John Sinclair 1130 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 1130 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 2000 - 2009!

Zombieville (1. Teil).

Auch das Riesenreich der ehemaligen UdSSR war von einer Wende erfasst worden. Alles geriet in Bewegung, und nichts blieb mehr, wie es einmal gewesen war.

Tatsächlich nichts?

Doch, es gab noch die Geheimnisse, die damals so streng vor der Welt abgeschottet waren. Und die schrecklichste Altlast hatte einen besonderen Namen bekommen: Zombieville.

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

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Seitenzahl: 140

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumZombieville (1. Teil)Vorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Zombieville (1. Teil)

Auch das Riesenreich der ehemaligen UdSSR war von einer Wende erfasst worden. Alles geriet in Bewegung, und nichts blieb mehr, wie es einmal gewesen war.

Tatsächlich nichts?

Doch, es gab noch die Geheimnisse, die damals so streng vor der Welt abgeschottet waren. Und die schrecklichste Altlast hatte einen besonderen Namen bekommen: Zombieville.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3863-5

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Zombieville (1. Teil)

»Das ist er!« sagte Karina Grischin mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.

Ich fragte sie trotzdem: »Bist du sicher?«

Mich traf ihr knapper Blick. In der Dunkelheit schienen ihre Augen zu leuchten. »Willst du mich ärgern, John?«

»Nein.«

»Ist auch besser so.«

Ich wusste, was sie meinte. In dieser einsamen und sehr dunklen Gegend waren die Lichter kilometerweit zu sehen. Die Russin hatte zwei entdeckt, die sich wegen der Serpentinen schlangengleich und wie Geister durch die Nacht bewegten. Sie war die Chefin bei dieser Aktion, und wir konnten uns auf sie hundertprozentig verlassen, das hatte sie mir und Suko schon mehr als einmal bewiesen.

Sie hatte den Platz am Lenkrad übernommen. Es gab kein Licht in unmittelbarer Nähe, und wenn ich nach links schaute, sah ich sie wie einen Schattenriss. Sie war eine attraktive Frau, aber das war ihr jetzt nicht anzusehen. Das braune Haar hielt sie unter einer Mütze versteckt, sie trug dunkle Kleidung. Jacke, Hose, schwarze Schuhe mit griffigen Sohlen. Karina war eine Agentin, eine Kämpferin, die auch schon als Leibwächterin gearbeitet hatte und sich nun in Wladimir Glolenkows Dunstkreis bewegte, einem Mann, der in Russland ähnliche Funktionen übernommen hatte wie Suko und ich in England.

Mein Freund Suko saß hinter Karina und mir auf dem Rücksitz des Wagens, der aussah wie ein Jeep, aber ein russisches Fabrikat war und sehr stabil sein sollte.

Davon hatten wir noch nichts bemerkt, wir verließen uns auf Karinas Aussagen und warteten darauf, endlich zu einem Erfolg zu kommen, denn es war die zweite Nacht, die wir uns um die Ohren schlugen.

Den Trip nach Russland hätte ich mir gern einige Wochen früher gewünscht, denn es war inzwischen recht kalt geworden. Zwar noch ohne Frost, aber der konnte sehr schnell kommen.

Wir parkten auf einem etwas höher gelegenen Weg, dessen Einmündung in die normale Straße nicht weit weg lag. Die Sicht war gut, die Nacht klar, und so konnten wir auch das helle Lichtpaar beobachten, das über die Straße hinweghuschte.

»Er wird uns in die Falle gehen!« flüsterte Karina. »Er muss es einfach. Davon bin ich überzeugt!«

»Und was wird dann geschehen?« fragte Suko.

»Dann seid ihr an der Reihe. Oder glaubt ihr, ich hätte euch zum Spaß hier in meine Heimat gelockt?«

Das glaubten wir beide nicht. Ich musste daran denken, wie alles begonnen hatte und danach sehr schnell abgelaufen war …

*

An einem Montag war es passiert. Hinter mir hatte ein Wochenende gelegen, wie ich es meinem schlimmsten Feind nicht gönnte. Wirklich durch Zufall war ich in eine mörderische Sache hineingeraten, bei der ein toter Mann seine Schwester ins Jenseits hatte holen wollen. Dank meiner Hilfe war es ihm nicht gelungen, und auch mein Kreuz hatte dabei eine große Rolle gespielt.1

Der Fall hatte sich innerhalb weniger Stunden abgespielt. Für mich war das Wochenende trotzdem gelaufen gewesen, denn auch am folgenden Sonntag hatte ich mich gedanklich damit beschäftigt.

Geredet hatte ich mit keinem anderen Menschen über den Fall. Suko und Shao waren unterwegs gewesen, und erst am Montag im Büro hatte ich mit der Sprache herausgerückt.

Als Zuhörer hatte ich Glenda und Suko gehabt, die beide nicht wenig staunten und es kaum fassen konnten. Sie waren auch der Meinung, dass Typen wie ich das Unheil irgendwie anzogen, und ich wollte ihnen nicht einmal widersprechen.

Glenda, die frischen Kaffee brachte, schüttelte einige Male den Kopf. »Hättest du nicht Bescheid sagen können?«

»Das meine ich auch«, stimmte Suko ihr zu.

Ich zuckte mit den Schultern. »Ich wollte euer Wochenende nicht stören. Es hat ja auch so geklappt.«

»Und was ist jetzt mit dieser Michelle Maron?« fragte Glenda. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es so einfach verkraftet. Die Frau braucht sicherlich Betreuung und …«

Ich unterbrach sie. »Dachte ich auch. Aber sie war der Meinung, dass sie es allein schaffen würde und schon darüber hinwegkommt, wenn sie verreist.«

»Kann manchmal hilfreich sein«, bemerkte Suko.

Ich trank meine Tasse leer. »Das ist mir alles klar, aber sie wollte es nicht anders. Ich nehme an, dass Michelle jetzt schon in einem anderen Teil der Welt gelandet ist. Nur weg von London und von den Erinnerungen.«

Suko lächelte. »Dabei hat London eine neue Attraktion erhalten. Shao und ich haben zugeschaut.«

»Wobei denn?«

Glenda brummte mich an. »Kannst du dir das nicht denken, John? Es war doch die Sensation, als das Riesenrad, das größte der Welt, aufgerichtet wurde. Darüber haben selbst die Zeitungen auf dem Kontinent berichtet. Und jetzt steht es.«

»Toll. Wann machen wir die erste Fahrt?«

»Wenn wir viel Zeit haben und auch Lust, uns in eine Warteschlange einzureihen.«

»Das kann dauern.«

Eigentlich gefiel mir dieser Montag. Auch das Wetter hatte sich am letzten Tag wieder verbessert. Der Nebel hatte sich gelichtet. Er würde gegen Mittag völlig verschwinden und der Sonne freie Bahn geben, die dann den Goldenen Oktober beleuchtete.

Auch Glenda freute sich. »Einen solchen Montag wünsche ich mir öfter. Viel Ruhe, kein Theater, keine Hektik, keine Anrufe, die stören. So kann die Party weitergehen.«

»Sag das mal Sir James.«

»John, du wirst es nicht glauben, aber ihn habe ich heute noch nicht gesehen.«

»Das ist ungewöhnlich.«

»Und ob.«

»Ist er dienstlich weg?« fragte Suko, der dem Frieden wohl nicht so recht traute.

»Nein, keine Besprechung, keine Dienstreise.«

»Kann er denn krank sein?«

»Das wüsste ich«, sagte Glenda. »Es ist einfach so, wie man es sich nur wünschen kann.« Sie lächelte. »Soll ich uns noch einen Kaffee kochen oder einen Tee?«

Suko und ich lehnten ab, und Glenda, die unbedingt etwas tun wollte, ließ nicht locker. »Da ich mir vorstellen kann, dass wir einen ruhigen Vormittag erleben, wäre es doch gar nicht schlecht, wenn ich für uns heute Mittag einen Tisch beim Italiener reservieren lasse. Ich hörte, dass er frische Steinpilze bekommen hat und damit die besten Gerichte zaubert.«

Ich schaute sie an und schüttelte den Kopf. Sie zupfte an ihrem brombeerfarbenen Pullover, den sie zum grauen Rock trug, und fragte: »Bin ich dir zu dick? Oder warum schaust du so?«

»Ich wundere mich, dass du immer nur ans Essen denkst.«

»Denken kann man ja daran. Dann aber muss man achtgeben, dass man nicht auseinandergeht wie ein Kloß Hefe. Ich habe mich in den letzten beiden Tagen zurückgehalten, was das Essen angeht, was man von euch vielleicht nicht behaupten kann und …«

Die Bürotür wurde aufgestoßen, und der Mann, von dem wir vor Kurzem noch gesprochen hatten, stand vor uns, schaute durch seine Brillengläser in die Runde und nickte, bevor er uns einen guten Morgen wünschte.

Ich musste die Bemerkung einfach los werden und sagte: »Bisher ist er gut gewesen.«

Sir James schloss die Tür. »Ich denke mir, dass alles relativ ist. Außerdem sind Sie ja nicht hier, um sich einen schönen Vormittag zu machen. Es gibt ja immer etwas zu tun.« Er lächelte jetzt, was bei ihm nicht oft vorkam. »Und ich kann Ihnen versprechen, dass Sie in zwei Stunden nicht mehr hier sitzen.«

Suko und ich schauten uns an. Das roch nach einem neuen Job und natürlich nach Problemen. Wir boten Sir James einen Platz an, den er nicht einnahm. Er ging in unserem Büro auf und ab und hielt den Blick gesenkt. Am Fenster blieb er stehen, da er sich gesammelt hatte. »Ich habe bereits mit Russland telefoniert.«

Das war ein Hammer. Mit allem hatten wir gerechnet, nur damit nicht.

»Sind Sie angerufen worden, Sir?« fragte ich.

»Ja. Und zwar von einem Mann, den Sie gut kennen, John.«

»Also Wladimir Golenkow.«

»Richtig.«

»Und wo drückt ihn der Schuh?«

»Von einem kann man nicht reden. Sie wissen, dass es in Russland nicht so läuft, wie es sich die Welt vorgestellt hat. Der Krieg ist jetzt wieder in Tschetschenien, die wirtschaftlichen Sorgen, die Geldwäsche einiger Typen an der Führungsspitze. Nahrungsprobleme ebenso wie finanzielle und so weiter und so fort. Soll aber nicht Ihr Problem sein, denn Wladimir Golenkow ging es um etwas ganz anderes. Er hat etwas entdeckt, das seit Jahren unter Verschluss gehalten wurde. Sehr genau hat er mir sein Problem nicht beschrieben, aber es geht wohl um Zombies oder ähnliche Wesen. Jedenfalls ist es zu einem Problem für ihn geworden, und er bittet um Hilfe.«

»Die Sie ihm zugesagt haben, Sir?«

»Natürlich, Suko. Ich trenne mich hier sogar von meiner Doppelspitze.«

»Das heißt, John und ich fliegen?«

»So dachte ich es mir. Sie werden im Land noch Unterstützung bekommen. Wladimir Golenkow arbeitet nicht allein. Er hat einige Leute um sich geschart, denen er vertrauen kann. Karina Grischin wirf für Sie beide die Ansprechpartnerin sein.«

»Nicht schlecht«, sagte ich grinsend.

Glenda räusperte sich und schaute mich giftig an. Über eine andere Reaktion oder überhaupt keine wäre ich schon enttäuscht gewesen.

Sir James nickte uns zu. »Dann wissen Sie jetzt Bescheid. Die Plätze im Flieger sind bestellt. Man erwartet Sie heute noch in Moskau. Sie werden dort abgeholt und anschließend dorthin gebracht, wo sich das Problem verdichtet hat.«

»Mehr Informationen haben Sie nicht, Sir?«

»Nein, John. Sie kennen ja die Russen. Sie kommen beim ersten Gespräch nie so recht aus sich heraus. Auch wenn der Kommunismus kaputt ist, aber irgendwie steckt das noch drin.«

»Wann startet die Maschine?«

»Gegen vierzehn Uhr. Sie haben noch genügend Zeit, Ihre Tasche zu packen. Nehmen Sie dickere Kleidung mit. In Russland soll es um diese Zeit kälter sein als hier.« Er nickte uns zu. »Viel Glück, und wir hören ja voneinander.«

Wir schauten ihm nach, als er das Büro verließ, und ich drehte mich zu Glenda um. »Wie war das noch mit den leckeren Steinpilzen beim Italiener?«

»Die kann ich auch allein essen.«

»Ich gönne sie dir.«

»Danke, wie großzügig.« Sie lächelte mich hyänenhaft an.

»Freust du dich denn auf Moskau?«

»Weiß ich noch nicht.«

»Mir kannst du nichts erzählen, John. Da gibt es doch eine gewissen Karina Grischin, die mal hier in London als Leibwächterin unsere speziellen Freundes Logan Costello gearbeitet hat. Zumindest auf die kannst du dich ja freuen.«

»Denk daran, dass wir im Dienst sind.«

»Ja, ja, aber hin und wieder trinkt man auch Schnaps.«

»Dabei mag ich keinen Wodka.«

»Er wärmt zumindest gegen die Kälte«, meinte Suko.

»Und den Rest übernimmt dann Karina«, sagte Glenda und verließ mit eiligen Schritten das Büro.

Suko schaute auf die geschlossene Tür und zuckte die Achseln. »Mann, oh Mann, die ist aber in Form. Hast du ihr was getan?«

»Nicht dass ich wüsste.«

»Sie hat sich eben zu sehr auf die frischen Steinpilze gefreut.«

Ich stand auf. »Das wird es wohl gewesen sein.«

Auch Suko hatte sich erhoben. »Dann auf nach Russland …«

*

Karina stieß mich an. »Schläfst du, John?«

»Nein. Warum?«

»Kam mir so vor.«

»Ich habe nur nachgedacht.«

»Und über was?«

»Über Steinpilze.«

Suko lachte, und die Russin zog sich etwas von mir zurück, in dem sie sich zur Seite drehte. »Habe ich wirklich Steinpilze verstanden?«

»Ja, das war kein Hörfehler.«

»Und wir kommst du darauf?«

Ich winkte ab. »Ach, das ist eine längere Geschichte, die ich dir später mal erzähle.«

»Er ißt sie eben gern«, sagte Suko.

»Wenn das so ist, die gibt es auch bei uns. Aber erst nach der Arbeit, Freunde.«

»Dagegen hat niemand etwas«, sagte ich, »obwohl wir über unseren Job nicht viel wissen.«

»Das kommt noch!«

»Meinst du?«

Karina wies nach vorn. »Du brauchst dir nur die beiden hellen Glotzaugen anzuschauen und ihren Weg zu verfolgen. Bisher war es Spaß, aber ich schwöre euch, dass sich das ändern wird. Wir haben hier ein verdammtes Problem. Wladimir hat es als eine Hinterlassenschaft des alten Systems bezeichnet. Vornehm umschrieben.«

»Wie siehst du es?«

Sie blickte mich an. »Für mich ist es der kalte Horror, John, und das ist nicht übertrieben.«

Ihre Stimme hatte sehr ernst geklungen, und ich stellte auch keine weiteren Fragen, obwohl ich neugierig war. Das Licht der beiden Scheinwerfer war in der Dunkelheit noch immer gut zu sehen, auch wenn es hin und wieder in einer Kurve verschwand oder sich für einen Moment hinter den Hügeln versteckte.

Wenn mich jemand danach gefragt hätte, wo wir uns hier aufhielten, hätte ich ihm keine konkrete Antwort geben können. Nach der Landung waren wir von Karina Grischin abgeholt und dann mitgenommen worden. Eine genaue Ortsangabe hatte sie uns nicht mitgeteilt. Wir waren eben gefahren, und das in südliche Richtung. Auf Fragen hatte mir Karina keine Auskunft geben dürfen, und so ging ich davon aus, dass wir uns einer der verbotenen Städte näherten, die es zu Zeiten des Kommunismus schon immer gegeben hatte. Auch nach diesen Fragen war sie stumm geblieben und hatte nur mit den Schultern gezuckt und irgendwann doch eine Erklärung gegeben.

»Man sieht es offiziell nicht gern, dass wir Hilfe angefordert haben. Nicht in diesem Fall. Er sollte ein Problem des Staates bleiben, das man selbst lösen wollte. Es hat Wladimir große Überredungskunst gekostet, euch überhaupt ins Land zu holen.«

Es gab also auch jetzt noch gewisse Grenzen, und ich hatte keine weiteren Fragen mehr gestellt. Aber die Gefahr war vorhanden, das hatte Karina uns gegenüber immer erwähnt.

»Wir können gleich fahren«, sagte sie.

»Und was passiert dann?«

»Ich hoffe, dass unser Plan aufgeht.«

Suko meldete sich vom Rücksitz her. »Wem mich nicht alles täuscht, werden wir wohl versuchen, das Fahrzeug zu stoppen – oder?«

»Nicht nur wir.«

»Wer noch?«

»Die anderen. Ihr werdet auch Wladimir treffen.« Sie verstummte und holte stattdessen ein Sprechfunkgerät aus der Seitentasche. Sehr schnell hatte sie den Kontakt zu Golenkow hergestellt. Auch Suko und ich hörten seine kratzige Stimme. Die Verbindung war zu schlecht, um etwas zu verstehen. Zudem sprach er Russisch.

Karina gab nur ein paar knappe Bemerkungen von sich. Danach steckte sie das Gerät wieder weg.

Die Russin war schon eine ungewöhnliche Frau. Hier im Wagen verhielt sie sich wie ein Offizier der Roten Armee. Ich kannte sie allerdings auch anders. Als Kämpferin, die sich gegen ein Heer von Vampiren gestellt hatte, als Costello versucht hatte, mit diesen Bestien London zu überfluten. Sie war bei ihm als Leibwächterin untergekommen, und sie hatte uns praktisch den Weg geebnet, um die Brut schließlich auszulöschen. Später hatte ich dann noch einmal in Moskau mit ihr zusammengearbeitet, als es um dämonische Insekten gegangen war, und ich hatte erfahren, dass sie London oder dem Westen nicht mehr nachtrauerte. Sie sah ihre Aufgabe im eigenen Land und gehörte zu Wladimir Golenkows kleiner Truppe. Er und ich, wir kannten uns schon seit Urzeiten. Da war Russland noch die UdSSR gewesen. Aber Wladimir war nie ein sturer Apparatschick gewesen. Er war immer mit offenen Augen durch die Welt gelaufen und hatte auch nie damit gerechnet, dass die Mächte der Finsternis gerade sein Land verschonen sollten.

Offiziell war damals nichts zugegeben worden, und auch heute tat man sich noch schwer damit, doch Golenkow und ich hatten schon unseren Stress gehabt. Damals hatte er noch in den Diensten des KGB gestanden, und heute arbeitete er auch für die Regierung, ohne jedoch in das Schema einer Organisation gepresst worden zu sein. Zumindest hatte er mir nichts gesagt.

Karina Grischin beobachtete gespannt den Weg der beiden Lichter. Ihr Profil malte sich heller ab. Sie war eine hübsche Frau. Trotz ihrer kämpferischen Fähigkeiten sehr weiblich, aber wenn es um den Job ging, war sie knallhart.

Sie nickte.

»Fahren wir?« fragte ich.

»In einigen Sekunden.«

Meine Sprache floss ihr glatt über die Lippen. Sie war hochintelligent, sprach auch noch Französisch und einige andere Sprachen. Karina konnte mit dem Computer ebenso sicher umgehen wie mit einer Kalaschnikow.