John Sinclair Großband 1 - Jason Dark - E-Book
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John Sinclair Großband 1 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!


Mit über 250 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.

Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.


Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 1 - 10.

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Seitenzahl: 1424

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2011/2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vincente Ballestar ISBN 978-3-7325-6681-5

Jason Dark

John Sinclair Großband 1 - Horror-Serie

Inhalt

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0001Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Im Nachtklub der Vampire. Wo Soho am dunkelsten ist, dort liegt der SHOCKING PALACE. Wer ihn besucht, den packt das Entsetzen schon am Eingang: Skelette stehen zur Begrüßung bereit. Die Gäste sitzen auf Särgen - bequem und originell. Angeblich sind die Särge leer, doch niemand würde seine Hand dafür ins Feuer legen - Die drei Barmädchen Lara, Mona und Ginny sind wie Filmstars. Tagsüber sind sie völlig normal, doch um Mitternacht, zeigen sie ihr wahres Gesicht und werden zu Blutsaugerinnen. Sie sind die wahren Herrinnen im Nachtklub der Vampire. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0002Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Die Totenkopf-Insel. Drohend und unheimlich stand der Totenkopf am Himmel. Blutrot leuchtete das Zeichen in der Dunkelheit. Jedes Flugzeug das in seine Nähe kam wurde verschlungen und keiner der Fluggäste kehrte jemals zurück. Niemand ahnt, dass sie als Mannschaft für das Geisterschiff bestimmt waren. Die Ermittlungen der Polizei und des Geheimdienstes schienen erfolglos. Bis John Sinclair kam... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0003Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Achterbahn ins Jenseits. Unheimliche Geister machten den Jahrmarkt der Lebensfreude zu einem Ort des Grauens. Der Ort, an dem die Schausteller ihre Buden aufschlugen, war verflucht. Schausteller und Besucher waren hier in höchster Gefahr. Niemand konnte sie retten, bis John Sinclair kam ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0004Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Damona, Dienerin des Satans. Ein Hexenwahn geistert wie ein böser Spuk durch London. Frauen lassen ihre Männer im Stich, oder bringen sie sogar um. Und das nur, um Damona zu beweisen, wie ergeben sie ihr sind. Zusammen mit ihrer Mutter gründet Damona einen Satanskult. John Sinclair beginnt zu ermitteln und wird bald selbst zur Zielscheibe der Frauen... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0005Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Der Mörder mit dem Januskopf. Er kam aus der Dimension des Grauens und bot der Londoner Unterwelt seine Dienste an. Er spielte seine ungeheure Macht aus, denn er wollte nur eins: John Sinclairs Tod! Der Dämon mit den zwei Gesichtern. Lächelnd das Erste, tödlich das Zweite. Wer in dieses Gesicht blickte, war verloren... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0006Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Schach mit dem Dämon. Bisher war ich stolz darauf, gegen die Mächte der Finsternis kämpfen und siegen zu können. Ich habe sie besiegt und es ist mir nicht leichtgefallen. Aber mithilfe meiner Freunde konnte ich die Dämonen immer wieder bezwingen. Doch diese Höllengeschöpfe geben nicht auf. Sie brüten noch schrecklichere Teufeleien aus, bis sie zum alles entscheidenden Schlag ausholen. Ich muss ihnen in das Reich der Finsternis, der Qualen und der tausend Ängste folgen. Dabei weiß ich nicht, ob ich jemals wieder zurückkehren werde... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0007Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Das Horror-Schloss im Spessart. Im Château d'Amour, dem exklusiven Sex-Schloss im Spessart, werden Männerträume noch wahr. Die attraktiven Liebesdienerinnen stehen im Bann des Schwarzen Todes. Auf seinen Befehl verwandeln sie sich in Furien und ermorden ihre Opfer. Wird es eine Rettung für die Stammkunden des Sex-Schlosses geben? John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0008Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair! Dieser Roman ist zum ersten Mal in der 4. Auflage von 1991 - 1996 der Romanheftreihe erschienen. Das Drachenpaar. "Das Drachenpaar" ist die Geschichte einer Frau, die einen kleinen Teppich kauft und plötzlich das blutige Grauen einer Drachenmagie aus der Vorzeit kennenlernt. Kate Dickson wacht mitten in der Nacht auf. Ihr Herz klopfte schneller, der Pulsschlag war nicht mehr normal. Schweiß lag auf ihrem Gesicht. Über ihren Rücken krabbelten unsichtbare Spinnen. Was hatte sie in dieser mondlosen Nacht geweckt? Sie drehte den Kopf und schaute zum Fenster hin. Kate Dickson wusste nicht, was sie aus dem Schlaf gerissen hatte, aber es war ein Geräusch gewesen, das nicht hierher gehörte. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0009Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Im Würgegriff der roten Masken. Es ist ein unheiliger Fleck Erde, dieser Teufelshügel. Dort, wo früher die Gehenkten im Nachtwind schaukelten, nistet das Böse. Flüsternd geht die Sage um, dass unter der schwarzen Erde des Hügels vier Vampire ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Aus der Legende wird Wirklichkeit. Nach Jahrhunderten des magischen Schlafes kehren die Untoten zurück. Der Boden bricht auf und bleiche Gestalten tauchen hinein in die Nebelnacht. Niemand sieht es, niemand ahnt etwas... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0010Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair! Dieser Roman ist zum ersten Mal in der 4. Auflage von 1991 - 1996 der Romanheftreihe erschienen. Die Skelett-Vampire. Der geheimnisvolle Ort lag mitten in den schottischen Highlands. Nur wenige Menschen kannten ihn und wussten, was dort vor Urzeiten geschehen war. Aber nicht alles, was tief in der Erde liegt, muss auch unbedingt tot sein. Erst recht nicht, wenn dort riesige Skelett-Vampire begraben liegen. Ob hundert, tausend oder zehntausend Jahre - ihre Gier nach Blut bleibt immer... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumIm Nachtklub der VampireVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Im Nachtklub der Vampire

Wo Soho am dunkelsten ist, dort liegt der SHOCKING PALACE.Wer ihn besucht, den packt das Entsetzen schon am Eingang:Skelette stehen zur Begrüßung bereit. Die Gäste sitzen auf Särgen - bequem und originell. Angeblich sind die Särge leer, doch niemand würde seine Hand dafür ins Feuer legen …Die drei Barmädchen Lara, Mona und Ginny sind wie Filmstars. Tagsüber sind sie völlig normal, doch um Mitternacht, zeigen sie ihr wahres Gesicht und werden zu Blutsaugerinnen.Sie sind die wahren Herrinnen im Nachtklub der Vampire.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

Im Nachtklub der Vampire

Wo Soho am finstersten ist, da liegt der SHOCKING PALACE. Wer ihn besucht, den packt das Entsetzen schon am Eingang. Skelette stehen zur Begrüßung bereit. Die Gäste sitzen auf Särgen – zwar bequem, aber originell. Angeblich sind die Särge leer, doch niemand kann seine Hand dafür ins Feuer legen …

Die drei Barmädchen heißen Lara, Mona und Ginny. Girls wie Filmstars. Schön und fantastisch gewachsen. Tagsüber sind sie völlig normal. Doch um Mitternacht, da zeigen sie ihr wahres Gesicht. Da werden sie zu Blutsaugerinnen. Denn sie sind die wahren Herrinnen im Nachtklub der Vampire.

»Kinder, hier gefällt es mir«, sagte der Mann lachend, »komm, Süße, gib mir noch einen Schluck. Meine Kehle ist so trocken wie die Wüste.« Der Mann kicherte über seinen angeblichen Witz.

Die blondhaarige Mona griff hinter sich ins Regal. Aus der bauchigen Scotch-Flasche schenkte sie das Glas halb voll. Dann ließ sie es auf den einsamen Gast zurutschen.

Der Mann hieß Ted Willard. Teddy-Boy hatten ihn die drei Barmiezen gerufen.

Er fand es irre. Das hatte noch niemand zu ihm gesagt. Und seine Frau in Birmingham erst recht nicht. Die mekkerte immer nur an ihm herum. Sie war selbst schuld, dass Ted in London hin und wieder einen kleinen Streifzug durch Soho machte.

Die Bar, die er durch Zufall gefunden hatte, lag in einem Hinterhof. »Shocking Palace«, nannte sie sich. Ein normaler Sterblicher konnte tatsächlich einen Schock bekommen, wenn er das Lokal betrat.

Die Gäste saßen nicht auf Stühlen, sondern auf Särgen!

Schwarze Totenkisten, deren Deckel mit weißen Schädeln bemalt waren. Die Tische glänzten ebenfalls schwarz, und auf der Getränkekarte hatten die Drinks besondere Namen.

Da stand zum Bleispiel Bloody Dracula – oder Frankenstein-Mix – oder Werwolf-Wasser …

Auf jeden Fall hatte sich der Besitzer des Schuppens etwas einfallen lassen. Ted Willard wunderte sich allerdings, dass er der einzige Gast war. Diese Bar war eine Schau. Normalerweise hätte sie zum Bersten voll sein müssen.

Und jetzt hockte er allein vor dem Tresen.

Egal, die drei Miezen würden ihm die Zeit schon versüßen.

Willard war Vertreter für Geschenkartikel. Er hatte die Londoner Filiale besucht und hier neue Instruktionen bekommen. Am nächsten Tag wollte er wieder nach Birmingham fahren.

Willard war kein schöner Mann. Das rote Licht der Bar übergoss seinen fast kahlen Schädel und ließ ihn aussehen wie in Blut getaucht. Die Haare begannen bei Ted Willard im Nacken, dort, wo sie bei den meisten schon aufhörten. Sein Gesicht war rund. Es wirkte wie ein Pfannkuchen, in den man drei Löcher für Augen und Mund gebohrt hatte. Die Nase war klein und kaum zu sehen, die Haut über und über mit dicken Sommersprossen bedeckt. Willard wusste, dass er für seine Vergnügungen zahlen musste. Aber das machte ihm nichts aus.

»Du trinkst ja gar nichts, Teddy-Boy«, sagte die Blondine mit dem schönen Namen Mona und beugte sich vor.

Der Ausschnitt des dunklen Kleides klaffte auseinander. Die üppigen Brüste wurden von keinem BH gehalten.

Ted Willard schluckte. Fahrig wischte er sich über die Stirn. Der Anblick heizte ihm ganz schön ein. Verdammt, er konnte sich nicht entscheiden, wen von den dreien …

Da war Mona, die Blonde mit dem Traumkörper und dem Puppengesicht.

Lara hieß die Schwarzhaarige. Ein Girl wie ein Pulverfass. Sechzig Kilo heißes Fleisch, hatte Ted vor wenigen Minuten zu ihr gesagt. Lara hatte nur sinnlich gelacht und sich dabei in den Hüften gewiegt, dass die enge Hose fast aus den Nähten platzte.

Und dann gab es noch Ginny. Das knabenhafte Girl mit den roten Haaren, die zu einer Pagenfrisur zurechtgelegt waren. Ginny hatte die eindrucksvollsten Augen, doch in Bezug auf Sex traute ihr Willard nicht allzu viel zu.

Ted nahm einen kräftigen Schluck. Er stellte das Glas weg und grinste. »Ihr könnt einem ganz schön zusetzen«, sagte er zu der blonden Mona. »Mein lieber Mann.«

Mona spitzte die Lippen. »Du bist doch ein starker Mann, Teddy-Boy.«

Willard lachte glucksend. »Aber drei sind auch für mich zu viel.«

Mona hob die Schultern. »Wer weiß. Lass dich mal überraschen …«

Willard fasste nach ihrem Arm. »Wieso? Habt ihr noch eine Überraschung auf Lager? Komm, erzähl schon.«

Entschieden schüttelte die Barmieze den Kopf. »Nein, mein Bester, ich sage nichts. Um Mitternacht wirst du es selbst erleben.«

Ted Willard trank das Glas leer. »Du machst mich neugierig. Etwa ein gemeinsamer Strip?«

»Vielleicht.«

Willard leckte sich über die Lippen. »Oder mit mir zusammen. Wie man es im Film manchmal sieht?«

Mona lächelte verbindlich. »Kann sein …«

Willard tätschelte ihren Arm. »Spielverderberin«, sagte er und trank sein Glas leer.

Es war warm in der Bar. London stöhnte unter der Sommerhitze. Das Jackett hatte der Vertreter längst ausgezogen. Jetzt lockerte er auch noch seinen Krawattenknoten. »Gib mir noch einen Schluck.«

Mona ließ Whisky aus der Flasche gluckern. Sie war jetzt mit Ted Willard allein in der Bar, denn ihre beiden Kolleginnen hatten sich unauffällig zurückgezogen. Sie würden aber früh genug erscheinen …

Ted Willard drehte sich auf seinem Hocker um. Seine Augen versuchten das Halbdunkel in der Bar zu durchdringen. Was er zu sehen bekam, war nicht gerade berauschend. Zwar originell, aber doch etwas primitiv. Da gab es die Nischen mit den kleinen Tischen und gepolsterten Sesseln. Die Mädchen verschwanden mit ihren Gästen in den Separees. Hier saß man auch nicht auf Särgen. Diese Art von Sitzmöbel war den beiden mittleren Tischen vorbehalten. Über der Eingangstür hing eine angegraute Leinwand. Auf ihr wurden wahrscheinlich harte Pornofilme abgespult. Der Projektor stand neben einem der beiden Stützbalken, ziemlich weit im Hintergrund des Lokals.

Die rote Beleuchtung stammte von nachgemachten künstlichen Kerzen, die an den Wänden hingen. Rechts und links der Leinwand leuchteten zwei Skelette, und wenn man an einem Bändchen zog, bewegten sich die zahnlosen Unterkiefer hin und her.

»Nimm doch einen Schluck«, ermunterte Mona ihren Gast.

Ted Willard trank. Dann schüttelte er den Kopf. »Ich verstehe wirklich nicht, was das alles bedeuten soll«, meinte er. »Diese Bar ist doch irre. Und so etwas versteckt ihr in einem Hinterhof? Kaum zu glauben. Also, ich für meinen Teil hätte mehr aus dem Schuppen gemacht. Ihr müsst das so aufziehen wie eine Geisterbahn auf dem Rummelplatz. Mit schreiend bunten Horrorplakaten. Dann kämen die Gäste in Strömen, und der Whisky würde gallonenweise fließen.«

»Vielleicht wollen wir das gar nicht«, sagte Mona geheimnisvoll.

»Das ist doch nicht dein Ernst?«

Mona nickte. »Es ist mein voller Ernst.«

Ted Willard hob die Schultern. »Verstehe ich nicht. Ist ja auch nicht mein Bier. Außerdem«, er begann plötzlich zu grinsen, »finde ich es Klasse, wenn sich jemand um mich allein kümmert. Und wenn es drei Puppen sind, umso besser.« Ted Willard kicherte. Er rutschte vom Hocker. »Ich werde erst mal irgendwohin gehen«, sagte er.

»Tu das«, erwiderte Mona, »aber bleib nicht zu lange!«

Es war genau sieben Minuten vor Mitternacht, als der Vertreter Ted Willard die Tür der Toilette ansteuerte. Sein Gang war schon leicht schwankend. Ein paarmal musste er sich an der Mauer abstützen. Dann zog er die Toilettentür auf.

Ted Willard blieb sechs Minuten.

Eine Minute vor Mitternacht kam er wieder in die Bar. »Hallo, Girls«, rief er mit Stentorstimme. »Hier bin ich. Bereit zu neuen Schandtaten und heißen Spielchen!«

Nichts. Keine Reaktion.

Ted ging einige Schritte in den Barraum hinein. »He«, rief er, »wo seid ihr? Habt ihr euch versteckt, ihr Zuckerbienen?«

Er bekam keine Antwort.

Ted stellte sich mitten in das Lokal. Er stützte beide Arme in die Hüften. »Also, das ist ein Ding«, sagte er, »die scheinen ja ein besonderes Spielchen mit mir vorzuhaben. Hoffentlich gibt’s auch was zu gewinnen. Vielleicht ’ne Baggerfahrt durch London.« Ted kicherte. Er war nicht mehr ganz nüchtern.

Mitternacht!

Irgendwo in der Nähe schlug eine Kirchturmuhr. Deutlich hörte Ted die Glockenschläge.

»Geisterstunde«, murmelte er, »uuuaaaahhh …«

Ein rasselndes Geräusch ließ ihn herumfahren. Wie von Geisterhand bewegt, war ein Rollo vor die Eingangstür geknallt.

Wieder das Geräusch.

Teds Kopf zuckte nach links.

Auch das Fenster war jetzt abgesichert.

Und noch einmal fiel ein Rollo nach unten. Diesmal vor dem rechten Fenster.

Die Ausgänge waren versperrt. Ted Willard war eingeschlossen.

Sein leicht umnebeltes Gehirn begriff nicht so ganz, was eigentlich vorgefallen war. Noch glaubte er an einen Scherz.

Noch …

Da vernahm er das dämonische Kichern. Ted fühlte eine Gänsehaut über seinen Rücken rieseln. Plötzlich begann sein Herz rasend schnell zu schlagen. Das Atmen fiel ihm schwer.

Benommen drehte sich Ted Willard um.

Und erlebte den Schock seines Lebens!

*

Die Lufthansa-Maschine aus Düsseldorf nach London war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Deutsche, die darauf hofften, in London billiger einkaufen zu können, stauten sich in der Touristenklasse. Die Gespräche drehten sich um Kleidung und Möbel. Die Passagiere hatten sagenhafte Vorstellungen, und der junge blondhaarige Engländer, der die Diskussionen mit anhörte, konnte immer nur den Kopf schütteln.

Er wusste es besser. Vieles, was man deutschen Touristen andrehte, war Mist. Ware, die aus Hongkong billig importiert und wieder teuer an den Mann oder die Frau gebracht wurde. Dem jungen Mann war das egal. Er hatte andere Sorgen.

Der blondhaarige Passagier mit den blauen Augen war kein anderer als Oberinspektor John Sinclair, von seinen Freunden auch Geisterjäger genannt.

Geisterjäger deshalb, weil er einen besonderen Job hatte. John war zwar Beamter bei Scotland Yard, doch in einer ganz bestimmten Funktion. Er beschäftigte sich mit Fällen, die ins Übersinnliche, Dämonische hineinspielten. Mit anderen Worten: John Sinclair hatte Monstern, Vampiren, Werwölfen und Dämonen den Kampf angesagt.

Und wie.

Bisher hatte er noch jeden Fall aufgeklärt. Bei den Mächten der Finsternis war er Todfeind Nummer eins. Er hatte ihnen am laufenden Band Niederlagen zugefügt und manchen Erzdämon vernichtet. Wie erst vor einigen Tagen im Elsaß, als er einen mörderischen Kreuzritter zur Hölle geschickt hatte. 1

Jetzt befand sich John auf dem Rückflug. Er freute sich auf London. John liebte die Stadt, von der gesagt wird, sie sei die größte der Welt. Er war ein Londoner Kind und wäre um kein Geld in eine andere Großstadt gezogen. Außerdem ist London und überhaupt die englische Insel das Ursprungsland der Geister und Nachtwesen. Es gab unzählige Burgen und Schlösser, die ihr eigenes Hausgespenst hatten, und hoch oben im Norden, dem schottischen Bergland, hielt sich zum Teil noch alter Keltenglaube. Heidnische Bräuche waren bis in die heutige Zeit überliefert worden. John hatte diese Erfahrung mehr als einmal gemacht.

Was in London auf ihn wartete, wusste er noch nicht. Aber arbeitslos würde er bestimmt nicht werden.

Er freute sich auch auf die Rückkehr seiner beiden Freunde Bill Conolly und Suko.

Bill, der ehemalige Reporter, und Suko, Johns chinesischer Freund und Leibwächter, machten das Hochland von Pamir unsicher. Bill wollte einen Bericht über Nepal und das höchste Gebirge der Welt schreiben, und die sechs Wochen, die sie für diese Expedition eingeplant hatten, waren in fünf Tagen vorbei.

Dass der Flug für John nicht langweilig geworden war, lag an Marina Held, einem hübschen, frischen Mädchen aus Berlin, das soeben sein Abitur gebaut hatte und in London zwei Jahre bei einer großen Firma als Fremdsprachenkorrespondentin arbeiten wollte.

»Ich kann es immer noch nicht fassen, bald nach London zu kommen«, sagte Marina. »Das kommt mir alles noch wie ein Traum vor.«

»Wenn Sie erst einmal im Londoner Verkehr stecken, wird der Traum sehr schnell zu einem Albtraum«, erwiderte John lachend.

Marina schlug sich gegen den Mund. Ihre blauen Augen wurden noch größer. »Himmel, in England herrscht ja Linksverkehr! Das schaffe ich nie. Niemals.« Sie schüttelte den Kopf, und ihre dunkelblonden Haare, die sie in der unteren Hälfte zu einer Lockenfrisur gedreht hatte, flogen.

Marina lachte gern und konnte sich schnell für eine Sache begeistern. Um die Nasenflügel gruppierten sich lustige Sommersprossen.

John bot Zigaretten an.

»Danke.« Marina nickte. »Auch eines von meinen Lastern.«

Der Geisterjäger ließ sein Feuerzeug aufschnappen. »Wenn es nicht mehr sind …«

Marina blickte ihn über die Flamme hinweg an. Ihre Augen wirkten plötzlich verschleiert. »Sie kennen mich nicht, John!«

Der Oberinspektor lächelte.

Marina nahm einen Zug aus der Zigarette und blies den Rauch der Luftdüse entgegen. »An englische Zigaretten muss ich mich erst noch gewöhnen«, sagte sie. Dann wechselte sie sprunghaft das Thema. »Sagen Sie mal, John, wie sind eigentlich die englischen Männer?«

Der Geisterjäger lachte. »Wie in Berlin, nehme ich an.«

Marina lachte. »Oh, da habe ich mir aber mehr vorgestellt.« Sie zog einen Schmollmund.

»Ich will Sie nicht entmutigen«, sagte John rasch. »Ich würde an Ihrer Stelle einmal selbst ausprobieren, was es mit den englischen Männern auf sich hat.«

Marina nickte. »Das ist klar. Nur weiß ich nicht, wo ich da anfangen soll. Ich kenne keinen in London.

John legte eine Hand auf ihre Schulter. »Ihnen wird schon etwas einfallen. So wie Sie aussehen, Marina. »Briten lieben blaue Augen.«

Marina Held schaute aus dem Fenster. Sie sah einen strahlend blauen Himmel, wie sie ihn sonst nur von Postkarten her kannte. Die Sonne stand als gleißender Ball am Firmament, und die Boeing schien haarscharf an ihr vorbeizuschweben.

John Sinclair hatte den Blick des Mädchens bemerkt und fragte: »Fliegen Sie zum ersten Mal?«

»Nein, nein.« Marina drehte sich wieder um. »Es ist nur … fliegen ist für mich immer ein besonderes Erlebnis. Ich habe keine Angst mehr davor.«

»Brauchen Sie auch nicht. Runter kommen wir immer.«

Marina lachte. »Sie sind gut. Fragt sich nur wie.«

»Eben.«

Eine Stewardess kam durch den Mittelgang und bot Getränke an.

»Möchten Sie irgendetwas trinken?«, fragte John das Mädchen.

Marina schürzte die Lippen. »Vielleicht einen Orangensaft?« Der Geisterjäger nickte. »Okay, zwei Orangensaft.«

Marina und John prosteten sich zu. »Cheers, sagt man wohl in England«, meinte Marina.

»Stimmt genau, Sie wissen schon einiges.«

Sie tranken. »Aber noch nicht genug«, sagte Marina Held neckisch.

»Wieso?«

»Zum Beispiel weiß ich nicht, was Sie von Beruf sind, John?«

Der Oberinspektor hob die Schultern. »Ach, das ist eine komplizierte Geschichte …«

»Warten Sie. Lassen Sie mich raten, John. Sie sind Manager. Oder Schriftsteller. Ja, das wäre was. Bestsellerautor. Ich kann mir Sie so richtig vorstellen. Agentenromane, da sind Sie genau der Typ.«

John lachte und schlug die Hände gegeneinander. »Falsch«, sagte er. »Alles falsch.

Marinas Gesicht zeigte Ratlosigkeit. »Jetzt sagen Sie nur noch, Sie sind Vertreter für Damenunterwäsche oder so …«, spöttelte sie.

»Nein. Ich bin Beamter.«

»Ach, du mein lieber Himmel.«

»Wieso?«, fragte John, »ist das was Schlimmes?«

»Nein, nein, ganz und gar nicht. Nur – einen Beamten stellt man sich immer ganz anders vor. Viel strenger und korrekter. Nicht so leger. Mein Onkel war Beamter. Himmel, und auch noch beim Finanzamt. Wenn der zu uns gekommen ist, haben wir alle gezittert. Jetzt ist er pensioniert, und da zittert nur noch seine Frau.«

John Sinclair amüsierte sich köstlich über die erfrischende Art des Mädchens. Die Zeit verging buchstäblich wie im Fluge. Und als das Signal zum Anschnallen aufflammte, zog Marina ein enttäuschtes Gesicht.

»Schade«, sagte sie. »Jetzt lernt man mal einen netten Mann kennen, und schon ist es vorbei.«

»Nehmen Sie es nicht tragisch«, erwiderte John. »Vielleicht treffen wir uns irgendwann einmal. London ist gar nicht so groß.«

Die Maschine setzte zur Landung an. Sanft ließ der Pilot den Riesenvogel auf die Rollbahn gleiten. Noch einmal heulten die Triebwerke im Gegenschub auf, dann stand die Maschine.

Die Passagiere lösten ihre Gurte. Marina Held blieb auch noch bei John Sinclair, als sie das Flugzeug verließen. Sie war auf einmal gar nicht mehr redselig.

In der großen Abfertigungshalle nahmen sie das Gepäck entgegen. Marina hatte zwei Koffer, John Sinclair nur eine Reisetasche.

»Wissen Sie schon, wo Sie wohnen werden?«, fragte John.

Das Mädchen aus Deutschland nickte. »Bei einer bekannten Familie. Die Leute wollen mich vom Flughafen abholen.«

»Na, dann wünsche ich Ihnen viel Glück und alles Gute für die Zukunft.« John Sinclair reichte Marina Held die Hand.

Das Mädchen drückte die Rechte des Geisterjägers, als wollte sie sie nie mehr loslassen.

Dann drehte sich Marina abrupt um und lief hastig davon. Die beiden Koffer schleiften über den Boden.

Eine nette Reisebekanntschaft, dachte John Sinclair. Er ahnte jedoch nicht, dass er Marina Held schon in allernächster Zeit unter schrecklichen Umständen wiedersehen sollte …

*

Am Ende des Tresens führte eine Tür in die Privaträume. Sie war durch einen Vorhang abgedeckt, der in der Mitte auseinanderklaffte.

Und da sah Ted Willard die Hand.

Sie glitt durch den Vorhangspalt. Die Haut schimmerte grünlich und schien von innen her zu leuchten. Die Finger waren gekrümmt, die langen Nägel spitz und scharf wie Messer.

Der Hand folgte ein nackter Arm, dessen Haut ebenfalls grünlich leuchtete. Dicke Muskelstränge traten deutlich hervor.

Ted Willard schüttelte den Kopf, als wollte er die Nebelschwaden aus seinem Gehirn vertreiben.

Der Name der Bar fiel ihm wieder ein.

»Shocking-Palace«. Sicher, Schock-Palast! Um Mitternacht sollte die Schau laufen. Eine Horrorschau. Kein Striptease, wie Ted Willard angenommen hatte.

Er wollte hinter die Bar gehen, doch er traute sich nicht. Irgendein unbestimmtes Gefühl warnte ihn. Er konnte nicht sagen, was es war, auf jeden Fall hatte Ted plötzlich Angst.

»Hallo, Teddy-Boy!«

Das war die Stimme der Blonden!

Ted Willard kreiselte herum.

Und er sah Mona.

Sie kam aus einem Séparée. Noch immer trug sie das schwarze, weit ausgeschnittene Kleid, und noch immer fiel ihr blondes Haar als Lockenpracht auf die nackten Schultern.

Nur eins hatte sich verändert.

Ihr Gesicht!

Es war zu einer Grimasse verzogen – und die beiden Eckzähne des Oberkiefers wuchsen weit vor. Sie berührten fast die Unterlippe.

Mona war ein Vampir!

»Teddy-Boy!« Wieder lockte sie mit samtweicher Stimme, während ihr Körper vor Erregung zitterte.

Blut! Sie brauchte Blut! Und der Mann vor ihr hatte es!

»Komm her, Teddy-Boy!«, sagte sie.

Ted Willard lachte. Es fiel kläglich aus. »Ihr … ihr seid verrückt, Kinder. Was … was soll das? Weshalb die Maskerade? Los, Mona, nimm diese komischen Zähne aus dem Mund!«

Etwas klirrte in Ted Willards Rücken.

Er drehte sich um.

Ein schuppiges Monster stand hinter der Bar!

Deutlich sah Ted Willard die grüne Haut. Er sah aber auch die roten kurz geschnittenen Haare und die beiden widerlichen Vampirhauer im Gesicht der Frau.

»Ginny«, hauchte der Vertreter.

Der weibliche Vampir kicherte. Die grüne Gesichtshaut spannte sich und knisterte dabei wie Pergament. »Ja, mein Lieber, ich bin es wirklich. Hättest du nicht geglaubt, wie?«

Ted Willard hob die Schultern. »Ich … ich verstehe das alles nicht …«

»Das wirst du aber gleich verstehen, mein lieber Ted!«

Wieder eine andere Stimme. Und sie gehörte Lara, dem schwarzhaarigen Rasseweib mit der unwahrscheinlichen Figur.

Die Stimme kam von der Tür zum Waschraum. Und dort stand Lara auch. Sie trug einen blutroten Umhang. Ihr Gesicht war unnatürlich bleich. Sie hatte ebenfalls die Zähne gebleckt und zeigte ihre Vampirbeißer.

»Du gehörst jetzt uns«, sagte Lara.

»Ja, du wolltest doch ein heißes Spielchen machen!« Das war die Stimme von Ginny.

»Du kannst bei mir anfangen!«, flüsterte Mona, die Blondine.

Ted Willard schlug die Hände vor sein Gesicht. »Nein! Nein!«, schrie er. »Bin ich denn verrückt? Seid doch vernünftig, Mädchen. Das ist doch kein Spiel mehr. Das ist mir zuwider …«

»Wie recht du hast«, sagte Lara höhnisch.

Willards Augen weiteten sich entsetzt. Leicht vornübergebeugt stand er da, so als lauschte er den Worten der schwarzhaarigen Vampirfrau nach.

»Ihr … ihr seid doch wahnsinnig«, flüsterte er. »Lasst mich hier raus. Ich will weg. Weg aus diesem verdammten Bau!« Die letzten Worte schrie er hysterisch.

Ted Willard, wollte auf die Tür zurennen, doch die blondhaarige Mona versperrte ihm den Weg. Sie stand genau unter der Leinwand. Ihre Lippen waren zu einem hässlichen Grinsen verzogen. Dadurch kamen die Vampirzähne noch mehr zur Geltung.

»Du kannst nicht hinaus, Teddy-Boy. Die Tür ist verschlossen. Hast du nicht gehört, wie die eisernen Rolläden zugeschnappt sind? Es gibt keine Chance für dich. Du gehörst jetzt uns.«

Die Untote rieb sich die Hände wie ein Pferdehändler, der ein gutes Geschäft gemacht hatte.

Ted Willard atmete keuchend. Der Schweiß lag wie eine zweite Haut auf seinem Körper. Hastig sah er sich um.

Die beiden anderen Weiber kamen auf ihn zu. Sie kreisten ihn regelrecht ein.

Ginny, die Frau mit der grünen Haut, verließ den Platz hinter dem Tresen und näherte sich Ted Willard von der Seite. Lara schlich von hinten an ihn heran. Der Stoff des weiten Umhangs bewegte sich und rieb raschelnd aneinander.

Das Geräusch machte Ted Willard verrückt. Er hörte, wie Lara immer näher kam.

Mona, der blondhaarige Vampir, setzte sich gleichfalls in Bewegung. Sie hatte die Arme ausgestreckt, und die bleichen Finger mit den blutrot lackierten Nägeln tasteten nach Ted Willard.

»Keine Chance«, flüsterten die drei. »Keine Chance, Teddy-Boy. Dein Blut gehört uns …«

»Neiinnnn!« Ted Willard brüllte los und warf sich herum. Die Angst verlieh ihm plötzlich Riesenkräfte. Seine ausgestreckten Arme donnerten gegen das Gesicht der rothaarigen Ginny. Sie wurde zurückgefegt und krachte zwischen das Flaschenregal.

Mit einem Satz sprang Willard auf den Tresen. Er ließ sich an der anderen Seite wieder auf den Boden fallen und griff nach einer vollen Ginflasche.

Mona hatte bereits den messingfarbenen Handlauf gepackt und wollte über die Bar flanken.

Aus der Drehung heraus drosch Ted Willard zu.

Und er traf voll.

Die Flasche klatschte auf den Kopf der Untoten. Normalerweise hätte sie den Schädel zertrümmern müssen, doch nicht bei Mona. Sie war kein Mensch mehr – sie war eine Untote, eine Dämonin. Und die waren nicht mit normalen Mitteln zu besiegen. Ted Willard wusste nichts von Silberkugeln oder zugespitzten Eichenpflöcken, mit denen man Vampiren den Garaus machen konnte. Er starrte nur entsetzt die Blondine an, die plötzlich schrill zu lachen anfing.

Die Flasche war auf ihrem Kopf zerplatzt. Wie in einer Zeitlupenaufnahme sah Ted Willard die Scherben zu Boden regnen. Der Gin lief über das Gesicht der Vampirin und leimte die Haare zu einer klebrigen Masse zusammen.

Hände fuhren über den Tresen. »Ich krieg dich, Teddy-Boy, ich krieg dich!«, zischte Mona.

Willard wich zurück, spürte das Flaschenregal im Rücken – und sah von der Seite her Ginny auf sich zukommen. Die Rothaarige hatte sich aufgerappelt. Jetzt wollte sie Ted Willard an die Kehle.

Willard fegte die Hände zur Seite. Dann zuckte er herum und wollte auf die Tür am Ende des Tresens zurennen. Mit dem rechten Fuß glitt er in eine Likörlache und rutschte aus. Der unfreiwillige Spagat bedeutete für ihn das Ende.

An der Tür tauchte Lara auf. Ihre dämonische Schönheit hätte Willard normalerweise fasziniert, doch jetzt versetzte sie ihn in Panik. Er kam wieder auf die Beine.

Der Stoß in den Rücken trieb ihn genau auf Lara zu.

Die Untote breitete die Arme aus.

Und dann hatte sie ihn.

Ted fühlte sich umklammert. Wie Eisenzangen packten die Hände zu. Hart, gnadenlos.

Ted schrie.

Ein Schlag auf den Mund ließ ihn verstummen.

Lara drehte den Mann herum. Dann stieß sie ihn in das Zimmer hinter der Bar.

Bis auf ein paar Kisten war der Raum nackt und kahl. Eine rote Lampe brannte an der Decke. Sie sah aus wie ein gefärbter Mond.

Lara drückte Ted zu Boden.

Ihre Schwestern tauchten auf. Geifernd, fauchend.

»Schönheit!«, flüsterte Ginny. »Schönheit! Er wird mir Schönheit geben.« Sie wollte Ted packen, doch Lara stieß sie zurück.

»Warte! Warte noch!« Die Untote mit den lackschwarzen Haaren sah auf Ted Willard hinunter.

Der Vertreter lag auf dem Rücken. Er war nur noch ein zitterndes Bündel Angst. Über sich sah er die Gesichter der weiblichen Bestien. Die Zähne kamen ihm noch länger vor.

Sechs Hände – zwei davon grüne Klauen – malten seltsame Zeichen über seiner Gestalt. Ted fühlte eine plötzliche Lähmung, die an den Füßen begann und sich rasend schnell ausbreitete. Bis in sein Gehirn drang sie, tötete jeglichen Willen.

Ted wollte sprechen. Nichts. Wie zugeschnürt war seine Kehle. Er konnte nur noch sehen, bekam jede Einzelheit mit und sah auch, wie sich die drei Vampirinnen zu ihm hinunterbeugten. Hände krallten sich in seine Schultern fest, und dann versank für Ted Willard die Welt in einem blutroten Strudel …

*

Der etwa vierzigjährige Mann hielt ein Bild in der Hand. Er stand in der Nähe der Gepäckaufnahme und blickte sich suchend um.

Plötzlich lief er los und winkte mit beiden Händen.

Marina Held sah den winkenden Mann und blieb stehen. Die beiden Koffer setzte sie auf den Boden.

»Miss Held?«, fragte der Mann.

Er stoppte vor Marina und schnappte nach Luft.

»Ja.«

»Ich bin Lionel Sanders.« Er streckte Marina die Hand hin. »Helens Vater.«

Marina lachte. »Natürlich, Mister Sanders. Ich habe Sie gar nicht erkannt. Helen hat mir zwar ein Bild von Ihnen geschickt, aber Sie wissen ja, wie das mit Fotos so ist.«

»Genau.« Sanders nickte. Er trug einen leichten Sommeranzug und ein kariertes Hemd. Die dicke Hornbrille ließ ihn älter erscheinen. »Helen konnte leider nicht selbst kommen«, sagte er.

»Oh!« Marina war enttäuscht und besorgt zugleich. »Warum nicht? Ist etwas passiert?«

»Meine Frau hat sie vor vier Stunden ins Krankenhaus gebracht.«

»Nein!« Marina wurde blass. »Was Schlimmes?«

Jetzt lächelte Lionel Sanders beruhigend. »Keine Angst, Miss Held. Eine Blinddarmreizung. Helen ist schon operiert worden, und es ist alles okay.«

Marina legte ihre Hände dorthin, wo das Herz schlug. »Himmel, da bin ich aber beruhigt.«

»In vierzehn Tagen spätestens wird Helen wieder zu Hause sein«, erklärte Lionel Sanders. »Aber kommen Sie, Miss Held, Sie werden sicher von der langen Reise müde sein.« Lionel Sanders wollte sich nach den Koffern bücken.

Marina wehrte ab. »Einen nehme ich. Und noch etwas, Mr. Sanders, sagen Sie doch bitte Marina zu mir. Das andere ist so förmlich.«

»Okay, Marina.« Lionel Sanders nahm den linken der dunkelbraunen Koffer.

Während sie zum Ausgang gingen, blickte sich Marina immer wieder verstohlen um. Sie hoffte, den blondhaarigen Engländer noch einmal wiederzusehen, doch John Sinclair war im Gewühl der Menschen verschwunden.

»Mein Wagen steht im Parkhaus III«, erklärte Lionel Sanders, als sie durch die langen überdachten Gänge schritten.

Marina nickte. Ihre Laune war um einige Grade gesunken. Den Kopf gesenkt, ging sie entmutigt hinter Mr. Sanders her. Erst das Pech mit John, und jetzt liegt Helen auch noch im Krankenhaus, dachte sie verbittert. Am liebsten würde ich nach Hause fahren.

Ihr Job begann erst in zwei Wochen. Es war gar nicht einfach gewesen, an eine Stelle zu kommen. Marina hatte lange suchen müssen und auch die Arbeitsämter eingeschaltet. Dann hatte sie das erste Angebot akzeptiert.

Lionel Sanders steuerte auf einen dunkelroten Rover zu. Es war schon ein älteres Modell, vielleicht Baujahr siebzig. Aber noch gut in Schuss.

Das Gepäck wurde im Kofferraum verstaut. Galant öffnete Lionel Sanders dem jungen Mädchen die Tür. »Sollen wir erst noch eine kleine Stadtrundfahrt durch London machen?«, fragte er, »oder wollen Sie sofort zu uns nach Hause? Meine Frau wartet schon. Sie hat auch Kuchen gebacken. Apfelkuchen, dazu gibt es warme Vanillesoße. Ein Gedicht, sage ich Ihnen.«

Marina lachte. »Sie haben mich überzeugt, Mister Sanders. Fahren wir zu Ihnen.«

»Wunderbar.« Sanders lenkte den Wagen durch die schmalen Betonserpentinen des Parkhauses. Über die M 4 erreichten sie London. Unterwegs bekam Marina doch einiges zu sehen. Sie fuhren am Hyde Park vorbei und fanden sich plötzlich, zwischen den hohen zweistökkigen Bussen eingekeilt, im Gewühl von Piccadilly Circus wieder.

Mr. Sanders bog von der breiten Regent Street ab. Marina war enttäuscht. Sie sah kleine, halbverfallene Läden, ein paar Straßenmärkte und miese Hinterhöfe.

»Das soll Soho sein? Kaum zu glauben. Ich dachte immer, hier wäre der Bär los.«

Lionel Sanders musste lachen. »Der Bär ist – wie Sie so schön sagen – abends los. Dann erkennen Sie manche Straßen gar nicht mehr wieder. Sie kommen doch aus Deutschland. Waren Sie schon mal in Hamburg?«

»Ja.«

»Auch auf St. Pauli?«

Marina nickte. »Das gehört doch dazu.«

»Sicher. Dann müssen Sie aber mal St. Pauli morgens um sechs Uhr sehen. Da werden Sie sich wundern. Nichts mehr vom abend- und nächtlichen Lichterglanz. Alles tot. Bierleichen auf den Bürgersteigen. So ähnlich verhält es sich auch mit Soho. Ich weiß das genau, weil wir ziemlich an der Grenze zu diesem Stadtteil wohnen.«

»Ich wusste gar nicht, dass die Berners Street so nahe bei Soho liegt«, sagte Marina.

»Das ist aber auch alles, was sie mit Soho gemeinsam hat.«

Marina hob die Schultern und zündete sich eine Zigarette an. Lionel Sanders war Nichtraucher.

Sie fuhren jetzt durch Wohnviertel. Graue alte Fassaden, die längst einer Renovierung bedurft hätten. Dann wurde die Gegend wieder etwas freundlicher. Die Wohnhäuser besaßen Vorgärten. Breite Steintreppen führten zu den Hauseingängen hoch. Auf den Bürgersteigen spielten Kinder. Hohe, dicht belaubte Bäume gaben Schatten.

Lionel Sanders bremste. »Das vierte Haus auf dieser Seite«, sagte er, »das ist es.«

Marina blickte aus dem Fenster. Das Haus sah nicht anders aus als die Übrigen in der Straße. Vielleicht war der Vorgarten etwas gepflegter. Zwei Frauen, die sich auf dem Bürgersteig unterhielten, drehten sich um, als der Wagen stoppte.

Lionel Sanders und Marina Held stiegen aus. Sanders öffnete die Haube des Kofferraums.

»Das ist unser Besuch aus Germany«, erklärte er den neugierigen Frauen.

Die Frauen lächelten Marina gutmütig zu. Marina lächelte zurück.

Lionel Sanders hatte das Gepäck aus dem Kofferraum gehievt und ließ die Klappe wieder zufallen. Durch das offene Vorgartentor schleppte er die beiden Koffer zum Haus. Marina hielt nur ihre Handtasche.

Die Haustür wurde geöffnet. Eine etwas rundlich wirkende Frau stand auf der obersten Stufe. Ihr Gesicht schien mit Tausenden von Lachfältchen überzogen zu sein, als sie rief: »Herzlich willkommen, Miss Marina.«

Mrs. Sanders ließ ihren Mann an sich vorbeigehen, schloss Marina in ihre Arme und drückte sie an den wallenden Busen. »Ich freue mich, dass Sie endlich hier sind. Helen hat mir ja so viel von Ihnen erzählt. Wie schade, dass sie ausgerechnet jetzt ins Krankenhaus musste! Aber es dauert höchstens zwei Wochen. So, und nun kommen Sie erst einmal in die Wohnung. Sie werden sicher müde sein.«

Marina Held ließ den Wortschwall über sich ergehen. Diese Mrs. Sanders schien aus einem sagenhaften Reservoir zu schöpfen. Sie redete, ohne Atem zu holen.

Im Haus war es angenehm kühl. Eine breite Holztreppe führte in die oberen Etagen. Der Flur war grün gestrichen. Auf der untersten Treppenstufe standen zwei Typen, wie Marina sie auch aus Berlin kannte.

Lederjacke, lange Haare, und Ritterkreuze, die auf der nackten Brust lagen.

Die beiden grinsten Marina penetrant an. Sie waren höchstens achtzehn. Aber bestimmt unangenehm. Sie sahen so aus, als gingen sie keinem Streit aus dem Wege.

»He, Puppe, dich werden wir auch noch einseifen«, sagte der größere der Typen und machte mit Daumen und Zeigefinger eine international verständliche Geste.

Marina Held konnte es nicht vermeiden, dass sie rot wurde.

Auch Mrs. Sanders hatte etwas bemerkt. »Kümmern Sie sich gar nicht darum«, sagte sie zu ihrem deutschen Gast. »Diese Dreckskerle gehören in ein Arbeitslager.«

Mrs. Sanders verschwand mit Marina in ihrer Wohnung. Sie lag parterre, rechts vom Eingang. Die Wohnung gegenüber stand schon seit drei Monaten leer.

Mrs. Sanders schloss die Tür.

Im ersten Augenblick hatte Marina das Gefühl, in einen Altwarenladen gelangt zu sein. Überall Gerümpel. Bis sie herausgefunden hatte, dass es die Wohnungseinrichtung war, befand sie sich schon im Livingroom.

Auch hier alte Möbel. Dazu noch gemusterte, dunkle Tapeten. Der Raum war ziemlich klein. Eine Wand wurde von einem Schrank fast völlig eingenommen. An der anderen Wand hingen die Bilder von Mrs. Sanders Eltern. Die Ähnlichkeit war unverkennbar.

Den runden Tisch vor dem alten Sofa hatte Mrs. Sanders schon gedeckt. Vor dem Tisch standen zwei Stühle mit hohen Lehnen.

Sanders betrat den Livingroom. »Die Koffer habe ich schon in Ihr Zimmer gebracht, Marina. Wir zeigen es Ihnen gleich. Erst wollen wir uns mal stärken.«

Sie nahmen am Tisch Platz. Es gab in der Tat selbstgebackenen Apfelkuchen. Die heiße Vanillesoße holte die Hausfrau aus der Küche.

Und natürlich gab es Tee. Marina mochte Apfelkuchen zwar nicht besonders, aber sie hatte Hunger und würgte ihn mit Todesverachtung hinunter.

Als ihr Mrs. Sanders noch ein Stück auf den Teller legen wollte, wehrte sie ab. »Nein, danke, Mrs. Sanders, ich muss etwas auf meine Linie achten.«

Die Frau schüttelte den Kopf. »Was ihr jungen Mädchen nur immer habt. Ich zum Beispiel …«

»Dich kann man auch schon bald rollen«, sagte Mr. Sanders trocken.

Marina hatte Mühe, ein Lachen zu verbeißen. Sie kramte in ihrer Tasche herum und suchte nach Zigaretten.

»Helen raucht aber nicht«, sagte Mrs. Sanders spitz.

In Deutschland hat sie gequalmt wie ein Schlot, dachte Marina. Sie hütete sich aber, etwas laut werden zu lassen. Schließlich wollte sie es sich mit den Eltern ihrer Freundin nicht verderben.

Sanders holte einen Aschenbecher, eine alte Schale aus grünem Marmor.

Zwei Stunden vergingen. Marina erzählte von Deutschland, von ihren Eltern und von ihren Freunden. Sie fand aufmerksame Zuhörer.

Dann zeigte ihr Mrs. Sanders das Zimmer. Es lag dem Livingroom gegenüber, direkt neben dem Bad, und war Helens Zimmer.

Es gab ein Bett und eine Schlafcouch. An den Wänden prangten Poster mit Stars aus der Pop-Branche. Dazwischen hing das fast lebensgroße Bild eines nackten Mannes, dessen charakteristisches Teil von einem Platanenblatt bedeckt war.

»Also, das Ding reiß ich auch bald ab!«, schimpfte Mrs. Sanders.

Marina lächelte. »Warum? Ich finde es irre.«

»Na ja, die Jugend.«

Das Ehepaar Sanders ließ die junge Deutsche allein. Marina begann, ihre Koffer auszupacken. Helen hatte in ihrem Kleiderschrank vorsichtshalber Platz gemacht, sodass Marina alles unterbringen konnte.

Dann ging sie ins Bad.

Es war ziemlich altmodisch ausstaffiert. Die Wanne war nicht im Boden verankert, die Toilette besaß noch eine alte Ziehspülung, und das Waschbecken war stumpf. Haare klebten an den Abflusslöchern fest. Eine Dusche war nicht vorhanden.

Marina nahm ein Bad. Heißes Wasser spendete ein altmodischer Boiler. Die junge Deutsche fühlte sich erfrischt, als sie die Wanne verließ. Sie schlüpfte in ihre weißen Jeans und zog einen roten, nicht zu engen Pullover über.

Marina hatte vor, noch ein wenig spazieren zu gehen. Wenn Helen schon nicht da war, wollte sie London allein erobern. Das heißt, soweit dies möglich war.

Ihre Gasteltern waren von dem Vorschlag nicht begeistert. »Himmel«, rief Mrs. Sanders und rang die Hände. »Das ist ja viel zu gefährlich! Schließlich müssen wir auf Sie achtgeben.«

»Ich gehe auch in Berlin allein spazieren«, erwiderte Marina.

»Trotzdem. Nein, das können wir nicht verantworten.« Mrs. Sanders blieb bei ihrer Meinung, und auch ihr Mann machte ein bedenkliches Gesicht.

Es gab ein Hin und Her, aber schließlich setzte Marina doch ihren Willen durch. Sie bekam sogar einen Haustürschlüssel.

»Aber seien Sie um Gottes willen vorsichtig!«, schärften ihr beide noch einmal ein. »Es passiert so viel in London. Und gerade ein junges Mädchen ist den Sittenstrolchen hilflos ausgeliefert.«

»Ich kann Judo«, beruhigte Marina ihre besorgten Gastgeber.

Es war noch hell, als sie das Haus verließ. Langsam schlenderte Marina die Berners Street hinunter. Am Ende der Straße lag das große Middle Essex Hospital. Marina jedoch nahm die andere Richtung. Die nach Soho führte.

Sie überquerte die Eastcastle Street. An der Kreuzung standen die beiden Bauten des York Hotels und des Berners Hotels, preiswerte Herbergen für Touristen. Der Betrieb hatte schon wesentlich zugenommen. Auch die Gehwege waren breiter.

Gedankenversunken schlenderte Marina über den Bürgersteig. Plötzlich vernahm sie rechts neben sich Motorengeräusch.

Sie drehte den Kopf.

Die beiden Typen aus dem Hausflur stoppten hart neben ihr. Sie saßen auf einer Honda. Jetzt schwang sich der erste vom Sozius, breitete beide Arme aus, kam auf den Gehweg und blieb dicht vor Marina Held stehen.

Sein dreistes Grinsen sagte genug.

Marina war ebenfalls stehen geblieben. Aus schmalen Augen beobachtete sie den Knaben, der beide Daumen in den breiten Ledergürtel seiner Hose gehakt hatte.

Der zweite Kerl hockte auf der Honda und grinste. Zwischen seinen Lippen hing ein Zigarillo.

Der Typ vor Marina warf seine langen Haare zurück. »Ich habe dir doch gesagt, Puppe, dass du fällig bist«, meinte er und streckte seine Hand nach der jungen Deutschen aus.

Da wusste Marina, dass es den ersten Ärger geben würde …

»Lass es«, sagte Marina Held, und dann: »Bitte.« Sie ging einen Schritt zurück.

Der Kerl vor ihr lachte nur. »Stell dich doch nicht so an. Ich tu dir schon nichts. Wir wollen nur unseren Spaß haben.«

»Ja, los, pack sie!«, hetzte der Typ auf der Honda.

Die Straße war belebt. Zahlreiche Menschen passierten Marina und den Rocker, doch niemand wagte einzugreifen. Vielleicht hielten sie Marina auch für eine Braut, und sich bei Rockern einzumischen, war lebensgefährlich.

Der Typ legte seine rechte Hand auf Marinas Schulter, ließ sie dann tiefer gleiten und kam in die Nähe ihrer Brust.

Ekelgefühl schüttelte die junge Deutsche. Sie roch die Ausdünstung des Kerls und reagierte dann blitzschnell.

Sie schlug den Arm zur Seite, ließ gleichzeitig ihren Fuß vorschnellen und traf den Rocker dort, wo es wehtat. Er wankte zurück. Sein Gesicht hatte sich verzerrt. Trotzdem holte er unter seiner Jacke ein Bleirohr hervor.

Marina war schneller. Sie packte den linken Arm des Röckers, und ehe der Kerl wusste, was ihm überhaupt geschah, flog er auch schon durch die Luft.

Genau auf seinen Kumpan zu.

Der war viel zu konsterniert, um ausweichen zu können.

Die beiden Rocker prallten zusammen. Gemeinsam mit der Honda fielen sie zu Boden.

Fluchen, Schreien, Schimpfen. Die Rocker fühlten sich tödlich blamiert. Vor allen Dingen deshalb, weil einige Passanten stehen geblieben waren und regelrecht Beifall klatschten.

»Ja, so muss man es diesen Dreckskerlen geben«, rief eine ältere Frau begeistert.

»Prima, Mädchen! Zeig es den Rokkern!« , feuerte ein gutgekleideter, bläßlicher Mann sie an.

Marina kümmerten die Kommentare nicht. Sie mochte die Menschen nicht, die immer nur hinterher stark waren.

Die Rocker hatten sich inzwischen aufgerappelt. Ihre Honda war etwas lädiert. Der prächtige Außenspiegel war abgebrochen.

Der Fahrer spie aus. »Das zahlen wir dir heim!«, knurrte er. Für einen Moment sah es so aus, als wollte er sich auf Marina stürzen, doch dann überlegte er es sich wieder. Die Passanten hätten jetzt sicherlich eingegriffen, und dann wäre für die Rocker die Dresche ihres Lebens fällig gewesen.

Marina Held zuckte die Achseln. »Ich wollte keinen Streit«, sagte sie. »Lasst mich in Ruhe.« Dann drehte sie sich um und ging weiter. So, als wäre nichts geschehen.

Mittlerweile war es schon dämmerig geworden. Autoscheinwerfer flammten auf und warfen ihre Lichtbahnen auf die Fahrbahn. Soho schimmerte verführerisch in seiner Lichterpracht. Bunte Leuchtreklamen zuckten auf. Bars, Coffee-Shops, Pizzerias und Restaurants warteten auf Gäste.

Marina Held fand dieses Soho faszinierend. Ja, so hatte sie es sich immer vorgestellt. Auf den Straßen herrschte ein unwahrscheinlicher Betrieb. Das prächtige Wetter lockte nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische.

Strip! Strip! Strip! knallte es ihr in grellen Buchstaben entgegen. Und mit jedem Wort leuchtete auch ein nacktes Mädchen auf, das den gewaltigen Busen dem anonymen Betrachter entgegenstreckte. Das Girl hatte den Mund geöffnet. Buchstaben flossen heraus und formten sich zu einem Satz. Come on and love me! Komme und liebe mich.

Marina musste lächeln. Sie sah, dass einige Besucher der Aufforderung nachkamen und in das Lokal gingen. Wahrscheinlich würden sie enttäuscht und mit leerer Brieftasche wieder hinausgehen.

Die junge Deutsche schlenderte weiter. Der Trubel amüsierte sie. Allerdings hatte sie keine Lust, in irgendeines der Lokale hineinzugehen, auch nicht in eine Discothek, von denen es zahlreiche gab. Meist waren die Türen geöffnet, und heiße Rhythmen drangen auf die Straße. Marina warf hin und wieder einen Blick in das Innere der Beathöhlen.

Jugendliche tanzten. Lichtorgeln warfen blendende Kaskaden. In zahlreichen Ecken nistete der Geruch von Haschisch. Es war schon was los, in dieser Hölle von Soho.

Marina wurde oft angesprochen, doch sie ging stur weiter. Sie wollte sich von keinem Typen abschleppen lassen. Das Erlebnis mit den Rockern hatte ihr vorerst gereicht.

Ihren Hunger stillte sie mit einer kleinen Pizza. Der Teig schmeckte nach ranzigem Fett. Auf Olivenöl hatte der gute Pizzabäcker wohl verzichtet.

Die Zeit verging, und ohne es zu wollen, erreichte Marina auch jenen Bezirk von Soho, der für einen einzelnen Touristen nicht gerade empfehlenswert ist.

Marina Held kam in das Viertel der Nachtbars und obskuren Klubs.

Zwar brannten hier noch Lichter, aber die Typen, die auf den Gehsteigen lungerten, waren nach der Pseudoeleganz der Zuhälter gekleidet.

Als Marina für einen Augenblick verschnaufend stehen blieb, näherte sich ihr sofort ein Kerl. Er trug ein weißes Seidenhemd und enge Jeans. In dem dunkelhäutigen Gesicht fielen die rabenschwarzen Augen und die aufgeworfenen Lippen auf.

Der Kerl grinste.

Hastig drehte sich Marina um und lief weg. Sie hatte vor dem Mann Angst. Er war gefährlicher als die beiden Rocker.

Der Zuhälter rief ihr etwas nach, was sie nicht verstehen konnte.

Marina Held huschte in die nächste Seitenstraße. Sie war ziemlich eng. Unrat lag in den Gassen. Um wieder auf die breitere Hauptstraße zu gelangen, wollte Marina an der nächsten Querstraße links einbiegen. Sie tat das auch, musste aber feststellen, dass die Straße einen Bogen machte und tiefer in ein ihr unbekanntes Viertel führte.

Als Marina sich umschaute, sah sie für einen Moment den Zuhälter an der Ecke stehen.

Marina ging schneller. Und mit jedem Schritt geriet sie tiefer in das Labyrinth der kleinen, unbeleuchteten Straßen und Hinterhöfe.

Als die junge Deutsche ihren Fehler erkannte, war es bereits zu spät. Da hatte sie sich verirrt.

Weiter vorn war eine Kneipe. Grölende Männerstimmen drangen durch die offenstehende Tür. Das Lokal war nicht beleuchtet. Das Glas einer in der Nähe stehenden Straßenlampe war zertrümmert worden.

Schritte.

Marina sah sich um.

Sie sah die Umrisse von zwei Männern. Arm in Arm kamen die Kerle über die Straße gewankt.

Die junge Deutsche zog es vor, sich zu verstecken. Sie tauchte in einen Hauseingang und erschrak fürchterlich, als sie auf etwas Weiches trat.

Dicht neben der alten Tür schnarchte ein Penner. Jetzt begann er zu grunzen und zu schimpfen. Marina drückte sich an die gegenüberliegende Wand der Nische. Sie wagte kaum zu atmen.

Die beiden Männer gingen vorbei, ohne sie gesehen zu haben. Marina Held atmete auf.

Aber da war noch der Zuhälter. Und er hatte ihre Spur nicht verloren. Marina sah ihn, als sie die Nische verließ. Der Kerl lauerte an einer Plakatsäule, deren Blätter in Fetzen vom rissigen runden Mauerwerk hingen. Er rauchte eine Zigarette und sah Marina aus ihrer Dekkung treten.

Der Kerl warf die Zigarette weg. Sie beschrieb einen glühenden Halbkreis.

Sie sah den Mann und hörte sein hässliches Lachen.

Marina rannte. Zum Glück trug sie Turnschuhe, sodass ihre Schritte auf dem Pflaster kaum zu hören waren. Wie ein Schemen huschte sie an der unbeleuchteten Kneipe vorbei, sprintete in die nächste Seitenstraße und stellte nach wenigen Yards fest, dass sie in einer Sackgasse gelandet war.

Eine Mauer versperrte den weiteren Fluchtweg.

Zu hoch, um darüberzuklettern.

Marina hörte die hastigen Schritte des Zuhälters. Unwillkürlich warf sie einen Blick zur Uhr.

Mitternacht!

In der Nähe begann eine Glocke zu bimmeln. Marina hatte das Gefühl, als wäre es ihre eigene Totenglocke. Kalte Schauer rieselten über ihren Rücken.

Verzweifelt suchte sie nach einem Ausweg. Wie gehetzt blickte sie sich um.

Und der Zuhälter kam näher. Seine Schritte waren lauter geworden. Er wollte die blonde Puppe haben. Und er würde sie bekommen.

Im letzten Augenblick sah Marina Held die schmale Einfahrt. Sie erinnerte sie an eine Gasse in Neapel, die sie mal mit ihren Eltern durchquert hatte.

Marina tauchte in die Einfahrt. Sie hatte die Hoffnung, anschließend einen Fluchtweg zu finden.

Dann sah sie das rote Licht. Schwach wurde der Widerschein auf die Erde geworfen, erreichte kaum das Ende der Einfahrt. Marina fand sich in einem Hof wieder. Ziemlich eng, mehr ein Geviert. Drei Seiten wurden von den Rückseiten der altersschwachen Häuser begrenzt, die vierte Seite jedoch, auf die Marina schaute, versprach Rettung. Sie erkannte eine blasse rote Leuchtschrift.

»Shocking Palace«. Ein Lokal, eine Kneipe! dachte Marina.

Aber geschlossen!

Das junge Mädchen erkannte es an den Fenstern. Rollos verdeckten die Scheiben.

Sie lief trotzdem los. Vielleicht war noch jemand drinnen, der ihr helfen konnte.

Marina lief bis dicht an das linke Fenster. Das Rollo war nicht ganz dicht geschlossen. Marina presste ihre Stirn gegen die schmutzige Scheibe und versuchte, im Inneren des »Shocking Palace« etwas zu erkennen.

Inzwischen hatte der Zuhälter ebenfalls die Einfahrt erreicht. Er grinste, als er daran dachte, dass die kleine Blonde nun doch in der Falle saß.

In der rechten Hand des Kerl blitzte die Klinge eines Messers. Beidseitig geschliffen und höllisch gefährlich.

Marina war ahnungslos.

Der Zuhälter auch.

Er wusste ebenfalls nicht, was sich im Innern des Lokals abspielte.

Verzweifelt versuchte Marina Held, etwas zu erkennen. Sie hatte den Staub von der Scheibe gewischt, und als sich ihre Augen an das trübe Schummerlicht gewöhnt hatten, konnte sie immer mehr Einzelheiten im Innern des Lokals ausmachen. Zuerst glaubte sie, ihre Fantasie spielte ihr böse Streiche. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, ihr Herz setzte ein paar Takte aus.

Alles in ihr verkrampfte sich. Und dann, bevor sie wusste, was sie tat, stieß sie einen gellenden Schrei aus, mit dem sie noch mehr Unheil heraufbeschwor.

Marina Held hatte die Hölle entfesselt …

*

Die drei weiblichen Vampire hatten sich gestärkt. Sie waren satt. Ein seltsames Glitzern lag in ihren Augen. Sie fühlten Spannkraft und Energie in ihre Körper zurückkehren. Der, der leblos zu ihren Füßen lag, hatte sie ihnen gegeben.

Ted Willard sah aus, als wäre er nicht mehr unter den Lebenden. Zum Teil stimmte es schon, andererseits wieder nicht. Er war selbst zu einem Vampir geworden, zu einem Geschöpf der Nacht, das, um sich zu regenerieren, Blut brauchte. Er würde eingehen in den Kreislauf des Schreckens.

Noch war bei ihm nichts zu bemerken. Noch waren ihm keine Eckzähne gewachsen. Er lag auf dem Rücken, hatte die Augen geschlossen und die Arme neben dem Körper ausgebreitet.

Ted Willard war völlig blutleer. Er war nur noch eine körperliche Hülle. Besaß keine Seele mehr, und er atmete auch nicht. Und doch lebte er. Schon in den nächsten Tagen würde er sich unter der Strahlenkraft des Mondes erheben und auf Beutezug gehen. So, wie es die drei weiblichen Untoten vorgesehen hatten.

Lara, die Anführerin der Vampire, blickte ihre Schwestern an. Ein grausames Lächeln umspielte ihre Mundwinkel und ließ die Eckzähne noch hässlicher erscheinen.

»Das ist der Anfang«, sagte sie und deutete auf den Vertreter. »Nummer eins auf unserer Liste. Bald werden es mehr und noch mehr. Und alle brauchen sie Blut. London, diese Riesenstadt, wird unter der Vampirflut ersticken. Schleichend wie Gift wird sich die schaurige Saat ausbreiten, und unser Lokal wird zum Zentrum des bösen Blutes. Das schwöre ich!«

Lara hob beide Hände und ballte sie zur Faust. Die anderen Frauen taten es ihr nach.

Mona war es, die die erste Frage stellte. »Was machen wir mit ihm?«

Lara lächelte. »Wir werden ihm schon einen Schlafplatz verschaffen«, erwiderte sie optimistisch.

»Und wo?«, mischte sich Ginny ein. Ihre Haut war noch immer grün und die Finger zu Krallen geformt. »Unsere Keller sind belegt. Dort schlafen wir.«

»Das ist richtig.« Lara nickte bestätigend. »Aber stehen nicht im Lokal noch Särge?«

Mona kicherte. »Du meinst …«

»Ja. Wir werden ihn in einen der Särge legen. Und kein Gast, der darauf sitzt, wird ahnen, was sich unter ihm verbirgt.«

Ginny und Mona waren von der Idee ihrer Schwester begeistert. »Dann lasst uns keine Zeit mehr verlieren«, sagte Ginny. »Bald soll ja alles wieder normal aussehen.« Sie lachte.

Wenig später machten sich die drei Schwestern an die Arbeit. Gemeinsam schafften sie Ted Willard in den Barraum, der noch nicht aufgeräumt war. Zerplatzte Flaschen lagen auf dem Boden. Es roch nach Likör und Schnaps.

Lara, Ginny und Mona gehörten zu den Vampiren, die sich schon der Neuzeit angepasst hatten. Sie konnten auch bei Tageslicht existieren, fühlten sich dann zwar schwach, aber sie gingen nicht ein. Vor allem dann nicht, wenn sie regelmäßig eine Blutauffrischung bekamen.

Und dafür trugen sie Sorge.

Sie hatten nicht nur Menschen angegriffen. Nein, Einbrüche in die Krankenhäuser hatten ihnen die dringend benötigten Reserven verschafft.

Blutkonserven!

Zwar hatte die Polizei versucht, die Einbrecher zu stellen, aber bisher war ihr das nicht gelungen. Die drei Schwestern waren zu schlau und katzengewandt. Sie entwischten immer wieder.

Ted Willard wurde von sechs Fäusten hinter dem Tresen hervorgezogen. Neben einem der als Sitzplatz dienenden Särge ließen die Schwestern den Untoten liegen.

Mona und Lara stemmten gemeinsam den Deckel hoch. Der Sarg hatte Schlösser aus Eisen, das schon Rost angesetzt hatte. Es bereitete den Vampiren einige Mühe, die Schlösser fachgerecht zu öffnen. Aber dann hatten sie es geschafft.

Um die »Leiche« in den Sarg zu legen, reichten zwei Vampire aus. Sie hoben den Vertreter hoch und wollten ihn gerade in den Sarg fallen lassen, als der Schrei aufklang.

Die Untoten hielten mitten in der Bewegung inne.

»Das war am Fenster!«, zischte Mona.

»Und die Stimme einer Frau!« Lara war schon unterwegs. Durch einen Knopfdruck fegte das Rollo hoch.

»Verdammt!«, keuchte Lara, »eine Zeugin! Los, die packen wir uns!«

*

Marina Held sah, wie das Rollo hochfuhr. Innerhalb von zwei Sekunden war es oben, und dann starrte die junge Deutsche in das Gesicht der Untoten.

Augenblicklich packte sie das Grauen. Nur die Scheibe trennte sie von dem schrecklichen Gesicht mit den beiden spitzen Vampirzähnen, die so weit aus dem Oberkiefer ragten, dass sie mit ihren Enden schon die Unterlippe berührten. Marina sah das dämonische Funkeln in den Augen, und plötzlich war das Gesicht verschwunden.

Marina Held fuhr zurück.

War alles nur ein Spuk? Eine Einbildung vielleicht?

Da hörte sie das Kichern.

Hinter ihrem Rücken.

Marina wirbelte herum.

Sie schrie, als sie das Messer in der Hand des Zuhälters funkeln sah. Der Kerl hatte die Zähne gefletscht. Er machte auf Marina den Eindruck eines sprungbereiten Raubtieres.

»Hab ich dich endlich, Puppe!« Ein gleitender Schritt brachte ihn dicht vor die schreckensstarre Marina Held. Die Stahlklinge tanzte vor ihren Augen.

»Und jetzt gehen wir gemeinsam wieder zurück«, sagte der Zuhälter. »Zu mir, da wirst du …«

Ratschend fuhr das Rollo vor der Tür hoch. Der Zuhälter wurde abgelenkt. Unwillig runzelte er die Stirn. Dann blieb ihm der Mund vor Überraschung offen stehen.

»Das … das gibt es doch nicht«, flüsterte er.

Der Zuhälter hatte Lara gesehen. Ein Windstoß teilte den Umhang und ließ erkennen, dass Lara unter ihrem Gewand nackt war.

Die Augen des Mannes quollen fast aus den Höhlen. Vergessen war Marina. Jetzt wollte er die andere.

Der Kerl sah nur den Körper, nicht das Gesicht.

Das war sein Fehler.