John Sinclair 91 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 91 E-Book

Jason Dark

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989!

Satans Schloss.

Das Satans Schloss thronte auf einem schroffen Felsen hoch über dem malerischen Loire-Tal. Es war keine prunkvoll eingerichtete Residenz, sondern ein spärlich möbliertes, hässliches Geisterschloss mit gigantischen Ausmaßen. Seine grauen Steinmauern wirkten unheimlich und abstoßend. Nur selten wagten sich Menschen in die Nähe dieses Furcht einflößenden Gesteinskolosses. Satans Gesandte konnten deshalb ungehindert ihre Aktionen vorbereiten. Da machte sich John Sinclair auf den Weg, die Herrschaft des Bösen zu brechen.

John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumSatans SchlossVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Satans Schloss

Das Satans Schloss thronte auf einem schroffen Felsen hoch über dem malerischen Loire-Tal. Es war keine prunkvoll eingerichtete Residenz, sondern ein spärlich möbliertes, hässliches Geisterschloss mit gigantischen Ausmaßen. Seine grauen Steinmauern wirkten unheimlich und abstoßend. Nur selten wagten sich Menschen in die Nähe dieses Furcht einflößenden Gesteinskolosses. Satans Gesandte konnten deshalb ungehindert ihre Aktionen vorbereiten. Da machte sich John Sinclair auf den Weg, die Herrschaft des Bösen zu brechen.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2845-2

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Satans Schloss

Michelle Larane schlug die Augen auf und starrte entsetzt in die unheimliche Dunkelheit. Die Siebzehnjährige wagte nicht, sich zu bewegen.

Da waren sie wieder! Die Stimmen, die die Totenstille zerrissen und raunend den Namen des Mädchens riefen! »Michelle! Michelle! Komm zu uns, Michelle! Komm!« Wie in Trance erhob sie sich und ging ins Freie.

Bleich stand der Mond über dem dunklen Wald, als Michelle auf die Lichtung trat. Im nächsten Moment sah sie die Wesen, die sie gerufen hatten.

Aus ihrem weit aufgerissenen Mund brach ein grauenhafter Schrei!

Pierre Arambon setzte sich kerzengerade auf seiner Luftmatratze auf. Er war schweißgebadet. Ein entsetzlicher Albtraum hatte ihn geweckt, die Vision, seine Freundin Michelle habe grässlich geschrien.

»Michelle?«, fragte der junge Mann mit bebenden Lippen. Er streckte die Hand nach ihr aus, doch der Platz neben ihm auf der Luftmatratze war leer, der Schlafsack zur Seite geschoben. Sein Blick fiel auf den Eingang des Zeltes. Der Reißverschluss war aufgezogen.

»Michelle?«, stammelte Pierre verwirrt. Noch war er schlaftrunken und begriff nicht sofort, was sich in dem Zelt auf der einsamen Waldlichtung abgespielt hatte.

In diesem Moment gellte vor dem Zelt ein Schrei.

Pierre schnellte hoch. Er hatte gar nicht geträumt! Michelle schrie in Todesangst!

Mit einem Satz war Pierre im Freien und sah sich um. Der Mond beschien eine gespenstische Szene. Seine Freundin stand mitten auf der Lichtung, die Arme abwehrend von sich gestreckt, und starrte mit verzerrtem Gesicht auf Nebelstreifen, die langsam auf sie zutrieben.

»He, Chéri!«, rief Pierre Arambon erleichtert. Dem Neunzehnjährigen fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte schon gedacht, es wäre wirklich etwas gesc-+hehen! »Chéri, komm ins Zelt und …«

Der Rest des Satzes blieb ihm im Hals stecken. Ächzend wankte er.

Die Nebelfetzen nahmen Gestalt an. Schauderhafte Wesen krochen auf Michelle zu, Ungeheuer mit glühenden Augen und weit aufgerissenen Mäulern!

Schlagartig fielen Pierre die alten Geschichten über das Schloss ein. Château Brouillard sollte mit einem Fluch beladen sein. Er hatte nie daran geglaubt, doch in diesem Moment erblickte er das Schloss auf dem Hügel über den Baumwipfeln. Es war von einem unheimlichen rötlichen Schein umgeben.

Pierre spürte die Wellen des Bösen, die von diesem alten Gemäuer ausstrahlten. Und er erkannte endlich die tödliche Gefahr, in der seine Freundin schwebte.

Mit einem wilden Aufschrei warf er sich den Bestien entgegen. Er wollte Michelle retten, wollte sie gegen die Angreifer verteidigen, doch aus dem geballten Nebel schoss eine krallenbewehrte Pranke hervor. Sie traf ihn am Kinn.

Der Schlag schleuderte Pierre über die halbe Lichtung. Benommen blieb er liegen. Vergeblich versuchte er, sich wieder hochzustemmen. Seine Finger bohrten sich in den weichen Boden. Er hatte Erde und Grasfetzen im Mund und spuckte sie aus. Sein Atem pfiff aus den Lungen. Jeder Knochen fühlte sich an, als wäre er gebrochen.

Und dort drüben stand Michelle noch immer regungslos, von Grauen und Todesangst gelähmt. Sie konnte nicht einmal weglaufen, als sich von allen Seiten abscheuliche Dämonen auf sie stürzten, packten und zu Boden rissen.

»Nein!«, schrie Pierre Arambon gequält auf. »Lasst sie los!«

Er verlor fast den Verstand, als die Fabelwesen seine Freundin mit ihren scheußlichen Pranken hochrissen. Michelle schwebte jetzt über den deformierten Schädeln mit den glühenden Augen und den geifernden Mäulern. Wie eine aufgebahrte Leiche ruhte sie auf den schleimigen, schuppigen oder mit zottigem Fell bedeckten Händen der Dämonen.

Sie gab kein Lebenszeichen mehr von sich!

Trotz der Schmerzen kam Pierre Arambon auf die Beine. Er war hart im Nehmen, und bei den Fußballspielen am Wochenende mit seinen Vereinskameraden wurde er schon mal kräftig umgesäbelt, ohne dass er vom Platz getragen werden musste.

»Michelle!«, rief er noch einmal und überquerte humpelnd die Lichtung.

Die Dämonen trugen ihr Opfer davon, in den Wald hinein und zum Château Brouillard hinauf, dem roten Leuchten entgegen.

»Pierre!« Michelles Stimme drang schwach zwischen den Bäumen hervor. »Um Himmels willen, Pierre, hilf mir!«

»Ich komme!« Pierre verdoppelte seine Anstrengungen, doch es war vergeblich. Die Schauerwesen waren viel schneller als er, obwohl er den Berg hinaufhetzte, als wäre er bei einem Wettrennen. Er sah eben noch, wie sie durch das Portal in das Schloss glitten. Hinter ihnen schlug das schwere Holztor mit einem dumpfen Poltern zu.

Wie ein Verrückter riss Pierre Arambon an dem Klingelzug, bis sich nach einigen Minuten eine Klappe in dem Tor öffnete. Das hässlichste Gesicht, das Pierre je gesehen hatte, tauchte auf.

»Verschwinde!«, keifte der alte Mann. »Weg hier!«

»Michelle!«, keuchte Pierre. »Sie haben meine Freundin ins Schloss gebracht! Diese … diese Ungeheuer haben sie verschleppt!«

Der Alte stieß ein hohles Kichern aus. »Du hast zu viel Rotwein getrunken, Kleiner!«, rief er mit schriller Stimme. »Geh nach Hause und schlaf deinen Rausch aus! Außer dem Comte und mir ist niemand im Schloss!«

Er schlug die Klappe zu, und diesmal rührte sich nichts mehr im Schloss, als Pierre bis zur völligen Erschöpfung den Klingelzug betätigte.

Das rote Leuchten verschwand, und in dem jungen Mann breitete sich dumpfe Hoffnungslosigkeit aus. Er war bereits überzeugt, dass er Michelle nicht wiedersehen würde.

Die Geister von Château Brouillard hatten sie geholt, und die Geister gaben keines ihrer Opfer her.

Zumindest nicht lebend!

*

»Die Loire-Schlösser habe ich eigentlich anders in Erinnerung«, murmelte Jane Collins, die sich neben mir im Sitz des Bentley räkelte. »Lieblicher, irgendwie freundlicher, nicht so kalt und abweisend.«

Ich warf einen Blick durch die Windschutzscheibe. Jane, die hübscheste Privatdetektivin der Welt mit goldblonden Haaren, hatte wieder einmal recht. Mein silbergrauer Bentley rollte auf einer schmalen, gewundenen Straße durch einen düsteren, fast schwarzen Wald. Die alten Bäume standen zu beiden Seiten der Fahrbahn wie eine undurchdringliche Mauer.

Über allem thronte auf einem schroffen Felsen eine Burg, die wenig mit den prunkvollen Loire-Schlössern gemeinsam hatte. Trotzdem befanden sich Jane und ich im Loire-Tal in Frankreich, und zwar im hochoffiziellen Auftrag von Scotland Yard. Ich, Oberinspektor John Sinclair, wurde von meiner Dienststelle sozusagen an die französische Polizei ausgeliehen.

»Darling«, sagte ich zu Jane und streifte ihr besorgtes Gesicht mit einem schnellen Seitenblick. »Wir sind zu einem Geisterschloss und nicht zu einer Touristenattraktion unterwegs.«

»Erst mal abwarten, was an der Geschichte dran ist«, meinte Jane. » Vorläufig wissen wir nur, dass vor einer Woche ein junges Mädchen aus dieser Gegend verschwunden ist. Und dass ihr Freund behauptet, sie wäre von dämonischen Gestalten nach Château Brouillard verschleppt worden. Weißt du übrigens, dass ›brouillard‹ Nebel heißt?«

»Wie passend«, antwortete ich. Das Schloss hoch oben auf dem Felsen wirkte schon durch seine grauen Steinmauern unheimlich und abweisend. Noch dazu zogen Nebelschlieren um das Bauwerk aus dem vierzehnten Jahrhundert. Es ging zwar schon auf den Abend zu, doch der Augustabend war warm. Nebel durfte es trotz des dichten Waldes eigentlich gar nicht geben.

»Da vorne liegt Nouvatelle.« Jane deutete durch die Windschutzscheibe. Wir rollten soeben einen Hang hinunter. Vor uns lag eine Kleinstadt, die im Gegensatz zu dem Château freundlich und anziehend wirkte. »Wo Suko nur bleibt?«

Ich warf einen Blick in den Rückspiegel, doch mein chinesischer Freund auf seiner Harley war noch nicht zu sehen. »Du weißt doch, dass er seinen Feuerstuhl richtig ausfahren und genießen möchte«, meinte ich beruhigend. »Deshalb haben wir vereinbart, dass wir nicht aneinander kleben. Er wird schon kommen.«

Suko war ein leidenschaftlicher und ausgezeichneter Motorradfahrer. Ihm stieß nicht so leicht etwas zu. Es gab wirklich keinen Grund, sich um meinen Freund zu sorgen.

In dem kleinen Gendarmerieposten von Nouvatelle lernten wir Sergeant Frambon kennen, einen vierzigjährigen Mann mit einem schwarzen Schnurrbart, dessen Spitzen das Kinn berührten.

»Nichts Neues im Fall Michelle Larane«, sagte er, nachdem wir uns vorgestellt hatten. Dabei verschlang er Jane mit feurigen Blicken. Auch die übrigen Gendarmen starrten meine Begleiterin an. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. »Monsieur Sinclair, wir vermuten, dass die beiden jungen Leute Streit hatten und dass Michelle weglief. Vielleicht hat sie Pierre Arambon auch sitzen lassen und ist mit einem anderen losgezogen. Sie kennen doch diese jungen Leute von heute.«

»Eigentlich zähle ich mich auch noch zu den jungen Leuten«, bemerkte Jane lächelnd.

Der Sergeant lief rot an. »Pardon, Mademoiselle, ich meinte … ich wollte sagen …«

»Schon gut«, sagte ich grinsend. »Jedenfalls sind wir hier, um die Geschichte zu untersuchen. Wie kamen Sie eigentlich auf mich?«

Sergeant Frambon riss sich zusammen. Jane lenkte ihn sichtlich ab. »Das war die Idee des Grafen, Monsieur l’Inspecteur! Der Comte de Brouillard kannte Ihren Namen und wusste, dass Sie … dass Sie sich mit solchen Dingen beschäftigen.«

Es war klar, dass der Sergeant nicht an schwarze Magie, Dämonen und Sendboten der Hölle glaubte, doch das störte mich nicht.

»Im Yard hat man mir gesagt, dass wir auf dem Schloss wohnen werden«, sagte ich, weil wir hier offenbar nichts mehr erfuhren. »Können Sie mir sagen, wie ich fahren muss?«

»Wollen Sie wirklich mit dem Bentley fahren?« Frambon warf einen ungläubigen Blick aus dem Fenster auf meinen vor dem Gendarmerieposten parkenden Wagen. »Dann seien Sie vorsichtig, Monsieur Sinclair.«

Er beschrieb mir, wie ich die Zufahrt zu dem Schlossberg finden konnte, und blickte uns skeptisch nach.

Fünf Minuten später verstand ich seine Bedenken. Die Straße war aus dem Felsen herausgesprengt, geradeso breit, dass die Reifen noch Platz hatten, und völlig ungesichert.

»An solchen Tagen wünsche ich mir, in London in meinem Bett zu liegen«, stöhnte Jane.

Ich wollte sie beruhigen, obwohl mir der kalte Schweiß ausbrach und ich so vorsichtig Gas gab, als hätte ich ein rohes Ei unter dem Pedal liegen.

»So schlimm ist es doch auch nicht, Darling! Wir haben schon ganz andere Sachen geschafft.«

»Das sagst du so leicht«, erwiderte Jane mit bebender Stimme. »Du sitzt ja auch nicht am Abgrund. Warte auf die Talfahrt, dann wird dir anders.«

Ich warf einen Blick über die Felskante hinaus und schluckte. Tief unter uns erstreckten sich sanfte Hügel und schlängelte sich die Loire durch ihr weltberühmtes Tal.

Eine falsche Bewegung am Steuer, und wir schlossen unsanfte Bekanntschaft mit diesem Tal!

Fünf Minuten später hatten wir es hinter uns. Der Bentley rollte vor dem Portal von Château Brouillard aus.

»Das nächste Mal gehe ich zu Fuß!«, verkündete Jane.

»Willkommen auf Château Brouillard!« , rief eine schrille Stimme hinter uns.

Wir wirbelten herum und standen einem Mann gegenüber, bei dessen Anblick es mir eiskalt den Rücken hinunter lief.

*

Suko genoss es, auf seinem Feuerstuhl über die schnurgeraden, in sanften Wellenlinien auf und ab führenden französischen Chausseen zu jagen. Auf der schweren Maschine wirkte der massige Chinese noch wuchtiger, trug er doch schwarze Lederkluft, bis zu den Knien reichende feste Stiefel und einen ebenfalls schwarzen Sturzhelm, der den ganzen Kopf umschloss. Suko trug diese Ausrüstung nicht nur, weil er sich darin gefiel, sondern weil sie ihm auch auf seinem schnellen Feuerstuhl die nötige Sicherheit bot.

Suko hatte den Anschluss zu meinem Bentley verpasst, weil er einen kurzen Umweg über eine schmale Seitenstraße einschlug, die mitten durch die Hügel und Felder führte. Hier legte er sich tief in die engen Kurven, drehte auf den Geraden auf, dass der Motor unter ihm röhrte, und jagte in die nächste Kurve. Suko wusste, dass er immer noch rechtzeitig nach Château Brouillard gelangte.

Doch es kam anders. Er stutzte, weil für seinen Geschmack die Abenddämmerung zu schnell hereinbrach. Zwar tauchte die Hauptstraße an dieser Stelle in einen urwaldähnlichen, fast schwarzen Forst ein, hinter dem sich der Felsen mit dem Schloss erhob. Trotzdem erlosch das Tageslicht viel zu rasch.

Irritiert schaltete Suko den starken Scheinwerfer seiner Harley ein. Der grelle Lichtkegel stach in die Dunkelheit, doch gleich darauf schien er verschluckt zu werden. Das Licht wurde schwächer und schwächer, sodass Suko das Gefühl hatte, in einen endlosen Tunnel zu rasen.

Nebel!

Der massige Chinese bremste vorsichtig, doch die Maschine jagte weiter. Suko versuchte eine Notbremsung.

Ohne Erfolg!

Schweiß brach ihm aus. Ungebremst donnerte die Harley-Davidson in den Nebel hinein. Da half nicht einmal mehr, dass Suko die Zündung ausschaltete. Die Geschwindigkeit verringerte sich nicht.

Und im nächsten Moment waren sie da! Von allen Seiten sprangen scheußliche Gestalten aus dem Nebel und griffen den Chinesen an, Dämonen, die sich im Schutz der grauen Schlieren herangeschlichen und auf ihr Opfer gelauert hatten.

Ganz flach presste sich Suko auf das Motorrad, dass seine massige Gestalt mit der Maschine verschmolz. Es half ihm nichts.

Hageldicht prasselten die Schläge auf seinen breiten Rücken und seine Schultern. Es hörte sich an, als ginge ein Schauer faustgroßer Steine auf den Sturzhelm nieder.

Es krachte und knallte und dröhnte in dem engen Helm, dass Suko gepeinigt aufschrie. Er glaubte, seine Trommelfelle würden platzen und sein Kopf zerspringen.

Die Schläge betäubten ihn beinahe. Er konnte die Harley nicht mehr halten.

Die kraftvolle Maschine entglitt seiner Kontrolle und schoss seitlich über die Fahrbahn hinaus.

Das Vorderrad grub sich in den weichen, moderigen Waldboden. Das Hinterrad hob ab und drehte sich aufheulend leer durch.

Suko wurde wie von einem bockenden Hengst abgeworfen, flog durch die Luft, wirbelte geistesgegenwärtig herum und prallte auf den federnden Untergrund, wurde herumgeschleudert und überschlug sich mehrmals.

Reglos blieb er liegen, als die Dämonen heranschwebten. Lautlos umringten sie den Ohnmächtigen. Sie warteten, bis Suko sich stöhnend bewegte.

Gerade als sich der massige Chinese aufsetzen und den Helm abnehmen wollte, legten sich kalte, schleimige Hände auf seinen Hals, schoben sich unter den Helm und berührten seine Stirn.

Sein Schrei blieb in der Kehle stekken. Röchelnd sackte Suko auf den Waldboden zurück und lag da wie tot, als sich die Dämonen in Form von Nebelstreifen zurückzogen und auf Château Brouillard zutrieben.

*

Obwohl ich diesen Mann noch nie gesehen hatte, kam er mir so bekannt vor, als wäre er mir schon oft in verschiedenen Gestalten begegnet.

»John«, murmelte Jane und drängte sich näher an mich.

Man sollte Menschen nie nach ihrem Äußeren beurteilen. Trotzdem konnte ich mich nicht gegen das Grauen wehren, das in mir hochstieg.

Nichts schien an diesem offenbar schon uralten Mann zusammenzupassen. Arme und Beine waren verschieden lang, der Kopf war deformiert. Die Stirn floh unmittelbar oberhalb der Augenbrauen flach nach hinten und ging sofort in den kahlen Schädel über. Die zu großen Augen saßen in diesem merkwürdigen Kopf ganz oben und wurden nur durch die Augenbrauen von der Glatze getrennt. Die weißen, fleischigen Lippen schienen sich nicht mehr schließen zu können und gaben den Blick auf schief stehende, überlange Zähne frei.

Der Mann warf kreischend die Arme in die Luft, tanzte auf der Stelle und schrie immer wieder:

»Willkommen auf Château Brouillard! Willkommen …!«

»Schweig, Jacques!«, peitschte eine scharfe Stimme auf den Mann nieder.

Die in Lumpen gehüllte Gestalt zuckte heftig zusammen, wirbelte herum und rannte in grotesken Sprüngen durch das Portal in das Schloss hinein.

»Um Himmels willen, John, wer war das?«, fragte Jane schaudernd.

»Das war mein Diener Jacques«, antwortete an meiner Stelle dieselbe Stimme, die den Alten verscheucht hatte. Im nächsten Moment trat ein sehr gepflegter, grauhaariger Gentleman mit einem energischen, von zahlreichen Falten durchzogenen Gesicht aus dem Schloss.

»Verzeihen Sie den merkwürdigen Empfang«, sagte der Mann in gutem Englisch. »Jacques ist etwas seltsam, aber ich bringe es nicht über das Herz, ihn zu entlassen. Er könnte nirgends hingehen.«

»Comte de Brouillard?« Ich stellte mich und Jane vor. »Wir haben schon mit Sergeant Frambon gesprochen. Dieses Mädchen ist also nicht mehr aufgetaucht?«

Der Comte schüttelte den Kopf. »Leider nein! Frambon ist ein Dummkopf! Er glaubt, dass Michelle durchgebrannt ist. Aber ich glaube Pierre. Er hat behauptet, dass Geister seine Freundin hierher verschleppt haben. Ich studiere seit Jahren die Magie und vor allem die Dämonen in meinem Schloss. Bisher kam es nur zu harmlosen Zwischenfällen, doch nun muss etwas unternommen werden. Ich hatte von Ihnen gehört, Mr. Sinclair, und …«