John Sinclair Collection 13 - Horror-Serie - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Collection 13 - Horror-Serie E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

3 spannende Folgen lesen, nur 2 bezahlen!

Drei gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!

Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.

Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.

Tausende Fans können nicht irren - ca. 250 Seiten Horrorspaß garantiert!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 37 bis 39:


37: PANIK IN TOKIO
Professor Ota Hakato war der erste Diener des Schwarzen Todes in Japan. Ein schwarzer Kimono, mit Todessymbolen bedruckt, umhüllte seine hagere Gestalt. Hakatos Ziel war es, das Reich der aufgehenden Sonne in die Gewalt der Hölle zu bringen, es zu einem Stützpunkt des Satans zu machen. Dazu schuf er auf der Vulkaninsel Sumisu eine Waffe mit ungeheurer Vernichtungskraft. Den roten Dämon . . .


38: DIE HORROR-REITER
AEBA - welches Geheimnis verbarg sich hinter diesem Wort? AEBA - vier Buchstaben nur. Aber jeder Einzelne wurde vom Teufel selbst gemalt. Was ist AEBA? Auch John Sinclair erfuhr von AEBA und versuchte, das Rätsel zu lösen. Was in einem kleinen Pfarrhaus nahe London begann, wurde hoch oben in den Pyrenäen zu einem mörderischen Kampf auf Leben und Tod . . .


39: DAS TODESMOOR
Kindesentführung auf Sri Lanka und Dämonen sollen am Werk sein. Suko und John Sinclair machen sich auf den Weg um gegen die Mächte der Dunkelheit zu kämpfen. Ein hartes Ringen in der grünen Hölle von Sri Lanka erwartet sie. Aber sie hatten die feste Absicht, die Ausgeburten des Schattenreichs zu Fall zu bringen. Suko und John kämpften sich durch zahlreiche Gefahren. Bis zum Todesmoor. . .



Drei Mal Gruselspannung in einem Band. Jetzt herunterladen und sofort loslesen!

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Seitenzahl: 439

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vincente Ballestar ISBN 978-3-7325-6740-9

Jason Dark

John Sinclair Collection 13 - Horror-Serie

Inhalt

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0037Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Panik in Tokio. Professor Ota Hakato war der erste Diener des Schwarzen Todes in Japan. Ein schwarzer Kimono, mit Todessymbolen bedruckt, umhüllte seine hagere Gestalt. Hakatos Ziel war es, das Reich der aufgehenden Sonne in die Gewalt der Hölle zu bringen, es zu einem Stützpunkt des Satans zu machen. Dazu schuf er auf der Vulkaninsel Sumisu eine Waffe mit ungeheurer Vernichtungskraft. Den roten Dämon... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0038Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Die Horror-Reiter. AEBA - welches Geheimnis verbarg sich hinter diesem Wort? AEBA - vier Buchstaben nur. Aber jeder Einzelne wurde vom Teufel selbst gemalt. Was ist AEBA? Auch John Sinclair erfuhr von AEBA und versuchte, das Rätsel zu lösen. Was in einem kleinen Pfarrhaus nahe London begann, wurde hoch oben in den Pyrenäen zu einem mörderischen Kampf auf Leben und Tod... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0039Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Das Todesmoor. Kindesentführung auf Sri Lanka und Dämonen sollen am Werk sein. Suko und John Sinclair machen sich auf den Weg um gegen die Mächte der Dunkelheit zu kämpfen. Ein hartes Ringen in der grünen Hölle von Sri Lanka erwartet sie. Aber sie hatten die feste Absicht, die Ausgeburten des Schattenreichs zu Fall zu bringen. Suko und John kämpften sich durch zahlreiche Gefahren. Bis zum Todesmoor... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!.Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumPanik in TokioVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Panik in Tokio

Professor Ota Hakato war der erste Diener des Schwarzen Todes in Japan. Ein schwarzer Kimono, mit Todessymbolen bedruckt, umhüllte seine hagere Gestalt. Hakatos Ziel war es, das Reich der aufgehenden Sonne in die Gewalt der Hölle zu bringen, es zu einem Stützpunkt des Satans zu machen. Dazu schuf er auf der Vulkaninsel Sumisu eine Waffe mit ungeheurer Vernichtungskraft. Den roten Dämon …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2791-2

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Panik in Tokio

Professor Ota Hakato war der erste Diener des Schwarzen Todes in Japan. Ein schwarzer Kimono, mit Todessymbolen bedruckt, umhüllte seine hagere Gestalt. Hakatos Ziel war es, das Reich der aufgehenden Sonne in die Gewalt der Hölle zu bringen, es zu einem Stützpunkt des Satans zu machen. Dazu schuf er auf der Vulkaninsel Sumisu eine Waffe mit ungeheurer Vernichtungskraft. Den Roten Dämon. Er sollte Tokio in Panik versetzen.

Büroarbeit und das Verfassen von Berichten habe ich schon immer gehasst. Dann wollte ich mich lieber mit einem ordentlichen Dämon herumschlagen. Ich stocherte in den Zähnen, wo eine hartnäckige Fleischfaser von der Steakmahlzeit in der Mittagspause sich festgeklemmt hatte.

Das Steak war zäh gewesen, vielleicht hatte es mal zu Lebzeiten einen Milchwagen gezogen oder im Stall eines Reitklubs gewiehert.

Ich las die Notiz der Kassenabteilung zu meiner letzten Spesenabrechnung. Da waren mehrere Posten unklar, achtzehn Pfund machten sie insgesamt aus.

Wie sollte ich mich bei all dem Trouble noch erinnern, wofür ich jeden einzelnen Pence ausgegeben hatte? Es war zum Verrücktwerden.

Das Schrillen des Telefons riss mich aus meinem Nachdenken. Ich nahm ab.

»Sinclair, Großbritannien.«

»Powell.« Die Stimme des Superintendenten war unverkennbar. Er schaffte es mitunter, sogar am Telefon magenleidend zu erscheinen. »Kommen Sie bitte zu mir, John. Sofort.«

Das war es. Ich legte auf und erhob mich, strich mir übers blonde Haar und rückte die auf halbmast hängende Krawatte zu Recht. Wenn Superintendent Powell jetzt auch bürokratische Querelen auf Lager hatte, reichte ich vielleicht am besten meinen Resturlaub ein.

In meinem Vorzimmer klapperte Glenda Perkins, meine ebenso hübsche wie tüchtige Sekretärin, auf ihrer Schreibmaschine. Sie lächelte mich an wie die Frühlingssonne. Glenda Perkins schwärmte für mich, und das nicht erst, seit ich sie in Schottland aus den Klauen des Schwarzen Henkers gerettet hatte.1

Doch ich wollte keine Affäre in der Dienststelle, das hätte zu viele Komplikationen ergeben.

Ich erwiderte Glendas Lächeln.

Die Korridore des New-Scotland-Yard-Gebäudes waren fast leer. Anderthalb Minuten später saß ich vor Superintendent Powells Schreibtisch. Er lugte hinter seinen flaschendicken Brillengläsern nicht gerade optimistisch in die Welt.

»Waren Sie schon mal in Japan, John?«

»Mit dem Finger auf der Landkarte, ja.«

Powell quälte sich ein Grinsen ab.

»Offenbar hat es sich bis dahin herumgesprochen, dass wir hier beim Yard einen Spezialisten für übernatürliche Fälle haben. Lesen Sie dieses Fernschreiben.«

Er reichte es mir über den Schreibtisch, und ich las. Der Schrieb war in einem gestelzten Englisch gehalten.

Man wollte wissen, ob es möglich wäre, den sehr verehrten Sinclair-san für eine bestimmte Mission nach Japan zu entsenden. Übernatürliche Kräfte waren im Spiel. Die Japaner wussten offensichtlich nicht weiter. Genauere Angaben fehlten.

»Bei uns liegt nichts Dringendes an«, sagte der Superintendent. »Ich wäre geneigt, Sie nach Tokio zu schicken, John. Aber ich wollte zuvor Ihre Meinung hören.«

»Mich hält hier nichts. Von einem Haufen Papierkrieg und einer unerledigten Spesenabrechnung abgesehen. Achtzehn Pfund, sieben Shilling und drei Pence sind unklar. Solange ich mit der Finanzabteilung nicht im reinen bin, kann ich England nicht verlassen.«

Powell winkte ab.

»Ihren Humor möchte ich mal übers Wochenende haben. Den Schreibkram soll Miss Perkins erledigen, und den Spesenzettel schicken Sie nur zu mir. Ich zeichne das ab. Damit wären Sie also frei für den Auftrag in Japan und auch bereit, ihn zu übernehmen?«

« Ja, Sir.«

»Fein. Nehmen Sie die nächstmögliche Maschine. Ich verlasse mich auf Sie, John, Sie haben freie Hand. Versuchen Sie, in Japan nicht zu sehr ins Fettnäpfchen zu treten, es könnte diplomatische Verwicklungen geben. Andererseits, falls Sie erfolgreich sind, wird sich das auch günstig auf unsere diplomatischen Beziehungen zu den Japanern auswirken.« Der Superintendent räusperte sich. »Da würde Ihre Abteilung lobend erwähnt.«

Ich roch den Braten. Dann konnte auch der Superintendent Powell glänzen, den es schon lange wurmte, dass er noch nicht geadelt worden war. In seinem Alter und bei seinen Verdiensten.

Wo doch sogar die Beatles in den Rang von Members of the British Empire erhoben worden waren. Nun, mir war es gleich, auf welchen Schleichwegen der Superintendent zu seinem Adelsprädikat kommen wollte. Ich erhob mich, doch eine Frage hatte ich noch.

»Kann Suko mich begleiten?«

»Nehmen Sie ihn nur mit.« Suko arbeitete offiziell nicht für New Scotland Yard, wurde aber öfters bei Fällen, die ich bearbeitete, als freier Mitarbeiter eingesetzt. »Die Unkosten liegen in diesem Fall ohnehin bei den Japanern. Lassen Sie sich an der Kasse einen Vorschuss in angemessener Höhe geben.«

Dem Kassenleiter würden die Augen vorquellen, wenn ich ohne die korrigierte Spesenrechnung antrabte und dazu noch eine nicht unerhebliche Summe verlangte. Er hatte seinen Spaß gehabt, als er meine Spesen ablehnte, jetzt hatte ich meinen.

»Okay, Sir, ich bin schon nach Japan. unterwegs.«

»Vergessen Sie nicht, sich hin und wieder mal zu melden. Und – passen Sie auf sich auf, John. New Scotland Yard braucht Sie.«

Damit war ich entlassen. Ich erledigte beim Yard, was noch anlag. Glenda Perkins buchte meinen Flug nach Tokio. Ein anderer Kontinent, eine andere Welt erwartete mich.

Ich holte meinen Bentley vom Parkplatz und fuhr zu meiner Wohnung in einem Apartmenthaus im Norden Londons. Es war Mittwochnachmittag, wenige Minuten vor halb drei Uhr, und der Verkehr auf den Straßen hielt sich in Grenzen. Zum Zeitpunkt der Rush-hour würde alles verstopft sein.

Suko traf ich nicht zu Hause an. Vermutlich trainierte er in seinem Karateklub. Ich rief von meiner Wohnung aus dort an. Tatsächlich, Suko war da. Er sagte zu, gleich zu kommen.

Dass er mich begleiten würde, darüber gab es gar keine Diskussion. Bevor ich noch zu packen begann, telefonierte ich mit den Conollys, mit Sheila und Bill. Bill war mein alter Freund und Kampfgefährte aus seligen Zeiten.

Doch seit seiner Eheschließung klopfte ihm seine bildhübsche Ehefrau Sheila energisch auf die Finger, wenn er wie früher mit mir losziehen wollte.

Bill Conolly meldete sich nach dem achten Läuten. Bevor ich noch etwas sagen konnte, sprudelte er hervor. »John, John, stell dir vor, er hat gelacht!«

»Wer? Der Milchmann?«

»Rede keinen Unsinn. Der kleine John natürlich, unser Baby, mein Junge, dein Patenkind. Er hat mich angelacht, als ich ihn vorhin aus der Wiege hob. Und wie herzig er gelacht hat, das kannst du dir überhaupt nicht vorstellen.«

Bill Conolly erzählte weiter von dem Baby, er war ganz weg vor Begeisterung. Endlich kam ich auch mal zu Wort.

»So?« meinte Bill lediglich. »Nach Tokio reist du? Dann guten Flug. Was den kleinen John betrifft, der hebt schon tüchtig den Kopf. Er macht von Tag zu Tag neue Fortschritte.«

Ich zündete mir eine Zigarette an, während ich Bill Conollys Erzählungen über seinen Sprößling lauschte. Der gute Bill redete wie ein Buch. Dann brach er abrupt ab.

»Er schreit. Und Sheila ist nicht im Haus. Ich muss sofort nachsehen. Bis später, John.«

»Bis später.«

Ich grinste, als ich auflegte.

Es klingelte, und als ich an die Wohnungstüre ging und durch den Spion schaute, erkannte ich Suko. Bis zum Abflug der Maschine vom Flughafen Heathrow blieben uns noch dreieinhalb Stunden Zeit, in der einiges über die Bühne gebracht werden musste.

*

Der gelbe Bell-Ranger-Hubschrauber mit dem extragroßen Tank war vor einer Stunde von Hamamatsu an der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honschu aufgestiegen. Rund fünfhundert Kilometer hatte der Helikopter zurückgelegt, jetzt schwebte er über der Insel Sumisu.

Auf dieser kleinen Insel gab es ein Dorf, dessen Bewohner von Landwirtschaft und Fischerei lebten. Am Nordkap erhob sich der vulkanische Berg, der schon seit über zweihundert Jahren nicht mehr in Tätigkeit getreten war.

Doch tief im Innern der Erde brodelte nach wie vor das Magma und waren Urgewalten am Werk. Der Sumisu-Vulkan ruhte, doch erloschen war er nicht. Eine dünne Rauchwolke aus dem Hauptkrater, heiße Geysire und Fumarolen auf dem östlich gelegenen Plateau und aus Erdspalten aufsteigende Dämpfe kündeten davon.

Die Einheimischen mieden den Nordteil der Insel. Dort war es nicht geheuer, denn in den Höhlen des Vulkanberges hausten Ota Hakato und seine Helfer. Ob Professor Hakato noch ein Mensch oder schon ein Dämon war, wusste niemand so genau.

Seinen Taten und seiner Gesinnung nach musste er auf jeden Fall zu den Dämonen gerechnet werden.

Der Helikopter landete auf dem Plateau, nur zweihundert Meter von dem großen Höhleneingang entfernt, der den Zugang zu Professor Hakatos Reich bildete. Die Schwärze dieses Höhleneingangs war viel intensiver als die einer stockfinsteren Nacht.

Sie war wie ein Vorhang, der etwas Unheimliches und Schauriges verdeckte. Die Rotoren des Hubschraubers wirbelten Staub und kleine Gesteinsstückchen auf. Die Tür der für sechs Passagiere vorgesehenen Kabine wurde geöffnet, und zwei Männer stiegen aus.

Der Pilot blieb in der Kanzel, so lauteten seine Anweisungen.

Der eine Passagier war für einen Japaner mittelgroß und Ende vierzig. Er kleidete sich sehr konservativ mit einem schwarzen Anzug, weißem Hemd und dunkler Krawatte. Die Gläser seiner Brille waren rund, das Gestell einfach.

Unterm Arm trug er eine schwarze Aktentasche.

Ihm folgte ein Bär von einem Mann, gleichfalls ein Japaner, mit fettem Gesicht und schmuddligem Rollkragenpullover. Der Koloss war ein Sumoringer und wog über zwei Zentner. Wo er dahinwalzte, da wuchs kein Gras mehr.

Der Sumoringer war der Leibwächter des Aktentaschenträgers Itsu Taisuke, eines hohen Funktionärs des größten japanischen Verbrechersyndikates. In Japan regierten die Traditionen, da durfte nicht jeder rauben oder morden, wie es ihm passte. Die »ehrenwerten« Berufe eines Räubers oder Mietkillers vererbten sich nicht selten vom Vater auf den Sohn.

Neulinge in der Branche taten gut daran, sich mit der für sie zuständigen Syndikatsabteilung ins Einvernehmen zu setzen. Sonst endeten ihr Leben und ihre Verbrecherlaufbahn schnell und drastisch.

Der ehrenwerte Itsu Taisuke marschierte im Stelzschritt auf den Höhleneingang zu, gefolgt von seinem Leibwächter. Aus einer Erdspalte trieb ihm ätzender Qualm ins Gesicht, doch Taisuke verzog keine Miene.

Auch nicht, als sich knapp vor ihm zwei Gestalten aus der Dunkelheit des Höhleneingangs lösten. Sie waren hochgewachsen, das lange Haar umflatterte ihre Köpfe im Seewind. Ledermasken bedeckten die Gesichter völlig, und die Hände steckten in ledernen Handschuhen.

Die Kimonokleidung der beiden Unheimlichen war alt und zerfetzt. Sie bewegten sich ruckhaft, ihre Hände umklammerten langstielige Naginatas. Schwertlanzen mit einer einen halben Meter langen, rasiermesserscharfen Klinge.

Die Wächter überkreuzten die Klingen der Naginatas schräg und versperrten Itsu Taisuke den Weg.

»Halt«, sagte der eine Wächter mit heiserer Flüsterstimme. »Wer seid ihr, und was wollt ihr?«

»Mein Name ist Itsu Taisuke. Ich bringe wichtige Nachricht, die Professor Ota Hakato dringend erwartet. Lasst mich durch.«

Die Wächter standen regungslos. Es war, als erhielten sie eine Gedankenbotschaft oder als werde durch Magie eine Anweisung an sie übertragen.

»Wartet hier draußen«, flüsterte der Sprecher dann. »Sprecht nur, der ehrenwerte Hakato-san hört euch. Falls ihr eine schriftliche Nachricht habt, übergebt sie uns, wir leiten sie weiter.«

Itsu Taisuke presste die Lippen zusammen, blass vor Zorn. Er, ein mächtiger Mann im Syndikat, der über Leben und Tod zu entscheiden hatte und Millionenwerte dirigieren konnte, sollte abgefertigt werden wie ein dummer Junge! Damit verlor er sein Gesicht, für einen Japaner eine ungeheure Brüskierung.

»Entweder spreche ich mit Professor Hakato persönlich, oder er wird von mir gar nichts erfahren«, sagte Taisuke schroff.

Die ledergesichtigen Wächter rückten vor. Der eine packte Taisuke am Arm. Sein Leibwächter griff ein. Mit einem Schnauben warf er sich gegen den zweiten Kimonoträger mit der Naginata und wollte ihn allein durch die Wucht seines Anpralls wegschleudern wie einen Ball.

Doch der Wächter stand wie ein Fels. Er ließ die Naginata fallen, weil er sie im Nahkampf nicht einsetzen konnte, und packte den schwergewichtigen Leibwächter an der Kehle. Der Wächter war nicht warm und nicht kalt.

Seine Kräfte glichen denen einer stählernen Feder. Geschickt hatte er sich dem Anprall des Leibwächters entgegengestellt. Der Sumoringer hob ihn aus. Überrascht stellte er fest, dass der Unheimliche im zerfetzten schwarzen Kimono nahezu gewichtlos war.

Er schleuderte ihn herum. Wie eine Klette krallte sich der Wächter mit der Ledermaske fest, und Itsu Taisukes Leibwächter spürte, wie ihm die Kräfte schwanden.

Wie ein Nebel kroch es in sein Gehirn und löschte seinen Kampfgeist aus. Seine Glieder wurden so schwer wie Blei, und der massige Mann konnte sich nicht mehr wehren.

Als der Wächter von ihm abließ, stand er mit hängenden Armen reglos da. Auch Itsu Taisuke sträubte sich nicht mehr, obwohl bei ihm der Effekt nicht so stark war wie bei seinem Leibwächter. Der Unheimliche mit der Ledermaske, der ihn am Arm gepackt hielt, setzte die scharfe Schneide seiner Naginata an Taisukes Kehle.

»Rede!«, zischte er mit heiserer Flüsterstimme. »Hakato-san hört dich!«

»Sprechen Sie endlich, Taisuke«, forderte ihn auch eine dröhnende Stimme auf, die direkt aus dem schwarzen Höhleneingang drang. »Das Syndikat sollte inzwischen wissen, wer der Stärkere ist. Hinter mir steht die geballte Kraft der Schwarzen Magie. Wenn Sie nicht sprechen, Taisuke, dann sende ich Ihren Kopf nach Honschu zurück!«

Jetzt wagte Itsu Taisuke keinen Widerstand mehr.

»Die Regierung hat Ihre Forderungen leider abgelehnt, erhabener Hakato-san«, sagte er mit bebender Stimme, die Naginata an der Kehle. »Weder das Unterhaus noch das Oberhaus sind bereit, sich Ihren Weisungen zu beugen. Ihnen den Titel eines Schoguns einzuräumen, ist strikt zurückgewiesen worden.«

Ein Schogun war ein Machthaber mit militärischem und zivilem Oberbefehl. Jahrhundertelang hatten Schogune in Japan geherrscht, während die jeweiligen Tennos, die Kaiser, nur Marionetten gewesen waren.

»Die übrigen Punkte wurden ebenfalls abgelehnt«, fuhr Taisuke fort. »Soll ich sie im Einzelnen aufzählen?«

»Nicht nötig. Ich weiß selbst, was ich gefordert habe. Haben Sie ein offizielles Dokument von der Regierung?«

»Ja, Hakato-san.«

Taisuke öffnete die schwarze Aktentasche, die er noch immer unter dem Arm trug. Er nahm ein offizielles Schreiben heraus. Die Silbenzeichenschrift war kunstvoll mit Tusche niedergemalt.

»Darin steht, dass die Regierung Ihnen die japanische Staatsbürgerschaft aberkennt, Hakato-san, und dass Sie – mit Verlaub gesagt – Harakiri begehen sollen.«

Ein lautes Zähneknirschen erscholl, ein Fluch folgte. Ein Sog riss Taisuke das Schriftstück aus der Hand und wirbelte es in den Höhleneingang, wo es verschwand.

»Das werden mir diese Großsprecher im Parlament büßen«, dröhnte die Stimme aus der Felsenhöhle. »Jetzt hält mich nichts mehr zurück, ich lasse den Roten Dämon los.«

»Den großen Dämon?«, rief Itsu Taisuke, trotz seiner Apathie schaudernd.

»Natürlich. Kehren Sie zurück, und berichten Sie der Spitze des Syndikats, was ich gesagt habe, Taisuke. Meine Antwort wird die Regierung direkt erhalten.«

»Da ist noch etwas, Hakato-san«, sagte der angstbebende Abgesandte. »Die Regierung hat aus England Hilfe angefordert. Einen Mann, der schon oft gegen Dämonen und übernatürliche Mächte gekämpft haben soll. Sein Name ist John Sinclair.«

»John Sinclair!« Ein eisiger Sturm brauste aus dem Höhleneingang, zerrte an den Kleidern Itsu Taisukes und seines Leibwächters und ließ die Kimonofetzen der unheimlichen Wächter wirbeln. »Dieses Stück Aas wagt sich in meinen Machtbereich? Er wird nicht mehr lange leben. Das Syndikat ist mir für seine Erledigung verantwortlich. Setzt die Dämonischen auf ihn an. Und jetzt verschwinden Sie, Taisuke. Ihr Leibwächter bleibt hier; zur Strafe für Ihren Frevel wird er sterben. Seien Sie froh, mit dem Leben davonzukommen.«

Der Wächter stieß den Abgesandten des Syndikats zurück. Itsu Taisuke verbeugte sich tief und hastete dem Hubschrauber zu. Seinem Leibwächter gönnte er keinen Blick mehr.

Auf einen Wink des zweiten Wächters setzte der Sumo-Koloss sich in Bewegung. Die Schwärze des Höhleneingangs verschluckte ihn, als wäre er nie gewesen. Was ihn noch erwartete, waren Grauen und Tod. Seine Lebenskraft sollte den Roten Dämon stärken, Professor Ota Hakatos Meisterschöpfung.

Dröhnend jagte der Helikopter steil empor, in den blauen, fast wolkenlosen Himmel hinein. Itsu Taisuke saß allein in der Passagierkabine, seine Zähne klapperten nach dem überstandenen Schrekken. Dabei war er nicht einmal in dem Höhlenlabyrinth von Professor Hakato gewesen.

*

Am Mittwochabend um halb neun waren wir vom Londoner Großflughafen Heathrow abgeflogen. Nach Ortszeit 26 Stunden später kletterten wir nach drei Zwischenlandungen auf dem Internationalen Flughafen Haneda aus der Boeing 707 der Japan Air Lines.

Acht Stunden gingen für die Zeitverschiebung drauf, doch der Flug war immer noch lang genug gewesen. Eine Strapaze. Ich fühlte mich völlig zerknittert, und Suko war nicht besser dran.

Ich, John Sinclair, der jüngste Oberinspektor von New Scotland Yard, auch als der Geisterjäger bekannt. Und Suko, mein chinesischer Freund, der Hüne mit den Bratpfannenhänden und dem Kindergemüt. Es brauchte viel, um Suko aus der Ruhe zu bringen, aber wenn er erst einmal ernsthaft loslegte, brachte man sich am besten schnell in Sicherheit.

Auf dem Großflughafen 14 km außerhalb von Tokio konnte man sich verlaufen. Wir hatten Glück, dass wir bereits an der Passkontrolle erwartet wurden. Ein gutgekleideter junger Japaner wieselte heran. Er sprach ein vorzügliches Oxford-Englisch, trug eine rote Krawatte mit weißen Punkten um den Hals und zeigte beim Lächeln links einen goldenen Zahn.

Eine schwarze Hornbrille sollte ihn älter und seriöser wirken lassen. Ich hatte den Verdacht, dass ihr Gestell nur ganz normales Fensterglas enthielt, was dem gewünschten Effekt aber keinen Abbruch tat.

Der Japaner schüttelte uns eifrig die Hände und stellte sich als Mr. Yakushi vom Innenministerium vor. Die Passformalitäten und den Zoll konnten wir uns dank seiner Fürsprache sparen. Lediglich aufs Gepäck hatten wir eine Weile zu warten.

Meinen Einsatzkoffer hatte ich als Handgepäck mitgenommen. Die moderne vollautomatische Fluggepäckabfertigung hat nämlich mitunter ihre Tücken. Und ich wollte nicht riskieren, dass mein Spezialkoffer auf Hawaii oder sonstwo landete, während ich in Japan den Dämonen nur mit der Zahnbürste bewaffnet gegenüberstand.

Meine Beretta und die Bolzenpistole hatte der Flugkapitän an Bord der Maschine in Verwahrung genommen und mir nach der Landung wieder ausgehändigt. Suko hatte die Angewohnheit, seine Reiseutensilien in einem Seesack herumzuschleppen.

Sowie wir meinen Koffer und Sukos Seesack vom Gepäckband geklaubt hatten, schleuste Yakushi uns durch die B-Ebene des Terminals zu einem Taxistand. Eine Minute später fuhren wir auf der achtspurigen Autobahn in Richtung Tokio.

Mit elfeinhalb Millionen Einwohnern – ohne Vororte – war Tokio die größte Stadt der Welt und ein wahrer Ameisenhaufen. Straßennamen gab es zwar, aber keine fortlaufende Hausnumerierung wie bei uns. Die Gebäude waren vielmehr nach dem Erbauungsdatum numeriert, was bei langen Straßen zu vielen Verwirrungen führte.

In Tokio herrschte, wie überall in Japan, Linksverkehr. Jemand hatte mir mal erzählt, die Japaner seien alle verhinderte Rennfahrer. Er hatte recht. Der Widerschein zahlloser Lichter erhellte die Nacht, und bunte Neonreklamen in japanischer Zeichenschrift flimmerten.

Mr. Yakushi vom Innenministerium bombardierte uns mit Informationen. Mich bezeichnete er als Sinclari-san, denn den englischen Namen Sinclair auszusprechen fiel ihm schwer. Die angehängte Silbe San bedeutete Herr.

Suko schien er nicht ganz grün zu sein. Die Japaner und die Chinesen mochten sich nicht besonders. Suko zeigte stoischen Gleichmut, ihn störte es nicht, ob Yakushi ihn nun schätzte oder nicht.

Das meiste, was der Ministerialbeamte sagte, ging bei mir zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Ich war nicht zu einer Sightseeing-Tour nach Japan gekommen und würde kaum Gelegenheit haben, Tokios Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.

Als ich Yakushi auf den Grund meiner Reise ansprach, wurde er sehr zurückhaltend.

»Kein Kommentar«, lautete seine kurze Antwort. »Sie erfahren alles im Hotel, Sinclari-san. Sie und Ihr Freund sind übrigens in einem der besten Ryokans von Tokio untergebracht, in der Nähe des kaiserlichen Palastes. Ich hoffe, das entspricht Ihren Wünschen.«

»Wir werden sehen. Was ist ein Ryokan?«

»Ein Hotel im traditionell japanischen Stil mit Papierwänden und Matten. Der Service ist hervorragend.«

Das konnte heiter werden. Ich bemerkte Sukos Grinsen.

Es war nach 23 Uhr, als das Taxi vor dem Hauptgebäude des Ryokans anhielt. Yakushi bezahlte einen Fahrpreis von einigen tausend Yen, was aber nicht besonders viel war.

Ryokanbedienstete in geschmackvollen Kimonos nahmen unser Gepäck in Empfang. Der Manager, ein älterer Japaner im bestickten blauen Seidenkimono, begrüßte uns sehr freundlich und mit vielen Verbeugungen. Auch Suko verneigte sich, und ich verbog mir gleichfalls die Figur.

Avisiert waren wir schon. Mr. Yakushi und der Manager brachten uns zu dem Pavillon im weitläufigen Park, in dem wir wohnen sollten. Dieser Park war ein Meisterwerk japanischer Gärtnerkunst. Von der in der Nähe vorbeilaufenden Hochstraße dröhnte Verkehrslärm herüber. Hochhäuser mit vielen erleuchteten Fenstern ragten in den Nachthimmel.

Vor der Schwelle des Pavillons verbeugte sich der Manager nochmals tief.

»Bitte, treten Sie ein, Sinclari-san, Suko-san.«

Er sprach Englisch. Suko bückte sich und zog seine Schuhe aus.

»Was soll denn das?«, fragte ich einigermaßen perplex.

»Man betritt einen japanischen Wohnraum nie mit Schuhen«, antwortete Suko. »Das gilt auch für ein Gästehaus.«

Also entledigte auch ich mich meiner Treter. Was ich jetzt gebraucht hätte, das wäre ein doppelter Scotch gewesen. Doch da war wohl nichts in Sicht. Unser Gepäck hatten die Hotelpagen schon gebracht. Der Manager zeigte uns die Zimmer, deren Einrichtung für mich fremdartig war.

Matten am Boden, niedrige Tische, keine Stühle. Das Bett bestand aus Matten und Decken. Immerhin gab es ein Badezimmer mit Dusche und Toilette, einen Kühlschrank und eine Zimmerbar.

Nachdem der Manager sich noch zweimal verbeugt hatte, war er endlich drauβen. Yakushi fragte, ob wir etwas essen wollten, Sukiyaki, Domburi oder ein anderes Nationalgericht.

»Bloß nicht«, erwiderte ich. »An Bord der Maschine sind wir für die nächsten zwei Tage im Voraus gemästet worden. Aber ich möchte jetzt endlich Näheres über den Zweck meines Aufenthaltes in Japan erfahren.«

»Bedaure, dafür bin ich nicht zuständig«, erwiderte Yakushi. »Satsumo-san vom Geheimdienst Kempetai wird Ihnen alles Nötige mitteilen.«

»Fein. Und wann?«

Der Japaner schaute auf seine goldene Armbanduhr.

»Eigentlich sollte er längst hier sein«, meinte er etwas beunruhigt. »Er muss aufgehalten worden sein. Darf ich Ihnen vielleicht eine Erfrischung bestellen? Einen Sake?«

Nach Reiswein war mir jetzt nicht zumute. Ich bat um einen Scotch mit Soda, Suko wollte Tee haben. Er trank nie Alkohol, vermutlich hatte er damit schlechte Erfahrungen gemacht und ließ seither lieber die Finger davon.

Yakushi bestellte übers Haustelefon, und wir setzten uns am Tisch nieder, auf dem ein Ikebanastrauß mit blühenden Apfelzweigen stand. Die Papierwand zur Terrasse hin ließ sich verschieben. Die Zwischenwände der Räume bestanden aus Pergamentpapier, die Außenwände aus Holz. Tuschezeichnungen an den Wänden zeigten japanische Landschaften und den Fudschijama, den heiligen Berg.

Alles war fremdartig, aber es gefiel mir. Besonders die absolute Sauberkeit beeindruckte mich.

Der Pavillon wies vier Schlafzimmer mit je zwei Vorräumen auf und stand Suko und mir allein zur Verfügung. Nach japanischer Tradition hockten wir im Schneidersitz am Tisch. Für meine langen Beine war das nichts. Ich wünschte mir, dass der Kempetai-Mann Satsumo endlich käme.

Zwei Zimmermädchen mit hochgestecktem Haar und schönen hellblauen Kimonos brachten mit den obligatorisehen Verbeugungen unsere Getränke. Freundlich lächelnd entfernten sie sich wieder.

Ich nippte an meinem Scotch und gähnte dezent hinter dem vorgehaltenen Handrücken, als draußen Stimmen ertönten. Schritte näherten sich. Wer da ankam, trug Schuhe, das war nicht zu überhören.

Die Schiebetür flog zur Seite, und zwei Männer drangen ein. Der eine war ein untersetzter, stämmiger Japaner von etwa fünfzig Jahren. Sein Gesicht war breit und kantig. Er sah nicht aus, als sei mit ihm besonders gut Kirschenessen.

Der zweite Japaner mochte zwanzig Jahre jünger sein als er. Es handelte sich um den Assistenten des Älteren, der kein anderer war als der Kempetai-Mann Satsumo.

Yakushis Ausruf verriet es mir.

»Satsumo-san!«

Beide Männer, Satsumo und sein Assistent, waren mit westlichen Anzügen bekleidet. Sie hatten ihre Schuhe anbehalten, ein Fauxpas, den sie normalerweise nie begangen hätten. Doch es handelte sich um keine normale Situation.

Die beiden Japaner musterten uns einen Moment. Ihre Augen – Pupille, Iris und die Bindehaut – glühten purpurrot. Und auch die Handinnenflächen waren rot, wie wir sahen, als sie die Hände hoben. Yakushi federte hoch und redete in schnellem Japanisch auf Satsumo ein, der ein hohes Tier beim Geheimdienst war.

Ich verstand kein Wort, doch Suko, der die japanische Sprache recht gut beherrschte, zuckte zusammen, als Satsumo langsam und deklamierend antwortete. Suko und ich sprangen auf.

»Sie wollen uns umbringen«, stieß Suko hervor. »Auf Geheiß Professor Hakatos!«

Den Namen hörte ich zum ersten Mal. Fragen zu stellen, blieb keine Zeit. Denn der bullige Satsumo sprang auf unseren Führer Yakushi zu und drückte ihm die purpurrot leuchtende Handkante ins Gesicht. Der Ministerialbeamte brüllte auf.

Ein Zischen ertönte, der Schrei brach jäh ab. Yakushis Gesicht, ja, sein ganzer Kopf samt Brille verschwanden. Es floss kein Tropfen Blut dabei, doch da stand nur noch der Rumpf des Mannes, an dessen Hals die sorgfältig geknotete Krawatte grotesk anmutete.

Der Körper brach zusammen und blieb liegen.

Satsumo lächelte teuflisch. Ein rötlicher Schimmer huschte über sein Gesicht, dann kamen er und sein Assistent mit erhobenen Händen auf Suko und mich zu. Die roten Augen funkelten uns an wie Raubtierlichter. Die purpurroten Hände sollten uns den Tod bringen.

Ich sprang zurück, öffnete die Jacke und riss das Hemd auf, dass die Knöpfe wegflogen. Denn auf der Brust trug ich mein geweihtes silbernes Kreuz, das schon manchen Dämon geschreckt hatte.

Aber diesmal erschrak ich, denn es geschah nichts. Das Kreuz war bei Satsumo und dem anderen Dämonischen völlig wirkungslos. Binnen Sekunden begriff ich. Wir befanden uns hier in einem anderen Kulturbereich, in Japan, wo der Shintoglaube vorherrschte.

Das Kreuz war ein fremdes Symbol, es konnte einem japanischen Dämon nichts anhaben. Vielleicht hätte ein Shinto-schrein oder die Darstellung eines guten Ahnengeistes die beiden Dämonischen vor uns abgeschreckt.

Ich stieß einen keuchenden Laut aus. Meine mit Silberkugeln geladene Beretta steckte noch im Koffer. Eine andere Waffe hatten weder ich noch Suko zur Verfügung. Nur unsere Hände und Füße. Waffenlos standen wir gegen zwei fürchterliche Kreaturen, deren bloße Berührung uns den Kopf oder ein anderes Körperteil kosten konnte.

*

Immer die Ruhe bewahren, John, sagte ich zu mir selber.

Dann packte ich mein Whiskyglas, das noch immer auf dem Tisch stand, und warf es Satsumo ins Gesicht. Er gab einen zornigen Laut von sich. Für Augenblicke war er geblendet. Ich nutzte die Gelegenheit und flankte über den flachen Tisch mit dem Ikebanastrauß hinweg. Dem dämonischen Satsumo trat ich voll vor die Brust.

Das warf ihn zurück und zur Tür hinaus. Dass ich mit dem Rücken auf Blumenstrauß, Vase und Tisch landete, war nicht zu vermeiden. Krachend löste sich der Tisch in seine Einzelteile auf. Suko kickte dem zweiten Angreifer unters Kinn. Als durchtrainierter Karatemann brachte er das glatt fertig.

Dem Japaner mit den roten Handflächen riss es den Kopf ins Genick. Er flog rücklings gegen die Papierwand zum Nebenzimmer und sauste durch diese hindurch. Ich sprang zu meinem Einsatzkoffer hin und wollte ihn öffnen.

Doch bevor ich das schaffte, waren die beiden dämonischen Angreifer schon wieder da. Mit vorgestreckten Händen stürmten sie auf uns los, und diesmal ließen sie sich nicht überraschen.

Ich warf Satsumo den Koffer vor die Füße, doch ohne ihn zum Stolpern zu bringen. Im letzten Moment wich ich seinen mörderischen Händen aus. Sukos Handkantenschlag konnte den zweiten Dämonischen nicht stoppen. Der Japaner packte Sukos Jackett. Ein Teil löste sich unter seinem Griff sofort auf.

Suko riss sich los, sein Karatetritt ging fehl. Er wich bis an die Wand zurück. Satsumo wollte meine Kehle packen, doch ich duckte mich. Meine Faust traf ihn in die Magengegend, völlig ohne Resultat.

Der dämonische Japaner spürte keinen Schmerz und war auch nicht auszuknokken. Seine purpurrote Handfläche wischte über meine Haare, und eine Hitzewelle schoss mir bis in die Zehenspitzen. Ich ließ mich fallen, und Satsumo warf sich über mich.

Im letzten Moment rollte ich zur Seite. Die Hände des Japaners durchstießen die Matten glatt, bis zu den Ellbogen verschwanden seine Arme in den Dielen. Er riss die Hände wieder heraus und war einen Sekundenbruchteil später auf den Beinen als ich.

Ich schlug einen Haken, täuschte ihn damit und erreichte meinen am Boden liegenden Einsatzkoffer. Ich packte ihn, ein Schloss hatte ich schon offen, das andere öffnete ich jetzt. Die Sicherheitsschlösser hatten ihre Finessen, obwohl sie nicht mit dem Schlüssel abgesperrt waren.

Wenn ein Unbefugter meinen Koffer zu öffnen versuchte, schoss ihm Betäubungsgas ins Gesicht.

Meine Beretta lag im mit rotem Samt ausgeschlagenen Koffer obenauf. Geladen war sie auch. Ich lud durch und entsicherte. Satsumo stürmte auf mich zu. Der Lauf der Beretta zielte auf sein Herz, aber ich zögerte, so gefährlich das auch war.

Der Kempetai-Mann war ein Mensch. Vermutlich war er ohne eigene Schuld zu einer dämonischen Kreatur geworden. Vielleicht konnte man ihn noch retten.

Mein Schuss krachte. Er traf die Schulter des stämmigen Japaners. Er zuckte mit keiner Wimper. Im nächsten Augenblick hätte er mich gehabt. Auch Suko war in die Ecke getrieben und sah trotz seiner Bärenkräfte keinen Ausweg mehr.

Da ertönten japanische Worte von der Tür her, hell und scharf akzentuiert.

»Kamikaze!«, verstand ich. »Gogen Kamikaze!«

Knurrend kreiselten die beiden Dämonischen herum. Auch Suko und ich starrten zur Tür, wir hatten Grund dazu. Eine hochgewachsene schlanke Japanerin mit schwarzem Pullover und hautengen schwarzen Jeans stand da. Das Haar fiel bis zu ihren Hüften nieder und umrahmte ein hübsches, ausdrucksvolles Gesicht mit hohen Backenknochen. Ihre Augen funkelten.

Das Mädchen hatte eine Figur, die selbst einen Greis vom Stuhl riss. In der rechten Hand hielt es einen silbernen Dolch mit altertümlichen Schriftzeichen.

Im Licht der Deckenlampe sendete der Dolch grelle Lichtreflexe aus. Satsumo und sein Assistent fluchten. Die roten Hände vorgereckt, näherten sie sich dem Mädchen, das wieder japanische Worte sagte.

Abermals verstand ich das Wort Kamikaze.

»Sie sagt, sie gehöre zur Kamikaze-Bruderschaft«, übersetzte mir Suko. »Sie warnt die beiden, ihre Waffe sei stärker als der Keim des Roten Dämons, der sie beseelt.«

Das Mädchen hob den Dolch, es rief uns etwas zu.

»Du sollst besser zielen und treffen«, erklärte Suko. »Die beiden Männer sind nicht mehr zu retten. Wer einmal von Professor Hakatos Rotem Dämon infiziert ist, für den gibt es keine Rettung mehr. Du erlöst die Männer von einem qualvollen Untotendasein.«

Ich hob die Beretta. Satsumo hatte das Mädchen fast erreicht, seine Hände schossen vor. Doch die schwarzhaarige Schönheit bewegte sich schnell und gewandt, tauchte unter Satsumos roten Händflächen weg. Ich feuerte auf den Assistenten, der sich in diesem Moment zu mir umdrehte.

Der Dolch traf Satsumo, meine Silberkugel seinen Assistenten. Ein dämonisches Heulen erscholl, beide Männer fuchtelten mit den Armen in der Luft umher und taumelten. Ihre Knie knickten ein, und wie in Zeitlupe sanken sie heulend und wimmernd nieder.

Unsere Augen weiteten sich vor Schrecken, denn was wir sahen, war grässlich genug. Die zwei Japaner wurden innerlich aufgezehrt. Aus ihren Wunden trat kein Tropfen Blut, doch sie schrumpften wie angestochene Luftballone. Ihre Schreie wurden leiser, und dann lagen nur noch die Kleider und ein paar Haarbüschel am Boden.

Über diesen sterblichen Überresten schwebte eine rote Wolke, die vor uns wogte und waberte. Das Mädchen hob den Dolch, ich hielt die Pistole schussbereit. Nach dem Krachen des Schusses und dem Geschrei war die Stille fast schmerzhaft.

Langsam erst, dann immer schneller, zog der rote Nebel ab, durch die Ritzen der verschiebbaren Wand zur Terrasse. Binnen Sekunden war der Nebel fort.

Das Mädchen atmete aus, es zitterte.

»Frag sie, wer sie ist und was das zu bedeuten hat«, forderte ich Suko auf.

Stimmen näherten sich dem Pavillon. Der Lärm hatte Gäste und Angestellte des Ryokans aufgeschreckt, doch noch wagte sich niemand herein. Suko stellte seine Fragen und erhielt rasch die Antworten.

»Das Mädchen heißt Tomoe Akira«, sagte er zu mir. »Sie gehört zur Bruderschaft des Kamikaze, des machtvollen Taifun-Dämons, der Japans besonderer Schutzgeist ist. Wir wurden verraten, doch die Bruderschaft erfuhr davon, und Tomoe kam gerade noch rechtzeitig, um uns zu retten. Professor Hakatos Macht ist derart angewachsen, dass wir hier nicht mehr sicher sind, sogar die Polizei und die Kempetai sind unterwandert. Wenn wir Tomoe nicht folgen, sind wir verloren.«

Ich brauchte nur eine Sekunde, um mich zu entschließen.

»Wir ziehen unsere Schuhe an, schnappen uns die Koffer und kratzen die Kurve. In diesem Ryokan sollen andere übernachten.« Schaudernd betrachtete ich den kopflosen Rumpf des Ministerialbeamten Yakushi.

Tomoe schob die Wand zur Terrasse und Park zurück und schaute sich um. Sie winkte uns, ihr rasch zu folgen.

*

Wir liefen durch den dunklen Park, während vor dem Pavillon an die zwanzig Leute standen und sich immer noch nicht trauten einzutreten. Eine Mauer umgab das Ryokangelände. Wir überkletterten sie und gelangten auf eine stille Straße an der Rückseite der kaiserlichen Gärten.

Tomoes Wagen, eine rostige Nuckelpinne von Datsun Cherry, stand im Schatten einer alten Platane. Suko betrachtete den Wagen skeptisch.

»Kriegt der Kleine schon richtiges Benzin? Und kann man damit fahren?«

Suko musste sich auf den Rücksitz zwängen, zu den Koffern. Ich nahm auf dem Beifahrersitz neben Tomoe Platz, die rasch losfuhr. Quer durch die Tokioter Innenstadt. Sie bog um einige Ecken und schaute immer wieder nervös in den Rückspiegel.

»Frag sie, ob sie fürchtet, dass wir verfolgt werden«, bat ich Suko. »Und bedanke dich bei ihr für unsere Rettung.«

Suko und Tomoe unterhielten sich auf Japanisch.

»Keine Verfolger«, sagte Suko dann zu mir. »Da ist Tomoe sicher, aber sie muss vorsichtig sein, um nicht die Schergen Professor Hakatos zum Stützpunkt der Kamikaze-Bruderschaft zu führen. Unsere Rettung war keineswegs uneigennützig. Wir sind nämlich die letzte Hoffnung der Kamikazes.«

»Ich verstehe immer Kamikaze«, sagte ich. »So hießen doch die japanischen Todesflieger des Zweiten Weltkrieges, die sich mit ihren mit Bomben beladenen Flugzeugen aufs Ziel stürzten. Tomoe ist doch wohl keine Bombenfliegerin?«

Auf Sukos Frage schüttelte Tomoe den Kopf, dass die langen schwarzen Haare flogen. Ihre Antwort war knapp.

»Wir sollen alles in Kürze erfahren«, sagte Suko. »Auch Näheres über Professor Hakato und den Roten Dämon.«

»Das wird allmählich auch Zeit«, brummte ich. »Wenn ich etwas hasse, dann ist es Ungewissheit. Ich weiß gern, wofür ich meinen Kopf hinhalte und gegen wen.«

»Solange du kein edles Körperteil hinhalten musst, John.«

»Schließ nur nicht immer von dir auf andere. Du als Karatekämpfer benutzt deinen Schädel hauptsächlich zum Zertrümmern von Dachziegeln. Doch ich benütze ihn für edlere Zwecke.«

Wir fuhren durch die Geschäftsviertel mit Hochhäusern und einige Wohnbezirke. Mittlerweile war es Mitternacht, aber Tokio schlief nicht. Autos und Busse fuhren, U-Bahnstationen spien Menschen aus.

Dann gelangten wir in einen Vorort, in dem noch mehr Leben herrschte. Toyotas, Datsuns und Hondas, aber auch amerikanische Straßenkreuzer rollten durch die Straßen. Vielfarbige Neonreklamen leuchteten. Musik drang aus Bars und Lokalen. Gruppen von Männern und auch einzelne Passanten, fast alle in westlicher Kleidung, marschierten auf den Bürgersteigen.

»Das ist das Amüsierviertel«, übersetzte Suko, was Tomoe sagte. »Die traditionellen Geishahäuser sind leider sehr selten geworden, was Tomoe beklagt. Dafür haben sich Bars und Striplokale westlicher Prägung ausgebreitet.«

An soziologischen Erwägungen war ich nicht interessiert.

»Was wollen wir hier?«

Wieder folgten Frage, Antwort und die Übersetzung für mich.

»Tomoe will uns zu einem Geishahaus bringen, in dem wir alles erfahren sollen.«

Es wurde auch Zeit, ich war redlich müde. Der lange Flug und die Klimaumstellung steckten mir noch in den Knochen. Tomoe bog in eine stillere Seitenstraße ab. Fast wäre sie dabei in eine Gruppe amerikanischer Matrosen hineingefahren, die in Sailorkluft und mit Käppi die ganze Straße für sich beanspruchten.

Sie waren angetrunken und wollten uns nicht durchlassen. Ich kurbelte das Seitenfenster herunter.

»Segelt mal aus dem Wind, Kameraden, damit wir unseren Kurs weiterverfolgen können. Wir wollen heute noch vor Anker gehen und nicht hier auf der Straße kreuzen.«

»Ah, ein Landsmann!«, hörte ich. »Bist du Amerikaner?«

»Nein, Engländer.«

»Ein Tommy, das kommt fast auf dasselbe heraus. Wenn du zu dem Geishahaus willst, das eine ganz besondere Attraktion sein soll, dann können wir dich nur warnen. Wir waren nämlich gerade dort. Whisky gab es überhaupt nicht. Bis der Tee mit viel Brimborium und einer Menge Umständlichkeiten serviert war, dauerte es eine Ewigkeit. Und als wir den Geishas an die Wäsche wollten, komplimentierten sie uns höflich, aber unmissverständlich hinaus.«

»Künstlerpech, Freunde«, lachte ich. »Sucht euch einen anderen Hafen.«

»Worauf du dich verlassen kannst.«

Die acht blauen Jungs gaben die Stra-βe frei, wir konnten weiterfahren. Sie hatten den Fehler begangen, ein Geisha-haus, in dem die traditionelle Unterhaltung großgeschrieben wurde, mit einem Amüsierschuppen zu verwechseln. Dass eine Teezeremonie für einen Japaner eine kulturelle Handlung war, wusste ich. Für die Sailors war Tee nur eine Flüssigkeit, in die man möglichst viel Rum schütten musste.

Das Geishahaus war ein großes Gebäude mit zwei übereinander gestaffelten Pagodendächern. Es stand abseits von der Straße, eine immergrüne Hecke schirmte das Grundstück ab, auf dem auch noch drei kleinere Häuser errichtet waren. Tomoe Akira fuhr ihren Datsun auf den Parkplatz, und ich faltete meine langen Glieder heraus.

Für japanische Verhältnisse war so ein Wagen geräumig. Allerdings betrug in Japan die Durchschnittsgröße bei Männern Einsdreiundsechzig oder etwas in dieser Richtung. Für mich mit meinen knapp Einsneunzig konnte so ein Gefährt nicht das Wahre sein.

Auch Suko arbeitete sich aus dem Wagen.

»Und jetzt?«

Tomoe bat uns zu warten. Sie lief zum Geishahaus und betrat es durch die Hintertür. Sie blieb eine ganze Weile verschwunden, und wir überlegten uns schon, ob wir nicht auf eigene Faust etwas unternehmen sollten.

Fast alle Fenster des Geishahauses waren erleuchtet. Eine fremdartige Musik war zu hören, dazu sangen Frauenstimmen im Falsett. Es klang ungewohnt, aber nicht schlecht.

Endlich kehrte Tomoe zu uns zurück, aus einer ganz anderen Richtung. Sie forderte uns auf, unser Gepäck zu nehmen, und wir folgten ihr durch die milde Frühlingsnacht. Tomoe brachte uns in das Geishahaus, das sie durch einen anderen Ausgang verlassen haben musste. Sie führte uns in den zweiten Stock hinauf.

Hier mussten wir wieder unsere Schuhe ausziehen, dann traten wir in einen nicht allzu großen Raum mit schönbemalten Wandschirmen ein. Zwei Lampen spendeten mildes Licht. Es roch nach Räucherstäbchen, und die Musik und der Gesang unten im Haus waren fern und leise zu hören. Ein Kohlebecken an der Wand verbreitete Wärme. Im Ryoken war es schon zu kühl gewesen.

Matten bedeckten den Boden. Ein hölzerner Schrank, ein eiserner Herd auf einer Blechunterlage, ein niederer Tisch mit einem Blumenstrauß und mehrere Sitzkissen vervollständigten die Einrichtung des Raumes.

Alles war peinlich sauber und sehr akkurat. Tomoe verbeugte sich und bat uns, Platz zu nehmen. Nachdem wir unser Gepäck in der Ecke abgestellt hatten, ließen wir uns nieder. Diesmal hatte ich die Beretta wohlweislich in die Jackettasche gesteckt.

»Tomoe bittet im Namen der Kamikaze-Brüderschaft noch um etwas Geduld«, übersetzte Suko.

Mir begann dieselbe bald zu reißen. Das Mädchen entfernte sich, und wieder einmal blieben wir uns selbst überlassen. Eine halbe Stunde verging, bis ein sehr alter Japaner eintrat. Haar, Bart und die buschigen Augenbrauen waren schlohweiß. Das faltige Gesicht sprach von Weisheit und Abgeklärtheit. Der helle, mit Goldfäden durchwirkte Kimono war ein erlesenes Stück.

Der Alte hielt sich noch sehr gerade, er bewegte sich elastisch, seine Augen waren wach und intelligent. Er verbeugte sich tief vor uns. Ohne Zweifel war er eine bedeutende Persönlichkeit. Wir brachten die Begrüßungszeremonie hinter uns, wobei ich mich an Sukos Benehmen orientierte.

Dann hockte sich der Alte im Schneidersitz uns gegenüber.

Zunächst brachten Tomoe, die inzwischen einen Kimono angezogen hatte, und zwei Geishas die Teegeräte und das Teegefäß. Sie bereiteten den Tee vor unseren Augen auf dem Herd zu. Als das Wasser kochte, schlug Tomoe das grünliche Teepulver mit dem Bambusrührer darin schaumig. Jede Bewegung des Zeremoniells war genau vorgeschrieben.

»Die Teezeremonie ist eine hohe Ehre für uns«, flüsterte Suko mir zu.

Zum Tee reichten die drei Geishas Plätzchen aus Zucker und Reismehl. Der grünliche Tee, Cha genannt, schmeckte ein wenig bitter. Nachdem wir die ersten Schlucke getrunken hatten, fragte der Alte, ob wir einen guten Flug gehabt hätten. Er fragte nach den Verhältnissen in England, nach der Queen und der königlichen Familie, die ihn sehr zu interessieren schien.

Es hätte mich nicht gewundert, wenn er sich auch noch nach dem Befinden von Prinzessin Annes Lieblingspferd erkundigt hätte. Dass der Alte Eisai Kaoru hieß, hatte er uns bei der Begrüßung und Vorstellung gesagt. Er war ein Mönch und Zen-Meister und der Führer der Kamikaze-Bruderschaft.

Als Eisai Kaoru zwei der Geishas endlich hinauswinkte, war über eine Stunde vergangen. Tomoe Akira blieb im Zimmer, hielt sich aber im Hintergrund. Und jetzt kam der alte Kaoru endlich zum Kern der Sache.

Was sich im Ryokan abgespielt hatte, wusste er längst von Tomoe. Er war auch über den Grund unseres Aufenthaltes in Japan informiert. Kaoru sprach Englisch, langsam und mit einem starken Akzent, aber ich konnte ihn verstehen.

Manchmal warf er ein paar Worte oder eine kurze Erklärung für Tomoe auf Japanisch ein.

Er erzählte uns, dass Professor Ota Hakato die japanische Regierung erpresste. Er wollte die Macht im Land übernehmen. Als Schogun wollte er die japanischen Inseln zu einem Vorposten der Mächte der Finsternis auf Erden machen. Kaoru erwähnte, dass Hakato mit den Verbrechersyndikaten zusammenarbeitete, wobei er der bestimmende Teil war.

»Wer ist Hakato, und was macht ihn so gefährlich?«, fragte ich.

Ich rauchte. Der alte Kaoru hatte es ausdrücklich gestattet.

»Niemand weiß, ob Ota Hakato noch ein Mensch ist oder ob ein Dämon in seine Haut schlüpfte«, sagte Eisai Kaoru. »Hakato war schon immer ein brillanter Kopf, ein Biochemiker, der immenses Geld verdiente. Doch er war auch von jeher sehr exzentrisch und skrupellos. Bei einem Medikamentenversuch, den er auf eigene Faust und ohne Genehmigung durchführte, starben drei Menschen. Sieben Jahre ist das jetzt her. Hakato wollte damals eine Droge entdecken, mit der sich das menschliche Leben auf fast tausend Jahre. verlängern ließ. Er scheiterte, wegen Mordes sollte er eine zwanzigjährige Zuchthausstrafe verbüßen. Doch Hakato verschwand schon am dritten Tag auf ungeklärte Weise aus seiner Einzelzelle. Lediglich ein paar seltsame Symbole an der Wand und ein magischer Kreis blieben zurück.«

»Magie also«, sagte ich. »Hatte sich Professor Hakato schon früher mit der Schwarzen Kunst beschäftigt?«

»Allerdings. Das kam bei seinem Prozess zur Sprache. Er versuchte, Magie und Wissenschaft zu verknüpfen. Fünf Jahre blieb er verschollen, dann hörte man wieder von ihm. Der Präsident des Chemiekonzerns, der Richter, der Ota verurteilte, der Staatsanwalt, sie alle starben auf geheimnisvolle Weise. Und jedes Mal stand Ota Hakatos Name mit Blut an die Wand geschrieben. Von da an geisterte Hakatos Name immer wieder durch die Nachrichten. Gerüchte kursierten, dass er irgendwo in Japan ein Labor errichtet habe, auf einer Insel wahrscheinlich. Unheimliche Dinge geschahen, auch Terrorakte und spektakuläre Verbrechen, die mit Professor Hakato in Verbindung gebracht wurden. Er arbeitete mit den Verbrechersyndikaten zusammen, die bei uns in Japan streng hierarchisch gegliedert sind. Und er wurde im Untergrund immer mächtiger.«

»Trat Professor Hakato persönlich in Erscheinung?«, fragte ich und nippte an meinem Tee.

»Nur sehr selten. Es heißt, dass er in den vergangenen sieben Jahren stark gealtert sein soll. Es ist alles sehr geheimnisvoll. Professor Hakato ist ein böser Ungeist, der Japans Geschick zum Schlechten hin wenden will. Mit Schwarzer Magie und dämonischer Hilfe.«

Meine alten Feinde in der Dämonenwelt fielen mir ein. Der Schwarze Tod, der Spuk und Myxin der Magier. Stand Professor Hakato etwa mit einem von ihnen im Bunde? Längst wusste ich, dass eine dämonische Offensive eingesetzt hatte, dass die Mächte der Finsternis die Erde überwältigen wollten.

Aber im Dämonenreich gab es Gegenströmungen. Chaos und Wahnsinn waren auch nicht dazu angetan, die Kräfte des Jenseits zu koordinieren. Das war ein Glück für die Menschheit.

Eisai Kaoru erzählte uns, dass die japanische Regierung Professor Hakatos Erpressungsversuch strikt zurückgewiesen hatte. Es stand außer Zweifel, dass Hakato daraufhin seine fürchterlichste Waffe einsetzen würde: den Roten Dämon.

Genaues konnte der Führer der Kamikaze-Bruderschaft mir nicht über dieses Unwesen berichten. Doch die beiden Dämonischen, die Suko und mich im Ryokan angegriffen hatten, waren im Vergleich zum Roten Dämon so harmlos wie Feuerfliegen gegen einen Waldbrand.

»Silber vernichtet die Dämonischen«, sagte Kaoru. »Doch dem machtvollen Roten Dämon würde eine Silberkugel nicht mehr schaden als ein Mückenstich. Ganz Japan ist in Gefahr.«

Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Eisai Kaoru war kein Mann, der ohne Grund den Teufel an die Wand malte.

»Wann will der Professor den Roten Dämon loslassen?«

»Das wissen wir nicht. Sie sind unsere letzte Hoffnung, Sinclari-san.«

»Ich muss Professor Hakato haben«, sagte ich. »Sei er nun ein Mensch oder ein Dämon. Er wird mir Rede und Antwort stehen müssen, und ich werde ihm das Handwerk legen. Wo könnte er sein?«

Der alte Japaner hob die Schultern. »Vermutlich auf einer Insel. Doch Japan, das in unserer Sprache Nippon Koku heißt, besteht außer den vier Hauptinseln noch aus über dreitausend kleinen und kleinsten Inseln. Die Auswahl ist also nicht gerade klein. Aber es könnte einen Weg geben, Professor Hakatos Aufenthaltsort zu erfahren. Die Frage ist nur, ob damit sehr viel gewonnen wäre.«

»Das wird sich herausstellen. Also, wie können wir erfahren, wo Professor Hakato sich aufhält?«

»Die Führer der Verbrechersyndikate wissen es vermutlich. Der Boss des mächtigsten Syndikats ist Gogen Kishi. Er verkehrt in diesem Geishahaus; natürlich weiß er nicht, dass es ein Stützpunkt der ihm verhassten Kamikaze-Bruderschaft ist. Gogen Kishi ist ein großer Verehrer der schönsten und angesehensten Geisha dieses Hauses, Tomoe Akiras. Er würde ein Vermögen dafür geben, eine Nacht mit ihr verbringen zu können.«

Ich dachte kurz nach.

»Wir wollen Gogen Kishi seine Blütenträume erfüllen. Allerdings anders, als er es sich vorstellt.«

Ich legte Eisai Kaoru und Tomoe Akira dar, wie ich es mir vorstellte. Dann arbeiteten wir einen Plan aus.

*

Die Ausbildung einer Geisha begann bereits im zarten Mädchenalter. Sie musste die Kunst des Blumensteckens ebenso beherrschen wie die der Konversation, musste auf der Shamise, der Laute, und anderen Musikinstrumenten spielen und ihre Gäste mit Gesang und Tanz unterhalten können.

Das Teezeremoniell und andere Rituale gehörten zu ihrer Ausbildung. Diese Geishas waren nicht etwa Prostituierte. Die höheren Ränge gaben sich nur selten ausgewählten und besonderen Kunden hin, für die das eine Auszeichnung war.

Es hatte berühmte Geishas gegeben, die nur mit Angehörigen der kaiserlichen Familie und des hohen Adels verkehrten. Mit den kimonotragenden Barmädchen des Vergnügungsviertels hatten die echten Geishas nichts gemein.

Tomoe Akira war eine Erster-Klasse-Geisha, deren Dienste sich nur hochgestellte und reiche Persönlichkeiten leisten konnte. Gogen Kishi, der Boss des mächtigsten Verbrechersyndikats in Tokio, war versessen auf sie. Diese Geisha musste er haben, sein Blut pulsierte schneller, wenn er nur an sie dachte.

Sie zu besitzen, würde ein besonderes Erfolgserlebnis und eine Selbstbestätigung für den Syndikatsführer sein. Und es gab nicht mehr viel, was Gogen Kishi im Leben noch erreichen konnte.

Bei Tomoe etwa Gewalt anzuwenden, lag ihm fern. Kishi war durch und durch Japaner und wusste, was er einer Geisha schuldete. Wenn sie ihn nicht erhörte, dann musste er das hinnehmen.

Wollte er bei Tomoe Gewalt anwenden, verlor er sein Gesicht.

Tomoe achtete sehr auf ihren Ruf, zu Veranstaltungen des Syndikats kam sie überhaupt nicht. Zu den Aufgaben einer Geisha zählte es auch, bei geschäftlichen Besprechungen und besonderen Zusammenkünften die Atmosphäre zu lockern. Geishas niederen Ranges bedienten die Männer, und eine höhere Geishas oder auch mehrere Geishas der höheren Kategorie unterhielten sie.

In allen Ehren, obwohl Sonderabsprachen möglich waren.

Bei Syndikatszusammenkünften hätte Tomoe ein Heidengeld verdienen können. Gerade die Bosse der Unterwelt waren sehr darauf bedacht, ihr Image zu heben. Die Verpflichtung einer Erster-Klasse-Geisha war der beste Weg dazu.

Doch das lehnte Tomoe strikt ab. Wenn Gogen Kishi sie sehen wollte, musste er schon das Geishahaus aufsuchen, in dem sie fest angestellt war. Dort trat sie zu bestimmten Zeiten vor einem ausgewählten Publikum auf, im kleineren Kreis.

Gogen Kishi konnte sein Glück kaum fassen, als er am Freitag eine Nachricht von der Besitzerin des Geishahauses erhielt. Er sah sich am Ziel seiner Wünsche, die Botschaft war sehr feinsinnig, aber unmissverständlich formuliert.

Kishi verschob dringende Geschäfte, um die alte Toda Kasiki zu empfangen, die Mama-san des Geishahauses. Die alte Toda, zu ihrer Zeit eine gefeierte Geisha, war jetzt eine Kupplerin ersten Ranges. Kishi empfing sie mit gebührender Ehrerbietung in seiner luxuriösen Stadtwohnung, und sie handelten den Kontrakt für Tomoe aus.

Ein anderer Weg wäre undenkbar gewesen. Tomoe sollte, so sah es der Kontrakt vor, für eine unbestimmte Zeit Gogen Kishis Mätresse werden. Der Preis war enorm hoch, doch Kishi zahlte ihn gern, obwohl er natürlich erbittert feilschte.

Denn er bildete sich ein, Tomoe mit seiner Persönlichkeit beeindruckt zu haben. Dass sie seine Geliebte werden sollte, würde ihm in jeder Beziehung einen enormen Aufschwung geben.

Es fiel Kishi zwar auf, dass das erste Treffen sehr kurzfristig anberaumt worden war, für den gleichen Abend noch. Doch er nahm an, dass die Geisha Tomoe oder die Mama-san Toda aus irgendeinem Grund sehr viel Geld brauchte. Und er dankte seinen Schutzgöttern, dass die Wahl gerade auf ihn gefallen war.

An diesem Abend hielt Gogen Kishis gepanzerter Toyota-Straßenkreuzer mit den getönten Scheiben und den schusssicheren Reifen vor dem Geisha-Haus Toda Kasikis. Kishi stieg aus, zwei kräftige Leibwächter schützten ihn. Sie waren Karateexperten und Meisterschützen, und sie ließen Gogen Kishi nie allein.

Einer schritt vor dem Syndikatsboß, einer folgte ihm. Sie marschierten durch den beleuchteten Miniaturpark und verschwanden im Geishahaus. Zunächst suchten sie das Gemeinschaftsbad auf, wo Kishi sich massieren und mit ätherischen Essenzen einölen ließ.

Hinterher gesellte sich Kishi zu der Runde im kleinen Salon, wo die schöne Tomoe auftreten sollte. Bildhübsche Geishas niederen Ranges bedienten die zwölf Männer, die alle einen hohen Preis entrichtet hatten, um Tomoes Unterhaltung zu genießen.