John Sinclair 83 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 83 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989!

Der Spinnendämon.

Das Moor warf Blasen. Heiseres Stöhnen und Röcheln drangen aus der Tiefe. Knöcherne Finger griffen in die Luft und ballten sich zur Faust.

Ein ausgemergelter Schädel folgte den beiden Armen. Er war bleich und hohl wie ein Totenkopf. Die erloschenen Augen in dem zerstörten Gesicht begannen zu funkeln. Dem Stöhnen folgte dumpfes Lachen. Dann stieg der Unheimliche aus dem stinkenden Moor. Er betrat die Oberwelt, um unschuldige Opfer ins Verderben zu ziehen ...

John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 141

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer Spinnen-DämonVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Spinnendämon

Das Moor warf Blasen. Heiseres Stöhnen und Röcheln drangen aus der Tiefe. Knöcherne Finger griffen in die Luft und ballten sich zur Faust.Ein ausgemergelter Schädel folgte den beiden Armen. Er war bleich und hohl wie ein Totenkopf. Die erloschenen Augen in dem zerstörten Gesicht begannen zu funkeln. Dem Stöhnen folgte dumpfes Lachen. Dann stieg der Unheimliche aus dem stinkenden Moor. Er betrat die Oberwelt, um unschuldige Opfer ins Verderben zu ziehen …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2837-7

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Spinnen-Dämon

Das Moor warf Blasen. Heiseres Stöhnen drang aus der Tiefe. Die Sumpfgräser hoben sich, als eine dunkle, unförmige Masse auftauchte. Eine bleiche Hand reckte sich ins Freie. Die knöchernen Finger griffen ruckartig in die Luft und ballten sich zur Faust.

Ein zweiter Arm tauchte auf, ein ausgemergelter Schädel folgte. Die erloschenen Augen in dem zerstörten Gesicht begannen zu funkeln.

Das Stöhnen, das aus dem schmallippigen Mund mit den langen gelben Zähnen drang, verstummte. Ein höhnisches, dumpfes Lachen folgte.

Gurgelnd strömte das faulig riechende Wasser in das Loch nach, aus dem der Unheimliche stieg. Er betrat die Oberwelt, um unschuldige Opfer ins Verderben zu ziehen.

Er, der Spinnendämon aus dem Moor!

Entgegen der sprichwörtlichen Sparsamkeit der Schotten hatte Ferguson McCormack bei seiner Discothek nicht gespart. Sie konnte sich sogar mit Discos in London messen. McCormack hatte seinen Tanzschuppen allerdings mitten ins schottische Hochmoor gesetzt. Er war davon ausgegangen, dass es auch in dieser Gegend genügend Jugendliche gab, die sich abends unterhalten wollten und denen der heimische Fernseher ein Gräuel war. Und er hatte recht behalten.

Die jungen Leute kamen aus allen Himmelsrichtungen und scheuten auch vor langen Anfahrtwegen nicht zurück. Dementsprechend groß war der Parkplatz vor dem MANHATTAN.

Mitternacht. Ein neuer Tag brach an, der siebzehnte Februar. Der Betrieb im MANHATTAN lief noch auf Hochtouren. Auf Hochtouren lief auch ein Motorrad auf dem Parkplatz. Es war bitterkalt. Der Motor sollte warm werden.

»Ach, Harry!« Cora Fillyhan zog einen Schmollmund. »Jetzt ist es doch erst richtig toll geworden! Warum müssen wir denn schon aufbrechen?«

Harry Platter stülpte sich den Schutzhelm über die blonden Naturlocken und befestigte den Riemen. »Baby, unsere Tankstelle öffnet um sieben! Bei diesem Wetter sind die Straßen womöglich vereist. Ich habe keine Lust, im Moor zu landen. Also muss ich langsam fahren, okay?«

»Ja, schon!« Cora Fillyhan war wirklich enttäuscht. Sie beide hatten erst vor wenigen Minuten ein Solo auf die Tanzfläche gelegt, dass die übrigen Besucher der Disco im Kreis um sie herumgestanden und zugesehen hatten. Aber sie sah ein, dass Harry recht hatte.

»Du kannst ja noch hierbleiben«, bot Harry seiner Freundin an. »Aber dann musst du mit einem anderen nach Hause fahren.« Sie wohnten beide in demselben Dorf am Rand des Moores.

Obwohl der eisige Wind durch ihre Kleider biss, lachte Cora laut auf. »Dein Gesicht möchte ich sehen, Harry, wenn ich wirklich hier bleibe!«, rief sie und schmiegte sich kurz an den jungen Mann. »Du platzt doch jetzt schon vor Eifersucht!«

»Ich bin nie eifersüchtig«, behauptete Harry und musste über seine eigene Lüge grinsen. »Ab geht die Post!«

Cora schwang sich auf den hinteren Sitz. Sie trugen beide über ihrer Disco-Kleidung schwere Lederkluft, die sie einigermaßen vor dem in diesem Jahr besonders grimmigen Winter schützte.

Harry gab vorsichtig Gas. Die Straße war tatsächlich sehr glatt. Vom Moor trieben feuchte Schleier herüber und froren auf dem Asphalt. Trotzdem hatte Cora keine Angst, sie verließ sich auf ihren Freund.

Das Motorrad war weit und breit das einzige Fahrzeug, das bei diesem Wetter und um diese Zeit unterwegs war. Cora wandte einmal noch den Kopf. Die bunten Lichter des MANHATTAN blieben hinter ihnen zurück und wurden von den Nebelfetzen aus dem Moor verschluckt. Dann wandte sie sich wieder nach vorne.

Der Kegel des Scheinwerfers riss nur ein schmales Band in die Dunkelheit. Links und rechts der Straße glaubte Cora, huschende Gestalten zu erkennen, winkende Riesen, Gnome, Fabelwesen! Sie war ein modernes junges Mädchen und davon überzeugt, dass die Geschichten der Alten nur Geschichten waren, aber sie konnte sich der unheimlichen Stimmung des nächtlichen, winterlichen Moors nicht entziehen.

Und dann kam das unangenehmste Stück. Hier lief die schmale Asphaltstraße zwei Meilen lang über einen künstlich aufgeschütteten Damm. Links und rechts der Fahrbahn fiel die Böschung steil ins Moor ab. Überdimensionale rote Schilder warnten vor den tödlichen Gefahren. Zusätzlich war die Straße durch Leitplanken abgesichert.

Plötzlich stieß Harry einen Schrei aus. Cora zuckte zusammen und beugte sich zur Seite. Und dann sah sie, worüber ihr Freund erschrocken war.

Auf der Straße lag ein Mann, dicht neben der Leitplanke, verkrümmt und scheinbar leblos. Mehr als unförmige braune Kleider und ein blasses, eingefallenes Gesicht konnte Cora nicht erkennen.

Was war hier nur passiert? Eine Gänsehaut lief über ihren Rücken! An dieser Stelle waren nie Fußgänger unterwegs. Hatte der Mann einen Unfall gehabt? Oder war er betrunken und wollte sich hier ausschlafen? Es wäre sein sicherer Tod gewesen, die Temperaturen lagen empfindlich unter dem Gefrierpunkt. Wenn sie dem Mann nicht schnellstens halfen, starb er – falls er überhaupt noch lebte.

»Fahr weiter!«, rief Cora keuchend.

Sie erschrak über sich selbst. Wie konnte sie nur so etwas sagen? Damit verurteilte sie den Hilflosen praktisch zum Tod! Trotzdem schrie sie. »Harry, fahr um Himmels willen weiter! Bleib nicht stehen!«

Er nahm das Gas weg, das Motorrad rollte langsamer. »Bist du verrückt?«, rief er zurück. »Er braucht Hilfe und …«

»Harry! Nein!« Cora schrie gellend, als er stehen blieb und abstieg. Sie klammerte sich an ihm fest, aber sie konnte ihn nicht halten, da sie die Maschine stützen musste. Harry nahm sich nicht die Zeit, um das Motorrad aufzubocken.

Er lief zu dem Reglosen und beugte sich zu ihm hinunter.

Zitternd presste Cora ihre in Handschuhen steckenden Fäuste vor den Mund. Grauenhafte Angst hielt sie gepackt. Aus weit aufgerissenen Augen starrte sie auf ihren Freund, der den Mann an der Schulter rüttelte.

Da geschah es!

Harry brüllte entsetzte auf und wollte zurückweichen. Es war zu spät!

*

Die leblose Gestalt regte sich. Der Mann breitete die Arme aus und griff blitzschnell nach Harry Platter.

»Harry, lauf!« Cora sprang von dem Motorrad und merkte nicht, dass es langsam umkippte. Als sie ihrem Freund zu Hilfe kommen wollte, krachte hinter ihr die Maschine auf die Fahrbahn.

Harry Platter warf sich instinktiv zurück, als die hasserfüllt funkelnden Augen des Unheimlichen aufglühten. Die dürren, langen Finger verfehlten seine Arme nur um wenige Zoll.

Der Fremde schnellte vom Boden hoch. Er bewegte sich mit einer Geschwindigkeit, die Harry ihm nicht zugetraut hätte.

Der muss doch uralt sein! schoss es Harry durch den Kopf, als er das faltige Gesicht sah. Im nächsten Moment riss er die Arme hoch.

Auf dem glatten Boden rutschten seine Lederstiefel weg. Er suchte verzweifelt nach einem Halt, fand keinen und stürzte schwer. Geistesgegenwärtig rollte er sich auf die Seite.

Die Pranken des Unheimlichen griffen wieder ins Leere. Die dünnen Lippen zogen sich von langen gelben Zähnen zurück. Aus dem Mund des Mannes schlug Harry ein gefährliches und wütendes Knurren wie von einem Raubtier entgegen.

»Harry, komm!« Cora tauchte neben ihm auf. Sie beugte sich trotz ihrer Todesangst vor dem Unbekannten zu ihrem Freund hinunter und wollte ihm auf die Beine helfen, doch in seinem Entsetzen bewegte sich Harry zu hastig. Er glitt immer wieder aus, kroch auf allen vieren vor dem Unheimlichen davon und versuchte, sich zu dem Motorrad zu retten.

»Lauf weg, Cora!«, schrie er dabei. »Schnell, lauf weg!«

Der Fremde raffte sich auf. Mit unsicher tappenden Schritten wollte er dem jungen Mann den Weg versperren. Die Straßenglätte machte ihm offenbar nichts aus. Dennoch bewegte er sich merkwürdig ungelenk, als hätte er jahrelang stillgelegen.

Cora konnte sich nicht von der Stelle rühren. Sie sah, dass Harry hinkte, aber sie war unfähig, etwas zu tun. Dieser lautlose nächtliche Kampf auf der Straße mitten im Moor lähmte sie.

»Lauf!«, brüllte Harry sie an.

Da erst warf sie sich herum und rannte. Dabei wandte sie jedoch immer wieder den Kopf. Sie musste wissen, wss mit Harry geschah!

Er hinkte sogar sehr stark. Bei dem Sturz musste er sich etwas gebrochen oder geprellt haben! Als er endlich das Motorrad erreichte, war der Fremde nur mehr wenige Schritte hinter ihm.

Harry bückte sich und wollte die schwere Maschine aufrichten, seine Stiefel rutschten jedoch seitlich weg.

»Vorsicht!«, schrie Cora Fillyhan und blieb stehen.

Harry drehte sich noch um, schaffte es jedoch nicht mehr ganz. Die Hände des Fremden legten sich um seinen Hals. Als wäre Harry nur eine federleichte Puppe, schleppte ihn der Unheimliche zu der Leitplanke.

Coras grelles Schreien hallte weit in die Nacht hinaus, als beide, Harry und der Unbekannte, über die Leitplanke verschwanden.

Scheinbar erst nach einer Ewigkeit hörte sie das Klatschen, mit dem die beiden Männer im Moor eintauchten.

Ihr Verstand sagte ihr, dass Harry rettungslos verloren war, aber sie sperrte sich dagegen.

Steifbeinig, mit weichen Knien und am ganzen Leib schlotternd, wankte sie zurück und drehte das schwere Motorrad so, dass der Scheinwerferkegel auf das Moor fiel.

Deutlich sah sie die Schleifspur auf der Dammbefestigung, doch im Moor war keine Spur mehr von den beiden Männern zu entdecken. Der Sumpf hatte sie verschlungen – für immer, wie Cora Fillyhan in diesen grauenhaften Sekunden dachte.

Sie ahnte nicht, dass sie beide wiedersehen sollte. Angst und Schrecken waren für die junge Frau noch lange nicht vorbei.

*

»Ich hätte mich nie mit dir einlassen sollen, John Sinclair!«

Die das stöhnte, hing neben mir auf dem Beifahrerseitz meines silbergrauen Bentleys und versuchte, die Müdigkeit zu vertreiben. Sie hieß Jane Collins und war in meinen Augen die hübscheste Privatdetektivin der Welt. »Es war eine Schnapsidee, nicht zu fliegen und stattdessen mit dieser alten Karre von London nach Schottland zu kutschieren!«

Ich grinste flüchtig und ließ den nagelneuen Bentley über die gewundene Straße rauschen, die sich durch eine atemberaubend schöne Landschaft zog. Zwar kannte ich Schottland sehr gut, war aber jedes Mal wieder von seinen wild-romantischen Hügeln und den dunklen Seen fasziniert. Dabei wurde ich auch unwillkürlich an Loch Morar mit seinem Ungeheuer erinnert. 1

»Könnte sein, dass wir hier länger zu tun haben, Darling«, erwiderte ich und hielt Ausschau nach Wegweisern. »Und da möchte ich nicht auf den Wagen verzichten.«

»Du hättest doch lieber Suko mitnehmen sollen«, behauptete Jane, der es schon etwas besser ging. Sie hatte eine Stunde geschlafen, und das im fahrenden Wagen. Jetzt ordnete sie ihr blondes Haar, das mich stets an reifen Kansas-Weizen erinnerte, und überprüfte ihr Make-up. Auch ohne »Kriegsbemalung«, wäre sie eine Schönheit gewesen.

»Suko wollte nicht, wie du weißt«, erwiderte ich und lachte leise. »Ich glaube, mein Freund und Kampfgefährte kocht sein eigenes chinesisches Süppchen.«

»Ein sehr privates Süppchen.« Nun lachte auch Jane und strich ihren graubraunen Hosenanzug glatt. »Und er möchte nicht, dass wir ihm in den Topf gucken und herausfinden, dass diese Suppe einen Mädchennamen hat.«

Im Bentley war es angenehm warm, während Schneeregen gegen die Windschutzscheibe trommelte, dass die Scheibenwischer kaum nachkamen. Es war elf Uhr vormittags, Montag, der zwanzigste Februar. Ich registrierte es und rechnete kurz nach.

»In einer halben Stunde sind wir in Inverness, Darling. Dort erwartet uns Inspektor Morronen, der mit uns zum Sanatorium fährt. Sobald wir mit dem Mädchen gesprochen haben, werden wir klarer sehen. Vielleicht ist es gar kein Fall für mich!«

Jane stöhnte in gespielter Verzweiflung. »Dann hätten wir ja die ganze Fahrt von London nach Schottland umsonst gemacht!«, rief sie.

»Nicht umsonst«, sagte ich und zog den Bentley vorsichtig in eine Kurve. »Wenn das Verschwinden dieses jungen Mannes keine Sache für Scotland Yard ist und keine Geister und Dämonen im Spiel sind, machen wir beide Urlaub. Mindestens drei Tage lang. Das verspreche ich dir.«

»Tue es lieber nicht, du hältst dein Versprechen doch nicht«, erwiderte Jane trocken. »Ich kenne dich! Irgendetwas findest du immer, um das du dich kümmern musst.«

Womit sie auch wieder recht hatte. Aber so war es, wenn man sich als Oberinspektor von Scotland Yard ausschließlich mit Fällen beschäftigte, in denen Dämonen die Menschen peinigten. Die bösen Mächte befanden sich auf dem Vormarsch. Ich focht gemeinsam mit einigen Kollegen aus der Zunft der Geisterjäger gegen diese Mächte, aber kaum hatten wir hier einen Dämon vernichtet und gebannt, standen an einer anderen Stelle neue böse Geister auf. Trotzdem durften wir nicht aufgeben, wenn wir die Menschheit retten wollten.

»He, John, träumst du?« Jane stieß mich an. »Ich habe dich etwas gefragt!«

Ich schrak zusammen. »Tut mir leid, ich war in Gedanken.«

»Ieh habe gefragt, warum Sir Powell überhaupt auf dich verfallen ist«, wiederholte meine Begleiterin.

Sir Powell, mein Vorgesetzter bei Scotland Yard, hatte mich nach Schottland geschickt, damit ich mich um einen Vermisstenfall kümmerte. Das tat er für gewöhnlich nur, wenn an einer Sache wirklich etwas dran war.

»Die Begleiterin des jungen Mannes spricht ständig von einer unheimlichen Gestalt aus dem Moor.« Ich zuckte die Achseln. »Vielleicht ist es wirklich nur falscher Alarm.«

Wir fuhren gerade durch eine menschenleere Gegend. Der Schneeregen behinderte die Sicht ganz beträchtlich.

»Ich werde froh sein, wenn ich endlich aussteigen kann«, meinte Jane.

Im nächsten Moment starb der Motor ab. Einfach so. Was der Bentley noch nie getan hatte, geschah. Er rollte aus und blieb stehen. Ich drehte den Zündschlüssel, doch nichts rührte sich. Nicht einmal der Starter sprang an.

»Auch das noch!«, seufzte Jane Collins. »Oder machst du das absichtlich, um mich zu verführen?«

Mir war gar nicht zum Lachen zumute, als ich den Kragen hochschlug und ausstieg. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich mich, eine Beklemmung, die ich mir selbst nicht erklären konnte.

Ich öffnete die Motorhaube. Nach zehn Minuten hatte ich noch immer keinen Fehler gefunden, war aber bis auf die Knochen durchgefroren.

Jane stieg aus und kam zu mir. »Weit und breit kein Haus«, meinte sie niedergeschlagen. »Aber vor etwa fünf Meilen sind wir an einem Lokal vorbeigekommen. MANHATTAN heißt es.«

Ich winkte ab. »Das war eine Discothek, die hat um diese Zeit geschlossen.«

»Trotzdem, John! Wir könnten telefonieren. Bestimmt ist jemand in der Disco …«

Weiter kam meine Begleiterin nicht. Aus der grauen Nebelwand tauchte eine dunkle Gestalt auf. Ehe einer von uns etwas tun konnte, packte der Unbekannte Jane am Hals und zerrte sie mit sich.

*

Es geschah so plötzlich, dass ich eine Sekunde wie erstarrt dastand. Doch dann reagierte ich blitzartig.

Mit einem weiten Sprung schnellte ich mich hinter dem unheimlichen Angreifer her und jagte ihm meine Faust gegen den Schädel.

Es schmerzte in meiner Hand, als hätte ich eine Betonmauer getroffen.

Jane gab keinen Ton von sich. Schlaff hing sie in dem festen Griff des Unbekannten.

Er ging direkt auf die Leitplanke zu. Dahinter sah ich eine braune, von einzelnen Inseln unterbrochene Fläche.

Moor!

Das war ein Wahnsinniger – oder …

Ich führte den Gedanken nicht zu Ende, sondern warf mich erneut auf den Unbekannten, packte ihn am Arm und wirbelte ihn herum.

Er drehte sich halb um. Ein Blick in sein Gesicht genügte. Das war kein lebender Mensch, sondern ein Untoter oder ein Dämon!

Die welke Haut lag so fest über den Knochen, dass das mumifizierte Gesicht an einen Totenschädel erinnerte. Es knisterte, als sich die Züge des Untoten zu einer Fratze verzerrten. Seine Augen glühten tief in den Höhlen auf.

In letzter Sekunde warf ich mich zur Seite. Mit einer Hand hielt er Jane fest, während er mit der anderen nach mir griff. Seine knochige Faust pfiff durch die Luft. Der Schlag wäre mir zum Verhängnis geworden.

Ich stieß dem Scheusal beide Fäuste gegen die Brust, doch der Dämon taumelte nicht einmal.

Mein Spezialkoffer mit meinen Waffen gegen das Böse lag im Bentley auf den Rücksitzen, aber ich besaß noch eine starke Waffe. Mein silbernes Kreuz, mit Symbolen des Guten bedeckt.

»John!«, stöhnte Jane. Sie wehrte sich. Es gelang ihr aber nicht, sich aus dem Griff zu befreien.

Mit einem Ruck riss ich Jacke und Pullover zur Seite und holte das Kreuz unter meinem Hemd hervor. Das Silber schien aufzustrahlen, als es mit der bösen Macht konfrontiert wurde.