John Sinclair 54 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 54 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979!

Die grüne Hölle von Florida.

Zagarro war ein Einzelgänger, der vor vielen Jahren im Urwald von Florida sein Unwesen trieb. Ohne ersichtlichen Grund war er damals verschwunden, bis eine Revolverkugel den Vampir aus dem Tiefschlaf erweckte. Jetzt steht Zagarro auf seinem ehemaligen Grab, bereit, neue Schreckenstaten in der grünen Hölle von Florida zu begehen ...

John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 125

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDie grüne Hölle von FloridaVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Die grüne Hölle von Florida

Zagarro war ein Einzelgänger, der vor vielen Jahren im Urwald von Florida sein Unwesen trieb. Ohne ersichtlichen Grund war er damals verschwunden, bis eine Revolverkugel den Vampir aus dem Tiefschlaf erweckte. Jetzt steht Zagarro auf seinem ehemaligen Grab, bereit, neue Schreckenstaten in der grünen Hölle von Florida zu begehen …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2808-7

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Die grüne Hölle von Florida

Wir hatten keine Ahnung von seiner Existenz, als wir nach Fort Lauderdale in Florida kamen, um Urlaub zu machen. Durch Zufall erfuhren wir von ihm, einem grausamen Vampir namens Zubin Zagarro, der vor vielen Jahren sein Unwesen getrieben hatte und dann ohne ersichtlichen Grund verschwunden war.

Er war nicht tot. Er schlief nur irgendwo in der endlosen Weite der Everglades.

Eine einzige Revolverkugel war für seine Rückkehr verantwortlich. Er stand auf aus seinem irdenen Grab, um seine Schreckenstaten fortzusetzen. – Suko und ich wussten nicht, wie schwierig es werden würde, ihm sein blutiges Handwerk zu legen …

Dschungel. Dunstig, düster und unheimlich. Sumpfig und voller Gefahren. So bieten sich die Everglades von Florida an. Die einen nennen diesen Landstrich das Paradies, die andern bezeichnen ihn als Hölle.

Langsam tuckerte Ed Melvilles Ausflugsboot durch diese verfilzte Einsamkeit. Melville war ein kleiner weißhaariger Mann mit weißem Stoppelbart, dem Rum sehr zugetan. Er war aufgeschwemmt und hatte fast immer glasige Augen.

Und er war abergläubisch. Das ganz besonders. Was immer für verrückte Geschichten man ihm erzählte, er glaubte jedes Wort davon. Sein Kommentar dazu war stets der Gleiche: »Es könnte sein. Alles kann sein. Der Teufel ist erfinderischer, als wir es uns in unseren wildesten Träumen ausmalen können.«

Die schlammige Wasserstraße verengte sich.

Beiderseits rückten Farne, Schlinggewächse und bizarr geformte Baumgebilde näher an das Boot heran. Kreischend nahmen Vögel Reißaus. Hinter der immer grünen Blattwand preschte ein Tier davon, das man nicht sehen konnte.

Ed Melville nahm die speckige Mütze ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Eine verrückte Gesellschaft war das, die ihn und sein Boot gemietet hatte. Zwei Mädchen und drei Männer. Jung, nett, übermütig und ausgelassen. Sänger waren es. Eine Gruppe, die an einem Wettbewerb in Fort Lauderdale teilnehmen wollte.

Um zwischen den anstrengenden Proben auszuspannen, hatten sie Melvilles Ausflugsboot gechartert. Sie lärmten wie Kinder. Besonders die beiden blonden Mädchen kicherten ununterbrochen. Unbekümmerte Jugend.

Aber die vier Sänger zusammengenommen waren nicht so verrückt wie ihr dicker Manager. Er hieß Butch Wooley und zückte in unregelmäßigen Abständen seinen großen Flachmann, um jeweils einen kräftigen Schluck Bourbon zu nehmen.

Ed Melville leckte sich die Lippen, aber Butch Wooley bot ihm die Flasche nicht an. So blieb Melville nichts anderes übrig, als hin und wieder heimlich, wenn keiner ihn beobachtete, an seiner sorgfältig versteckten Rumflasche zu nuckeln.

Der Manager der Gruppe hatte ziemlich einen in der Krone, als Ed Melville sein Ausflugsboot wieder auf heimatlichen Kurs brachte.

Wooley stellte sich mit vorgewölbtem Bauch neben den Schiffseigner, legte ihm gönnerhaft die Hand auf die Schulter und sagte: »Prachtvolle Gegend, Mr. Melville. Sie sind zu beneiden.«

»Ach, wissen Sie, wenn man diese Gegend jeden Tag sieht, wächst sie einem langsam, aber sicher zum Hals heraus.«

»Da haben Sie recht. So geht’s mir mit New York. Ich lebe da. Aber ich finde die Stadt zum Kotzen.«

»Warum ziehen Sie nicht weg?«

»Wohin denn? San Francisco? Chicago? Washington? Ist alles New York – wenn Sie verstehen, was ich damit meine.« Butch Wooley strich sich eine fettige braune Haarsträhne aus der Stirn. Er wies mit dem Daumen über die Schulter. »Wie gefallen Ihnen meine Schützlinge, Mr. Melville?« »Nette Leute. Wenn sie so singen, wie sie aussehen …«

»Soll ich Ihnen was verraten? Diese Leute werden den Wettbewerb gewinnen. Man führt sie bereits als Geheimtip. Die Konkurrenz hat gegen sie keine Chance. Der Song ist gut. Sie können ihn richtig bringen. Ihre Show kommt an. Sie können mich beim Wort nehmen, Melville, von diesen vier jungen Leuten wird man in Zukunft noch sehr viel hören. Die haben eine steile Karriere vor sich.«

Ed Melville grinste. »Dann bin ich ja mit künftigen Berühmtheiten unterwegs.«

»Darauf können Sie setzen.«

Ed Melville warf einen Blick zum Himmel, der allmählich grau wurde.

Er hatte die Fahrt zu sehr ausgedehnt.

Das behagte ihm nun nicht. Er liebte die Dämmerung nicht. Sie war ihm unheimlich. Er hatte Angst vor ihr und vor allem, vor dem was sie in sich bergen konnte.

Butch Wooley holte einen stumpfnasigen Colt Cobra hervor. Er zeigte dem Schiffseigner die Waffe und grinste.

»Ein schönes Stück, wie?«

Ed Melvilles Gesicht wurde ernst. »Woher haben Sie denn die Kanone, Mr. Wooley?«

»Ein Typ, der dringend ein paar Dollar brauchte, hat sie mir angeboten. Ich hab’sie gekauft.«

»Wozu denn?«

»New York ist ein Hexenkessel. Täglich werden Menschen überfallen. Bislang bin ich darum stets herumgekommen. Aber wo steht geschrieben, dass es mir ewig erspart bleiben wird?«

»Und was tun Sie dann?«

»Ich zieh’die Kanone – und der Typ, der mir an die Brieftasche will, macht ’ne Fliege.«

»Oder er dreht durch, wenn er die Waffe sieht und legt Sie um.«

»Sie halten wohl nicht viel von Waffen.«

»Überhaupt nichts«, sagte Ed Melville.

Wooley steckte das Schießeisen wieder weg. Er trank seinen Flachmann leer und kehrte zu seinen Schützlingen zurück.

Zwielicht senkte sich auf die Everglades herab. Grau in Grau war die Umgebung nun. Ed Melville fütterte den alten Dieselmotor mit mehr Treibstoff.

Es drängte ihn, nach Fort Lauderdale zurückzukommen. Die ersten Nachtvögel meldeten sich mit ihrem Geschrei. Melville nagte an seiner Unterlippe. Spukhaft kam ihm die dämmerige Szene vor. Hunderte Schauergeschichten, die man sich über die nächtlichen Everglades erzählte, fielen ihm ein.

Sie beunruhigten ihn.

Er vernahm über sich ein schnelles Schwirren und Flappern. Erschrocken hob er den Kpof.

In der nächsten Sekunde übersprang sein Herz einen Schlag. Eiskalt rieselte es ihm über den Rücken.

»Die weiße Fledermaus!«, stieß er gepresst hervor. »Sie existiert also nicht nur in der Legende. Es gibt sie wirklich.«

Der Bootsbesitzer bekreuzigte sich hastig.

Butch Wooley hatte die weiße Fledermaus ebenfalls entdeckt. »He!«, rief er seinen Schützlingen zu. »He, seht doch mal. Habt ihr in eurem Leben schon mal eine weiße Fledermaus gesehen?« Er streckte den Arm aus. »Dort fliegt sie. Jetzt kommt sie zurück. Sie begleitet uns. Ein prachtvolles Exemplar ist das. Aber nicht ungefährlich. Diese Fledermäuse sind Blutsauger. Ja. Tatsache. Das sind Vampire. Sie ernähren sich von Blut. Hoffentlich nicht von unserem, hahaha!«

Die weiße Fledermaus schwirrte über die Köpfe der Passagiere hinweg. Die beiden Mädchen kreischten erschrocken auf.

Das war fur Butch Wooley Grund genug, augenblicklich seinen neu erstandenen Colt zu ziehen.

»Keine Angst, Girls, euer Manager beschützt euch schon vor diesem Ungeheuer. Wenn das Biest wiederkommt, knall’ich es ab!«

Ed Melville schüttelte erschrocken den Kopf. »Nein, Mr. Wooley! Das dürfen Sie nicht! Niemand darf die weiße Fledermaus töten.«

»Sie hat meine Mädchen erschreckt!« , sagt Butch Wooley ärgerlich.

»Butch, sie kommt zurück!«, rief einer der Sänger.

Wooley entsicherte die Waffe. Er kniff die glasigen Augen zusammen und presste die Kiefer aufeinander.

»Um alles in der Welt, tun Sie’s nicht!«, schrie Ed Melville.

»Sagen Sie mal, was haben Sie denn?«, ärgerte sich der Manager. »Stehn die Biester etwa unter Naturschutz?«

»Das nicht, aber …«

»Na also. Dann brenn’ich diesem fliegenden Teufel jetzt mal ein Loch in die Haut.«

»Wenn Sie die weiße Fledermaus töten, bringt das Unglück!«

»Ach was. Aberglaube. Altweibergewäsch. Das sollte einen Mann wie Sie nicht kümmern, Mr. Melville!« Butch Wooley zielte sorgfältig. Die weiße Fledermaus stand einen kurzen Moment still.

Ed Melville ließ das Steuer los. Er hastete zu Wooley, wollte diesen daran hindern, die Fledermaus abzuschießen.

Butch Wooley bekam von ihm einen Stoß, als er den Stecher durchzog. Brüllend entlud sich die Waffe. Die Kugel streifte die weiße Fledermaus nur. Das Tier wurde hochgewirbelt. Aufgeregt flatternd torkelte es durch die Luft. Höher, immer höher flog die angeschossene Fledermaus. Sie taumelte in das immer intensiver werdende Grau der Dämmerung hinein und schien sich Augenblicke später darin aufzulösen.

Butch Wooley fuhr wütend herum. »Sie verdammter Narr. Was ist denn bloß in Sie gefahren? Ich hätte das Tier getroffen, wenn Sie mich nicht gestoßen hätten.«

Ed Melville schluckte trocken. Er senkte den Blick.

Heiser kam es aus seiner zugeschnürten Kehle. »Sie haben sie tödlich verletzt, Mr. Wooley. Die weiße Fledermaus wird sterben.«

»Umso besser. Dann wird sie wenigstens keine jungen Mädchen mehr erschrecken!«

Ed Melville schüttelte langsam den Kopf. »Sie wissen nicht, was Sie sagen, Mr. Wooley. Sie haben keine Ahnung, welches Unheil Sie mit diesem Schuss heraufbeschworen haben – Sie Unglücklicher …«

*

Wir hatten in Miami Beach zu tun gehabt. Ein Dämon sollte dort zwei britische Staatsbürger grausam getötet haben. Superintendent Powell, mein unmittelbarer Vorgesetzter bei Scotland Yard, hatte mich sofort losgeschickt, um der Sache auf den Grund zu gehen. Es stellte sich heraus, dass die beiden Engländer von einem Wahnsinnigen umgebracht worden waren. Also kein Fall für einen Geisterjäger.

Da wir nun schon mal in Florida waren, suchte ich telegrafisch um ein paar Tage Urlaub an, die Powell mir – wenn auch schweren Herzens – bewilligte. Mit Ferien bin ich ohnedies seit Jahren im Rückstand.

Mein chinesischer Freund und Partner Suko und ich reisten nach Fort Lauderdale, um da mal so richtig auszuspannen. Als einzige Stadt in Florida hat Fort Lauderdale einen zehn Kilometer langen öffentlichen Strand. Mit Venedig wird diese Stadt wegen der vielen Kanäle verglichen, die sie kreuz und quer durchziehen.

Wir wohnten im Baltimore Hotel auf dem Atlantic Boulevard.

Und wir hatten bereits eine nette Bekanntschaft gemacht.

Ein Glück, dass Jane Collins nicht in der Nähe war, denn die Jornalistin Rachel March war eine echte Konkurrenz für meine Freundin.

Rachel war honigblond, und ihrer natürlichen Schönheit musste kaum mit kosmetischen Raffinessen nachgeholfen werden. Sie unterstützte ihr gewinnendes Aussehen lediglich mit einem einfachen, jedoch sehr ansprechenden Make-up

Suko war nicht wiederzuerkennen.

Er war ganz aus dem Häuschen, seit wir Rachel March kennengelernt hatten. Der Hüne mit dem Pfannkuchengesicht und dem schwarzen, schütteren, in der Mitte gescheitelten Haar schien seine letzte Eroberung fast vergessen zu haben.

Er führte sich auf wie ein Primaner, der zum ersten Mal in seinem Leben hinter einem Weiberrock herläuft. Vergeblich.

Ich! Ich hatte es ihr angetan – obwohl ich nicht das mindeste dazu getan hatte.

Zum ersten aus Rücksicht auf Suko.

Zum zweiten aus Rücksicht auf Jane Collins.

Wir saßen in der Polo longue unseres Hotels beisammen, und Suko schaute die Journalistin wieder mit Glubschaugen an.

Rachel trug ein Kleid aus stoffweichem Rauhleder. Der Ausschnitt hatte anfangs sogar mir den Atem genommen. Inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt. Ich versuchte, darüber hinwegzusehen. Aber das war bei Gott nicht einfach.

Wir hatten Long Drinks vor uns stehen. Mit sehr viel Eis. Und mit lustig gestreiften Trinkhalmen. Beim Trinken warf Rachel mir einen Blick zu, der Suko in der Seele wehtun musste. Sie sagte mir mit den Augen, dass sie gern mit mir allein gewesen wäre, aber das konnte ich meinem Freund nicht antun.

Nachdem sie getrunken hatte, griff sie nach ihrer Handtasche und entschuldigte sich für einen Augenblick.

Suko blickte ihr wehmütig nach.

Dann musterte er mich kopfschüttelnd und meinte verständnislos: »Sag mal, John, was hast du an dir, was ich nicht habe?«

»Charme«, gab ich zurück.

»Den hatte ich schon, als du noch in den Windeln gepfiffen hast.«

»Vielleicht machst du irgend etwas falsch.«

»Ja. Ich sollte mich nicht mit dir an einen Tisch setzen«, brummte Suko grimmig.

Rachel kam zurück. Ihre Lippen leuchteten verführerisch rot. Sukos Blick heftete sich darauf und blieb daran kleben. Die Journalistin war nach Fort Lauderdale gekommen, um für ihr Blatt, das in Tampa herausgebracht wurde, über den Sängerwettbewerb zu berichten.

Nebenbei wollte sie einer anderen Sache auf den Grund gehen, wie sie uns erzählte.

Einer Legende.

Der Legende von Zubin Zagarro.

Sie erzählte uns davon: »In dieser Gegend soll vor vielen, vielen Jahren einmal ein Vampir sein Unwesen getrieben haben.«

Ich horchte auf. Die Geschichte interessierte mich auf Anhieb. Ich bat Rachel, uns mehr darüber zu berichten.

»Sein Name«, fuhr das blonde Mädchen fort, »war Zubin Zagarro. Er tötete viele Menschen. Seine Grausamkeiten versetzten die Menschen, die hier wohnten, in Angst und Schrecken. Eines Tages verschwand er. Spurlos.«

»Was heißt das?«, fragte Suko, der sich für diese Story gleichfalls interessierte.

Rachel sog wieder an ihrem Trinkhalm. Dann hob sie die Schultern. »Niemand hat Zubin Zagarro getötet. Niemand hat ihn vertrieben. Er stellte sein grausiges Treiben selbst ein und ließ die Menschen fortan in Ruhe.«

»Das heißt, er könnte jederzeit wieder auftauchen«, sagte Suko.

»Es könnte passieren«, sagte die Journalistin. »Die Legende sagt: Wenn jemand die weiße Fledermaus tötet, die in den Everglades lebt, dann kommt Zubin Zagarro zurück.«

Suko leckte sich die Lippen. »Da kann ich nur sagen: Möge die weiße Fledermaus tausende von Jahren alt werden.«

*

Sie starb!

Sie torkelte durch die Luft. Mehr und mehr verließen sie die Kräfte. Doch sie hatte ihr Ziel noch nicht erreicht. Verzweifelt kämpfte sie gegen das vorzeitige Ende an. Ihre weißen Flügel flappten. Sie sank tiefer, quälte sich wieder hoch, überflog den düsteren Sumpf, während laufend Blut aus der tödlichen Schusswunde tropfte.

Es war nicht mehr weit.

Die weiße Fledermaus spürte es.

Sie hatte es bald geschafft.

Mit zuckenden Flügeln schwebte sie auf die riesige schwarze Öffnung einer unheimlichen Erdhöhle zu. Mit letzter Kraft tauchte sie in das tintige Dunkel ein. Wie ein Trichter lief die Erdhöhle zusammen.

Zubin Zagarros Versteck. Hierher hatte er sich zurückgezogen, um die Zeiten zu überdauern, während seine Seele in der Gestalt der weißen Fledermaus die Entwicklungen verfolgte. Zuckend und zappelnd wirbelte das Tier bis zum Ende der Erdhöhle. Dort stürzte es auf den Boden und verendete.

Das Blut der weißen Fledermaus tränkte den Boden.

Das Tier verging.

Sein Fleisch löste sich auf. Es lag nur noch das Skelett auf der Erde, doch auch dieses wurde rasch brüchig und zerfiel alsbald zu Staub.

Zurück blieb ein dunkler Blutfleck, der in die Erde einsickerte und Zubin Zagarro wiederbelebte. Der Vampir würde wiedererstarkt aufstehen und seine schrecklichen Taten fortsetzen.

Seine Rückkehr war nicht mehr aufzuhalten.

Die Erde knirschte. Sie wölbte sich, denn eine ungeheure Kraft drückte sie nach oben. Mit einem hässlichen Geräusch brach die Erde sodann auf.