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Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979!
Hexenverbrennung.
Seit wenigen Minuten erst saß ich an meinem Schreibtisch und wollte das Protokoll zu meinem letzten Fall aufsetzen. Die Horror-Disco lag mir noch schwer im Magen, außerdem hatte ich keine Lust, mich um den öden Papierkram zu kümmern. Ich brauchte ein paar Tage Ruhe.
Wie weggeblasen war meine Müdigkeit, als sich eine junge Blondine verführerisch über meinen Schreibtisch beugte. Ihre Haut schimmerte blass, ihre Haare glänzten wie Seide, und ihre Figur war zauberhaft. Ich war hin und weg. Wie gebannt starrte ich in die himmelblauen Augen. Da riss mich ihre Stimme aus meinen Träumen. "Bitte helfen Sie mir, Mr. Sinclair, ich bin eine Hexe."
John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 136
Veröffentlichungsjahr: 2015
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Seit wenigen Minuten erst saß ich an meinem Schreibtisch und wollte das Protokoll zu meinem letzten Fall aufsetzen. Die Horror-Disco lag mir noch schwer im Magen, außerdem hatte ich keine Lust, mich um den öden Papierkram zu kümmern. Ich brauchte ein paar Tage Ruhe.Wie weggeblasen war meine Müdigkeit, als sich eine junge Blondine verführerisch über meinen Schreibtisch beugte. Ihre Haut schimmerte blass, ihre Haare glänzten wie Seide, und ihre Figur war zauberhaft. Ich war hin und weg. Wie gebannt starrte ich in die himmelblauen Augen. Da riss mich ihre Stimme aus meinen Träumen. „Bitte helfen Sie mir, Mr. Sinclair, ich bin eine Hexe.“
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-2813-1
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
Seit wenigen Minuten erst saß ich an meinem Schreibtisch und wollte das Protokoll zu meinem letzten Fall aufsetzen. Die Horror-Disco lag mir noch schwer im Magen, außerdem hatte ich keine Lust, mich um den schnöden Papierkram zu kümmern. Ich brauchte ein paar Tage Ruhe.
Wie weggeblasen war meine Müdigkeit, als sich eine junge Blondine verführerisch über meinen Schreibtisch beugte. Ihre Haut schimmerte wie Alabaster, ihre Haare glänzten wie Seide, und ihre Figur war zauberhaft – ich war von den Socken. Wie gebannt starrte ich nicht nur in die himmelblauen Augen. Da riss mich ihre Stimme aus meinen Träumen. »Bitte helfen Sie mir, Mr. Sinclair, ich bin eine Hexe.«
Wenn man vor das kleine, verwahrloste Haus an der Themse trat, konnte man eben noch die Spitzen der Tower Bridge und die Zinnen der höchsten Türme des Towers sehen. Ansonsten ahnte man nicht, dass man sich inmitten einer Millionenstadt befand.
Das Grundstück war ringsum von einer mannshohen Hecke umgeben. Im Laufe von Jahrzehnten waren die stacheligen Büsche so miteinander verwachsen, dass sie eine undruchdringliche Mauer bildeten. Die Hecke hielt alle ungebetenen Besucher fern.
Es gab aber niemanden, der sich für dieses Grundstück und das dazugehörige alte Haus interessierte. In der Nachbarschaft lagen die riesigen Dockanlagen. Und die Leute, die in Sichtweite wohnten, mieden das gespenstisch anmutende Haus.
Sie nannten es >das Hexenhaus an der Themse‹.
Sie ahnten gar nicht, wie recht sie hatten! Es diente wirklich Hexen als Unterschlupf. Mächtige alte Bäume schirmten das Tageslicht ab. Unter den entblätterten Kronen der Laubbäume und den Zweigen der riesigen schwarzen Tannen herrschte immer Dämmerlicht.
Normalerweise kamen die Hexen in der Dunkelheit hierher, um ihre Beschwörungen durchzuführen. An diesem zehnten Dezember machten sie eine Ausnahme. Es war so dringend, dass sie die Mitternacht nicht erwarten konnten.
Drei Frauen näherten sich aus verschiedenen Richtungen dem Garten, schlüpften durch die Pforte, hinter der ein Bluthund wachte, und verschwanden in dem Haus, das aussah, als würde es jeden Moment in sich zusammenstürzen.
Die Satansdienerinnen hatten jedoch keine Angst. Sie wussten, dass sie von ihrem höllischen Herrn beschützt wurden, solange sie sich in den Mauern seines Ruhmestempels aufhielten. Zu wichtig war für Satan dieser Stützpunkt inmitten von London, als dass er ihn hätte verfallen lassen.
Die drei Frauen sprachen nicht miteinander, als sie sich im ehemaligen Wohnzimmer auf den Boden setzten. Sie fassten einander an den Händen und schlossen die Augen.
Im ganzen Haus gab es kein einziges Möbelstück. Überall lag fingerdick der Staub.
Im krassen Gegensatz dazu stand der kostbare Teppich, der den Wohnzimmerboden bedeckte. Aus feinster Seide, spielte er in allen Farben. Symbole der Schwarzen Magie waren vor undenklichen Zeiten in den Untergrund gestickt worden. Sie besaßen noch heute ihre Kraft, die durch die Beschwörungsgesänge der drei Hexen sogar verstärkt wurde.
Mit fest zusammengepressten Augen konzentrierten sich die Frauen auf ihr Ziel. Alle ihre Wünsche richteten sich auf Mara Lacatte. Sie wollten sehen, wo sie sich im Moment aufhielt.
Die finsteren Geister der Dämonenwelt kamen ihnen zu Hilfe. Vor den geistigen Augen der Hexen entstand das Abbild eines nüchtern eingerichteten Büros. Sie entdeckten Mara Lacatte vor dem Schreibtisch, und sie erkannten den großen, blonden, blauäugigen Mann hinter dem Tisch. Hätten sie noch Zweifel gehabt, so identifizierte ihn eindeutig eine sichelförmige Narbe auf der rechten Wange, ein Andenken an einen seiner zahlreichen Kämpfe gegen das Böse.
»John Sinclair!«, schrien die Hexen wie aus einem Mund hasserfüllt auf. »Verflucht seist du, John Sinclair! Das Böse möge über dich kommen und dich hinwegfegen!«
Der Boden erzitterte, als die drei Hexen in wilde Verwünschungen ausbrachen und ihre magische Macht gegen das Büro von Scotland Yard schleuderten, in dem sich John Sinclair, der Geisterjäger, und Mara Lacatte aufhielten.
*
Schlagartig war der Bann erloschen, in den mich Mara Lacatte geschlagen hatte. Auch die Raumtemperatur sank wieder auf das normale Maß, sofern ich mir nicht nur diese drückende’ Schwüle eingebildet hatte.
Ich spürte die Gefahr. Seit Jahren kämpfte ich gegen das Böse und seine Auswüchse. Und das Böse bekämpfte mich, in jeder nur erdenklichen Gestalt. Wieso nicht auch in einer so schönen, betörenden Gestalt wie der Mara Lacattes?
Ihr Lächeln vertiefte sich noch mehr. Ihre blauen Augen waren wie klare Bergseen und strahlten mir lockend entgegen.
»John Sinclair, Sie müssen mir helfen«, flüsterte sie. »Sie müssen! Sonst bin ich verloren!«
Mein Spezialkoffer mit den Waffen gegen das Böse stand im Schrank. An ihn kam ich nicht schnell heran. Aber meine Beretta, mit geweihten Silberkugeln geladen, steckte im Schulterhalfter. Und um den Hals trug ich mein Silberkreuz mit den Symbolen des Guten. So leicht konnte mir nichts passieren.
Ich überwand die erste Verblüffung und lehnte mich zurück. Dabei spielte ich den Entspannten, war jedoch voll konzentriert. Sie sollte kein leichtes Spiel mit mir haben, wenn sie etwas plante.
»Das müssen Sie mir schon genauer erklären, Miss Lacatte«, erwiderte ich und sprach sie absichtlich nicht mit ihrem Vornamen an. »Wenn Hexen auf diesem Stuhl sitzen, führen sie etwas gegen mich im Schild! Oder ich habe sie ihrer Taten überführt. Dann sind sie mir auch nicht gerade gewogen. Es ist besser, Sie packen aus!«
Sie machte ein verlegenes Gesicht. »Oh, Sie missverstehen mich gründlich, John! Ich wende mich vertrauensvoll an Sie!«
Das Telefon auf meinem Schreibtisch klingelte. Ich hatte zwar Glenda Perkins, meiner Sekretärin gesagt, ich wollte nicht gestört werden, aber offenbar war es wichtig.
»Ja?«, sagte ich in den Hörer.
»Miss Collins möchte mit Ihnen sprechen«, sagte Glenda verstimmt. Sie war. auf Jane Collins, die hübscheste Privatdetektivin der Welt, eifersüchtig.
Ich hob den Hörer ab.
»Hallo, John!«, sagte Jane einschmeichelnd. Ich kam langsam in Bedrängnis. An diesem zehnten Dezember umschmeichelte mich ständig ein anderes weibliches Wesen. Dabei wollte ich nur schlicht und einfach meinen Dienst als Oberinspektor bei Scotland Yard erfüllen. »Wie geht es dir, Darling?«
»Gut, danke«, sagte ich leicht nervös, weil ich ständig mit einem Angriff dieser undurchsichtigen Mara Lacatte rechnete. »Ich …«
»Darling!« Janes Stimme schlängelte sich honigsüß in mein Ohr. »Wir haben uns schon viel zu lange nicht gesehen. Wie wäre es, wenn wir gemeinsam zu Mittag essen gehen und …«
»Jane, hör zu!«, unterbrach ich sie hastig. »Ich bin im Moment schwer beschäftigt und …«
Sofort veränderte sich der Klang ihrer Stimme. »Wenn du so sprichst, John Sinclair, dann hast du eine schöne Frau in deiner Nähe, die dir noch schönere Augen macht!«
»Jane, ich habe gerade ein dienstliches Gespräch mit einer Hexe«, erwiderte ich. »Du kannst doch nicht eifersüchtig sein, wenn …«
»Ich lasse mich von dir nicht auf den Arm nehmen«, erklärte Jane, und ihre Stimmte rutschte in den Eiskeller. »Überlege dir für das nächste Mal eine bessere Ausrede!«
Klick! Temperamentvoll, wie Jane Collins nun einmal war, hatte sie den Hörer auf den Apparat geknallt. Ich wandte mich wieder an Mara Lacatte.
»Ich höre!«
»Ich bin eine Hexe.« Sie zuckte die Schultern. »Ich besitze alle Fähigkeiten einer Hexe. Irgendwann vor vielen Jahren bin ich in den Bund aufgenommen worden. Ich war noch sehr jung. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Wichtig ist, dass ich nie wirklich dazugehören wollte. Ich bin gegen meinen Willen in diese Sache hineingerutscht. Und ich habe mich nie an bösen Taten beteiligt. Ich war nur eine Mitläuferin der Hexenzunft.«
Sie sah mich erwartungsvoll an, aber es war noch zu früh, Stellung zu nehmen. Erst wollte ich die ganze Geschichte hören und womöglich überprüfen.
»Jetzt habe ich die Nase endgültig voll«, erklärte Mara Lacatte entschieden. »Ich will nichts mehr von meinen Schwestern wissen, nichts mehr von Satansmessen und von der Glorie des Bösen, die in aller Welt verbreitet werden muss. Ich möchte eine normale junge Frau sein, die ein stinklangweiliges Leben führt. Verstehen Sie das?«
»Und ich soll Ihnen dabei helfen?«
Sie lächelte zaghaft. »Ich habe es gehofft.«
Ich schüttelte vorsichtig den Kopf. »Sie erwarten zu viel, fürchte ich. Was soll ich tun? Sie von Ihren Hexenschwestern loskaufen? Oder in Schutzhaft nehmen? Sie wissen genau, dass das keinen Sinn hätte. Wenn sich Ihre Schwestern rächen wollen, erreichen sie Sie, wo sie wollen. Sie müssen sich gegen magische Angriffe selbst abschirmen.« Ich traute dem Frieden noch nicht und wartete ab.
»Darum geht es doch gar nicht.« Das Lächeln in ihrem Gesicht erlosch und machte tiefer Besorgnis Platz. »Mit meinen Schwestern werde ich allein fertig. Sie können mich nicht direkt angreifen, weil sie meine Fähigkeiten kennen. Ich war immer genauso gut wie sie, aber ich habe mein Wissen nicht in die Dienste des Bösen gestellt.«
»Weiß ich bereits«, sagte ich und winkte ab. Für mich schränkte ich ein, dass sie es nur behauptet hatte, dass ich es aber gar nicht wusste.
»Ich hatte eine Vision.« Maras Augen bekamen einen flehenden Ausdruck. »Ich habe mich selbst in einer Gefängniszelle gesehen. Als Opfer eines Justizirrtums. Meine Schwestern planen gegen mich ein Komplott. Weil sie mich nicht mit ihren magischen Fähigkeiten ausschalten können, werden sie mir eine andere Falle stellen. Sie werden einen Mord begehen, für den ich büßen soll. Sie wollen mich lebenslänglich hinter Gitter bringen! Und das müssen Sie verhindern, John!«
Sie streckte mir die Hand entgegen, aber ich ergriff sie nicht. Diese Geschichte hörte sich zu unglaubwürdig an. Vielleicht hatte ich gar keine Hexe vor mir, sondern eine Frau, die sich wichtig machen wollte und die gehört hatte, dass der Yard eine Sonderabteilung zur Bekämpfung von Geistern und Dämonen eingerichtet hatte.
»Vielleicht können Sie mir Ihre magischen Fähigkeiten beweisen?«, schlug ich reserviert vor.
Mara Lacatte blickte mich überrascht an. Jetzt macht sie gleich einen Rückzieher, dachte ich grimmig. Also doch eine Hochstaplerin und Schwindlerin!
Im nächsten Moment ertönte dumpfes Brausen. Ich zuckte zusammen, aber ich reagierte zu spät. Ehe ich etwas unternehmen konnte, fegte ein fürchterlicher Sturm durch mein Büro und schleuderte mich von meinem Stuhl.
Ich prallte hart gegen die Wand und verlor fast das Bewusstsein.
Um mich herum tobte die Kraft der Hölle.
*
In Japan hatte ich mich während eines Einsatzes vom Sturmdämon hoch in den Himmel tragen lassen. Für Sekunden fühlte ich mich zurückversetzt! Genau wie damals schwebte ich schwerelos, durchgerüttelt von Sturmböen und hin und her gerissen von Windhosen und Taifunen.*) Siehe John Sinclair Nr. 37, »Panik in Tokio«
Die Papiere flogen von meinem Schreibtisch hoch und trieben unter der Decke. Sogar der Schreibtisch hob sich und fiel mit donnerndem Poltern wieder auf den Boden zurück. Sekundenlang drohte der schwere Aktenschrank zu kippen.
Das Telefon knallte wie von Geisterhand bewegt gegen die Wand. Hinterher waren nur noch Trümmer übrig. Die Stühle segelten gegen die Decke und barsten.
Dieses infernalische Toben dauerte erst wenige Sekunden, aber mein Büro war vollständig verwüstet.
Und inmitten dieses Chaos saß Mara Lacatte, in ein rötliches Schimmern eingehüllt, völlig unberührt von den Orkanstößen. Ihre Augen blickten entrückt ins Nichts.
»Aufhören!«, brüllte ich ihr zu. »Hören Sie auf!«
Ich hatte sie gebeten, mir eine Vorstellung zu geben, aber doch nicht so!
Sie reagierte nicht, und der Sturm tobte weiter. Keuchend und nach Luft ringend stemmte ich mich auf Hände und Knie hoch und robbte auf Mara zu. Wenn sie noch lange weitermachte, mussten wir für Scotland Yard ein neues Gebäude errichten.
Es wurde noch schlimmer. Nebelfetzen trieben mit wahnwitziger Geschwindigkeit durch mein Büro, verdichteten sich und bildeten Dämonenfratzen aus, die im nächsten Moment wieder zerflossen.
Ächzend kämpfte ich mich voran. Als wäre ich in einem zähklebrigen Brei gefangen, kam ich kaum von der Stelle. Das rote Leuchten um Mara verstärkte sich. Nicht eines ihrer goldblonden Haare bewegte sich, obwohl der Sturm an Heftigkeit zunahm und mich wieder gegen die Wand zu drükken drohte.
In höchster Bedrängnis stemmte ich die Füße gegen den Boden und riss mein Hemd über der Brust auf.
Das silberne Kreuz, das ich an einer silbernen Kette um den Hals trug, leuchtete hell auf. An den vier Balkenenden waren die Symbole der vier Erzengel eingraviert.
Die Kraft des Guten stemmte sich den dämonischen Einflüssen entgegen, aber ganz aufgehoben wurden sie nicht. Ich kam endlich von der Stelle und erreichte die rote Sphäre, in die Mara sich gehüllt hatte.
Als ich die Hand ausstreckte, konnte ich die rote Schale nicht durchbrechen. Doch nun wandte mir Mara endlich das Gesicht zu. Entsetzt starrte sie mich an.
»Gehen Sie weg, John Sinclair!«, schrie sie kreischend. »Zerstören Sie meine Sphäre nicht! Das sind meine Schwestern! Sie wollen mich vernichten!«
Ihr Entsetzen war echt. Ich begriff augenblicklich, dass es sich gar nicht um eine Demonstration von Maras Fähigkeiten handelte. Die rote Sphäre diente nur ihrem eigenen Schutz.
Ich streifte das Kreuz vom Kopf, hielt es hoch und schleuderte den Dämonen einen machtvollen Bann entgegen. Sofort wurde das Toben des Sturms schwächer. Ich ließ noch einige Sprüche der Weißen Magie folgen und atmete tief auf, als sich die Lage normalisierte.
Das heißt, das Wüten der entfesselten Elemente hörte auf. Das Chaos von umgeworfenen Möbelstücken und durcheinandergeworfenen Papieren blieb.
Die Tür meines Büros flog auf. Im selben Moment erlosch die rote Aura um Mara Lacatte. Glenda Perkins und Superintendent Sir Powell bekamen sie nicht mehr mit. Dafür starrten die beiden entgeistert auf mein zerstörtes Büro.
»Was ist denn hier geschehen?«, rief der Superintendent entsetzt. Er glotzte mich an, als wäre ich selbst ein Dämon.
Ich zuckte gleichmütig die Schultern und schob mit dem Fuß einen Aktenordner beiseite. »Mir hat mein Büro nicht mehr gefallen, Sir. Darum habe ich umgeräumt. Miss Lacatte hat mir dabei geholfen.«
»Mara, John! Nennen Sie mich Mara«, sagte die Hexe und lächelte zaghaft.
Ich nickte ihr zu. »Okay, Mara! Jetzt glaube ich Ihnen. Und ich werde überlegen, wie ich Ihnen helfen kann!«
Sir Powell war außer sich. »Ich kann Ihren Späßen nichts abgewinnen, John!«, rief er empört. »Sehen Sie sich das hier an! Was heißt, Sie haben aufgeräumt oder umgeräumt oder was weiß ich? Das Büro ist total demoliert! Nicht einmal mehr das Telefon funktioniert!«
»Richtig, das sieht man auf den ersten Blick!« Ich betrachtete die Trümmer des Apparats. »Wenn Sie möchten, dass ich weiter für den Yard arbeite, werden Sie mir ein neues Büro einrichten müssen.«
Sir Powell schnappte nach Luft. »Wie … was?«, stammelte er. »Haben Sie eine Ahnung, welche Schwierigkeiten das gibt? Wie soll ich denn den Zustand des Büros erklären?«
»Schreiben Sie in das Protokoll, dass mich die vereinte Kraft eines Hexenklubs getroffen hat, Sir«, schlug ich vor.
Er zog die Augenbrauen hoch und erinnerte mich in diesem Moment noch mehr an einen magenkranken Pavian als sonst. Verzweifelt blinzelte er mich durch seine starken Brillengläser an.
»Ich finde das gar nicht komisch, John«, jammerte er.
»Ich auch nicht, Sir!«, erwiderte ich. »Es ist bitterernst. Kommen Sie, Mara! Wir müssen uns noch ausführlich unterhalten.«
Täuschte ich mich, oder schimmerte in Glendas Augen Eifersucht, als Mara sich bei mir einhängte und mich auf den Korridor hinaus zog?
»Wohin fahren wir denn, John?«, fragte sie mit dunkel lockender Stimme, als wir im Aufzug standen.