John Sinclair Collection 17 - Horror-Serie - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Collection 17 - Horror-Serie E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

3 spannende Folgen lesen, nur 2 bezahlen!

Drei gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!

Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.

Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.


Tausende Fans können nicht irren - ca. 250 Seiten Horrorspaß garantiert!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 49 bis 51:


49: DAS GRAUEN AN DER THEMSE
Schweißüberströmt steuerte Jack Fiddler den gestohlenen Wagen direkt auf die junge Frau zu. Die Scheinwerfer rissen ihre schmale Gestalt aus der Dunkelheit. Sie stoppte wie erstarrt mitten auf der Straße. Entsetzen flackerte in ihren Augen. Der Angstschrei blieb ihr in der Kehle stecken. Eine Handbreit vor ihr kam der Wagen mit kreischenden Reifen zum Stehen. Sie atmete auf. Zu früh, denn auf sie wartete das Grauen an der Themse...

50: DER GELBE SATAN
Er war ein Dämon aus dem fernen China. Seine Herrschaft war grausam. Die alten Sagen und Legenden erinnerten an die Schrecken, die er über das Land gebracht hatte. Fu-Man-Chu sollte sein Vater gewesen sein. Und diesen Namen nannten die Menschen nur flüsternd. Ferner erzählte man sich, dass der Sohn den Vater an Grausamkeit noch übertraf. Er war der Herr der Ratten und Vampire. Wenn sie gemeinsam auftauchten, dann war auch er nicht weit.
So geschah es in Hongkong, dass sich die Ratten sammelten und die Vampire erschienen. Der Gelbe Satan war nah...

51: HORROR-KREUZFAHRT
Die erste Ratte sprang mich an. Es war ein dickes, widerliches, graubraunes Biest. Seine höllisch scharfen Zähne funkelten im Licht meiner Bleistiftlampe. Und es hatte mich als Beute ausgemacht. Gegen Ratten hatte ich schon immer etwas. Besonders gegen Ausgehungerte. Ich sprang zur Seite, und das Tier verfehlte mich. Es klatschte auf den Boden, wirbelte sofort wieder herum, um einen zweiten Angriff zu starten ...


Niemand ahnte, dass diese Busfahrt ein Ausflug ins Jenseits werden würde.

Drei Mal Gruselspannung in einem Band. Jetzt herunterladen und sofort losgruseln!

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Seitenzahl: 425

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vincente Ballestar ISBN 978-3-7325-6744-7

Jason Dark

John Sinclair Collection 17 - Horror-Serie

Inhalt

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0049Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Das Grauen an der Themse. Schweißüberströmt steuerte Jack Fiddler den gestohlenen Wagen direkt auf die junge Frau zu. Die Scheinwerfer rissen ihre schmale Gestalt aus der Dunkelheit. Sie stoppte wie erstarrt mitten auf der Straße. Entsetzen flackerte in ihren Augen. Der Angstschrei blieb ihr in der Kehle stecken. Eine Handbreit vor ihr kam der Wagen mit kreischenden Reifen zum Stehen. Sie atmete auf. Zu früh, denn auf sie wartete das Grauen an der Themse... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0050Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Der Gelbe Satan. Er war ein Dämon aus dem fernen China. Seine Herrschaft war grausam. Die alten Sagen und Legenden erinnerten an die Schrecken, die er über das Land gebracht hatte. Fu-Man-Chu sollte sein Vater gewesen sein. Und diesen Namen nannten die Menschen nur flüsternd. Ferner erzählte man sich, dass der Sohn den Vater an Grausamkeit noch übertraf. Er war der Herr der Ratten und Vampire. Wenn sie gemeinsam auftauchten, dann war auch er nicht weit. So geschah es in Hongkong, dass sich die Ratten sammelten und die Vampire erschienen. Der Gelbe Satan war nah... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0051Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Horror-Kreuzfahrt. Die erste Ratte sprang mich an. Es war ein dickes, widerliches, graubraunes Biest. Seine höllisch scharfen Zähne funkelten im Licht meiner Bleistiftlampe. Und es hatte mich als Beute ausgemacht. Gegen Ratten hatte ich schon immer etwas. Besonders gegen Ausgehungerte. Ich sprang zur Seite, und das Tier verfehlte mich. Es klatschte auf den Boden, wirbelte sofort wieder herum, um einen zweiten Angriff zu starten ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDas Grauen an der ThemseVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Das Grauen an der Themse

Schweißüberströmt steuerte Jack Fiddler den gestohlenen Wagen direkt auf die junge Frau zu. Die Scheinwerfer rissen ihre schmale Gestalt aus der Dunkelheit.Sie stoppte wie erstarrt mitten auf der Straße. Entsetzen flackerte in ihren Augen. Der Angstschrei blieb ihr in der Kehle stecken.Eine Handbreit vor ihr kam der Wagen mit kreischenden Reifen zum Stehen. Sie atmete auf.Zu früh, denn auf sie wartete das Grauen an der Themse …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2803-2

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Das Grauen an der Themse

Schweißüberströmt steuerte Jack Fiddler den gestohlenen Wagen auf die junge Frau zu. Das Scheinwerferlicht riss ihre schmale Gestalt aus der Dunkelheit.

Sie blieb mitten auf der Straße stehen. Entsetzen flackerte in ihren Augen. Der Angstschrei blieb ihr in der Kehle stecken.

Eine Handbreit vor der Frau kam der Wagen mit kreischenden Bremsen zum Stehen. Sie atmete auf. Zu früh!

Jack Fiddler sprang aus dem Wagen. Er hörte das Brummen des Motors und das pfeifende Atmen der Frau. Sein Gesicht war verzerrt. Mit drei Schritten erreichte er die schreckensstarre Frau. Sie zitterte von Kopf bis Fuß und hatte entsetzliche Angst.

»Stärke mich für meine Taten!«, flehte Jack Fiddler mit erhobenen Händen. »Hilf mir, Schwarzer Tod!«

Das Böse kam wie der Blitz über ihn. Mit einem einzigen Ruck drehte er seinem Opfer den Kopf auf den Rücken.

Was er selbst für unmöglich gehalten hatte, war geschehen. Er hatte einen Mord begangen. Wenn es nach dem Willen des großen Dämons ging, sollte es nicht der Letzte sein.

Keuchend stand Fiddler über die Tote gebeugt und blickte mit einer Mischung aus Grauen und Faszination auf sie hinunter. Er hatte seinen Auftrag ausgeführt, und wie der Meister angekündigt hatte, war ihm der Dämon zu Hilfe gekommen. Allein hätte er es nie geschafft.

Und dann kam die natürliche Reaktion auf den Anblick der Leiche. Würgend taumelte er an den Straßenrand und lehnte sich gegen einen Baum.

Jetzt hatte er den entscheidenden Schritt getan und musste als vollwertiges Mitglied des Bundes anerkannt werden. Der Triumph über die gelungene Tat ließ ihn bald die schreckliche Seite vergessen.

Er befolgte die Anweisungen des Meisters, ließ den Wagen mitten auf der Straße stehen und schaltete die Scheinwerfer aus. Ein diabolisches Grinsen huschte über sein blasses Gesicht. Vielleicht gab es noch einen Unfall mit Verletzten und Toten. Dann war seine Aufnahmeprüfung besonders glänzend ausgefallen.

Hastig entfernte er sich vom Tatort. Er wusste zwar, dass er von nun an unter einem mächtigen Schutz stand. Trotzdem wollte sich Jack Fiddler nicht mit der Polizei herumschlagen. Er fürchtete, dass ihn der Geheimbund sonst auf das Abstellgleis schob, bis Gras über die Sache gewachsen war. Und so lange wollte er nicht warten. Von Anfang an musste er ein aktives Mitglied der Satanssekte sein, um die Früchte ernten zu können.

Früchte, die Geld, Einfluss und ein sorgloses Leben hießen.

Dafür war Jack Fiddler bereit gewesen, einen kaltblütigen Mord zu begehen. Fiddler war aber nicht der einzige, der so dachte. Es gab noch mehr Männer und Frauen in London, die bedenkenlos ein Menschenleben auslöschten, wenn sie sich dafür persönliche Vorteile versprachen.

Diese Unmenschen sollten London in der nächsten Zeit in helle Aufregung und in ein Chaos stürzen.

*

Angela Alessi war allein in der kleinen Wohnung. Ihr Mann war auf Schicht. In dem einen Jahr ihrer Ehe hatte sich Angela noch nicht an die einsamen Nächte gewöhnen können. Normalerweise ging sie dann unruhig durch die Wohnung, hörte Radio oder las.

So war es auch in dieser Nacht. In Gedanken war sie bei Herb, während sie in der Küche das Essen für den nächsten Tag vorbereitete. Dazu hätte sie zwar morgen noch immer Zeit gehabt, aber was sollte sie sonst machen?

Angela konnte sich sehen lassen. Zweiundzwanzig, hübsch, brünett. Ihre braunen Augen blitzten normalerweise lustig, konnten auch verführerisch blikken, und Herbs Freunde beneideten ihn um seine Frau. An diesem Abend jedoch war das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwunden. Ihre Augen blickten gehetzt nach allen Seiten.

Anfänglich schob Angela es auf die Nervosität, weil Herb nicht da war. Doch immer deutlicher fühlte sie, dass etwas anderes mit ihr vor sich ging. Sie glaubte, nicht mehr allein in der Wohnung zu sein.

Ängstlich lief sie durch alle Räume und schaltete sämtliche Lampen ein. Die Nervosität blieb. Ein kaum erträglicher Druck legte sich auf ihren Geist, als wollte ihr jemand den Verstand aus dem Gehirn saugen.

Keuchend lehnte sich die junge Frau gegen die Küchentür. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihre Hände zitterten. Feine Schweißperlen traten auf ihre Stirn. Die Haare hingen ihr wirr bis über die Augen.

»Herb!«, stöhnte sie und wankte zum Telefon.

Sie wollte im Betrieb ihres Mannes anrufen. Er musste sofort zu ihr kommen und ihr helfen, sonst verlor sie den Verstand.

Mühsam wählte sie die Nummer. Bevor sie die letzte Ziffer schaffte, brach sie neben dem Telefon zusammen.

Minutenlang blieb sie reglos liegen, während der Hörer neben ihrem Kopf baumelte. Dann richtete sie sich wieder auf.

Mit einer knappen, beherrschten Geste legte sie den Hörer auf den Apparat zurück, strich sich die Haare aus der Stirn und stand auf. Kühl und sachlich blickte sie um sich, streifte ihren braunen Hosenanzug glatt und schlüpfte in Straßenschuhe.

Ohne eine Nachricht für ihren Mann zu hinterlassen, verließ sie die Wohnung. In einer Tasche ihres Anzuges steckten ein paar Geldscheine. Das war alles.

Angela Alessi hielt ein Taxi an und nannte dem Fahrer Enfield als Ziel.

Enfield lag im Norden Londons, gehörte noch zu der Metropole, war jedoch ein Dorf inmitten von Wäldern und Feldern. Der Fahrer warf ihr einen überraschten Blick zu. So weite Fahrten bekam er selten, schon gar nicht nachts.

Ihm sollte es nur recht sein. Sein Fahrgast benahm sich zwar etwas merkwürdig steif und kalt, doch er sollte die junge, bildhübsche Frau ja auch nur nach Enfield bringen und sie nicht zu sich nach Hause mitnehmen. Obwohl er das gern getan hätte, wie er nach einem gründlichen Blick in den Innenspiegel feststellte.

»Fahren Sie schneller, ich habe nicht viel Zeit«, sagte die junge Frau mit schneidender Stimme.

Der Fahrer zuckte erschrocken zusammen und trat das Gaspedal tiefer durch. Jetzt wollte er seinen seltsamen Fahrgast so schnell wie möglich wieder los werden.

*

Von Süden, vom Stadtzentrum her, näherte sich das Taxi mit Angela Alessi dem Londoner Außenbezirk Enfield. Von Norden, vom freien Land her, kam ein anderer Wagen. Ein Privatauto, eine alte Klapperkiste. Am Steuer saß eine Studentin, daneben ihr Freund, ebenfalls Student. Die beiden hatten Freunde außerhalb von London besucht und kamen in bester Laune zurück.

»Schon elf Uhr«, sagte Pam Winston. »Ich bin hundemüde.«

»Dann lass mich ans Steuer«, meinte Joe. »Mir geht es noch ganz gut.«

»So habe ich das nicht gemeint«, wehrte sie ab. »Jetzt habe ich mir schon einmal den Platz am Steuer erkämpft. Da gebe ich ihn nicht so schnell wieder ab. Aber die Vorlesungen morgen. Ich glaube, ich werde den ganzen Vormittag in der Uni schlafen.«

»Morgen ist Sonntag«, gab Joe grinsend zurück. »Und wir beide machen uns einen tollen Tag.«

»Ach, richtig!« Sofort hellte sich das Gesicht des Mädchens auf. Sie hatte sich für die Party in einen nagelneuen indischen Kaftan gewickelt, in dem sie trotz der warmen Nacht zu frieren begann. »Hoffentlich sind wir bald zu Hause.«

Joe schüttelte den Kopf und stellte die Füße gegen das Armaturenbrett. »Verstehe ich nicht. Du kannst dich ja ausschlafen.«

»Mir ist kalt«, antwortete Pam und schrie im nächsten Moment auf.

»Vorsicht!«, brüllte Joe.

Pam reagierte geistesgegenwärtig, als der unbeleuchtete Wagen auf der Straße vor ihnen auftauchte. Sie rammte gedankenschnell den Fuß auf das Pedal. Kreischend fassten die Bremsen. Quietschend radierten die Reifen über den Asphalt.

Es nützte nichts mehr. Der alte Wagen krachte gegen das Heck des stehenden Autos. Metall verbog sich knirschend und krachend, Glas splitterte mit einem explosionsähnlichen Knall.

»Verdammt!«, schrie Pam.

Mit einem Ruck wollte sie die Tür aufreißen. Sie klemmte, dass Pam sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegenwerfen musste. Sie taumelte auf die Straße hinaus.

Joe stieg auf der anderen Seite aus. Er hatte nichts abbekommen, weil er sich kräftig abgestütz hatte. Ein Scheinwerfer der alten Mühle funktionierte noch. In ihrem Licht besah sich Joe den Schaden an den beiden Fahrzeugen. Es gab eine Menge zu sehen, sodass er nicht auf seine Freundin achtete.

Pam lief inzwischen zu dem Wagen, den irgendein Idiot mitten auf der Fahrbahn abgestellt hatte, und riss die Tür auf. Der wütende Wortschwall blieb ihr im Hals stecken. In dem Wagen war keiner.

Ratlos sah sie sich um, konnte jedoch niemanden entdecken, auch nicht am Straßenrand. Verärgert schaltete sie die Scheinwerfer des Unglückswagens ein. Vielleicht fand sie auf diese Weise den Schuldigen. Zumindest wurden andere Autofahrer gewarnt.

Pam Winston zog sich aus dem fremden Wagen zurück, richtete sich auf und ging nach vorne. Noch immer war sie wütend, als sie die reglose Gestalt auf der Fahrbahn erblickte.

Ihre Gedanken überstürzten sich.

Eine Frau auf der Straße. Nacht. Dazu ein verlassener Wagen.

Alles klar. Unfall mit Fahrerflucht!

Sie trat hastig einen Schritt näher. »Joe!«, rief sie erstickt.

Die Frau auf der Fahrbahn rührte sich nicht. Pam zitterte bei der Vorstellung, wie die Unglückliche durch den Unfall zugerichtet sein mochte. Trotzdem überwand sie sich und beugte sich über die Fremde.

Und dann schrie sie vor Entsetzen auf. Sie rang nach Luft.

Joe schnellte sich auf seine Freundin zu. Er packte sie an den Schultern, wollte sie schütteln, ihr zureden, ihr irgendwie helfen.

Er kam nicht dazu. Sein Blick fiel auf die reglose Gestalt auf der Straße. Und auf den Kopf des Opfers.

Sein Atem stockte. Kraftlos taumelte er gegen den fremden Wagen. Und in seinen Armen schrie Pam, bis er sich aufraffte und ihr eine schallende Ohrfeige versetzte.

Schluchzend sank sie gegen ihn.

Joe Brunel biss die Zähne zusammen, um nicht ebenfalls zu schreien. Etwas so Grauenhaftes hatte er noch nie gesehen.

*

Es kam selten vor, dass ich ein freies Wochenende hatte. Das heißt, es gab natürlich einen Dienstplan für mich. Schließlich war ich Oberinspektor bei Scotland Yard. Und da bei Behörden alles seine Ordnung haben musste, existierte besagter Dienstplan.

Trotzdem wurde mein Dienstplan oft für längere Zeit außer Kraft gesetzt. Jagd nach Dämonen und Kampf gegen das Böse in der Welt ließ sich eben nicht in das starre Arbeitsschema einer Behörde pressen.

Superintendent Powell, mein Chef, hatte das eingesehen.

Das bedeutete aber auch, dass mich Sir Powell zu den unmöglichsten Zeiten auf einen Einsatz schickte. Hätte er mich nicht so hundertprozentig unterstützt, hätte ich ihn sicherlich einen Menschenschinder genannt.

»Sie müssen sofort los«, sagte er, als der Sonntag gerade eine Minute alt war. Er sagte es über Telefon, und der Sonntag sollte für mich ein Ruhetag werden. Für mich und Jane Collins, die Privatdetektivin.

»Sie sind ein Menschenschinder, Sir«, antwortete ich höflich aber bestimmt. »Wissen Sie …«

»Schon gut«, unterbrach er mich. »Ich weiß, wie spät es ist. Ich weiß, dass ich Ihnen den Sonntag verderbe und wahrscheinlich auch die nächsten Tage. Trotzdem, Sie müssen sofort los. Fahren Sie nach Enfield.«

»Weiter ging es wohl nicht?«, unterbrach ich ihn. »Warum nicht gleich Glasgow oder Edinburgh?«

»In Enfield nehmen Sie die Great Cambridge Road«, fuhr Superintendent Powell unbeeindruckt fort.

»Great«, warf ich ein. »Ich meine natürlich, Great Cambridge Road.«

»Sie werden dann schon die richtige Stelle finden«, erklärte Powell. »Ich wünsche Ihnen viel Glück und mir bald einen ausführlichen Bericht.«

»Das Glück nehme ich gern, den Bericht spare ich mir«, antwortete ich und legte auf. Auch ein Vorgesetzter bei Scotland Yard kann um fünf nach zwölf nicht allzu viel Respekt erwarten. Außerdem wollte ich ihn nicht verwöhnen.

Ich holte den silbergrauen Bentley aus der Garage und machte mich auf den Weg. Sonntag, 5. Juni, registrierte ich automatisch in meinem Gehirn. Ich mochte keine Akten, deshalb führte ich über jeden Fall eine Akte in meinem Kopf. Ich hatte soeben eine neue Kladde begonnen. Bis jetzt stand da nur: Enfield, Great Cambridge Road. Und das Datum.

Der Rest musste noch folgen.

Er folgte genau eine dreiviertel Stunde später. Ich sah schon von Weitem die zuckenden Blaulichter der Straßensperre. Das also war die Stelle, von der Superintendent Powell gesprochen hatte.

Zwei Polizisten stoppten meinen Wagen. Einer von ihnen kam an meine Tür.

»Tut mir leid, aber hier können Sie nicht … Verzeihung, Sir!« Er salutierte. Mein Gesicht war offenbar bekannter als ich dachte. »Sie werden schon erwartet. Zwei Meilen weiter. Sie können es nicht verfehlen, Oberinspektor.«

»Noch zwei Meilen?«, fragte ich überrascht. »Und was machen Sie hier?«

»Eine Straßensperre«, antwortete er. »Wir haben Sicherheitsstufe eins. Niemand darf sich dem Tatort nähern.«

Ich pfiff durch die Zähne und gab wieder Gas. Mit einem kaum merklichen Ruck rollte der Bentley an.

Eine Sicherheitszone von zwei Meilen. Nicht schlecht. Das kam selten vor. Meinen Vorgesetzten im Yard musste es sehr darauf ankommen, dass niemand von der Sache Wind bekam. Ich wurde langsam neugierig.

Der Polizist hatte ebenso recht wie Sir Powell. Ich sah es schon von Weitem. Mindestens sieben Polizeifahrzeuge. Die Blaulichter auf den Dächern zuckten träge.

In weitem Umkreis waren Polizisten aufgestellt. Sie alle wandten der Stelle auf freier Landstraße den Rücken zu und beobachteten die Umgebung. Nicht einmal eine Maus wäre bis zu der Gruppe von Personen vorgedrungen, die sich um zwei Autos scharte.

Ich stellte den Bentley ab, zeigte am Sperrgürtel meinen Ausweis und ging näher heran.

Auf den ersten Blick wirkte alles wie ein Verkehrsunfall. Ein ganz normaler Auffahrunfall. Am Heck eines schwarzen Wagens klebte eine alte Kiste, die den Weg zum Schrottplatz nicht mehr aus eigener Kraft schaffte. Die Kühlerhaube des Klapperkastens war um die Hälfte kürzer als vorher.

Vor dem schwarzen Wagen lag eine Frau. Offenbar tot, wie ich an der unnatürlichen Stellung von Armen und Beinen erkannte. Ein Stück abseits stand der Kleinbus der Mordkommission. Zwei junge Leute saßen darin, Studenten oder Künstler, schätzte ich. Sie waren so verstört, dass sie mir leid getan hätten, wäre ich nicht mit der toten Frau beschäftigt gewesen.

»Oberinspektor Sinclair.« Der Leiter der Mordkommission kam mir entgegen. Er sah nicht viel besser aus als die jungen Leute, und das kam bei ihm selten vor. Er war abgebrüht. »Das müssen Sie sehen, Sinclair.«

»Deshalb bin ich hier, Molder«, sagte ich und trat auf die Tote zu.

Mit einem einzigen Blick erfasste ich die Situation. Sie hatte keine sichtbaren Verletzungen von einem Unfall. Der Kühler des schwarzen Wagens war nicht eingebeult, kein Scheinwerfer zerbrochen.

In diesem Moment gab Molder ein Zeichen. Seine Leute schalteten Standscheinwerfer ein. Vom Kleinbus her kam ein Aufschrei. Die junge Frau hatte ihn ausgestoßen.

Ich verstand sie gut. Die Tote sah entsetzlich aus.

Sie lag auf dem Rücken, und doch konnte ich nur ihren Hinterkopf sehen. Jemand hatte ihr das Gesicht auf den Rücken gedreht.

Ich zog die Unterlippe zwischen die Zähne und biss kräftig darauf. Der Schmerz brannte. Nein, ich träumte nicht.

Es war die berüchtigte Methode, wie Geister ihre Opfer töteten.

Zu allen Zeiten hatte man solche Leichen gefunden. Auf der ganzen Welt. Und immer hatten sich die Leute schaudernd bekreuzigt, weil sie wussten, dass sie vor einem Opfer der Finsternis standen. Erst in der Gegenwart waren Leichen dieser Art seltener geworden.

Auch Dämonen stellten sich auf die veränderten Zeiten ein. Wenn heute irgendwo auf der Welt ein Toter mit dem Gesicht auf dem Rücken gefunden wurde, wusste es wenige Stunden später die gesamte Menschheit. Im Zeitalter der TV-Satelliten konnten sogar alle Menschen den schauerlichen Toten sehen.

Meistens legten die Mächte der Finsternis keinen Wert auf solche Propaganda durch die Massenmedien. Sie bevorzugten daher unauffälligere Mittel, um den Menschen zu schaden. Das hier war eine Ausnahme. Und ausgerechnet in London!

Ich wandte mich an Oberinspektor Molder. »Wer weiß davon?«

Er zuckte die Schultern und machte eine Geste, die alle Polizisten einschloss. »Und natürlich Superintendent Powell, meine Männer und die beiden dort.« Er zeigte auf die jungen Leute, die genauso blass wie Leichen waren. »Sie haben die Tote gefunden.«

»In Ordnung.« Ich warf einen langen Blick auf die Tote. »Meinetwegen können Sie nach Hause fahren und die Unglückliche mitnehmen.«

Er blickte mich überrascht an. »Wollen Sie den Tatort nicht untersuchen, Sinclair?«

Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Wir arbeiten zwar beim selben Verein, Molder, aber ich habe andere Methoden.«

Wäre ich ganz ehrlich gewesen, hätte ich sagen müssen:

Normale kriminalistische Untersuchungen helfen mir nicht weiter. Und in diesem Fall habe ich noch nicht die geringste Ahnung, was ich unternehmen kann.

Denn das war die Wahrheit. Vorläufig gab es für mich nicht den kleinsten Anhaltspunkt.

Aber ich war sicher, dass sich das bald ändern würde. Dämonen, die so grausam vorgingen, suchten sich bald ein neues Opfer. Und noch eines. Und wieder eines.

Falls ich sie nicht unschädlich machte. Und genau das hatte ich vor.

*

Erst gegen ein Uhr nachts kam Angela Alessi an ihrem Ziel an. Von einer inneren Stimme geleitet, hatte sie das Taxi am Ortsbeginn von Enfield verlassen und war querfeldein zu Fuß weitergegangen.

Sie war noch nie in ihrem Leben hier gewesen, fand jedoch den Weg, als ginge sie ihn täglich mehrmals. Obwohl es eine finstere Nacht ohne Mond und Sterne war, strauchelte sie nicht ein einziges Mal. Wie eine Schlafwandlerin bewegte sie sich auf ein einsam stehendes Haus zu.

Von außen machte es einen verwilderten und verfallenen Eindruck, als lebten schon jahrelang keine Menschen mehr in dem Gebäude. Beim Näherkommen bemerkte man, dass vor allen Fenstern Läden befestigt waren, die kein Licht hereinließen.

Keinen einzigen Gedanken verschwendete Angela Alessi auf ihren Mann, der bald nach Hause kommen und sie vermissen musste. Sie näherte sich dem Haus mit größter Vorsicht und nützte jeden Busch als Deckung aus.

Das Grundstück wurde von einem Zaun gesichert, der jedoch an zahlreichen Stellen morsch geworden war. Angela packte zwei der hölzernen Stäbe und bog sie langsam auseinander. Mit einem knirschenden Geräusch brachen sie dicht über dem Boden. Sie waren von Moder und Fäulnis zerfressen.

Gewandt huschte die junge Frau durch die entstanden Lücke.

Sie versank im knietiefen Unkraut, zerriss sich den Hosenanzug, achtete nicht darauf.

Sie war noch keine zehn Schritte weit gekommen, als sich mit wütendem Kläffen drei Bluthunde auf sie stürzten. Sie fegten um die Ecke des Hauses und schnellten sich durch die Luft.

Angela sah die weit aufgerissenen Rachen, hörte das heisere Bellen. Ihr Schicksal schien besiegelt zu sein.

Für einen Moment erwachte sie aus ihrem tranceähnlichen Zustand und torkelte entsetzt ein paar Schritte zurück. Gleich darauf geriet sie wieder völlig unter die Kontrolle der unheimlichen Macht.

Sie blieb stehen und erwartete die rasenden Hunde.

Das erste Tier setzte dicht vor ihr auf dem Boden auf und spannte seinen mächtigen Körper zum letzten, todbringenden Sprung. Angela hob die Hände und streckte dem Tier die gespreizten Finger entgegen.

Mitten in der Luft warf sich der Hund aufjaulend zur Seite. Verzweifelt versuchte er, die Frau nicht zu berühren. Er kam neben Angela zu Fall, wälzte sich durch das Unkraut und kroch tief geduckt und mit eingeklemmtem Schwanz davon.

Die anderen Hunde folgten ihm ebenso rasch und lautlos. Ihr Nackenfell war gesträubt. Sie zitterten am ganzen Körper.

Angela Alessi ging ungerührt weiter, als wäre nichts geschehen. Sie beobachtete die Fenster. Hatte jemand das Bellen der Hunde gehört.

Als sich nichts rührte, umrundete sie das Haus, bis sie ein unvergittertes Kellerfenster entdeckte. Sie drückte es auf und ließ sich in die Tiefe gleiten.

Sie fiel nicht weit. Ein Berg Kartoffeln bremste ihren Fall. Angela raffte sich auf, trat an die Tür des Verschlages heran und lauschte. Nichts war zu hören.

Zoll für Zoll drückte sie die knarrende Tür auf, glitt auf den Kellergang hinaus und suchte ihren Weg nach oben.

In sich verspürte sie einen lautlosen Ruf. Etwas zog sie magisch an, etwas, das ihr Angst einflößte. Eine ungeheuer starke Kraft des Bösen ging von dem Gegenstand aus.

Trotzdem musste sie immer näher heran. Sie durchquerte die Halle auf Zehenspitzen. Hinter den angrenzenden Türen hörte sie murmelnde Stimmen, eintönige Gesänge, dazwischen spitze Schreie.

Wie ein Raubtier schlich sie die Treppe in den ersten Stock hinauf. Vor einer Doppeltür blieb sie stehen. Ein schwerer Eisenriegel lag quer davor.

Kein normaler Mensch konnte diese Tür öffnen, wenn er nicht den passenden Schlüssel für das massive Vorhängeschloss besaß. Für Angela Alessi stellte diese Tür kein Hindernis dar.

Sie legte ihre Fingerspitzen an das Vorhängeschloss. Lautlos schwangen die Flügel zurück. Zögernd betrat sie den dahinterliegenden Raum.

Ihr Blick saugte sich an dem Gegenstand fest, den sie holen sollte. Plötzlich wusste sie, dass sie nur deshalb gekommen war.

Sie näherte sich der niedrigen Säule in der Mitte des Raumes. Auf einer schwarzen Samtunterlage ruhte ein dickes, uraltes Buch. Es strahlte jene Aura des Bösen aus, die Angela erschreckt und gleichzeitig angezogen hatte.

Fast übermächtig wurde das Böse, als Angela die Hände nach dem Folianten ausstreckte, ihn zuklappte und an sich presste. Sie glaubte, mit dem Buch zu verschmelzen. Ein Strom von bösen Gedanken stürmte auf sie ein und drohte, sie zu vernichten.

Sie wankte. Schmerzliches Stöhnen drang aus ihrem Mund. Fast wäre sie zusammengebrochen, als der unerträgliche Einfluss schlagartig nachließ. Es war, als habe jemand einen Schutzmantel über den Folianten gelegt.

Angela Alessi kannte nur mehr einen Gedanken. Sie musste mit ihrer Beute so schnell wie möglich fliehen. Sie wirbelte herum – und stand mehreren Männern und einer Frau gegenüber.

Und alle hielten lange, blitzende Dolche in den Händen.

*

Er hatte sich seinen Beitritt zu den ›Dienern des Schwarzen Todes< anders vorgestellt. Jack Fiddler hatte geglaubt, mit diesem einen Mord die Aufnahme geschafft zu haben und alle Bedingungen erfüllt zu haben. Danach erwartete er Reichtum, der ihm buchstäblich in den Schoß fallen musste.

Schon nach wenigen Minuten merkte er, dass es nicht stimmte. Seine Flucht fand ein jähes Ende.

Eine innere Stimme meldete sich. Mit Schaudern erkannte er, dass ein mächtiger Dämon zu ihm sprach, vielleicht sogar der Mächtige selbst.

Unsere Feinde versammeln sich wieder, sagte die hohle, lautlose Stimme in seinen Gedanken. Du wirst sie warnen! Bald kommt einer der Ihren in deine Nähe. Ich werde dir den Mann zeigen, und du wirst ihn vernichten! Das soll ihnen eine Lehre sein!

Im nächsten Moment war die geistige Verbindung unterbrochen. Jack Fiddler hätte sich gar nicht mehr gegen den Befehl auflehnen können, selbst wenn er gewollt hätte. Er dachte aber auch nicht an Widerstand, da das sein sofortiger Tod gewesen wäre.

Er blieb stehen, keine halbe Meile von der Stelle entfernt, an der er die junge Frau ermordet hatte. Mit Unbehagen sah er, dass immer neue Polizeikräfte eintrafen. Sie riegelten das ganze Gebiet ab.

Erschrocken fragte er sich, ob der Dämon ihn vielleicht opfern wollte. Was bedeutete für dieses Wesen aus dem Reich der Finsternis ein einzelnes Menschenleben, auch wenn es sich um einen seiner irdischen Diener handelte?

Jack Fiddler verwarf diesen Gedanken gleich wieder. Er klammerte sich daran, dass er dem Dämon gleich zu Beginn besonders intensiv dienen durfte und seine Belohnung dafür umso höher sein musste.

Noch wusste er nicht, wen er töten sollte, doch der Dämon zeigte ihm sein Opfer, wie er es angekündigt hatte. Trotz der dichten Polizeikontrollen kam ein einzelner Mann die Great Cambridge Road entlang gegangen. Immer wieder blickte er sich vorsichtig nach allen Seiten um. Als ein Streifenwagen auftauchte, drückte er sich hastig in einen Hausflur.

Ohne dass der Dämon noch einmal zu ihm sprach, wusste Jack Fiddler plötzlich, dass dies der Richtige war. Fiddler blieb ruhig stehen.

Das Licht der Straßenlaterne reichte nicht bis zu ihm. Sie hingen in weiten Abständen von den Masten, sodass dazwischen dunkle Zonen blieben. In einer solchen Zone lauerte Fiddler.

Der andere Mann kam ahnungslos näher. Er glaubte, sich nur vor der Polizei in Acht nehmen zu müssen, und lief ahnungslos in die tödliche Falle.

Fiddler erhielt den lautlosen Befehl. Er löste sich aus dem Schatten und rannte auf die Fahrbahn hinaus. Wegen der Polizeisperren war kein einziges Auto unterwegs.

Der Mann sah ihn kommen und floh. Fiddler schnitt ihm den Weg ab, schnellte sich auf den Bürgersteig und breitete die Arme aus.

Der Fremde schlug einen Haken. Er wollte auf die andere Straßenseite. Dort stand ein niedriger Zaun. Der dicht verwachsene Garten dahinter bot Rettung.

Doch der Mörder war schneller. Fiddler tauchte vor dem Mann auf, streckte die Arme aus und packte seinen Kopf.

In wilder Verzweiflung schlug der Fremde um sich. Sein Kopf steckte wie in einem Schraubstock. Und der Mörder schien unverwundbar zu sein. Die Faustschläge seines Opfers prallten wirkungslos an ihm ab.

Diesmal brauchte Jack Fiddler keinen lautlosen Ruf an den bösen Geist zu senden. Der Dämon kam von selbst über ihn und verlieh ihm übermenschliche Kräfte.

Fiddlers Hände packten noch fester zu und wirbelten mit tödlicher Wucht herum.

Jack Fiddler blickte starr auf sein Opfer, das tot zu Boden sank. Im gleichen Moment flammten Scheinwerfer auf und blendeten den Mörder.

*

Es war ein mysteriöser Fall, dachte ich, während ich zu meinem Bentley zurückging. Eine Frau war auf offener Straße ermordet worden. Auf buchstäblich dämonische Weise.

Es gab eine ganze Reihe von Fragen. Wer war die Tote? Was hatte sie so spät noch auf der unbeleuchteten Straße getan? Gab es zwischen ihr und ihrem Mörder eine Verbindung?

Das waren die rein kriminalistischen Fragen, die mich natürlich auch interessierten, wenn auch nur am Rande.

Viel wichtiger war für mich, ob ein Dämon oder ein Mensch unter dem Einfluss eines Dämons gemordet hatte. Warum war diese Frau getötet worden? War sie nur ein zufälliges Opfer oder hatte der Mörder sie ganz gezielt ausgesucht?

Ich war tief in meine Überlegungen versunken, als ich in den Wagen stieg und den Motor zündete. Oberinspektor Molder zog seine Leute noch nicht zurück, wie ich ihm geraten hatte. Er musste die Routinearbeiten erledigen, und die kosteten Zeit.

Ich wendete und fuhr in Richtung Zentrum los. Heute konnte ich nichts mehr unternehmen. An der Toten selbst oder in ihrer Umgebung hatte ich keine Anzeichen von Magie entdeckt. Also musste ich abwarten, was Molder über das Opfer herausfand und versuchen, ob ich …

Ich wurde hart in meinen Gedanken unterbrochen. Im Licht der Scheinwerfer tauchten zwei Männer auf der Straße auf.

Wir befanden uns noch innerhalb des äußeren Sperrgürtels der Polizei. Eine Schlägerei? Oder was …

Weiter kam ich nicht. Noch während ich auf die Bremse trat, packte der eine Mann den Kopf des anderen und tötete sein Opfer.

Eisiger Schreck durchfuhr mich, als der Mörder den Kopf des Mannes herumdrehte. Sekundenlang saß ich wie gelähmt in meinem Wagen.

Doch dann riss ich die Tür auf und sprang hinaus. Mit einem Faustschlag schaltete ich noch das Fernlicht ein und rannte los.

Der Mörder wirbelte zu mir herum. Er kümmerte sich nicht weiter um den Toten, der vor ihm zu Boden sank.

Ich sprintete auf ihn zu. Er sah mich kommen, obwohl ihn das Licht blenden musste, und riss die Hände hoch.

Klauenartig gekrümmte Finger streckten sich mir entgegen.

Der Mann stand sicher noch immer unter einem dämonischen Einfluss. Er war doppelt und dreifach gefährlich.

Ich war von dem Mord so schockiert, dass ich nicht an Vorsicht dachte. Aus vollem Lauf stürzte ich mich auf den Mann, duckte unter seinen Händen weg und jagte einen Aufwärtshaken los.

Jeden anderen hätte der Schlag umgehauen. Der Mörder zeigte keine Wirkung. Er griff nach meinem Kopf. Im letzten Moment riss ich ihn zur Seite.

Die Hand des Mörders streifte meine Schläfe. Ich zuckte zusammen. Es fühlte sich an, als ob mich der Tod berührt hatte. Die Haut des Mannes war kalt wie die einer Leiche.

Blitzschnell zuckten seine Hände herum. Ich konnte nicht mehr ganz ausweichen. Er packte meine Haare und zog daran, dass ich einen Schrei ausstieß.

Verzweifelt stieß ich ihm die Fäuste gegen die Brust. Ich hätte ebenso gegen eine Betonmauer schlagen können. Der Mörder rührte sich nicht von der Stelle.

Sein Griff in meinen Haaren lockerte sich. Dafür legten sich im nächsten Moment seine eisigen Hände um meinen Kopf.

Genau an den Schläfen packte er zu. Der Schädel schien mir zu zerplatzen. Ich schlug und trat nach ihm, genau wie vorhin das andere Opfer. Und genau wie der Unglückliche erzielte ich keine Wirkung.

Tödliche Kälte strahlte von diesen Mörderhänden aus. Ich hörte von Ferne ein satanisches Kichern, böse und höhnisch.

Vor meinen Augen verschwamm alles. Ich rang nach Luft, aber ich konnte nicht schreien. Der Druck in meinem Kopf lähmte mich.

Für einen Moment klärte sich mein Blick. Ich sah in die Augen des Mörders.

Das waren keine menschlichen Augen mehr. Durch die Pupillen hindurch erblickte ich ein Land, das Menschen verschlossen war, ein Reich des Schrekkens. Wilde Dämonenfratzen starrten mir entgegen. Mäuler, aus denen grünlicher Brodem quoll, schossen auf mich zu. Dazwischen hörte ich das Stöhnen und Jammern unglücklicher Menschen, die in die Klauen der Dämonen geraten waren.

Aus dem Gewirr der Fratzen und entstellten Leiber schälte sich ein Gesicht heraus, das mir nur zu bekannt war. Durch die Augen des Mörders hindurch sah ich meinen Erzfeind, den Schwarzen Tod.

Er winkte mir zu, als wolle er mich zu sich in sein schauerliches Reich locken.

Der Mörder stieß einen heiseren Schrei aus. Meine Verbindung zu dem Dämonenreich riss ab.

Statt dessen sah ich, wie sich das Gesicht des Mannes in übermenschlicher Anstrengung verzerrte.

In einem letzten Aufbäumen all meiner Kräfte wehrte ich mich, doch es half nichts.

Jetzt dreht er dir das Gesicht auf den Rücken! schoss es mir durch den Kopf.

Es war aus!

*

Ohne Schrecksekunde warf sich Angela Alessi herum und floh weiter in den Raum hinein. Die Männer und die Frau folgten ihr nicht. Sie wussten, dass sie ihnen nicht entkommen konnte.

Gleich darauf erkannte auch Angela, dass der Raum keinen zweiten Ausgang besaß, nicht einmal Fenster. Sie war gefangen, und sie musste sich wehren, wollte sie nicht erdolcht werden.

Zitternd blieb sie an der Rückwand stehen. Langsam kamen die Männer auf sie zu. Die Frau stand an der Tür und sicherte den einzigen Ausgang.

Ängstlich starrte Angela auf die Dolche. Sie schüttelte den Kopf, als könnte sie es nicht fassen, dass ihr junges Leben so grausam enden sollte. Sie war verloren. Nichts und niemand konnte sie retten.

Das dachte sie wenigstens.

Mit einem grauenhaften Fluch stürzten sich die Männer auf sie. Die Dolche zischten durch die Luft.

Im selben Moment strömte von dem alten Folianten eine rätselhafte Kraft auf Angela Alessi über. Sie riss das Buch hoch, hielt es wie einen Schild vor sich.

Die Dolche wurden von magischer Kraft angezogen. Ihre Spitzen trafen den Einband des geheimnisvollen Buchs, ohne ihn zu durchdringen.

Die Männer jedoch, die die Dolche noch immer festhielten, brüllten auf. Mit verzerrten Gesichtern taumelten sie zurück. Arme und Beine zuckten unkontrolliert. Sie krümmten sich in Krämpfen, stürzten zu Boden und rührten sich nicht mehr.

Übrig blieb nur die Frau an der Tür, die Angela den Fluchtweg versperrte. Sie duckte sich wie eine Raubkatze, die sich auf ihr Opfer stürzen will. Gefährlich blinkte die Dolchklinge, als sie auf Angela zuschlich.

Die junge Frau blieb wie eine Statue stehen. Noch immer hielt sie das Buch weit von sich. Sie überlegte nicht, was sie tat, sondern handelte nach den lautlosen Anweisungen, die sie aus einer anderen Dimension erhielt.

»Mich kannst du nicht erledigen, du Hexe!«, zischte die Fremde. Ein teuflisches Grinsen legte sich auf ihr Gesicht. Ihre grauen Augen funkelten vor Hass. »Ich weiß, wer dich geschickt hat! Aber du wirst das Buch nicht aus diesem Haus schaffen! Es gehört uns, nur uns!«

Die Frau schlich um Angela herum, die Arme leicht zur Seite gestreckt. Sie belauerte jede Bewegung ihrer Gegnerin.

Mit einem fauchenden Zischen sprang sie Angela plötzlich an. Die Hand mit dem Dolch stach zu, zuckte jedoch im letzten Moment zurück.

Angela rührte sich nicht. Das Buch gab ihr Sicherheit, schirmte sie gegen jeden Angriff ab.

Die Frau fintete nur. In der nächsten Sekunde warf sie sich zu Boden, wälzte sich herum und schnellte hinter Angelas Rücken wieder hoch.

Angela wirbelte herum, aber es war zu spät. Die Frau stach nicht nach ihr, sondern schleuderte den Dolch. Flirrend sauste er durch die Luft.

Angela war verloren!

Heiß flutete es durch ihren Körper, als der alte Foliant seine grauenhaften Kräfte auf sie übertrug. Ihre Augen richteten sich in Sekundenbruchteilen auf den tödlichen Dolch.

Fingerbreit vor ihrer Brust erstarrte die Waffe mitten in der Luft. Was dann geschah, entzog sich dem menschlichen Auge, so schnell passierte es.

Eine neue Welle magischer Energie durchströmte Angela. Der Dolch wirbelte zurück, wie von Geisterhand geschleudert.

Die Unbekannte schrie entsetzt auf und schnellte sich zur Seite. Es half ihr nichts mehr.

Ihr eigener Dolch durchbohrte ihr Herz. Sie bäumte sich noch einmal auf und stürzte lautlos zu Boden. Sie war bereits tot, als sie den Teppich berührte.

Angela jedoch presste das Buch an sich und verließ den Raum, als wäre nichts geschehen. Sie warf nicht einmal mehr einen Blick auf die reglosen Männer.

Unhörbar wie ein Schatten verließ sie die alte Villa in Enfield, schlich an den Wachhunden vorbei und erreichte die Straße.

Ohne nach links oder rechts zu sehen, schlug sie die Richtung zum Stadtzentrum ein.

*

Der Druck in meinem Kopf war mörderisch. Der Mann setzte seine ganze Kraft ein, um mich auf seine gemeine Art zu töten. Nur noch Sekundenbruchteile trennten mich vom Tod.

Ich spannte meine Nackenmuskeln an. Das zögerte mein Schicksal um Zehntelsekunden hinaus.

Diese Zehntelsekunden brauchte ich. Mit einem kräftigen Ruck riss ich meine Jacke und das Hemd vorne auseinander. Die Knöpfe sprangen ab, Stoff knirschte. Ich hörte es, obwohl mir das Blut in den Ohren rauschte.

Im nächsten Moment hörte ich ein entsetzliches Brüllen. Der Druck an meinem Kopf lockerte sich, aber noch immer lagen die eiskalten Mörderhände an meinen Schläfen. Ich versetzte dem Mann einen harten Stoß und taumelte zurück.

Schwer atmend blieb ich stehen. Vor meinen Augen tanzten feurige Sterne. Die Luft brannte wie Säure in meinen Lungen. Mein Schädel schmerzte zum Zerspringen, meine Nackenmuskeln waren verspannt, als wäre ich Atlas und hätte das Firmament für zwanzig Minuten getragen.

Ich blinzelte, um meinen Blick zu klären, strich mir über die Augen und atmete tief durch.

Der Mörder stand reglos mitten auf der Straße. Seine Augen waren unnatürlich weit aufgerissen und so stark verdreht, dass ich nur das Weiße sah. Ein gruseliger Anblick, der mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte.

Er streckte noch immer die Hände von sich, die Finger zu Klauen gekrümmt. Nur dass ich meinen Kopf im letzten Moment aus der tödlichen Umklammerung befreit hatte.

Wie?

In höchster Todesnot hatte ich mich an das geweihte silberne Kreuz an meinem Hals erinnert. Es hing blank auf meiner nackten Brust. Die kühle Nachtluft strich über meine Haut und belebte mich. Im schwachen Schein der Straßenlaternen und im Licht der Scheinwerfer meines Bentleys schimmerte und funkelte das Kreuz wie ein Diamant.

Auf mich hatte der Anblick eine beruhigende Wirkung, nicht so auf den unbekannten Mörder. Er zitterte immer heftiger und krümmte sich zusammen. Die finsteren dämonischen Mächte stritten wider die Mächte des Guten. Der Mörder war das Verbindungsglied zu dem Reich des Schwarzen Todes. Er wurde in dem unsichtbaren und lautlosen Kampf aufgerieben.

Ich konnte ihm nicht helfen, dazu war der Zerfallsprozess schon zu weit fortgeschritten. Seine Haut schrumpfte, seine Augen verfärbten sich. Sie schimmerten in einem unheimlichen Rot, als loderte in ihnen das Feuer der Hölle.

Noch einmal riss er den Mund weit auf, warf den Kopf in den Nacken und stieß ein schauerliches Heulen aus. Es hörte sich wie ein Werwolf an und drang mir durch Mark und Bein. Ich schüttelte mich. Es war fürchterlich, den langsamen Tod dieses Mannes mit ansehen zu müssen. Dennoch war ich machtlos.

Der Schwarze Tod, dieser mächtige Dämon und mein erklärter Feind, entledigte sich seines nutzlos gewordenen Sklaven. Gegen ihn konnte ich nichts ausrichten, zumindest nicht hier und nicht jetzt.

Langsam sank der Mörder in die Knie. Seine Haut bildete bereits tiefe, gelblich schimmernde Falten. Er schrumpfte ein, trocknete völlig aus. Die Höllenglut in seinen Augen verstärkte sich.

Ich fasste an mein silbernes Kreuz. Es fühlte sich heiß in meinen Fingern an, dass ich es erschrocken wieder losließ. Was bedeutete das? Woher stammte diese Hitze? Von dem Kampf der Mächte?

Ein dritter und letzter Schrei brach aus dem Mund des Mörders und hallte schaurig von den Häusermauern zurück. In einer schraubenförmigen Bewegung sank er auf den Asphalt, bäumte sich ein letztes Mal auf und starrte mir aus seinen verdrehten Augen entgegen.

Eine innere Stimme warnte mich. Mit einem Hechtsprung warf ich mich zur Seite, prallte mit der Schulter auf die Straße und rollte mich ab.

Aus den Augen des Mörders brachen zwei grellrote Lichtblitze. Fauchend zischten sie zu der Stelle, an der ich eben noch gestanden hatte.

Mit einem explosionsartigen Knall begann der Asphalt zu kochen, warf Blasen und verdampfte mit infernalischem Gestank. In der nächsten Sekunde erlosch das Glühen in den Augen des Unglücklichen. Er sank mumifiziert zur Seite und streckte sich.

Der Schwarze Tod hatte noch einmal versucht, durch sein Werkzeug einen Mord zu begehen und mich aus der Welt zu schaffen. Dieser oberste aller Dämonen musste mich unglaublich hassen und auch fürchten.

Keuchend richtete ich mich auf und starrte auf die verbrannte Stelle im Asphalt. Ein tiefes Loch klaffte in der Fahrbahndecke. Hätte ich mich nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht, wäre jetzt von mir nicht einmal eine Rauchwolke übrig gewesen.

*

»Sinclair!«

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass sich ein Auto genähert hatte. Jetzt drehte ich mich um und stand Molder und seinen Leuten gegenüber. Sie blickten abwechselnd auf den Toten, auf das Mordopfer, auf mich und das Loch im Asphalt.

»Um Himmels willen«, flüsterte Molder erschüttert. »Noch ein Mord!« Er deutete auf den Mann, dessen Gesicht auf den Rücken gedreht war.

»Und hier liegt der Mörder!« Ich ging dicht an den Toten heran und beugte mich über ihn. Er sah aus wie eine ägyptische Pharaonenmumie, die man nach einigen tausend Jahren aus dem Grab geholt hatte. Nur mit dem Unterschied, dass er erst seit wenigen Minuten tot war.

»Wie ist das passiert?«, fragte Molder.

Ich konnte seine Frage sehr gut verstehen, musste ihm jedoch eine unbefriedigende Antwort geben.

»Dieser Mann hier, der wie eine Mumie aussieht, hat den anderen getötet. Vor meinen Augen. Anschließend wollte er auch mich ins Jenseits befördern. Dabei ist er ums Leben gekommen.«

»Und dieser Krater in der Fahrbahn?«, erkundigte sich Molder fassungslos. Seine Stirn lag in dicken Falten. Er glaubte mir offenbar nicht so ganz.

»Der Krater?« Ich zuckte die Schultern und schloss mein Hemd, so gut es ohne Knöpfe ging. Langsam wurde mir kalt. »Mein Bentley hatte eine Fehlzündung. Lesen Sie meinen Bericht, Molder. Sie müssen ihn bei Superintendent Powell anfordern.«

Der Leiter der Mordkommission machte ein Gesicht, als habe er auf eine unreife Zitrone gebissen. »Ich weiß Bescheid«, murmelte er und gab seinen Leuten einen Wink. Auch wenn es ein Fall für mich war, musste er seine Pflicht tun.

Ich hatte Molder absichtlich an den Superintendent verwiesen. Powell würde ihn mit einigen nichts sagenden Erklärungen abspeisen.

Wir sorgten dafür, dass nur wenige Leute wirklich eingeweiht waren.

Ich fuhr nach Hause und hängte mich ans Telefon. Zu meiner Freude klang Powells Stimme völlig verschlafen. Ich hatte ihm heimgezahlt, dass er mir den freien Sonntag verdorben hatte.

»Berichten Sie schon!«, forderte er mich auf, nachdem er kräftig gegähnt hatte.

Ich schilderte in Stichworten, was in Enfield passiert war. Schlagartig hörte der Superintendent zu gähnen auf.

»Das darf doch nicht wahr sein!«, rief er stöhnend. »Sinclair, womit haben wir es da zu tun?«

»Ich weiß es noch nicht«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Aber wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich es herausfinden. Und zwar morgen, nachdem ich ein paar Stunden geschlafen habe.«

»Ja, natürlich!«, antwortete er ungeduldig. Bestimmt hätte er es am liebsten gesehen, wenn ich sofort wieder losgezogen wäre. Er sagte jedoch nichts in der Richtung. Wahrscheinlich sah er ein, dass ihm ein völlig übermüdeter Oberinspektor auch nichts nützte.

»Ach ja, und noch etwas«, sagte ich, bevor ich das Gespräch beendete. »Meinen nächsten Bericht mache ich, wenn ich den Fall gelöst habe. Gute Nacht, Sir!«

Ich legte ganz sanft auf. Powell musste meine Nachricht erst verdauen. Vermutlich ärgerte er sich im Moment, aber er kannte mich. Ich verlor nicht gern Zeit mit unnötigen Berichten. Es genügte, wenn ich den abschließenden Erfolg meldete.

Falls ich erfolgreich sein würde. Wenn es ein Kampf gegen den Schwarzen Tod, meinen Erzfeind, war, stand das gar nicht fest.

*

Sie träumte von einem weißen Strand, blauem Himmel und dem Ozean. Sie war irgendwie mit John Sinclair an einem himmlischen Strand, doch dann kam die erste Störung, ein lang gezogenes Klingeln.

Jane Collins wälzte sich auf die andere Seite, blinzelte in die grelle Sonne und merkte, dass es nur ihre Nachttischlampe war. Sie selbst hatte sie eingeschaltet. Den Grund dafür erfuhr sie gleich darauf.

Das Klingeln gehörte nicht mehr zu ihrem wunderbaren Traum, sondern zu ihrer Wohnungstür.

Stöhnend blickte sie auf die Uhr. Es war drei Uhr nachts!

»Ja, ja, ich komme schon«, murmelte sie und schwang ihre bezaubernden Beine aus dem Bett. Es war allerdings niemand da, der ihre entzückende Figur hätte betrachten können. Als sie zur Tür wankte, zog sie einen Morgenmantel über. Es war nicht ihre Art, unbekleidet nächtlichen Besuchern zu öffnen.

Vorsichtshalber versenkte sie ihre Astra-Pistole in der Tasche des Morgenmantels, ehe sie durch das Guckloch blickte. Der Korridor war dunkel. Entweder lauerte der Besucher in völliger Finsternis auf sie, oder er stand unten vor dem Hauseingang.

Probeweise drückte Jane auf den Knopf für den elektrischen Türöffner. Gleich darauf ging die Beleuchtung im Treppenhaus an. Zwei Minuten später stürmte ein Mann auf ihre Tür zu.

Jane betrachtete ihn durch den Spion. Seine Haare hingen verschwitzt in die Stirn. Er hatte sich offenbar überhastet angezogen, da sein Hemd schief geknöpft war. Außerdem hing es aus der Hose. Die braunen Schuhe schlugen sich mit der hellgrünen Hose. Dazu trug er einen roten und einen gelben Strumpf.

Der Mann mochte Ende zwanzig sein, stellte Jane fest, als er vor ihrer Tür stehen blieb und den Finger auf den Klingelknopf presste.

Er wirkte gehetzt und verängstigt, während er Sturm schellte.

Sie riss die Tür auf, um dem stürmischen Klingeln ein Ende zu bereiten.

»Miss Collins?« Er stolperte ihr entgegen. »Sie müssen mir helfen.«

»Schon gut.« Jane zog die Hand von der Pistole zurück. Der Junge wirkte harmlos »Kommen Sie erst einmal herein, bevor die Nachbarn aufwachen. Ich möchte keinen Ärger im Haus.«

Er folgte ihr verwirrt ins Wohnzimmer und setzte sich, als sie auf einen der Sessel zeigte. Jane blieb in vorsichtiger Entfernung stehen.

»Meine Frau ist verschwunden!«, stieß der junge Mann hervor. »Sie ist einfach weg. Ich war schon bei der Polizei, aber dort will mir keiner zuhören. Sie sagen, dass sie schon wiederkommen wird.«

»Wann ist Ihre Frau verschwunden?«, erkundigte sich Jane gähnend. Sie interessierte sich überhaupt nicht für diese Sache, obwohl sie Privatdetektivin war. Um drei Uhr nachts wollte sie schlafen.

»Wann?« Der Mann runzelte die Stirn. »Ich bin Schichtarbeiter. Autos, verstehen Sie?«

Jane verstand nicht. »Was wollen Sie eigentlich von mir?«, fragte sie gereizt. »Wissen Sie, wie spät es ist?«

Der Mann schien ihren Einwand gar nicht gehört zu haben. »Mein Name ist Herb Alessi, Miss Collins. Und meine Frau heißt Angela. Sie ist verschwunden, während ich auf Schicht war. Sie müssen mir helfen!«

»Wie sind Sie überhaupt auf mich gekommen?«, erkundigte sich die attraktive Privatdetektivin. »Hat Sie jemand von der Polizei zu mir geschickt?«

Mr. Alessi zuckte hilflos die Schultern. »Weil die mir bei der Polizei nicht geholfen haben, wollte ich mich an einen Privatdetektiv wenden. Und im Telefonbuch habe ich zuerst ihren Namen gefunden.«

Jane ließ sich bis ins letzte Detail schildern, was vorgefallen war. Viel wusste Herb Alessi nicht, aber er erzählte es ihr, während sie einen Kaffee kochte, der einen Toten aufgeweckt hätte.

Kopfschüttelnd nippte Jane an der ersten Tasse. »Ich weiß nicht warum, aber ich werde mich um den Fall kümmern«, versprach sie dem völlig verzweifelten jungen Mann. »Überlegen wir gemeinsam. Wie könnte ihre Frau die Wohnung verlassen haben?«

Fünf Minuten später begann Jane Collins, sich systematisch bei den Zentralen der Funktaxis zu erkundigen. Dabei wusste sie wirklich nicht, warum sie sich um diesen alltäglichen Fall kümmerte.

*

Anhaltendes Klingeln riss mich aus dem Schlaf. Ich dachte sofort an Superintendent Powell und verwünschte meinen Beruf. Nicht einmal in der Nacht konnte man Ruhe haben.

Irgendwann hat auch einmal ein Beamter von Scotland Yard seinen Schlaf verdient. Ich fand, dass das genau jetzt der Fall war. Ich wollte nicht aufwachen.

Die Klingel war hartnäckiger als ich. Endlich schreckte ich hoch, wurde völlig wach und begriff, dass es gar nicht das Telefon war.

Todmüde stand ich auf und schaltete das Licht ein. Es war fünf Uhr morgens. Während ich in meinen Hausmantel schlüpfte, tappte ich zur Tür und riss sie auf.

Jane Collins taumelte mir entgegen. Sie musste sich gegen die Tür gelehnt haben. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich ziemlich unvorsichtig gewesen war. Diesmal hatte ich noch Glück gehabt, aber wenn es ein anderer als Jane gewesen wäre, hätte es schiefgehen können.

»Wunderbar, dass du so zu mir hingezogen bist, Jane«, sagte ich gähnend. »Aber weißt du auch, wie spät es ist?«

»Fünf Uhr«, erwiderte sie trocken, trat ein und schloss die Tür. »Los, zieh dich an!«

»Ich will schlafen!«, rief ich.

»Das habe ich vor zwei Stunden auch gesagt«, erklärte sie. »Einem jungen Mann, der in meiner Wohnung aufgetaucht ist. Ich kann nicht weiterschlafen, und du auch nicht. Zieh dich an, wir fahren!«

Daraufhin stellte ich keine Fragen mehr. Wenn Jane so entschlossen war, steckte etwas dahinter. Ich beeilte mich, war endlich fertig und warf einen zögernden Blick auf meinen Spezialkoffer.

»Brauche ich ihn?«, erkundigte ich mich.

Jane zuckte die Schultern. »Kann nicht schaden.«

Ich nahm meinen Koffer mit, und wir fuhren in die Tiefgarage zu meinem Bentley hinunter. Jane überließ mir das Steuer. Ihr Wagen parkte vor dem Haus. Ich sah es, als ich die Auffahrt hinaufkurvte.

Sie gab mir die Richtung an und begann, von dem jungen Mann zu erzählen, der vor zwei Stunden bei ihr aufgetaucht war.

»Ich hatte Glück«, berichtete sie. »Schon in der dritten Funkzentrale für Taxis wurde ich fündig. Einer der Fahrer konnte sich auf Anhieb an Angela Alessi erinnern. Er wusste auch noch, wo er sie abgesetzt hat.«

»Und weiter?«, fragte ich, als Jane schwieg.

»Ich fuhr hin, was sonst?« Sie blickte ruhig durch die Windschutzscheibe nach vorne. Es dämmerte schon, doch dichter Nebel hielt das Tageslicht zurück. Man konnte keine zwanzig Schritte weit sehen.

»Wo sind wir hier überhaupt?«, fragte ich, als mich Jane an den Straßenrand dirigierte.

»Enfield«, antwortete sie.

»Enfield?«, rief ich entgeistert. Jane konnte meine Aufregung nicht verstehen. Sie wusste noch nicht, was ich in dieser Nacht in Enfield erlebt hatte.

Sie holte den Stadtplan aus dem Handschuhfach und zeigte mir die Stelle, damit ich mich orientieren konnte. Meine Gedanken überschlugen sich. Wir waren gar nicht weit von der Stelle entfernt, an der zwei Menschen ermordet worden waren.