John Sinclair 8 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 8 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair! Dieser Roman ist zum ersten Mal in der 4. Auflage von 1991 - 1996 der Romanheftreihe erschienen. Das Drachenpaar. "Das Drachenpaar" ist die Geschichte einer Frau, die einen kleinen Teppich kauft und plötzlich das blutige Grauen einer Drachenmagie aus der Vorzeit kennenlernt. Kate Dickson wacht mitten in der Nacht auf. Ihr Herz klopfte schneller, der Pulsschlag war nicht mehr normal. Schweiß lag auf ihrem Gesicht. Über ihren Rücken krabbelten unsichtbare Spinnen. Was hatte sie in dieser mondlosen Nacht geweckt? Sie drehte den Kopf und schaute zum Fenster hin. Kate Dickson wusste nicht, was sie aus dem Schlaf gerissen hatte, aber es war ein Geräusch gewesen, das nicht hierher gehörte. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 142

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDas DrachenpaarVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Das Drachenpaar

„Das Drachenpaar“ ist die Geschichte einer Frau, die einen kleinen Teppich kauft und plötzlich das blutige Grauen einer Drachenmagie aus der Vorzeit kennenlernt …Kate Dickson wacht mitten in der Nacht auf. Ihr Herz klopfte schneller, der Pulsschlag war nicht mehr normal. Schweiß lag auf ihrem Gesicht. Über ihren Rücken krabbelten unsichtbare Spinnen.Was hatte sie in dieser mondlosen Nacht geweckt? Sie drehte den Kopf und schaute zum Fenster hin. Kate Dickson wusste nicht, was sie aus dem Schlaf gerissen hatte, aber es war ein Geräusch gewesen, das nicht hierher gehörte.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2762-2

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Das Drachenpaar

Es war schon ungewöhnlich, dass Kate Dickson mitten in der Nacht aufwachte. Normalerweise kannte sie keine Schlafstörungen, denn der Job als Kellnerin war einfach zu hart.

Kurz nach der Tageswende aber saß sie aufrecht in ihrem Bett. Sie hielt den Atem an.

Ihr Herz klopfte schneller, der Pulsschlag war nicht mehr normal. Schweiß lag auf ihrem Gesicht, und sie spürte ihn ebenfalls im Nacken als ölige Schicht. Über ihren Rücken krabbelten unsichtbare Spinnen. Wenn sie atmete, hörte sie es zischen, und eine unerklärliche Angst hielt sie umklammert.

Warum? Was hatte sie in dieser mondlosen Nacht geweckt? Sie drehte ein wenig den Kopf, schaltete kein Licht ein, schaute aber zum Fenster hin, das sich als schwaches Rechteck im Mauerwerk abmalte und dessen dunkler Rahmen das Gefühl der Unruhe in ihr noch verstärkte. Kate Dickson wusste nicht, was sie aus dem Schlaf gerissen hatte, aber es war ein Geräusch gewesen, das nicht hierher gehörte.

Einbrecher!

Daran dachte sie einen Augenblick. Dann musste sie über die Vermutung lächeln. Um ihre Bude hier im Souterrain kümmerte sich kein Dieb. Sie bestand nur aus einem Zimmer und einer Nasszelle, die kaum größer war als ein Kleiderschrank. Für sie allein reichte der Raum, aber nicht, um großartig Besuch zu empfangen.

Sie saß im Bett und wischte fahrig über ihr Gesicht. Das dunkle Haar hatte sie durch ein Netz geschützt. Sie war erst vorgestern beim Friseur gewesen. Die wellige Frisur sollte nicht schon zwei Tage danach wieder plattliegen.

Kate schüttelte den Kopf. Da hockte sie im Bett, war durch etwas geweckt worden und traute sich nicht einmal, das Bett zu verlassen. Das konnte sie nicht fassen, das war ihr noch nie passiert. Sie wunderte sich nur.

So lange, bis sie das Blubbern hörte!

Augenblicklich hielt Kate Dickson den Atem an. Sie hatte sich nicht getäuscht, dieser komische, in der Stille unheimlich klingende Laut war zwar dünn und klatschend gewesen, hatte ihr Ohr aber wie ein Trompetenstoß erreicht. Sie nahm es deshalb so deutlich wahr, weil sie in der nächtlichen Stille hockte. Zudem lag ihre Wohnung zum Garten hin, da trieb sich um diese Zeit niemand mehr herum.

Platsch!

Da war es wieder gewesen. Kate verkrampfte ihre Finger im Laken. Sie hatte sich auf das Geräusch konzentriert, hatte es erwartet, und deshalb war es nicht schwer für sie, festzustellen, aus welcher Richtung es kam.

Von der Seite her.

Aus dem Zimmer ...

Neben ihrem Bett!

Nicht weit entfernt, verdammt dicht sogar, möglicherweise nur eine Beinlänge. Noch in das Laken eingewickelt, drehte sie sich herum und ärgerte sich darüber, dass der Stoff über ihren Körper schabte, selbst dieser Laut erschreckte sie.

Dann schaute sie in die Richtung, wo etwas sein musste. Es hatte sich tatsächlich angehört, als wäre irgendein Gegenstand in eine Schlammpfütze gefallen.

Fast hätte sie über sich selbst gelacht, wenn ihr nicht so unheimlich zumute gewesen wäre. Schlamm oder Schleim in ihrem Zimmer! Lächerlich, Blödsinn.

Wirklich?

Kate hörte sich stöhnend durchatmen. Bevor sie über ihre Augen rieb, gab sie sich einen innerlichen Ruck. Die Frau nahm sich vor, keinen Schrecken mehr zu empfinden, sie wollte dem Geräusch rational auf den Grund gehen. Deshalb richtete sie ihren Blick auf die bestimmte Stelle vor ihrem Bett, und es gelang ihr, die farblichen Unterschiede wahrzunehmen.

Vor dem Bett lag ein Teppich. Er war rechteckig. Sie hatte ihn auf einem Flohmarkt erworben, und angeblich sollte es ein echtes Stück sein. Das hatte sie dem Verkäufer nicht geglaubt, aber ihr hatte der Teppich vor allem wegen des Musters gefallen, denn die schmalen Ränder waren mit geknüpften Ziegen geschmückt, den Haustieren der Berber.

Das Geräusch war ausgerechnet dort aufgeklungen, wo ihr Teppich lag. Also musste es etwas mit ihm zu tun haben, was sich Kate wiederum nicht vorstellen konnte.

Sie lebte allein, von Männern hatte sie die Nase voll. Normalerweise gehörte sie nicht zu den ängstlichen Frauen. In dieser Nacht aber wollte sie das Bett nicht verlassen, irgendwie vermittelte es ihr ein Gefühl der Sicherheit. Weit lag der Teppich nicht von ihrem Bett entfernt. Sie würde ihn berühren können, ohne den trügerischen Schutz des Bettes zu verlassen. Sie musste nur den Körper und dann den Arm vorstrecken.

Kate bewegte sich im Dunkeln. Ihren Oberkörper hatte sie bereits über die Kante gedrückt, als das Geräusch erneut aufklang. Diesmal schnell hintereinander, ein Blubbern, als würden dicke Blasen aus der Tiefe des Sumpfs an die Oberfläche steigen und dort mit den typischen Geräuschen zerplatzen.

Kate Dickson blieb in dieser Haltung. Erneut bildete sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper, aber die Frau riss sich zusammen. Den ersten Schritt hatte sie getan, deshalb konnte sie vor dem Zweiten nicht kneifen. Also weiter.

Ihr Körper kippte nach vorn. Sie hob den Kopf, denn plötzlich roch sie etwas. Sie begann zu schnuppern. Etwas war ihr in die Nase gestiegen, das sie nicht als angenehm, sondern als Gestank empfand.

Ein fauliger, modriger Geruch, der nicht weichen wollte, sich auf ihre Zunge legte und in der Kehle stecken blieb.

Sie war sicher, dass der Geruch und dieses blubbernde Geräusch in einem unmittelbaren Zusammenhang standen, weiter wollten ihre Gedanken nicht gehen. Erst einmal musste sie herausfinden, was mit dem Teppich geschehen war.

So weit wie möglich streckte sie ihren rechten Arm aus. Mit dem linken stützte sie sich ab, weil sie nicht Gefahr laufen wollte, das Gleichgewicht zu verlieren.

Als Kate das schmerzhafte Ziehen in der Schulter spürte, da wusste sie, dass sie nicht mehr viel weiter tasten konnte, dazu hätte sie aus dem Bett steigen müssen.

Doch Kate blieb liegen. Sie reckte sich noch eine Idee weiter vor, und einen Moment später tunkten ihre Finger in etwas Feuchtes, Schlammiges und Dickes hinein, vor dem sie sich schon bei der ersten Berührung ekelte. Das war nicht mehr der Teppich, den sie kannte, nichts war von seinem Stoff zu spüren, die Finger und dann auch die Handfläche waren durch eine glitschige Masse geglitten, für deren Existenz Kate keine Erklärung wusste. Sie konnte nicht länger in dieser Haltung bleiben, deshalb zog sie sich zurück. Dabei bemühte sie sich, nicht mit der linken Hand das Bett zu berühren, da sie nicht wusste, was da an ihrer Haut klebte. Sie blieb im Bett hocken. Den rechten Arm neben ihrem Körper, die Hand auf die Matratze gestützt, die andere von sich weggestreckt, da sie sich noch immer ekelte.

So wartete sie.

Das Blubbern wiederholte sich nicht, aber der Schleim klebte nach wie vor an ihrer Hand.

Ich muss Licht machen, dachte Kate. Ich muss mich endlich überwinden und die Lampe einschalten. Um den Vorsatz in die Tat umzusetzen, brauchte sie sich nur zur Seite zu drehen. Nach links hin, aber sie benutzte den rechten Arm, was etwas umständlich war.

Der Ballen fiel auf den Knopf.

Kate hörte das leise Klicken.

Eine Kugellampe leuchtete auf. Sie gab einen weißlich-gelben Schein ab.

In ihm besah sich Kate ihre Hand. Sie schaute hin, sie tat es ein zweites Mal, dann schüttelte sie den Kopf, und ihr Gesicht wurde totenbleich.

Die linke Hand war blutverschmiert!

Für Kate Dickson fror die Zeit ein. Sie konnte keinen Gedanken mehr fassen, ihr Gehirn schien blockiert zu sein. Dabei hätte sie logisch folgern müssen. Dass ihre Hand blutig war, musste einen Grund haben. Und diesen Grund konnte sie nur auf dem Teppich finden.

Das erneute Blubbern riss sie aus ihrer Erstarrung.

Kate Dickson holte tief Luft. Langsam, sehr langsam nur bewegte sie ihren Körper nach links. Dabei hatte sie das Gefühl, durch Watte zu wandern, denn in ihrer Wohnung war alles so anders geworden. Nicht der normale Geruch füllte das Zimmer, sondern Blutgestank.

Im Lampenlicht warf ihre sich bewegende Gestalt einen Schatten über den Fußboden. Doch er reichte nicht aus, um das zu verdunkeln, was sie plötzlich sah.

Es war der Teppich.

Aus seiner Mitte quoll in zuckenden Stößen und von diesen blubbernden Geräuschen begleitet dickes, zähes Blut...

*

Kate Dickson fand sich irgendwann im winzigen Badezimmer wieder. Sie hockte mit angezogenen Knien auf dem Boden, den Rücken gegen die Außenseite der Sitzwanne gestützt, schüttelte immer wieder den Kopf und stierte aus großen Augen auf ihre Hand, an der das Blut klebte, das zum Teil schon eingetrocknet war und auf der Oberfläche einen dünnen Film gebildet hatte.

Die Frau schüttelte den Kopf. »Das – das glaubt mir keiner!« keuchte sie. »Verdammt noch mal, das ist Irrsinn. Das wird mir niemand glauben ...«

Sie wusste selbst nicht, weshalb sie plötzlich lachte, aber es musste einfach heraus. Sie warf den Kopf zurück und störte sich nicht daran, dass sie sich ihn an der Kante des Wannenrandes stieß. Sie drückte den Kopf vor und bemerkte in ihrer Erregung nicht, dass sie beide Hände gegen ihre Wangen legte und das Blut in ihrem Gesicht verteilte. Auch das Haar verschmierte sie damit. Auf dem künstlichen Schwarz wirkte das Rot des Blutes wie eine makabre Zeichnung.

Irgendwann gelang es ihr, sich wieder zu fangen und einigermaßen klare Gedanken zu fassen. Sie wunderte sich auf einmal, dass sie nicht geschrien hatte, aber jeder Mensch reagierte eben verschieden. Vielleicht lag es auch an der Kälte in der Nasszelle, dass sie ihre Fassung zurückgewann und sich wieder mit der Realität beschäftigte.

Das hieß für Kate Reinigung. Sie musste sich das verdammte Blut von der Hand, aus dem Gesicht und aus den Haaren waschen. Sie würde sich dafür in die Wanne stellen, die mit einer Dusche ausgerüstet war. Der Duschkopf schwebte wie ein rundes, durchlöchertes Auge über ihr. Bevor sie das heiße Wasser anstellte, schoss Kate der irrwitzige Gedanke durch den Kopf, dass anstelle von Wasser plötzlich Blut aus den Löchern fließen würde.

Die Befürchtung bewahrheitete sich nicht. Wie immer verteilte sich das Wasser in fächerförmigen Strahlen, und wie immer war es viel zu heiß, so dass sie die Temperatur mit der Mischbatterie senkte.

Kate Dickson konnte sich nicht daran erinnern, jemals so lange geduscht zu haben. Zudem noch mitten in der Nacht. Normalerweise war das Duschen eine Sache weniger Minuten, doch in dieser Nacht hatte sie den Eindruck, überhaupt nicht sauber zu werden. Sie musste immer wieder an das Blut im Teppich denken, in das sie hineingefasst hatte.

Sie stellte die Dusche ab. Warme Dampfschwaden hüllten sie ein. Sie stieg aus der Sitzbadewanne, griff nach dem grünen Badetuch und trocknete sich ab, wickelte sich danach in das Badetuch und wollte zur Türklinke greifen, als sie mitten in der Bewegung stockte.

Verdammt, dachte sie. Hinter der Tür liegt der Teppich. Da ist das Blut, da höre ich das Blubbern, da erlebe ich den Horror in meinem eigenen Wohnzimmer.

Sie stöhnte leise auf. Böse Erinnerungen übermannten sie. Kate wollte den Rest der Nacht aber auf keinen Fall in dieser Nasszelle verbringen. Deshalb gab sie sich einen Ruck und zog die Tür auf. Zuerst ruckartig, danach langsamer, als wäre ihr etwas eingefallen.

Kate Dickson hatte das Licht vor dem Betreten der Dusche nicht gelöscht. Die helle Kugel der Nachttischlampe gab ihren Schein ab, und sie würde auch den Teppich beleuchten.

Zitternd, nicht nur vor Kälte, und mit zur Seite gedrehtem Kopf betrat sie das Wohnzimmer. Kate dachte an ihre nackten Füße und stellte sich vor, wie es sein würde, wenn sie damit den Teppich berührte und auf dem blutigen Film ausrutschte. Das wäre für sie noch eine Steigerung des Horrors gewesen. Ihr wurde übel. Sie schluckte, ihr Magen rebellierte. Trotzdem musste sie sich den Tatsachen stellen.

Sie drehte den Kopf.

Kate sah den Teppich!

Sie blieb stehen und wagte sich nicht zu rühren. Etwas kratzte in ihrer Kehle, dann schüttelte sie den Kopf und erstarrte einen Moment später wieder. Nur ihre Lippen bewegten sich, als sie flüsterte: »Das – das glaubt mir keiner ...«

Was ihr keiner glauben sollte, war genau zu sehen. Es gab keinen blutenden Teppich mehr. Als wäre nichts passiert, lag er völlig normal auf dem Fußboden...

*

»Gib mir noch einen Schluck!«

Kate schüttelte den Kopf. »Du sollst nicht soviel saufen, Slim. Das habe ich dir schon immer gesagt.«

Slim starrte seine Schwester an. »Ich saufe doch gar nicht viel. Hast du mal einen gesehen, der säuft?« Er gab sich selbst die Antwort. »Wahrscheinlich nicht, denn dann würdest du einen derartigen Bockmist nicht sagen.«

»Trink erst einen Kaffee.«

»Habe ich in der Redaktion schon geschluckt. Weißt du, wie der schmeckte, Kate?«

»Nein, das will ich gar nicht wissen.«

Slim grinste nur, denn er bemerkte den musternden Blick seiner Schwester und konnte sich gut vorstellen, was sie dachte. Er spielte darin die Hauptrolle.

Sicherlich fragte sie sich wieder einmal, warum der Himmel sie mit einem derartigen Bruder bestraft hatte. Er war ein Typ, den man am besten vergaß. Slim nannte sich Fotograf, war tatsächlich aber ein Schleimer, der sich an andere dranhängte, um hin und wieder ein Foto von irgendwelchen Prominenten schießen zu können, möglichst in einer verfänglichen Situation.

Er versuchte sein Glück überall bei den verschiedensten Zeitungen. Bei manchen Redakteuren wurde er hin und wieder eine Aufnahme los – die meisten aber winkten nur ab, wenn sie nur schon seinen Namen hörten.

Er gehörte zum Rattenpack, zur untersten Stufe, der Sensationspresse, aber das störte ihn nicht. Er hatte das Gemüt eines Fleischerhundes, der zahnlos geworden war. Er biss nicht zurück, kam aber immer wieder auf die Füße, wenn er getreten worden war, und eigentlich schaffte es nur Kate, ihn einigermaßen zu zügeln.

Er war mehr als zehn Jahre jünger als sie. Ihre Eltern lebten nicht mehr, und Kate hatte als ältere die Pflicht verspürt, sich um ihren Bruder zu kümmern. Doch bei Slim waren Hopfen und Malz verloren gewesen. Der ging seinen eigenen Weg. Glücklicherweise hatte er noch keine Frau gefunden, die ihn heiraten wollte und die er dann unglücklich gemacht hätte.

Er strich das zurück, was er Haare nannte. Für Kate waren es nur fettige Strähnen. Unter den Augen lagen dunkle Ringe. Sie hatten sich in die blasse Haut regelrecht hineingefressen. Spitz und lang trat die Nase hervor, der Mund war klein, und das Gesicht lief bis zum Kinn spitz zu. Slim hob den Zeigefinger vom Daumen weg. »Einen winzigen Schluck nur, mehr nicht, Schwesterherz.«

Später.«

»Warum das?«

»Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.«

Der Fotograf schielte auf seine Kamera, die er neben sich auf den Tisch gestellt hatte. Wenn er etwas pflegte, dann war es dieser Apparat, den behandelte er wie eine Mutter ihr Kind, in der Fototasche neben dem Stuhl hatte er die Ersatzkamera verstaut und noch zwei Objektive für gewisse Gelegenheiten. »Weißt du eigentlich, Schwesterherz, was ich für dich in dieser Nacht auf gegeben habe?«

»Nein, ich kenne das Flittchen nicht.«

»Kein Flittchen, eine Chance, verstehst du?« Er hob die Arme und ließ sie wieder fallen. »Vielleicht die Chance meines Lebens.«

Kate schaute ihren Bruder leicht ironisch lächelnd an. »Wie lange kennen wir uns, Slim?« .

»Keine Ahnung.« Er grinste.

»Was meinst du, wie oft ich von dir diesen Sermon schon gehört habe? Du mit deiner Chance. Die wirst du nie kriegen, das sage ich dir. Du wirst immer unten bleiben.«

»Aha. Denkst du?«

»Genau!«

Er zeigte mit dem Finger auf sie. Kate stellte fest, dass der Nagel einen Schmutzrand aufwies. »Aber du bist auch nicht besser dran. Arbeitest in finsteren Kneipen, musst dich betatschen lassen, wirst immer älter, und wenn du irgendwann einmal Bilanz ziehst, wirst du nur ein Wort sagen.«

»Welches?«

»Scheiße!«

Kate schüttelte den Kopf. »Es hat keinen Sinn, mit dir zu reden. Das Leben ist nicht gerecht, das weiß jeder. Aber ich versuche zumindest, mich so zu verhalten, dass ich jedem anderen Menschen in die Augen schauen kann. Ich arbeite für mein Geld, ich arbeite hart, mein Lieber ...«

»Ich auch!«

Kate winkte ab. »Komm, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren.«