John Sinclair Großband 11 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Großband 11 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!


Mit über 250 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.

Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.


Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 101 - 110.

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Seitenzahl: 1361

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vincente Ballestar ISBN 978-3-7325-8750-6

Jason Dark

John Sinclair Großband 11 - Horror-Serie

Autorenbiographie

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0101Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Ein Friedhof am Ende der Welt. John und seine Freunde sitzen gefangen in einer Kabine der Brockenseilbahn. Sie kämpfen verbissen und versuchen, sich vor den anstürmenden Hexen in Sicherheit zu bringen. Da reißt eines der tragenden Seile. Johns Leben und das seiner Freunde hängt am seidenen Faden. Werden sie alle das Abenteuer lebend überstehen, oder wird eine düstere Prophezeiung Wirklichkeit werden? Der Schwarze Tod hatte dem Geisterjäger angedroht, ihn im nächsten Kampf vernichtend zu schlagen und ihn zu begraben auf einem Friedhof am Ende der Welt... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0102Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Das letzte Duell. Die Entfernung zwischen John Sinclair und dem Schwarzen Tod schrumpfte von Sekunde zu Sekunde. Beide Gegner wussten, dass sie dem Kampf nicht mehr entfliehen konnten, auch wenn sie es gewollt hätten. Viele Fragen standen im Raum. Wer war schneller? Wer war stärker? Wer besaß die besseren Waffen? Und dann begann der entscheidende Kampf - das letzte Duell. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0103Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Asmodinas Todesengel. Den Schwarzen Tod gibt es nicht mehr! In einem nervenaufreibenden Kampf hat John Sinclair mit seinen Verbündeten den Herrscher der Finsternis besiegt. Wie wird sich Asmodina, seine Nachfolgerin, verhalten? John Sinclair weiß es nicht. Er befürchtet aber, dass sie mit ihren Dämonenarmeen ebenso Angst und Schrecken verbreiten wird wie ihr mächtiger Vorgänger. Da treffen die Gegner aufeinander ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0104Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Portaguerra. Eine Seilschaft von drei Bergsteigern kehrt nach einer Tour in den französischen Alpen nicht zurück. Die Suchaktionen bleiben erfolglos. Tage später berichten Spaziergänger, die Vermissten lebend in der Steilwand am Col du Lauterset gesehen zu haben. Die Nachricht schlägt wie eine Bombe ein. Stundenlang diskutieren die Einwohner des Bergdorfes die Legenden, die sich um die Felswand ranken, und sie kennen nur einen, der ihnen helfen kann: John Sinclair. Der Geisterjäger nimmt den Auftrag an und beginnt die Suche nach dem Geist des Magiers, dem die Legende den Namen Portaguerra gab. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0105Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Die Bestie von Soho. Er hieß Golo Gulerian und war ein begabter Maler. Seine Anhänger fanden sich in allen Bevölkerungsschichten. Gulerian malte Bilder der Apokalypse. Grauenhaft, schrecklich und faszinierend. Doch kaum jemand wusste, dass diese Welten existierten, die er malte. Der Teufel persönlich hatte ihn dorthin gebracht und ihm den Auftrag gegeben, die Dimensionen des Schreckens nachzuzeichnen. Denn sie sollten einmal die Heimat für seine Diener werden. Als die Bilder lebendig wurden und die Monster aus der Hölle kamen, schien der Plan des Satans aufzugehen... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0106Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Hügel der Gehenkten. Er war ein Schamane! Ein Magier, ein Zauberer und er hatte sich den finsteren Mächten verschworen. Seine Feinde schleifte er zum Galgenhügel, wo ein mächtiger Verbündeter wartete. Destero, der Dämonenhenker! Doch die Macht des Schamanen wurde gebrochen. Er starb. 400 Jahre später nahm er Rache. Zusammen mit Destero erweckte er den Galgenhügel zu neuem, blutigem Leben... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0107Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Die Geier und der Wertiger. "Ein Wertiger treibt in Bombay sein Unwesen. Sie müssen hin", hatte mir Sir Powell erklärt, "und den Fall lösen." Ich, Oberinspektor Sinclair, fuhr nach Indien. Doch meinen alten Freund Mandra Korab traf ich nicht an. Er war nicht da. Außerdem musste ich ohne Suko fahren. Er hatte sich beim Karate-Training verletzt. Ich flog also allein nach Indien, einem Abenteuer entgegen, bei dem die Überlebenschancen verdammt gering waren ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0108Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Das Eisgefängnis. Dr. Tod ist wieder da. John Sinclair kann es nicht fassen. Höchstpersönlich hatte er ihn gejagt und letztlich auch vernichtet. Aber ein gefährliches Bündnis zwischen Asmodina und dem Spuk brachte den Geist des Dr. Tod wieder in die normale Welt. Er suchte sich gleich den richtigen Körper aus. Den, des Wissenschaftlers und Mafia-Bosses, Solo Morasso! John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0109Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Verlies der Angst. Jahrhundertelang lagen sie in Hügelgräbern friedlich nebeneinander. Germanen und Wikinger. Sie hatten sich bekämpft, und die Wikinger waren geschlagen worden. Kurz vor ihrer Niederlage hatte Sadin, ein Diener des großen Gottes Thor, eine schlimme Verwünschung ausgesprochen. Irgendwann sollte sie Wirklichkeit werden. Jetzt war es so weit. Was als normaler Kriminalfall begann, entwickelte sich zu einem makabren Totentanz - im Verlies der Angst. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0110Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Zargos, der Dämon. Ich hatte dienstfrei und machte mir in meinem Londoner Apartment einen gemütlichen Nachmittag. Gerade dachte ich an Jane, da klingelte das Telefon. >>Sinclair, kommen Sie sofort in den Hyde Park, ich habe wichtige Informationen über Ihre Gegner für Sie. Wir treffen uns in einer Stunde auf der Serpentine Road. Ende!<< Ich war baff. Ein Fremder mischte sich in meine Arbeit, dachte ich. Mich packte aber die Neugierde, und ich fuhr los. Ich stürzte mich in ein scheußliches Abenteuer und stand plötzlich vor Zargos, dem Dämon. Ich war verloren - John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumEin Friedhof am Ende der WeltVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Ein Friedhof am Ende der Welt

John und seine Freunde sitzen gefangen in einer Kabine der Brockenseilbahn.Sie kämpfen verbissen und versuchen, sich vor den anstürmenden Hexen in Sicherheit zu bringen.Da reißt eines der tragenden Seile.Johns Leben und das seiner Freunde hängt am seidenen Faden. Werden sie alle das Abenteuer lebend überstehen, oder wird eine düstere Prophezeiung Wirklichkeit werden?Der Schwarze Tod hatte dem Geisterjäger angedroht, ihn im nächsten Kampf vernichtend zu schlagen und ihn zu begraben auf einem Friedhof am Ende der Welt …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2855-1

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Ein Friedhof am Ende der Welt

Das höhnische Gelächter der Hexen gellte in meinen Ohren. Die beiden hatten auch allen Grund zu lachen. Sie schwebten über mir in der Luft und bissen mit ihren mörderischen Zähnen das letzte Seil durch, das die Gondel noch hielt. Wenn es zerfetzt wurde, fiel ich in die Tiefe.

Ich kämpfte wie ein Berserker.

Zwei weitere Hexen hatten meinen rechten Arm gepackt und bogen ihn nach hinten. Ich hielt zwar die Beretta in der Hand, doch ich bekam den Arm nicht herum und konnte demnach nicht auf die verdammten Hexen feuern.

Sie besaßen ungeheure Kräfte, gegen die ich im Augenblick nicht ankam.

Wie es Suko und Will Mallmann erging, wusste ich nicht. Sie befanden sich in den Gondeln hinter mir. Sehen konnte ich sie nicht, da eine Nebelwolke alles verdeckte.

Mein Kreuz hing vor der Brust und bot mir einen einigermaßen sicheren Schutz gegen die Angriffe von vorn. Eine Lanze war bereits auf mich geschleudert worden. Doch das Kreuz hatte einen magischen Schutzschild errichtet, und die Lanze war davon abgeprallt.

Noch hielt das Seil.

Aber es konnte sich nur um Sekunden handeln, bis die Hexen es durchgebissen hatten.

Und dann …

Ich bekam durch eine blitzschnelle Drehung wieder etwas mehr Bewegungsfreiheit und konnte den Haltebalken vor meinem Bauch in die Höhe schlagen.

Da riss das Seil.

Was in den nächsten Sekunden geschah, kann ich gar nicht so schnell erzählen, wie es sich abspielte. Als das Seil endgültig platzte, sah ich aus den Augenwinkeln schemenhaft ein Gestänge rechts neben mir.

Einer der Träger!

Hinter mir ließen die Hexen los. Sie glaubten, mich endgültig erwischt zu haben.

Ich aber warf meinen Oberkörper mit aller Macht nach vorn und gleichzeitig nach rechts.

Die Beretta ließ ich einfach fallen, da ich beide Hände brauchte, um mich festzuklammern.

Mit voller Wucht knallte ich gegen eine Querstrebe des Trägers, der aussah wie ein riesiges spitzwinkliges Dreieck. Ich schleuderte meine Arme hoch, während vor meinen Augen ein ganzes Weltall aufblitzte.

Meine Finger klatschten gegen etwas Hartes, Kaltes, bogen sich reflexhaft nach innen, bekamen einen schienenähnlichen Gegenstand zu fassen und hielten fest.

Ein gewaltiger Ruck ging durch meinen Körper, die Knie schlugen gegen einen Stahlträger, aber ich gab um keinen Deut nach. Eisern hielt ich fest.

Neben mir raste die Gondel in die Tiefe. Ich hörte einen krachenden Aufschlag — dann nichts mehr.

Eine Gänsehaut kroch über meinen Rücken. Wenn ich daran dachte, dass ich normalerweise in der Gondel gesessen hätte, wurde mir ganz anders.

Tief holte ich Luft.

Meine Rippen schmerzten, Nachwirkungen des harten Aufpralls gegen den Träger.

Ich hatte mich gerettet, wenigstens für den Augenblick. Doch die Hexen dachten nicht daran, aufzugeben. Sie hatten ihr Opfer einmal gehabt, und jetzt war es drauf und dran, ihnen zu entkommen. Im Augenblick waren sie noch zu sehr durcheinander, doch sie würden sich neu formieren und mich angreifen.

Ihr Heulen und Schreien umtobte mich wie ein teuflischer Gesang. Meine Beretta hatte ich fallen lassen müssen, um beide Arme freizuhaben. Jetzt bereute ich es. Denn mit den geweihten Kugeln hätte ich mir die verdammte Brut vom Hals halten können.

So nahm ich den Dolch.

Mit der linken Hand hielt ich mich fest, die Finger der rechten umklammerten den Griff der geweihten Waffe.

Ich zog die Beine an und stieß sie wieder nach unten. Verzweifelt versuchte ich irgendwo Halt zu finden, eine Stütze, damit ich mich drehen konnte. Doch an dem glatten Metall rutschte ich immer wieder ab.

Zudem war es mir nahezu unmöglich, mich mit der linken Hand noch festzuhalten. Die Finger wollten von selbst abrutschen. In meiner Verzweiflung schrie ich auf, sah, wie eine der Hexen von der rechten Seite kam und ihren mörderischen Stab schleudern wollte.

Da ließ ich los.

Ein harter Schlag traf meinen Kopf, als ich mit dem Kinn auf die Ecke einer Strebe prallte. Die Zähne klackten aufeinander. Ich rutschte weiter ab, drehte mich im Fallen, hieb mit der Schulter gegen einen äußerst harten Gegenstand, warf noch einmal die Arme hoch und hatte Glück, dass ich eine Querstrebe zu fassen bekam. Doch sie bremste meinen Fall nur, stoppte ihn aber nicht.

Ich raste weiter.

Dann kam der Aufprall.

Mit den Hacken zuerst, schlug ich auf den steinigen Boden, spürte den Schlag bis in die letzten Haarspitzen, fiel nach hinten, überkugelte mich mehrere Male und hatte das Gefühl, von zahlreichen Armen gefangen zu werden.

»Jetzt haben sie dich«, dachte ich noch. Danach spürte und fühlte ich nichts mehr.

*

Suko und Will Mallmann hatten die Nebelsuppe ebenfalls gesehen, und sie bekamen mit, wie die vordere Gondel, in der ich saß, hineintauchte.

Beide wussten, dass dieser Nebel nicht natürlichen Ursprungs war. Er war künstlich – oder magisch. Schwarze Magie, böser Zauber hatte ihn entstehen lassen.

Plötzlich gab es einen Ruck im Seil.

Gleichzeitig bewegte sich die Nebelwolke etwas nach vorn, umhüllte Suko, sodass ihn Will Mallmann nicht mehr sah, dafür jedoch stand die Gondel plötzlich still.

Die singenden Geräusche waren verstummt, beide Männer hörten nur noch das Pfeifen des Windes. Wie von unsichtbaren Händen weitergeschoben wanderte die Wolke vor und gab den Chinesen wieder frei.

Sofort drehte sich Suko auf dem engen Sitz.

Will winkte ihm zu, legte beide Hände gegen den Mund und brüllte: »Verstehst du das?«

»Nein!« Suko schaute nach unten.

Ein Geröllhang fiel schräg in die Tiefe. An seinem Ende begann das Waldstück, über das sie vor wenigen Minuten gefahren waren.

Die Entfernung nach unten war wegen der Schräge des Hangs schlecht zu schätzen, aber sie würde als Knochenbrecher reichen. Keine gute Aussicht.

»Was sollen wir machen?!«, schrie Will.

Suko hatte sich bereits entschlossen. »Ich werde mich in die Nebelwolke reinhangeln!«

»Was?«

Der Chinese wiederholte seine Antwort nicht mehr, sondern stellte sich in die Gondel. Das war schon eine artistische Leistung, denn das Gefährt schwankte von einer Seite zur anderen. Suko musste sein Gewicht so verlagern, dass die Gondel nicht kippte.

Er breitete die Arme aus, versuchte das Gleichgewicht zu finden, und er schaffte es auch für Sekunden, bevor ein Windstoß die Gondel wieder beutelte.

An der senkrechten Trägerstange hielt der Chinese sich fest und unternahm einen neuen Versuch, dem Will Mallmann mit schockgeweiteten Augen zuschaute.

Er konnte nur die Daumen drücken.

Aus der Nebelwand drang ein Schrei.

Suko erkannte an der Stimme, dass ich es gewesen war, und verdoppelte seine Anstrengungen.

Er stellte sich auf die Sitzfläche, spreizte die Beine, streckte den rechten Arm aus und umklammerte mit der Hand die Haltestange.

Urplötzlich gab es einen Ruck.

Im selben Augenblick – und bevor Suko noch reagieren konnte – fiel die Gondel vom Seil.

Eine wahnwitzige Sekunde lang hatte Suko Angst, in die Tiefe zu stürzen, doch die Rollen fielen auf das zweite, mitlaufende Sicherheitsseil der Bahn und hielten.

Suko klammerte sich an der Stange fest. Sein Gesicht war verzerrt. Er ahnte, dass es nur ein Vorspiel gewesen war, und der Chinese sollte recht behalten.

Ohne irgendeinen Anstoß zu bekommen, setzte sich die Gondel in Bewegung.

Aber nicht nach vorn, sondern zurück.

Die Gondel fuhr der Station entgegen.

Zuerst nur langsam, dann aber von Sekunde zu Sekunde schneller werdend.

Die Fliehkräfte wirkten, warfen die beiden Männer hin und her. Suko hatte sich hingehockt. Er befand sich jetzt mit dem Gesicht zur Fahrtrichtung, konnte Kommissar Mallmanns angstverzerrtes Gesicht sehen.

Unter ihm glitt der steinige Hang rasend schnell hinweg. Und der Wald rückte immer näher.

Die Gondel wurde noch schneller.

Suko hatte Bilder von Seilbahnunglücken gesehen, wenn die Kabinen mit voller Wucht in die Station rasten. Da gab es keine Überlebenden mehr.

Und deshalb mussten sie vorher abspringen.

Unbedingt!

Aber bei der Geschwindigkeit ein fast tödliches Risiko. Sie würden mit zerschmetterten Knochen auf dem Boden landen.

Doch da war der Wald.

Einen Sturz in die Baumkronen konnte man noch eher überleben. Diese beiden Möglichkeiten schossen Suko im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf.

Er warnte Mallmann.

Der Chinese brüllte gegen den heulenden Wind an, der ihm die Worte vom Mund reißen wollte.

Immer schneller glitt der Grund unter ihm weg.

Das Hangende!

Suko stellte sich hin.

»Spring!«, brüllte er Will Mallmann zu und stieß sich ebenfalls ab. Rasend schnell sah er die Baumwipfel auf sich zukommen, wurde hineingeworfen, hörte im Unterbewusstsein noch Will Mallmanns Schrei, bevor ein Ast ihm das Gesicht aufriss und der harte Schlag an der Stirn sein Bewusstsein endgültig auslöschte …

*

Wohl jeder Mensch erschrickt, wenn mitten in der Nacht das Telefon schrillt.

Bill Conolly erging es nicht anders.

In seinem Haus gab es mehrere Apparate. Einer stand dicht am Bett. Er hatte das Läutwerk zwar etwas leiser gestellt, doch es war noch so laut, dass Bill Conolly davon wach wurde.

Wie von der Sehne geschnellt fuhr er hoch. Ein Griff zum Schalter, weiches Licht erfüllte das Schlafzimmer des Ehepaares, und Bill hob den Hörer ab.

Verschlafen meldete er sich.

Im Nebenbett richtete sich Sheila Conolly auf. Bill bemerkte es gar nicht. Er hörte nur auf die Stimme.

»Bin ich mit Mr. Conolly verbunden?« , fragte jemand. Der Oxford-Akzent war nicht zu überhören.

»Am Apparat.«

»Einen Augenblick bitte, ich verbinde Sie weiter.«

»Was ist denn?«, murmelte Sheila verschlafen. Sie wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Dabei rutschte die Decke von der Schulter und gab einen Blick auf das hauchdünne Seiden-Negligé frei, das Sheila trug.

»Ich habe keine Ahnung, wer mich sprechen will«, erwiderte Bill. »Die verbinden weiter.«

»Doch nicht irgendeine Zeitung?«

»Nein, Unsinn, die melden sich anders. Außerdem …« Bill sprach nicht weiter, sondern hörte zu.

»Entschuldigen Sie die Störung, Mr. Conolly. Mein Name ist Winston Wakefield. Ich hätte Sie wirklich nicht um diese Zeit angerufen, aber es ist dringend.«

»Okay, Mr. Wakefield. Was ist so dringend?«

»Ich möchte Sie bitten, ins Yard Building zu kommen. Alles andere werden Sie dort erfahren.«

»Natürlich, ich komme.«

»Danke sehr.« Winston Wakefield legte auf.

Bill schwang die Beine aus dem Bett und reckte sich. Dabei drehte er seinen Körper nach links und blickte Sheila an.

»Was war denn los?«, fragte sie. »Du musst weg?«

Bill Conolly stand auf und griff schon nach einem frischen Unterhemd. »Ich soll zum Yard Building fahren. Mehr hat man mir nicht gesagt.«

»Du weißt nicht, um was es geht?«

»Nein.«

»Vielleicht um John?«

»Möglich.«

Sheila stand ebenfalls auf, ging um das Doppelbett herum und trat Bill in den Weg. Sie legte ihre Hände auf seine nackten Schultern. »Bitte, sei vorsichtig, Bill!«

»Natürlich, Darling. Was soll denn schon passieren? Ich fahre doch nur zur Polizei.«

»Trotzdem, ich habe Angst.«

Bill hauchte seiner Frau einen Kuss auf die Lippen. »Keine Sorge, schlaf du wieder.«

Der Reporter zog sich schnell an. Er war immer bereit und benötigte nicht viel Zeit, in seine Kleidungsstücke zu kommen. Er hängte seinen Mantel über den Arm, steckte die Autoschlüssel ein und verließ das Haus.

Wenig später röhrte der Auspuff des Porsche, und Bill fuhr den Kiesweg hinunter in Richtung Ausgang.

Er war ziemlich beunruhigt, auch deshalb, weil dieser Winston Wakefield keinerlei Andeutungen gemacht hatte, worum es eigentlich ging. Bill dachte über den Namen nach. Gehört hatte er ihn bereits. Nur wo und in welch einem Zusammenhang, das fiel ihm nicht ein.

Er würde es spätestens in einer halben Stunde erfahren, wenn er sein Ziel erreicht hatte.

Um diese Zeit – es war drei Uhr morgens – herrschte auch in einer Millionenstadt wie London kaum Verkehr. Bill schaffte es, in einer Rekordzeit das Yard Building zu erreichen.

Der Nachtportier kannte Bill Conolly. Der Reporter war schließlich nicht zum ersten Mal dort.

»Man erwartet Sie bereits, Mr. Conolly«, meldete er.

»Und wo?«

»In Mrs. Sinclairs Büro.«

»Ist John bereits hier?«, fragte Bill.

»Nein.«

»Wissen Sie Näheres?«

Der Portier hob die Schultern. »Sorry, Sir, mich weiht man nicht in die Fälle ein.«

Bill lächelte. »Vielen Dank auf jeden Fall.« Er schritt auf den Lift zu und schoss hoch.

Die Tür zu meinem Büro stand offen. Bill hörte schon im Gang die Stimmen. Es waren nicht nur männliche, sondern auch eine weibliche darunter.

»Jane!«, entfuhr es dem Reporter, »Himmel, was machst du denn hier?«

Die blondhaarige Detektivin lächelte schmal. »Das Gleiche wie du.« Sie gab den Weg frei, damit Bill Conolly das Büro betreten konnte.

Dort hielten sich mehrere Männer auf. Zigarren- und Zigarettenrauch trieb in dicken Schwaden unter der Decke. Der Reporter schaute ziemlich überrascht aus der Wäsche. Er grinste, als er die ernsten Mienen sah.

»Bin ich hier eigentlich richtig?«

Ein grauhaariger Mensch mit der Miene eines Trauerkloßes trat einen Schritt vor und streckte Bill Conolly die rechte Hand entgegen. »Ich bin Sir Winston Wakefield«, stellte er sich vor, »und habe Sie gebeten, zu kommen.«

Bill sagte ebenfalls seinen Namen. Er verzog das Gesicht, weil er alles etwas komisch fand. Sie standen noch im Vorzimmer herum. Dann bat Sir Winston die Herrschaften in das Büro des Oberinspektors Sinclair. Das heißt, nur Jane und Bill gingen mit.

Wakefield schloss die Tür höchstpersönlich. Er blieb einige Sekunden nachdenklich stehen und strich mit zwei Fingern über seinen Oberlippenbart. »Bitte, nehmen Sie Platz«, sagte er dann.

Jane und Bill setzten sich.

Die Detektivin sah auch verschlafen aus. In der Eile hatte sie ihr Haar nicht frisiert, sondern hinten im Nacken als Pferdeschwanz gelegt, der von einem Gummiband gehalten wurde.

»Sir Powell ist entführt worden!«

Endlich rückte Winston Wakefield mit der Nachricht heraus. Er sagte dies in einem Tonfall, als wäre bereits alles entschieden. Er tat, als gäbe es keine Chance mehr, den Superintendenten zu retten.

»Wie ist das möglich?«, fragte Bill. »Und wieso haben Sie uns kommen lassen und nicht John Sinclair?« Er lächelte. »Wir sind doch keine Polizeibeamten.«

Sir Winston winkte ab. »Sie haben völlig recht, Mr. Conolly«, erwiderte er in seinem leicht nasalen Slang. »Aber besondere Umstände erfordern eben besondere Maßnahmen. Lassen Sie mich dieses bitte genau erklären.«

Bill wusste, wo der Whisky stand. Er öffnete ein Schreibtischfach und entnahm ihm ein Glas und eine Flasche. Einen kleinen Schluck gönnte er sich.

»Es ist wegen der trockenen Luft«, sagte er. Bill war auch froh darüber, dass mir nichts passiert war, denn er hatte mit dem Schlimmsten gerechnet.

»Miss Collins, Mr. Conolly«, sagte Sir Winston, »wir haben Grund zu der Annahme, dass Superintendent Powell nicht von normalen Gangstern entführt worden ist, sondern von – ähm – einer Gestalt, die … ähm, also, ich …«

»Sagen Sie doch ruhig Geister oder Dämonen«, unterbrach Bill Conolly den Beamten.

»Ja, das meine ich auch. Obwohl ich persönlich nach wie vor der Meinung bin …« Er senkte den Blick, und abermals fuhren seine Fingerspitzen über den eisgrauen Oberlippenbart.

»Persönliche Meinungen sollte man hintanstellen, wenn es um das Schicksal eines Menschen geht«, mischte sich Jane Collins ein. »Bitte, kommen Sie doch zur Sache.«

»Ich bin bereits dabei.«

»Davon merkt man nicht viel«, murmelte Bill.

Sir Winston Wakefield begann zu berichten. »Sir Powell hatte den Klub besucht und verließ ihn zu nächtlicher Stunde, nachdem der Portier ihm ein Taxi herbeigerufen hatte. Er stieg auch in den Wagen ein, der Portier hat es genau beobachtet. Doch er sah noch mehr. Der Fahrer drehte sich, bevor er startete. Da der Portier in der Tür stand, sah er das Gesicht des Drivers. Nun, es … es war kein Gesicht, sondern ein dunkler Totenschädel.«

Jetzt horchten Bill Conolly und Jane Collins auf. Ein dunkler, schwarzer Totenschädel.

Das konnte nur eins bedeuten.

Der Schwarze Tod hatte zugeschlagen und Sir Powell entführt.

»Ausgerechnet jetzt ist John Sinclair nicht da«, murmelte Bill und schlug mit der Faust auf seine flache linke Hand. »Verdammt auch.«

Sir Winston Wakefield räusperte sich. »Wir vom Ministerium nehmen an, dass die Entführung mit dem Fall in Zusammenhang steht, den John Sinclair momentan zu bearbeiten hat.«

»Und der wäre?«, erkundigte sich Bill.

»Er ist in die DDR gefahren, um in der Nähe des Brocken einige Rätsel zu lösen, die unmittelbar mit dem Tod eines ehemaligen Geheimagenten namens Rod Huxley in Zusammenhang stehen.«

»Davon weiß ich nichts«, sagte Jane. Bill schüttelte den Kopf und meinte: »Mir ist ebenfalls nichts davon bekannt.«

»Und was sollen wir hier?«, fragte Jane und schaute den hohen Beamten scharfäugig an.

Bill lachte etwas abfällig. »Ist doch klar, wir sollen die Karre aus dem Dreck ziehen.«

»So drastisch würde ich das nicht nennen«, sagte Sir Winston Wakefield. »Wirklich nicht?«

»Wie denn?«, fragte Bill zurück. »Fest steht, dass Sie mit Ihrem Latein am Ende sind, und da Sie nicht wissen, was Sie jetzt unternehmen sollen, sehen Sie sich gezwungen, uns einzuschalten, damit wir für Sie die Kastanien aus dem Feuer holen.«

Sir Winston Wakefield bekam einen roten Kopf. So hatte wohl schon lange keiner mehr mit ihm gesprochen. Die meisten hatten geduckt, aber Bill sagte die Wahrheit.

»Ich warte auf Ihre Antwort!« Bill konnte die hohen Beamten nicht leiden, diese Sesseldrücker, die alles besser wussten und sich durch ihre Parteizugehörigkeit hochgedient hatten.

»Ja, Sie sollen uns behilflich sein.«

»Wir haben also die Aufgabe, Sir Powell zu finden?«, lächelte Jane Collins.

»Genau.«

»Wenn es nicht mehr ist …«

Bill Conolly fragte: »Welche Fakten und welche Spuren gibt es eigentlich?«

»Nur den einen Zeugen.«

Bill schaute Sir Wakefield spöttisch an. »Etwas wenig, nicht wahr?«

»Machen Sie was dran!«

»Und ob. Ich möchte mit dem Mann reden.«

Winston Wakefield nickte. »Das hatte ich mir fast gedacht. Er wartete draußen. Ich lasse ihn holen.« Der Beamte drehte sich um und verschwand aus dem Raum.

Bill Conolly kniff Jane ein Auge zu und flüsterte: »Die Herren vom Ministerium reagieren schnell, wenn ein hohes Tier entführt wird. Da springen sie über ihren eigenen Schatten und bitten sogar eine kleine Privatdetektivin und einen Reporter zu sich.« Bill nahm eine Zigarette. »Bist du dabei?«

Jane Collins rauchte ebenfalls einen Glimmstängel und bejahte. »Schon allein wegen John.«

»Du glaubst an einen Zusammenhang zwischen den Fällen?«

»Sicher.«

Sie schwiegen, denn Sir Winston Wakefield kehrte zurück. In seiner Begleitung befand sich der Zeuge. Der war fast noch vornehmer als die Queen persönlich. So hoch trug er die Nase.

Sir Winston machte die »Herrschaften« miteinander bekannt. Der Portier – er hieß Monkford – nickte hoheitsvoll.

»Bitte, erklären Sie den Herren, was Sie genau beobachtet haben!«, bat der Mann von der Regierung.

»Nun, es war so. Ich rief für Sir Powell ein Taxi. Es kam auch sehr schnell.«

»Ist das nicht ungewöhnlich?«, fragte Jane.

»Nein. Der Klub ist bekannt, und in der Nähe warten immer einige Wagen.« Er schluckte einen »Kloß« hinunter, und sein Adamsapfel bewegte sich auf und nieder. »Der Wagen kam, Sir Powell stieg ein. Bevor der Driver abfuhr, drehte er sich um. Da sah ich einen Totenkopf.« Er räusperte sich. »Das kann ich sogar beschwören.«

»Obwohl es dunkel war?«, hakte Bill nach.

»Vor dem Haus befindet sich eine Laterne. Sie gibt so viel Licht, dass sie auch das Innere eines Wagens ausleuchtet.«

»Sie sind ganz sicher?«

»Ja, Sir.« Er zupfte an seinen Rockschößen. »Ich habe lange nachgedacht, ob ich die Polizei anrufen sollte, es schien mir richtig zu sein.«

Bill wandte sich an den Regierungsmenschen. »Haben Sie bereits eine Fahndung nach dem Taxi eingeleitet?«

Sir Winston Wakefield nickte. »Natürlich. Wir haben auch herausgefunden, dass der Wagen gestohlen war.«

»Und der Fahrer?«

»Tot.«

Bill Conolly atmete tief durch. Der Schwarze Tod schlug mit aller Härte zu, deren er fähig war. Rücksichtslos verfolgte er sein Ziel und ging dabei über Leichen. Nur – was war dieses Ziel? John Sinclair befand sich im anderen Teil Deutschlands. Wahrscheinlich ist er dorthin gelockt worden, dachte Bill, damit der Schwarze Tod hier freie Bahn hat. Sir Powell war entführt worden. Warum? Wollte der Dämon ihn vielleicht als Druckmittel einsetzen?

Gut möglich. Denn Sir Powell war der Organisator beim Yard. Er saß wie eine Spinne im Netz und zog seine Fäden. Man konnte ihn als den theoretischen Kopf bezeichnen, während John Sinclair der Mann an der Front war.

»Wir haben das Taxi selbstverständlich untersuchen lassen«, bemerkte Sir Winston. »Es gab genügend Fingerabdrücke. Die Auswertung ist noch im Gange. Ich glaube allerdings nicht, dass etwas dabei herauskommt. Doch wir wollten jeder Spur nachgehen.«

Bill Conolly nickte.

»Und was sollen wir jetzt unternehmen?« , erkundigte sich Jane Collins.

»Ich möchte Sie beide bitten, uns bei der Suche nach Sir Powell behilflich zu sein. Ich weiß, dass gerade Sie John Sinclair oft zur Seite gestanden haben. Sie kennen sich in der Materie aus. Ich gebe Ihnen alle Vollmachten. Versuchen Sie, Sir Powell zu finden!«

Jane und Bill tauschten einen Blick. Er bedeutete ein Einverständnis.

Bill meinte nur: »Allerdings frage ich mich, ob wir überhaupt eine Chance haben, denn Anhaltspunkte gibt es so gut wie keine.«

Da widersprach niemand. Doch die Gedanken der Anwesenden waren an ihren ernsten Gesichtern abzulesen …

*

Es war ein Gefühl, wie Sir Powell es noch nie in seinem Leben erlebt hatte.

Er schwebte und fiel gleichzeitig.

Der Superintendent hatte die Augen weit aufgerissen. Er sah Szenen, die er höchstens aus Erzählungen kannte. Wie ein Kinozuschauer durchlebte er Welten, sah grausame Gestalten, spürte die Kälte und die Leere des Alls, wurde herumgerissen, sackte taumelnd weiter, hörte Stimmen, sah grässliche Gestalten – und spürte einen Ruck.

Zuerst blieb er liegen.

Sekundenlang holte er Atem, saugte eine Luft in seine Lungen, die warm, feucht und schwül war. Sofort brach ihm der Schweiß aus, das Blut rauschte in seinen Ohren, die Lungen stachen, wenn er tief Luft holte.

Nur widerwillig öffnete er die Augen, als hätte er Angst, mit der Wahrheit konfrontiert zu werden.

Ein grauer Himmel. Darunter hohe Baumwipfel, dicht belaubt und ein regelrechtes Dach bildend. Er lag auf einer weichen Unterlage. Sie kam ihm fast wie ein Teppich vor, und als er die Arme bewegte, fühlten seine Finger das Gras.

Ruckartig richtete Sir Powell sich auf.

Diese hastige Bewegung verursachte Schwindel, das Blut schoss in den Kopf, alles drehte sich vor seinen Augen. Es dauerte eine Weile, bis Sir Powell sich gefangen hatte.

Dann kam der Schrecken.

Jetzt sah er genau, wohin man ihn verschleppt hatte.

In den Dschungel!

Aber in welch einen? So hohe Bäume gab es nicht auf der Erde. Und auch die vom Boden hochwachsenden Farne besaßen gewaltige Ausmaße. Er jedoch lag auf einer Lichtung inmitten des Urwalds. Und er sah die Grabsteine, die aus dem Boden ragten. Einige von ihnen waren herausgerissen und lagen verstreut herum.

Ein Friedhof im Dschungel?

Weiter vorn wuchs ein Berg gegen den grauen Himmel. Nebelschwaden hüllten den unteren Teil ein, und über der grauen Fläche des unbekannten Himmels zogen gewaltige, urwelthafte Vögel ihre lautlosen Kreise.

Das war eine Welt, wie es sie nicht mehr gab, einfach nicht mehr geben durfte.

Sir Powell holte tief Luft. Er glaubte, einer Täuschung erlegen zu sein, wischte sich über die Augen, doch das Bild blieb.

Er befand sich tatsächlich in einer anderen Welt!

Diese Erkenntnis war für ihn ein Schock. Der Superintendent sah sich selbst als Schreibtischstratege, er hatte nie körperlich gekämpft, sah man von seinen Kriegserlebnissen ab, aber dort war er Offizier gewesen – und jetzt dies hier.

Grauenvoll …

Hinzu kamen die gewaltigen, unbekannten Vögel mit ihren riesigen Schnäbeln und der enormen Spannweite ihrer Flügel. Diese Tiere segelten über diesen Dschungelfriedhof wie unheimliche Wächter.

Trotz der Wärme lief es Sir Powell kalt den Rücken hinab.

Er stand auf.

Mit beiden Händen stützte er sich ab und musste zuvor das Schwindelgefühl niederkämpfen, bevor er sich an den neuen Zustand gewöhnt hatte.

Langsam schritt er zwischen den Grabsteinen hindurch. Er wusste nicht, wo er zuerst hinblicken sollte, alles war so fremd, so unheimlich und grauenhaft.

Sir Powell war ein knallharter Analytiker, der mit seinem Verstand die Dinge zerlegte und entsprechende Gegenmaßnahmen ergriff. Hier streikte sein Intellekt. Er begriff nichts.

Doch er ahnte, dass dies nicht die normale Welt war, in der er sich befand.

Ein Dschungel lebt, ist erfüllt von kreischenden Vogelstimmen und von den Lauten unzähliger wilder Tiere.

Hier aber war alles ruhig. Es schien, als halte die Natur den Atem an.

Sir Powell hörte nur seine eigenen Schritte. Er schritt über den uralten Friedhof, suchte dabei nach einer Spur von Leben, nichts rührte sich.

Noch immer trug er seinen dunklen Anzug, das weiße Hemd, die Krawatte, dazu die Halbschuhe. Er kam sich in dieser Kleidung deplatziert vor, wusste jedoch, dass er nichts ändern konnte. Er war seinem Feind hilflos ausgeliefert.

Und das war der Schwarze Tod!

Schon oft hatte Sir Powell darüber gehört und gelesen. Immer wenn er Sinclairs Berichte durchsah, stach ihm sofort der Schwarze Tod ins Auge. Er wusste auch, welche Macht dieser Dämon verkörperte. Allerdings hatte er Sir Powell nie direkt angegriffen, er hielt sich nur an die anderen Mitglieder des Sinclair-Teams. Doch nun stand der Superintendent dem Schwarzen Tod wehrlos gegenüber. Das machte ihm Angst. Dieser Dämon war nicht auszurechnen, nicht zu analysieren und auch nicht mit den Mitteln des Verstands zu besiegen.

Man musste ihn bekämpfen! Ihn mit seinen eigenen Waffen attackieren, nur so konnte man ihn vernichten.

Sir Powell blieb stehen. Er schaute sich um, suchte den Schwarzen Tod – er sah ihn nicht. Der Dämon hatte sich zurückgezogen und Powell allein gelassen.

Wirklich allein?

Sir Powell sah plötzlich einen Mann, der über die letzten Reste einer alten Mauer hinwegkletterte. Er trug um seinen Kopf einen weißen Verband und winkte Sir Powell zu.

Ein zweiter Mann folgte ihm.

Beide trugen andere Kleidung als Sir Powell. Allerdings keine Tropenanzüge, wie sie eigentlich vonnöten gewesen wären.

Sir Powell ging den beiden Männern entgegen. Zwei Schritte voneinander entfernt blieben sie stehen.

Die Wissenschaftler sahen erschöpft aus. Der kurze Aufenthalt in dieser Welt hatte bereits seine Spuren hinterlassen. Schweißfeucht waren ihre Gesichter und staubverklebt. Ihre Augen blickten stumpf, als hätten sie Schreckliches gesehen.

Zuerst sprach niemand der drei Männer ein Wort. Dann stellte Art Cornwell eine Frage, die ziemlich dumm klang, es jedoch in Anbetracht der Situation gar nicht war.

»Sind Sie ein Mensch?«

Sir Powell nickte. »Ja.«

»Und wie sind Sie hergekommen?«

Sir Powell nahm seine Brille ab und wischte die beschlagenen Gläser mit einem Taschentuch sauber. »Wenn ich Ihnen das erzähle, werden Sie es mir kaum glauben. Man hat mich gekidnappt, einfach aus meinem Klub geholt, in eine leer stehende Fabrik geschafft und dort eine magische Beschwörung durchgeführt. Ich habe eine Dimensionsreise hinter mir und bin in dieser Welt erwacht. Mein Name ist Powell. Sir James Powell.«

Die beiden Forscher stellten sich vor. Der Superintendent war froh, einen Engländer getroffen zu haben.

Er erfuhr, dass die beiden als Wissenschaftler am Südpol arbeiteten und auf welche Weise sie in diese Welt verschlagen worden waren. 1

»Wissen Sie eigentlich, Mr. Powell, wo wir hier sind?«, fragte Sven Jansson, der Norweger.

»Ich kann höchstens raten.«

Sven lachte. »Sie und wir haben einen Zeitsprung gemacht. Das heißt, wir befinden uns etwa zweihundert Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung.«

Die Antwort war wie ein Schlag ins Gesicht. Selbst Sir Powell verlor die Fassung.

»Stimmt das?«, hauchte er.

Cornwall nickte. »Wir machen Ihnen nichts vor. Sie müssen sich damit abfinden.«

Sir Powell nickte. »Es bleibt mir wohl nichts anderes übrig«, erwiderte er leise.

*

Von der Stirn her lief mir etwas klebrig in das linke Auge und füllte es aus. Ich drehte mich mühsam herum, hob den Arm und fuhr mit der Hand über mein Gesicht.

Als ich sie zurückzog, klebte Blut an Zeige- und Mittelfinger.

Das wiederum erinnerte mich wieder an meinen Kopf und an die unter der Schädelplatte tobenden Schmerzen. Und es erinnerte mich an das, was hinter mir lag.

Eine Seilbahnfahrt, die Wolke, der Angriff der Hexen, die Heimtücke, als sie das Seil kappten, mein Sturz aus der Gondel, der Träger, an dem ich mich festhalten konnte, der Absturz, dann die Bewusstlosigkeit.

Erwacht war ich an dem steinigen Hang. An irgendeinem Stein hatte ich mir auch die Stirn aufgeschlagen. So stark, dass das Blut aus der Wunde quoll und an meinem Gesicht herablief.

Im Liegen tastete ich mich ab. Mir schmerzten zwar die Rippen, ich hatte auch einige Prellungen abbekommen, mir aber zum Glück nichts gebrochen.

Deshalb atmete ich auf.

Den roten Blutschleier vor meinen Augen hatte ich weggewischt. Mein Blick fiel in die Höhe.

Sehr lange konnte ich nicht bewusstlos gewesen sein, denn es war noch nicht völlig dunkel. Durch Verdrehen der Augen sah ich auch das Seil der Bahn oder vielmehr das, was davon übrig geblieben war. In Fetzen hing es fast bis zum Boden herab. Die Hexen hatten es tatsächlich zerbissen.

Siedend heiß fielen mir Suko und Will Mallmann ein. Auch sie hatten in den Gondeln gesessen und mussten ebenso in Mitleidenschaft gezogen worden sein wie ich. Hatten sie rechtzeitig abspringen können, oder war ihnen die Gondel zum Verhängnis geworden? Die Sorge um meine Freunde ließ mich meine eigene Situation vergessen.

Ich richtete mich auf.

Erst jetzt sah ich die Hexen!

Sieben von ihnen hatten einen Kreis um mich gebildet. Und jede hielt einen dieser Speere in der Hand, deren Spitzen auf ein gemeinsames Ziel wiesen.

Auf mich!

*

Will Mallmann sah Suko fallen. Er schickte ein kurzes Stoßgebet zum Himmel und stieß sich einen Atemzug später selbst ab.

Wie Suko, fiel auch er nicht senkrecht in die Tiefe. Sein Körper besaß noch immer die Eigengeschwindigkeit der Gondel. Schräg fiel der Kommissar auf die Baumwipfel zu. Weit hatte er die Augen aufgerissen. Sein Körper überschlug sich zweimal. Will stieß einen irren Schrei aus und krachte dann in die Kronen zweier hochaufragender Tannen.

Sein Gewicht knickte die ersten Äste, als wären sie Streichhölzer. Will fiel tiefer, er schlug mit den Armen um sich, versuchte Halt zu finden, rutschte jedoch wieder ab, spürte die Schläge im Gesicht, an den Beinen, an den Armen. Scharfe Krallenhände schienen seine Haut aufzureißen, die Nadeln drangen überall hin. Will überschlug sich, sackte ab, federte wieder etwas zurück, sein Fall wurde einmal von dicht ineinanderverwachsenen Zweigen und Ästen stark gebremst, und instinktiv griff der Kommissar zu.

Er hatte Glück. Seine Finger umklammerten einen starken Ast wie den letzten Rettungsanker. Dabei war es ihm egal, ob die Tannen- oder Fichtennadeln in sein Fleisch drangen, der Kommissar hielt eisern fest.

Es war nicht mehr weit bis zum Boden, wie Will mit einem schnellen Blick feststellte.

Er ließ sich fallen.

Relativ weich landete er auf dem schrägen Berghang, verlor trotzdem das Gleichgewicht und fiel hin. Er rollte noch einmal um die eigene Achse, dann stoppte ihn ein Baumstamm.

Will Mallmann atmete auf. Er hatte es überstanden und lebte noch.

Im selben Augenblick hörte er ein fernes Krachen und Splittern. Will wusste sofort Bescheid. Die Gondel war in die Talstation gerast oder irgendwo zu Boden gestürzt.

Nachträglich lief dem Kommissar noch ein Schauer über den Rücken. Ihm wurde bewusst, welch ein Glück er letztendlich noch gehabt hatte.

Aber was war mit Suko geschehen?

Will Mallmann richtete sich sofort auf, humpelte die ersten Schritte und blieb dann stehen.

Nur das Rauschen der Bäume im Abendwind drang an seine Ohren. Sonst kein Geräusch.

Will orientierte sich kurz und sah zwischen den Baumwipfeln einen Seilbahnträger. Dort ungefähr war er abgesprungen, wie auch Suko. Er merkte sich die Stelle und machte sich auf den Weg dorthin, was wiederum gar nicht so einfach war, denn die Gegend und die Unebenheiten des Geländes machten ihm schwer zu schaffen.

Außerdem war der Boden mit zahlreichen abgefallenen Nadeln bedeckt und demnach rutschig. Will hielt sich oft an den Zweigen der Bäume fest und zog sich weiter hoch.

Zudem wurde es immer dunkler, sodass die Orientierung ziemlich schwerfiel.

Will blieb irgendwann stehen und rief laut Sukos Namen. Es war ihm egal, ob die Hexen ihn hörten, er wollte wissen, was mit dem Chinesen geschehen war.

Mallmann bekam keine Antwort.

»Verdammt auch«, knurrte er und schritt weiter. Will wollte das Waldstück hinter sich lassen, danach begann der steinige Hang, an dessen Ende er die Nebelwolke gesehen hatte. In dieser Wolke war John Sinclair verschwinden.

Will hoffte, dass John noch lebte.

Plötzlich blieb er stehen. Er hatte etwas vernommen, was nicht in die Umgebung passte.

Äste und Zweige brachen mit knakkenden Geräuschen. Es hörte sich an, als würde jemand durch den Wald hasten und auf nichts Rücksicht nehmen.

Aber wer?

Will ging ein paar Schritte zur Seite, bückte sich und blieb hinter einer hochgewachsenen Fichte hocken. Er hoffte, von dieser Stelle aus einen guten Überblick zu haben.

Er stand günstig. Bis zum Waldrand waren es nur ein paar Schritte. Wills Augen hatten sich inzwischen an die Lichtverhältnisse gewöhnt. Er glaubte auch, eine Gestalt auf dem Boden liegen zu sehen, schaute genauer hin und erkannte Suko.

Der Chinese lag auf dem Boden.

Mallmann erhob sich aus seiner Deckung. Er triumphierte innerlich, dass er Suko gefunden hatte – und vergaß dabei die Gefahr. Er rechnete nicht mehr mit einem Feind, er dachte auch nicht mehr an die Geräusche, sondern lief vor und damit genau in die Falle.

Das Skelett kam von links.

Unheimlich war es anzusehen. Riesengroß. Es überragte sogar noch die Tannen.

Zwei Schritte vor Suko blieb Will Mallmann stehen. Er fuhr herum, sah das Skelett und stieß einen gellenden Schrei aus.

Er hatte den Schwarzen Tod erkannt.

Den Mörder seiner Frau!

In Mallmanns Augen irrlichterte es. Das Blut schoss ihm ins Gesicht, vor seinen Augen breitete sich ein roter Streifen aus. Will Mallmann sah in diesen Augenblicken wirklich rot. Wie oft hatte er davon geträumt, dem Schwarzen Tod einmal gegenüberzustehen, ihn vernichten zu können, ihm den Tod seiner Frau heimzuzahlen.

An die Gefahr dachte er nicht mehr. »Mörder!«, brüllte er lauthals, riss seine Waffe hervor, legte auf den Dämon an und feuerte.

Er jagte Kugel auf Kugel aus dem Lauf. Sein Gesicht war verzerrt, in den Augen brannte der nackte Hass. Und er begleitete jeden Schuss mit einem Schrei.

»Da! Da! Da!«, brüllte er und zog immer wieder durch.

Er traf auch. Jede Silberkugel durchbohrte den Umhang des Dämons, riss ein Loch hinein, mehr jedoch geschah nicht.

Der Schwarze Tod lachte nur.

Dann hatte sich Will Mallmann verschossen. Er drückte noch zweimal ab, bevor er dieses hohle Klicken überhaupt begriff. Keine Kugel mehr im Magazin …

Und der Schwarze Tod lebte noch immer. Wie ein Felsen stand er vor ihm. Seine Knochenhände umklammerten den Griff der mörderischen Sense, deren Schneide im letzten Licht des verlöschenden Tages funkelte.

Die geweihten Silberkugeln hatten ihm nichts ausgemacht. Will hätte ebenso gut mit Steinen werfen können, doch in seinem Hass hatte er an nichts mehr gedacht, da war die klare Überlegung ausgeschaltet.

Jetzt stand der Dämon vor ihm.

Und er triumphierte.

»Mallmann!«, donnerte der Name des Kommissars aus seinem Maul. »Will Mallmann, deine Frau habe ich dir genommen, du lebst noch. Doch für dich habe ich mir ebenfalls etwas Besonderes einfallen lassen. Du wirst dich wundern!«

Will wankte zurück. Die Worte trafen ihn wie Peitschenschläge. Er wusste, dass er der Unterlegene war, und dieses Wissen raubte ihm fast den Verstand.

»Was ist mit Karin?!«, brüllte er. »Sag es, du Scheusal! Was weißt du? Du …«

Wieder lachte der Schwarze Tod. Dann fuhr seine Sense herab, zeichnete einen blutigroten Streifen nach und hackte eine Tanne um, als wäre sie aus Papier.

Der Kommissar sprang zur Seite. Er schaffte es nicht ganz. Die Äste streiften ihn und drückten ihn zu Boden. Will wollte sich aufraffen, als er die Hand im Genick spürte.

Die Knochenklaue des Schwarzen Tods hatte zugepackt.

Der Dämon hob Will Mallmann in die Höhe wie ein Bündel Lumpen. Er schüttelte ihn durch und lachte dabei.

»Der Tod, Will Mallmann, wäre eine zu große Gnade für dich. Ich werde mit dir etwas anderes machen. Für dich und auch für das Sinclair-Team sind die Plätze bereits reserviert. Auf euch wartet der Friedhof am Ende der Welt …«

Friedhof am Ende der Welt – die letzten Worte hallten in Will Mallmanns Kopf nach.

Dann wusste er nichts mehr.

Der Schwarze Tod jedoch hatte sein nächstes Opfer!

*

Sheila Conolly hatte einen Kaffee gekocht, in dem der Löffel fast stehen blieb. Als sie das braune Getränk in die Tassen goss, bekamen Jane und Bill große Augen. Die Detektivin war mit dem Reporter zu dessen Haus gefahren, um gemeinsam zu beratschlagen, was sie nun unternehmen sollten.

Jane nahm Milch, und auch Bill, der den Kaffee sonst schwarz trank, hellte ihn mit Milch auf.

Sheila war in die Problematik eingeweiht worden und stimmte auch dafür, dass Bill sich an der Suche beteiligte.

Sie tranken den Kaffee. Der Reporter verzog das Gesicht. »Mann, das ist ja wie in der Hölle. Willst du uns vergiften?«

Sheila zog den Gürtel ihres Hausmantels enger und schaute Bill aus unschuldigen Augen an. »Du wolltest ihn doch stark haben, Darling?«

»Aber nicht so.«

Sheila lachte. Sie wurde jedoch sehr schnell wieder ernst. Während Bill im Kamin Holz nachlegte, fragte sie: »Was wollt ihr denn jetzt unternehmen?«

»Keine Ahnung!«, erwiderte Jane Collins.

Der Reporter nickte bestätigend, nahm neben Sheila Platz und legte ihr seinen Arm auf die Schulter.

»Ihr wisst nicht, wie ihr den Fall anpacken wollt?«, erkundigte sie sich erstaunt. »Aber du hast doch zugesagt, Bill.«

»Vielleicht sollte man auf John warten«, schlug der Reporter vor.

Jane schaute ihn schief von der Seite her an. »Das hätte mir auch einer mit langen Ohren sagen können.«

»Wir wissen doch nicht, um was es geht«, verteidigte sich Bill.

»Warum hast du dann ja gesagt?«

»Hätte ich ablehnen sollen?«

Jane hob die Schultern. »Gezwungen hat man uns nicht, das möchte ich mal festhalten.«

»Wenn man John nur telefonisch erreichen könnte«, murmelte Sheila.

Bill schüttelte den Kopf. »Ist nicht drin.«

»Kannst du dir denn denken, wohin der Schwarze Tod Sir Powell entführt hat?«, fragte Jane.

»Nein.« Bill griff zu einer Zigarette. »Ich glaube nicht einmal, dass er sich noch auf dieser Welt befindet. Meiner Ansicht nach hat dieser Dämon ihn in irgendein Reich entführt, das jenseits unserer normalen Welt liegt.«

Jane Collins nickte zustimmend.

»Dann ist er verloren«, murmelte Sheila.

Da schnippte Jane mit den Fingern. Die Conollys horchten auf und schauten sie überrascht an.

»Hast du einen Geistesblitz?«, fragte Sheila.

»Ja.«

Bill beugte sich gespannt vor. »Raus mit der Sprache, du weiblicher Sherlock Holmes.«

»Ich bin dafür, Myxin, den Magier, zu rufen!«

Laut lachte Bill Conolly auf. Er ließ sich wieder zurückfallen und schlug sich auf die Schenkel. »Der Hundesohn hat uns schon einmal hängen lassen. Du erinnerst dich doch, als John Sinclair auf dieser Insel steckte, wo sich Asmodinas Leichenhaus befand. Wir sollten doch dorthin teleportiert werden. Und was ist geschehen? Nichts.«2

Jane nickte. »Das stimmt. Nur vergisst du eins, mein lieber Bill. Damals hatten wir es mit Asmodina zu tun. Diesmal mit dem Schwarzen Tod. Ihn und dessen Magie kennt Myxin sicherlich besser. Wir sollten einen Versuch wagen.«

Bill war dagegen.

Jane Collins suchte bei Sheila Unterstützung. »Was meinst du dazu?«

»Ich finde die Idee gar nicht schlecht«, stimmte Sheila ihrer Geschlechtsgenossin zu. »Man sollte in diesem Fall wirklich alles versuchen.«

Bill schaute ärgerlich nach links und damit seine Frau von der Seite an. »Du warst doch damals gar nicht dabei«, nörgelte er. »Also kannst du auch nicht mitreden.«

»Lass sie doch«, sagte Jane. »Manchmal haben Unbeteiligte die besseren Ideen.«

»Meinetwegen, wenn ihr wollt.« Bill Conolly hob die Schultern. »Ich sage euch nur, dass dieser Myxin in meinen Augen ein regelrechter Scharlatan ist.«

Sheila wollte etwas antworten, doch sie verschwieg die Worte. Sie blickte plötzlich zur Tür, denn dahinter hatte sie Schritte gehört. Tappende Schritte.

»Ich glaube, Johnny ist wach geworden«, sagte sie und wollte aufstehen, um nachzusehen.

Da wurde die Tür bereits aufgestoßen.

Der kleine Johnny stand auf der Schwelle. In seinem bunten Schlafanzug und mit müden Augen. Er zog ein Gesicht, als wollte er anfangen zu weinen.

Doch niemand der Anwesenden hatte einen Blick dafür. Alle starrten wie hypnotisiert auf den rechten Arm des Kleinen.

Johnny hatte ihn ausgestreckt, und auf seinem Handteller lag ein schwarzer Totenschädel …

*

Nachdem ich meine Überraschung verdaut hatte, konnte ich mich nur noch wundern.

Warum töteten sie mich nicht – oder warum hatten sie mich nicht schon umgebracht, als ich bewusstlos war?

Eine berechtigte Frage, allerdings auch eine, auf die ich eine Antwort fand.

Mein Kreuz hielt diese Kreaturen ab. Ich hatte es bereits einmal erlebt, als eine auf mich geschleuderte Lanze dicht vor meiner Brust abgelenkt wurde, eben weil ich das Kruzifix offen trug. Jetzt war es wohl nicht anders. Ich hatte zwar bewusstlos am Hang gelegen, doch der magische Schutzschirm war voll wirksam geworden.

Mein Kreuz als Lebensretter. Wieder einmal.

Körperlich ging es mir nicht besonders. Der Prall auf den steinigen Boden hatte mir sehr zu schaffen gemacht. Die Schmerzen brachten mich beinahe um.

Sieben Hexen.

Siebenmal Hass in ihren Augen.

Ich schaute in die Gesichter dieser Dämoninnen. Es waren Fratzen. Eine grünlich schillernde, verrunzelte Haut, dünn wie Pergament, böse Augen, grausam verzerrte Lippen.

Die Hexen trugen Lumpen, manche von ihnen auch Kopftücher. Sie sahen wirklich so aus, wie ich sie von den Zeichnungen mittelalterlicher Bücher her kannte.

Echte Teufelsbuhlerinnen!

Und sie waren bewaffnet. Die Spitzen ihrer Lanzen zitterten nicht, so fest hielten sie die Speere in ihren Fäusten.

Ich saß noch immer. Als ich mich leicht bewegte, folgten sie meinen Bewegungen mit den Blicken. Mein Unterarm stieß gegen die linke Brustseite, und da vermisste ich den vertrauten Druck der Beretta.

Sie war verschwunden.

Mir fiel ein, dass ich sie hatte fallen lassen müssen, um die Hände freizuhaben.

Nun stand ich ohne Pistole da.

Doch sie war mit mir in die Tiefe gefallen. Weit entfernt von mir konnte sie demnach nicht liegen.

Im letzten Licht des schwindenden Tages suchte ich den Boden des Hangs ab – und sah meine Waffe.

Zwischen zwei Hexen konnte ich hindurchschauen. Etwa ein Yard von ihnen entfernt lag die Beretta.

Ich wollte die Pistole unbedingt zurückhaben und war gespannt darauf, wie die Hexen reagierten.

Ich verlagerte das Gewicht meines Körpers nach rechts, stützte mich mit der rechten Hand ab, zog die Beine an und stemmte mich langsam in die Höhe.

Sieben Augenpaare folgten meinen Bewegungen.

Keine der Hexen machte Anstalten, eine Lanze zu schleudern.

Ein Schritt brachte mich näher an den Rand des Kreises. Beim nächsten schon hatte ich ihn verlassen und befand mich nun im Rücken dreier Hexen.

Sie drehten sich um.

Ihre Speere machten die Bewegungen mit. Ich spürte ein Prickeln auf der Haut und wusste nicht, ob es meine eigene Angst war oder die weißmagische Aura, die das Kreuz abstrahlte.

Neben der Beretta verhielt ich meinen Schritt, warf einen Blick zu den Hexen hinüber, sah ihre Bewegungslosigkeit, bückte mich und nahm die Waffe auf.

Niemand hinderte mich daran.

Ich musste nachladen. Reservemunition hatte ich zum Glück mitgenommen. Ich schob ein neues Magazin in den Griff und fühlte mich jetzt wohler.

Für einen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken, die Hexen zu erschießen. Es wäre wohl das Beste gewesen.

Ich hob den rechten Arm.

Da hörte ich Schüsse.

In der dünnen Luft vernahm ich das peitschende Knattern und erkannte am Klang, dass aus einer Beretta geschossen worden war.

Nur – wer hatte gefeuert?

Suko oder Will Mallmann? Die Schüsse waren weiter hangabwärts am Waldrand aufgeklungen.

Ich vernahm auch einen Schrei und glaubte, sekundenlang ein rotes Schimmern zu sehen.

Dann nichts mehr …

Was war dort geschehen?

Nervös wischte ich über meine Stirn und spürte den kalten Schweiß auf dem Handrücken.

Das Kichern ließ mich herumfahren. Gleichzeitig vernahm ich das hohle Pfeifen, und noch bevor ich mich versah, hatten sich die sieben Hexen in die Luft erhoben.

Wie Irrwische zischten sie in den grauen Himmel. Eine grünliche Aura umgab ihre Körper, und hinter ihren Reitbesen zeichnete ein fahler Streifen den Weg nach, den sie genommen hatten.

Die Hexen waren ungeheuer schnell und kaum mit einer Kugel zu treffen, weil sie immer im Zickzack durch die Luft ritten.

Ich hätte schneller reagieren sollen, denn nun hatte ich die Hexen als Gegnerinnen vor mir.

Verdammt auch.

Hinzu kamen die fernen Schüsse. Was war mit Will Mallmann oder Suko geschehen? Sollte ich nachschauen und sie suchen?

Eine Hexe wischte dicht über meinen Kopf hinweg. Meine Haare flatterten hoch, die Hexe stieß ein hohles Kichern aus, wendete vor mir und drohte mit der Faust.

Ich legte an und schoss.

Blitzschnell sackte sie dem Erdboden entgegen. So schnell, dass sie meine Kugel verfehlt hätte. Die Hexe raste weiter den Hang hinauf, und ich sah auch, welches Ziel sie hatte.

Hangaufwärts schwebte ein düsteres Glosen in der Luft. Es schimmerte rotgrünlich und erinnerte mich an eine Wolke, in der ununterbrochen grüne Blitze hin- und herzuckten.

Befand sich dort die Unterkunft der Hexen? Fand ich da vielleicht ihr Versteck?

Ich wollte nicht lange darüber nachdenken, sondern folgte den fliegenden Hexen. Alle sieben hatten ihren Kurs geändert und bewegten sich auf das rotgrüne Flimmern zu.

Auch ich.

Wie ein alter Mann kletterte ich den Hang hoch. Meine Knochen schienen doppelt so dick angeschwollen zu sein und schmerzten bei jeder Bewegung.

Die Hexen drehten in sicherer Entfernung ihre Kreise um mich. Sie wussten genau, welche Kugeln meine Waffe verschoss, und hielten sich deshalb immer außerhalb deren Reichweite.

Als Bergsteiger hatte ich mich noch nie betätigt, höchstens als Bergwanderer. Und das mit anderen Schuhen. Auf diesem Weg trug ich meine normalen Treter – Halbschuhe – und rutschte mehr als einmal ab. Je dunkler es wurde, umso intensiver strahlte das rotgrüne Licht. Ich allerdings kam dem Ziel nur langsam näher.

Manchmal stießen die Hexen in dieses Licht ein. Mir kam es vor wie eine Lockung. Ja, sie wollten mich zu einem bestimmten Punkt hinlocken. War das vielleicht die Höhle, in der auch Rod Huxley Unterschlupf gefunden hatte?

Ich glaubte fest daran. Außerdem war ich mir sicher, dem Versteck des Buchs der grausamen Träume immer näher zu kommen. Das war schließlich mein Hauptziel.

Ich wollte und musste das Buch haben!

Schon bald ging mein Atem schwer und keuchend. Immer wieder knickte ich um, wenn ich auf scharfkantige große Steine getreten war. Zwischen den Steinen wuchs karges Gestrüpp. Es war hart und widerstandsfähig, gab mir auch manches Mal Halt, wenn ich fest zupackte, um mich wieder höherzuziehen.

Schritt für Schritt näherte ich mich meinem Ziel.

Die Hexen wurden immer aufgeregter. Sie vollführten auf ihren Besen die bizarresten Tänze, stiegen mal senkrecht in den dunklen Himmel und rasten dann wieder dem Boden entgegen, um sich dicht davor abzufangen und wieder hochzufahren.

Sie trauten sich auch wieder näher an mich heran. Einmal blieb ich stehen und zielte auf sie.

Sofort drehten sie ab, sodass es einem Glücksspiel gleichkam, sie zu erwischen.

Ich wusste natürlich nicht, wie viele dieser Hexen noch in der Höhle lauerten.

Sieben standen draußen gegen mich. Ich war sicher, dass sie mir den Rückzug abschnitten, wenn ich die Höhle einmal betreten hatte.

Ein Zurück gab es nicht mehr. Ich hatte mich bereits zu weit vorgewagt.

Der Weg wurde etwas besser. Er stieg auch nicht mehr so steil an, sondern lief fast waagerecht auf die Höhle zu. Den Eingang konnte ich nur ahnen. Er war ausgefüllt von der rotgrünen Nebelwolke, die hin und her wogte, sich bewegte, pulsierte und die zahlreichen Blitze aufsaugte wie ein trockener Schwamm das Wasser.

Es war unheimlich, in diese Wolke hineinzustarren.

Was lag dahinter? Eine fremde Dimension oder einfach nur die geheimnisvolle Höhle?

Die Hexen hatten sich zurückgezogen. Sie befanden sich hinter mir. Ich hörte ihr Kreischen und ihr Gelächter. Auf meiner Stirn hatten sich trotz der Kühle kleine Schweißperlen angesammelt, die innere Erregung brannte in mir wie Fieber. Zudem spürte ich das Brennen auf meiner rechten Wange, wo sich die Narbe befand, ein Zeichen, dass die Entscheidung oder irgendein großes Ereignis unmittelbar bevorstand.

Fand ich hinter der Nebelwolke das Buch?

Ich warf noch einen letzten Blick zurück.

Die Hexen stießen auf ihren Besen in den dunklen Himmel. Sie kamen mir vor wie Kometen. Ich dachte an die Radarstation hoch oben auf dem Berg. Ihre Wellen würden die Hexen wohl nicht erfassen, da die schwarze Magie in diesem Fall sicherlich stärker war.

Vor mir waberte die Nebelwand. Die Farben verwischten zu einem verwirrenden Muster, ich musste den Blick senken, sonst begannen meine Augen zu schmerzen.

Dabei sah ich das Kreuz.

Eine silberne Aura zeichnete die Konturen nach. Deutlich erkannte ich die vier Buchstaben, die die Namen der vier Erzengel symbolisierten.

Michael – Raffael – Gabriel – Uriel!

Vier Namen – vier Geister, die ihre Kräfte des Lichts in das Silber eingraviert hatten, um mich gegen die Gefahren der Hölle zu schützen.

Ich war der Erbe des Kreuzes.

Der Sohn des Lichts, wie ich einmal gehört hatte. Leider war dieses Rätsel nie gelöst worden, obwohl ich zwischendurch immer danach forschte.

Aber der Begriff war mir nie aus dem Kopf gegangen.

Der Sohn des Lichts …

Würde ich irgendwann einmal der Lösung etwas näher kommen? Ich hoffte es – hoffte es sogar sehr.

Mit diesem Gedanken ging ich vor und schritt direkt in die Nebelwolke hinein …

*

Sir Powell hatte sich inzwischen von seiner Überraschung erholt und festgestellt, dass er und die beiden Wissenschaftler eine verschworene Gemeinschaft bildeten – ja, bilden mussten.

Wer in dieser Welt überleben wollte, der durfte keinen Fehler begehen, und dem durften auch keine passieren. Feindschaft oder Missverständnisse untereinander konnten tödlich sein.

»Wie lange befinden Sie sich schon in dieser Welt?«, fragte der Superintendent.

Art Cornwall hob die Schultern. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Was bedeutet hier schon Zeit, nicht wahr?« Er schaute Sven Jansson an, der nickte zustimmend.

Der Engländer wandte sich an seinen Landsmann. »Darf man fragen, wer Sie sind?«

Sir Powell nickte. »Meinen Namen kennen Sie ja inzwischen. Ich bin ein hoher Beamter von Scotland Yard.«

»Polizist?«

Sir Powell lächelte Art Cornwall an. »So kann man es auch nennen. Ich leite eine Abteilung, die sich nicht mit normalen Fällen beschäftigt.«