John Sinclair 73 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 73 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979!

Der Satansfjord.

In endlosen Winternächten saßen die Lappen in ihren sturmumtosten Zelten. Sie erzählten die alten Sagen von längst vergessenen Gottheiten und furchterregenden Dämonen. Immer wieder tauchte die Geschichte des Satansfjords auf. Viele Schiffe waren hineingefahren, aber keines mehr herausgekommen. Das Böse sollte in dem Fjord wohnen, erzählte man. Die Natur war dem Satan untertan. Die Elemente gehorchten ihm. Jedem Fischer, der sich zu nahe an den Satansfjord heranwagte, drohte ein grausames Ende. So klangen die alten Sagen. Grässlich und unfassbar, denn der Satansfjord forderte neue Opfer ...

John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer SatansfjordVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Satansfjord

In endlosen Winternächten saßen die Lappen in ihren sturmumtosten Zelten. Sie erzählten die alten Sagen von längst vergessenen Gottheiten und furchterregenden Dämonen. Immer wieder tauchte die Geschichte des Satansfjords auf. Viele Schiffe waren hineingefahren, aber keines mehr herausgekommen. Das Böse sollte in dem Fjord wohnen, erzählte man. Die Natur war dem Satan untertan. Die Elemente gehorchten ihm. Jedem Fischer, der sich zu nahe an den Satansfjord heranwagte, drohte ein grausames Ende. So klangen die alten Sagen. Grässlich und unfassbar, denn der Satansfjord forderte neue Opfer …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2827-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Satansfjord

In endlosen Winternächten saßen die Lappen in ihren sturmumtosten Zelten. Und sie erzählten die alten Sagen von längst vergessenen Gottheiten und furchterregenden Dämonen.

Immer wieder tauchte die Geschichte des Satansfjords auf. Viele Schiffe waren hineingefahren, aber keines mehr herausgekommen. Das Böse sollte in dem Fjord wohnen. Die Natur war ihm untertan. Die Elemente gehorchten ihm.

Wehe dem Fischer, der sich zu nahe an den Satansfjord heranwagte! Ihm drohte ein grauenvolles Ende!

So klangen die alten Sagen. An diesem 6. April wurden sie Wirklichkeit.

Grässlich und unfassbar, aber der Satansfjord forderte seine Opfer!

»Ha, ihr Landratten!«, brüllte Captain George Cunning gegen den Sturm und schüttelte die Fäuste. »Euch werde ich es zeigen! Volle Kraft!«

Die norwegischen Fischer, die ihn verfolgten, als Landratten zu bezeichnen, war in Captain Cunnings Augen die größte Beleidigung, die es überhaupt geben konnte. Es war auch eine Untertreibung, da die Norweger ihre Fischkutter sehr geschickt und erfahren durch die rauhe See steuerten und den englischen Trawler bald einholen mussten.

Damit war Captain Cunning aber gar nicht einverstanden. Captain war er sozusagen von eigenen Gnaden, da ihm der Trawler gehörte und die zwei Mann, mit denen er auf Fang fuhr, seinen Befehlen gehorchten. Er hörte es gern, wenn sie ihn Captain nannten.

Sie hatten sich von jeher nicht an die Dreimeilenzone gehalten. Die neuen Fischfangzonen inner- und außerhalb der EG interessierten Cunning noch weniger. Der rothaarige, raubeinige Seebär mit dem stoppeligen Bart und den kleinen, listigen Augen scherte sich nicht um anderer Leute Fanggründe. Nur der volle Laderaum seines Kutters interessierte ihn.

»Volle Kraft!«, brüllte Captain Cunning zu Hester Vine, der am Steuerrad stand. »Volle Kraft!«

»Du hast Humor, Captain!«, brüllte Vine zurück. »Die Maschine läuft schon seit einer halben Stunde auf voller Kraft. Wenn wir so weitermachen, ist es bald aus! Das alte Ding hält das nicht durch!«

»Er hat recht, Captain«, sagte Paul Stockyard, der dritte Mann der Besatzung besorgt. Er klammerte sich neben Cunning an der Reling fest und deutete zu den Norwegern hinüber. »Drei Boote gegen eines! Das schaffen wir nicht! Diesmal haben sie uns am A …«

»Ha, dass ich nicht lache!«, tobte der Captain und lief rot an. »Ich will keine Strafe bezahlen! Womöglich nehmen mir diese unterentwickelten Wilden auch noch den Kahn weg!«

Mit einem heftigen Stoß beförderte er Hester Vine vom Steuerrad weg und packte es mit seinen nervigen Fäusten. Seine Augen blitzten wild.

»Denen werde ich zeigen, was ein englischer Captain ist!«, schrie er und ließ das Steuerrad durch seine schwieligen Hände laufen. »Festhalten!«

Die NORGE legte sich weit auf die Seite, als der Captain in der rauen See wendete. Seine beiden Begleiter schrien erschrocken auf.

Die drei norwegischen Boote stampften auf sie zu. Das Manöver kam so überraschend, dass die norwegischen Fischer sich nicht mehr rechtzeitig darauf einstellen konnten.

Noch ehe sie den Kurs ihrer Boote korrigierten, richtete sich die NORGE wieder aus ihrer gefährlichen Seitenlage auf und schlingerte ihnen entgegen. Unter dem dröhnenden Gelächter Captain Cunnings rauschte sie zwischen zwei Verfolgern hindurch. Johlend schenkte Cunning seine Mütze. Die Norweger schrien ihm ein paar internationale Schimpfwörter zu.

»Wir schaffen es trotzdem nicht, Captain!« , rief Hester Vine mutlos. »Wir entkommen ihnen nicht mehr!«

Während er nur mit der Linken steuerte, griff Cunning mit der Rechten nach seiner Whiskypulle, zog den Korken mit den Zähnen aus dem Flaschenhals und spuckte ihn über Bord.

»Und ob wir das schaffen!«, grölte er, nachdem er einen tiefen Schluck getan hatte – den letzten seines Lebens. »Festhalten!«

In einem mörderischen Manöver legte er die NORGE erneut auf die Seite. Parallel zu den gischtenden Wellenkämmen ließ er den alten Trawler auf die felsige Küste zulaufen. Schwer schlingernd holte der Kahn mal nach steuerbord, dann nach backbord über, dass Hester Vine und Paul Stokyard schon mit ihrem Leben abschlossen. Sie waren überzeugt, die NORGE würde im nächsten Moment kentern.

Doch nicht umsonst war Captain Cunning sechzig Jahre alt geworden und außer sonntags jeden Tag auf See gewesen. Er brachte die NORGE sicher an die steil aus dem Meer aufragende Küste heran.

Tief und drohend hingen die schwarzen Wolken und verhüllten die Gipfel der kahlen Felsen. Haushoch spritzte die Brandung in weißen Wellenkämmen an den Steinen empor.

Hester Vine schlug ein Kreuz mit der Rechten, an der er nur drei Finger hatte. Paul Stockyard schloss die Augen. Im nächsten Moment mussten sie an den Klippen zerschellen. Captain Cunning war wahnsinnig geworden!

Sekunden später war das Stampfen und Schlingern vorbei. Die NORGE glitt durch ruhiges Wasser. Das Dröhnen des überdrehten Dieselmotors verstummte. Die Maschine tuckerte leise und trieb das schwerfällige Boot in einen Fjord von unvergleichlicher Schönheit hinein.

»Beim Klabautermann!«, rief Hester Vine fassungslos. »Wo sind wir hingeraten, Captain? Sind wir schon ertrunken und ist das der Seemannshimmel?«

Unwillkürlich dämpfte Captain Cunning seine polternde Stimme. »Das«, sagte er ergriffen, »ist der Satansfjord!«

*

Vine und Stockyard stießen gleichzeitig einen entsetzten Schrei aus. Fassungslos starrten sie ihren Captain an.

»Ich … ich habe immer geglaubt, das wäre nur eine Legende?«, rief Vine und schlug mit seiner verstümmelten Hand gleich drei Kreuze.

»Seemannsgarn«, pflichtete Paul Stockyard bei und rückte nervös an seiner schwarzen Augenklappe.

»Ich habe den Fjord vor zehn Jahren gefunden!« Captain Cunning beugte sich mit leuchtenden Augen zu seinen Leuten hinunter. »Eigentlich wollte ich mich hier einmal zur Ruhe setzen! Hier würde mich keiner mehr finden! Ich wäre ganz allein! Aber ehe ich den Norwegern meinen Kutter überlasse, habe ich das Versteck aufgesucht. Die Zufahrt ist so schmal, dass sich kein Seemann hereinwagt!«

Die beiden Fischer, die noch nie im Satansfjord gewesen waren, sahen sich staunend um. Die finsteren Wolken waren draußen vor der Küste zurückgeblieben. Auf dem ersten Stück stiegen auch hier drinnen die Felsen steil aus dem Wasser, doch nach ungefähr einer halben Meile traten sie zurück. Sanfte, tiefgrüne Wiesen lösten sie ab. Rentierherden weideten an den Hängen. Das Wasser war glasklar. Man sah bis auf den Grund hinunter.

»Herrlich«, flüsterte Paul Stockyard ergriffen. »Wie können über einen so schönen Ort so hässliche Legenden entstehen?«

Captain Cunning stellte den Motor ab und ließ den Trawler treiben. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Aber …«

Ein grässlicher Schrei unterbrach ihn. Hester Vine hatte ihn ausgestoßen.

Die Rentierherden gerieten in Bewegung, aber sie flohen nicht vor dem Schrei. Sie stürmten auf das Wasser zu!

»Captain!«, rief Stockyard entsetzt. Erst jetzt merkte Captain Cunning, was mit Vine los war und warum er geschrien hatte. Hester Vine stand am Heck des Bootes. Seine Hände klammerten sich um ein mächtiges Rentiergeweih, das seine Brust durchbohrte und am Rücken wieder austrat.

Neben dem Schiff schwamm ein gigantischer Hirsch. Mit einem kraftvollen Ruck hob er den bereits toten Matrosen über Bord. Die beiden Überlebenden sahen noch seine funkelnden Augen, dann tauchte das Tier mit der Leiche unter.

»Weg hier!«, schrie Paul Stockyard verzweifelt. »Die Sagen stimmen! Dieser Fjord ist verflucht!«

Cunning war noch immer starr vor Schrecken, doch er fasste sich schnell. Mit bebenden Händen ließ er den Motor wieder an. Behäbig drehte sich der Trawler und richtete den Bug auf das schmale Schluchttal, das auf die offene See führte.

Es war jedoch schon zu spät. Tausende von Rentieren schwammen in dem kristallklaren Wasser und versperrten mit ihren Körpern die Ausfahrt.

»Captain, da drüben!« Zitternd deutete Stockyard zum Ufer.

Dort stand hoch aufgerichtet ein Mann in einem bodenlangen, wallenden Umhang. Das Gesicht konnten sie nicht erkennen, aber sie fühlten die Wellen des Bösen, die von diesem Mann ausstrahlten.

Der Unheimliche hob die Arme und breitete sie beschwörend aus.

Sekunden später wurde die NORGE von einem mächtigen Stoß erschüttert. Kreischend und knirschend brach das Schiff in zwei Teile, die gurgelnd in dem klaren Wasser versanken. Die Rentiere hatten das Boot versenkt.

Captain Cunning und Paul Stockyard versuchten zu schwimmen, doch das Wasser rings um sie begann zu brodeln. Die Rentiere stürzten sich auf sie und griffen ihre wehrlosen Opfer an.

Die ganze Zeit stand der Mann mit dem wallenden Umhang reglos am Ufer und starrte mit brennenden Augen auf dieses Bild des Grauens.

Bald näherte sich vom Grund des Sees ein Wesen, das jeder Beschreibung spottete. Und dann geschah etwas, das nicht einmal mehr der Mann am Ufer mit ansehen konnte.

Obwohl er vom Bösen durchdrungen war, wandte er sich schaudernd ab und bedeckte sein Gesicht mit dem Umhang, während der höllische Bote die Toten in die Tiefe zerrte.

*

»Es ist eine unangenehme Sache«, sagte Sir Powell mit sorgenvoll gerunzelter Stirn und schluckte eine Magentablette. »Eine sehr unangenehme Sache!«

Ich grinste unbekümmert. »Ist doch klar, Sir! Heute ist der Dreizehnte! Was soll da schon Angenehmes geschehen!«

Sir Powell, nach vielen Jahren endlich geadelt, hob die Augenbrauen. »Sinclair, jetzt ist nicht die richtige Zeit für Späße! Denken Sie daran, dass Sie Oberinspektor von Scotland Yard sind, und handeln Sie danach!«

Als ob ich das nicht immer täte!

Ich merkte, woher der Wind wehte. Wenn Sir Powell so förmlich wurde, gab es sehr großen Ärger. Ich nahm es ihm nicht übel, da ich genau wusste, dass ich mich immer auf ihn verlassen konnte. Auch ein Superintendent von Scotland Yard brauchte eben ab und zu ein Ventil, durch das er Dampf ablassen konnte.

»Ja, Sir«, sagte ich ernst. »Sie haben einen neuen Auftrag für mich?«

»Einen delikaten Auftrag.« Sir Powell runzelte die Stirn. »Nicht, was Sie denken, Sinclair!«

»Ich habe gar nichts gedacht, Sir«, konterte ich.

»Das ist ja Ihr Fehler, dass Sie nicht denken!«, fuhr er auf.

Jetzt wurde es mir aber doch zu bunt. »Sie wissen genau, dass ich meinen Kopf hinhalte, wenn es nötig ist!«, sagte ich ziemlich laut. »Sagen Sie mir endlich, worum es geht! Ich bin nicht dazu geschaffen, anderer Leute schlechte Laune zu schlucken!«

Er starrte mich durch seine dicken Brillengläser an, als sähe er mich zum ersten Mal, schluckte und fuhr in normalem Tonfall fort: »Sinclair! Vor einer Woche haben drei norwegische Fischkutter einen englischen Trawler innerhalb der Dreimeilenzone ihres Landes gejagt. Seither ist der Engländer verschwunden. Der Fall hat riesiges Aufsehen in den Zeitungen und in Rundfunk und Fernsehen verursacht! Diplomatische Verwicklungen drohen!«

»Ich habe davon gehört«, bestätigte ich. »Ein paar Leute schaukeln den Zwischenfall hoch, als ob es Krieg zwischen Norwegen und uns geben sollte.«

»Sie sagen es!«, rief Superintendent Powell stöhnend. »Die norwegischen Fischer behaupten, der Trawler wäre an den Klippen zerschellt, aber die Küstenwache fand keine Wrackteile. Eine mysteriöse Sache.«

»Und was hat das mit mir zu tun?«, fragte ich erstaunt. Meine Freunde nannten mich den Geisterjäger. Ich beschäftige mich mit Geistern, Dämonen und anderem höllischen Auswurf, nicht aber mit einem Fischereikrieg!

Auf Sir Powells Stirn erschienen jetzt tatsächlich Schweißperlen. »Einer der englischen Fischer wurde vor wenigen Stunden an unserer Küste angeschwemmt.« Sir Powells Stimme sank zu einem heiseren Flüstern ab. »Man hat ihn nach London in die Gerichtsmedizin gebracht. Er … er hat …« Sir Powell brachte es nicht über die Lippen. »Sehen Sie es sich selbst an, Sinclair! Kommen Sie!«

Sir Powell wollte schon zur Tür gehen, als das Telefon auf seinem Schreibtisch schrillte. Er lief noch einmal zurück und riss den Hörer vom Apparat.

Bevor er etwas sagen konnte, hörte ich eine aufgeregte Stimme aus dem Hörer. Sir Powell wurde schneeweiß. Mit einem heiseren Ächzen legte er auf.

»Großalarm in der Gerichtsmedizin!«, rief er mit brüchiger Stimme. »Der tote Seemann läuft Amok!«

*

Sir Powell wollte direkt nach unten fahren, aber ich rannte vorher noch in mein Büro, um meinen Spezialkoffer zu holen. In den mit rotem Samt ausgeschlagenen Fächern lagen meine unersetzlichen Waffen gegen die Höllenmächte.

Glenda, meine hübsche Sekretärin, fuhr mit einem Schrei hoch, als ich in den Vorraum zu meinem Büro stürmte. »Haben Sie mich erschreckt!«, rief sie, aber ich achtete nicht auf sie, riss meinen Koffer an mich und hetzte zu den Aufzügen. Sir Powell hielt die Kabine auf unserer Etage fest.

Es dauerte mir viel zu lange, bis wir endlich meinen silbergrauen metallicfarbenen Bentley erreichten. Ich warf mich hinter das Steuer, jagte den Motor auf Touren und raste los.

»Was haben Sie mir vorhin über den Toten verschwiegen?«, schrie ich, während ich um die langsamer fahrenden Wagen herumkurvte. »Sir Powell, ich muss es wissen!«

Der Superintendent riss sich zusammen. »Sein Brustkorb war von einem Rentiergeweih durchbohrt!«, antwortete er.

Das konnte noch nicht alles sein. Sir Powell begleitete mich sonst nie bei einem Einsatz. Wenn er mitkam, musste mehr dahinterstecken als nur diese Alarmmeldung aus der Gerichtsmedizin.

»Und dann behauptete einer der Pathologen«, fuhr Sir Powell fort, »der Tote habe höhnisch zu grinsen begonnen. Er verschloss daraufhin die Leichenkammer und rief sofort mich an.«

»Ein Untoter?«, fragte ich, aber darauf hatte Sir Powell keine Antwort.

Es war auch nicht nötig, da wir bereits die Gerichtsmedizin erreichten. Uniformierte Einheiten hatten die umliegenden Straßenzüge gesperrt und den Verkehr umgeleitet. Wir durften passieren, weil die Polizisten an der Sperre meinen Bentley kannten.

Auf den ersten Blick war an dem Gebäude nichts Verdächtiges zu merken. Ich wurde jedoch nicht unvorsichtig, fuhr den Bentley an den Straßenrand und klappte den Kofferdeckel auf. Dabei umging ich sorgfältig die eingebaute Sicherung, die jedem Unbefugten Betäubungsgas ins Gesicht sprühte.

Ich wählte nur zwei Waffen, die Dämonenpeitsche und die magische Kreide. Mehr wollte und brauchte ich wahrscheinlich nicht, da ich immer mein silbernes Kreuz und meine mit geweihten Silberkugeln geladene Beretta bei mir trug. Mit diesen beiden Waffen und der Dämonenpeitsche konnte ich mir bestimmt den Untoten vom Hals halten. Und vernichten wollte ich ihn vorläufig noch nicht.

»Bleiben Sie hier, Sir!«, rief ich Sir Powell zu. »Ich erledige das!«

Vor dem Haupteingang standen mehrere Wachen. Feuerwehrwagen und Ambulanzen trafen außerhalb der Absperrungen ein. Ich wandte mich an den Einsatzleiter und zeigte ihm meinen Ausweis.

»Was ist da drinnen los?«, fragte ich knapp.

»Sir, das weiß niemand!«, antwortete der Einsatzleiter der uniformierten Truppe. »Ein Mann soll getötet worden sein, mehrere Personen verletzt. Sie sind noch drinnen. Ein Mann läuft Amok. Mehr haben wir nicht herausgefunden, weil wir vom Yard die Anweisung erhielten, abzuwarten und …«

»Schon gut!« Ich winkte ab. »Wer ist noch in dem Gebäude?«

»Wer gehen konnte, ist geflohen«, antwortete er. »Sollen wir …?«

»Niemand folgt mir!«, ordnete ich an und drang in die Gerichtsmedizin ein.

In dem Haus herrschte gespenstische Stille. Ich hörte weder Schreie noch Schritte noch Stöhnen von Verletzten. Es ging um Sekunden, da sich noch Menschen in Reichweite des Untoten befanden. Ich musste sie so schnell wie möglich herausholen.

Geduckt schlich ich vorwärts, in der rechten Hand die ausgefahrene Dämonenpeitsche. Das silberne Kreuz mit den Symbolen der vier Erzengel hing offen über meiner Jacke.

Der Untote konnte überall lauern. Das alte, verwinkelte Gebäude bot Tausende Verstecke.

Ich schlich mich an die große Treppe heran und wollte soeben nach unten laufen, als ich seitlich eine Bewegung wahrnahm. Mit einem Sprung schnellte ich mich vorwärts und hob die Dämonenpeitsche, ließ sie jedoch wieder sinken. Eine junge Frau lag vor mir. Sie hielt sich den linken Arm. Ihre gelbe Bluse war blutig. Der Mund stand zu einem lautlosen Schrei offen. Die Augen waren so weit verdreht, dass ich nur das Weiße sah. Sie atmete flach und hechelnd.

»Miss!« Ich beugte mich über sie und streckte ihr die Hand entgegen, aber sie reagierte nicht. »Miss, hören Sie! Ich will Ihnen helfen!«