John Sinclair Collection 15 - Horror-Serie - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Collection 15 - Horror-Serie E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

3 spannende Folgen lesen, nur 2 bezahlen!

Drei gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!

Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.

Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.


Tausende Fans können nicht irren - ca. 250 Seiten Horrorspaß garantiert!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 43 bis 45:


43: DER VAMPIR VON MANHATTEN
Er ist zurückgekehrt auf die Erde, um endlich seinen teuflischen Plan zu verwirklichen. In New York, auf der Insel Manhattan, will er mit seinen Gehilfen ein Reich des Schreckens gründen, ein Königtum der Vampire. Vampyrodam!


44: DAS TRIO DES TEUFELS
Stina verließ sich auf ihre Pistole. Martha tötete mit einem Messer. Elisa liebte die Axt. Doch als John Sinclair den dreien gegenüberstand war es schlimmer als er es sich jemals in seinen Träumen hätte vorstellen können. Das Trio des Teufels war ihm maßlos überlegen...

45: DIE WERWÖLFE VON WIENGierig suchen sie sich ihre Opfer. Lautlos gleiten sie wie körperlose Schatten durch die Dunkelheit. Wenn sie die Witterung eines Opfers aufgenommen haben, bleiben sie auf seiner Spur. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schlagen sie plötzlich zu. Tödlich wie immer...

Drei Mal Gruselspannung in einem Band. Jetzt herunterladen und sofort losgruseln!

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EPUB

Seitenzahl: 409

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vincente Ballestar ISBN 978-3-7325-6742-3

Jason Dark

John Sinclair Collection 15 - Horror-Serie

Inhalt

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0043Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Der Vampir von Manhattan. Er ist zurückgekehrt auf die Erde, um endlich seinen teuflischen Plan zu verwirklichen. In New York, auf der Insel Manhattan, will er mit seinen Gehilfen ein Reich des Schreckens gründen, ein Königtum der Vampire. Vampyrodam! John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0044Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Das Trio des Teufels. Stina verließ sich auf ihre Pistole. Martha tötete mit einem Messer. Elisa liebte die Axt. Doch als John Sinclair den dreien gegenüberstand war es schlimmer als er es sich jemals in seinen Träumen hätte vorstellen können. Das Trio des Teufels war ihm maßlos überlegen... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0045Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Die Werwölfe von Wien. Gierig suchen sie sich ihre Opfer. Lautlos gleiten sie wie körperlose Schatten durch die Dunkelheit. Wenn sie die Witterung eines Opfers aufgenommen haben, bleiben sie auf seiner Spur. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schlagen sie plötzlich zu. Tödlich wie immer... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDer Vampir von ManhattanVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Der Vampir von Manhattan

Er ist zurückgekehrt auf die Erde, um endlich seinen teuflischen Plan zu verwirklichen. In New York, auf der Insel Manhattan, will er mit seinen Gehilfen ein Reich des Schreckens gründen, ein Königtum der Vampire.Vampyrodam!

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2797-4

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Der Vampir von Manhattan

Der Vampir von Manhattan ist auf die Erde zurückgekehrt, um endlich seinen teuflischen Plan zu verwirklichen. In New York, auf der Insel Manhattan, will er mit seinen Gehilfen ein Reich des Schreckens begründen, ein Königtum der Vampire.

Vampyrodam.

Frank Harper zitterte, obwohl der Sommerabend mild und warm war. Unschlüssig ging er am Washington Square mitten in Greenwich Village auf und ab. Er rauchte eine Zigarette nach der andern, er nahm seine Umgebung kaum wahr.

Greenwich Village war das Künstlerviertel New Yorks. Vom Hudson River bis zur 4. Avenue, von der Houston Street bis zur 14. Straße erstreckte es sich. Hier gab es keine Hochhäuser, sondern geräumige, ehemalige Villen, die zu Apartmenthäusern umgebaut worden waren, viele Künstlerkneipen, kleine Cafés und Restaurants, Klubs, Jazzkeller und alle möglichen Geschäfte.

Pflastermaler waren auch jetzt am Abend noch in ihre Tätigkeit versunken. Im Washington Square Park lagerten langhaarige Hippies auf dem Rasen, rauchten Marihuana und diskutierten über den Lauf der Welt und wie man das Leben auf Erden verbessern könnte.

Eine ungezwungene Atmosphäre herrschte. Die Skyline der Hochhäuser und Wolkenkratzer im Hintergrund erschien wie eine andere Welt.

Der junge Mann konnte sich nicht entschließen, in das Haus am Waverly Place 85 hineinzugehen. Er hatte das Gefühl, dass er damit einen unwiderruflichen Schritt unternahm. Dabei hatte er jahrelang nachforschen müssen, um dieses Haus zu finden. Ein innerer Zwang, der ihn schon von Kindheit an immer wieder heimsuchte, trieb ihn her.

Zwei widerstrebende Kräfte rangen in Frank Harper.

Der junge Mann warf wieder eine Zigarettenkippe weg und wandte sich einem kleinen Ecklokal zu. Frank Harper war groß und kräftig gebaut. Er hatte lockiges braunes Haar, ein sympathisches Gesicht und ein Grübchen am Kinn. Mit seinem bunten Hemd, der leichten Freizeitjacke und den Jeans unterschied er sich nicht von Hunderten von anderen jungen Leuten.

Im Lokal schlug ihm verräucherte Luft entgegen. Die Musikbox dröhnte, und zum Teil recht verwahrloste Gestalten drängten sich am Tresen oder hingen mehr an den Tischen, als dass sie saßen. Normalerweise hätte Frank Harper ein solches Lokal nicht aufgesucht.

Er zwängte sich an einen noch »freien« Stehplatz an der Theke und bestellte bei dem schmuddligen Wirt einen doppelten Whisky. Pur. Das Glas war nicht gerade sauber, aber der Wirt goss reichlich ein.

Frank kippte den Doppelten mit einem Schluck, das Zeug brannte in der Kehle wie Feuer und ließ ihn die Augen aufreißen. Das Etikett auf der Flasche war glatt gelogen, der Wirt hatte irgendeinen Rachenputzer eingefüllt, den er jetzt als Johnnie Walker verkaufte.

Frank lehnte einen zweiten Whisky ab und bezahlte einen überhöhten Preis. Ein dürrer junger Mann mit den übergroßen Augen eines Rauschgiftsüchtigen bettelte ihn an.

»Ich habe seit drei Tagen nichts mehr gegessen. Gib mir einen Dirne.«

Das war ein Vierteldollar. Frank schob den Junkie zur Seite, der hinter ihm auf den Boden spuckte, und verließ das Lokal. Den Kopf zwischen die Schultern gezogen, ging er auf das Haus Waverly Place 85 zu. Wenn er sich noch länger herumdrückte, nützte es auch nichts, und der Fusel änderte nichts.

Er musste in dieses Haus, er musste sich davon überzeugen, ob das, was er in Erfahrung gebracht hatte, der Wahrheit entsprach. Frank Harper trug ein Allzweck-Messer in der Tasche, damit wollte er das Geheimfach in der Täfelung an der in dem alten Dokument beschriebenen Stelle öffnen.

Frank zögerte nicht mehr länger. Es war weniger sein eigener Entschluss, der ihn trieb. Ihm ging es wie jemanden, der in einen Sog hineingezogen wurde, dem er sich unvorsichtigerweise zu sehr genähert hatte.

Die dreistöckige Villa mit der Stuckfassade, den Balkonen und Erkern und dem breiten Treppenaufgang zur Haustüre war für amerikanische Verhältnisse sehr alt. Aber hervorragend renoviert.

Der junge Mann klingelte bei der Mietpartei im ersten Stock, zu der er wollte, und eine Frauenstimme meldete sich über die Sprechanlage. Frank nannte seinen Namen, er hatte sich telefonisch angemeldet.

»Ah, Mr. Harper. Mein Mann und ich sind schon sehr gespannt. Bitte, kommen Sie doch herein.«

Der Türöffner summte, Frank trat in ein sehr geräumiges Treppenhaus, stieg die Treppe hoch und wandte sich im ersten Stock zu der Wohnung rechts. Eine hübsche Frau um die Dreißig mit dunklem Haar und ausgeschnittenem tiefrotem Cocktailkleid hatte die Wohnungstüre bereits geöffnet.

»Hallo, Mr. Harper, ich bin Daisy Munro. Mein Mann und ich fürchteten schon, Sie würden nicht mehr kommen.«

»Entschuldigen Sie bitte, ich habe mich verspätet.«

»Das kann passieren. Das ist ja toll, dass in diesem Haus vor zweihundert Jahren einmal ein richtiger Hexer gewohnt haben soll. Ganz geheuer war uns das Bild in der Wandtäfelung allerdings nicht. Oft wollte ich es entfernen lassen. Aber, so merkwürdig es klingt, ich fürchtete mich davor. Der Raum, in dem es sich befindet, wird auch kaum benutzt.«

Das Geplappere ging Frank Harper auf die Nerven. Daisy Munro lachte schrill, sie führte den jungen Mann in einen kleinen Salon mit einem sehr großen Kamin, der zu einem Wandschrank umgebaut worden war. Der Salon war erst später abgeteilt worden, früher hatte es hier einen Saal gegeben.

Für große Gesellschaften und Bankette. Im Lauf von fast zweihundert Jahren war in dem Haus manches baulich verändert worden.

Ein großer, schlanker Mann mit angegrautem Haar und Klubjacke stand bei dem umgebauten Kamin und stützte sich mit dem Ellbogen auf den noch vorhandenen Sims. Er hielt einen Drink in der Hand und versuchte, spöttisch und überlegen zu wirken.

Aber es gelang ihm nicht ganz.

Rechts vom Kamin war ein Bild in die Eichenholztäfelung eingelassen. Es zeigte einen hohlwangigen Mann von düsterem Aussehen. Es handelte sich um ein Brustporträt, Kleidung und Frisur des Dargestellten entsprachen der Mode des späten 18. Jahrhunderts.

Die Farben waren nachgedunkelt, dennoch schien das Porträt zu leben. Besonders die Augen waren es, die den Betrachter faszinierten. Sie fixierten ihn, wo immer er auch stand. Tiefliegende Augen mit einem düsteren Glanz.

Der Mann mit dem angegrauten Haar, der Hausherr, sagte nichts, als Frank Harper auf das Bild zutrat.

»Das ist er«, flüsterte Frank wie im Selbstgespräch. »Montague Harper, der Hexer von Salem, an den sich nicht einmal Cotton Mather heranwagte. 1648 von Schottland, als ihm der Boden zu heiß wurde, in die Neue Welt geflüchtet, wo er auf die vampirische Hexe Asenath traf, seine Gefährtin des Grauens. 1793 gebannt und mit Asenath lebendig begraben.«

»Was reden Sie da?«, fragte der Wohnungsinhaber. »Das hört sich aber keineswegs amüsant an. Ich bin Wallace D. Munro, Rechtsanwalt. Sie haben meiner Frau am Telefon allerhand erzählt, junger Mann, aber ich glaube nicht im Ernst …«

»Schweigen Sie!«, sagte Frank Harper und vollführte eine schroffe Handbewegung. »Das Bild ist da, jetzt will ich sehen, ob es auch das Geheimfach gibt.«

Er trat an die Täfelung heran und zählte und maß ab. Den Anwalt und seine Frau schien er vergessen zu haben. Sie musterten sich hinter seinem Rükken, und Wallace D. Munro zuckte die Schultern.

Frank zog sein Taschenmesser und klappte es auf. Er fuhr mit der großen Klinge in die verstaubte Ritze, die er ausfindig gemacht hatte, und suchte einen Widerstand, jenen kleinen Vorsprung, der den Hebelmechanismus auslösen sollte.

Da war er, es klickte leise, und dann sprang ein viereckiges Türchen in der Täfelung auf. Eine Platte, die sich in nichts von den anderen unterschied. Frank Harper steckte das Messer weg und fasste eilig in die staubige Öffnung.

Er fand zwei Dinge in dem kleinen Geheimfach, nahm beide heraus und legte sie auf den Tisch. Der Rechtsanwalt und seine Frau beobachteten ihn mit wachsender Spannung. Frank Harper griff noch einmal in das Wandfach, er bückte sich und blies den Staub weg, der wie eine kleine Wolke herausstob.

Aber da war nichts mehr. Wallace D. und Daisy Munro waren an den Tisch getreten und betrachteten die beiden Gegenstände. Eine kleine Flasche mit einem Glasstöpsel und ohne Aufschrift. Und ein Buch, das in ein seltsames, pergamentartiges Leder eingebunden war.

»Esq. Montague Harper, Master of the Black Art«, stand in steiler Handschrift mit verblasster Tinte auf dem vergilbten Etikett. »Esquire Montague Harper, Meister der Schwarzen Kunst«.

»Da haben Sie ja doch etwas Interessantes gefunden«, sagte der Rechtsanwalt Munro und berührte den Einband des Buches. »Ein merkwürdiges Leder. Möchte wissen, was das ist.«

»Gegerbte Menschenhaut«, sagte Frank Harper und öffnete das Buch. Er durchblätterte es flüchtig. Die vergilbten Blätter waren mit handschriftlichen Aufzeichnungen bedeckt. »Vielen Dank für Ihr Entgegenkommen, Mr. und Mrs. Munro. Leben Sie wohl.«

Er steckte die Flasche ein, klemmte das Buch unter den Arm und wandte sich zum Gehen.

»He, Augenblick mal«, protestierte der Anwalt. »Sie haben diese Dinge in unserer Wohnung gefunden. Wenn sie überhaupt jemandem gehören, dann uns. Wir haben ein Recht darauf zu erfahren, worum es sich handelt. Aber so bleiben Sie doch hier, junger Mann! He, halt!«

Frank Harper verließ den Salon und ging zur Wohnungstür. Er beachtete den Anwalt und seine Frau überhaupt nicht. Munro eilte ihm nach und hielt ihn am Ärmel fest, als Frank schon die Klinke der Wohnungstür in der Hand hatte.

Frank Harper war wie in einem Bann gefangen. Er wusste kaum, was er tat, als er sich umdrehte und den Anwalt mit einem Kinnhaken zu Boden streckte. Mrs. Munro schrie auf. Frank Harper aber eilte hinaus, warf die Wohnungstür hinter sich ins Schloss und lief die Treppe hinunter.

Daisy Munro bemühte sich um ihren Mann, der zwar noch bei Bewusstsein, aber angeschlagen und geschockt war. Sie half ihm auf die Beine und führte ihn in den Living-room. Wallace D. Munro betastete sein Kinn.

Seine Frau holte ihm ein feuchtes Tuch und einen Drink. Der Anwalt nahm einen großen Schluck von dem Martini.

»So ein verdammter Kerl! Der war nicht zurechnungsfähig. Er hat uns bestohlen, wir müssen etwas unternehmen. Die Polizei verständigen. Das war Hausfriedensbruch, Diebstahl und Körperverletzung. Das wird ihn teuer zu stehen kommen. Aber jetzt ist er weg, und es ist sinnlos, ihn im Gewirr des Village zu suchen. Kennst du seine Adresse, Daisy?«

»Nein, keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er mit Nachnamen Harper heißt. Er erzählte mir am Telefon von seinem Vorfahren, dem Hexer Montague Harper, der einmal hier gewohnt habe. Ich erlaubte ihm, hierheriukommen. Du hattest auch keine Einwände.«

»Harper, Harper, Harper. Hast du eine Ahnung, wie viele Harpers es in New York City gibt? Ich kann mich nur an das nächste Polizeirevier wenden und seine Beschreibung angeben. Vielleicht sind seine Fingerabdrücke registriert.«

Doch Wallace D. Munro war skeptisch. Er ahnte bereits, dass er nichts erreichen würde.

*

Drei Tage später, vierzig Minuten nach Mitternacht. Frank Harper war mit dem alten Buch und der zugestöpselten Flasche in die Kelleräume des Wolkenkratzers an der Ecke Dritte Avenue – 24. Straße vorgedrungen. Er befand sich im Heizungskeller, dieser Bau war nicht an das Fernheizungssystem angeschlossen. Rohre zogen sich unter der Decke hin. Der massige Brenner mit seinen Skalen und Röhren und der Wassertank mit der Umwälzpumpe nahmen einen großen. Teil des Kellerraumes ein.

Der Öltank war nebenan, er wurde durch eine Pipeline aufgefüllt. Die schmutzigen Neonröhren verbreiteten spärliches Licht. Es roch nach Öl, die Luft war abgestanden, warm und dumpf. Ein gleichmäßiges Summen ertönte aus der Heizungsapparatur.

Frank Harper hielt das alte Buch unter dem linken Arm, in der rechten Hand hatte er die dickwandige Flasche. Mit konzentriertem Gesichtsausdruck schritt er langsam durch den Keller.

Der Hausmeister und Schließer, der auch die Heizungsanlagen zu kontrollieren hatte, betrachtete ihn von der Tür aus. Dieser Hausmeister war ein großer, schwergewichtiger Neger mit einem schmutzigen blauen Overall. Er hielt den jungen Mann für einen Spinner.

Er wusste auch gar nicht so recht, was Frank Harper hier unten eigentlich wollte, es hatte irgendetwas mit Magie und einem Geist zu tun. Der schwarze Hausmeister hielt beides für Humbug. Aber der junge Mann hatte ihm hundert Dollar dafür gezahlt, dass er ihn um Mitternacht in die Kellerräume des Wolkenkratzers einließ.

Für diesen Betrag konnte der junge Kerl spinnen, so viel er wollte. Der Hausmeister hatte seine Taschen durchsucht und ihn abgeklopft, da war nichts, was ihm gefährlich erschienen wäre. Keine Waffe, kein Brandsatz oder Sprengstoff.

Die kleine Flasche enthielt nur grauen, modrig riechenden Staub, der nicht mal brennbar war.

»Na, Mister, sind Sie jetzt am richtigen Fleck?«, fragte der Hausmeister. »Stören Sie mich nicht!«, sagte Frank

Harper streng, ohne sich umzudrehen. »Lassen Sie mich allein.«

»Wie Sie meinen.« Der Hausmeister beschloss, in dem Verschlag vor den Abstellräumen, der zwanzig Meter entfernt war, eine Zigarette zu rauchen und Kaffee aus der Thermosflasche zu trinken. Dort stand auch eine alte Couch, auf die er sich setzen konnte. »Aber beeilen Sie sich. Um Punkt ein Uhr gehen Sie, so ist es abgemacht.«

Frank Harper antwortete nicht. Der Hausmeister schloss kopfschüttelnd die Feuerschutztür und entfernte sich. Auf jeden Fall war er um hundert Dollar reicher.

Frank Harper stand mit leicht gespreizten Beinen auf dem schmutzigen Betonboden. Seine sämtlichen Muskelfasern vibrierten, er spürte eine fast unerträgliche Spannung. Die Flasche in seiner rechten Hand schlug mehrmals so heftig nach unten aus, dass er sie kaum festhalten konnte.

Es war wie bei einer Wünschelrute. Auf die gleiche Art und Weise hatte Frank Harper auch hergefunden. Er war überzeugt, dass er über dem Grab von Montague Harper und Asenath stand. Im Jahre 1793 waren beide an dieser Stelle eingescharrt worden, in einem großen geweihten Sarg, der mit Silbernägeln verschlossen und mit silbernen Bändern versehen war.

Jetzt, fast zweihundert Jahre später, stand ein Wolkenkratzer an der Stelle. Dass man beim Ausheben und Aussprengen der Fundamente nicht auf den Sarg gestoßen war, darauf verschwendete Frank Harper keinen Gedanken.

Wo Schwarze Magie im Spiel war, galten keine normalen Maßstäbe.

Sein Herz hämmerte bis zum Hals, der kalte Schweiß brach ihm aus. Etwas in ihm sträubte sich, eine innere Stimme riet ihm, schleunigst wegzulaufen, so weit fort wie nur möglich. Aber Frank wollte und konnte nicht.

Denn sonst wäre die Arbeit vieler Monate sinnlos gewesen. Er musste Bescheid wissen und redete sich ein, ihm könne nichts passieren.

Frank Harper murmelte eine Beschwörung, die er dem alten Buch entnommen hatte. Er stand genau an der richtigen Stelle. Er zog den Glasstöpsel aus der Flasche, neigte sie und ließ das darin befindliche Pulver auf den Kellerboden rieseln.

Zunächst geschah nichts. Frank Harpers Spannung wuchs, seine Knie zitterten.

Dann flackerten die Neonröhren. Eine eisige Kälte breitete sich aus, und wie ein Nebel wolkte es vom Boden hoch. Ein Rauschen übertönte die Geräusche der Heizungsanlage, Wispern, eigenartige Laute und fernes Stimmengemurmel erklangen.

Frank Harper bebte.

»Montague Harper!«, stieß er mit heiserer Stimme hervor. »Hexer Montague, du Freund des frischen Blutes! Asenath, schreckliches Wesen aus ferner Zeit! Tochter der Nacht!«

Die Worte flogen ihm zu, er wusste nicht woher. Ein fahles, grünliches Leuchten erhellte den Keller, der Nebel kroch an Frank Harpers Körper hoch: Der junge Mann fror bis ins Mark, seine Zähne klapperten.

Das Buch und die Flasche rutschten ihm aus der Hand, er spürte es nicht. Beides schwebte so langsam wie Federn zu Boden.

Plötzlich ertönte ein lautes Brausen. Ein satanisches Gelächter voller Hohn und Bosheit gellte. Der Boden bewegte sich wie bei einem leichten Erdbeben.

Und übergroß und geisterhaft stiegen sie aus den Tiefen der Erde, durch den Stahlbeton der Wolkenkratzerfundamente. Montague Harper und seine Gefährtin Asenath: Durchscheinende weiße Erscheinungen, die Eiskälte verströmten. Ihre Augen glühten rot.

»Frank Harper, heißgeliebter Nachkomme, armseliger Menschenwurm!«, dröhnte die Stimme des Hexers Montague. »Ich danke dir von ganzem Herzen, dass du uns aus dem Reich der Schatten zurückgeholt hast. Jetzt sind wir wieder da, unsere Macht ist größer denn je. Nun rückt es in greifbare Nähe, unser großes Ziel zu Lebzeiten.«

»Diese Narren haben uns sogar noch einen Gefallen getan, als sie uns begruben«, kicherte Asenath. »Denn jetzt sind wir der lästigen Beschränkungen ledig, die der Körper eines sterblichen Menschen auferlegt. Könige der Nacht sind wir geworden.«

»Vampire!«, rief Montague. »Das war schon immer unser Traum.«

Asenath streckte Frank Harper ihre blasse, eiskalte Hand entgegen.

»Wir werden nicht allein bleiben. Das Königreich der Vampire wollen wir gründen, hier an den Ufern des Hudson. Vampyrodam soll es heißen! Merk dir den Namen gut: Vampyrodam! Die Welt soll vor ihm zittern.«

»Vampyrodam!«, sprach auch der dämonische Montague. »Gib mir dein Blut, mein Nachkomme. Es soll mich stärken.«

Frank Harpers Nackenhaare sträubten sich. Er begriff, dass er hereingelegt worden war und Montague und Asenath nur als Werkzeug gedient hatte. Von Grauen erfasst, flüchtete er aus dem Heizungskeller, rannte schreiend den Kellergang entlang und die Treppe hoch.

Er floh aus dem Seitenausgang des Wolkenkratzers, und noch immer gellte ihm Montagues und Asenaths Hohngelächter in den Ohren. Schreiend rannte er die Dritte Avenue entlang und rang die Hände.

Unseliger, hämmerte ihm eine innere Stimme ins Gehirn, was hast du getan? Dem Grab, das sie nie mehr hätte freigeben dürfen, sind sie entstiegen, durch deine Schuld.

Während Frank Harper vor Horror und Verzweiflung an den Rand des Wahnsinns geriet, erfüllte sich das Schicksal des schwarzen Hausmeisters. Er hatte den Lärm gehört, das laute Brausen und die Stimmen. Zunächst hatte er sich verkrochen, doch jetzt wagte er sich vor, mit einem Knüppel bewaffnet.

Entschlossen stieß er die Feuerschutztür zum Heizungskeller auf. Er sah fahles, unnatürliches Licht. Nebel wolkte vor seinen Augen. Aus diesem Nebel schälten sich die Konturen eines hochgewachsenen, altertümlich gekleideten Mannes und die einer schwarzhaarigen, dämonisch schönen Frau mit tiefausgeschnittenem roten Kleid.

Glühende Augen fixierten ihn. Die Schwarzhaarige öffnete die Lippen, dolchspitze Eckzähne bleckten.

Der Neger wurde vor Schrecken aschgrau. Ihm war, als würde er mit dem ganzen Körper in Eiswasser getaucht, wie gelähmt stand er da. Und vor seinen entsetzten Augen wurde der Mann zu einer großen Fledermaus mit spitzen Zähnen.

Da wich die Lähmung von dem Neger. Herumwirbeln und wegrennen war eines. Doch noch bevor die Feuerschutztür ins Schloss fiel, war die Fledermaus da. Die Tür flog auf, wie von einer unsichtbaren Gewalt getroffen, schnell und lautlos verfolgte der Vampir den Flüchtenden.

Er holte ihn auf der Kellertreppe ein. Spitze Krallen bohrten sich in den Rükken des Schwarzen. Eine schwere Last riss ihn von den Füßen, sein Sträuben half ihm nicht gegen die dämonischen Kräfte.

Ein letztes Mal schrie der Neger. Dann verstummte er, und der Vampir, der wieder menschliche Gestalt angenommen hatte, lag halb über ihm.

*

Um 17.30 Uhr Ortszeit stiegen wir auf dem John F. Kennedy Airport in New York aus der Concorde. In zweieinhalb Stunden hatte der Überschallvogel uns über den Atlantik katapultiert. Wir, das waren Suko, mein chinesischer Freund und Kampfgefährte, und ich, John Sinclair.

Suko, ein Hüne von einem Mann und ein Kraftpaket, konnte selbst dem Frankenstein-Monster das Fürchten beibringen, wenn er grimmig dreinschaute. Er war Karatekämpfer und vermochte mit den Handkanten Tischecken abzuschlagen und andere Scherze vorzuführen.

Doch in Wirklichkeit tat er nicht mal einer Fliege etwas zuleide, so gutmütig war er. Nur wenn er zu sehr gereizt wurde, wurde er zu einem fürchterlichen Gegner.

Zunächst marschierten wir mit den übrigen Passagieren durch einen sehr langen Gang. Meinen Einsatzkoffer mit dem geweihten silbernen Dolch, der bolzenverschießenden Pistole, die ich gegen Vampire einsetzte, und anderen Spezialitäten trug ich als Handgepäck bei mir. Auch Suko schleppte einen Handkoffer.

Ein dringender Hilferuf Linda Maitlands, der Freundin von Frank Harper, hatte uns nach New York City gerufen. Linda hatte meinen Namen und die Adresse meiner Dienststelle von Laurie Ball erhalten, die zu ihrem Bekanntenkreis gehörte.

Ich hatte Laurie bei meinem letzten Abenteuer in New York kennengelernt. Damals hatte der Spuk, der berüchtigte Herrscher im Reich der Schatten, das Horror-Taxi eingesetzt, um mir den Garaus zu machen (siehe John Sinclair Band 19 »Das Horror-Taxi von New York«).

Die mit Silberkugeln geladene Beretta-Pistole steckte in meiner Schulterhalfter. Als Scotland-Yard-Beamter hatte ich bewaffnet an Bord des Flugzeugs gehen dürfen. Ein mit hieroglyphenartigen Zeichen versehenes silbernes Kreuz und eine gnostische Gemme mit einem Abraxas trug ich unterm Hemd um den Hals.

Das war meine Ausrüstung für den Kampf gegen die Dämonen und Mächte der Finsternis.

Als wir die große Halle betraten, sah ich Laurie Ball hinter den Schaltern der Beamten von der Einwanderungsbehörde stehen. Sie winkte mir aufgeregt zu, ich hob die Rechte.

Laurie war ein burschikoser Typ mit einem sommersprossigen Gesicht und kurz geschnittenem blondem Haar. Keine große Schönheit, aber ein Mädchen, mit dem man Pferde stehlen konnte.

Während ich noch die Einreiseerklärung ausfüllte, drängte Laurie sich bereits an die Beamten heran.

»Das ist mein alter Freund John Sinclair aus Merry Old England«, sagte sie. »Er gefährdet die Sicherheit der Vereinigten Staaten bestimmt nicht, im Gegenteil. In New York würde es schlimm aussehen, wenn er nicht gewesen wäre.«

Die Beamten drückten uns die Stempel in die Pässe und ließen uns anstandslos passieren. Laurie küsste mich auf die Wange, dazu musste sie auf die Zehenspitzen hoch.

»John, du treulose Tomate, warum hast du so lange nichts von dir hören lassen? Fein, dass du da bist.«

Ich stellte Suko vor. Mit seinem blauen Anzug, dem besten Stück seiner Garderobe, sah er wie verkleidet aus. Das spärliche schwarze Haar hatte er sorgfältig pomadisiert und gescheitelt.

Er verbeugte sich knapp vor Laurie.

»Keine Angst, Miss, ich sehe nur so aus, als würde ich jeden Tag drei Leute totschlagen. In Wirklichkeit sind es höchstens zwei.«

Laurie lachte, das Eis war gebrochen. Sie hängte sich bei uns ein, und gemeinsam wanderten wir zum Lift, der uns zwei Etagen tiefer brachte. Beim Gepäckband mussten wir eine Weile warten, bis wir unsere Koffer erhielten.

Wir überbrückten sie mit Unterhaltung. Laurie erzählte New Yorker Anekdoten. In ihrer Branche als Reporterin erlebte sie nicht gerade wenig, ihr Metier waren soziale Themen und Angelegenheiten, die speziell Frauen betrafen.

Beim Zoll wurden wir nicht aufgehalten. Jetzt suchten wir das nächste Restaurant auf und setzten uns an einen freien Ecktisch. Die beiden Tische in der nächsten Nähe waren frei. Wir konnten frei von der Leber weg reden. Laurie Ball bestellte beim Kellner einen Martini, Suko einen Kaffee und ich einen Tee.

»Erzähle uns von dieser Vampirgeschichte«, forderte ich Laurie auf. »Die schriftliche Nachricht war ziemlich knapp. Die Angelegenheit ist doch ernstzunehmen?« Laurie schnitt eine Grimasse.

»Deswegen wollte ich den Martini. Ja, es ist ein sehr ernster Fall. Wenn du nicht helfen kannst, John, dann sieht es schlimm aus.«

Sie erzählte von Frank Harper, einem zwanzigjährigen Geschichts- und Anglistik-Studenten an der Columbia University in Manhattan. Frank hatte schon als Kind einen Hang zum Okkulten gehabt, zeitweise sollte er regelrecht weggetreten gewesen sein. Er zeichnete als kleiner Junge vorzugsweise Särge und Skelette und zitierte manchmal Abschnitte aus dem berüchtigten »Necronomicon« des wahnsinnigen Arabers Abu Alhazred und anderen Werken der Dämonologie und Magie.

Die fassungslosen Eltern konnten sich das überhaupt nicht erklären. Meistens benahm sich Frank wie ein völlig normaler Junge. Er war lebhaft, am Sport interessiert und draufgängerisch.

»Es war, als hätte er zeitweise unter einem fremden Einfluss gestanden«, schilderte Laurie. »Er selbst sprach auch von einer Stimme, die ihm die Dinge zuflüsterte, die er dann sagte. Und er hatte ein Wissen über Details vergangener Zeiten, das schon ans Wunderbare grenzte.«

»Hm, das ist allerdings bemerkenswert. Weiter, Laurie.«

Der Kellner brachte unsere Getränke und wir schwiegen, bis er wieder weg war.

»Während der Pubertät verloren sich Franks Eigenarten völlig«, fuhr Laurie dann fort. »Zur großen Erleichterung seiner Eltern. Er beendete das College mit Auszeichnung und begann sein Studium an der Columbia University. Doch vor achtzehn Monaten brach sein Hang zum Okkultismus wieder voll durch. Gepaart mit einem Interesse für die Familiengeschichte der Harpers, das schon manisch zu nennen war. Damals war Frank schon einige Monate mit Linda Maitland befreundet. Er begann sich abzukapseln, als seine okkulte Phase wieder anfing, vernachlässigte sein Studium und hatte fast nur noch für seine eigenen Studien Interesse. Seine Freundin Linda drang in ihn, doch er wollte sich ihr nicht anvertrauen. Er sagte nur, er würde sich mit großen Dingen beschäftigen, die die Geschichtswissenschaft revolutionieren könnten. Frank hatte die Universitätslaufbahn einschlagen und Hochschulprofessor werden wollen. Wenn seine Arbeiten abgeschlossen wären, würde zwischen ihnen wieder alles so sein wie früher, so sagte er zu Linda.«

»Näher äußerte er sich nicht?«

»Nein. Nur ein- oder zweimal sprach er von Salem und von Dingen, die auch Cotton Mather, der um 1690 herum eine Welle von Hexenprozessen inszenierte, sich nicht hätte träumen lassen. Er erwähnte den alten Montague und seine Gefährtin Asenath, er sprach von den tanzenden Schatten im schottischen Hochland und von den unnennbaren Gräueln in den Hügeln. Von den Männern und Frauen, die nicht älter wurden.«

Ein leichter Schauder überlief mich, als ich davon hörte. Ich hatte alte Aufzeichnungen über einen fluchwürdigen Geheimkult in Schottland gelesen, der seit der Zeit der keltischen Druiden existierte. In den Dokumenten hieß es, dass die Oberpriester des Kultes tausend Jahre und älter gewesen wären.

Oliver Cromwell, der englische Lordprotektor, hatte den Kult bis 1650 herum ausgerottet und dem Schrecken ein Ende gesetzt. Könnte es vielleicht möglich sein, dass Anhängern dieses Kultes die Flucht in die Neue Welt, nach Amerika, gelungen war?

»Im Sommer war Frank Harper während der gesamten sechswöchigen Semesterferien verschwunden«, fuhr Laurie fort. »Obwohl er Linda Maitland versprochen hatte, mit ihr einen Europatrip zu unternehmen. Als er zurückkehrte, war er von einem inneren Triumph erfüllt. Er gab an, jetzt hätte er Beweise. Jetzt sei er sicher, dass Montague Harper mit Asenath um 1690 herum von Salem nach New York übersiedelt sei, das damals englisch war und nur einige tausend Einwohner zählte. Damals konnte man auf der Halbinsel Manhattan noch Biber fangen und Wild jagen.«

Laurie trank ihren Martini zur Hälfte aus und nahm eine Zigarette aus der Packung. Ich gab ihr Feuer.

»Danke. Linda Maitland hielt weiter zu Frank Harper, obwohl dessen Handeln für sie immer unverständlicher wurde. Frank kehrte nicht an die Universität zurück. Statt dessen stöberte er wie ein Besessener in den alten Stadtarchiven und sichtete alle Aufzeichnungen aus dem 18. Jahrhundert, deren er habhaft werden konnte. Einmal äußerte er Linda gegenüber, Montague Harper und Asenath habe im Jahr 1793 ihr Schicksal ereilt. Sie wären gebannt und lebend begraben worden.«

»Moment mal«, wandte ich ein. »Wenn Montague Harper um 1690 als erwachsener Mann von Salem wegging, dann hätte er bis 1793 ein wahrhaft biblisches Alter erreicht haben müssen.«

»Frank sagte es, so erzählte Linda es mir«, meinte Laurie Ball. »Ende August geschah es dann. Frank war sehr aufgeregt, überhaupt nicht mehr ansprechbar. Er musste irgendwo etwas gefunden haben, das ihn in einen wahren Fieberwahn versetzte. Er schloss sich in seinem Zimmer ein und studierte zwei Tage und zwei Nächte hindurch. Dann schlief er zwölf Stunden, aß, unterhielt sich anscheinend ganz normal mit seiner Mutter und mit Linda. Am Abend ging er aus. In der gleichen Nacht, gegen zwei Uhr morgens, wurden seine Eltern vom 17. Polizeirevier in Manhattan Midtown angerufen. Frank war auf der Straße aufgegriffen worden, völlig aufgelöst und nicht bei Sinnen. Vollkommen außer sich, sprach er immer wieder von einer entsetzlichen Schuld, die er auf sich geladen habe, vom alten Montague und Asenath und ihrem grässlichen Plan. Er redete vom Reich der Vampire, von Vampyrodam, das in New York City entstehen sollte.«

»Vampyrodam«, sagte Suko. »Es gibt eine alte Überlieferung, nach der die Vampire eines Tages die Welt beherrschen werden. Vampyrodam, so soll ihr Reich heißen.«

»Frank kam zuerst in die geschlossene Psychiatrische Abteilung des Bellevue Hospitals«, fuhr Laurie fort. »Manchmal tobte er und hatte Visionen. Er versuchte, Wärter und Mitpatienten in den Hals zu beißen, zeitweise sprach er auch mit fremden Stimmen. Dann wieder wirkte er normal und völlig gebrochen. Schließlich wurde er in eine private Nervenklinik im Stadtteil Richmond eingeliefert, und dort befindet er sich noch. Das sind die Fakten.«

»Das ist natürlich etwas dünn«, sagte ich. »In den Nervenkliniken und Sanatorien wimmelt es von Leuten, die sich einbilden, Napoleon, Hitler, Dracula und wer weiß wer zu sein. Ich kannte mal einen, der sagte immer: ›Am Anfang schuf ich Himmel und Erde. Da war alles noch okay, aber ich hätte die Fünf-Tage-Woche einhalten sollen. Denn als ich am sechsten Tag den Menschen fabrizierte, ging der Trouble los. Und seither wird es immer schlimmer.< Der Mann ist vorher eine wissenschaftliche Kapazität gewesen.«

Laurie lachte auf, und Suko grinste von Ohr zu Ohr.

»Vielleicht hat Frank Harper nur eine Macke«, sagte ich. »Aber das werden wir schnell herausfinden. Jetzt fahren wir zuerst einmal zu Linda Maitland. Du hast uns doch avisiert, Laurie?«

»Aber gewiss. Sie erwartet dich schon sehnsüchtig, John.«»Die Sehnsucht kann gestillt werden.«

Wir tranken aus, zahlten und standen auf. Dann verließen wir das Flughafengebäude. Vor dem Terminal stand eine ganze Reihe von Taxis, die gelben New Yorker Yellow Cabs. Einen Moment schauderte es mich, als wir auf das erste Taxi in der Reihe zusteuerten.

Ich erinnerte mich wieder an mein Abenteuer mit dem Horror-Taxi von New York.

Der Fahrer, ein Neger mit Chauffeursmütze, half uns, das Gepäck zu verstauen. Lucy Ball hatte für Suko und mich auch zwei Hotelzimmer gebucht, im Biltmore in der 47. Straße Ost, in der Nähe der Grand Central Station.

Aber zuerst wollten wir mit Linda Maitland reden, die uns im Studentenwohnheim der Columbia University erwartete.

Ich setzte mich auf den Beifahrersitz, Suko und Lucy hatten hinten Platz genommen, und nannte dem Fahrer das Ziel.

»Wird gemacht, Sir«, sagte er und fuhr mit seinem Chevy los. »Wie geht es denn so drüben in Merry Old England?«

Er hatte meinen schwachen Akzent also doch bemerkt.

»Wir können nicht klagen«, antwortete ich. »Und was macht der New Yorker Schuldenberg?«

New York City ist die höchstverschuldete Stadt der USA.

»Well, der wächst munter weiter«, meinte der Fahrer. »Stört es Sie, wenn ich das Radio einschalte?«

»Durchaus nicht.«

Der Hit »Rivers of Babylon«, dudelte uns ins Ohr. Das hätten die alten Hebräer sich in der Babylonischen Gefangenschaft auch nicht träumen lassen, dass sie Jahrtausende später noch mal in die Hitparade kämen. Der Chauffeur fuhr quer durch Brooklyn und über die Queensboro Bridge hinüber nach Manhattan. Zur Linken ragte am Ufer des East River das UNO-Hochhaus auf, und im Hintergrund standen unübersehbar die Doppeltürme des World Trade Centers, die das Empire State Building noch überragten.

Das Wetter war recht schön, Mitte Oktober gab es in New York diesmal noch ein paar sonnige Tage. Die Sonne war schon vor mehr als einer Stunde untergegangen, und die Dämmerung brach ein. Unwillkürlich dachte ich daran, dass mit dem Sonnenuntergang die Zeit der Vampire begann.

Sobald die Sonne versunken war, wollte ein Vampir seinen Sarg verlassen, in dem er tagsüber ruhte. Und bei Sonnenaufgang musste er längst wieder zu seinem Zufluchtsort zurückgekehrt sein.

So war es zumindestens bei den echten Vampiren. Es gab noch andere Blutsauger dämonischer Art mit Vampirzähnen, für die diese klassischen Regeln nicht galten. Der echte Vampir ruhte tagsüber in einem Sarg, Sonnenlicht war tödlich für ihn. Er hatte kein Spiegelbild und vermochte fließendes Wasser nicht aus eigener Kraft zu überqueren.

Er konnte sich in eine Fledermaus verwandeln, und er vermochte als ein Nebel durch ein Schlüsselloch oder einen winzigen Ritz in einen verschlossenen Raum einzudringen. Ein Kreuz, das Zeichen des Guten seit den Anfängen der Menschheit, trieb ihn zurück, und Knoblauch mochte er nicht.

Sein Blick war hypnotisch und bezwingend, seine Kraft übermenschlich. Während der Zeit seiner Aktivität konnte man ihn kaum bezwingen. Ich überlegte mir, mit welcher Sorte Vampir wir es in New York zu tun hatten.

Wenn der alte Montague wirklich ein Anhänger jenes uralten schottischen Teufelskults war, konnten wir uns auf allerhand gefasst machen. Montague und Asenath mussten große Macht besitzen.

Plötzlich fröstelte ich. Ich sah die Hochhäuser, Wolkenkratzer und Straßenschluchten von Manhattan mit anderen Augen. Hinter den vielen Lichtern der Großstadt lauerte das Unheimliche.

»Fahren Sie etwas schneller«, sagte ich zum Chauffeur. »Wir haben es eilig.«

Er trat aufs Gas und überholte gekonnt im Slalomstil.

»Eine Frage, Mister«, sagte er, als wir an der nächsten roten Ampel halten mussten. »Kennen Sie New Yorks einzige Jungfrau über sechzehn?«

»Das ist die Freiheitsstatue«, mischte sich Laurie Ball von hinten ein. »Driver, der Witz hat einen Bart von hier bis Miami. Und hinter Miami der schwarze Apparat mit der Rolle, das ist die Bartwickelmaschine.«

Suko und ich lachten dreimal kurz. Eine Viertelstunde später hielten wir vor dem Wohnblock des Studentenwohnheims, in dem Linda Maitland ihr Zimmer hatte. Oben im 26. Stock, mit Aussicht auf den Riverside Park und den Westside Express Highway.

*

Bill Wesson steuerte seinen Datsun Cherry in den Riverside Park. Er lenkte nur mit der linken Hand, die Rechte spielte am Nacken von Agnes Lakehurst, einer Achtzehnjährigen mit aufregenden Formen. Kastanienbraunes Haar fiel über Agnes’Schultern. Ihr gelber Strickpulli spannte sich über Brüsten, die jeden Kurvenstar vor Neid hätten erblassen lassen.

Im Gesicht sah Agnes Lakehurst nicht ganz so gut aus. Ihre Nase war etwas zu spitz, und sie litt an unreiner Haut. Allen kosmetischen und medizinischen Bemühungen zum Trotz.

Bill Wesson war dreiundzwanzig Jahre alt, er studierte Rechtswissenschaften. Er hatte eine Figur wie eine Bohnenstange, abstehende Ohren und trug eine schwarze Hornbrille. Er erinnerte an einen zu lang geratenen Woody Allen in jungen Jahren.

Doch Bill war kein Kostverächter. Seit Wochen war er mit aller Vehemenz hinter Agnes her. Bei ihrer Figur sah er über die spitze Nase und die Akne glatt hinweg. Außerdem wollte er sie ja nicht gleich heiraten.

Er hätte Agnes nach einem Einkaufsbummel in Manhattan Midtouwn zum Studentenwohnheim fahren sollen. Am Abend beabsichtigten sie, mit anderen Studenten ein Musical zu besuchen. Bill Wesson war absolut unmusikalisch, ihm schwebte ein anderer Verlauf des Abends vor.

Seine Bude war sturmfrei. Agnes hatte sich geweigert, ihm dorthin zu folgen. Im Studentenwohnheim teilte sie ein Zimmer mit einer Kommilitonin, da lief nichts. Bill wollte also im Riverside Park zu einem massiven Angriff auf Agnes’ Tugend ansetzen.

Mehr als harmlose Zärtlichkeiten hatte sie ihm noch nie erlaubt. Bill Wesson fühlte sich allmählich wie ein Kochtopf mit Überdruck.

In der Dämmerung hielt er im Schatten einer Buschgruppe, schaltete die Scheinwerfer aus und stellte den Motor ab. Voller Leidenschaft umarmte er Agnes Lakehurst.

»Aber Bill«, sagte sie vorwurfsvoll. »Du wolltest mich doch zum Wohnheim fahren.«

Bill presste sie an sich und küsste sie, wie er es im Film gesehen hatte. Die Brille rutschte ihm dabei nach vorn auf die Nase, und er setzte sie ab und legte sie aufs Armaturenbrett. Ohne Brille sah Bill ziemlich schlecht, aber das war jetzt unwichtig.

»Agnes«, stöhnte er und streichelte ihr schimmerndes Haar. »Ich bin verrückt nach dir, dein Duft, deine Nähe und deine Schönheit rauben mir den Verstand. Ach Agnes, Agnes …«

Das Mädchen war geschmeichelt. Sie erwiderte Bills Kuss, sie schmiegte sich in seine Arme.

Minuten verstrichen. Es war niemand in der Nähe, dieser Teil des Riverside Parks lag verlassen. Vom Hudson her blies ein kalter Wind, den die beiden im Wagen aber nicht spürten.

New Yorker Straßenräuber und anderes Gelichter konzentrierten sich auf den Central Park und andere Parkanlagen im Zentrum, die mehr frequentiert wurden. Im Riverside Park war man abends und nachts relativ sicher.

Bill Wesson spürte, wie seine Zärtlichkeiten und schönen Worte Agnes Lakehurst erhitzten. Ihr Atem ging schneller.

»Fahren wir doch zu mir«, sagte er. »Wir lassen dieses alberne Musical schießen. Agnes, ich liebe dich, ich muss dich haben.«

»Nein, Bill, ich … ich kann nicht. Es wäre das erste Mal, und überhaupt … Ich … ich habe Angst.«

Sie zögerte. Bill dachte, dass sie nahe daran sei nachzugeben. Verzweifelt suchte er nach einem guten Argument, um das Mädchen zu überreden und die letzten Widerstände zu überwinden.

Er hatte eine Idee.

»Es ist auch gut gegen deine Akne. Sie wird verschwinden, wenn du erst eine richtige Frau bist, glaub mir.«

Er brachte das sehr überzeugend.

»Bist du sicher?«, fragte Agnes zweifelnd.

»Aber klar. Wusstest du das denn nicht?«

Jetzt wurde Agnes Lakehurst ernstlich schwankend. Sie hatte sich ihr erstes Erlebnis anders vorgestellt und mehr an einen Typ wie John Travolta gedacht. Aber wenn sie auf Travolta warten wollte, würde sie ihre Akne wohl bis ins Jahr Zweitausend behalten.

»Ich weiß nicht«, meinte sie.

Sie wollte nachgeben, doch da schrie sie auf und deutete durch die Frontscheibe des Datsun nach vorn.

»Da! Bill, wir werden beobachtet! Ein Mann!«

Ausgerechnet, dachte Bill Wesson wütend. Der Kerl macht mir alles kaputt, jetzt ist die ganze Stimmung ruiniert. Den wollte er sich kaufen. Bill Wesson setzte seine Brille auf und blinzelte ein paarmal.

Agnes Lakehurst war ernüchtert. Sie zog ihren Pullover zurecht und rückte von Bill ab. Der junge Mann sah eine große, hagere Gestalt im Schatten einer kahlen Rotbuche stehen. Es schien ihm, als ob die Augen des Unbekannten glimmen würden. Aber das war sicher eine optische Täuschung.

Bill Wesson presste die Lippen zusammen. Er war kein Feigling, die Wut hatte ihn gepackt. Er stieg aus und ging auf die hagere Erscheinung zu. Auf dem Hudson tutete ein Schlepper, und vom West Side Highway schallte Verkehrslärm herüber.

»Verdammter Spanner!«, zischte Bill Wesson. »Hau bloß ab, sonst …«

Der Unbekannte rührte sich nicht. Er trug einen schwarzen Umhang, dessen Kragen rot glänzte. Die Hände waren lang und bleich, das Gesicht sehr blass, mit dünnen Lippen, eingefallenen Wangen und hohen Backenknochen. Die Augen, in denen glimmende Punkte zu tanzen schienen, lagen tief in Höhlen. Die Nase sprang vor wie ein Adlerschnabel, und das schwarze Haar über der hohen Stirn war glatt zurückgekämmt. Die Geheimratsecken passten genau zu der Erscheinung des Hageren.

Ein Schauder überlief Bill Wesson. Doch er nahm sich zusammen. Vielleicht fixte der Kerl Heroin und sah deshalb so ausgemergelt aus. Auch den Moderduft, der ihm entgegenwehte, ignorierte Bill Wesson.

»Bist du noch nicht weg?«, fragte er und hob drohend die Faust.

Da schoss die Rechte des Fremden vor und packte Bill Wessons Handgelenk. Es war ein stählerner Griff, in den tiefliegenden Augen funkelte es. Den Kräften des unheimlichen Fremden hatte Bill Wesson nichts mehr entgegenzusetzen.

Mühelos bezwang ihn der Fremde. Sein Blick lähmte Bill Wesson. Wie betäubt stand der junge Mann da. Langsam näherte sich das Gesicht des Fremden seinem Hals. Die schmalen Lippen öffneten sich und gaben lange, dolchartige Eckzähne frei.

Die Lähmung hatte auch Bill Wessons Denken erfasst, er spürte nur eine unbestimmte Angst. Seine Glieder waren so schwer wie Blei. Der Biss des Vampirs schmerzte Bill Wesson dagegen kaum.

Agnes Lakehurst saß im roten Datsun Cherry, verrenkte sich den Hals und versuchte vergebens, zu erkennen, was sich fünfzehn Meter vor ihr abspielte. Einen Moment hatte es so ausgesehen, als ob Bill und der Fremde miteinander ringen würden.

Doch nur für zwanzig oder dreißig Sekunden, dann lösten sie sich wieder voneinander. Der hagere Fremde schritt auf den Wagen zu, und Bill Wesson folgte ihm willenlos wie ein Automat.

Das Mädchen verstand nicht, was das bedeuten sollte. Der Fremde näherte sich, jetzt erkannte Agnes, dass sein Umhang innen rot gefüttert war. Angst keimte in ihr auf. Das Näherkommen dieses hageren Mannes hatte etwas Endgültiges und Bestimmtes.

Agnes’Herz hämmerte bis zum Hals. Sie hatte nicht erkennen können, was der Fremde mit Bill Wesson tat. Wie gelähmt saß sie da, ihr fiel nicht ein, den Wagen von innen zu verriegeln. Es hätte ihr auch wenig genutzt.

Jetzt stand der Vampir schon an der rechten Wagenseite. Bill Wesson öffnete die Fahrertür und beugte sich zu ihr herein. Sein Gesicht war blass, auf der linken Halsseite befanden sich zwei blutende kleine Wunden, so als ob zwei Dornen ihn gestochen hätten.

Bill Wesson hatte seine schwarze Hornbrille verloren. Doch er blinzelte nicht kurzsichtig, seine Augen blickten im Gegenteil glasig und stumpf. Sein Gesicht war starr, die Muskeln verspannt.

»Ergib dich dem Meister, Agnes«, sagte er mit dumpfer Stimme.

Der Unheimliche öffnete die Tür auf der Beifahrerseite. Er bückte sich. Agnes Lakehurst sah in ein bleiches, hageres Gesicht mit dämonisch funkelnden Augen, der Mund war aufgerissen, die Vampirzähne bleckten.

Agnes hatte genug Dracula-Filme gesehen, um zu wissen, was ihr bevorstand.

»Aaaaahhhhh!«, schrie sie gellend auf und wollte am Steuer vorbei aus dem Wagen rutschen.

Aber da war Bill Wesson, der sie zurückdrängte und festhielt.

»Ich bin Montague Harper!«, sagte der Blutsauger mit sonorer Stimme zu dem schreckensbleichen Mädchen. Sein Modergeruch wehte in den kleinen japanischen Wagen. »Dein Blut wird mich stärken, du sollst eine echte Vampirin werden. Eine Trägerin des magischen Keimes, nicht nur ein Diener wie dein Gefährte. Ergib dich mir, Mädchen, und schmecke die Süße meines Vampirkusses, der alles in dir verwandeln wird.«

Agnes Lakehurst verstand jedes Wort, das der Unheimliche sagte, hätte aber nicht angeben können, welcher Sprache er sich bediente. Sie schrie wieder, sie sträubte sich und strampelte. Doch Bill Wesson hielt sie eisern fest. Der Vampir packte zu.

Seine dämonischen Augen fixierten das panisch erschrockene Mädchen, wie Eisnadeln stach es in Agnes’Gehirn. Ihr Widerstand wurde ausgeschaltet, reglos saß sie da.

Und erwartete den Biss des Vampirs.

*

Es war fast 19 Uhr, als wir an Linda Maitlands Zimmertür klopften. Das Taxi hatte uns abgesetzt, unsere Koffer hatten wir mit nach oben gebracht. Das Studentenwohnheim war ein Wohnsilo mit langen Gängen, in denen Popfarben vorherrschten.

Es hätte mal wieder geputzt werden können. Im Zimmer drinnen dudelte Schlagermusik.

Ich klopfte wieder, diesmal fester. Endlich erklangen drinnen Schritte, jemand öffnete, doch die Sperrkette blieb vorgelegt. In New York gibt es gewisse Vorsichtsmaßregeln, an die jeder sich hält.

»Mach schon auf, Linda«, sagte Laurie Ball. »Das sind John Sinclair aus London und sein Freund Suko.«

»Oh, hallo! Das freut mich aber, Mr. Sinclair.«

Sie öffnete, ein bildhübsches Mädchen stand im Türrahmen. Linda Maitland war etwas über mittelgroß, schlank, mit ausgeprägten Rundungen an den richtigen Stellen. Disco-Queen stand quer über der Brust auf ihrem weißen T-Shirt. Das hätte sie auch sein können.

Lindas schwarzes Haar war kurz geschnitten, ihre Augen dunkel, der kirschrote Lippenstift betonte ihren sinnlichen Mund. Der junge Frank Harper hatte jedenfalls einen ausgezeichneten Geschmack. An seiner Stelle hätte ich mich viel lieber diesem rassigen Girl als irgendwelchen okkulten Schwarten gewidmet.

Doch ich bezweifelte, dass Frank Harper Letzteres aus freiem Willen getan hatte. Vermutlich hatte er von Jugend an unter einem unheimlichen Einfluss gestanden.

»Bitte, treten Sie ein, Mr. Sinclair, Mr. Suko«, sagte das Girl und gab die Tür frei.

Wir stellten unser Gepäck in der kleinen Diele ab. Das Wohn-Schlafzimmer war geräumiger, als ich erwartet hatte. Eine Kochnische mit Dunstabzug, zwei Arbeitsecken fürs Studieren gehörten dazu. Ein Badezimmer mit Duschen und Toilette befand sich nebenan.

Linda Maitlands Zimmernachbarin war anwesend, eine große Blondine mit Tweedrock und schläfrigem Blick. Sie hockte auf einem Sitzpolster und hörte Disco-Music. An der einen Wand hing ein riesiges Poster des schwarzlockigen Disco-Filmstars John Travolta im weißen Anzug.

Mein Namensvetter John war zurzeit der große Kassenschlager und das Jugendidol. Warum auch nicht? Ich sah im Starrummel nichts Negatives, wenn ich auch über seine Auswüchse lächelte.

»Schalt mal leiser, Debra!«, rief Linda mit voller Stimmkraft. »Und könntest du vielleicht Jackie besuchen, wie du es für heute Abend vorhattest?«

Debra erhob sich und drehte die Stereoanlage um etliche Phon zurück.

»Okay, okay«, sagte sie, holte ihre Handtasche, fuhr sich vorm Spiegel flüchtig übers Haar, zog die Lippen nach und verschwand mit einstudiertem Hüftschwung.

Ihr Seitenblick auf mich hatte Interesse gezeigt. Doch Debra war weder mein Typ, noch war ich zum Flirten nach New York geflogen.

Die Zimmer im Studentenwohnheim waren im Grundriss und in der Grundausstattung alle gleich. Doch Linda und Debra hatten es verstanden, ihrem Zimmer eine persönliche Note zu geben. Es roch nach Parfüm.

Auf der rechten Bettcouch saß ein von den Jahren mitgenommener Plüschbär unter einem Regal mit Fachbüchern aus dem Bereich der Soziologie. Linda bemerkte meinen Blick und lächelte.

»Das ist Mr. Washington, ein alter Gefährte aus meiner frühen Kinderzeit und mein Talisman. Kann ich Ihnen einen Drink anbieten?«

Wir lehnten dankend ab und nahmen auf der Sitzgruppe Platz, die aus flachen Lederpolstern bestand und sich um einen sehr niederen Tisch mit schwarzer Platte gruppierte. Darüber hing eine silberne Lampe, die wie eine Kreuzung zwischen Suppentopf und Sputnik aussah.

Unterm Tisch konnte ich meine Beine nicht verstauen, ich hatte die Knie fast am Kinn. Suko saß im Schneidersitz mit asiatischem Gleichmut da. Linda Maitland saß uns gegenüber.

»Miss Ball hat mir eine Menge von Ihnen erzählt, Mr. Sinclair«, sagte Linda Maitland und schaute mich bewundernd an. »Wenn einer dem armen Frankie helfen kann, dann sind Sie es.«

Offenbar hielt sie mich für eine Mischung aus James Bond und Exorzist.

»Ich werde mir Mühe geben, Sie nicht zu enttäuschen«, sagte ich. »Laurie hat uns schon vorinformiert. Erzählen Sie jetzt mal, wie das mit Frank Harper anfing. Wie lange kennen Sie sich schon?«

»Wir besuchten das gleiche College. Frankie war immer eine Klasse höher als ich. Aber richtig gefunkt hat es dann erst an meinem sechzehnten Geburtstag. Frankie kam zu meiner Party, weil ein anderer Boy krank geworden war, und an diesem Tag verliebten wir uns ganz toll ineinander. Frankie war einfach super, etwas ernst, aber doch unbeschwert, sehr gescheit und ein ausgezeichneter Sportler. Im letzten College-Jahr war er der Captain des College-Fooballteams. Und ich saß bei jedem Spiel auf den Rängen und schrie mich heiser. Wir verstanden uns sehr gut. Natürlich gab es auch mal Streit, aber das waren Kleinigkeiten, die sich bald wieder einrenkten. Meist war mein Trotzkopf daran schuld, wenn wir uns stritten. Frankie begann dann sein Studium an der Columbia, und ein Jahr später schrieb ich mich dort ein. Wir hatten nie darüber gesprochen, aber wir glaubten beide, dass wir auch später zusammenbleiben und irgendwann mal heiraten würden.«

»Wussten Sie, dass Frank Harper als Kind und als Junge manchmal etwas eigenartig gewesen war? Dass er sich für okkulte Dinge interessierte, Särge zeichnete und über Magie und Schwarze Kunst zitierte?«

Linda Maitland zog einen Schmollmund.