John Sinclair 1929 - Michael Breuer - E-Book

John Sinclair 1929 E-Book

Michael Breuer

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Beschreibung

Der Dämon rannte um sein Leben. Immer wieder sah er sich um. Die Verfolger waren ihm dicht auf den Fersen.

Rukh keuchte. Unter normalen Umständen hätte er mit ihnen kurzen Prozess gemacht, aber er war zu schwach. Seine magischen Fähigkeiten waren noch immer blockiert. Schuld daran waren die endlosen Monate der Gefangenschaft.

Mit hassverzerrter Miene rannte der Dämon weiter. Er wartete nur darauf, dass seine Kräfte zurückkehrten. Denn dann würde er sich rächen ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Spuren des Satans

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Timo Wuerz

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1293-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Spuren des Satans

von Michael Breuer

Der Dämon rannte um sein Leben. Immer wieder sah er sich um. Die Verfolger waren ihm dicht auf den Fer­sen.

Rukh keuchte. Unter normalen Umständen hätte er mit ihnen kurzen Prozess gemacht, aber er war zu schwach. Seine magischen Fähigkeiten waren noch immer blockiert. Schuld daran waren die endlosen Monate der Gefangenschaft.

Mit hassverzerrter Miene rannte der Dämon weiter. Er wartete nur darauf, dass seine Kräfte zurückkehrten. Denn dann würde er sich rächen …

Devon, England, 1855.

Immer tiefer drang der Dämon ins Dickicht der Wälder vor. Rukh hoffte, dass die Menschen es nicht wagen würden, ihm hierher zu folgen. Immerhin war es mitten in der Nacht, und in dem dichten Forst konnte man nicht die Hand vor Augen sehen. Die dichten Baumwipfel hielten das Mondlicht ab.

In seiner jetzigen Gestalt stellte Rukh keine sonderliche Gefahr dar, und das war ihm auch durchaus bewusst. Der Dämon hatte die Größe eines durchschnittlichen Schimpansen. Sein Körper allerdings war völlig haarlos. Seine braunrote Haut war ledrig. Aus seiner Stirn schraubten sich gewundene Hörner, während die Füße in Bockshufen endeten.

Rukh sah ganz so aus, wie sich die abergläubischen Menschen den Leibhaftigen vorstellten. Und tatsächlich war er ja auch ein Geschöpf der Hölle.

Bei jedem Schritt hinterließen seine glühenden Hufe tiefe Spuren im vereisten Boden. Das machte es den Verfolgern leicht, auf seiner Fährte zu bleiben. Und tatsächlich konnte er weit hinter sich ihre wütenden Stimmen hören.

»Tötet den Dämon!«, schallte es durch die kalte Winternacht.

Rukh lief ein eisiger Schauer über den Rücken, als er sich vorstellte, was die Menschen wohl mit ihm anstellen würden, wenn er ihnen tatsächlich in die Hände fiel.

Seit Jahren schon war er in dieser kleinwüchsigen Gestalt gefangen und zur Hilflosigkeit verdammt. Einem Menschen war es einst mittels einer perfiden Fessel gelungen, ihn zu bannen. Damit hatte alles angefangen. Rukh ballte die Fäuste, als er daran dachte, wie sich sein Bezwinger an seinem Unglück geweidet hatte. Schließlich war er von diesem Menschen in einem Wanderzirkus untergebracht worden.

Unwillkürlich stieß der Dämon ein Knurren aus. Er, ein Geschöpf der Hölle, war zur Zirkusattraktion herabgewürdigt und gezwungen worden, für die erbärmlichen Sterblichen Kunststückchen aufzuführen.

Der Gedanke brachte sein schwarzes Herz immer noch zum Rasen. Rukh drohte vor Wut zu platzen.

Schließlich war es ihm gelungen, einen seinen Bewacher zu übertölpeln und die Flucht zu ergreifen. Das Martyrium hatte jedoch Spuren hinterlassen. Rukhs dämonische Fähigkeiten waren immer noch gelähmt. Genau aus diesem Grund war es ihm auch nicht möglich, seine wahre Gestalt anzunehmen, die um ein Vielfaches beeindruckender war.

Rukh ballte erneut die kleinen Fäuste. Dabei gruben sich seine langen Krallen in die ledrigen Handballen. Sofort trat schwarzes Blut aus den Wunden und tropfte zähflüssig zu Boden. Der Dämon bemerkte es nicht einmal.

Bis seine Kräfte zurückkehrten, würden noch Tage vergehen, vielleicht sogar Wochen. Dann jedoch würde er sich furchtbar rächen. Seine Zeit im Wanderzirkus der Gandolfinis war nämlich eine einzige Erniedrigung gewesen. Man hatte ihn den johlenden Massen in einem kleinen Käfig präsentiert. Zwischen den Auftritten der Dame ohne Unterleib und des angeblich stärksten Mannes der Welt hatte seine große Stunde geschlagen. Für nur wenige Pennys durfte man den Dämon bewundern und Zeuge werden, wie er auf Anweisung seiner Besitzer lustige Kapriolen aufführte.

Aber das war nun vorbei!

Jetzt endlich war er wieder frei – und bevor er in die höllischen Gefilde zurückkehrte, würde Rukh alle Menschen töten, die für seine jahrelange Gefangenschaft verantwortlich waren.

Bei dem Gedanken, was er mit ihnen anstellen würde, schlich sich ein grimmiges Lächeln der Vorfreude auf die ledrigen Züge des Dämons.

Während sich Rukh noch seinen Racheträumen hingab, erblickte er plötzlich vor sich grelle Lichter. Wie angewurzelt blieb der kleine Dämon stehen. Panisch blickte er von links nach rechts.

Rukh fletschte die Zähne, als ihm bewusst wurde, dass es seinen Verfolgern auf irgendeinem Weg gelungen war, ihn einzukesseln. Sie hatten ihm kurzerhand den Weg abgeschnitten! Seine Flucht war zu Ende.

Der Körper des Dämons spannte sich. Er wusste, jetzt hatte er keine Chance mehr. Er musste sich den Menschen stellen.

Hass verzerrte seine Züge. Auch wenn er momentan nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, so hatte er doch immer noch seine überlegene Körperkraft und seine Schnelligkeit. Sollte man versuchen, sich ihm zu nähern, würden seine todbringenden Krallen den Menschen schon Respekt einflößen. Rukh würde nicht kampflos von der Bühne abtreten.

»Da drüben! Ich kann ihn sehen«, schallte es durch die Nacht.

Und jetzt sah auch Rukh seine Verfolger.

Hasserfüllt funkelte der Dämon die sich langsam nähernden Menschen an. Es handelte sich um Bauern, die mit Fackeln und Mistgabeln bewaffnet waren. Ihre Mienen ließen keinen Zweifel daran, dass sie entschlossen waren, den Dämon zu töten.

Aber Rukh war entschlossen, seine Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.

Den abergläubischen Landbewohnern war der Dämon schon lange ein Dorn im Auge gewesen. Sie hatten ihn zwar toleriert, solange er sicher in seinem Käfig gesessen hatte, aber Rukh erinnerte sich, dass der Zirkus der Gandolfinis schon früher Ärger gehabt hatte. Immer wieder hatten die Bauern dem Besitzer ihre Aufwartung gemacht und ihm nahegelegt, Rukh den Garaus zu machen. Eine solche Kreatur beleidige Gottes Schöpfung. Das waren ihre Worte gewesen.

Rukh spuckte einen schwefligen Batzen Speichel aus. Als er auf dem Boden auftrat, zischte es laut. Ein kleines Rauchwölkchen stieg auf.

Die Häscher waren jetzt langsamer geworden. Nun, da sie den Dämon gestellt hatten, waren sie deutlich res­pektvoller. Die zerklüfteten Gesichter zeigten eine eigenartige Mischung aus Hass und Abscheu.

Immer enger zog sich der Kreis um Rukh. Abermals huschte der Blick des Dämons hin und her. Die Reihen der Häscher waren fest geschlossen. Es gab keine Möglichkeit, an ihnen vorbeizustürmen.

Rukh knurrte angriffslustig. Er machte sich bereit für die Konfrontation.

***

»Ihr habt den Dämon? Gut!« Eine tiefe Stimme voller Autorität war es, die diese Worte vernehmen ließ.

Die Bauern wandten die Köpfe. Gleich darauf traten sie respektvoll zur Seite. Noch während sich der Dämon bereit machte, doch noch zu einem Fluchtversuch anzusetzen, wurde eine schwarz gekleidete Gestalt in ihrer Mitte sichtbar.

Unwillkürlich knurrte der Dämon, als er erkannte, mit wem er es zu tun hatte. Mit einem Priester. Der stämmige Mann trug eine schwarze Soutane. Seine Schritte verursachten knirschende Laute auf dem vereisten Boden, als er sich langsam näherte, um Rukh abfällig zu mustern.

»Ja, das ist er«, stellte er dann fest.

Mit kalten Augen griff sich der Priester an den Hals und nestelte ein Kreuz hervor, das er Rukh sogleich entgegenstreckte.

Der Dämon knurrte. Hastig drehte er den Kopf weg.

»Das ist dir wohl unangenehm, Teufelsbrut!«, stieß der Priester hervor und ließ ein dröhnendes Lachen hören. »Sei versichert, es wird noch wesentlich unangenehmer werden, bis wir mit dir fertig sind!«

Die Worte brachten Rukh nur noch mehr in Rage. Angriffslustig streckte er die Krallen aus und machte Anstalten, sich auf den Priester zu stürzen. Aber das war nur Geplänkel. Solange dieser das Kreuz in den Händen trug, stand der Geistliche unter dem Schutz einer höheren Macht.

»Bleib wo du bist, Höllenkreatur!«, schärfte der dickliche Priester Rukh dennoch ein.

Mit der freien Hand gab er den umstehenden Bauern einen Wink.

Während sich Rukh noch fragte, was sie vorhatten, schleppten mehrere von ihnen ein großes, silbernes Zeremonienkreuz herbei. Allein schon der Anblick bereitete dem Dämon unerträgliche Schmerzen. Mit einem Mal fühlte er sich, als hätte man ihn am Boden festgenagelt. Er war unfähig, sich von der Stelle zu rühren.

»Spürst du die Macht des Herrn, unreiner Geist?«, fragte der Priester, um sich gleich darauf selbst die Antwort zu geben. »Ja, ich sehe es ganz deutlich!«

Die Männer stellten das Kreuz jetzt auf und rammten es in den vereisten Boden. Der Schein ihrer Fackeln verursachte grelle Lichtreflexe auf dem Edelmetall.

Rukh glaubte, seine Augäpfel müssten jeden Moment zerplatzen. Dennoch gelang es ihm nur mit Mühe, den Blick abzuwenden. Knurrend musterte der Dämon die Gesichter der einzelnen Menschen und prägte sie sich ein. Teilweise kannte er die Bauern namentlich.

»Was machen wir nun mit ihm?«, fragte einer von ihnen den Priester neugierig.

Rukh identifizierte ihn als einen gewissen Samuel Caxton.

Der Geistliche wandte den Kopf. »Wir werden die unheilige Existenz dieses Wesens beenden, Mister Caxton!«, verkündete er. Noch einmal musterte er Rukh von oben bis unten. »Vermutlich können wir es nicht endgültig töten«, stellte er dann sichtlich betrübt fest. »Aber immerhin sind wir in der Lage, es dorthin zurückzuschicken, wo es hergekommen ist. In die Hölle nämlich!«

Samuel Caxton nickte eifrig.

»Bringt mir den Krug«, forderte der Priester nach einem Moment des Nachdenkens. Gleichzeitig drückte er dem verdutzten Caxton ein schwarzes Buch in die Hand und wies ihn an, daraus vorzulesen.

Rukh ahnte schon, um was für ein Buch es sich dabei handelte und stieß ein wildes Heulen aus. Das nutzte ihm jedoch nichts. Gleich darauf bestätigte sich seine ungute Vorahnung.

Der Dämon versuchte verzweifelt, sich die Ohren zuzuhalten, als der Bauer begann, mit kräftiger Stimme Bibelverse vorzutragen. Immer neue Wellen des Schmerzes jagten durch Rukhs Körper. Er dachte nicht mehr daran, die Menschen anzugreifen. Jetzt ging es nur noch ums nackte Überleben!

Der Anblick des riesigen Kreuzes im Zusammenspiel mit den grässlichen Bibelversen war zu viel für ihn.

Aber Rukhs Martyrium sollte noch lange nicht enden. Während sich der Dämon noch in Qualen wand, schleppte einer der Bauern einen verkorkten Steingutkrug herbei.

Mit seiner langen schwarzen Zunge leckte sich Rukh über die rissigen Lippen. Das Gefäß fasste mehrere Liter Flüssigkeit. Er ahnte bereits, worum es sich bei dem Inhalt handelte. Die Grausamkeit dieser Menschen schien keine Grenzen zu kennen.

Rukh schrumpfte förmlich in sich zusammen.

Während der Priester den Krug entgegennahm, zog sich der Kreis der Bauern enger. Drohend hatten sie ihre Mistgabeln erhoben und richteten sie auf den Dämon. Dieser kauerte hilflos am Boden. Rukh sah keine Chance zur Flucht. Dennoch war er weit davon entfernt, sich in sein Schicksal zu ergeben.

»Das werdet ihr büßen«, verkündete er mit grollender Stimme. »Jeder Einzelne von euch!«

Der Priester lächelte sanft. Nun, da Rukh keine Bedrohung mehr darstellte, war der Groll von seiner Miene verschwunden. Stattdessen trug er eine unerträgliche Güte zur Schau, die ganz entsetzlich an den Nerven des Dämons zerrte.

»Du bist nicht in der Position, uns zu drohen, Teufelsbrut!«, stellte er fest, während er mit einer Hand den schweren Steingutkrug entkorkte.

Rukhs Nasenflügel begannen zu zittern, als er Witterung aufnahm. Seine ungute Vorahnung bestätigte sich. Sofort schrumpfte er noch etwas mehr in sich zusammen.

»Wir werden dich jetzt von deiner Existenz erlösen«, verkündete der Priester sanft, während er den Krug hob.

Ehe Rukh weiter zurückweichen konnte, machte er zwei schnelle Schritte auf den Dämon zu und goss den Inhalt des Krugs über ihm aus.

Rukh schrie gellend auf. Es handelte sich um Weihwasser. Sofort begann die ledrige Haut des Dämons, Blasen zu werfen. Rauchschwaden stiegen von seinem kleinen Körper auf.

Unter normalen Umständen hätten simple Dinge wie Kreuze und Weihwasser möglicherweise nicht so eine verheerende Wirkung gehabt, doch dies waren eben keine normalen Umstände. In seinem jetzigen Zustand war Rukh durchaus schwach und verletzlich.

Sehr verletzlich.

Wieder stieß der Dämon einen schrillen Schrei aus. Hilflos rollte er über den vereisten Boden.

Die Bauern zeigten sich unbeeindruckt von dem grausigen Geschehen. Sie hielten weiter drohend ihre Mistgabeln auf Rukhs blasenübersäten Körper gerichtet.

Der Priester bekreuzigte sich langsam. Unhörbar murmelte er ein Gebet. Seine Miene zeigte eine eigenartige Mischung aus Mitleid und Ekel.

»Los jetzt«, befahl er dann.

Schon gab er den Bauern einen auffordernden Wink. Diese ließen sich nicht lange bitten. Sofort stürmten sie auf Rukhs verkrümmten Körper zu. Der Dämon war zu keiner Gegenwehr mehr fähig. Hilflos musste er hinnehmen, wie sie die Mistgabeln immer wieder in seinen zuckenden Körper rammten und ihn so am Boden festnagelten.

»Sehr gut«, lobte der Geistliche die Männer.

Langsam näherte er sich dem zappelnden Dämon und ging neben ihm in die Knie. Dann presste er ihm unvermittelt das mitgeführte Kreuz auf die Stirn.

Wieder heulte Rukh laut auf.

Der Priester verzog das Gesicht, als der Gestank nach verbranntem Fleisch stärker wurde. Hastig erhob er sich wieder.

»Machen wir ein Ende«, entschied er. Wieder bekreuzigte er sich und blickte danach ernst in die Runde. »Denkt daran, sein Körper muss völlig zerstört werden«, ermahnte er die Männer.

Langsam trat er zurück, als sich ein Bauer mit einer großen Axt näherte. Rukhs Augen weiteten sich.

Verzweifelt versuchte er, sich loszureißen, doch die Bauern hielten ihn mit Urgewalt am Boden fest.

»Enthaupte ihn«, befahl der Geistliche knapp.

Mit geweiteten Augen starrte Rukh auf die riesige Axt. Er wusste, er hatte ausgespielt.

Geifernd begann der Dämon, wilde Flüche gegen die Umstehenden auszustoßen. Die Männer erblassten, als er ihnen blutige Rache schwor.

»Los jetzt!«, befahl der Geistliche. Auch er schien sich angesichts der Drohungen unwohl in seiner Haut zu fühlen.

Rukh fauchte. Noch einmal versuchte er, sich mit aller Kraft loszureißen, dann hatte ihn der kräftige Bauer auch schon erreicht.

Mit tödlicher Präzision holte er aus. Die Klinge der Axt beschrieb einen wunderschönen, perfekten Halbkreis, während sie auf den Hals des Dämonen zuraste.

Rukhs Augen weiteten sich, als er die Axt auf sich zurasen sah. Im nächsten Moment verspürte er einen scharfen Schmerz. Ein roter Schleier legte sich über seine Augen. Während sich sein Bewusstsein zu verdunkeln begann, sah er, wie der Bauer ein weiteres Mal ausholte.

Satan, nimm mich auf in dein Reich, flehte Rukh gedanklich.

Dann spaltete die Axt den Schädel des Dämons, und mit einem letzten grausigen Aufschrei fuhr er zur Hölle hinab.

***

Gegenwart

Bill Conolly blickte sich aufmerksam um. Der kleine Pub, dem er sich gerade mit ruhigen Schritten näherte, sah einladend aus. Das Lokal nannte sich Waterside Tavern. Die weißgekalkten Wände des Pubs strahlten grell im Schein der untergehenden Sonne. Hinter den getönten Fensterscheiben konnte Bill reges Treiben erkennen. Der Laden war offenbar gut besucht.

Der Reporter atmete tief durch. Die Seeluft stieg ihm in die Nase. Er befand sich in dem kleinen Küstenort Dawlish. Dieser lag ungefähr drei Fahrstunden von London entfernt in der Grafschaft Devon. Sein Besuch war beruflicher Natur.

Vor gut hundertsechzig Jahren war es hier in Devon zu merkwürdigen Begebenheiten gekommen. An einem verschneiten Februarmorgen waren in der ganzen Grafschaft verteilt hufeisenförmige Fußabdrücke aufgefunden worden. Diese hatten alle Merkmale eines Eselhufes getragen und waren zehn Zentimetern lang gewesen. In einem hatten sie sich jedoch von Tierspuren unterschieden. Im Gegensatz zur Fortbewegungsweise eines Tiers war hier nämlich in gerader Linie ein Fuß vor den anderen gesetzt worden.

Die Erklärungsversuche hatten von entlaufenem Vieh bis hin zu ausgebrochenen Zirkustieren gereicht. Aber es war offenbar nichts von alledem gewesen. Schnell war die abergläubische Landbevölkerung auf den Gedanken verfallen, dass wohl der leibhaftige Teufel das Land besucht haben musste.

Ein aufgebrachter Mob hatte sich mit Fackeln und Mistgabeln bewaffnet in Bewegung gesetzt, um den Dämon ausfindig zu machen. Aber die Suche war offenbar ergebnislos verlaufen. Man war nicht fündig geworden. Zumindest hatten die an der Suche beteiligten Männer nie wieder ein Wort über die Angelegenheit verloren. Sie hatten eine Mauer des Schweigens gebildet.

Bill rieb sich nachdenklich das Kinn, während er den Pub betrachtete. Die alten Zeitungsberichte zu dem Thema gaben nicht viel her. Das hatte er festgestellt, als er sich erneut mit der Materie beschäftigt hatte.

Das war nicht ohne Grund geschehen. Vor einigen Nächten waren in der Grafschaft nämlich erneut Hufspuren entdeckt worden, diesmal jedoch bedeutend größere. Sofort war das alte Thema wieder präsent gewesen und kehrte in die Schlagzeilen zurück. Zwar füllten die Meldungen nur die lokalen Blätter, aber Bill hatte trotzdem Wind von der Sache bekommen.