John Sinclair 641 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 641 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989!

Geisterbahn.

Der Wagen raste in das Dunkel!

In der Werbung wurde oft versprochen, dass bestimmte Fahrzeuge wie auf Schienen fahren, in diesem Fall stimmte es tatsächlich.

Er fuhr auf Schienen!

Das Dunkel fraß ihn und den Fahrer. Es war ein Schlund, ein grausamer Rachen, der tief Atem holte, das Opfer verschlang und wieder ausspie. So jedenfalls kamen sich viele vor, die in die Geisterbahn mutig hineingefahren waren und sie später mit weichen Knien und leichenblassen Gesichtern verließen.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumGeisterbahnVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Geisterbahn

Der Wagen raste in das Dunkel!

In der Werbung wurde oft versprochen, dass bestimmte Fahrzeuge wie auf Schienen fahren, in diesem Fall stimmte es tatsächlich.

Er fuhr auf Schienen!

Das Dunkel fraß ihn und den Fahrer. Es war ein Schlund, ein grausamer Rachen, der tief Atem holte, das Opfer verschlang und wieder ausspie. So jedenfalls kamen sich viele vor, die in die Geisterbahn mutig hineingefahren waren und sie später mit weichen Knien und leichenblassen Gesichtern verließen.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-0186-8

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Geisterbahn

Der Wagen raste in das Dunkel!

In der Werbung wurde oft versprochen, dass bestimmte Fahrzeuge wie auf Schienen fahren, in diesem Fall stimmte es tatsächlich.

Er fuhr auf Schienen!

Das Dunkel fraß ihn und den Fahrer. Es war ein Schlund, ein grausamer Rachen, der tief Atem holte, das Opfer verschlang und wieder ausspie. So jedenfalls kamen sich viele vor, die in die Geisterbahn mutig hineingefahren waren und sie später mit weichen Knien und leichenblassen Gesichtern verließen.

Es war keine normale Geisterbahn. Diese hier musste einfach als Attraktion bezeichnet werden. Eine riesige Achterbahn, die hinein in das Dunkel führte, ausgebaut, raffiniert geplant, Berg- und Talfahrten eingeschlossen, eine Schussfahrt ins Grauen!

Der Gast erlebte alles – Dämonen, Geister, Skelette, Teufel und Monster.

Wie hatte die Reklame noch versprochen?

MIT DEM TOD AUF DU UND DU

Dieser Slogan törnte an; er war einfach super. Er zog die Massen in den Park der Attraktionen, der eben um diese Geisterbahn reicher gemacht worden war.

Bei einer normalen Achterbahn fuhren die Wagen in Schlangen hintereinander.

Hier nicht.

Der Erfinder hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen. Einzelne Wagen schickte er in seine künstliche Hölle und ließ die Fahrgäste alle Stadien der Angst durchleben. So bekam er zwar von der Masse her in einer bestimmten Zeit nicht so viele Fahrgäste in seine Attraktion, aber das machte er durch die erhöhten Preise wieder wett.

Und die Leute zahlten. Wer es nicht wollte, der wurde als Feigling abgestempelt, als Angsthase, der sich den anderen Welten nicht stellen wollte, wie es im Prospekt versprochen worden war.

Linc Frazer wollte kein Feigling sein, im Gegensatz zu seiner Freundin, die lieber draußen wartete. Er hatte die lange Wartezeit in Kauf genommen und war eingestiegen.

Im ersten Augenblick, gleich nach der Einfahrt in das Dunkel, hatte er das Gefühl gehabt, sein Magen wäre zusammengepresst worden. Da war alles anders gewesen, denn er sah kein Licht. Der Übergang vom Hellen ins Dunkel war zu abrupt gewesen. Hinzu kam die rasende Beschleunigung, mit der der Wagen in eine Rechtskurve jagte. Wegfliegen, einfach aus der Fahrstrecke katapultiert zu werden, diesen ersten Eindruck hatte Linc. Andere, die ebenfalls so dachten, schrien auf. Linc biss die Zähne zusammen und beherrschte sich. Außerdem war die Kurve schnell vorbei. Die folgende Gerade lockte wie auch das Feuer, das plötzlich loderte.

Täuschend echt waren die Flammen nachgemacht worden. Linc presste seine Hände gegen das Gesicht, um sich zu schützen. Er spürte sogar den Hauch der Flammen, der ihn streichelte. Jedenfalls war etwas vorhanden, das ihn berührte.

Sekunden nur dauerte die Fahrt durch den Flammentunnel, dann kippte der Wagen plötzlich weg.

Steil jagte er in die Tiefe. Zunächst in die absolute Schwärze, bis er einen Kontakt überrollte und sich eine Mulde öffnete, in der ein bleicher Lichtschein lag.

Knochen und Totenschädel füllten die Mulde auf. Ein makabrer Anblick, denn es kam hinzu, dass die Schädel nicht ruhig lagen. Sie wirkten so, als würden sie bewegt, rollten lautlos gegen das Gebein, veränderten dies, und der Wagen zischte über die Mulde hinweg, um an der anderen Seite wieder hochzusausen.

Das neue Ziel lag in der Höhe. Man hatte den Eindruck, in das All zu jagen.

Die Gestalt stand als Wächter da.

Ein irres Wesen, furchtbar anzusehen. Ganz in Schwarz gekleidet, dafür mit einem Gesicht versehen, auf dessen Haut sich Tausende von Blutstropfen verteilten, die aus winzigen Schnittwunden wie kleine Perlen gedrungen waren.

Linc Frazer hatte geglaubt, sich an die Schrecken gewöhnt zu haben, diese Gestalt strafte seinen Glauben Lügen. Der war mit seinem fürchterlichen Gesicht so plötzlich erschienen, dass wieder die Angst hochjagte und sich in seinem Körper festsetzte.

Die Gestalt hob die Arme. Sie hielt irgendetwas in den Händen, was Frazer bisher nicht zu Gesicht bekommen hatte, was sich in den folgenden Sekunden änderte.

Die Schwertklinge schimmerte wie ein schmaler Spiegel, und die Gestalt hob die Waffe noch weiter an.

Dann lachte sie.

Linc Frazer jagte direkt in dieses Lachen hinein. Es kam ihm vor wie die Ankündigung eines schrecklichen Todes. Dabei hatte sich der Mund der Gestalt geöffnet. Das blecherne Gelächter steigerte sich zu einer Sinfonie des Schreckens.

Der kleine Wagen fuhr zwar weiter, verlor aber an Tempo, sodass Linc den Anblick der Gestalt richtig genießen konnte. Wenn er sich nicht stark irrte, schlug sogar eine ebenfalls blutige Zunge aus dem Maul und umkreiste in wilder Vorfreude die Lippen.

Echt oder nicht?

Die Erbauer dieser neuen Generation von Geisterbahn waren stolz darauf gewesen, alles so naturgetreu wie möglich zu erhalten, diese Puppen waren tatsächlich nicht von echten Monstern zu unterscheiden. Gelenkt wurden sie von einer computergesteuerten Zentrale aus. Das hatte im Prospekt gestanden.

Alles war neu, alles war super, alles war so täuschend echt, wie auch die verfluchte Schwertklinge, die das Monstrum durch das Heben seiner Arme in einen bestimmten Schlagwinkel gebracht hatte.

Sehr langsam rollte der Wagen auf diese Stelle zu. Fast zögernd, nervenaufreibend, damit der zahlende Gast das Gefühl des Schreckens oder des nahen Todes sehr deutlich miterleben konnte.

Dann veränderte sich die Geschwindigkeit!

Blitzartig zischte der Wagen voran, direkt auf die schlagbereite Schwertklinge zu.

Noch stand sie – und …

Sie raste vor!

Es war ein wuchtiger Schlag, so heftig geführt, dass Linc Frazer sogar das Pfeifen hörte. Er konnte den Schrei nicht verhindern, duckte und warf sich -gleichzeitig nach vorn, um nicht von der Klinge erwischt zu werden, die auf ihn zuraste.

Sie wischte dicht über ihn hinweg. Das Lachen klang wie ein schrilles Höllenkonzert in seinen Ohren, dann bekam der Wagen wieder Fahrt und fiel wie ein Stein in den Tunnel.

So jedenfalls kam es dem jungen Mann vor. Er brüllte auf, das Echo verlor sich in einer bodenlosen Tiefe, die mit der wattigen Finsternis ausgefüllt war.

Linc hatte das Gefühl fliegen zu können. Er saß nicht mehr in seinem Wagen, er war längst hinein in die tiefe Finsternis katapultiert worden, wie ein Raumfahrer, der den Kontakt zu seiner kreisenden Basis verloren hatte und für alle Ewigkeiten das Weltall durchjagte. Die schlimme Abwärtsfahrt endete in einer Spirale, die Linc mit ihren engen Kurven noch einmal richtig durchschüttelte.

Irgendwann trat die Phase der Beruhigung ein. Es war zwar ein Höhepunkt nach dem anderen versprochen worden, aber so was konnte man nicht machen. Dem Gast musste auch die Chance gegeben werden, sich erholen zu können, so war es auch hier.

Erholen inmitten einer geisterhaften, sphärenartigen Musik, die als feiner Klang die Umgebung ausfüllte.

Es sollte ein Gruß aus dem Jenseits sein, das jedenfalls hatte Linc Frazer gelesen.

Er rollte hinein, er kam sich plötzlich vor wie jemand, der schwebte.

Endlich Ruhe – oder?

Nein, erst jetzt biss der Schmerz zu. Zuvor hatte er unter einer zu starken Spannung gestanden, die nun von ihm abglitt, als sich seine Nerven beruhigten.

Der Schmerz biss sich fest. Linc hatte das Gefühl, als würden mehrere Zähne in seinem Hals und in der Wange stecken, die einfach nicht mehr herauszubekommen waren.

Für Linc Frazer war die Geisterbahn und deren schaurige Umgebung egal geworden. Er interessierte sich nicht mehr für den künstlichen Schrecken, weil er den anderen, den echten, am eigenen Leib erlebte, und er traute sich kaum, den rechten Arm zu heben, um dorthin zu fassen, wo der Schmerz durch seinen Kopf zuckte.

In einer scharfen Kurve, in der ihn furchtbare Geister umtanzten, fühlte er nach und hatte die klebrige Feuchtigkeit auf den Fingern.

Klebrig, nass?

Die Antwort war leicht. Blut, das war Blut, sein Blut. Es tropfte aus einer relativ langen Wunde, wie er feststellte. Diese Tatsache ließ sein Herz noch schneller schlagen.

Woher stammte die Wunde?

Ihm fiel das Monstrum mit dem Schwert ein. Er hatte sich im letzten Augenblick beim Schlag mit der Klinge geduckt, das war nun vorbei. Aber er hatte eine Wunde bekommen; er war von der Waffe getroffen worden.

Alles Illusion, obwohl es so echt aussah? Stimmten die Slogans, die der Prospekt versprochen hatte?

Linc Frazer wollte nicht mehr daran glauben. Diese Geisterbahn war für ihn zu einem Albtraum geworden. Als er sich darüber klar wurde, wie knapp er nur mit dem Leben davongekommen war, fing er an zu frieren und zu zittern.

Gleichzeitig trat Schweiß auf seine Stirn. Er spürte ihn auch unter den Achselhöhlen, auf der Oberlippe ebenfalls, am Hals, eigentlich überall.

Dann schrie er!

Es war ein wilder, ein wütender, ein fast irrer Schrei, den er hineinschickte in das labyrinthartige Dunkel dieser unheimlichen Welt. Ein Schrei der Erlösung, der erst verstummte, als er fast den Ausgang erreichte und in das immer heller werdende Licht hineinrollte, das ihn plötzlich von allen Seiten packte und blendete. Er hatte das Gefühl, abermals fortgetragen zu werden.

Den ihn umgebenden Stimmenwirrwarr nahm er kaum zur Kenntnis. Wie ein Schlafwandler stieg er aus dem kleinen Fahrzeug, die Haltestange hatte er automatisch zurückgekickt. Seine Knie zitterten, er bebte ebenfalls. Das laute Geräusch der Stimmen störte ihn. Jeder, der von einem Partner oder Bekannten erwartet wurde, hatte etwas zu erzählen. Er sprach von seinen furchtbaren Eindrücken und auch davon, dass es so schlimm gar nicht gewesen war.

Jemand zerrte an seinem Arm. Es war Tina Averno, seine Freundin, die nicht hatte mitfahren wollen.

Tina war achtzehn. Ihre Eltern stammten aus Kalabrien und waren vor mehr als zwanzig Jahren nach England eingewandert.

»He, Linc! He, was ist mit dir?« Sie schüttelte ihn durch, und erst dann drehte er den Kopf.

Unter dem lackschwarzen Haar zeigte das Gesicht des Mädchens eine frühsommerliche Bräune. Seine großen Augen blickten etwas ängstlich, denn Tina konnte sich die Reaktion nicht erklären.

»Schon gut«, sagte er leise, »schon gut …«

Willenlos ließ er sich von dem Mädchen auf eine der Metalltreppen zuführen. Die Wege zu den anderen Attraktionen umschlossen kleine Rasenflächen, auf denen Figuren und mit Blumen gefüllte Terracottatöpfe standen. Auf einer weiß gestrichenen Bank ließ Linc sich nieder.

Mit steifen Bewegungen setzte sich Tina Averno neben ihn, schaute ihn an – und erschrak zutiefst.

»Was ist denn?«

»Du blutest, Linc!«

Frazer drehte den Kopf. Dicht vor sich sah er das erschreckte Gesicht des Mädchens, das die Hand auf den Mund gepresst hatte.

»Ach ja?«

Sie nickte. »Was ist passiert?«

Linc stierte sie an, hob die Schultern und begann zu lachen und gleichzeitig zu weinen. »Ich bin in die Hölle gefahren und habe als Andenken das Mal mitgebracht.«

»Du bist verrückt, Linc.«

»Nein, das bin ich nicht!«

Tina schüttelte den Kopf. Sie kramte in ihrer Handtasche nach Pflastern. »Sieht schlimm aus. Dich hat es am Hals und an der Wange erwischt. Hast du dich so gekratzt?«

»Nicht ich, Tina, nein, nicht ich.«

»Wer dann? Was ist geschehen?«

»Es war das Monster mit dem Blutgesicht. Das hat zugeschlagen, das hat mich gekratzt. Mit einem … einem … Schwert …« Das letzte Wort wollte ihm kaum über die Lippen. »Ja, dieses Wesen hat mich mit einem Schwert attackiert.« Plötzlich brach es aus ihm hervor. »Hätte ich mich nicht geduckt, der … der … hätte mir sogar den Kopf abgeschlagen. Das kannst du mir glauben.«

Tina war so erschrocken, dass sie von ihrem Freund wegrutschte. Pflaster hatte sie keines gefunden. Ihr fiel auch ein, dass sie sie ihren kleineren Geschwistern gegeben hatte.

»Jetzt bist du perplex, wie?«

Sehr langsam nickte sie. »Ja, das kann man wohl sagen. Jetzt bin ich fertig.«

»Es war so.«

Tina glaubte ihrem Freund nicht, bat ihn aber, der Reihe nach zu erzählen, was dem jungen Mann schwerfiel, denn die Erinnerungen überstürmten ihn wie ein Schwall Wasser, der alles wegspülen wollte. Er bekam die genaue Reihenfolge kaum zusammen, musste einige Male ansetzen, bis er es geschafft hatte.

Das Mädchen nickte. »Ja, wenn du das alles so erzählst, muss ich dir glauben.«

»Ich habe nicht gelogen und auch nichts hinzugedichtet. Das ist alles die Wahrheit.«

Tina nickte. Danach starrte sie ins Leere. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie ihren Freund, der die rechte Hand gehoben hatte und zu seinem dunkelblonden Haar tastete, dann die Kuppen nach unten schleifen ließ und zusammenzuckte, als er die Wunde zu fest berührte.

In den Augen des Mädchens stand tiefe Sorge. »Damit müssen wir zu einem Arzt.«

»Nein.«

»Doch!«

»Ich mache das in meiner Bude. Wirklich, Tina, ich kann mich selbst versorgen.«

»Und was willst du tun?«

»Die Wunde verbinden, ein Pflaster auf sie pressen. Mehr kann ich wirklich nicht machen.«

»Hast du nicht das Gefühl, dass sie entgiftet werden müsste?«

Er runzelte die Stirn. »Wie meinst du das denn?«

»Stell dir vor, diese Klinge war vergiftet. Dann könntest du doch leicht eine Blutvergiftung bekommen, oder nicht?«

»Die war blank.«

»Das hat nichts zu sagen.«

Linc Frazer verdrehte die Augen. »Wenn du nicht mitwillst, Tina, gehe ich allein.«

Sie strich mit beiden Händen durch ihr Wuschelhaar, in dem keine neue Frisur hielt, weil die Naturkrause einfach zu stark war. Seit einem Jahr kannten sich die beiden, und sie fühlten, dass es mehr war als nur Freundschaft.

»Ist gut, Linc, ich gehe mit dir. Wir schauen uns das in deiner Wohnung an.«

»Danke.«

Er wollte sich erheben, aber Tina drückte ihn wieder auf die Bank zurück. »Tut es denn weh?«

»Nein, nicht direkt. Nur wenn ich darauf drücke, dann zuckt es von der Wunde aus.«

»Kannst du denn fahren?«

»Mal sehen.«

»Lass mal, das mache ich.«

Linc Frazer hatte nichts dagegen. Er ging neben Tina her, die ihn wie ein kleines Kind an die Hand genommen hatte. Sein Blick war dabei nach vorn gerichtet, nur nahm er die Umgebung kaum wahr. Sie schoben sich mit relativ schnellen Schritten durch den Trubel auf dem großen Platz, wo sich die Menschen amüsierten und jede Attraktion mit lauten Freudenrufen begrüßten.

Sie mussten zu den großen Parkplätzen, wo Frazer seinen Wagen abgestellt hatte.

Es war ein alter VW, der noch die runde Käferform besaß. Auf dieses Fahrzeug war er stolz, denn es hatte ihn motormäßig noch nie im Stich gelassen.

Als sie einstiegen, hatten sie das Gefühl, in eine Sauna zu klettern, so stark hatte sich der Wagen unter den Strahlen der Sonne aufgeheizt. Dennoch war Linc froh, sich in den Sitz fallen lassen zu können. Für ihn war es einfach furchtbar gewesen, durch den Park zu laufen. Er fühlte sich wie ein Greis. Ihm waren die Beine schwer geworden, der Schweiß trieb wie Wasser aus seinen Poren, und die nähere Umgebung blieb nie ruhig, denn sie wankte und zitterte, als würde die Glut der Sonne sie allmählich verbrennen.

Tinas sorgenvolle Blicke sah er nicht, weil er stur geradeaus durch die Scheibe starrte.

Auch von der Fahrt bekam er nicht viel mit. Die großen Parkplätze hatten sie rasch hinter sich gelassen und rollten hinein in das sommerlich warme London, in dem an diesem Tag selbst die engen Straßen mit ihren alten Häusern einen wunderschönen Glanz bekommen hatten.