John Sinclair 97 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 97 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989!

Der unheimliche Richter.

Der unheimliche Richter war zu einer großen Gefahr für Land und Leute geworden. Endlich war man ihm auf die Schliche gekommen, hatte ihn verurteilt und damit die jahrelange Selbstjustiz beendet. Nach seiner Hinrichtung wollte Maddox in den Dimensionen des Grauens erneut ein Richteramt übernehmen. Er bekam es und hielt fortan Gericht über Dämonen, die auf der Erde versagt hatten.

Die Angeklagten wussten, was ihnen blühte, denn sie kannten Maddox zweifelhaften Ruhm als unheimlicher Richter.

John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer unheimlichen RichterVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der unheimliche Richter

Der unheimliche Richter war zu einer großen Gefahr für Land und Leute geworden. Endlich war man ihm auf die Schliche gekommen, hatte ihn verurteilt und damit die jahrelange Selbstjustiz beendet. Nach seiner Hinrichtung wollte Maddox in den Dimensionen des Grauens erneut ein Richteramt übernehmen. Er bekam es und hielt fortan Gericht über Dämonen, die auf der Erde versagt hatten.Die Angeklagten wussten, was ihnen blühte, denn sie kannten Maddox zweifelhaften Ruhm als unheimlicher Richter.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2851-3

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der unheimlichen Richter

»Tot! Tot! Tot!«, brüllte James Maddox und gebärdete sich wie ein Irrer. Er tobte und schrie, wand sich unter den Griffen seiner Bewacher und trat mit den Füßen um sich.

Einem wurde es zu viel. Seine Faust schoss vor und verschloss James Maddox den Mund.

Der Richter klappte zusammen.

Die Männer ließen Maddox los. Schwer fiel er auf den kalten Steinboden. Vom Ende des Ganges rannten zwei andere Bewacher herbei, zu viert ließ sich der Richter besser bändigen.

Er kroch ein Stück, drehte den Kopf und blickte seine Henker aus hervorquellenden Augen an. »Ihr werdet die ersten sein, die ich töte!«, versprach er mit rauer Stimme.

Der Anführer seiner Bewacher lachte rau und trat ihm in die Seite. »Du wirst gar nichts mehr, Maddox. Nur noch eins machen wir mit dir. Wir werden dich hängen.«

Maddox spie aus. »Die Hölle wird euch cerschlingen!«, versprach er. »Im Ewigen Feuer sollt ihr verbrennen!«

»Stopf ihm das Maul«, sagte einer der Hinzugekommenen.

»Wozu?« Der Anführer lachte spöttisch. »Er hat doch nur Angst. Und da sagt man viel.«

Die vier Bewacher blickten aus kalten Augen auf den am Boden liegenden Mann herab.

Sir James Maddox, Richter Seiner Majestät des Königs, hatte verspielt. Über zwanzig Jahre hatte es gedauert, bis man ihm auf die Schliche gekommen war. Maddox hatte jast jeden Angeklagten mit dem Tod bestraft, und er hatte sich jede Hinrichtung angeschaut. Doch damit nicht genug. Er übte sein Amt noch aus, wenn er nicht im Dienst war. Nachts ging er auf Jagd, holte sich die Menschen, die seiner Überzeugung nach Verbrecher waren, und richtete sie hin.

Der unheimliche Richter war zu einer großen Gefahr für Land und Leute geworden.

Bis ihm ein Polizeiinspektor auf die Schliche kam. Sir James Maddox wurde festgenommen und verurteilt.

Tod durch den Strang!

So sprach ein Kollege von ihm.

Drei Tage nach dem Urteilsspruch sollte Maddox gehängt werden. So ganz waren seine Taten nicht aufgeklärt worden. Es gab noch einige Unklarheiten, doch die störten die Verantwortlichen nicht. Hauptsache, Maddox wütete nicht mehr.

Obwohl Maddox in einer sicheren Zelle gesessen hatte, fürchteten sich seine Bewacher vor ihm. Sein Blick war grausam, und die Verwünschungen, die er ausstieß, klangen dem Gefängnispersonal wie Höllengewitter in den Ohren. Es gab nur wenige, die sich in seine Zelle trauten, und denen die Schwüre von Rache und Vergeltung nichts ausmachten.

»Der steht mit dem Teufel im Bunde«, sagte einer der vier Bewacher mit ernster Stimme, und die drei anderen nickten eifrig.

Sie zogen Maddox hoch. Alle vier hatten mit Widerstand gerechnet, doch der Richter ließ sich kurzerhand abführen.

Zwanzig Yard war der Gang lang.

Zwanzig Schritte bis zum Tod!

Sir James Maddox ging sie.

Der Gang war breit genug, damit links und rechts neben Maddox je ein Bewacher herschreiten und ihn an den Armen festhalten konnten. Die anderen gingen voran.

Bevor sie die Eisentür am Gangende erreichten, wurde diese aufgezogen. Erbärmlich quietschte sie in den Angeln. Zwangsläufig fielen die Blicke der Männer auf den düsteren Gefängnishof, dessen hohe, kahle Steinmauern jetzt allerdings vom Mondlicht angeleuchtet wurden.

Man richtete nur bei Vollmond. So wollte es die Tradition, und die verantwortlichen Männer sahen keinen Grund, damit zu brechen.

Die Schritte der Männer hallten von den kahlen Gangwänden wider. Maddox wurde mitgeschleift. Er brabbelte unverständliches Zeug vor sich hin. Sprach von hängen und töten, und manchmal glaubten die Bewacher, auch das Wort Teufel herauszuhören.

Sie erreichten die Tür. Auf der Schwelle blieben sie für einen Moment stehen.

Mitten im Hof stand der Galgen!

Ein altes, aber stabiles Holzgerüst, zu dessen Plattform eine breite Holztreppe hoch führte. Neben der Treppe hielten sich zwei Männer auf. Rechts stand der Gefängnisdirektor und links der Priester. Er war ein alter Mann mit spiegelblanker Glatze, die allerdings jetzt nicht zu sehen war, da er die Kapuze seiner Kutte über den Kopf gezogen hatte.

Der Gefängnisdirektor trug einen Zylinder auf dem Kopf, einen schwarzen Rock und eine schwarze Hose. Sein hageres Gesicht zuckte. Die Hinrichtungen hatten ihre Spuren bei ihm hinterlassen. Er war nur noch ein Nervenbündel. In zwei Jahren wurde er pensioniert, dann konnte er sich von seinem nervenraubenden Beruf erholen.

Maddox begann zu lachen.

Zuerst war es nur ein Kichern, dann wurde es lauter und steigerte sich zu einem dumpfen Dröhnen, das über den Gefängnishof schallte und die anderen Gefangenen aus ihrem Schlaf riss.

Sie verließen die einfachen Holzpritschen, traten an die Fenster und klammerten ihre Hände um die Eisenstäbe.

Einige von ihnen waren von Sir James Maddox verurteilt worden. Jetzt bereitete es ihnen ein großes Vergnügen zu sehen, wie der Richter selbst zum Galgen geführt wurde.

Einer konnte sich nicht mehr halten. Er sollte zwei Tage später gehängt werden; als mehrfacher Mörder war er hierzu verurteilt worden.

»Ja!«, brüllte er. »Hängt diesen Bastard auf! Hängt ihn, bis kein Leben mehr in ihm ist!« Er lachte ebenfalls. Und sein Gelächter vermischte sich mit dem Echo des Richterlachens.

Maddox schaute zum Zellenfenster hoch. »Dich hole ich auch noch!«, versprach er. »Warte nur, der Teufel lauert auf Typen wie dich!«

Das Lachen verstummte. Selbst dem abgebrühten Gefangenen lief ein Schauer über den Rücken. Er zog seinen Kopf ein, verließ den Platz am Fenster und warf sich auf die Pritsche.

Sir James Maddox aber hatte seinen Triumph. Ja, sein Einfluss war noch groß genug.

Der Gefängnisdirektor hob die rechte Hand und winkte. Das Zeichen für die Bewacher.

Sie schoben Maddox weiter.

Das heißt, sie wollten es, doch der Richter stellte sich stur. Er öffnete den Mund. Wirr hing ihm das grauweiße Haar in die Stirn, als er schrie: »Schafft den Pfaffen weg! Bringt ihn weg! Ich will ihn nicht sehen!«

Der Priester schaute Maddox an. »Ich würde Ihnen nicht raten, den Trost der Kirche abzulehnen«, sagte er mit einer Stimme, die geradeso laut war, dass sie die Ohren der Anwesenden erreichten.

»Hau ab!«, hielt ihm Maddox entgegen.

Der Priester hob die Schultern. Über die Stufen hinweg schaute er den Gefängnisdirektor an.

Der nickte.

Noch einmal warf der Priester einen Blick auf den Gefangenen, murmelte: »Gott sei seiner Seele gnädig«, und verschwand. Er betrat den Gefängnisbau durch eine schmale Seitenpforte.

Die Bewacher aber stießen Maddox vor.

Mit ihm zusammen betraten sie den vom Mondlicht beschienenen Gefängnishof. Der Erdtrabant schickte sein Licht auch über das Galgengerüst und ließ die Konturen klar und deutlich hervortreten.

Der Hof selbst war mit Kopfsteinen gepflastert. Sie glänzten, als wären sie lackiert worden.

Maddox schritt auf das Gerüst zu. Die Bewacher hatten ihn losgelassen. Zwei gingen vor ihm, die anderen beiden hielten sich hinter seinem Rücken.

Noch immer standen die Gefangenen an ihren Zellenfenstern. Nahezu gierig schauten sie in den Hof. Sie wollten keine Einzelheit dieser Hinrichtung vermissen. Die meisten von ihnen hassten Maddox wie die Pest, deshalb ließen sie sich nichts entgehen.

Vor der Treppe blieb Maddox stehen. Er schaute nach rechts und dem Gefängnisdirektor ins Gesicht.

Der senkte den Blick.

Der Richter lachte höhnisch. »Angst, wie? Du hast Angst, Parker! Gib es zu!«

Der Gefängnisdirektor antwortete nicht.

»Bist du stumm?«

»Ist Ihnen Ihr letzter Wunsch erfüllt worden?«, fragte er schließlich mit spröder Stimme.

»Ja, das ist er. Man sollte mich in Ruhe lassen, und man hat mich in Ruhe gelassen.«

»Dann ist es gut!« Wieder gab Parker ein Zeichen mit der rechten Hand. Es galt den vier Bewachern. Sie stießen Maddox an, damit der die Treppe hochging.

Sechs Stufen waren es.

Sechs Stufen bis zum Tod!

Er musste sie gehen, es gab keine andere Möglichkeit.

Maddox hob den rechten Fuß und setzte ihn auf die unterste Stufe. Es gab einen dumpfen Laut, als er das Holz berührte. Dann schritt er weiter.

Die Bewacher traten zur Seite. Sie wollten ihn den letzten Weg allein gehen lassen.

Ruhig, ohne mit der Wimper zu zukken, schritt er auf die Plattform zu.

Die Schlinge war bereits geknüpft. Sie baumelte eine halbe Körperlänge unter dem waagerecht hervorstehenden Balken. Das Mondlicht fiel so in den Hof, dass die Schlinge einen Schatten auf die Falltür warf.

Maddox drehte sich um.

Zwei seiner Bewacher nahmen den selben Weg wie er. Die anderen beiden blieben zurück.

Es hatte sich kein Henker gefunden, der den unheimlichen Richter vom Leben zum Tod beförderte. Deshalb wollten die Bewacher diese Aufgabe übernehmen.

Parker, der Gefängnisdirektor, war vor dem Gerüst stehen geblieben, hatte seinen Kopf zurückgelegt und schaute zu dem Delinquenten hoch.

Die Blicke der Männer trafen sich.

Kalt und gnadenlos glänzten die Augen des Richters, während der Blick des unten stehenden Gefängnisdirektors zuckte. Parker schaute auch schon bald zu Boden.

Maddox lachte.

Noch kurz vor seinem Tod fürchteten ihn die anderen. So sollte es auch sein.

In diesem Augenblick fuhr ein Windstoß in den Gefängnishof, und er zerwühlte die Haare der Männer. Unwillig schüttelte Maddox den Kopf, bevor er hoch zur Schlinge deutete.

»Los, beeilt euch!«, rief er den Henkern zu. »Ich will nicht länger warten, Mich friert. In der Hölle ist es wärmer.« Er lachte, als er den betretenen Blick des Gefängnisdirektors sah. Dieser Mann hatte schon viel erlebt, aber so etwas noch nicht. Fast alle hatten sie Angst vor dem entgültigen Aus, doch Maddox schien sich darauf zu freuen.

War er noch normal? Nein, der nicht. Er hatte den Satan angebetet und Blasphemie betrieben. Solch ein Mensch gehörte an den Galgen.

»Legt ihm die Schlinge um!«, sagte der Gefängnisdirektor.

Einer der Bewacher packte den Kopf des Richters und rückte ihn so, dass er ihm die Schlinge um den Hals legen konnte.

Ein anderer umfasste bereits den Hebel, der aus dem Holz ragte. Wenn er ihn herumdrückte, würde sich die Plattform unter den Füßen des Delinquenten öffnen.

Maddox stand steif wie ein Brett. Das Gesicht war zu einem Grinsen verzerrt, in seinen Augen wetterleuchtete es. »Ihr werdet euch noch wundern!«, rief er. »Die Hölle braucht mich, und damit bin ich unsterblich!«

Parker gab das Zeichen.

Der Henker legte den Hebel um.

Noch einmal schrie Maddox. »Satan wird … aggghhh …«

Die Klappe fiel nach unten. Maddoxs Füße baumelten über der Luke. Kein Laut drang mehr über seine Lippen.

Der unheimliche Richter war tot.

Parker, der Gefängnisdirektor, schlug hastig ein Kreuzzeichen. Dann lief er fast fluchtartig weg …

*

Niemand wollte den Gehenkten abschneiden. Und so ließen sie ihn baumeln.

Als Warnung für die anderen, denn die Gefangenen starrten weiterhin durch ihre vergitterten Fenster, auch als Parker und die Henker verschwunden waren.

Der Mond wanderte weiter, und die Dunkelheit füllte den Gefängnishof aus.

Irgendwann in den frühen Morgenstunden geschah es. Niemand sah den drohenden Schatten, der sich dem Galgengerüst näherte. Er stand plötzlich im Hof, stieg die Stufen hoch und nahm den Gehenkten ab.

Leer bewegte sich die Schlinge im Wind.

Der Schatten verschwand, als hätte es ihn nie gegeben. Als die Sonne aufging, wurde das Verschwinden des Richters bemerkt. Man alarmierte Parker, der sofort kam und verständnislos zum Galgen hochschaute.

Auch der Priester war plötzlich da. Er faltete die Hände zum Gebet und sagte hinterher: »Dieser Maddox war unheimlich. Ein wahrer Teufel, und wahrscheinlich hat ihm der Satan geholfen.«

Parker nickte. »So wird es wohl gewesen sein.« Dann wandte er sich ab und ging.

Zehn Tage später fand man ihn tot auf.

Erhängt …

Dann erwischte es die Henker. Der Reihe nach kamen sie um. Und sie waren ebenfalls so aufgehängt worden wie Parker, der Gefängnisdirektor.

Der Schatten des toten Richters geisterte über das Land. Doch mit der Zeit verblasste die Erinnerung. Die Jahre vergingen, ein neues Jahrhundert wurde eingeläutet, und auch das alte Gefängnis existierte schon bald nicht mehr.

Maddox geriet in Vergessenheit.

Sein Geist spukte ebenfalls nicht mehr herum. Es wurden keine neuen Gräueltaten gemeldet.

Von Maddox sprach bald niemand mehr.

Und doch lebte er weiter. Denn Asmodis persönlich hatte ihn für eine besondere Aufgabe vorgesehen …

*

Sir Powell starrte mich an, als wollte er mich fressen. Dabei klopfte er mit dem Nagel des rechten Zeigefingers auf die Schreibtischplatte.

Wie ein armer Sünder saß ich vor ihm. Ich war regelrecht zitiert worden.

Nun, bisher hatte niemand von uns ein Wort gesprochen. Auch Sir Powell ließ sich Zeit. Hinter seinen dicken Brillengläsern wirkten die Pupillen unnormal groß. Mit dem rechten Zeigefinger klopfte er weiterhin, die linke Hand hielt das Glas umspannt, in dem sich sein Magenwasser befand.

»Sie lassen nach, John!«

Er sprach den Satz, schaute mich an und wartete auf das Echo.

Das bestand in einem fragenden Grinsen.

»Ja, Sie lassen nach.« Er deutete auf den Bericht, den ich am gestrigen Tag abgegeben hatte. »Grimes, dieser Ghoul, ist abermals entkommen.«

»Das ließ sich nicht vermeiden.«

Sir Powell winkte ab. »Die Entschuldigung ist lächerlich. Meiner Ansicht nach. Grimes hat zahlreiche Spuren gelegt, und das Sinclair-Team war nicht in der Lage, sie erfolgreich auszuwerten. Das wirft ein schwaches Bild auf uns.«

»Es war nichts zu machen, Sir.« Ich beugte mich vor. »Auf der Insel konnte ich Grimes nicht packen. Ich musste mich auch um den kleinen Marcus kümmern.« 1

»Sicher.« Sir Powell nickte. »Aber das sind nicht meine Probleme, sondern die Ihren. Ich brauchte Erfolge. Die Ghoul-Gefahr ist bekannt. Das wissen nicht nur wir, sondern auch meine Vorgesetzten im Innenministerium.«

»Ich habe alles getan, was in meinen Kräften steht«, erwiderte ich. Langsam stieg die Wut in mir hoch. Nicht dass ich Lob und Anerkennung gewünscht hätte, nein, das nicht, aber ich wollte mich auch nicht herunterputzen lassen.

Andererseits versuchte ich auch den Superintendenten zu verstehen. Sir Powell hatte Druck bekommen. Die Ghoul-Gefahr war noch längst nicht gebannt. Auf meine Veranlassung hin wurden die Friedhöfe der Millionenstadt überwacht. Ein schwieriges Problem. Erstens gab es zahlreiche Friedhöfe und zweitens waren nicht so viele Beamte vorhanden. Dadurch traten Lücken in der Überwachung auf, sodass jeder Friedhof höchstens zwei Stunden kontrolliert werden konnte. Die Beamten wussten nicht, worum es ging. Man hatte sie mit dem allgemeinen Begriff Terroristenfahndung gefüttert.

»Das ist zu wenig, was Sie getan haben«, warf Sir Powell mir vor und trank einen Schluck Wasser.

»Ich kann Grimes auch nicht herzaubern.«

»Das weiß ich.«

»Haben Sie einen besseren Vorschlag?« , erkundigte ich mich.

»Wenn es etwas mit der Organisation zu tun haben sollte, wenden Sie sich vertrauensvoll an mich.« Sein Zeigefinger deutete jetzt auf mich. »Der Mann an der Front sind Sie. Uhr Ihr chinesischer Freund. Außerdem noch Mr. Conolly. Was wollen Sie eigentlich mehr?«

Ich klaubte mir eine Zigarette aus der Packung und zündete sie gelassen an. »Ich will nur in Ruhe arbeiten«, erklärte ich meinem Vorgesetzten. »Mehr nicht.«

»Und das können Sie nicht?«

»Momentan hole ich mir hier eine Zigarre ab.«

Der Superintendent lächelte ironisch. »Jetzt sagen Sie nur, ich halte Sie auf. Haben Sie denn eine Spur?«

»Kaum.«