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Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989!
Tigerfrauen greifen an!
Damals, vor einem halben Jahr etwa, da war sie mir in letzter Sekunde entwischt.
Serena Kyle, die Dienerin der Teufelstochter. Eine Frau, die durch ihre Schönheit blendete, doch im Innern kalt, wie ein Eisblock war. Ein Mensch ohne Herz, aber voller Rachegedanken.
Sie hatte nichts vergessen. Nicht die Niederlage und nicht den Mann, der sie ihr eingebracht hatte. Das war ich.
Doch Serena Kyle schlug zurück.
Diesmal härter und grausamer als jemals zuvor ...
John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 136
Veröffentlichungsjahr: 2015
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Damals, vor einem halben Jahr etwa, da war sie mir in letzter Sekunde entwischt.Serena Kyle, die Dienerin der Teufelstochter. Eine Frau, die durch ihre Schönheit blendete, doch im Innern kalt, wie ein Eisblock war. Ein Mensch ohne Herz, aber voller Rachegedanken.Sie hatte nichts vergessen. Nicht die Niederlage und nicht den Mann, der sie ihr eingebracht hatte. Das war ich.Doch Serena Kyle schlug zurück.Diesmal härter und grausamer als jemals zuvor …
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-2839-1
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
Damals, vor einem halben Jahr etwa, da war sie mir in letzter Sekunde entwischt.
Serena Kyle, die Dienerin der Teufelstochter. Eine Frau, die durch ihre Schönheit blendete, doch im Innern kalt war wie ein Eisblock. Ein Mensch ohne Herz, aber voller Rachegedanken.
Sie hatte nichts vergessen. Nicht die Niederlage und nicht den Mann, der sie ihr beigebracht hatte. Das war ich.
Doch Serena Kyle schlug zurück.
Diesmal härter und grausamer als zuvor …
Die nächste Laterne leuchtete wie eine trübe Zitrone. Ihr Licht versickerte bereits nach einer Handspanne im Nebel.
Ich zog den Kragen meines Mantels höher und warf Suko, dem Chinesen, einen skeptischen Blick zu. »Du bist dir hundertprozentig sicher, dass es hier ist?«
»Mein Vetter Kim lügt nicht.«
»Hm.« Ich legte meine Stirn in Waschbrettfalten. Suko hatte zahlreiche Vettern. Ich kam da nicht durch. Er kannte Gott und die Welt, wenigstens bei seinen Landsleuten. Irgendwie waren sie alle miteinander verwandt. Suko hatte auch meistens recht, doch ein Rest Misstrauen blieb einfach zurück.
Vielleicht hing dies auch mit der Gegend zusammen. Sie sah einfach zum Fürchten aus. Enge Gassen, alte Häuser, ineinanderverschachtelt, durchzogen von zahlreichen Gängen und Geheimtüren, und ausgestattet mit vielen Schlupfwinkeln.
Gefährlich, geheimnisvoll und rätselhaft war dieses Viertel, in dem hauptsächlich Chinesen lebten.
Das Kopfsteinpflaster schien zu dampfen. Herbstnebel kroch in die Gasse. Ein Gully stieß Dampfwolken aus. Die Luftfeuchtigkeit näherte sich der Hundert-Prozent-Marke.
Typisches Londoner Wetter. Alles war klamm und feucht. Diese Feuchtigkeit zog auch in die nicht so gut isolierten Häuser, sie fand ihren Weg durch zahlreiche Ritzen und Spalten. Mein Mantel und Sukos Lederjacke glänzten wie mit Öl eingerieben.
Der Chinese schaute an der Fassade hoch.
Der Bau bestand zur Hälfte aus Stein. Über der ersten Etage waren die Steinmauern durch Holz ersetzt worden. Es verströmte einen beißenden Geruch. Das Dach lief etwas vor. Wasser tropfte von einer waagerecht laufenden Regenrinne.
Und weshalb standen wir hier?
Ganz einfach gesagt. Es ging um drei Morde. Die Opfer hatten schlimm ausgesehen, so als wären sie unter die Tatzen großer Raubkatzen geraten.
Einem Tiger, zum Beispiel …
An diese außereuropäischen Raubkatzen glaubte natürlich niemand, doch dann war es einer von Sukos Vettern, der allen Spekulationen um die Art und Weise der Morde die Luft nahm.
»Es sind Tigerfrauen«, hatte er am Telefon geflüstert, die Adresse genannt und aufgelegt.
Jetzt standen wir in dieser Gasse, wo mir das Wasser in den Nacken tropfte und unangenehm kalt über den Rücken rieselte.
Wir hatten fast fünf Minuten vor dem Haus gewartet und keinen Menschen gesehen. Trotzdem war ich sicher, von zahlreichen Augenpaaren beobachtet zu werden. Diese fremdländischen Viertel flößten mir immer Unbehagen ein.
Suko drückte die Tür auf.
Dahinter lag ein enger, muffiger Korridor, und bereits jetzt fiel mir ein süßlich beißender Geruch auf.
Opium!
Fast hätte man darauf wetten können. Innerhalb des Chinesenviertels wurde Opium geraucht. Es gab regelrechte Opiumhöhlen, und ich hatte das Gefühl, in eine davon hineingeraten zu sein.
Ich tippte Suko auf die Schulter. Als er sich umdrehte teilte ich ihm flüsternd meinen Verdacht mit.
Er hob nur die Achseln.
Wir gingen weiter.
Der Gang machte einen Knick nach links, und jetzt sah ich auch schmale Türen, die rechts und links abzweigten. Licht wurde von kleinen kugelförmigen Petroleumlampen gespendet, die an den Gangwänden hingen. Die Lampen waren jedoch so schwach, dass ihre Helligkeit nicht einmal den Boden erreichte.
Aber wir konnten uns orientieren und sahen auch die Holztreppe, die nach oben führte.
Wie mir Suko vorher erklärt hatte, waren die Bewohner von unserer Ankunft informiert worden, sodass wir sicher sein konnten, nicht gestört zu werden.
Ein Geländer wies die Treppe nicht auf. Dafür sah sie mehr als brüchig aus, und als Suko seinen Fuß auf die erste Stufe setzte, knarrte sie erbärmlich.
Ich verzog das Gesicht, schaute mich sicherheitshalber um, doch niemand folgte uns.
Suko und ich hielten uns dicht an der Wand, gingen außen die Stufen hoch, erreichten den ersten Absatz und wären fast über das Mädchen gestolpert, das mit dem Rücken an der Wand saß und die Beine ausgestreckt hatte.
Wir blieben stehen.
Ich bückte mich.
Das Mädchen war eine Weiße. Ihr Gesicht leuchtete hell, die Augen waren aufgerissen, doch die Pupillen winzig klein.
Rauschgift!
Die Kleine war vollgepumpt mit Opium.
Verdammt auch. Ich ballte die Hände vor Zorn und Wut. Immer wenn ich Süchtige sah, überkam es mich. Es gibt wenige Menschen, die ich hasse. Aber Rauschgifthändler gehören dazu. Wenn ich daran denke, welch großes Leid sie schon über einen Teil der Jugend gebracht haben, dann kann man wirklich durchdrehen. Und die Zahl der Süchtigen steigt. Heroin und Kokain überschwemmen unser Land. Aus Südamerika und dem Orient kommt es ebenso wie aus Asien.
Ich nahm mir vor, den Kollegen von der Rauschgiftfahndung einen Tip zu geben.
Suko nickte mir zu. Wir stiegen über das Mädchen hinweg und schritten die nächste Treppe hoch, bis wir die erste Etage erreicht hatten.
Eine Doppeltür versperrte den Weg.
»Hier ist es«, wisperte Suko.
Ich trat näher an die Tür heran, da ich die Zeichen sehen wollte, die in das Holz geschnitzt worden waren.
Ich konnte sie nicht lesen. Sie entstammten einer Sprache, die ich nicht beherrschte.
»Es sind chinesische Zeichen«, klärte mich Suko auf, der mein Interesse bemerkt hatte.
»Und – was bedeuten sie?«
Suko schaute ebenfalls näher hin, beugte seinen Oberkörper wieder hoch, und ich sah es seinem Gesicht an, dass er passen musste. »Keine Ahnung, John. In China werden sehr viele Dialekte gesprochen. Ich beherrsche nur die wenigsten.«
»Aber kannst du nicht ungefähr sagen, was sie aussagen?«
Suko schaute noch einmal nach. Schließlich meinte er: »Es gibt gewisse Parallelen zu einer mir bekannten Sprache, und wenn ich die Zeichen richtig deute, sind sie als Warnung zu verstehen.«
»Wovor?«
Suko schaute mich ernst an. »Davor, den hinter der Tür liegenden Raum zu bereten.«
Ich nickte und dachte dabei an die Morde. Drei Menschen waren gestorben, und vielleicht standen wir jetzt dicht vor der Lösung des Rätsels. Auf keinen Fall wollte ich wieder zurückgehen. Auch die Warnung schreckte mich nicht.
Ich zog meine Beretta.
Suko nahm seine ebenfalls in die Hand.
Beide Pistolen waren mit geweihten Silberkugeln geladen. Geweihtes Silber tötet Dämonen der unteren Rangstufen. Schon sehr oft hatten mir diese Kugeln geholfen.
Ich merkte, wie sich Sukos Körper spannte. Uns konnte alles hinter der Tür erwarten.
Schrecken, Grauen und Tod …
Hart presste ich die Lippen zusammen. Ich dachte an die drei Toten und daran, wie sie ausgesehen hatten. Wir mussten diesen verdammten Mörder einfach fangen.
»Okay?«, raunte Suko. Er streckte bereits seine Hand nach der linken Türhälfte aus.
Ich nickte.
Sukos Finger fielen nach unten und umklammerten den Knauf. Er drehte ihn, es gab ein leises, schnackendes Geräusch, dann war die Tür offen, und wir sprangen gleichzeitig in den dahinterliegenden Raum …
*
Mein Partner und ich waren ein eingespieltes Zwei-Mann-Team. Sofort huschten wir links und rechts der Tür zur Seite, und gleichzeitig beschrieben unsere Waffen halbkreisförmige Bogen.
Mein Finger lag am Abzug. Sollte ich angegriffen werden, würde ich innerhalb eines Sekundenbruchteils feuern können.
Es war nicht nötig.
Wir wurden nicht angegriffen, aber das, was wir sahen, verschlug uns buchstäblich den Atem.
Hinter der Tür lag ein riesiger Raum, den ich in diesem Haus wirklich nicht erwartet hätte. Ein grünlich schimmerndes Licht erleuchtete ihn, und es wurde von Lampen abgestrahlt, die sich quadratisch und gläsern fugenlos innerhalb des Steinfußbodens einreihten. Das Licht fiel nur nach oben, sodass grüne Lanzen gegen die Decke stießen und uns das zeigten, was uns so einen Schock gegeben hatte.
Von der Decke hingen gewaltige, traubenförmige Gebilde, die mich an riesige Tropfen erinnerten und oben spitz zuliefen, während sie unten durchhingen.
Auch die Tropfen schillerten grünlich, aber sie allein hätten mich nicht auf eine makabre Weise fasziniert.
Es war vielmehr deren Inhalt.
Diese Tropfen waren gefüllt.
Mit Tigerköpfen!
»Verstehst du das?«, flüsterte Suko.
Ich schüttelte den Kopf und hatte nur Augen für die gewaltigen Tropfen mit ihrem makabren Inhalt.
Die Tigerfratzen starrten uns an. Sie sahen gefährlich aus mit ihren aufgerissenen Rachen und den beiden langen, spitzen Eckzähnen, die mich an die Hauer von Vampiren erinnerten.
In der Tat starrte uns da der Tod entgegen.
Ich versuchte, die Tropfen zu zählen.
Es waren zehn.
Wo kamen sie her? Wer hatte sie in diesen Raum geschafft? Sie hingen bewegungslos in der Luft, und ich sah auch kein Seil oder einen Faden, der sie festhielt.
Gelb schillerten die Augen in den Tigerköpfen. Ich wusste nun Bescheid, wer die drei Morde unter Umständen begangen hatte.
Suko stieß pustend die Luft aus.
»Was tun wir?«, fragte er und kam langsam auf mich zu.
Ich hatte meinen ersten Schreck überwunden und dachte wieder klar und logisch. »Wir können versuchen, einen dieser Riesentropfen zu zerstören.«
»Es wäre zumindest eine Möglichkeit«, gab der Chinese zu.
»Siehst du einen anderen Ausweg?«
»Nein.«
Suko hob die rechte Hand und zielte genau. Doch mein Partner brauchte nicht mehr zu schießen, denn die ›andere Seite‹ übernahm den Lauf der Handlung.
Ein Tropfen zerplatzte!
Es gab eine lautlose Explosion. Die dünne Haut spritzte nach allen Seiten weg, ein gefährliches Fauchen ertönte, ein Blitz zuckte auf, der uns für zwei Sekunden blendete, und als wir die Augen wieder öffneten und klar sahen, erkannten wir den Tiger.
Aus dem Kopf und durch die Explosion war eine mörderische Bestie geworden mit langen, dolchartigen Reißzähnen. Ich erkannte noch ein grünes Flimmern, das die Umrisse des Tigers nachzeichnete, dann sprang die Riesenkatze schon auf mich zu …
*
Das Hotel lag in unmittelbarer Nähe des St. James Parks. Citynah und doch ruhig, da die Seitenstraßen wenig befahren waren. Ein kleiner Park umgab das altertümliche Gebäude mit den hohen Fenstern und Erkern.
Die ersten starken Oktoberwinde hatten einen Teil der Bäume bereits entlaubt, sodass auf dem grünen Rasen ein bunter Teppich lag. Ein hohes schmiedeeisernes Gitter umgab das Grundstück, und zum Hotel selbst führte eine gekieste Zufahrt.
Das Haus gehörte zwei Frauen, die wenig Wert auf Publicity legten und ihre Räume nur an einen bestimmten Personenkreis vermieteten.
Bei ihnen hatten schon Zauberer, Illusionisten und Magier gewohnt. Die Frauen selbst führten Beschwörungen durch, interessierten sich für alles Okkulte, förderten Schwarze Messen und stellten für diese ›Feiern‹ selbst die Räume zur Verfügung.
Niemand war ihnen bisher auf die Spur gekommen, da ihr Hotel als ein Geheimtip galt. Wer einmal bei ihnen gewohnt hatte, gab die Adresse nur an Verbündete weiter, sodass kein Unbefugter je einen Blick in das Innere des Hauses werfen konnte.
Die Besitzerinnen waren Schwestern, Zwillinge, um genauer zu sein. Sie hießen Betty und Francine Hobart. Personal beschäftigten sie nicht. Sie leiteten ihr Hotel allein.
Was in all den Jahren noch nie eingetroffen war, geschah an diesem Tag.
Das Hotel war ausgebucht.
Sämtliche Zimmer wurden belegt.
Nur von Frauen.
Eine Mannequintruppe hatte sich angesagt. Zehn Mädchen nebst der Direktrice.
Und diese wiederum hatte einen Namen erwähnt, der bei den Hobart-Schwestern auf fruchtbaren Boden gefallen war.
Asmodina!
Sie wussten, wer diese Asmodina war. Die Tochter des Teufels, die Frau, die bald die Macht innerhalb des Dämonenreiches übernehmen sollte und deren Weg auf die Erde vorbereitet wurde.
Asmodina!
Wie ein Windstoß fuhr dieser Name durch das Reich der Finsternis. Er versprach Chaos, Angst und Grauen. Aber auch eine Belohnung für diejenigen, die Asmodina dienten.
Wie Betty und Francine Hobart.
An diesem Tag sollte es endlich soweit sein. Mit Spannung erwarteten die Schwestern die Ankunft der Truppe.
Sie standen in der ersten Etage, dort, wo der Flur sich zu einem Erker ausbreitete. Von hier aus konnte man den vor dem Hotel liegenden Park überblicken, bis hin zu dem Eingangstor, dessen Eisen im Laufe der Zeit Rost angesetzt hatte.
Schweigend schauten sie nach draußen.
Die Schwestern glichen sich aufs Haar.
Beide waren für eine Frau übernatürlich groß. Ihre Gesichter schimmerten wie mit weißem Puder übergossen, und in ihren dunklen Augen lag ein fanatischer Glanz. Das Alter war schwer zu schätzen. Sie konnten vierzig, aber auch fünfzig Jahre sein. Die Finger waren lang und dünn, die Knochen stachen hervor, und die weiten, dunkelroten Kleider wirkten wie Gewänder.
Betty hatte die Gardine zur Seite geschoben und beide Hände auf die marmorne Fensterbank gestützt. Ihre Stirn war gerunzelt, die schmale Zungenspitze huschte aufgeregt über die Lippen, und ihre Augen glänzten. Sie spiegelten einen Teil dessen wider, was in ihrem Innern geschah.
»Du bist viel zu aufgeregt«, sagte Francine leise und legte ihrer Schwester eine Hand auf die Schulter.
Betty drehte den Kopf. »Bist du das nicht? Denk daran, wer heute zu uns kommt. Sie ist …«
»Ich weiß, dass sie eine Botin Asmodinas ist«, erwiderte Francine. »Und ich bin ebenso stolz wie du, dass sie gerade uns ausgesucht hat, Betty.«
»Ja, wir können stolz sein.« Betty schaute weiterhin aus dem Fenster.
Es war ein trüber Herbsttag. Zwar stand eine fahle Sonne am Himmel, doch ihre Strahlen besaßen nicht mehr die Kraft, den Dunst zu durchbrechen, der über London lag.
Der Winter war nah, und der Kreislauf der Natur lief immer weiter. Wie ein Perpetuum mobile.
»Sind die Zimmer gerichtet?«, erkundigte sich Betty.
»Natürlich. Die Mädchen werden es gut bei uns haben.«
Betty nickte. »Das hoffe ich auch. Schließlich weiß jeder, was auf dem Spiel steht.«
Francine rieb sich die Hände. »Wir werden das erreichen, wovon wir immer geträumt haben«, flüsterte sie. »Endlich, Betty. Endlich sind wir soweit.«
»Noch nicht«, dämpfte Betty den Optimismus ihrer Schwester.
»Ach, geh. Es wird nichts mehr schieflaufen.«
Die Frauen schwiegen wieder und schauten hinunter in den Park. Blätter trudelten von den Bäumen. Lautlos glitten sie dem Boden entgegen, vom Wind getrieben, um sich einzureihen in den bunten Teppich der abgestorbenen Natur.
Von der Straße sah man nicht viel. Hin und wieder fuhr ein Wagen vorbei. Seine Silhouette verschmolz mit dem Grau des Tages.
Im Haus war es ruhig. Nur eine Uhr tickte. Das monotone Geräusch wirkte einschläfernd, aber die Frauen hatten sich daran gewöhnt. Ebenso wie an ihr Leben, das im Prinzip dem Bösen gewidmet war.
Betty stieß ihre Schwester an. »Da ist sie«, sagte sie und verhaspelte sich fast vor Aufregung.
»Wo?«
Betty deutete nach vorn. »Der rote Wagen dort. Vor dem Tor. Sie hat doch gesagt, welch eine Farbe ihr Fahrzeug besitzt.«
Jetzt lächelte Francine. Es machte ihr Gesicht nicht hübscher. »Ja, endlich. Öffne das Tor, schnell.«
Der Schließmechanismus basierte auf einer modernen Anlage. Auf einen Knopfdruck hin schwangen die beiden Flügel nach innen und gaben für den Wagen den Weg zum Haus frei.
Es war ein roter Jaguar, dessen breite Reifen den Kies hochwarfen. Der Wagen wurde hart gefahren, und hinter ihm schwang das Tor wieder zu.
»Lass uns nach unten gehen!«, sagte Betty. Sie machte bereits kehrt und lief auf die Zimmertür zu.
Francine lachte. »Du tust gerade so, als würde Asmodina persönlich hier eintreffen.«
Betty drehte sich noch einmal um.
»Vergiss bitte nicht, dass Serena Kyle Asmodinas Dienerin ist.«
»Sind wir das nicht auch?«
»Aber wir besitzen nicht die Macht wie Serena.«