John Sinclair 6 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 6 E-Book

Jason Dark

4,9
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Schach mit dem Dämon. Bisher war ich stolz darauf, gegen die Mächte der Finsternis kämpfen und siegen zu können. Ich habe sie besiegt und es ist mir nicht leichtgefallen. Aber mithilfe meiner Freunde konnte ich die Dämonen immer wieder bezwingen. Doch diese Höllengeschöpfe geben nicht auf. Sie brüten noch schrecklichere Teufeleien aus, bis sie zum alles entscheidenden Schlag ausholen. Ich muss ihnen in das Reich der Finsternis, der Qualen und der tausend Ängste folgen. Dabei weiß ich nicht, ob ich jemals wieder zurückkehren werde... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 143

Bewertungen
4,9 (16 Bewertungen)
15
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumSchach mit dem DämonVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Schach mit dem Dämon

Bisher war ich stolz darauf, gegen die Mächte der Finsternis kämpfen und siegen zu können. Ich habe sie besiegt und es ist mir nicht leichtgefallen. Aber mithilfe meiner Freunde konnte ich die Dämonen immer wieder bezwingen. Doch diese Höllengeschöpfe geben nicht auf. Sie brüten noch schrecklichere Teufeleien aus, bis sie zum alles entscheidenden Schlag ausholen. Ich muss ihnen in das Reich der Finsternis, der Qualen und der tausend Ängste folgen. Dabei weiß ich nicht, ob ich jemals wieder zurückkehren werde …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2760-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Schach mit dem Dämon

Bisher war ich stolz darauf, gegen die Mächte der Finsternis kämpfen und siegen zu können.

Ja, ich habe sie besiegt. Und es ist mir nicht leichtgefallen. Aber mithilfe meiner Freunde habe ich den Dämonen immer wieder vernichtende Niederlagen beigebracht.

Doch die Höllengeschöpfe gaben nicht auf, brüteten neue, noch schrecklichere Teufeleien aus. Bis sie zum alles entscheidenden Schlag ausholten.

Sie entführten meine Freunde. Jane Collins, Suko, Sheila und Bill Conolly. Um sie zu befreien, musste ich ihnen in das Reich der Finsternis, der Qualen und der tausend Ängste folgen. Dabei weiß ich nicht, ob ich jemals wieder zurückkehren werde …

Es fing alles so harmlos an.

Die Schatten der Dämmerung hatten einen strahlenden Herbsttag abgelöst. Doch jetzt, gegen Abend, kam schon die Nachtkühle auf. Über den Wiesen tanzten die Mücken, während der Wind bereits die ersten gelben Blätter von den Bäumen wehte.

Bill Conolly, früher Starreporter und heute nur noch gelegentlich für die großen Magazine in aller Welt tätig, betrat seinen großen Wohnraum. Er hatte Holz geholt und wollte mit seiner Frau Sheila einen gemütlichen Abend am Kamin verbringen, im Schaukelstuhl, bei knisterndem Feuer und einem guten Buch.

Seit Bill verheiratet war, führte er das Leben eines normalen Ehemannes, wenn er auch manchmal aus dem Alltag ausbrach und mit seinem besten Freund John Sinclair auf Dämonenjagd ging. Doch das kam selten vor, dafür sorgte schon Sheila, dieses blondhaarige, liebevolle Wesen, das Bills Herz in Flammen gesetzt hatte.

Bill Conolly stapelte die Holzscheite in einen Eisenkorb und wischte sich die Hände sauber. Aus den Lautsprechern der Stereoanlage erklang leichte Musik. Schlager, die gerade ›in‹ waren.

Bill ging in die Knie und legte einige Holzstücke fachmännisch auf den Kaminrost. Eine Gasanlage sorgte dafür, dass sie sich schnell entzündeten.

Schon bald prasselten die Flammen. Ihr zuckender Schein tauchte das Zimmer in gemütliches Licht. Bill knipste noch zwei Wandleuchten an, zog sich den Schaukelstuhl ein Stück näher an den Kamin und begann zu lesen. Er vertiefte sich in einen Reisebericht, den ein deutscher Forscher über die Osterinseln geschrieben hatte. Das Buch fesselte den hochgewachsenen Mann so sehr, dass er die Schritte nicht hörte, die sich ihm näherten. Er schlug soeben eine Seite um, da legten sich zwei Hände über seine Augen.

Bill ließ das Buch sinken. »Wer ist da?«, fragte er gespielt überrascht.

»Rate mal«, erklang eine weiche, weibliche Stimme.

»Keine Ahnung!« Bill musste grinsen. Er schwang seine Arme über den Kopf, legte beide Hände auf eine schmale Wespentaille und fühlte unter seinen Fingern die Seide eines Kleides.

»Wenn mich nicht alles täuscht, steht hinter mir mein Herr und Gebieter und Bettgespielin in einer Person«, sagte Bill.

»Schuft!« Die Hände verschwanden von Bills Augen. »Mich so zu bezeichnen. Bettgespielin, wie sich das anhört.« Sheila Conolly kam um den Stuhl herum und setzte sich zu ihrem Mann auf den Schoß.

Bill legte seine Hände um Sheilas Nocken. Das Buch rutschte zu Boden. Es war ihm egal. Dicht vor seinen Augen schimmerten Sheilas verlokkende Lippen. Obwohl Bill nun schon einige Jahre verheiratet war, übte Sheila noch immer die Faszination auf ihn aus wie am Tag der Hochzeit. Sie war eine Frau, von der viele Männer nur träumen konnten.

Das lange Haar hatte eine blonde Farbe und erinnerte an reifen Kansas-Weizen. Es fiel bis auf die Schultern und legte sich dort in eine Außenrolle. Sheila hatte ein fein geschnittenes Gesicht, an dem die Kosmetikindustrie mit ihren Cremes und Wässerchen höchstens etwas verschlimmern konnte, und volle naturrote Lippen. Ihre Figur konnte sich ebenfalls sehen lassen. Sheila Conolly war ein Typ, der in alten Jeans und T-Shirt ebenso sexy wirkte wie im weit ausgeschnittenen Abendkleid.

Bill war stolz auf seine Frau, und Sheila war stolz auf ihn.

An diesem Abend trug sie ein langes Hauskleid im Country Look. Der Rock war bunt, von der Taille ab geschwungen und leicht angekräuselt. Das Oberteil schmiegte sich eng an den Körper. Die kurzen, wie aufgebläht wirkenden Ärmel standen im krassen Widerspruch dazu.

Sheilas Zeigefinger fuhr über Bills Lippen. »Es wird ein wunderbarer Abend«, flüsterte sie. »Nur wir beide. Ich habe mich schon seit Stunden darauf gefreut.«

Bill verzog das Gesicht. Dabei bildeten sich auf seiner Stirn Dackelfalten. Er sah lustig aus. »Du vergisst den Knilch, der uns heute noch das Geschenk bringen soll«, sagte er. »Der Knabe kommt verdammt spät.« Bill blickte auf seine Uhr. »Schon sieben durch. Wenn er in einer Stunde noch nicht hier war, rufe ich an.«

Sheila lächelte. »Er wird schon noch kommen.«

»Hoffentlich.«

Das Geschenk, von dem Bill Conolly gesprochen hatte, war etwas ganz Besonderes. Sheila hatte es zufällig in einem Antiquitätenladen gesehen und war sofort hingerissen.

Bei diesem Geschenk handelte es sich um ein Schachspiel aus dem sechzehnten Jahrhundert. Die Figuren waren aus kostbarem Elfenbein geschnitzt und kosteten ein kleines Vermögen.

Sheila hatte das Spiel trotzdem gekauft. Sie und Bill brauchten auf den Shilling nicht zu schauen. Sheila hatte von ihrem Vater mehrere chemische Fabriken geerbt. Sie selbst hatte sich aus dem Geschäft zurückgezogen und überließ das Management erfahrenen Fachleuten. Mit Erfolg, wie Sheila an den Gewinnspannen merkte.

Das Schachspiel war nicht für sie, sondern für John Sinclair. Er hatte am nächsten Tag Geburtstag, und da John ein Freund des königlichen Spiels war, würde ihm dieses Geschenk sicherlich eine riesige Freude bereiten.

Die Feier sollte in Johns Apartment stattfinden, und geladen waren all seine Freunde. Männer und Frauen, auf die sich der Geisterjäger hundertprozentig verlassen konnte, die er aber auch niemals im Stich lassen würde.

Bill Conolly zündete sich eine Zigarette an. Gelassen blies er den Rauch in die knisternden Flammen, während Sheilas Kopf an seiner linken Schulter ruhte.

»Ich wollte, es wäre immer so«, sagte sie leise.

»Wie meinst du das?«

»Ich liebe diese Abende, das ruhige gemütliche Leben und wünsche mir, dass es immer so bleiben wird.«

»Aber warum soll sich daran etwas ändern?«

Sheila nahm den Kopf hoch. »Du lügst, ohne rot zu werden, Bill«, sagte sie. »Denk mal an die schrecklichen Auseinandersetzungen, die hinter dir liegen. Die Kämpfe mit Dämonen und was weiß ich für Höllenpack. Das ist jetzt auch nicht vorbei. Noch vor gar nicht langer Zeit wärst du um ein Haar ums Leben gekommen.«

»Spielst du auf den Fall im Himalaya an?«

»Ja.«

Bill drückte die Zigarette im

Aschenbecher aus. »Was kann ich dafür, dass Flugvampire die Maschine angegriffen haben?«

»Du darfst eben solche Reisen nicht mehr unternehmen«, erwiderte Sheila mit bestechender weiblicher Logik.

Der Türgong unterbrach das Gespräch.

»Das wird der Knabe sein«, vermutete Bill und schob Sheila sanft von seinem Schoß. »Ich mache auf.«

Mit langen Schritten durchquerte der Reporter den großen Raum und die Diele, dann stand er vor der Haustür. Durch die Sprechanlage erkundigte er sich, wer draußen war.

Es war tatsächlich der Mann mit dem Geschenk.

»Sie können hereinkommen«, sagte Bill und drückte auf einen Knopf. Das Eingangstor zu seinem Grundstück glitt automatisch zur Seite.

Bill erwartete den Überbringer vor der Haustür. Der Mann musste erst noch den großen Vorgarten durchqueren, in dem bereits die Laternen brannten und um deren helle Lichtinseln Hunderte von Mücken ihre seltsamen Tanzspiele aufführten.

Der Besitzer des Geschäftes überreichte persönlich das Geschenk.

Der Mann hieß Octavio und war für Bills Geschmack ein unsympathischer Bursche. Er trug einen schwarzen Mantel, der ihm fast bis zu den Knöcheln reichte. Der Schädel war eiförmig, und nur den Hinterkopf schmückten noch einige hellgraue Haare. Octavio ging leicht vornübergebeugt. Hart stach die Raubvogelnase aus seinem Gesicht hervor. Augenbrauen hatte der Mann keine mehr aufzuweisen, dafür aber einen sichelförmigen Bart, der rechts und links der Mundwinkel herabhing und nur die schmale Unterlippe zu erkennen gab.

Die kleinen Augen lagen tief in den Höhlen und schienen jeden Menschen mit Blicken durchbohren zu wollen.

Mister Octavio hatte die Arme ausgestreckt. Das wertvolle Geschenk trug er auf beiden Händen. Es war wohl verpackt.

»Bitte sehr, Mister Conolly«, sagte der Händler und ließ sich das Paket von Bill abnehmen.

Bill fasste es behutsam und stellte es in der geräumigen Eingangsdiele auf einen kleinen Tisch. Dann nahm er den schon vorbereiteten Scheck und überreichte ihn dem Händler.

Octavio steckte das Papier ein, ohne überhaupt einen Blick darauf zu werfen. Er sah nur Bill an, und der Reporter glaubte, ein wissendes Lächeln um die Mundwinkel des Gegenübers spielen zu sehen.

»Ist noch etwas?«, fragte Bill.

»Eigentlich nicht.«

»Sondern?«

»Ich wünsche Ihnen nur viel Spaß beim königlichen Spiel«, sagte der Mann mit einem Unterton in der Stimme, der Bill stutzig werden ließ. Der Reporter entgegnete jedoch nichts, auch nicht, als Octavio sich umdrehte und grußlos dem Tor entgegenging.

Bill wartete, bis er den Mann nicht mehr sehen konnte. Dann ging er zurück ins Haus.

Sheila erwartete ihn bereits. Da sie mit dem Rücken zum Kamin stand, warf der Widerschein der Flammen kupferfarbene Reflexe auf ihre goldblonde Außenrolle. Sie sah bezaubernd aus.

Bill stellte das Paket ab.

Sheilas Lächeln gerann, als sie in das Gesicht ihres Mannes blickte. »Ist etwas geschehen?«

»Nein, wieso?«

»Du siehst so nachdenklich aus.«

Bill winkte ab. »Dieser Octavio ist ein komischer Kerl. Der hat mich angesehen, als wollte er mich fressen. Und dazu hat er noch gegrinst. Seltsam.«

Sheila kam auf ihren Mann zu und legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Mein lieber Bill, du siehst mal wieder Gespenster. Nicht jeder Mensch ist gleich. Das müsstest du doch eigentlich am besten wissen.«

Bill hob die Schultern. »Schon – aber …«

»Kein aber, mein Schatz.« Sheila Conolly zog ihren Mann mit sanfter Gewalt zu dem Fell. Sie hatte es auf den Boden gelegt und darauf mehrere Kissen. Bill sah, dass an Sheilas Kleid schon einige Knöpfe offen standen, und er wusste Bescheid.

Das, was ihn jetzt erwartete, ließ ihn das Schachspiel vergessen …

*

Beinahe lautlos rollte das Tor über die Schiene und glitt hinter Octavio ins Schloss.

Der Händler drehte sich um, verstaute beide Hände in seinen Manteltaschen und lächelte. Es war ein böses, wissendes und teuflisches Lächeln zugleich. Denn er, Octavio, hatte dem Reporter eine Bombe ins Haus gebracht.

Eine magische Bombe allerdings, deren Wirkung jedoch nicht minder schrecklich sein würde als die einer herkömmlichen Bauart.

Der Händler ging nicht sofort zu seinem Wagen. Er warf noch einen Blick durch die armdicken Gitterstäbe des Tores auf das Haus. Octavio sah Licht durch die Büsche schimmern, sehr schwach nur, und bald wurde es völlig finster.

Erst jetzt wandte der Händler sich ab.

Mit gemessenen Schritten ging er durch die ruhige Villenstraße. Niemand beobachtete ihn, kein Mensch befand sich noch um diese Zeit auf dem Bürgersteig. Die Villen – sie lagen meist innerhalb parkähnlicher Grundstücke – waren von der Straße her kaum zu sehen. Mauern und wuchtige Bäume bildeten einen richtigen Schutzwall.

Doch Octavio war das egal. Er kümmerte sich um andere Sachen, hatte viel größere Pläne.

Er erreichte seinen Wagen. Es war eines dieser altmodischen hochrädrigen Taxis, die – schon ausgemustert – zu Liebhaberpreisen verkauft wurden. Octavio hatte seinen Wagen regelrecht ersteigert. Er fühlte sich nur in solch einem Gefährt wohl.

Der Händler selbst fuhr nicht. Er hatte einen Diener eingestellt. Der Mann hieß Malko, war Fahrer, Leibwächter und Putzfrau in einer Person. Er hatte Octavio im Innenspiegel ankommen sehen und öffnete ihm die Tür.

Der Händler stieg ein. Zufrieden grinsend ließ er sich auf den Beifahrersitz sinken.

Malko drehte den Kopf. »Hat alles geklappt?«, fragte er. Seine Stimme klang nicht lauter als ein Flüstern, obwohl er normal sprach. Malko hatte einen Stimmbandschaden. Überhaupt war er ein seltsamer Typ. Auf seiner Stirn befand sich eine schlecht verheilte fingerdicke Narbe. Sie zog sich waagerecht von einer Stirnseite zur anderen. Die Augen verdeckte Malko durch eine dunkle Brille, die Nase war flach und sah aus wie ein Kieselstein. Der große Malko hatte ein fliehendes Kinn und einen kleinen, fast runden Mund. Er hielt sich stets gebeugt, und so entstand der Eindruck, dass die Natur Malko auch noch mit einem Buckel versehen hatte.

Octavio warf die Tür ins Schloss. »Fahr los«, sagte er.

Malko startete. Er war kein besonders guter Fahrer, und der Wagen ruckte beim Start an. Der Händler wurde nach vorn geworfen und fluchte. »Pass doch auf, du Idiot!«, zischte er.

Malko entschuldigte sich.

Er steuerte das hochrädrige Taxi durch das abendliche London auf den Stadtteil Chelsea zu. Während der Fahrt sprach keiner der Männer ein Wort. Erst als sie das Geschäft erreicht hatten, erkundigte sich Malko: »Haben Sie noch Arbeit für mich?«

»Nein!«

Malko ließ seinen Boss aussteigen und lenkte den Wagen dann in eine Garage. Die Einfahrt befand sich im Erdgeschoss des Nachbarhauses, direkt neben dem Antiquitätenladen.

Octavio schloss die gut gesicherte Tür auf. Unter dem Holz verbarg sich eine Panzerplatte, und auch das Schloss war so gut wie einbruchssicher.

Im Dunkeln betrat der Händler sein Geschäft. Die kleine Glocke, die normalerweise den Besuch eines Kunden ankündigte, hatte er abgestellt.

Es war nicht völlig ruhig in dem Geschäft. Irgendwo knackte und knarrte immer etwas. Die Bohlen des Fußbodens ächzten unter Octavios Gewicht.

Durch eine Tür hinter dem breiten aber ziemlich kurzen Holztresen verschwand der Händler in einem Nebenzimmer, das als Büro eingerichtet war.

Octavio machte Licht. Der Widerschein spiegelte sich auf einem alten Stahlschrank. Der Schreibtisch hätte ebenfalls schon in ein Museum gehört, und der Stuhl mit den hohen Armlehnen auch. Nur das Telefon war neu.

Der Händler ließ sich in den Sessel fallen. Beide Hände legte er auf den Schreibtisch und schloss die Augen. Er war zufrieden mit sich. Die Weichen waren gestellt, um John Sinclair und dessen Freunde ein für alle Mall von dieser Welt verschwinden zu lassen …

*

Zigarettenrauch kräuselte der Decke entgegen. Das Feuer im Kamin war fast heruntergebrannt. Nur noch ein paar sparsame Flämmchen flackerten auf. Hin und wieder zerplatzte ein Holzspan, und glühende Funken flogen der Kaminöffnung entgegen.

Bill saß im Schaukelstuhl. Er nippte an seinem Bonbon. Ab und zu warf er einen Blick auf Sheila, die es sich auf dem Fell bequem gemacht hatte. Ein flauschiger blauweißer Morgenmantel hüllte ihren Körper ein.

Bill trank in langsamen Schlucken. Eiswürfel schlugen mit melodischen Klingen gegeneinander.

»Schon elf Uhr«, sagte Sheila, »ich glaube es wird Zeit.« Sie räkelte sich und kuschelte sich dann enger in den Bademantel.«

Bill lächelte. Er hob dabei die Schultern. »Was soll’s? Uns treibt doch niemand.«

»Trotzdem, ich bin müde.« Sheila setzte sich. Der Mantel klaffte auseinander und gab zwei makellose Beine frei.

»Und das Paket?«, fragte Bill.

Sheila runzelte die Stirn.

»Johns Geschenk«, hakte der Reporter nach. »Du wolltest es doch noch zeigen und dann in Geschenkpapier einwickeln. Du hast es mir selbst gesagt.«

Sheila zog einen Flunsch. »Ehrlich gesagt, dazu bin ich zu müde. Ich mache das morgen.«

»Faulpelz.« Bill stemmte sich aus seinem Stuhl. »Ansehen werde ich mir die Figuren trotzdem.«

»Tu das. Ich gehe schon ins Bett.« Sheila begann zu gähnen. Sie ließ sich von Bill hochziehen, hauchte ihm einen Kuss auf den Mund und flüsterte: »Es war schön, Darling.«

»Das ist es doch immer.«

»Aber heute besonders.« Sheila machte sich frei und verließ das Zimmer.

Bill trank sein Glas leer. Die Zigarette war im Ascher verqualmt. Der Reporter holte eine Schere und begann die Kordeln, die um das Papier gewikkelt waren, aufzuschneiden.

Zum Vorschein kam ein graubrauner Karton. Er hatte die Form eines großen Würfels. Bill öffnete die beiden oberen Papphälften und holte das hölzerne Schachbrett hervor.

Die schwarzen und weißen Felder schimmerten mit einem matten Glanz. Bei näherem Hinsehen erkannte Bill Motive, die in die Felder eingearbeitet worden waren.

Der Reporter runzelte die Stirn. Solch ein Schachbrett hatte er noch nie zu Gesicht bekommen. Normalerweise waren die Felder glatt und ohne irgendwelche Zeichen. Aber hier …

Bill war zu müde, um sich noch genauer mit dem Schachbrett zu beschäftigen. Er holte stattdessen die kleine Kiste mit den Figuren aus dem Karton hervor.