2,99 €
3 spannende Folgen lesen, nur 2 bezahlen!
Drei gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!
Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.
Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.
Tausende Fans können nicht irren - ca. 250 Seiten Horrorspaß garantiert!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 28 bis 30:
28: DAS GAS-GESPENST
Als Percy Redcliff das Garagentor anhob, wusste er, dass etwas nicht stimmte. Irgendwo zischte es ... Redcliff blieb unbeweglich stehen, lauschte und hörte neben dem seltsamen Zischen auch das Schlagen seines eigenen Herzens. Zuerst dachte er an eine Schlange. Unsinn, sagte er sich dann. In diesen Breiten gibt es keine Schlangen. Außerdem war das Geräusch dafür zu gleichmäßig.
Das Tor war hochgefahren und hatte sich festgestellt. Percy Redcliff stand vor der Garage, die schon mehr eine Halle war, und starrte in die Dunkelheit. Kein Schatten war zu sehen, nur das verdammte Zischen drang ihm entgegen wie ein Gruß aus der Hölle.
29: DIE RÜCKKEHR DES RÄCHERS
Sein Machtrausch kannte keine Grenzen. Mit Gewalt und Terror regierte er sein Reich, förderte die Schwarze Magie und machte sie zu einer Volksreligion. Zauberer, Dämonen und Priester der Finsternis waren seine Freunde. Zwischen ihnen fühlte sich Samenis, der Magier-Pharao, am wohlsten. Aber das Schicksal ereilte auch ihn. Mutige Männer stürzten ihn vom Thron und begruben den Pharao in seiner Pyramide.
Doch Samenis kehrte als Rächer zurück. Viertausend Jahre später. Und er war grausamer als je zuvor...
30: HEXENTANZ
Niemand wusste, warum das alles passierte. Die Hexen entfesselten Feuersbrünste, ließen Gasleitungen platzen, zerstörten Wasserrohre. Eine Hiobsbotschaft löste die andere ab. Panik und Hysterie griffen um sich. Jeder in der Stadt wusste, dass der Teufel los war.
Die Menschen glaubten, das Ende der Welt stünde bevor. Sie eilten in die Kirchen und beteten für das Seelenheil. Doch ein Name lastete in der Luft und war nicht zu überhören: Oxoran. Der Meister der Schwarzen Magie. Er rief seine Anhänger zum Hexentanz auf...
Drei Mal Gruselspannung in einem Band. Jetzt herunterladen und sofort loslesen!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 400
Veröffentlichungsjahr: 2018
Jason Dark
John Sinclair Collection 10 - Horror-Serie
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
Als Percy Redcliff das Garagentor anhob, wusste er, dass etwas nicht stimmte.Irgendwo zischte es ...Redcliff blieb unbeweglich stehen, lauschte und hörte neben dem seltsamen Zischen auch das Schlagen seines eigenen Herzens.Zuerst dachte er an eine Schlange.Unsinn, sagte er sich dann. In diesen Breiten gibt es keine Schlangen. Außerdem war das Geräusch dafür zu gleichmäßig.Das Tor war hochgefahren und hatte sich festgestellt. Percy Redcliff stand vor der Garage, die schon mehr eine Halle war, und starrte in die Dunkelheit.Kein Schatten war zu sehen, nur das verdammte Zischen drang ihm entgegen wie ein Gruß aus der Hölle.
Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve
ISBN 978-3-8387-2782-0
www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de
Als Percy Redcliff das Garagentor anhob, da wusste er, dass irgendetwas nicht stimmte.
Es zischte...
Redcliff blieb unbeweglich stehen, lauschte, hörte nicht nur das Zischen, sondern auch das Schlagen seines eigenen Herzens. Ein Zeichen, dass er schon Furcht verspürte.
Er konnte sich das Zischen nicht erklären. Zuerst dachte er an eine Schlange. Unsinn, sagte er sich dann. In diesen Breiten gibt es keine Schlangen. Außerdem war das Geräusch zu gleichmäßig.
Das Tor war hochgefahren und hatte sich festgestellt. Percy Redcliff stand vor der Garage, die schon mehr eine Halle war, und starrte in das Dunkel.
Es war glatt wie eine schwarz gestrichene Wand. Da bewegte sich nichts. Kein Schatten war zu sehen, nur das verdammte Zischen drang ihm entgegen wie ein Gruß aus der Hölle. Vielleicht eine Gasleitung, die undicht war?
Auf Redcliffs Armen bildete sich eine Gänsehaut. Vor Gas hatte er Angst. Er wusste nicht, wie es im Innern der Halle aussah. Er suchte sie heute zum ersten Mal auf und sollte nur die Ladung dort abstellen. Hochwertige Geräte, die mit Elektronik zu tun hatten und auf keinen Fall in fremde Hände gelangen durften. Darüber hatte der Fahrer nie nachgedacht, es war auch nicht seine Aufgabe.
Hinter ihm stand der Wagen. Obwohl der Hof von Mauern umgeben und das Tor zur Straße geschlossen war, hatte er sich an die Anweisungen gehalten und die beiden Scheinwerfer gelöscht.
Der Job war heiß.
Gegen eine Taschenlampe würde wohl niemand etwas haben, Percy hatte eine im Fahrerhaus. Er ging hinüber und hatte sich kaum hineingebeugt, als ihn das Gefühl einer Warnung überfiel. Einsteigen und wieder zurückfahren, das wäre am besten gewesen.
Er tat es nicht.
Mit Pflichtbewusstsein hing es sicherlich nicht zusammen. Es war mehr die Angst vor seinen Auftraggebern, die einfach nicht mit sich spaßen ließen.
Mit der Lampe in der Hand ging Redcliff zurück. Nur leise Schritte. Er hoffte zudem, dass sich das Geräusch verflüchtigt hatte. Leider hatte er vergeblich darauf vertraut.
Das Zischen blieb.
Weder verstärkt noch vermindert. Mit gleicher Intensität strömte es her• vor. Percy überwand sich selbst, als er die Lampe einschaltete und den hellen Lichtfinger verfolgte.
Er stach in das Dunkel hinein, schnitt eine Schneise, doch Percy gab sich damit nicht zufrieden, denn er schwenkte den Arm, weil er möglichst jede Stelle ableuchten wollte.
Das Garagenlager war nicht leer. An der linken Seite stapelten sich Kartons. Alle noch verklebt. Keiner war geöffnet worden. Percy stellte fest, dass es die gleichen Kartons waren, die auch auf der Ladefläche seines Wagens standen.
Das Zischen war noch immer da. Er konnte nur nicht sagen, aus welcher Richtung es kam, er konnte zudem nichts riechen. Wenn irgendwo Gas ausströmte, dann war es völlig geruchlos. Das irritierte ihn.
Wieder bewegte er die Lampe. Der Strahl wanderte wie eine leuchtende Klinge von rechts nach links – und etwas durchtanzte ihn plötzlich. Percy Redcliff rührte sich nicht von der Stelle. Er hatte diesen feinen Hauch genau gesehen, er hatte sich nicht getäuscht. Da war etwas in der Garage.
Also doch Gas?
Sichtbar und ...
Die Atemnot erwischte ihn wie eine kalte Dusche. Sie packte brutal zu, er hörte sich röcheln und hatte das Gefühl, in die Garage gezogen zu werden.
Er ging den ersten Schritt, auch den Zweiten, als er das Zischen überlaut vernahm und dicht vor sich ein geringeltes Etwas tanzen sah. Doch eine Schlange, dachte er.
Dann verzerrte sich sein Gesicht. Eine wahnsinnige Qual malte sich auf seinen Zügen ab. Die Zunge schnellte hervor, sie presste die Lippen auseinander.
Redcliff fiel zu Boden. Die Taschenlampe rutschte aus seiner Hand, sie schlitterte in die Garage hinein. Auf dem Boden liegend, drehte sich der Mann auf den Rücken. Er schnellte noch mit dem Oberkörper hoch und sah in dem winzigen Augenblick, bevor er wieder zurückfiel, was ihn da umklammert hatte.
Das war unmöglich, das war kein Gas, das war ein weißes, ein riesiges Gespenst. Ein Monster.
Ein tödliches.
Es ließ Percy Redcliff nicht die Spur einer Chance. Das Gas-Gespenst war stärker.
Und so sollte es auch in Zukunft bleiben ...
*
Es war wie in einem Film.
Da betritt der einen Polizisten spielende Hauptdarsteller am Morgen sein Büro, wird von der Sekretärin mit einem Lächeln und einer wunderbaren Tasse Kaffee empfangen, die ihm den Montagmorgen verschönern soll, kaum aber hat er seinen Platz eingenommen, als das Lächeln der Sekretärin noch breiter wird und der Hauptdarsteller, aus Erfahrung klug geworden, auf Distanz geht.
»John«, sagte Glenda nach dem Lächeln.
»Ja ...?«
»Jemand möchte, dass Sie in einer viertel Stunde bei ihm sind.«
»Wie schön.« Ich schaute auf ihre Bluse mit dem spitzen Kragen. Die drei obersten Knöpfe hatte Glenda Perkins nicht geschlossen. Ich erinnerte sie auch nicht daran, es zu tun.
»Ich bin es nicht.«
»Hätte ich mir fast denken können.«
»Es ist der Superintendent.«
»Nett.«
Glenda nickte. »Dachte ich mir. Deshalb habe ich Ihnen ja den Kaffee gekocht.«
»Danke.«
Sie drehte sich um und schritt auf die offene Tür zu ihrem Büro hin. »Seien Sie pünktlich.«
»Wieso? Warum sind Sie ...«
Sie ließ mich nicht ausreden. »Ich verschwinde für zwei Stunden. Dienstlich. Wir werden an einem neuen Computer eingearbeitet. Das wird bestimmt dauern. Kaffee ist noch in der Kanne. Ich habe ihn für Sie warm gestellt.«
»Was würde ich nur ohne Sie machen?«
»Den Kaffee selbst kochen.«
»Ja, da haben Sie recht.«
Glenda strich mit zwei Händen über ihren kurzen Rock, zwinkerte mir zu und war verschwunden.
Ich blieb in der Einsamkeit des Yard-Büros zurück und konnte mich nur mit einer Zigarette und dem Kaffee anfreunden, aber nicht mit der Tatsache, an diesem Montag meinem Chef gegenüberzusitzen, der sicherlich keine blendende Laune hatte. Wer hatte die schon am Montag?
Dass es um einen Fall ging, war mir klar. Da musste sich irgendetwas über das Wochenende hinweg entwickelt haben, das mein Eingreifen erforderte. Was konnte es sein?
Ich wusste es nicht, aber meine Gedanken drehten sich. Myxin, der Magier vielleicht oder der schwarze Tod, der irgendwo lauerte und auf eine Chance wartete, um zuschlagen zu können.
Alles war möglich.
Wenn ich darüber nachdachte, was ich mir tatsächlich wünschte, gab es nur ein Ergebnis.
Zwei Wochen Urlaub. Auch dann, wenn das Wetter noch so regnerisch war wie heute. Die Wolken lagen tief, als wollten sie die Dächer der Häuser küssen. Aus ihnen rann der dünne Nieselregen hervor. Die Straßen und Häuser glänzten vor Nässe.
Ich hatte mich inzwischen in das Sekretariat gesetzt und mir eine zweite Tasse Kaffee eingeschenkt. Diese viertel Stunde wollte ich mir noch gönnen, nur keine Minute zu früh bei James Powell antanzen. Ich dachte neidvoll an Suko, der wahrscheinlich noch im Bett lag und es besser hatte als ich. Was sollte er sich auch an einem derartig trüben Montag irgendwo anders die Zeit um die Ohren schlagen.
Kein Telefon klingelte. Es war ruhig. Die Zeit schien eingefroren zu sein, und ich überlegte weiter, was James Powell wohl von mir wollte.
Jemand stieß schwungvoll die Tür zum Sekretariat auf, ohne zuvor angeklopft zu haben.
Ich hatte mich erschreckt, der Kaffee war in der Tasse hochgeschwappt und beinahe über den Rand geschleudert worden. James Powell hatte dafür nur ein müdes Grinsen übrig. »Schlechtes Gewissen, John?«
»Warum sollte ich?«
»Das hat doch jeder.«
Ich stellte die Tasse zur Seite. »Aber nicht an einem Montag, der so fröhlich beginnt.«
Hinter den dicken Brillengläsern verengten sich seine Augen. Beinahe böse schaute er mich an. »Ich habe den Eindruck, dass Ihnen mein Besuch nicht so recht passt.«
»Irrtum. Ich freue mich immer ...« .
Der Blick meines Chefs wurde leicht ätzend. Ich hielt lieber den Mund und wartete, bis Powell sich gesetzt hatte. Erst dann nahm auch ich meinen Platz ein.
»Sie werden London heute noch verlassen müssen.«
»Wie schön. In Richtung Süden?«
»Wenn Sie damit die südlichen Länder meinen, muss ich Sie enttäuschen. Sie werden aber schon nach Südwesten fahren, in einen kleinen Ort namens Crayton.«
»Was soll ich dort?«
»Das werde ich Ihnen noch erklären.« James Powell griff in die Tasche und holte einen weißen, schmucklosen Bogen Papier hervor. Beinahe pedantisch langsam faltete er ihn auseinan-der. Ich schaute gegen die Rückseite, wo eine dunkle Schrift durchschimmerte.
»Um es von Beginn an klarzustellen, ich halte hier den Brief eines Erpressers in der Hand.« Er rückte seine Brille zurecht, um besser lesen zu können. Ich brauchte mich erst gar nicht zu bemühen, denn er las den Brief vor.
»Wir werden den Ort Crayton vernichten, wenn innerhalb von drei Tagen nicht zehn Millionen Pfund auf ein bestimmtes Konto in Liechtenstein überwiesen worden sind. Die Menschen in Crayton werden zu Opfern dämonischer Entwicklungen und Kräfte. Sie werden qualvoll sterben, und wir werden später der Presse bekannt geben, dass Sie nichts getan haben, um den Tod zu verhindern.« Mein Chef ließ den Brief sinken, und mir ging es gar nicht gut.
Dass er auf einen Kommentar wartete, stand fest. »In drei Tagen also«, sagte ich.
»Nein, John in zwei.«
»Morgen?«
»Ich denke schon.«
Mein Speichel schmeckte plötzlich nach Galle. »Was haben Sie unternommen bisher?«
»Nicht viel, weil wir kein Aufsehen erregen wollten. Einige Kollegen haben sich gestern in Crayton umgeschaut, aber nichts Verdächtiges entdecken können. Sie benahmen sich möglichst unauffällig. Ich sage Ihnen, John, dass nichts auf einen Massentod in diesem Ort hinwies. Wir stehen vor einem Rätsel.«
»Sie nehmen den Brief aber sehr ernst.«
»Ja.«
»Ist das denn mein Job?«
James Powell räusperte sich. »Im Prinzip nicht, denn mit einer normalen Erpressung haben wir ja nichts zu tun. Mich hat nur der Hinweis auf die dämonischen Kräfte misstrauisch gemacht. Das sollten wir nicht aus den Augen verlieren.«
»Es gab nur den einen Brief?«
»So ist es. Wir haben ihn natürlich untersuchen lassen – negativ. Keine verwertbaren Spuren. Ich habe Ihnen auch nicht den gesamten Text vorgelesen, gewisse Dinge sind einfach nicht interessant. Da wurde das Konto in Liechtenstein genauer bezeichnet, aber darum werden sich die Experten kümmern.«
Ich nickte vor mich hin. »Besteht denn eine Bereitschaft zur Zahlung der Summe?«
»Nein.«
Diese glatte Antwort erschreckte mich. Schließlich ging es um das Leben zahlreicher Menschen, da durfte Geld keine so große Rolle spielen. James Powell sah mein Erstaunen und griff das Thema wieder auf. »Der Staat will und darf sich nicht erpressen lassen. Außerdem sind zehn Millionen Pfund eine Masse Geld. Es ist nicht so einfach, sie aufzutreiben. In die Presse ist bisher nichts geraten. Ich möchte auch, dass es so bleibt. Jedenfalls hat man mich von einer bestimmten Seite darauf angesprochen, Sie nach Crayton zu schicken.«
»Mich allein?«
»Sie können Suko mitnehmen.«
»Das dachte ich auch. Und dann?«
»Wie meinen Sie?«
»Haben Sie eine Vorstellung von dem, wie wir uns dort verhalten sollen?«
James Powell schaute mich erstaunt an. »Hören Sie mal, Sie sind Polizist und wahrlich kein Anfänger in diesem Beruf. Sie müssen doch wissen, wie Sie vorzugehen haben.«
»Im Prinzip schon. Nur sollen gewisse Dinge geheim bleiben. Offiziell kann ich ebenso Vorgehen wie inoffiziell.«
»Das liegt in Ihrem Ermessen.«
»Sie geben mir demnach freie Hand.«
»Sogar volle Rückendeckung, wobei ich hoffe, dass wir uns geirrt haben und keine dämonischen Kräfte im Spiel sind. Dämonen würde es bestimmt nicht schwer fallen, Menschen zu töten.«
»Das stimmt«, murmelte ich und grübelte bereits darüber nach, was dahinter stecken könnte. Und auch darüber, wer dabei als Drahtzieher im Hintergrund in Frage kam. »Es hört sich nach einer verdammt großen Sache an«, sagte ich.
»Das kann ich nur unterstreichen, John.«
»Der schwarze Tod?«
Mein Chef lächelte freudlos. »Genau daran habe ich ebenfalls gedacht. Er ist derjenige, dem ich es Zutrauen würde.«
»Dann liegen wir auf einer Wellenlänge.«
Ich beugte mich vor. »Stellt sich die Frage, wie die Menschen in Crayton sterben sollen, wenn nicht gezahlt wird. Ist darüber etwas bekannt geworden?«
»Leider nicht.«
»Keine Spur?«
»Doch«, murmelte Powell nach einer Weile. »Wir haben natürlich im Geheimen Nachforschungen angestellt. In der letzten Woche ist jemand auf mysteriöse Art und Weise ums Leben gekommen. Ein gewisser Percy Redcliff. Man fand ihn tot in einer mit Schmuggelgut eingerichteten Garage. Redcliff gehörte aber nicht zu den Bewohnern. Er war ein Fremder. Alles deutet daraufhin, dass er im Auftrag handelte und heiße Ware lieferte. Computer – Dinge also, die in gewisse Länder nicht exportiert werden dürfen, aber auf krummen Wegen immer wieder in den Osten gelangen.«
»Weiß man über die Hintermänner Bescheid?«
»Nein, die Ermittlungen laufen noch. Darum kümmert sich eine andere Abteilung.«
»Wie starb der Mann denn?«
James Po well legte die Stirn in Falten. »Sehr rätselhaft, wie ich schon erwähnte. Redcliff erstickte.«
»Wie bitte?«
»Sie haben richtig gehört, John. Er ist erstickt. In dieser Garage einfach erstickt. Es muss ein fürchterlicher Tod für ihn gewesen sein.«
»Durch Gas? Oder hat man ihn erdrosselt?«
Der Superintendent hob die Schultern. »Erdrosselt wurde er nicht. Man fand keine Spuren. Wir tippen auf Gas.«
Ich runzelte die Stirn. »Hat man defekte Leitungen in der Nähe des Sterbeplatzes entdeckt?«
»Nichts, keine einzige Leitung. Ich glaube auch nicht, dass ihm jemand die Öffnung einer Gasflasche in den Mund gedrückt hat. Bewusstlos wurde er ebenfalls nicht geschlagen, da hätten wir Spuren finden müssen. Es gibt keinerlei Hinweise.«
»Auch nicht bei der Obduktion?«
»Nein. Wenn er durch das Gas starb, hat sich das Zeug sofort verflüchtigt, und es muss ein unbekanntes Zeug gewesen sein, das keinerlei Rückstände hinterlässt.« Er hob die Schultern. »Wir müssen eingestehen, dass unsere wissenschaftlichen Methoden versagt haben. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen, John.«
»Was bliebe?«
Er streckte mir die Hand entgegen. »Das ist Ihr Job in den nächsten zwei Tagen.«
»Dämonische Aktivitäten.«
»Wir müssen es in Betracht ziehen.
Wie gesagt, Sie und Suko haben freie Hand.«
»Wo liegt Crayton genau?«
»Im Osten. Nicht weit von Ipswich entfernt in Richtung Norwich. Auf dem platten Land.«
Ich wusste einigermaßen Bescheid und sagte: »Da kann man am Montag schon sehen, wer am Samstag zu Besuch kommt.«
»So ungefähr.«
»Dort fällt auch jeder Fremde auf.«
»Zumindest wird er registriert, John. Packen Sie die Koffer und fahren Sie bitte los.«
»Alles klar.« Zugleich mit meinem Chef stand ich auf. Dessen Gesicht war durch Sorgenfalten gezeichnet, und auch mein Gefühl war nicht eben optimistisch.
Gas ist lautlos und tückisch. Gas kann sich anschleichen und töten. Gas ist geächtet. Nur perverse Armeeführer setzen es ein. Der Erste Weltkrieg hat uns da schlimme Dinge gelehrt.
Es würde ein verdammt schwieriger Fall werden. Wie sollten wir gegen einen Feind kämpfen, der unsichtbar war? Gut, ich hatte es mit der Armee der Unsichtbaren zu tun gehabt, aber Gas als Feind zu haben, davor schüttelte es mich.
Gedankenverloren stand ich neben Glenda Perkins’ Schreibtisch. Suko sollte mich begleiten. Ich würde ihm Bescheid geben und ihn schon einmal vorwarnen.
»Deine Stimme an einem trüben Montag, kann das etwas Gutes bedeuten?« fragte er.
»Zumindest Arbeit.«
Ich hörte ihn tief einatmen. »Das ist nicht schlecht. Ich habe nämlich keine Lust, durchs Fenster zu starren ...«
»Pack deine Koffer, Suko.«
»Fliegen wir?«
»Nein, wir nehmen den Bentley und bleiben im Land. Unser Ziel heißt Crayton.« »Nie gehört.«
»Wirst du noch kennen lernen, mein Freund. Vielleicht schlimmer, als uns lieb sein kann ...«
*
Es war ländlich-sittlich, richtig flach. Sehr schön, nicht schmutzig, eine Landschaft, die einen Maler hätte reizen können und auch uns irgendwie einlullte, bis der Schuss fiel.
An der rechten Seite der Straße, wo Busch- und Strauchwerk ziemlich hoch wuchs, hatten wir für einen Moment das Aufblitzen gesehen, aber die Kugel pfiff an unserem Wagen vorbei, das heißt, sie kratzte noch über den Lack des Dachs.
Ich stoppte.
Ob dieser Bereich bereits zum Gebiet von Crayton gehörte, wusste ich nicht. Wichtig war nur, dass man auf uns geschossen hatte und dass wir Zusehen mussten, so schnell wie möglich in Deckung und außerhalb des Bentleys zu gelangen.
Wir hatten die Gurte gelöst und die Hände schon an den inneren Türhebeln, als sich genau dort, wo der Schuss aufgeblitzt war, einige Büsche bewegten und eine Gestalt entließen, die ein Gewehr trug, dessen Mündung nach unten wies.
»Keine feindliche Absicht, denke ich mal«, sagte Suko.
»Stimmt«, erwiderte ich.
»Dann raus.«
Wir bewegten uns langsam, ohne die Waffen gezogen zu haben. Der Mann war noch einige Schritte gegangen und in einer Entfernung zu uns stehen geblieben, die eine Unterhaltung ermöglichte, ohne dass wir uns anschreien mussten.
Der Unbekannte war schlecht einzuschätzen. Mich erinnerte er an einen Waldläufer. Er trug grüne Kleidung, zumindest war die dreiviertellange Parkajacke grün. An seinen hohen Schuhen klebten Dreck und Gras. Ein Zeichen, dass er sich im Gelände aufgehalten hatte. Den Bart im Gesicht konnte man als Wildwuchs bezeichnen. Er und die Haare waren übergangslos miteinander verbunden. Nur die Augen fielen mir auf, weil sich die Pupillen äußerst lebhaft bewegten.
Hinter dem Fremden war die Straße frei. Rechts und links von uns breiteten sich flache Felder und große Wiesen aus. Mal durch Zäune abgetrennt, dann wieder im Schatten einiger Waldinseln liegend. Es regnete nicht mehr, aber der Himmel zeigte sich bedeckt. Auch die Häuser von Crayton waren bereits zu sehen. Aus der Distanz wirkten sie klein, nur ein Kirchturm ragte höher.
»Schießen Sie immer auf Menschen?« erkundigte ich mich.
»Eigentlich nicht.«
»Warum haben Sie es gerade bei uns probiert?«
»Weil ich Ihnen helfen wollte.«
»Durch eine Kugel?«
»Ja.«
»Das müssen Sie uns erklären, Mister ...«
»Ich sage Ihnen sogar meinen Namen. Ich heiße Alfredo Gumero. Hört sich nach Italien an, bin aber Brite.«
»Schön, Mr. Gumero«, sagte Suko. »Dann kommen Sie mal zur Sache, wenn ich bitten darf.«
»Es ist ganz einfach. Kehren Sie um.«
Suko und ich schauten uns an. »Umkehren?« murmelte mein Freund. »Warum das denn?«
»Crayton ist nichts für Fremde. Wir müssen mit unseren Problemen selbst fertigwerden. Sie wollten doch nach Crayton, nehme ich an. Ja«, bestätigte er sich selbst. »Da Sie diesen Weg genommen haben, gibt es keine andere Möglichkeit.«
Der Meinung waren wir auch. Gumero deutete auf unseren Wagen. »Wenden Sie. Fahren Sie wieder zurück, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.«
»Wollen Sie noch einmal auf uns schießen?« erkundigte sich Suko.
»Das hatte ich nicht vor.«
»Dann gibt es doch keine Gefahr mehr für uns«, erklärte Suko lächelnd.
Da hatte er genau den falschen Satz gesagt. »Keine Gefahr?« flüsterte der Bärtige. »Keine Gefahr, sagen Sie? Und ob es eine Gefahr gibt. Ich weiß es, ich spüre es. Ich kann nur meine Mitbewohner nicht davon überzeugen. Ich kann ihnen nicht klar machen, dass sie möglicherweise dem Tod geweiht sind. Sie lachen mich aus, aber ich möchte Leben retten und nicht zuschauen, wie sie vernichtet werden.«
»Wie sieht es denn mit Ihrem Leben aus?« fragte ich.
»Auch das will ich retten.«
»Und Sie würden es schaffen?«
»Ich denke schon.«
»Wie denn?«
»Ich werde fliehen, wenn es soweit ist. Aber ich frage mich, ob ich dann noch fliehen kann.«
Ich nickte ihm zu. »Okay, Mr. Gumero, was Sie uns gesagt haben, hört sich alles gut und schön an. Wir müssen es akzeptieren, aber Sie haben uns noch nicht gesagt, welche Gefahr es ist, die sich über und in Crayton zusammengebraut hat.«
Er streckte uns seine gespreizte Hand entgegen. »Seien Sie froh, dass Sie es nicht wissen.«
»Das akzeptieren wir nicht«, sagte Suko. »Eine erkannte Gefahr ist nur eine halbe Gefahr, sagt man.«
»Nicht in diesem Fall.« Gumero widersprach sofort.
»Machen Sie uns schlau. Sie reden in Rätseln. Wer soll in Crayton auf uns lauern? Killer, Verbrecher? Mörder und ...«
»Nichts von dem.«
»Sondern?«
»Der lautlose Tod.«
Jetzt wussten wir es und wussten zugleich nichts. Wahrscheinlich zogen wir beide dumme Gesichter, was Gumero aber nicht dazu verleitete, ein Lächeln aufzusetzen.
»Sie haben mich nicht begriffen.«
»Stimmt«, gab ich zu. »Wie kann ein Tod lautlos sein? Okay, er kommt lautlos, er holt jeden Menschen irgendwann einmal. In Ihrem Fall jedoch muss dies eine andere Bedeutung haben, denke ich. Oder liege ich da falsch?«
»Nein.«
»Dann sagen Sie endlich, was los ist, Mr. Gumero!« forderte Suko den Mann auf.
»Crayton wird sterben, die Menschen werden sterben. Es ist etwas erweckt worden, dem keiner entgehen kann. Das Grauen lauert nicht im Sichtbaren. Es hat sich dort regelrecht festgesetzt. Wir müssen es akzeptieren, denn wir können nichts dagegen tun. Fliehen, das ist die einzige Möglichkeit. Einen leeren Ort zurücklassen. Ansonsten sind wir verloren. Ich warne Sie noch einmal mit aller Entschiedenheit. Fahren Sie wieder zurück! Betreten Sie Crayton nie!«
Wir taten so, als würden wir überlegen. Suko schüttelte den Kopf, ich war natürlich seiner Ansicht, fragte den Mann mit dem Gewehr aber noch: »Wenn wir jetzt weiterfahren und nicht umgekehrt sind, werden Sie dann auf uns schießen?«
»Nein!« antwortete er spontan. »Ich bin kein Mörder.«
»Aber Sie haben auf uns geschossen.«
»Das ist richtig. Ich hätte Sie auch getroffen, wenn ich gewollt hätte. Aber ich wollte Sie nur warnen und mit der Kugel den Lack des Wagens abkratzen.«
»Sie wohnen in Crayton?«
»Ja.«
»Wo?«
»Am Rand. Allein. Meine Frau starb vor drei Jahren.«
»Gehen Sie auch einem Beruf nach?«
»Ich kümmere mich um die Natur. Ich schaue ihr zu, ich hege und pflege sie.«
»Sind Sie Förster oder Jäger?«
»Alles«, sagte er. Er bewegte sein Gewehr und hängte es über die rechte Schulter. Dann schaute er uns an. Es sah aus, als wollte er noch etwas sagen, ließ es jedoch bleiben und schloss den Mund. Auf der Stelle machte er kehrt, übersprang den Straßengraben und verschwand zwischen den Büschen, als hätte es ihn nie gegeben.
»Ja«, sagte Suko gedehnt. »Das ist es also gewesen – oder?«
Ich nickte. »Zumindest der Empfang.«
»Und wie geht es weiter?«
»Das hat er uns doch prophezeit. Wir werden sterben. Alle Menschen in Crayton sind dem Tod geweiht.«
»Und du glaubst das?«
Ich kickte einen Stein aus meiner Nähe weg. »Einen Toten hat es schon gegeben. Dieser Redcliff starb unter mysteriösen Umständen. Wir wissen nicht, was geschehen ist. Setzen wir seinen Tod in einen Zusammenhang mit den Worten Alfredo Gumeros, dann denke ich schon, dass uns in Crayton einiges erwarten kann.«
»Ja, das ist möglich. Nein, nicht nur das, John, ich glaube bereits jetzt daran.«
Ich hatte mittlerweile die Fahrertür des Bentley aufgezogen. Bevor ich einstieg, warf ich einen letzten Blick in die Runde, um festzustellen, dass es nichts gab, was verdächtig gewesen wäre. Alles war in dieser Gegend so verdammt normal.
»Wie geht es jetzt weiter?« fragte Suko.
»Das Übliche.«
»Was meinst du damit?«
»Wir suchen uns eine Pension oder ein Hotel und quartieren uns ein. Dann werden wir einen Rundgang unternehmen und uns einen Eindruck verschaffen. Ich hoffe ja immer, noch darauf, die Leute zu finden, die den Erpresserbrief geschrieben haben. Wenn sie ein Verbrechen begehen wollen, müssen sie sich eigentlich im Ort aufhalten.«
»Kann sein.«
»Gut, wir ...«
»Moment noch, John!«
Meine Hand berührte bereits den Zündschlüssel, als Suko mich warnte. Ich drehte den Schlüssel nicht herum, blieb aber in der Haltung sitzen und bewegte nur den Kopf nach links.
Suko saß auf seinem Sitz, als wäre er dort festgefroren. Seine Hände hatte er rechts und links auf die Kanten gelegt, die Stirn zeigte ein Muster aus Falten. Er war nachdenklich und gleichzeitig auch misstrauisch geworden.
»Stimmt was nicht?«
Suko schüttelte den Kopf. »Psst...«
Wir warteten. Drei, vier Sekunden verstrichen. Da merkte ich es ebenfalls.
Etwas vibrierte.
Sehr leicht nur, kaum zu spüren. Ich dachte im ersten Moment, dass es der Bentley sei, der diese Vibration verursachte. Es konnte sein, musste aber nicht, vielleicht zitterte der Wagen auch nur leicht mit. In der Tiefe der Erde hätte dieses Vibrieren ebenfalls seinen Ursprung haben können. Es war einfach da, und es verstärkte sich. Ich fühlte mich, als hätte mich jemand geschüttelt, spreizte jetzt beide Hände, schaute gegen die Finger und verspürte einen leichten Schauer. So sehr ich mich auch bemühte, die Hände ruhig zu halten, es gelang mir einfach nicht. Sie zitterten ohne mein eigenes Zutun. Ich musste abwarten, bis alles vorbei war, aber das lag nicht in unserer Kraft.
Es ging vorbei.
Kurz vor dem endgültigen Aus aber trafen uns und den Wagen zwei regelrechte Schläge, die uns in die Gurte drückten. Dann war alles friedlich.
Wir blickten uns an. Sicherlich waren wir beide ziemlich blass geworden. Auf meiner Stirn lag ein dünner Schweißfilm. Ich ließ ihn dort, wo er war, und stellte an Suko die leise Frage: »Du hast wahrscheinlich auch keine Erklärung?«
»Stimmt.«
»Woher kam es?«
»Aus der Erde.«
»Richtig«, erwiderte ich nickend. »Dieses Gefühl habe ich auch gehabt. Als würde sich dort ein Vulkan befinden, der genau in diesem Augenblick seine Tätigkeit wieder auf nahm.«
»Das ist in dieser Gegend nicht möglich.«
»Stimmt.«
»Worauf einigen wir uns?«
Ich grinste Suko an und löste den Gurt. Dann drückte ich den Wagenschlag wieder auf, denn ich wollte mich im Freien umschauen. Die Luft war klar und rein, sie schien mir kühler als vorhin. Von Alfredo Gumero sahen wir nichts. Vielleicht lauerte er irgendwo in einem Versteck, von wo aus er uns beobachten konnte.
Nein, ich glaubte einfach nicht daran, dass er mittelbar an den Ereignissen beteiligt gewesen war. Er schien wohl mehr zu wissen, aber er war bestimmt nicht derjenige, hinter dem wir her waren.
Suko hatte sich einige Schritte von mir entfernt. Er schlenderte weiter, schaute dabei zu Boden, blieb schließlich stehen und ging ruckartig in die Hocke.
»Hast du was gefunden?« fragte ich ihn.
Er schwieg. Erst als ich direkt neben ihm stehen blieb, hob er seinen Kopf. »Da ist etwas, John.« Er deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger dicht über den grauen Untergrund hinweg. Er sah körnig aus wie eine dicke Gänsehaut, die einen Strich in der Mitte hatte. Wieso Strich?
»Siehst du sie?« fragte Suko.
»Meinst du die Linie?«
»Ja, sie hat hier ihren Anfang genommen. Man kann sie verfolgen, aber sie läuft nicht mehr gerade weiter.« Er erhob sich und ging gebückt über die Straße, dabei wies sein Finger auf den Boden. »Hier fängt sie an zu zittern.«
Nicht nur das. Als ich bei ihm war und wir weiter nach vorn schauten, entdeckten wir die Veränderung. Da war aus der zittrigen Linie ein Riss oder ein Spalt geworden. In der Straßenmitte befand sie eine regelrechte Lücke.
Ich sagte nichts, verfolgte den Riss mit meinen Blicken und merkte, wie ein kalter Schauer in mir aufstieg. »Verdammt, das ist nicht normal«, murmelte ich nach einer Weile.
»Ist es auch nicht.«
»Also hat sich unter uns in der Erde etwas abgespielt. Ein Beben oder so ähnlich.«
»Für das es keine Erklärung gibt.«
»Im Moment nicht, denn von irgendwelchen Bergschäden habe ich nichts gehört. Das hier ist kein Kohlenrevier, obwohl ich nicht ausschließen will, dass es auch in unseren Breiten plötzlich Erdbeben geben kann. Aber diese Beben sind doch sehr schwach. Sie reißen auf keinen Fall das Gefüge der Erde auf.« »Denke ich auch.«
Ich schloss für einen Moment die Augen, um mich auf mich selbst zu konzentrieren. Möglicherweise gab es noch so etwas wie ein Nachbeben, das ich unter den Füßen spürte.
Es blieb ruhig.
Suko hob die Schultern. »Es wird uns wohl nichts Anderes übrig bleiben, als uns in Crayton zu erkundigen. Möglicherweise kennen sich die Bewohner aus. Vielleicht haben sie ein derartiges Beben nicht zum ersten Mal erlebt.«
»Ja, kann sein.«
Wir stiegen zurück in den Bentley. Diesmal zögerte ich nicht, den Motor anzulassen. Wir rollten nicht so schnell auf Crayton zu, wir wir es uns vorgenommen hatten. Im Schritttempo glitten wir weiter. Suko hatte das Fenster an seiner Seite nach unten fahren lassen und schaute nach draußen.
Der Riss blieb auf einer Länge von ungefähr hundert Yards. Dann war er verschwunden, wie Suko meldete, und er tauchte auch nicht wieder auf. Unsere Spannung aber blieb ...
*
Was soll ich über den Ort Crayton berichten?
Dass er ein verschlafenes Nest war, abseits der Ferienrouten, dass es kleine Kneipen gab, Händler, die alles verkauften, dazu einen Supermarkt, eine Kirche, zwei Banken, auch zwei Hotels, das eine relativ groß, das andere kleiner, und dass die Bewohner mit ziemlich verkniffenen Gesichtern umherliefen, als warteten sie auf ein bestimmtes Ereignis.
Wir hatten uns für das kleinere entschieden. Zudem lag es zentral, nicht weit vom Marktplatz entfernt, dessen Rund durch die normale Straße in zwei Hälften geteilt wurde. Verkommene Häuser sah ich hier nicht. Viele Fassaden zeigten einen neuen Anstrich. Uns fielen besonders die vorstehenden Erkerfenster an manchen Häusern auf. Ihre Rahmen waren hell gestrichen, manchmal weiß, hin und wieder auch mit einem sanften Grün.
Wir waren natürlich gesehen worden. Zwei Fremde in einem Ort wie Crayton fielen immer auf. Aber niemand hatte uns angesprochen. Mochten die Gründe sein, wie sie wollten, die Menschen hielten sich zurück. Ebenso zurückhaltend war auch der Hotelier, den wir nach zwei Zimmern fragten. Er war ein kleiner Mann, schon älter, hatte eine Glatze, und die Hose wurde von zwei Trägern gehalten. Mit einer Fingerkuppe fuhr er über die Liste seiner Hotelgäste. Ich hatte mit einem schnellen Blick festgestellt, dass keine Eintragungen vorhanden waren. Dennoch veranstaltete der Knabe die große Schau.
»Wie lange möchten Sie denn bleiben?«
»Das können wir Ihnen nicht sagen, Mister.«
»Ich heiße Jack Martin.«
»Wie schön für Sie. Auch jetzt können wir Ihnen keine konkrete Antwort geben.«
Wir standen in der muffig riechenden Vorhalle, die den Namen Lobby auf keinen Fall verdiente. Zumindest hätte der Hotelier das Licht einschalten können. Er aber fand sich auch so zurecht. Er bot uns letztendlich zwei Zimmer an.
»Sie haben beide eine Dusche und auch eine Toilette. Im letzten Jahr ließ ich es einbauen.«
»Wie schön.«
»Wie wollen Sie denn zahlen?«
»Sagen Sie mir, was es kostet, und ich zahle für zwei Tage im Voraus.«
Das freute ihn natürlich. Seine Augen leuchteten, ich zahlte die Summe, und er ließ das Geld in seiner Hosentasche verschwinden. Von einem alten Holzbrett nahm er zwei Schlüssel. »Die Zimmer liegen in der ersten Etage genau gegenüber.«
»Gibt es dort oben Licht?« fragte Suko.
Jack Martin schaute erstaunt. »Ja, warum nicht?«
Während ich unsere Namen in das Buch eintrug, hörte ich, wie Suko erklärte, dass es hier unten doch ziemlich düster war.
»Ich kann sehen.«
»Wie schön für Sie, Mr. Martin.«
»Wenn Sie die Treppe hochsteigen, ist es nicht mehr weit«, erklärte er noch.
Das hätten wir uns denken können. Die Treppe entpuppte sich zwar nicht als lebensgefährlich, aber betrunken wollte ich die hohen Stufen und zudem in der Dunkelheit nicht hinabgehen. Der Flur war dunkel, so dass wir nach dem Lichtschalter suchen mussten. Er gehörte noch zu den alten Dingern, die man drehen musste.
Das Licht passte zu diesem Hotel. Es war ziemlich trübe, und die Nummern auf den sechs Zimmern waren kaum zu erkennen. Unsere beiden lagen sich tatsächlich gegenüber. Sie waren nicht einmal abgeschlossen. Wir gaben uns eine viertel Stunde, um anschließend mit einem Rundgang durch den Ort zu beginnen.
Das Zimmer war klein. Eine Kammer, mehr nicht. Es mochte daran liegen, dass Dusche und Toilette nicht an, sondern in den Raum gebaut worden waren.
Ich warf zuerst meine Tasche auf das Bett, dessen Matratze nicht nur quietschte, sondern ziemlich tief einsank. Bequem würde ich auf keinen Fall schlafen.
Das Fenster war klein und erinnerte mich an das einer Mansarde.
Ich öffnete es, um die muffige Luft im Raum zu verteilen. Mein Blick fiel auf einige Bäume, die in einem kleinen Garten wuchsen. Dahinter sah ich eine Straße. Zwei Männer waren dabei, Holz von einem Anhänger abzuladen. Nicht weit entfernt spielten Kinder Fußball und schrien sich dabei zu.
Mich umfing eine völlig normale dörfliche Umgebung. Hier konnte der Verdacht an dämonische Aktivitäten einfach nicht aufkommen, aber ich dachte sofort an das leichte Beben. Den Hotelier hatten wir darauf nicht angesprochen. Das würden wir später nachholen.
Ich ließ das Fenster offen, als ich die Tür zur Nasszelle öffnete. Wie bereits an den Außenmaßen zu erkennen gewesen war, reichte sie für eine Person gerade aus. Das schmale Handwaschbecken, die graue Toilette, die Dusche, die neu sein sollten, sahen jedoch nicht so aus. Vielleicht waren sie ja gebraucht gekauft worden. Die Handtücher über den Haltern erinnerten mich an alte Lappen. Jedes der beiden wies kleine Löcher auf. Sie schienen den Motten besonders gut zu schmecken.
Die Hände wollte ich mir waschen. Ein Stück Seife lag bereit. Es hatte sich in einer kleinen Dose mit dem Aufdruck eines anderen Hotels versteckt.
Martin sparte, wo er konnte.
Das Wasser war klar, kalt und erfrischte mich, als ich es in mein Gesicht spritzte.
Ich war vorher kurz zur Toilette gegangen. Die Spülung rauschte lange nach, verstummte aber, als ich mir Hände und Gesicht mit einem kratzigen Handtuch abtrocknete.
Ich hielt das Handtuch noch fest, als ich das Geräusch hörte.
Zuerst war ich irritiert, dachte an eine Täuschung, aber der Laut blieb.
Es war ein Zischen!
Ich schaute mich um. Da ich die Tür der Nasszelle nicht geschlossen hatte, wollte ich herausfinden, ob es vielleicht von draußen kam. Nein, da war alles still.
Also hier in der Zelle.
Ich schluckte.
Das Zischen gefiel mir überhaupt nicht. Ich dachte an Gas, ich dachte natürlich daran, was ich mit James Powell besprochen hatte. Dieser Percy Redcliff war erstickt. Er konnte seinen Tod durch heimtückisches Gas gefunden haben.
Ich blieb im Bad.
Einen Schritt ging ich auf die Dusche zu.
Das Geräusch verstärkte sich. Ich näherte mich also der Quelle. Wenig später wusste ich, woher das Geräusch stammte.
Es drang aus dem Abfluss der Dusche hoch!
*
In den folgenden Sekunden blieb ich unbeweglich stehen und konzentrierte mich einzig und allein auf diesen unheimlichen Vorgang. Obwohl das Zischen kein zu fremdes Geräusch war, sah ich es doch als ziemlich gefährlich an.
Ich schnupperte.
Das Gas oder was immer aus dem Loch hervorströmte, war absolut geruchlos.
Ich beugte mich über die Duschtasse und streckte den Arm aus. Die Handfläche hielt ich etwa kniehoch über die Öffnung, weil ich den Luftzug spüren wollte.
War er da?
Ja, ganz schwach. Er stand in keinem Verhältnis zu der Lautstärke des Zischens. Ich dachte an die Gefahr und wollte sie nicht weiter herausfordern, obwohl ich noch normal atmen konnte. Sicherheitshalber zog ich mich zurück.
Nur im Bad stehend sah ich es.
Über der Duschtasse drehte sich etwas Helles, Nebliges. Plötzlich war das Gas sichtbar geworden. Es bildete einen hellen Schleier, ziemlich kompakt, vergleichbar mit dem Körper einer Schlange, die sich drehte und in meine Richtung schwang.
Gefahr!
Ich sprang zurück.
Mit dem Rücken stieß ich die Tür weiter auf, stolperte aus dem winzigen Raum hervor und krachte gegen eine Wand des Zimmers.
Das Gas-Gespenst folgte mir.
Dieser Ausdruck war nicht verkehrt, weil ich den Eindruck hatte, dass es sich nur um ein Gespenst handeln konnte. Es war nicht mehr so amorph, meiner Ansicht nach hatte es eine Gestalt angenommen, die durchaus vergleichbar mit einem Körper war. Sie sah für mich aus wie eine aufgepumpte Schlange, die sich zudem aus zahlreichen Ringen zusammensetzte, mit ihrem Ende auf dem Boden tanzte, sich nach vorn bewegte und auf mich Zuströmen wollte.
In den vergangenen Augenblicken hatte ich bemerkt, wie schlecht es mir ging. Das verdammte Gas erinnerte mich an ein erstickendes Kissen. Ich atmete schwer, um meinen Hals schienen sich unsichtbare Hände gelegt zu haben.
Rechts von mir befand sich die Tür.
Selbst das Drehen des Kopfes bereitete mir Mühe. Ich sah den Ausgang nur verschwommen, wusste aber genau, wohin ich musste, und torkelte mit schweren Schritten los.
Das Gas-Gespenst interessierte mich nicht mehr. Wichtig war, in den Flur zu gelangen, bevor mich die Kraft verließ. Meine Beine gaben unter mir nach, so dass ich nach vorn fiel und mit der Hand glücklicherweise auf die Klinke schlug.
Die Tür sprang auf, wegen der Enge des Zimmers glücklicherweise nach außen. Ich nahm nur unbewusst wahr, dass ich den Raum verließ. Im Flur fiel ich gegen die Wand, fand dort keinen Halt mehr und rutschte zu Boden, wo ich liegen blieb.
Ich holte Luft.
Ja, ich schaffte es!
Der unsichtbare Würgegriff an meiner Kehle war verschwunden. Endlich konnte ich wieder normal durchatmen, und die tanzenden Schleier verschwanden.
Trotzdem blieb ich liegen. Mein Körper war in einen zitternden Zustand übergegangen, die Schwäche hielt mich noch fest. Meine Sinne waren so angeschlagen, dass ich das Öffnen der Tür neben mir nur wie aus weiter Ferne hörte.
Jemand fasste mich an, jemand sprach mit mir, aber ich war nicht in der Lage, eine Antwort zu geben. In meinem Hals brannte es, mehr als ein Krächzen brachte ich nicht hervor.
Wenig später fand ich mich auf dem Bett liegend in einem fremden Zimmer wieder. Die Zimmerdecke war wie eine Nebelwolke, gegen die ich schaute. Zwischen sie und meine Augen schob sich eine Hand, die ein Glas Wasser festhielt. »Trink das, John.«
Es war Sukos Stimme, die mich einigermaßen beruhigte, mir die alte Kraft aber leider nicht zurückgab. Er musste mich anheben und mir das Glas an die Lippen setzen.
Ich trank automatisch, setzte zwischendurch ab, holte immer wieder Luft, aber der Zustand hielt glücklicherweise nicht lange an. Es ging mir besser.
Schließlich war ich so weit, dass ich mich normal hinsetzen konnte, als Stütze das Konfbrett des Betts im Rücken. Suko hatte auf einem Stuhl neben dem Bett seinen Platz gefunden. Er hielt das inzwischen leere Glas und schaute mich besorgt an.
Ich versuchte es mit einem lockeren Grinsen. Mehr als eine Grimasse wurde nicht daraus. »Sorry, Alter, aber ich war plötzlich von der Rolle. Es ging nichts mehr.«
»Das habe ich gesehen. Was war der Grund?«
»Gas.«
Suko zuckte zusammen. »Also doch!«
»Ja, das Gas-Gespenst.«
Er atmete schnaufend durch die Nase. Dann wischte er über seine Stirn, weil sie feucht geworden war. »Hat es Sinn, dich nach einer Erklärung zu fragen?«
»Ja und nein.«
»Dann fang an.«
Es ging mir noch immer nicht gut, so dass ich erst meine Gedanken ordnen musste, um sie schließlich als Worte oder Sätze auszustoßen. Ich ließ nichts aus und stellte fest, dass Suko davon beeindruckt war, denn seine Wangen zuckten erregt.
»So ist es gewesen.«
»Nun wissen wir Bescheid.«
Lachen konnte ich noch nicht. »Verdammt noch mal, was wissen wir denn?«
»Wie dieser Percy Redcliff starb.«
»Und weiter?«
»Dass es ein Gas-Monster war oder was auch immer.«
»Es reicht mir nicht.«
»Wir stehen erst am Anfang.«
»Es kann doch nicht wahr sein, dass aus einem Abfluss ein zischendes Geräusch erscheint, das einen Erpresserbrief geschrieben hat. Es will mir nicht in den Kopf.«
»Du suchst nach einem Motiv?«
»Genau das.«
Er hob die Schultern. »Ich will nicht schwarzmalen, aber bis wir das finden, wird es noch dauern. Jedenfalls bringe ich es mit dieser unerklärlichen Vibration in Zusammenhang. Zwar gibt es noch keinen Beweis, aber für mich passt es.«
Nach kurzem Nachdenken sagte ich: »Wenn dem tatsächlich so ist, dann würde dieser Geist unter der Erde leben und hin und wieder hervorsteigen, um Menschen zu töten.«
»Ja.«
»Warum?«
»Als Warnung für die Geldbeschaffer, möglicherweise.«
Ich runzelte die Stirn. »Weiß ich nicht. Schwarze Magie und Erpressung – passt das zusammen?«
Suko hob die Schultern. »Eines ist für mich beinahe sicher: Man weiß, dass wir hier sind. Es gibt genügend Bewohner hier in Cray ton. Warum hat sich dieses Gas-Gespenst ausgerechnet dich ausgesucht? Kannst du mir das erklären?«
»Nein.«
»Jemand arbeitet vielleicht mit dem Gespenst zusammen!«
»Alfredo Gumero«, sagte ich.
»An ihn habe ich auch gedacht.«
»Er ist der Einzige, der uns kennt.«
Suko schüttelte den Kopf. »Du vergisst unseren Freund, dieses Musterbeispiel von Hotelier.«
Ich winkte ab. »Was haben wir denn mit dem zu tun? Gar nichts. Er ist eine Lachnummer.«
»Ich weiß nicht. Es gibt Menschen, die sind Schauspieler, ohne je auf der Bühne gestanden zu haben.«
»Nicht der.» Ich streckte Suko die Hand entgegen. »Hilf mir mal hoch, hier im Bett komme ich mir vor wie ein Kranker.«
»Und dann?« »Besichtigen wir mein Zimmer.«
Suko half mir hoch, aber er hatte dabei eine Frage. »Weißt du eigentlich, John, oder hast du dir darüber Gedanken gemacht, wie wir ihn stoppen können. Womit? Welche Waffen? Magische Kreide ...«
Es war mir noch immer etwas schwindlig. Ich hielt mich am Bett fest. »Das kann ich dir auch nicht sagen.«
»Jedenfalls müssen wir es wissen, bevor es anfängt, andere Menschen anzugreifen.«
»Da hast du dich sehr vorsichtig ausgedrückt.« Ich verließ das Zimmer, das ebenso schäbig aussah wie meines. Im Flur trafen Suko und ich wieder zusammen.
Er deutete auf meine Zimmertür. »Darf ich nachsehen?«
»Gern.«
Suko betrat die Bleibe als Erster. Ich folgte ihm. Als ich den Durchzug spürte, erinnerte ich mich daran, das Fenster nicht geschlossen zu haben.
Während Suko im Bad nachschaute, blickte ich hinunter auf die Bäume. Dann hörte ich die Schritte meines Freundes hinter mir.
»Du hast natürlich nichts gesehen«, sagte ich beim Umdrehen.
»Stimmt. Ich habe nachgedacht und glaube, dass es zwei Möglichkeiten gibt.«
»Welche?«
»Entweder ist unser Freund zurück in den Abfluss getaucht oder hat diese Chance genutzt.« Er wies auf das Fenster. »Was hältst du davon?«
»Möglich.«
»Also meinst du auch, dass das Gespenst diesen Weg genommen haben könnte. Ich würde es bedauern, denn dann wäre es jetzt im Freien, und es könnte das eintreffen, vor dem uns Gumero gewarnt hat.«
Ich verlor etwas an Farbe, weil ich an das dachte, das ich erlebt hatte. Mir war die Flucht gelungen. Ob die un-vorbereiteten Menschen diesem Grauen würden entgehen können, stand in den Sternen. So recht wollte ich daran nicht glauben.
Mein Freund hob die Schultern. »Ich denke mal, dass es hier für uns nichts mehr zu tun gibt – oder?«
»Nein, lass uns gehen.«
»Wohin?«
»Zu unserem Freund Mr. Martin.«
Suko grinste. »Das wollte ich auch gerade vorschlagen.« Er war es auch, der meine Zimmertür ins Schloss drückte. Im düsteren Flur suchten wir den Weg zur Treppe. Schon der kurze Aufenthalt in diesem Hotel war für uns zum Horror geworden, und ich dachte daran, dass uns noch einiges erwarten würde, bis der Fall geklärt war, wenn überhaupt. Schon jetzt gehörte er zu dem Unheimlichsten, was ich erlebt hatte. Es war keine direkte Konfrontation mit irgendwelchen dämonischen Kreaturen, hier lief etwas anderes ab, etwas sehr Gefährli- , ches, gegen das wir keine Waffen besaßen. Es war aus einer Tiefe gedrungen, in die wir nach menschlichem Ermessen nicht eindringen konnten, denn niemand von uns war in der Lage, seinen Weg durch ein gewundenes Ablußrohr zu finden. Und durch große Bagger die Erde aufbrechen zu lassen, hatte auch keinen Sinn,
Unsere Schritte waren von Jack Martin gehört worden. Er hatte hinter seiner Rezeption gesessen, Radio gehört und dabei in einer Zeitung gelesen.
Als er uns sah, legte er die Zeitung zur Seite und schaltete das Radio aus. »Gibt es irgendwelche Beschwerden vorzubringen?«
Wir blieben an der Vorderseite der Rezeption stehen. »Eigentlich nicht«, sagte ich.
Martin legte den Kopf schief. »Was meinen Sie mit eigentlich?«
»Nur so.« Er blieb misstrauisch. »Was stimmt denn hier nicht?«
Ich lächelte ihn an. »Gibt es in Ihrem Hotel Gas, Mr. Martin?«
»Wieso?«
»Existieren hier undichte Rohre, aus denen Gas strömen kann?«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht.«
»Und Erdbeben haben Sie in dieser Gegend auch noch nicht erlebt?« fragte Suko.
Er lachte so, als wollte er eine Ziege imitieren. »Was hat diese Frage zu bedeuten? Erdbeben, die passieren doch immer nur woanders. In Asien und Italien oder so.«
»Nicht unbedingt, auch in dieser Region können sie auftreten. Wenn auch schwach, aber immerhin.«
Martin schaute gegen die Decke, als hätte er Angst davor, dass sie jeden Moment einstürzen könnte. »Wenn das hier passieren sollte, werde ich noch von meiner Bude begraben.«