legte auf. Auch ein Vorgesetzter bei Scotland Yard kann um fünf nach zwölf nicht allzu viel Respekt erwarten. Außerdem wollte ich ihn nicht verwöhnen.

Ich holte den silbergrauen Bentley aus der Garage und machte mich auf den Weg. Sonntag, 5. Juni, registrierte ich automatisch in meinem Gehirn. Ich mochte keine Akten, deshalb führte ich über jeden Fall eine Akte in meinem Kopf. Ich hatte soeben eine neue Kladde begonnen. Bis jetzt stand da nur: Enfield, Great Cambridge Road. Und das Datum.

Der Rest musste noch folgen.

Er folgte genau eine dreiviertel Stunde später. Ich sah schon von Weitem die zuckenden Blaulichter der Straßensperre. Das also war die Stelle, von der Superintendent Powell gesprochen hatte.

Zwei Polizisten stoppten meinen Wagen. Einer von ihnen kam an meine Tür.

»Tut mir leid, aber hier können Sie nicht … Verzeihung, Sir!« Er salutierte. Mein Gesicht war offenbar bekannter als ich dachte. »Sie werden schon erwartet. Zwei Meilen weiter. Sie können es nicht verfehlen, Oberinspektor.«

»Noch zwei Meilen?«, fragte ich überrascht. »Und was machen Sie hier?«

»Eine Straßensperre«, antwortete er. »Wir haben Sicherheitsstufe eins. Niemand darf sich dem Tatort nähern.«

Ich pfiff durch die Zähne und gab wieder Gas. Mit einem kaum merklichen Ruck rollte der Bentley an.

Eine Sicherheitszone von zwei Meilen. Nicht schlecht. Das kam selten vor. Meinen Vorgesetzten im Yard musste es sehr darauf ankommen, dass niemand von der Sache Wind bekam. Ich wurde langsam neugierig.

Der Polizist hatte ebenso recht wie Sir Powell. Ich sah es schon von Weitem. Mindestens sieben Polizeifahrzeuge. Die Blaulichter auf den Dächern zuckten träge.

In weitem Umkreis waren Polizisten aufgestellt. Sie alle wandten der Stelle auf freier Landstraße den Rücken zu und beobachteten die Umgebung. Nicht einmal eine Maus wäre bis zu der Gruppe von Personen vorgedrungen, die sich um zwei Autos scharte.

Ich stellte den Bentley ab, zeigte am Sperrgürtel meinen Ausweis und ging näher heran.

Auf den ersten Blick wirkte alles wie ein Verkehrsunfall. Ein ganz normaler Auffahrunfall. Am Heck eines schwarzen Wagens klebte eine alte Kiste, die den Weg zum Schrottplatz nicht mehr aus eigener Kraft schaffte. Die Kühlerhaube des Klapperkastens war um die Hälfte kürzer als vorher.

Vor dem schwarzen Wagen lag eine Frau. Offenbar tot, wie ich an der unnatürlichen Stellung von Armen und Beinen erkannte. Ein Stück abseits stand der Kleinbus der Mordkommission. Zwei junge Leute saßen darin, Studenten oder Künstler, schätzte ich. Sie waren so verstört, dass sie mir leid getan hätten, wäre ich nicht mit der toten Frau beschäftigt gewesen.

»Oberinspektor Sinclair.« Der Leiter der Mordkommission kam mir entgegen. Er sah nicht viel besser aus als die jungen Leute, und das kam bei ihm selten vor. Er war abgebrüht. »Das müssen Sie sehen, Sinclair.«

»Deshalb bin ich hier, Molder«, sagte ich und trat auf die Tote zu.

Mit einem einzigen Blick erfasste ich die Situation. Sie hatte keine sichtbaren Verletzungen von einem Unfall. Der Kühler des schwarzen Wagens war nicht eingebeult, kein Scheinwerfer zerbrochen.

In diesem Moment gab Molder ein Zeichen. Seine Leute schalteten Standscheinwerfer ein. Vom Kleinbus her kam ein Aufschrei. Die junge Frau hatte ihn ausgestoßen.

Ich verstand sie gut. Die Tote sah entsetzlich aus.

Sie lag auf dem Rücken, und doch konnte ich nur ihren Hinterkopf sehen. Jemand hatte ihr das Gesicht auf den Rücken gedreht.

Ich zog die Unterlippe zwischen die Zähne und biss kräftig darauf. Der Schmerz brannte. Nein, ich träumte nicht.

Es war die berüchtigte Methode, wie Geister ihre Opfer töteten.

Zu allen Zeiten hatte man solche Leichen gefunden. Auf der ganzen Welt. Und immer hatten sich die Leute schaudernd bekreuzigt, weil sie wussten, dass sie vor einem Opfer der Finsternis standen. Erst in der Gegenwart waren Leichen dieser Art seltener geworden.

Auch Dämonen stellten sich auf die veränderten Zeiten ein. Wenn heute irgendwo auf der Welt ein Toter mit dem Gesicht auf dem Rücken gefunden wurde, wusste es wenige Stunden später die gesamte Menschheit. Im Zeitalter der TV-Satelliten konnten sogar alle Menschen den schauerlichen Toten sehen.

Meistens legten die Mächte der Finsternis keinen Wert auf solche Propaganda durch die Massenmedien. Sie bevorzugten daher unauffälligere Mittel, um den Menschen zu schaden. Das hier war eine Ausnahme. Und ausgerechnet in London!

Ich wandte mich an Oberinspektor Molder. »Wer weiß davon?«

Er zuckte die Schultern und machte eine Geste, die alle Polizisten einschloss. »Und natürlich Superintendent Powell, meine Männer und die beiden dort.« Er zeigte auf die jungen Leute, die genauso blass wie Leichen waren. »Sie haben die Tote gefunden.«

»In Ordnung.« Ich warf einen langen Blick auf die Tote. »Meinetwegen können Sie nach Hause fahren und die Unglückliche mitnehmen.«

Er blickte mich überrascht an. »Wollen Sie den Tatort nicht untersuchen, Sinclair?«

Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Wir arbeiten zwar beim selben Verein, Molder, aber ich habe andere Methoden.«

Wäre ich ganz ehrlich gewesen, hätte ich sagen müssen:

Normale kriminalistische Untersuchungen helfen mir nicht weiter. Und in diesem Fall habe ich noch nicht die geringste Ahnung, was ich unternehmen kann.

Denn das war die Wahrheit. Vorläufig gab es für mich nicht den kleinsten Anhaltspunkt.

Aber ich war sicher, dass sich das bald ändern würde. Dämonen, die so grausam vorgingen, suchten sich bald ein neues Opfer. Und noch eines. Und wieder eines.

Falls ich sie nicht unschädlich machte. Und genau das hatte ich vor.

*