John Sinclair Collection 12 - Horror-Serie - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Collection 12 - Horror-Serie E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

3 spannende Folgen lesen, nur 2 bezahlen!

Drei gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!

Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.

Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.


Tausende Fans können nicht irren - ca. 250 Seiten Horrorspaß garantiert!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 34 bis 36:


34: DRACULA GIBT SICH DIE EHRE (2. TEIL) John und Suko machten auf dem Friedhof Jagd auf Draculas Neffen. Der Geruch von Tod, Moder und Verwesung drang ihnen entgegen. Plötzlich tauchte aus den Sträuchern eine knochige Klaue auf. Blitzschnell packte sie Sinclair. Gekrümmte Finger schlossen sich um Johns rechtes Handgelenk. Ein höhnisches Kichern ertönte. Sinclair wurde mit einem Ruck nach vorn gerissen. Er taumelte vor dem Abgrund und schrie. Da griff Suko ein . . .


35: DIE VAMPIRFALLE (3. TEIL) Mein ganzer Körper stand unter Spannung. Von der Seite her näherte sich ein alter Vampir. Es war Ceprac, der Österreicher. Er streckte seine Arme vor und berührte mich. Dabei zog er die Lippen von den Zähnen und zeigte sein gelbes Vampirgebiss. Bis zur Schulter ließ ich ihn kommen, dann stieß ich Ihn zurück. Der Alte kam gegen mich nicht an. Er schlug zu Boden und kreischte. Seine Landung war das Startsignal für die Zwillinge. Sofort stürmten sie auf mich zu . . .


36: DIE NACHT DES FEUERGOTTES Er war ein grausamer Dämon, dessen Machtstreben ein ganzes Land in einen höllischen Abgrund zerren sollte. Er hatte die Absicht, sich zum unumschränkten Herrscher über ein ganzes Volk aufzuschwingen. Furcht, Not, Pein und Tod sollten seine schrecklichen Handlanger sein! Das Unheil hatte längst seinen Lauf genommen. Der Zeitpunkt, zu dem das Chaos losbrechen sollte, war nicht mehr fern. Niemand schien das Unheil abwenden zu können . . .



Drei Mal Gruselspannung in einem Band. Jetzt herunterladen und sofort loslesen!

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Seitenzahl: 415

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vincente Ballestar ISBN 978-3-7325-6739-3

Jason Dark

John Sinclair Collection 12 - Horror-Serie

Inhalt

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0034Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Dracula gibt sich die Ehre. John und Suko machten auf dem Friedhof Jagd auf Draculas Neffen. Der Geruch von Tod, Moder und Verwesung drang ihnen entgegen. Plötzlich tauchte aus den Sträuchern eine knochige Klaue auf. Blitzschnell packte sie Sinclair. Gekrümmte Finger schlossen sich um Johns rechtes Handgelenk. Ein höhnisches Kichern ertönte. Sinclair wurde mit einem Ruck nach vorn gerissen. Er taumelte vor dem Abgrund und schrie. Da griff Suko ein... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0035Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Die Vampirfalle. Mein ganzer Körper stand unter Spannung. Von der Seite her näherte sich ein alter Vampir. Es war Ceprac, der Österreicher. Er streckte seine Arme vor und berührte mich. Dabei zog er die Lippen von den Zähnen und zeigte sein gelbes Vampirgebiss. Bis zur Schulter ließ ich ihn kommen, dann stieß ich Ihn zurück. Der Alte kam gegen mich nicht an. Er schlug zu Boden und kreischte. Seine Landung war das Startsignal für die Zwillinge. Sofort stürmten sie auf mich zu... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0036Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Die Nacht des Feuergottes. Er war ein grausamer Dämon, dessen Machtstreben ein ganzes Land in einen höllischen Abgrund zerren sollte. Er hatte die Absicht, sich zum unumschränkten Herrscher über ein ganzes Volk aufzuschwingen. Furcht, Not, Pein und Tod sollten seine schrecklichen Handlanger sein! Das Unheil hatte längst seinen Lauf genommen. Der Zeitpunkt, zu dem das Chaos losbrechen sollte, war nicht mehr fern. Niemand schien das Unheil abwenden zu können... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDracula gibt sich die EhreVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Dracula gibt sich die Ehre

John und Suko machten auf dem Friedhof Jagd auf Draculas Neffen. Der Geruch von Tod, Moder und Verwesung drang ihnen entgegen.Plötzlich tauchte aus den Sträuchern eine knochige Klaue auf. Blitzschnell packte sie Sinclair. Gekrümmte Finger schlossen sich um Johns rechtes Handgelenk. Ein höhnisches Kichern ertönte. Sinclair wurde mit einem Ruck nach vorn gerissen. Er taumelte vor dem Abgrund und schrie. Da griff Suko ein …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2788-2

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Dracula gibt sich die Ehre

Der Geruch von Tod, Moder und Verwesung drang mir entgegen.

Und eine knochige Klaue!

Blitzschnell packte sie zu. Gekrümmte Finger schlossen sich um mein rechtes Handgelenk, drückten es herunter, sodass die Mündung meiner Beretta in die dunkle, unauslotbare Tiefe zeigte.

Ein höhnisches Kichern drang an meine Ohren. Dann ein Ruck, und Im nächsten Augenblick wurde ich nach vorn gerissen, direkt auf den Abgrund zu.

Ich schrie auf.

Und da handelte Suko.

Mit einem raubtierhaften Satz hechtete mein Partner vor und bekam mich gerade noch zu fassen, ehe ich vollends in der Schachtöffnung verschwand.

Hart riss mich mein chinesischer Freund und Partner zurück. Ich landete auf dem Rücken und überschlug mich mehrere Male, während aus dem Schacht eine Horrorgestalt auftauchte. Bei ihrem Anblick lief es mir eiskalt den Rücken herunter.

Die Gestalt war ein qualliges Wesen und sah aus wie eine wabernde, kugelförmige Masse. Sie schimmerte grünlich gelb, war teilweise durchsichtig, und unter dieser geleeartigen Haut zogen sich dicke Aderstränge kreuz und quer wie das Netz einer Spinne. Ein Gesicht hatte das Wesen nicht, und wenn, dann zerfloss es von einer Sekunde zu anderen und formte immer neue Gebilde.

Überlange Arme reichten bis zum Boden. Wenn sie Kontakt hatten, sonderten sie eine Flüssigkeit ab, die organische Substanzen aufnahm und verdaute.

Zum Beispiel Käfer und Hasen. Vielleicht auch Wölfe – und Menschen.

Ja, auch Letztere.

Denn dieses Wesen war ein Ghoul!

Es gehörte zu den schlimmsten Dämonen, die man sich vorstellen konnte. Ghouls wurden selbst von den eigenen Mitgliedern der Dämonenfamilien verstoßen. Man ließ sie nur unwillig am Leben, und sie hausten meist auf alten Friedhöfen, tief unter der Erde, wo sie sich Gänge von einem Grab zum anderen gruben.

Wovon sie sich ernährten, brauche ich nicht zu schreiben. Jedesmal, wenn ich einen Ghoul sah, schüttelte es mich. Ja, ich hatte meine Erfahrungen mit den schlimmsten dieser Dämonen schon hinter mir. Vor Jahren war ich selbst in das Höhlensystem eines Ghouls eingedrungen. Unter der Friedhofserde hatte ich sie gejagt. Es war eines meiner schlimmsten Abenteuer gewesen.1

Seit dem Zeitpunkt hasste ich die Ghouls.

Dort wo mich die Klaue berührt hatte, brannte meine Haut, als hätte man sie mit Säure übergossen. Die Taschenlampe hatte ich bei dem Sturz verloren. Sie lag neben einem schiefen Grabstein und brannte weiter.

Aber ich hielt noch meine Beretta in der Hand.

Pffft!

Das Geräusch klang hinter mir auf, und ich wusste, dass Suko mit seiner Druckluftwaffe geschossen hatte.

Er traf die Mitte des Körpers, doch der Ghoul schluckte den Eichenbolzen und ging weiter.

Ich war sein Ziel.

Die Gestalt des schleimigen Monsters wurde von den Nebelschwaden umspielt. Die bizarren Wolken tanzten geisterhaft um sie herum. Eine Schleimspur löste sich von den klumpigen Füßen des Ghouls und rann auf mich zu.

Im Liegen schoss ich.

Zweimal bellte die Beretta auf.

Beide Silberkugeln trafen genau ins Ziel. Ghouls – so schrecklich sie auch waren – gehörten zur unteren Kartegorie der Dämonen. Sie waren gegen geweihtes Silber nicht gefeit.

Und auch dieser nicht.

Seine unförmige Gestalt sank zusammen, wurden von innen heraus zerstört. Sie degenerierte zu einem breiigen Schlamm, der langsam im Boden versikkerte.

Der Ghoul, der wahrscheinlich die Jahrhunderte in Rumäniens ungeweihter Erde verbracht hatte, hauchte sein dämonisches Leben endgültig aus.

Ich hatte dafür gesorgt.

Nach den restlichen Vampiren brauchten wir erst gar nicht zu schauen. Der Ghoul hatte sie getötet …

Trotzdem nahm ich meine Lampe und leuchtete in den Schacht. Irgendwo in der Tiefe glaubte ich, bleiche Gebeine schimmern zu sehen. Ich konnte mich aber auch getäuscht haben.

Hinter mir sprachen der alte Marek und Suko. Marek wusste nicht, welch ein Ungeheuer uns attackiert hatte.

Suko klärte ihn auf.

Ich aber steckte meine Waffe weg, griff zu den Zigaretten und zündete mir ein Stäbchen an. Nachdem der Ghoul vergangen war, hatte auch das Brennen auf meiner Haut nachgelassen. Ich setzte mich auf einen Grabstein und dachte nach.

Was hatten wir bisher erreicht?

Einen Teilerfolg, mehr nicht.

Durch eine schicksalhafte Fügung waren Suko und ich nach Rumänien gekommen. Den Weg hierzu hatte mir mein Kreuz gewiesen, dessen geheimvolle Zeichen ich noch nicht enträtselt hatte. Sie glühten eines nachts plötzlich auf, strahlten eine Hitze ab, die mich regelrecht fertigmachte. Irgendetwas war passiert. Da ahnte ich jedoch nicht, dass genau zu diesem Zeitpunkt, als die Zeichen aufglühten, ein Vampir namens Kalurac wieder in sein untotes Leben zurückgerufen worden war. Im fernen Rumänien hatte Petroc Jurc es geschafft, aus der Asche des Vampirs einen neuen Vampir entstehen zu lassen.2

Kalurac war schon Jahrhunderte tot. Mutige Männer hatten ihn damals gepfählt, aber seine Asche nicht in alle vier Winde verstreut, sondern sie in einem Sarkophag tief unter der Burg des Schwarzen Grafen aufgebahrt. Dieser Fehler hatte sich nun gerächt. Das Zeichen des Kreuzes wies mir den Weg nach Rumänien, in den kleinen Ort Petrila.

Und dort lernte ich Marek, den Pfähler kennen, einen Mann, der ein schweres Erbe übernommen hatte. Einer seiner Vorfahren hatte dafür gesorgt, dass Kalurac gepfählt wurde. Seit der Zeit trugen alle männlichen Mareks den Beinamen der Pfähler. Den Eichenpfahl hielt Marek jahrelang in einer alten Truhe auf dem Speicher seines Hauses versteckt. Erst als er merkte, dass Kalurac zum Leben erweckt wurde, da holte er den Pfahl hervor, um den Vampir abermals zu töten. Er kam zu spät. Kalurac war schon verschwunden und hatte sein erstes Opfer gefordert. Er hatte den Mann, der ihn befreite, ebenfalls zum Blutsauger gemacht. Marek musste Petroc Jurc töten, um weiteres Unheil zu verhindern.

Und noch etwas ärgerte ihn. Er besaß das geheimnisvolle Kreuz nicht mehr, das seinerzeit seine Vorfahren wie ihren Augapfel hüteten. Auf vielen Umwegen war das Kreuz nach England gelangt und in meine Hände. Ich hatte es vor Jahren von einer in London lebenden Rumänin namens Vera Monössy bekommen, kurz bevor sie starb. Nun, ich trug das Kreuz immer bei mir, und oft genug hatte es sich schon als Lebensretter erwiesen.

Suko und ich fuhren nach Rumänien. Doch der Schwarze Graf war nicht untätig geblieben. Er hatte die Familie Varescu im Schlaf überfallen und den Keim des Bösen gesät.

Suko, Marek und ich jagten die Varescus. Die Spur führte zu einem alten Friedhof, wo wir das Versteck der Vampire zu finden hofften. Wir hatten es gefunden.

Es war der alte Schacht, in dem auch der Ghoul lebte und uns die Arbeit abgenommen hatte.

Doch der Initiator all dieser Vorfälle war entkommen. Wo sich Kalurac aufhielt, war uns unbekannt. Deshalb war ich mehr als besorgt. Hätte ich allerdings gewusst, dass sich Dalurac mit einer österreichischen Vampir-Familie verbündet hatte und sich mit ihr zurzeit in London aufhielt, dann hätte ich auf der Stelle meine Sachen gepackt und wäre geflogen. So aber vermuteten wir ihn immer noch in Rumänien.

In Wirklichkeit jedoch hatte D. Kalurac ganz andere Ziele. Er wollte eine Allianz des Blutes gründen, das heißt, alle Vampire unter seine Fittiche vereinigen.

Ein ungeheurer Plan. Europa sollte unter einer Vampirflut ersticken! Damit jedoch die Voraussetzungen dazu gegeben waren, mussten eventuelle Gegner schon vorher ausgeschaltet werden.

Suko und ich befanden uns in Rumänien. Für die Vampire stellten wir momentan keine Gefahr dar.

Aber ich hatte Freunde, die ebenso gegen die Mächte der Finsternis kämpften.

Bill Conolly, zum Beispiel – oder Jane Collins, die blondhaarige Privatdetektivin.

Die wollten Kalurac und seine Gehilfen ausschalten. Wie schon erwähnt, davon ahnten weder Suko noch ich etwas.

Mit dem Absatz drückte ich die Zigarette aus. Die anderen sahen darin so etwas wie ein Startzeichen und kamen langsam auf mich zu.

Ich stand auf. »Wo könnte sich Kalurac noch aufhalten?«, fragte ich und wandte mich dabei an den alten Marek.

»Vielleicht ist er auf seine Burg zurückgekehrt.«

»Wir sollten nachschauen«, meinte Suko.

Ich überlegte, ob es Sinn hatte, stimmte dann aber zu. Ich wollte mir nicht nachsagen lassen, nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben.

»Wie weit ist es?«

Marek hob die Schultern. »Wir könnten in einer halben Stunde dort sein. So gegen Mitternacht.«

Ich war einverstanden.

Wieder machten wir uns auf den Weg, trotteten durch die Nebelbrühe und mussten achtgeben, nicht mit dem Kopf gegen irgendwelche Bäume und tiefhängende Äste zu stoßen.

Es sollte zwar ein Saumpfad zur Burg hochgehen, aber den fand Marek in der Nebelbrühe nicht. So quälten wir uns weiter durch den Wald und taten etwas für die Kondition.

Einmal huschte ein Nachtvogel dicht über meinen Kopf hinweg, und ich erschrak heftig.

Wir wateten durch feuchtes Laub, das oft glitschig war wie eine Eisfläche und wir manchmal auf dem steil nach oben führenden Weg zurückrutschten.

Schließlich verließen wir den Wald und standen auf einer Lichtung. Der Nebel hing vor uns wie eine Wand aus Watte.

Nur allmählich schälten sich die Umrisse aus dem Dunst, als wir näher kamen.

Ich erkannte, dass die Burg schon ziemlich verfallen war. Sie musste eine wechselvolle Geschichte hinter sich haben. Durch große Löcher in den Außenmauern krochen lange Nebelschleier und wehten wie Fahnen über den Innenhof.

Marek führte uns dorthin, wo auch er in das Verließ gestiegen war. Wir gingen den gleichen Weg. Meine Lampe leuchtete die Dunkelheit aus. Ein fauliger Geruch strömte uns entgegen. Dann hatten wir das Verlies erreicht, in dem der Pfähler Petroc Jurc getötet hatte.

Der Mann lag noch immer da.

»Ich … ich … hatte einfach noch keine Möglichkeit gefunden, ihn zu begraben«, entschuldigte er sich. »Ich werde mich aber später darum kümmern.«

Ich ging inzwischen auf den offenen Sarkophag zu und leuchtete mit der Lampe hinein. Das Tierblut war getrocknet und hatte eine dicke Kruste gebildet.

Sonst war die Grabstätte des Vampirs leer. Ebenso leer und verlassen wie der gesamte Komplex. Wir entdeckten nicht die Spur von Leben auf der Burg.

Als wir uns auf den Rückweg machten, war der neue Tag schon angebrochen. Ich war nicht der einzige, der die Müdigkeit spürte, denn Marek gähnte auch hin und wieder.

»Ein paar Stunden Schlaf werden uns guttun«, meinte er.

Das Dorf war völlig ausgestorben. Ich kam mir vor wie in einer Geisterstadt. Kein Laut unterbrach die drückende Stille. Es gab kein Echo unserer Schritte

– nichts, nur dieses drückende, graue, feuchte Gefängnis. Vielen Menschen schlug der Nebel aufs Gemüt. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich die Leute verstehen.

Wir erreichten das Haus des Schmieds, und Marek wunderte sich, dass noch Licht brannte.

»Wieso ist Marie noch nicht im Bett?«, fragte er mehr zu sich selbst, als zu uns. »Sonst kann sie nie früh genug in die Federn kommen.«

»Sie wird sich Sorgen gemacht haben«, erwiderte ich.

Marek schloss auf. »Mal sehen.«

Der Pfähler hatte erst zwei Schritte über die Schwelle getan, als er, wie vor eine Wand gelaufen, stehen blieb.

»Marie!«, schrie er, lief auf seine Frau zu und kniete neben ihr nieder.

Jetzt sahen auch wir, was geschehen war.

Marie Marek hockte auf dem Boden. Sie hielt ein großes Holzkreuz umklammert, und neben ihr lag eine ältere Frau, die wir nicht kannten, die aber auf dem Rücken deutlich das Zeichen des Kreuzes eingebrannt hatte.

Diese Frau musste ein Vampir sein, denn sie lebte nicht mehr.

Und es sah so aus, als hätte Marie sie getötet.

Frantisek Marek fasste seine Frau an beiden Schultern. »Was ist los?«, rief er verzweifelt, »so rede doch, um Himmels willen!«

Sie deutete auf die Frau. »Sie ist tot!«, flüsterte sie kaum hörbar.

»Wer ist es?«, fragte ich den Pfähler. »Kennen Sie die Tote?«

»Ja«, erwiderte er mit schleppender Stimme. »Es ist Silva Varescu, die Frau aus …«

»Dann befand sie sich nicht auf dem Friedhof«, meinte Suko.

»Es sieht so aus«, sagte ich. »Vielleicht müssen wir sogar damit rechnen, dass noch mehr Mitglieder der Familie leben.«

Marek drehte den Kopf und schaute mich dabei von unten her an. »Malen Sie den Teufel nicht an die Wand!«

Ich hob die Schultern. »Sicherheitshalber müssten wir das Dorf durchsuchen.«

Da mischte sich die Frau ein. »Sie … sie ist allein gekommen«, erklärte sie. »Sie hätte mir sonst etwas davon gesagt. Sie war sich ihrer Sache sicher. Sie wollte mich zu einem Vampir machen, damit wir gemeinsam das Dorf …«

Marie Marek redete nicht mehr weiter. Ein Weinkrampf schüttelte sie.

Der Pfähler tröstete sie. »Jetzt ist alles gut«, sagte er. »Ich bin bei dir, und vor den Vampiren brauchst du dich auch nicht mehr zu fürchten.«

»Habt ihr … habt ihr sie?«

»Ja, Marie, wir haben sie getötet!«

»Dem Himmel sei Dank!«, schluchzte die Frau. Sie stand auf.

»Am besten ist, Sie legen sich hin«, sagte ich, und versuchte ein Lächeln. »Der Schlaf wird Ihnen guttun. Morgen sieht bereits alles anders aus.«

Die Frau nickte. Dann deutete sie auf die Tote. »Was geschieht mit ihr?«

Ich gab die Antwort. »Wir werden sie begraben. Machen Sie sich darüber keine Sorgen.«

»Jetzt komm aber«, sagte Marek. »Du musst dich hinlegen, Marie.«

Sie ging mit ihrem Mann. Wir hörten sie noch sprechen. »Ich war so allein, Frantisek. Niemand hat mir geholfen. Da habe ich gebetet und das Kreuz genommen. Plötzlich gab mir der Herrgott die Kraft, die Hölle zu besiegen.«

Suko und ich betraten die Küche. Wir setzten uns dort an den Tisch, nicht ohne zuvor die nassen Jacken ausgezogen zu haben. Niemand von uns sprach. Nur die alte Uhr an der Wand tickte.

Fünf Minuten später war Marek wieder zurück. »Er deutete mit dem Daumen gegen die Decke. »Marie schläft jetzt. Sie war völlig erschöpft.«

»Kein Wunder, bei dem, was sie hinter sich hat.« Ich stand auf. »Eine andere Frage. Sollen wir die Frau jetzt begraben?«

Marek nickte. »Ich bin dafür.« Er nickte in Richtung Fenster. »Noch ist es nebelig. Da sieht uns wenigstens niemand.«

»Wissen Sie einen Platz?«

Marek nickte. »Ja, hinter dem Haus habe ich noch einen kleinen Garten. Dort müsste sie liegen.«

Suko und ich waren einverstanden.

»Dann los«, sagte ich, und meine Stimme klang belegt. Ich hatte den Eindruck, als wollte niemand den ersten Schritt wagen.

Wir gingen wieder hinaus in den Flur, und ich machte den Anfang. Unter den Schultern fasste ich die Tote, während Suko ihre Beine nahm. Marek öffnete inzwischen die Hintertür.

Wieder einmal traten wir hinaus in die feuchte, nebelige Luft. Wir gingen an der Schmiede vorbei, bogen um die Ecke und erreichten den kleinen Garten.

Geisterhaft starr wirkten die Obstbäume mit ihren kahlen Ästen. Wir durchquerten den Garten und hielten an der hintersten Ecke an.

»Ich hole Werkzeug«, sagte Marek.

Er verschwand und kehrte wenig später mit zwei Spaten zurück. Suko und er gruben.

Marek hatte auch noch eine alte Decke mitgebracht. Gemeinsam wickelten wir die Tote darin ein und legten sie dann in das frisch geschaufelte Grab.

Marek sprach ein kurzes Gebet. Danach häuften wir die Erde über den starren, kalten Körper, klopften sie fest und gingen wieder zurück ins Haus.

In der Küche setzten wir uns um den Tisch. Der Pfähler holte den Selbstgebrannten hervor. Jeder von uns hatte jetzt einen Schluck verdient. Schweigend tranken wir. Jetzt kam mir das Zeug auch nicht mehr so scharf vor wie beim ersten Mal.

»Ich werde keinem Menschen etwas davon sagen, wer in unserem Garten liegt«, versprach Marek. »Und auch meine Frau wird schweigen, dafür garantiere ich.«

»Wer weiß in Petrila überhaupt, dass der Schwarze Graf wieder zum Leben erweckt worden ist?«, fragte ich.

»Nur meine Frau und ich«, erwiderte Marek. »Die anderen sind alle gestorben.«

»Und der Bürgermeister?«

Marek grinste bitter. »Er ist ein alter Narr und Dummkopf. Außerdem ein Bonze und Quatschmaul. Er wird sich natürlich seine Gedanken machen, aber die Wahrheit wird er kaum erfahren oder sich zusammenreimen können. Dazu ist er zu dumm.«

»Eine sehr hohe Meinung scheinen Sie nicht von ihrem Dorfoberhaupt zu haben«, sagte ich.

»Das stimmt. Ich mag eben keine Menschen, die ihre Fahne nach dem Parteiwind drehen.« Marek wechselte das Thema. »Und Sie, was haben Sie jetzt vor? Eigentlich ist Ihre Aufgabe doch hier in Petrila erledigt – oder nicht?«

»So gesehen schon«, gab ich dem Mann recht. »Obwohl wir gar nicht viel getan haben. Sie waren der wertvolle Mann, der alles in die Wege geleitet hat.«

Marek winkte ab.

Suko drehte sich auf seinem Stuhl. »Dann stünde einer Rückreise nach London eigentlich nichts mehr im Wege«, meinte er. »Denk an die Zeitschriften, die Bill mitgebracht hat. In den Artikeln war immer von Vampiren die Rede.«

»Meinst du die Erweckung des Schwarzen Grafen steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit den Vorfällen?«

»Das glaube ich.«

»Mit anderen Worten, die Gefahr braut sich nicht mehr hier zusammen, sondern auf der Insel, zum Beispiel.«

Suko nickte ernst.

Auch ich hatte bereits mit ähnlichen Vermutungen und Gedanken gespielt, sie aber noch als zu fantastisch abgetan. Doch je mehr ich die Sache durchleuchtete, umso wahrscheinlicher erschien es mir, dass Suko recht hatte.

»Wegen mir steht einem Aufbruch nichts mehr im Wege«, sagte ich.

»Sie wollen heute schon nach England zurück?«, fragte Marek.

»Ja.«

»Dann nehmen Sie mich mit.«

Suko und ich schauten uns überrascht an, während Marek lächelte.

»Was ist an meinem Wunsch so ungewöhnlich? Denken Sie an das Erbe, dass ich übernommen habe. Ich will Kalurac vernichten, und wenn ich dabei mein Leben verliere.«

Aus seiner Sicht hatte Marek recht.

»Aber was wird Ihre Frau dazu sagen?«, warf ich ein.

»Marie? Sie hat selbst einen Vampir getötet und wird mir sicherlich recht geben.«

Ich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Okay, meinetwegen fliegen Sie mit.«

*

Bill Conolly grinste sein Spiegelbild an und band mit genau abgezirkelten Bewegungen seine Krawatte. Sheila hatte sie ihm gekauft, passend zu dem blauen Seidenhemd, das er zu seinem neuen Anzug erstanden hatte.

Was tat man nicht alles, wenn man ins Theater ging.

Und der Abend sollte im Theater beginnen, in einem Restaurant fortgeführt werden und in einer kleinen Bar enden …

Enden?

Bill lächelte, als er daran dachte. Enden würde dieser Abend dort bestimmt noch nicht. Wenn das Taxi sie nach Hause gebracht hatte und das Kindermädchen dann weg war … Bill pfiff durch die Zähne, das war es, worauf sich ein Mann freute, wenn er mit einer hübschen Frau verheiratet war.

Das behauptete Bill jedes Mal.

Und seitdem der kleine Johnny auf der Welt war, konnte man das Glück im Hause Conolly als Dauergast bezeichnen. Der Kleine machte ihnen wirklich Freude.

Dem Patenonkel zu Ehren hatten sie ihn John getauft. Vielleicht würde er später ein ebenso berühmter Geisterjäger werden wie John Sinclair. Wahrscheinlich ließ Sheila diesen Plan scheitern. Sie sah es auch nicht gern, wenn Bill hin und wieder gemeinsam mit mir ein gefährliches Abenteuer durchfocht, das sich gewaschen hatte. Klar, dass sich eine liebende Ehefrau da Sorgen machte.

Bill hatte zwar versprochen, nichts mehr zu unternehmen und brav zu Hause zu bleiben, aber hin und wieder packte es ihn doch. Da musste er einfach raus. Außerdem steckte er schon viel zu tief mit drin. Die Dämonen wussten, dass nicht nur John Sinclair ihr erklärter Feind war, sondern auch Bill Conolly. Und oft griffen sie ihn direkt an. Ihn und seine Familie, wie es vor der Geburt des kleinen John passiert war.3

Dämonen hatten teuflische Intrigen gesponnen, und Sheila sowie Bill hatten sich in diesem Netz verfangen. Erst im letzten Augenblick war es ihnen gelungen, den Teufeln zu entkommen.

Dank John Sinclair.

Bill dachte oft an seinen Freund aus alten Tagen. Auch jetzt wollten die Gedanken kommen, doch Sheila unterbrach ihren Mann.

»Bist du fertig, Bill?«

»So gut wie.«

»Dann komm doch mal rüber!«

Sheila kleidete sich im Nebenzimmer an. Sie hatte ein neues Kleid angezogen, wahrscheinlich wollte sie sich Bill darin präsentieren.

Doch der Reporter täuschte sich. Sheila bekam den Verschluss nicht richtig zu.

Das Kleid war ein Traum in Himmelblau. Schulterfrei reichte es bis zu den Knöcheln, wurde normalerweise von zwei schmalen Trägern gehalten, die hinter dem Hals zusammengeknotet wurden.

Und eben dieser Schleifenverschluss bereitete Sheila Schwierigkeiten.

»Hilf mir doch mal, Bill!«

Lächelnd nahm der Reporter die beiden Träger in die linke Hand, während die Fingerkuppen der rechten sacht aber fordernd zugleich über Sheilas gebräunte Haut strichen und dabei auch die schulterlangen blonden Haare berührten.

»Weißt du, wie sehr ich dich liebe, Darling?«, flüsterte Bill seiner Frau ins Ohr.

Sheila lehnte sich zurück und presste sekundenlang ihren Körper gegen ihn. »Doch nicht jetzt, Bill – nachher …«

»Wir haben noch Zeit. Ich meine …«

Sheila machte sich frei. Die Träger glitten Bill aus den Händen, und das Kleid rutschte zu Boden.

Bill Conolly pfiff durch die Zähne, als er den hauchdünnen Seitenträger des BH’s sah, der sich über Sheilas formvollendeten Rücken schmiegte. »Wenn das kein Anblick ist.«

Hastig zog Sheila ihr Kleid hoch. Dabei lachte sie. »Du bist unverbesserlich, Bill.«

»Und du bist die schönste Mutter, die ich kenne!«

»Dann sei ein braver Ehemann und hilf mir, sonst kommen wir tatsächlich zu spät.«

Bill gab noch nicht auf. »Wäre kein Weltuntergang.«

Sheila lächelte und drehte ihrem Mann dabei den Rücken zu. »Du vergisst das Kindermädchen, mein Lieber.«

Polly schicken wir wieder weg.«

»Ich habe mich aber auf den Theaterabend gefreut, Bill.«

»Meine Kunst ist stärker.« Bill hatte die Schleife noch immer nicht gebunden.

Da schellte es.

»Das ist Polly«, sagte Sheila. »Bitte, beeil dich, Bill.«

»Du willst tatsächlich ins Theater gehen?«

»Ja, das weißt du doch!«

Da ließ Bill die Träger wieder aus der Hand rutschen und verschwand lachend, bevor ihm Sheila irgendetwas nachwerfen konnte.

Polly befand sich noch vor der Tür. Sie musste erst den großen Vorgarten durchqueren, um zum Haus zu gelangen. Durch einen elektrischen Impuls glitt das Tor zur Seite, nachdem sich Bill vergewissert hatte, dass es tatsächlich Polly war.

Sie lenkte ihre Ente den gewundenen Weg hoch und parkte vor dem Haus. Bill erwartete sie in der offenen Haustür.

Polly war zwanzig, vollschlank, hatte kurzes, rotblondes Haar und unzählige Sommersprossen im Gesicht. Ihre Jeans saßen so eng, dass die Nähte fast gesprengt wurden, und der Pullover war nicht nur vorn gut gefüllt.

Sie gab nicht zum ersten Mal auf den kleinen John acht und kam gut mit dem Winzling klar.

»Hallo, Mr. Conolly«, sagte sie forsch, »da bin ich, pünktlich wie immer.«

Bill reichte ihr die Hand. »Und ich dachte, die Studenten von heute wären alle unpünktlich.«

Polly lächelte. »Nicht wenn’s ums Geld geht.«

»Da haben Sie recht.« Bill schlug sich gegen die Stirn. »Ach so, Geld, hier haben Sie einen Schein.«

Der Reporter reichte ihr eine Zehn-Pfund-Note. Pollys grüngraue Augen wurden groß. »Mann, Sie sind aber großzügig. Das Gehalt lasse ich mir gefallen. Dazu noch freie Verpflegung.«

Sie gingen ins Haus.

Gerade kam Sheila durch den Flur. »Ah Polly«, rief sie. »Ich grüße Sie.«

»Toll sehen Sie aus«, sagte Polly. »Da sieht man wieder, wo das Geld steckt.«

Bill winkte ab. »Alles halb so schlimm«, erwiderte er anstelle seiner Frau.

»Wie heißt denn das Theater, in das Sie gehen?«, fragte Polly.

»Das Coliseum Theatre, nicht weit vom Piccadilly.«

Polly nickte. »Vornehmer Laden. Und Sie, Mr. Conolly, ohne Smoking?«

Bill grinste. Er mochte Pollys forsche Art. »Es ist erstens nur ein Musical und zweitens keine Premiere.«

»Und wie heißt das Stück?« Pollys große Eigenschaft war die Neugierde.

»The King and I. Uralt das Stück, aber mit Broadway-Besetzung. Soll gut sein.«

»Dann wünsche ich Ihnen viel Vergnügen. Und denken Sie daran. Ich sammle Programmhefte.«

»Bringen wir alles mit.«

Polly wandte sich an Sheila. »Schläft der Kleine schon, Mrs. Conolly?«

»Ja. Aber kommen Sie, Polly, ich habe Ihnen in der Küche einiges aufgeschrieben, was Sie unbedingt beachten müssen.« Die beiden Frauen verschwanden.

Bill ging solange in den Living-room. Er pflanzte sich in einen Sessel, qualmte noch eine und schaltete den Fernseher an.

Werbung und Nachrichten, etwas anderes bekam Bill nicht vorgesetzt. Auf einem anderen Kanal lief eine amerikanische Western-Serie. Sie war aber auch nicht viel besser.

Dann stand Sheila im Zimmer. »Bist du fertig, Bill?«

Der Reporter sprang auf. »Schon längst.«

»Dann komm auch.« Sheila hatte sich eine weiße Hermelinjacke über die nackten Schultern gestreift. Eine schlichte, aber echte Perlenkette lag um ihren schlanken Hals. In der rechten Hand trug sie ein schmales Täschchen. »Nimmst du mich so mit?«

Bill breitete die Arme aus. »Bis ans Ende der Welt, Darling«, lachte er, ging auf seine Frau zu und hauchte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.

Zu Johnny wollten sie nicht mehr ins Zimmer. Sheila hatte Angst, dass der Kleine wach wurde.

Polly stand an der Tür, als die beiden Conollys das Haus verließen. »Dann wünsche ich Ihnen noch viel Spaß!«, rief sie. »Und amüsieren Sie sich gut.«

»Danke«, das werden wir!«, rief Bill zurück. Mit dem Porsche fuhren sie bis zum Tor. Bill konnte es auch vom Wagen aus bedienen. Sie verließen das Grundstück und bogen in die stille Villenstraße ein.

Keiner von ihnen sah den dunklen Leichenwagen, der zwischen den Bäumen parkte.

Jetzt stiegen zwei Männer aus. Dunkel gekleidete Gestalten, mit bleichen Gesichtern.

Als sie für den Bruchteil einer Sekunde den Lichtschein einer Laterne streiften, blitzte im Mundwinkel des einen Mannes ein heller Blutstropfen auf.

Ein Zeichen, dass er heute schon seine ›Nahrung‹ bekommen hatte. Die Gesichter der Männer blieben unbewegt, als sie mit steifen Schritten das Grundstück der Conollys ansteuerten …

D. Kaluracs Plan trat in die Phase zwei!

*

Der wulstige Zeigefinger des Mannes wanderte langsam über die Spalten der Anzeigenseite. Man vernahm nur das hastige Keuchen und hin und wieder einen Seufzlaut.

Es waren Anzeigen besonderer Art, die sich der Mann da herausgesucht hatte.

Kontaktanzeigen …

Fotomodelle, Hostessen, Mannequins und angebliche Studentinnen boten ihre Dienste an. Die Telefonnummern standen gleich dabei.

Die dicken Finger packten einen Bleistift, zogen einen dicken roten Strich, rahmten ein bestimmtes Kästchen ein.

Rothaariges Mannequin bietet Privatvorführung. Jederzeit. Auch nachts.

Das war es, was der Mann suchte. Seine dicken Finger begannen die Wähltasten zu drücken.

Er lauschte atemlos. Dann eine Stimme. Leicht rauchig, nach Sünde klingend. Auf jeden Fall gut einstudiert.

»Halle?«

»Sie kommen auch abends?«

»Ja.«

»Gut, ich erwarte Sie bei mir.«

Lachen. Gurrend und lockend zugleich. »Soll ich irgendetwas mitbringen?«

»Nein, nein, alles normal. Warten Sie, ich gebe Ihnen die Adresse. Sie ist leicht zu finden.« Der Mann sagte die Anschrift durch und legte auf.

Mit einem Tuch wischte er sich über die feuchte Stirn. Diese Anrufe nervten ihn jedes Mal. Er hatte schon Albträume deswegen gehabt. Manchmal träumte ihm, dass seine Frau plötzlich dran wäre, wenn er anrief. Aber die war weit weg in Manchester und kümmerte sich um die Kinder und das Haus.

Aber er – er war in London. Fünf Tage in der Woche übte Dom de Louise das Amt eines Wirtschaftssekretärs aus. Er arbeitete im Ministerium und hatte dort einen hochdotierten Job. Dom de Louise war eines der Verbindungsglieder zwischen der Wirtschaft und dem Staat. Er unternahm auch oft Reisen ins Ausland und führte ein Doppelleben. Zu Hause war er der brave Familienvater, aber in London oder im Ausland wurde er zum Tiger.

Da ließ Dom de Louise nichts anbrennen. Geld hatte er, denn für seine Amouren musste er zahlen, da man ihn nicht gerade als gut aussehenden Mann bezeichnen konnte.

Dom de Louise war hässlich. Man konnte ihn ohne Übertreibung als fett bezeichnen. Der Speck lag ringförmig um seinen Körper. Ein Hals war kaum zu erkennen. Der kleine Kopf saß direkt auf den Schultern. Die wenigen schwarzen Haare waren in der Mitte gescheitelt und liefen in kleinen Locken aus.

Die Augen und der spitze Mund des Mannes waren kaum zu erkennen.

Wie gesagt, Dom de Louise war wirklich keine angenehme Erscheinung, aber er hatte einen scharfen Geist. Auf seinem Gebiet war er ein Fachmann, und der Mann, der ihn übers Ohr hauen wollte, musste noch geboren werden.

Sein schwacher Punkt waren die Frauen. Und diesen Spaß ließ sich Dom de Louise etwas kosten. Er war Stammgast bei den Londoner Callgirls. Nicht umsonst hatte man ihm den Spitznamen >Dickerchen< gegeben. Und Dom de Louise genoss es, wenn er von den Mädchen gehegt und gepflegt wurde.

In Mayfair hatte er eine Etage in einem Altbau gemietet. Die Miete war sündhaft teuer, doch Dom de Louise brauchte auf den Cent nicht zu schauen.

Ebenso sündhaft präsentierte sich das Badezimmer. Es war mehr ein Wohnbad. Mit einer runden Badewanne, in der zwei Leute Platz fanden. Spiegel bedeckten die Wände. Die Kälte des Bodens wurde von einem braunen flauschigen Teppich absorbiert, und selbst eine gut bestückte Bar fehlte in dem Raum nicht.

Lächelnd rieb sich Dom de Louise die Hände, als er das Badezimmer betrat. Er hatte bereits seine Vorbereitungen getroffen und trug über dem nackten Körper seinen seidenen Hausmantel. Der Stoff zeichnete jede Speckrolle genau nach, doch das störte den Mann nicht, und die Mädchen schauten auch weg, wenn die Scheine knisterten.

Dom de Louise überprüfte genau, ob alles bereitstand, nickte dann zufrieden und griff nach den kleinen, dünnen Zigarillos.

Da läutete die Glocke.

Der Mann stutzte. War die Kleine schon da? Das ging verdammt fix, denn anderen Besuch erwartete er nicht. Das Lächeln ließ bei ihm einige Gesichtszüge entgleisen, und mit klopfendem Herzen schritt er zur Tür.

Wie die Kleine wohl aussah? Er war jedes Mal von neuem gespannt. Zwar bekamen die Mädchen oft einen Schreck, wenn sie ihn sahen, doch er tröstete die Damen schnell mit ein paar Scheinen.

Dom öffnete – und hielt die Luft an.

Das Girl, das vor ihm stand, war eine Wucht!

Es hatte lockiges, brandrotes Haar, trug einen engen, grün schillernden Hosenanzug und um die Schultern ein weißes Pelzjäckchen. Die Frau war wenig geschminkt, dadurch fiel die Blässe des Gesichtes noch mehr auf.

»Hallo«, sagte sie, »darf ich hereinkommen?«

Dom de Louise räusperte sich, nickte und gab den Weg frei. Mit schwingenden Hüften ging die Frau an ihm vorbei, und Doms Blicke saugten sich an ihrem Hinterteil fest.

Er hatte schon viele Callgirls gehabt, aber die hier, die war absolut Spitze.

Sie blieb am Tisch stehen und wandte sich mit einer schlüpfrigen Bewegung um.

»Willst du die Tür nicht schließen?«

»Ja, natürlich, sofort.« Er drückte sie ins Schloss. »Ich … ich bin ziemlich durcheinander.«

»Warum?«

Er lachte. »Kannst du das nicht begreifen?«

»Wollen wir was trinken?«, fragte sie.

»Was du willst.« Er lächelte plötzlich. »Ich habe eine Bar im Bad. Wenn du Lust hast …?«

Sie schaute ihn von der Seite her an. »Immer …«

»Okay.« Dom de Louise legte seine Hand um ihre Schulter und spürte das feste, straffe Fleisch. »Wie heißt du eigentlich?«, erkundigte er sich mit rauer Stimme.

»Nenne mich Rebecca …«

Dom de Louise verdrehte die Augen, was bei ihm komisch aussah. »Rebecca«, wiederholte er, »welch ein Name. Der verspricht alles.«

»Was ich auch halte.«

Sie betraten das Bad, und Rebecca gab durch ein »Oh« zu verstehen, wie überrascht sie war.

»Gefällt es dir?«

»Und wie, mein Lieber.«

»Du kannst mich übrigens Dom nennen.«

»Ein seltsamer Name.«

»Gar nicht. Er ist nur die Abkürzung von Dominick. Man muss es wissen.« Er lachte.

Auf einem kleinen Hocker stand der Champagner. Der Flaschenhals mit dem weißen Tuch lugte aus dem Kübel. Die Eiswürfel klirrten gegeneinander, als Dom de Louise die Flasche aus dem Kübel zog. Geschickt öffnete er die Korken. Der Champagner quoll als weißer Schaumstreifen aus der Öffnung und lief den Flaschenhals hinab.

Gläser standen bereit.

Dom de Louise füllte zwei bis zum Rand und reichte ein Glas dem Girl.

»Trinken wir auf uns und auf das, was uns noch an Freuden bevorsteht. Cheerio!«

Rebecca nippte nur, während Dom das Glas zur Hälfte leerte. Er heizte sich an, musste sein Blut noch mehr in Wallung bringen.

Rebecca lächelte kalt. Sie bewegte dabei kaum die Lippen, aber das fiel Dom de Louise gar nicht auf. Er war so nervös, dass er das Sektglas umstieß, als er es abstellte. Tapsig ging er auf die rothaarige Schöne zu.

»Erst einmal nehmen wir ein Bad«, sagte er, »das mache ich immer so mit meinen …« Er stockte, aus Angst, zu viel gesagt zu haben. Dom de Louise öffnete den Schraubverschluss eines Bademittels und ließ einige Tropfen der Flüssigkeit in die Wanne perlen. Es war ein besonderer Badeschaum, den man nur in Sex-Boutiquen kaufen konnte, und der alle Wonnen der Liebe versprach.

Aus zwei Kränen rauschte wohl temperiertes Wasser in die prächtige Wanne.

Lächelnd wandte Dom de Louise sich um. Seine Blicke glitten über die Kurven der Frau, und die Zungenspitze huschte wieselartig aus dem Mund.

Er wollte seine Hände auf die Schultern des Girls legen, doch Rebecca entwand sich ihm mit einer schlangengleichen Bewegung. »Erst das Geschäftliche«, sagte sie.

»Sorry, ich vergaß. Wieviel?«

»Was bin ich dir wert?«

Er gab ihr zwei Hundert-Pfund-Noten.

»Das lässt sich sehen«, erwiderte sie und schob die Scheine in die engen Taschen ihrer Hose.

Nun ließ sich Dom de Louise nicht mehr abhalten. Zu lange schon hatte er warten müssen. Tapsig umfasste er die schöne Frau, presste sie an sich und spürte den Gegendruck, der sein Blut noch mehr aufpeitschte.

Die Frau war ein Vulkan!

Dom de Louise vergaß die Welt. Ihm fiel auch nicht auf, wie kalt die Haut der Frau war, und als ihre Lippen gegen seinen Hals drückten, stöhnte er auf.

Rebecca lächelte. Doch es war kein warmes Lächeln, sondern das einer Teufelin.

Weit schob sie die Oberlippe zurück und entblößte zwei perlweiße Vampirzähne.

Rebecca war eine Untote.

Und Dom de Louise war ahnungslos. Noch immer beschäftigte er sich mit dem Körper des Mädchens, suchte nach den Knöpfen, die den Anzug öffneten und ahnte nicht, dass sich die Zähne bereits an seinem Hals befanden.

Da geschah es.

Dom de Louise zuckte zusammen. Er fühlte einen beißenden Schmerz, zuckte zusammen und dachte, dass Rebecca ihn in ihrer Leidenschaft in den Hals gebissen hatte.

Dann kam die Schwäche. Auf einmal wurde ihm schwindelig. Er konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, die Knie gaben nach, und er rutschte am Körper der Frau entlang zu Boden.

Schwer fiel er auf den Rücken. Zwei schmale Blutstreifen liefen von seinem Hals aus in Richtung Schulterblatt.

Rebecca aber lachte höhnisch. Wie leicht diese Idioten in die Falle gingen. Sie hätte nicht gedacht, dass es so einfach werden würde. Früher waren die Menschen misstrauischer gewesen.

Niemand sah der Schönen an, dass sie schon einige Hundert Jahre zählte. Die rote Rebecca, wie sie in Vampirkreisen genannt wurde, hatte schon immer die Männer betört und sie dann ihrer Familie zugeführt.

Die Vampir-Familie Ceprac stammte aus Österreich. In den Wäldern um Wien hatte sie gelebt. In letzter Zeit jedoch mussten sich die Mitglieder versteckt halten, dann aber war D. Kalurac gekommen und hatte sie auferweckt. Der Schlaf, das Nichtstun war vorbei. Die alten Zeiten, in denen die Vampire regierten, sollten abermals erstehen. Dazu war nicht nur Rebecca fest entschlossen, sondern auch die übrigen Untoten. Wie zum Beispiel die Mortimers, dieser uralte englische Vampirclan, den Kalurac ebenfalls aktivieren wollte.

Die Zeichen standen auf Sturm.

Und sie standen gut.

Mit diesen Gedanken kniete sich die Frau neben den am Boden liegenden Dom de Louise, öffnete weit den Mund und beugte sich dann über den Mann.

Ihr nach vorne fallendes, rotes Haar verdeckte den makabren Vorgang …

*

Langsam rollte der Porsche in die Parktasche, wurde sanft abgebremst und stand.

Die Scheinwerfer verlöschten. Bill Conolly stieg aus, lief um den Wagen herum und öffnete Sheila die Tür.

»Madam«, sagte er und deutete eine Verbeugung an.

»Lass doch«, lächelte Sheila. Mit gekonntem Schwung stieg sie aus dem flachen Flitzer.

Bill schloss den Wagen ab, reichte Sheila den Arm und schritt mit ihr auf einen der Fahrstühle zu, die die Tiefgarage mit dem Theater verbanden.

Sie waren nicht die einzigen elegant gekleideten Besucher. Im Foyer drängten sich die Menschen. Man sah und wurde gesehen.

Bill schaute auf die Uhr. »Bis zum Beginn der Vorstellung haben wir noch eine halbe Stunde Zeit«, sagte er zu einem befreundeten Ehepaar. Genug, um einen kleinen Wiedersehensschluck an der Bar zu trinken.«

Die anderen waren einverstanden.

Im Gespräch vertieft schritten sie durch das Foyer. Sheila erzählte von ihrem Sohn, während Bill über seine Reisen berichtete. Das Foyer teilte sich in zwei Gänge, die jeweils um einen Teil des Zuschauerraums herumführten.

Beide Gänge liefen wieder an der Bar zusammen. Es gab gemütliche Sitzgruppen, und Bill ergatterte vier noch freie Sessel.

Er ging zur Bar und kehrte mit einer Flasche Sekt nebst vier Gläsern zurück.

Bill schenkte ein. »Auf unser Wiedersehen!« , rief er und prostete seinen Freunden zu.

Gläser klangen mit hellen, glockenreinen Tönen gegeneinander. Lippen verzogen sich zu einem Lächeln – die Stimmung war fröhlich und ausgelassen.

Ein unbeschwerter Abend stand den Menschen bevor.

Das dachten sie …

»Das Stück soll ausgezeichnet sein«, sagten die Bekannten. »Ich war vor einigen Monaten in New York, da wurde es am Broadway gezeigt. Man hat die Musik aufgepeppt. Sie ist wirklich gut geworden.«

Bill und Sheila waren der gleichen Meinung wie die Freunde. Der Reporter schenkte noch einmal nach.

»Habt ihr nach dem Stück schon etwas vor?«, wurden Sheila und Bill gefragt.

»Irgendwo nett essen, ein wenig bummeln«, erwiderte Sheila. »Vielleicht auch noch in ein Tanzlokal …«

»Dann schließen wir uns an.«

»Abgemacht!«, rief Bill. Er schaute auf seine Uhr. »Ich glaube, so langsam sollten wir leertrinken.«

Sheila erhob sich. »Ihr entschuldigt mich«, sagte sie.

Bill nickte und lachte. »Bleib nicht zu lange.«

»Keine Angst, du bekommst den Anfang des Stückes noch mit.« Sheila ging um eine Menschengruppe herum und steuerte die Toiletten an. Sie zog die weiß lackierte Tür und betrat den großzügig angelegten gekachelten Vorraum.

Der Stuhl der Toilettenfrau war leer. Kaltes Leuchtstoffröhrenlicht fiel über die braunen Kacheln und zeichneten jede Hautfalte nach.

Sheila betrat einen Längsgang, dessen rechte Hälfte durch einzelne Kabinen abgeteilt war.

Niemand begegnete ihr. Sie befand sich allein in dem Toilettenraum. Irgendwo rauschte Wasser. Sonst war es still. Die Gespräche der im Foyer wartenden Besucher drangen nicht bis hierher.

Sheila öffnete eine Kabinentür, betrat den kleinen Raum und sah auch das Fenster an der Rückseite. Spaltbreit stand es offen. Das Milchglas der Scheibe ließ von außen keinen Blick zu.

Plötzlich verlöschte das Licht!

Stockfinster wurde es von einem Augenblick zum anderen. Sheila Conolly blieb steif stehen. Sie glaubte an einen technischen Defekt, wollte einige Sekunden warten, bis er vielleicht behoben war und dann erst die Kabine verlassen. Außerdem würden sich ihre Augen an die Dunkelheit bald gewöhnt haben.

Doch dazu kam es nicht mehr.

Lautlos wurde das Fenster hinter Sheila Conolly aufgestoßen. Eine knochige Hand tauchte auf, mit einer dünnen Haut, die sich wie Gummi über die Muskeln und Sehnen spannte.

Es folgte ein Arm, ein Gesicht.

Fahl und blutleer, mit Augen, durch die sich feine, rote Äderchen spinnennetzartig verteilten.

Sheila spürte den Luftzug.

Sie wirbelte herum, machte genau das Falsche, anstatt zur Tür zu laufen und sie aufzureißen.

Da packte die Hand zu.

Die Finger umschlossen Sheilas Hals von hinten und erstickten jeden Hilfeschrei bereits im Ansatz. Hart wurde Sheila zurückgezogen, ihre Beine prallten gegen die Toilette. Die Frau schlug um sich, wollte die Hand packen und von ihrer Kehle zerren, doch ihre Bemühungen waren umsonst.

Der Angreifer besaß Bärenkräfte.

Jetzt fasste auch noch eine zweite Hand zu, verstärkte den Druck von der Schulter her. Harte Finger gruben sich in den Pelz, zogen Sheila Conolly hoch, als wäre sie eine Puppe.

Sheila wehrte sich noch immer. Sie strampelte, breitete die Arme aus, um zu verhindern, dass man sie durch das Fenster zerrte.

Ohne Erfolg.

Der oder die anderen waren stärker.

Sheilas Beine schrammten über nacktes Mauerwerk, die Nylons rissen, hart stieß sie mit den Ellenbogen gegen die Fensterecke und noch immer war es ihr unmöglich, um Hilfe zu rufen.

Sheila Conolly verlor den Kampf.

Sie wurde durch das Fenster gezogen, dann zu Boden gedrückt, und erst jetzt lockerte sich der harte Griff.

Sheilas Schrei erstickte. Vor Grauen wurde sie stumm. Ein glatzköpfiger, widerlich grinsender Kerl hatte sich über sie gebeugt und zeigte seine langen Vampirzähne. In seinen Augen stand ein gieriges Leuchten, und aus der Kehle drang ein wölfisches Knurren.

Bewegungslos vor Angst lag Sheila auf dem schmutzigen Boden. Sie glaubte, dass der Vampir sich auf sie stürzen würde, doch das geschah nicht.

Statt dessen kam ein zweiter Glatzkopf. Er sah dem Kerl, der Sheila überwältigt hatte, täuschend ähnlich, hatte das Gleiche breite Gesicht und das Gleiche widerliche Grinsen.

Die beiden mussten Zwillinge sein.

Sheila hatte mit ihrer Ahnung recht. Es waren Gorum und Valdo. Beide gehörten zum Ceprac-Clan. Sie unterhielten sich auf Deutsch, doch Sheila verstand jedes zweite Wort und bekam mit, was ihr noch bevorstand.

»Pack sie in den Wagen«, sagte der zweite Glatzkopf.

»Am liebsten möchte ich …«

»Nein, Valdo. Los. Du weißt, was der Meister gesagt hat! Du wirst sie noch früh genug bekommen!«

Valdo stieß ein Knurren aus, fügte sich aber. Sein Bruder Gorum steckte Sheila einen Knebel in den Mund, und dann hoben die beiden Vampire sie an.

Sie befanden sich auf dem fast dunklen Hof des Theaters, wo normalerweise große Bühnendekorationen zusammengezimmert wurden oder die ankommenden Lastwagen ihre Fracht abluden.

Jetzt lag der Hof düster und ausgestorben da. Nur über einer schmalen Tür brannte eine einsame Lampe. Ihr Schein wurde aber bald von der Finsternis verschluckt.

Die Vampire hatten es eilig. Sie liefen mit ihrer menschlichen Last rasch auf einen im Hof abgestellten Wagen zu.

Es war der Leichenwagen!

Die Hecktür stand offen.

Sheila, die es aufgegeben hatte sich zu wehren, wurde roh auf die Ladefläche des Leichenwagens geworfen. Die beiden Vampire kletterten hinterher.

Ein dritter saß am Steuer. Er gab sofort Gas, und der Wagen setzte sich mit durchdrehenden Hinterreifen in Bewegung.

Sheila Conolly aber fuhr einem ungewissen Schicksal entgegen …

*

Bill Conolly wurde immer nervöser. In jeder Minute schaute er mindestens zweimal auf die Uhr.

Der erste Gong war schon ertönt, und das Foyer leerte sich mittlerweile. Die Frauen an der Garderobe setzten sich hin und nahmen ihr Strickzeug oder ihre Zeitungen zur Hand, um sich die Wartezeit bis zum Ende der Vorstellung zu verkürzen.

Auch das mit den Conollys befreundete Ehepaar erhob sich. »Wir sehen uns dann ja in der Pause.«

»Okay.«

Bill sah den beiden nach. Wie ein begossener Pudel hockte er in dem Sessel. Die frisch angezündete Zigarette verqualmte im Aschenbecher. Die Besucher, die sich jetzt noch im Foyer aufhielten, waren an zwei Händen abzuzählen. Ein paar Nachzügler trafen noch ein und hasteten zur Garderobe. Schon während des Laufens zogen sie ihre Mäntel aus.

Plötzlich verlöschte ein Teil der Beleuchtung. Die Lampen an der Wand fielen aus. Bill bemerkte es, nahm aber davon keine besondere Notiz.

Auch den Garderobieren war es so ziemlich egal.

Noch drei Minuten bis zum Beginn der Vorstellung.

»Verdammt!«, zischte Bill Conolly. Jetzt hielt er es nicht mehr länger aus. Ob Damentoilette oder nicht – er wollte sehen, wo seine Frau blieb. Energisch schritt Bill los. Ihm kümmerten auch nicht die überraschten Blicke der Garderobieren, als er die Tür ansteuerte, durch die Sheila verschwunden war.

Vor der Tür zögerte der Reporter einen Moment, klopfte dann an, und da sich nichts tat, öffnete er.

Dunkelheit!

Auf der Toilette war es stockfinster.

Augenblicklich rasselten in Bills Hirn die Alarmglocken. Der Ausfall der Lampen, die Dunkelheit auf der Toilette, Sheilas Fernbleiben – all das waren Dinge, die ihn in Alarmzustand versetzten.

Bill stürzte in den Vorraum.

Leer!

Durch die offene Tür fiel genügend Licht, um sich orientieren zu können.

»Sheila?!« Bills Stimme hallte nach, aber er bekam keine Antwort. Im Türrechteck tauchte eine ältere Frau auf. Sie trug einen weißen Kittel.

»Suchen Sie etwas, Mister?«

Auf dem Absatz machte Bill kehrt. »Ja, meine Frau. Sie ist vor etwas über einer Viertelstunde hier zur Toilette gegangen und bisher noch nicht aufgetaucht. Sind Sie für diesen Raum verantwortlich?«

»Ja, aber ich war nicht da.«

Bill nagte auf der Lippe. Hinter der Toilettenfrau sah er die Gesichter der Garderobieren. Dann schob ein grauaariger Mann die Frauen zur Seite. Der Knabe trug einen dunklen Anzug und humpelte.

»Was ist hier los?«, fragte er. »Ich bin der Hausmeister«, stellte er sich vor.

Bill erklärte es ihm. Er deutete auf die einzelnen Toilettentüren. »Kann ich sie öffnen?«

»Bitte!«

Bill probierte die Türen der Reihe nach durch. Die zweitletzte fand er verschlossen. Die anderen Kabinen waren leer.

Er wandte sich an den Hausmeister. »Haben Sie einen Schlüssel dafür?«

»Ja, aber nicht hier.«

»Shit.« Bill sah sich rasch um und nahm das Heft selbst in die Hand. Er stieg auf die Klinke, stieß sich mit dem anderen Fuß ab und hielt sich mit beiden Händen am oberen Rand der Tür fest, der zwei Zoll unter der Decke entlanglief.

Bill lugte in die Kabine.

Sie war leer.

Aber das Fenster stand offen. Kühle Luft wehte von draußen herein und ließ einen hellblauen Stoffetzen, der im Riegel klemmte, flattern.

Jane trug ein hellblaues Kleid.

Das offene Fenster, der Fetzen – Bill Conolly wusste Bescheid. Er sprang auf den Boden, sein Gesicht war steinern.

Der Hausmeister öffnete den Mund, um eine Frage zu stellen, unterließ es aber, als er in Bill Conollys Gesicht sah.

»Sie ist nicht da«, sagte Bill und bemühte sich, seiner Stimme einen festen Klang zu geben.

»Sollen … können … wir irgendetwas für Sie tun?«, fragte der Hausmeister.

»Nein, danke.«

Bill Conolly verließ die Toilette. Schweigend machten ihm die Frauen Platz. Automatisch holte Bill eine Zigarette aus der Schachtel. Er steckte das Stäbchen zwischen die Lippen, zündete es aber nicht an. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken.

Sheila war entführt worden. Daran gab es keinen Zweifel! Aber wer hatte das getan? Und vor allen Dingen warum? Bill ließ die letzten Tage vor seinem geistigen Auge Revue passieren. Es war nichts Besonderes geschehen. Die Mächte der Finsternis hatten ihn oder Sheila nicht attackiert. Auch mit John Sinclair hatte er keinen gemeinsamen Fall gelöst. Der letzte lag schon etwas länger zurück. Warum also hatte man Sheila gekidnappt?

Vielleicht wegen einer alten Sache? Oder waren es Gangster gewesen, die es auf das Lösegeld abgesehen hatten?

Bill vernahm zwar die Musik aus dem Theaterraum, aber er hörte sie nicht bewusst. Er hatte andere Sorgen.