John Sinclair Großband 12 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Großband 12 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

9 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!


Mit über 250 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.

Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.


Tausende Fans können nicht irren - über 576 Seiten Horrorspaß garantiert!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 111 - 120.

Achtung: Folge 116 ist nicht enthalten.

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Seitenzahl: 1212

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vincente Ballestar ISBN 978-3-7325-8751-3

Jason Dark

John Sinclair Großband 12 - Horror-Serie

Inhalt

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0111Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Die grausamen Ritter. Sie kamen wie der Sturmwind über das Land. Sieben Gestalten. Sieben grausame Ritter, die längst in den Sarkophagen hätten vermodert sein müssen. Doch sie lebten, und sie kannten keine Gnade. Vor fast 1000 Jahren hatten sie angefangen, die Gegend mit Mord, Totschlag und Plünderungen unsicher zu machen. Heute wollten sie wieder an ihre große Vergangenheit anknüpfen, und dabei standen ihnen zwei starke Verbündete zur Seite. Barrabas, der Drache, und Asmodina begleiteten die grausamen Ritter. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0112Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Die Drachensaat. John Sinclair wollte die grausamen Ritter in ihrem Verlies überraschen. Anders als angenommen schliefen die unheimlichen Gestalten nicht und Sinclair ging ihnen ahnungslos in die Falle. Schnell wie der Blitz kreiste Rufus mit seinen Rittern den verblüfften Geisterjäger ein. Das Klappern und Quietschen der Rüstungen hallte von den Steinwänden wider. Endlich erfasste Sinclair die Situation, stellte sich der Herausforderung und griff an. Er dachte nicht an sein eigenes Leben. Er wollte seine Freunde retten, verhindern, dass Barrabas, der Drache, sie auf seine Drachenburg verschleppte ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0113Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Armaras Rückkehr. Es hatte viele Jahre gedauert, bis er genügend Kraft gesammelt hatte, um seine Bitte um Befreiung in die fürchterlichen Tiefen der Verdammnis hinabzusenden. Doch dann war es so weit. Der Ruf des Dämons war erhört worden. Die Befreiung des schrecklichen Karawanenkillers stand kurz bevor. Armara kam zurück! John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0114Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Würfel des Unheils. Dr. Tod hat einen gigantischen Plan ausgeklügelt. Er will die Mordliga gründen! Eine weltumspannende Organisation, in der das Verbrechen mit den Mächten der Finsternis eine schlimme Verbindung eingeht. Asmodina unterstützt diesen Plan, und sie gibt ihrem Vasallen freie Bahn. Zuversichtlich macht sich Dr. Tod daran, seine Komplizen zu suchen. Doch er sieht nicht nur Freunde in dem Würfel des Unheils. Auch John Sinclair kündigt sein Kommen an... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0115Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Invasion der Riesenkäfer. Jaffir war verloren! Der kleine Ägypter hatte nicht die Spur einer Chance, und das wusste er auch. Trotzdem wollte er sich den Monstern nicht kampflos ergeben. Ein bleicher Mond stand am Himmel. Er schickte sein Licht in den Talkessel. Deutlich hoben sich die glatten Felswände hervor, die das enge Tal von allen Seiten einschlossen. Jaffir zitterte. Er hockte dicht an einem Felsen, spürte unter seinen nackten Füßen den noch vom Vortage warmen Sand und wartete. Man hatte ihm alles genommen. Nur einen Lendenschurz trug er um seine mageren Hüften. Er hatte sich bereits mit seinem Schicksal abgefunden. Und dann begann sie, die Invasion... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0117Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Rattenkönig. Die Ratten hatten ihre große Stunde! Sie hockten überall. Wie Heuschrecken schwärmten sie aus und überrollten den Strand. Zahlreiche Badegäste konnten noch rechtzeitig flüchten. Andere Urlauber wurden von den Ratten angegriffen und überrannt. Es war ein schreckliches Chaos, und hinter allem steckte der Rattenkönig ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0118Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Dämonenwolf. Er wütet im schottischen Hochland. Ein Großwildjäger nimmt seine Verfolgung auf. Seine Leiche wird Tage später in einem Wald gefunden. Da schaltet sich John Sinclair ein - John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0119Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Weiße Magier. Er nannte sich der Weiße Magier und herrschte auf einer Insel im Bermudadreieck. Doch sein Machtbereich war ihm zu klein, er fühlte sich zu Höherem hingezogen. Er wollte der Herr der Zombies werden, der größte Voodoo-Zauberer, der je gelebt hat. Und um dieses Ziel zu erreichen, war er bereit, jeden zu vernichten, der sich ihm in den Weg stellte... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0120Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Zombies im Bermudadreieck. Der Kampf geht weiter! Nicht nur auf der Insel, auf der Caligro regiert. Auch im Bermudadreieck wird seine grausame Magie wirksam. Und dort befindet sich die Jacht mit den Conollys an Bord. Als die tote Besatzung eines versunkenen Schiffes zu einem seelenlosen Zombie-Dasein erweckt wird, scheint es für das Schiff und dessen Passagiere keine Rettung mehr zu geben. Die Zombies gehen an Bord... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDie grausame RitterVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Die grausamen Ritter

Sie kamen wie der Sturmwind über das Land. Sieben Gestalten. Sieben grausame Ritter, die längst in den Sarkophagen hätten vermodert sein müssen.Doch sie lebten, und sie kannten keine Gnade.Vor fast 1000 Jahren hatten sie angefangen, die Gegend mit Mord, Totschlag und Plünderungen unsicher zu machen. Heute wollten sie wieder an ihre große Vergangenheit anknüpfen, und dabei standen ihnen zwei starke Verbündete zur Seite.Barrabas, der Drache, und Asmodina begleiteten die grausamen Ritter.

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2865-0

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Die grausame Ritter

Sie kamen wie der Sturmwind über das Land. Sieben

Gestalten. Sieben grausame Ritter, die längst in ihren

Sarkophagen hätten vermodert sein müssen.

Doch sie lebten, und sie kannten keine Gnade. Womit sie vor fast 1000 Jahren begonnen hatten, das wollten sie in der Gegenwart fortsetzen.

Mord, Totschlag, Plünderung.

Und sie standen nicht allein, denn sie hatten zwei starke

Verbündete: Asmodina und Barrabas, den Drachen …

»Wirf mir das Gewehr rüber!«, rief Ben Dwyer mit harter Stimme. »Wir verteidigen uns bis zum letzten Blutstropfen!«

Sein Bruder warf ihm einen missbilligenden Blick zu. »Hör mit deinen verdammten Reden auf. Wir sind hier nicht im Krieg, zum Henker!«

»Für mich ist aber Krieg.« Ben bekräftigte seine Antwort durch ein heftiges Nicken. »Los, gib die Knarre her!«

Tom hob die Schultern, nahm das Gewehr und warf es seinem Bruder zu.

Geschickt fing Ben die Waffe auf. Dann öffnete er das Fenster. Kühle Luft strömte in den Raum. Der Wind fiel von Nordwesten her in das Tal und brachte den Frühnebel mit. Er trieb ihn in langen Schwaden vor sich her, gleichmäßig, eintönig, sodass die Schleier eine graue Decke über dem saftigen Gras bildeten.

Nur schemenhaft war die Herde zu sehen. Aber zu hören. Die Schafe blökten aufgeregt, die beiden Hunde bellten. Sie hatten Mühe, die anderen Tiere unter Kontrolle zu halten.

Hart presste Ben Dwyer die Lippen zusammen. Er war ein knorriger Mann, hatte die 60 bereits überschritten, aber er fühlte sich wie 30. Ein Leben in der Natur hatte ihn gestählt.

Er lauschte.

Noch war es still, aber bald würden sie wieder kommen und über das kleine Schäferhaus herfallen. Ben spürte es, die Tiere spürten es, nur sein Bruder Tom wollte es nicht wahrhaben. Tom war ein Weichling, desertiert von der Armee, bei seinem Bruder hatte er sich versteckt.

Tom räusperte sich. »Sollen wir nicht lieber fliehen?«, fragte er mit zitternder Stimme.

»Nein!«

»Aber es hat doch keinen Sinn. O’Flaherty haben sie auch niedergemacht.«

»Ich bin aber nicht O’Flaherty.«

»Was willst du denn mit dem Gewehr gegen die Ritter anrichten? Gar nichts, Ben. Los, komm!«

»Halt dein Maul, Feigling!«

»Lieber feige als tot.«

Ben wischte sich über die Stirn. »Das sieht dir ähnlich. Aber nicht mit mir. Ich ergebe mich nicht kampflos, darauf kannst du dich verlassen!«

Tom schwieg. Er sagte lieber nichts mehr. Schließlich verdankte er seinem Bruder viel. Hätte er ihn nicht aufgenommen, so säße er jetzt in irgendeinem Militärgefängnis.

Ben Dwyer starrte in den Nebel, doch die Burg war nicht zu sehen. Die grauen Schleier hüllten sie ein, nicht einmal Umrisse konnte er wahrnehmen.

Ein Schatten huschte heran. Wie ein Geist tauchte er aus dem Nebel auf. Weiche Pfoten klatschten auf die Erde, dann sprang einer der Hunde an der Hauswand hoch und knurrte. Seine Augen leuchteten gelb.

»Verdammt, hau ab!«, zischte Ben. Er drehte das Gewehr um und schlug mit dem Kolben nach dem Tier.

Der Hund zog den Schwanz ein und verschwand jaulend.

Tom nahm jetzt ebenfalls ein Gewehr. Er stellte sich an das zweite Fenster.

Ben Dwyer grinste verächtlich. »Hoffentlich kannst du mit der Knarre noch umgehen!«

Tom hob nur die Schultern.

Sie warteten weiter. Es war vier Uhr morgens. Die Zeit zwischen Tag und Traum. Die Stunde der grausamen Ritter. Dann kamen sie und machten alles nieder. Überfallartige Angriffe brandeten gegen einsam stehende Farmen und Gehöfte, die Ritter kannten keine Gnade.

Es war die dritte Nacht, die sich die beiden Brüder um die Ohren schlugen. In den ersten beiden Nächten hatten sie zwar den Lärm gehört, das Rasseln der Ketten, das Quietschen der Rüstungen, aber sie waren nicht angegriffen worden. Nur ein paar Schafe hatten sie verloren. Durch Schwert-und Lanzenhiebe getötet.

Würde der Kelch auch in dieser Nacht an ihnen vorübergehen?

Ben Dwyer zumindest glaubte es nicht. Einmal mussten die Ritter ihre Versprechungen ernst nehmen, aber Dwyer hatte keine Lust, von seinem Land zu weichen. Das gehörte ihm, und es sollte ihm auch weiterhin gehören.

Plötzlich jaulte einer der Hunde.

Hell und klagend vibrierte der Ton durch die Nacht und jagte den Männern eine Gänsehaut über den Rücken.

Im gleichen Moment hörten sie den Hufschlag.

»Sie kommen!«, flüsterte Ben.

Sein Bruder nickte. »Noch ist Zeit«, erwiderte er. »Wir können fliehen, Ben!«

»Nein!«

Die Antwort klang endgültig, und Tom gab seinen Plan auf.

Hufe trommelten über den Boden. Plötzlich schien die Erde zu vibrieren. Die Schwingungen setzten sich fort, und Ben hatte das Gefühl, sein Haus würde wackeln.

Er packte das Gewehr fester. Weit hatte er seine Augen aufgerissen. Die Lippen bildeten einen Strich in seinem faltenreichen Gesicht. Sollten sie nur kommen. Er würde es ihnen zeigen.

»Bist du bereit?«, fragte er seinen Bruder.

»Ja.« Die Antwort klang schwach, und Ben hatte dafür nur ein verächtliches Lächeln übrig.

In das Donnern der Pferdehufe mischte sich ein anderes Geräusch. Laute, die entstanden, wenn Waffen gegen Rüstungen dröhnten.

»Mach dich bereit!«, sagte Ben.

Er selbst hob sein Gewehr an, drückte den Kolben gegen die Schulter, kniff ein Auge zu und visierte über Kimme und Korn. Er hielt irgendwo hin. Sobald der erste Ritter auftauchte, würde er sich das Ziel schon suchen.

Wie verrückt blökten die Schafe. Sie stoben auseinander. Die Tiere waren wahnsinnig in ihrer Angst. Sie drängten auf das Haus zu. Eine geballte Masse aus blökenden und schreienden Tieren, die wie eine Brandungswelle kamen und von der Panik so geschüttelt wurden, dass sie alles vergaßen.

Der Instinkt ließ sie im Stich.

Sie klatschten gegen die Hauswand. Die Ersten wurden hochgeworfen, fielen wieder auf den Boden und gerieten liegend unter die Beine der nachfolgenden Schafe.

Todesschreie ertönten. Fast menschlich klangen sie, und selbst dem harten Ben Dwyer lief eine Gänsehaut über den Rücken. In seinen Augen glitzerte es feucht, als er sah, wie seine Tiere, an denen sein Herz hing, dahinstarben.

Auch die Hunde waren verrückt.

Sie bissen um sich, wollten sich den Weg freikämpfen, doch die Mauer war zu dicht.

Wieder brandete eine Welle gegen die Hauswand, doch Ben hatte dafür keinen Blick mehr.

Die erste Gestalt tauchte auf.

Der Ritter kam!

Hochaufgerichtet saß er auf seinem Ross. Er hatte sein Schwert gezogen und schwang es im wilden Kampf. Die Rüstung glänzte Feucht. Pferd und Reiter wurden vom Nebel umwallt, das Visier des Helms war heruntergeklappt, aber Ben wusste, dass sich unter dem Kopfschutz grausame Totenschädel befanden.

Die grausamen Ritter waren wieder unterwegs. Das Leibregiment des Satans kam und griff an.

Der erste Ritter führte einen gewaltigen Streich. Sein Schwert blitzte für einen Moment auf, und im nächsten Augenblick hatte er Bastard, den größten Hund, getötet.

Das war zu viel für Ben Dwyer.

»Neinnn!«, brüllte er seinen Zorn und seinen Schmerz hinaus. »Ich werde dich packen!«

Sein rechter Zeigefinger lag längst am Abzug. Langsam zog er ihn nach hinten, drückte ab.

Vor dem Lauf blitzte es auf. Den Rückstoß der Waffe fing Ben mit der Schulter ab. Er sah, wie die Kugel den Ritter in die Körpermitte traf, jedoch an der Rüstung abprallte und als Querschläger in den dunklen Nachthimmel jagte.

Aufhalten konnte das Geschoss den Ritter nicht.

»Verdammt, schieß doch!«, brüllte Ben seinem Bruder zu, doch Tom stand da wie gelähmt. Der unheimliche Anblick raubte ihm den Atem.

Weitere Ritter lösten sich aus dem Morgennebel. Hoch stiegen ihre Gäule. Sie ritten die Schafe kurzerhand nieder und trieben die Pferde auf das Haus zu.

Plötzlich war der Erste da.

Ben schoss.

Immer wieder zog er den Stecher durch. Das Gewehr schien in seiner Hand zu explodieren, doch die Kugeln richteten keinen Schaden an.

»Du Hund!«, schrie er dem Ritter entgegen.

Der parierte sein Tier. Hoch stieg es auf die Hinterhand. Dann kam der Streich mit dem Schwert.

Instinktiv sprang Ben zurück. Das Schwert fuhr dicht an seinem Kopf vorbei, traf jedoch den Waffenlauf und prellte ihm das Gewehr aus der Hand.

Vor dem Haus blieb es liegen.

Im gleichen Augenblick flog die Tür auf. Ein anderer Ritter hatte sie kurzerhand eingetreten.

Er kam in das Haus.

Auch er hielt ein Schwert in der Hand. Seine Rüstung glänzte matt. Im Schein der Laterne sahen die beiden Brüder die leeren Augenhöhlen hinter dem Sichtvisier.

Ein grauenhafter Anblick.

Tom Dwyer schrie. Er ließ das Gewehr fallen, sank auf die Knie und hob beide Hände.

Der Ritter ging vor. Ungelenk, weil ihn die Rüstung behinderte, aber zielstrebig.

Ben sah, was er vorhatte, griff in seiner Verzweiflung nach einem Stuhl und schleuderte ihn gegen den Ritter.

Der Stuhl traf zwar, er zerbrach aber auch. Die Attacke hatte sowieso keinen Sinn gehabt.

Der unheimliche Ritter ließ sich keinen Augenblick von seinem eingeschlagenen Weg abbringen.

Tom hockte noch immer am Boden. Flehend hatte er die Arme erhoben und die Hände dabei ineinander verdreht. Er schaute auf die Rüstung, sah den Arm mit dem Schwert und wusste, dass er keine Chance mehr hatte.

Der Ritter schlug zu.

Ben Dwyer wandte sich ab. Er konnte nicht mit ansehen, was der Unheimliche tat.

Das Fenster brach.

Zwei Ritter kletterten in den Raum, während draußen vor dem Haus andere wüteten.

Ben schaute sich um.

Flucht! schoss es ihm durch den Kopf. Er musste fliehen, wenn er sein Leben retten wollte. Vergessen waren all die Heldentaten, die er sich vorgenommen hatte, jetzt ging es um seine Existenz. Die Ritter kannten keine Gnade.

Er rannte.

Eine schmale Tür führte in den kleinen Flur, wo auch die enge Treppe begann. Und dicht daneben befand sich die Hintertür zum Stall und zu den Hundehütten.

Ben kam auch bis in den Flur, und es gelang ihm, die Tür aufzureißen. Da prallte er zurück.

Einer der Unheimlichen stand vor ihm. Eine Lanze in der Hand, deren Spitze auf Ben Dwyer zeigte.

In einer instinktiven Reaktion schmetterte er die Tür wieder zu, machte auf dem Absatz kehrt und rannte die Treppe hoch, obwohl dies auch kein Fluchtweg war.

Die Stufen waren schmal und eng. Dwyer stolperte mehr, als dass er lief.

Die Hälfte der Treppe schaffte er. Dann ereilte auch ihn das Schicksal.

Der Ritter, der vor der Hintertür gelauert hatte, war ihm gefolgt. Er stand am Fuße der Treppe und hatte den rechten Arm halb erhoben. Die Ärmelglieder seines Kettenhemdes klirrten leise gegeneinander, und dieses Geräusch wurde auch von dem flüchtenden Ben Dwyer vernommen.

Er drehte sich um.

Im gleichen Moment schleuderte der Ritter seine Lanze. Er war ein vorzüglicher Werfer und auch Treffer.

Die schwere Waffe bohrte sich in die Brust des Mannes, driftete ihn zurück bis gegen die Wand, wo er langsam zu Boden rutschte und liegen blieb.

Jetzt gab es für die grausamen Ritter kein Hindernis mehr. Einer von ihnen hielt bereits eine Fackel in der Hand. Er ritt um das kleine Schäferhaus herum, die Hufe des Gauls trommelten ein dumpfes Stakkatto auf den Boden.

Dann schleuderte der Ritter die Fackel.

Sie beschrieb einen hohen Bogen, knallte auf das Dach, rollte die Schräge wieder ein Stück hinunter und wurde von der schmalen Rinne aufgehalten.

Das Holz fing Feuer.

Zuerst glühte es, dann schlugen kleine Flämmchen hervor, und schließlich breitete sich eine Feuerdecke über das gesamte Dach hin aus.

Die Ritter bliesen zum Aufbruch.

Ein schauriges Trompetensignal hallte auf. Es war die Totenmelodie der grausamen Ritter. Sie zeigte immer an, wenn die Horde des Satans einen Sieg errungen hatte.

Die Unheimlichen sammelten sich.

Ihr Anführer, eine hochgewachsene Gestalt mit hellem Brustpanzer, stieß seine Lanze in die Luft.

Das Zeichen!

Die Trompete verstummte. Ein letztes Echo schwang noch über das Tal, dann verstummte es.

Sekunden später verschwand der grausame Spuk ebenso schnell, wie er gekommen war.

Zurück blieb ein Chaos – und zwei Tote.

Die grausamen Ritter hatten wieder einmal zugeschlagen!

*

Der Portier lächelte, als er die Frau sah. »Na, Mrs. Peterson, wieder einmal fleißig?«

»Und wie, Mann.« Die Frau blieb stehen und lehnte sich an die Portierloge.

Der Aufpasser wusste, was er ihr und sich schuldig war. Mit einem raschen Blick hatte er sich davon überzeugt, dass niemand in der Halle war, der zusehen konnte, dann bückte er sich und holte eine Flasche hervor. Zwei Gläser hatte er ebenfalls. Mit geübten Griffen kippte er sie fast randvoll.

»Cheerio, Mr. Peterson!«

»Cheerio!«

Die beiden tranken. Und Mrs. Sarah Peterson goss den Whisky ebenso zakkig in die Kehle wie der Mann. Sie grinsten sich wie zwei Verschwörer zu.

»Die Flasche ist bald leer«, sagte der Portier.

»Dann hole ich die nächste.«

»Gut.« Er kniff ein Auge zu. »Sollen wir uns noch einen ganz kleinen gönnen?«

»Nein, um Himmels willen. Ich muss mit meiner Arbeit fertig werden. Ist der Oberinspektor schon weg?«

»Ja, Mr. Sinclair ist heute in sein Büro gefahren.«

»Der muss ja einen Job haben«, meinte die Frau.

»Wieso?«

»Ich habe keinen Zweitschlüssel von der Wohnung. Bei allen Putzstellen, die ich angenommen habe, komme ich so in die Wohnung hinein. Nur bei Mr. Sinclair nicht.«

»Das verstehe ich nicht.« Der Portier schüttelte den Kopf. »Vertraut Ihnen Mr. Sinclair denn nicht?«

»Das ist es nicht. Wissen Sie, ich habe mal mit ihm darüber gesprochen. Da sagte Mr. Sinclair, es wäre für meine Sicherheit besser, wenn ich nicht in die Wohnung käme.«

»Warum nicht?«

»Die Staubsaugerpilotin hob die rundlichen Schultern. »Keine Ahnung.«

Der Portier wiegte den Kopf. »Ja, er ist schon manchmal seltsam, dieser John Sinclair. Aber sonst ist er ein Kerl, mit dem man Pferde stehlen kann. Er muss nur einen unheimlich gefährlichen Job haben, wie ich hörte.«

Es kamen Besucher. Die Frau hörte sie und verabschiedete sich. Sie ging zum Lift.

Vom Äußeren her bot sie das Bild einer Putzfrau par excellence. Ziemlich gewichtig, dabei resolut, Pausbakken und ein energisches Auftreten. Diese Frau gehörte zur Gilde der Menschen, denen die Arbeit noch Spaß machte.

Sie holte sich den Lift nach unten, stieg ein und fuhr hoch zu meiner Wohnung.

Den Schlüssel holte sie sich immer bei Suko ab.

Dort klingelte sie auch jetzt. Nicht der Chinese öffnete, sondern Shao, seine Freundin.

Sie kannte aber Mrs. Peterson. »Ah, Sie sind es«, sagte sie und lächelte.

»Ja, ich brauche den Schlüssel.«

»Einen Augenblick.« Shao verschwand und holte ihn.

Die Putzfrau bedankte sich, nahm den Schlüssel entgegen und ging eine Tür weiter.

Sie schloss auf und betrat die Wohnung.

Wie immer fragte sie auch heute, warum ihr Mr. Sinclair den Schlüssel nicht gab. Sie konnte nichts an der Wohnung feststellen, und auch die Einrichtung war nicht besonders wertvoll.

Wie immer fand die Aufwartefrau die Putzutensilien in einem Einbauschrank in der Diele.

Sie öffnete den Schrank, sah Eimer, Besen, Putzlappen und Schrubber. Genügend Reinigungsmittel waren ebenfalls noch vorhanden. Wenn etwas fehlte, schrieb sie es auf, und der Wohnungsinhaber besorgte dann die Sachen.

Mrs. Peterson machte sich an die Arbeit. Zuerst nahm sie sich die Diele vor. Hier reinigte sie, hängte die Garderobe ordentlich über die Bügel und wischte Staub auf der Kommode. Dann ging sie in den Living-room.

Hier begann das große Saubermachen. Da Mrs. Peterson eine ordentliche Person war, überging sie nichts. Sie rollte die Teppiche auf, putzte Staub, saugte. Gerade wollte sie sich an die Fenster begeben, als sie den leisen Ruf hörte.

Irritiert blieb die Putzfrau stehen.

Hatte sie sich getäuscht?

Nein, da war er wieder, der leise Ruf. Aber woher kam er? Hier war doch keiner in der Wohnung, wenigstens hatte sie niemanden gesehen.

Wer aber hatte geschrien?

Leicht vornübergebeugt blieb die Frau stehen. Sie wartete darauf, dass sich der Schrei wiederholte.

Und sie hatte Glück.

Wieder hörte sie den Ruf.

Es war aber kein Hilfeschrei. Jemand rief einen Namen.

Sinclair!

Den Namen des Wohnungsinhabers.

Auf Zehenspitzen bewegte sich die korpulente Aufwartefrau voran. Sie hatte die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen und hielt einen Besen fest umklammert.

»Zeig dich, wenn du nicht feige bist! Los, ich will sehen, wo du steckst!«

Nichts. Der Ruf wiederholte sich nicht. Mrs. Peterson glaubte mittlerweile an eine Täuschung. Sie wusste ja, dass der Wohnungsinhaber einen seltsamen Beruf hatte. Manche sprachen sogar davon, dass er Geister jagen würde, aber das war natürlich Quatsch. Doch wenn sie es recht bedachte und die Stimme mit hinzuzählte, die da gerufen hatte, war es doch ein wenig komisch.

Ob es wirklich Geister gab?

Und dann noch in der Wohnung, in der sie putzte?

Mrs. Peterson blieb stehen. Die Frau hob den Besen an und hielt ihn jetzt waagerecht. Sie war bereit, sofort zuzuschlagen, wenn sich irgendetwas Verdächtiges zeigte.

Da – wieder die Stimme.

Sinclair!

Ein verwehender Ruf, ein Hilfeschrei, mehr ein Hauch …

Aber Mrs. Peterson hatte sich die Richtung gemerkt. Der Ruf war von links gekommen, wo der alte schmale Schrank stand. Er war nicht abgeschlossen, wohl steckte der Schlüssel im Schloss. Bisher hatte Mrs. Peterson es nie gewagt, einen Schrank zu öffnen, sie hatte nicht einmal daran gedacht, doch jetzt wollte sie sämtliche Vorsätze über Bord werfen, denn die Person, die dort um Hilfe gerufen hatte, befand sich sicherlich in Not.

Ob man sie eingesperrt hatte?

Dafür kam an sich nur John Sinclair infrage. Das traute sie dem Mann eigentlich nicht zu. Er war ihr so sympathisch, ein richtiger Gentleman.

Aber die Stimme ließ sich nun mal nicht wegleugnen.

Wieder rief sie.

Diesmal stand die rundliche Bodenkosmetikerin schon dicht vor dem Schrank. Ihre Blicke glitten über das Holz. Es war keines dieser modernen Möbelstücke, sondern ein älteres Modell, vielleicht 100 Jahre alt.

Zwei schmale Türen besaß der Schrank. Die rechte ließ sich aufschließen, dann war die linke sicherlich nur durch einen Riegel versperrt.

Mrs. Peterson wechselte den Besen in die andere Hand und griff nach dem Schlüssel. Tief atmete sie durch. Ihr Busen wogte auf und nieder. Sie erwartete, einen Mann oder eine Frau in dem Schrank zu sehen und zog mit einem Ruck die Tür auf.

Nichts!

Der Schrank war leer. Oder fast leer. Regale – drei an der Zahl – teilten die rechte Hälfte auf. Zwei von ihnen waren leer. Doch im oberen stand etwas.

»Mein Gott!«, flüsterte die Frau und wankte einen Schritt zurück. »Das ist doch nicht wahr …«

Sie schloss die Augen, öffnete sie wieder und schaute noch einmal hin. Das Bild blieb.

Vor ihr stand ein Kelch!

Ein fantastisches Stück. Er hatte die Form einer Schale und bestand aus purem Gold!

Ja, es war ein echt goldener Kelch, den Mrs. Sinclair in dem Schrank aufbewahrt hatte. Doch nicht nur das Gold faszinierte sie, sondern auch die Edelsteine, die den äußeren Rand als einen rundgezogenen Streifen bedeckten. Die Steine funkelten und gleißten, sobald Licht auf sie fiel. Sie entfalteten ihr kaltes Feuer, sodass Mrs. Peterson nur noch staunen konnte.

Die Raumpflegerin war eine einfache Frau, aber sie ahnte, dass vor ihr etwas ungeheuer Wertvolles stand, und sie wunderte sich, dass so etwas in einem einfachen Schrank aufbewahrt wurde.

Woher sollte sie auch wissen, dass sie den Kelch des Feuers betrachtete, einen Gegenstand Weißer Magie, der eine Abwehrwaffe gegen Dämonen und finstere Mächte bildete.

Davon hatte die gute Frau keinen blassen Schimmer. Sie wollte auch den Schrank hastig wieder schließen, als sie abermals die Stimme vernahm.

John Sinclair

Mrs. Peterson zuckte zusammen.

Die Stimme war doch aus dem Schrank gekommen. Nun täuschte man sie nicht mehr, denn sie stand genau davor.

Bisher hatte sie nur die rechte Hälfte aufgezogen, jetzt versuchte sie es bei der linken.

Die Raumpflegerin legte den Hebel um und öffnete die Tür.

Leer!

Außerdem besaß diese Schrankhälfte auch nur ein Regal. Dort entdeckte sie eine kleine Schatulle, wie sie Frauen benutzen, um darin ihren Schmuck aufzubewahren.

Von Neugierde getrieben, nahm sie die Schatullle an sich und klappte den Deckel hoch.

In rotem Samt lag ein silberner Nagel!

Das war alles.

Mrs. Peterson schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht verstehen, dass jemand einen silbernen Nagel aufbewahrte. Aber es war auch egal. Sie hatte das nicht zu interessieren. Mrs. Peterson wunderte sich nur, woher die Stimme aufgeklungen war, denn sie konnte man nicht wegdiskutieren. Was sie gehört hatte, das hatte sie gehört.

Hilfe, John Sinclair

Die Frau zuckte herum. Die feinen Härchen im Nacken stellten sich hoch.

Wieder diese Stimme.

Und direkt an ihrem Ohr. Es hatte sich angehört, als wäre der Ruf aus dem Kelch geklungen.

Aber gab es das?

Jetzt überwand Mrs. Peterson sich selbst. Sie tat das, was sie sonst nie getan hätte, streckte beide Arme aus und umfasste den wertvollen Kelch.

Ihre Hände zitterten, als sie ihn aus dem Regal hob und auf einem Tisch abstellte.

Nun konnte sie in den Kelch hineinschauen!

Ihre Augen wurden groß, die Unterlippe begann zu zittern, und der Schweiß trat aus allen Poren.

Der Kelch war nicht leer.

Nebel bewegte sich auf seinem Boden, der durcheinanderquirlte und an den Innenseiten hochkroch, ohne allerdings über den Rand des Gefäßes zu quellen.

Aber nicht nur Nebel bewegte sich auf dem Boden des Kelchs. Die Frau sah auch etwas anderes.

Einen Mann.

Klein und winzig.

Er war an Händen und Füßen angekettet, besaß eine grünliche Hautfarbe und schien ungeheure Angst zu haben, denn er warf sich verzweifelt hin und her.

Mrs. Peterson wusste vieles, aber eins war ihr unbekannt. Sie hatte Myxin, den Magier, gesehen …

*

»Man hört gar nichts«, sagte Shao.

»Wie?«, fragte Suko.

»Man hört nichts.«

»Ist doch egal.« Suko war beschäftigt. Ihn kümmerte es nicht, was seine Freundin sagte. Er hatte eine neue Motorradzeitschrift vor sich liegen und studierte die Maschinen.

Da gab es prächtige Feuerstühle.

Hondas, Suzukis, Kawasakis – die Japaner bauten fantastische Modelle. Doch Suko war da ziemlich konservativ. Er schwor auf seine Harley Davidson. Sie war zwar nicht die schnellste, doch Suko hatte sich regelrecht in die Maschine verliebt. Mit ihr zusammen hatte er schon so manchen Sturm überstanden.

»Man hört immer noch nichts«, meinte Shao. Ihre glatte Stirn hatte sie in Falten gelegt.

Suko ließ die Zeitschrift sinken. »Wer keine Sorgen hat, der macht sich welche«, erwiderte er. »Vielleicht putzt sie auch nur Staub und saugt später.« Er grinste. »Du kannst ja hingehen und ihr etwas helfen, wenn es dir zu langweilig ist.«

»Davon habe ich nichts gesagt.« Shao drehte sich um die eigene Achse und ließ sich auf Sukos Schoß fallen. Dabei klaffte der Ausschnitt der weit geschnittenen Bluse auf und gewahrte Suko einen tiefen Einblick. Seine Freundin Shao hatte es nicht nötig, einen BH zu tragen, sie besaß straffe Brüste und einen geschmeidigen Mannequinkörper. Wenn sie über die Straße ging, klebten zahlreiche Männerblicke an ihrer Figur.

Suko warf die Zeitung auf den Tisch. »Ich glaube, du bist heute wieder ein wenig unruhig«, meinte er lächelnd.

Shaos Blick wurde verschleiert. »Sehr unruhig sogar.«

Sukos Hände strichen über ihre Schultern. »Was kann man denn dagegen machen?«

Shao reckte sich und bog ihren Körper nach hinten. »Rate mal«, flüsterte sie.

Der Chinese brauchte das Rätsel nicht zu lösen, denn in diesem Augenblick klingelte es Sturm.

Einmal, zweimal.

Shao sprang von Sukos Schoß. »Himmel, wer ist das denn?«, fragte sie verstört.

»Werden wir gleich haben«, erwiderte Suko, stand auf und lief zur Tür.

Mrs. Peterson fiel ihm förmlich entgegen. Sie war kalkweiß im Gesicht und presste ihre Hand auf den wogenden Busen. »Mr. Suko«, keuchte sie, »Mr. Suko, kommen Sie schnell.«

»Was ist denn los?«

»Ein Mann …«

»Wo? In der Wohnung?«

»Ja – nein …«

»Was denn nun?« Suko warf Shao einen verzweifelten Blick zu. Auch die Chinesin hatte inzwischen die Diele betreten.

»Ich – ich habe Hilferufe gehört«, erklärte die Frau. »Da hat einer nach John Sinclair gerufen.«

»Wo genau in der Wohnung?«

»Im Kelch.«

Suko machte ein ungläubiges Gesicht. »Sind Sie sich da sicher, Mrs. Peterson?«

»Ja, absolut.« Die Raumpflegerin erzählte genau, was sie erlebt hatte.

Suko und Shao nickten sich zu. »Da müssen wir wohl mal hingehen«, sagte der Chinese.

»Aber ohne mich!«, mischte sich Mrs. Peterson ein. »Ich habe die Nase voll.«

»Klar.« Suko lächelte. »Sie können hierbleiben.« Er drängte sich an Shao vorbei. »Komm!«

Vorsichtig betrat der Chinese das nebenan liegende Apartment. Er schaute sich sichernd um, doch er konnte nichts Aufregendes entdecken. Es sah aus wie immer, nur dass heute die Putzutensilien herumstanden und dadurch so etwas wie Unordnung schafften.

Suko ging auf den Schrank zu. Er wusste, dass dort der Kelch des Feuers aufbewahrt wurde. Und von diesem Kelch hatte die Frau gesprochen.

Suko trat bis dicht an den Schrank und sah auch sofort den Kelch.

Er entdeckte keine Veränderung.

Suko nahm ihn in die Hand. Mrs. Peterson hatte von Veränderungen gesprochen, doch der Chinese sah keine. Der Kelch zeigte sich völlig normal.

Hatte Mrs. Peterson gesponnen?

Daran wiederum glaubte der Chinese nicht. Sie war bestimmt von ihren Eindrücken geschockt gewesen. Sie musste etwas Außergewöhnliches gesehen haben, was sonst hätte sie so aus der Fassung bringen können?

Die Diamanten funkelten und gleißten. Es waren ungeheuer wertvolle Stücke. Suko hatte immer davor gewarnt, den Kelch nur so in der Wohnung aufzubewahren, war jedoch damit auf taube Ohren gestoßen.

Er betrachtete ihn sich noch einmal ganz genau.

Da sah Suko den Nebel.

In Spiralen wand sich der grauweiße Dampf über den Boden des geheimnisvollen Kelchs.

Suko war erstaunt.

So etwas hatte er noch nie gesehen. Sicher, er kannte den Kelch, wusste auch, woher er stammte, hatte ihn schon des Öfteren in der Hand gehabt, aber ihm war nicht klar, woher der Nebel kam.

Irgendetwas spielte sich dort ab. Eine geheimnisvolle Magie, die ein Bindeglied zwischen zwei Welten herstellte, denn plötzlich sah Suko ein Gesicht.

Myxins Gesicht.

Es schälte sich aus den Nebelwolken, und der Chinese erkannte die Qual, die die Gesichtszüge zu einer Grimasse verzerrten.

»Myxin!«, rief der Chinese.

Der Magier hörte nicht. Statt dessen begann er zu sprechen. Stereotyp wiederholte er eine Formel. »John Sinclair, zu Hilfe. Bitte, kommen … zu Hilfe …«

Wieder rief Suko den Namen des Magiers.

Keine Reaktion.

»Wo bist du?« Der Chinese versuchte es jetzt auf eine andere Art und Weise.

Myxin hörte nicht.

Suko beugte sich vor, bis sein Gesicht dicht über dem Kelch schwebte. »Wo bist du, Myxin? Sag etwas, damit wir dir helfen können!« Eindringlich sprach der Chinese den Magier an. Er hob auch die Hand und tauchte seinen Finger in den Kelch, doch berühren konnte er Myxin nicht. Der Finger verschwand im Nebel und stieß durch das Gesicht des Magiers.

Es war nur eine Erscheinung.

»Hörst du mich, Myxin! Rede, bitte..«

»Die Ritter … die grausamen Ritter … der uralte Fluch …« Plötzlich vernahm der Chinese Bruchstücke einer gestammelten Erklärung. »Vorsicht, sie kommen, sie sind schon da. Asmodina hat sie erweckt. Sie sollen das Grauen bringen.«

»Was sind das für Ritter?«, hakte Suko nach.

»Schlimme Gestalten. Rufus …«

Plötzlich wurde der Nebel dichter, das Gesicht des Magiers verschwand mehr und mehr. Schließlich war es überhaupt nicht mehr zu sehen.

Suko schaute nur in den brodelnden, sich bewegenden Nebel. Aber auch er verschwand. Als breite Wand kroch er an den Rändern des Kelchs hoch und löste sich auf.

Nichts war mehr zu sehen.

In Gedanken versunken, stellte der Chinese den Kelch wieder zurück in den Schrank. Was er erlebt hatte, war äußerst seltsam, und jetzt galt es, einen Mann zu informieren.

John Sinclair!

*

Ich hockte um diese Morgenstunde in meinem Büro und beschäftigte mich mit alen Fällen. Besonders mit Dr. Tod.

Seit dieser Kerl wieder aktiv geworden war, hatte ich keine ruhige Minute mehr. Dr. Tod war zu einer permanenten Gefahr geworden, und ich war sicher, dass er wieder irgendeine Teufelei ausbrütete, die meine Freunde und ich dann auszubügeln hatten.

Zuletzt erledigte ich Zargos, den Dämon, der sich in eine teigige Masse aufgelöst hatte. Für Jane, Suko und mich war es ein harter Strauß gewesen, und ich war eigentlich froh, mal ein oder zwei Tage im Büro verbringen zu können. Das kommt zwar selten vor, aber Ausnahmen bestätigen die Regel.

Natürlich stand der Kaffee bereit, den Glenda Perkins mir gekocht hatte. Ich trank bereits die zweite Tasse, und er schmeckte mir wie immer ausgezeichnet. Glenda hatte auch einiges zu tun. Sie hockte im Vorzimmer und hämmerte auf ihrer Schreibmaschine herum.

Dann summte das Telefon.

Da der Anruf nicht über das Sekretariat lief, musste mich jemand zu sprechen wünschen, der die direkte Durchwahl kannte. Dafür kamen eigentlich nur meine Freunde infrage.

Ich hob ab.

Es war Suko.

»Entschuldige, dass ich deine heilige Schreibtischruhe störe«, sagte er, »aber es wäre besser, wenn du mal in deine Wohnung kämst.«

»Brennt es?«

»Nein, es geht um deine Putzfrau.«

»Du hast ihr doch nichts angetan, Wüstling?«, fragte ich grinsend.

»Ich nicht, aber der Kelch des Feuers.«

Ich war alarmiert. Mit dem Kelch des Feuers hatte es eine besondere Bewandtnis. Ich hatte ihn aus einer Kirche geholt, um damit in Frankreich die Teufelsmönche bekämpfen zu können. Danach hatte ich den Kelch in einen Schrank gestellt. 1 Für mich war er ein Andenken, doch jetzt war etwas mit ihm geschehen.

»Los, erzähle!«, forderte ich Suko auf.

Mein Partner ließ sich nicht lange bitten. Ich erfuhr, was sich in meiner Wohnung zugetragen hatte. Und Sie können es mir glauben, ich war verdammt überrascht.

»Was hat sie gesehen?«, hakte ich noch einmal nach.

»Myxin, den Magier.«

Mit der flachen Hand schlug ich auf den Schreibtisch. »Verdammt, wie ist das passiert?«

»Keine Ahnung.«

»Hm.« Ich dachte nach. Myxin war verschwunden. Er hatte mir im Kampf gegen den Schwarzen Tod geholfen. Als Quittung dafür war er von Asmodinas Todesengeln entführt worden. Ich hatte vergeblich versucht, ihn zu befreien. Bei dieser Aktion hatte ich fast mein Leben verloren. Damona King rettete mich schließlich.

Und jetzt meldete sich Myxin.

Woher? Aus einer anderen Welt? Aus Asmodinas Reich? Auf jeden Fall war er nicht tot. Das zu wissen, tat mir gut.

Ich sprach Suko darauf an. »Du hast keinen Anhaltspunkt – oder?«

»Nein, den konnte er mir nicht geben.«

Ich kaute auf der Unterlippe. »Hast du vielleicht die Umgebung gesehen, in der er sich befindet?«

»Auch nicht.« Suko räusperte sich. »Er hat nur die Ritter erwähnt und einen Namen. Rufus.«

Ich schwieg. Meine Gedanken überschlugen sich. Ausgerechnet Rufus, Tony Ballards ärgster Gegner. »Okay«, sagte ich. »Halte du die Stellung, ich bin so rasch wie möglich bei dir.«

Suko legte auf.

Eine Sekunde später meldete sich Glenda Perkins durch die Sprechanlage. »Sir Powell erwartet Sie, John.«

»Ausgerechnet jetzt?«

»Ja, es scheint mir dringend zu sein. Das konnte ich seiner Stimme entnehmen.«

»Gut, ich komme.«

Glenda lächelte, als ich durch das Vorzimmer schritt. Sie war frühlingshaft gekleidet, trug eine weiße Bluse mit V-Ausschnitt und einen hellroten, modischen Wickelrock. Das schwarze Haar hatte sie zu einem langen Zopf geflochten, der ihr bis zum Rücken reichte.

»Schick, schick«, sagte ich nur.

»Schmeichler.«

Leider hatte ich keine Zeit, mit meiner Sekretärin ein wenig zu frozzeln, denn Sir James Powell wartete nicht gern.

Wie immer hatte er Sorgenfalten im Gesicht. Eigentlich kannte ich ihn gar nicht anders.

»Setzen Sie sich«, sagte er nach meinem Morgengruß.

Ich nahm Platz.

»Sind Sie weitergekommen?«

»In welcher Sache, Sir?«

»Dr. Tod.« Auch ihm bereitete dieser Mann Kopfschmerzen, denn dieser Verbrecher stellte wirklich eine Gefahr dar.

»Nein«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Auch in den alten Akten habe ich keinen Hinweis auf Aktivitäten seinerseits gefunden.«

»Das ist schlecht, dann müssen wir warten, bis er wieder zuschlägt.«

Ich nickte. »Haben Sie von ihm etwas gehört, Sir?«

»Nein, aber ich habe einen anderen Fall.«

Ich war gespannt. »Und welchen?«

Sir Powell blätterte eine Akte auf. »Es sind Berichte aus Schottland eingetroffen, die so unglaublich klingen, dass sie schon fast wieder wahr sein können. Es geht um Ritter. Von einem Zeugen wurde berichtet, dass eine Horde mordender Ritter über einsam gelegene Farmen und Gehöfte gekommen ist. Diese Gestalten haben dort schrecklich gewütet.«

Schon beim ersten Satz hatte es bei mir geklingelt. »Heißt der Anführer vielleicht Rufus?«

»Keine Ahnung. Wissen Sie mehr?«

»Er ist ein alter Bekannter meines Kollegen Tony Ballard.« Ich berichtete meinem Chef von Sukos Anruf. Auch Sir Powell sah sofort Parallelen.

Er nahm einen Schluck von seinem Magenwasser. »Die Ritter sollen laut Zeugenaussage ziemlich schlimm aussehen, das heißt, unter ihren Rüstungen stecken Skelette.«

»Eine Erklärung gibt es nicht?«, fragte ich.

»Nein, die sollen Sie finden.«

Ich stand auf und nickte. »Dann wollen wir mal wieder«, sagte ich. »Gegen Ritter habe ich lange nicht mehr gekämpft. Wikinger oder Germanen werden es wahrscheinlich nicht sein.« Mit diesem Satz spielte ich auf einen Fall in Deutschland an, der noch gar nicht lange zurücklag. 2

Sir Powell hob die Schultern. Er meinte aber: »Vielleicht finden Sie eine Spur von Asmodina?«

»Sie meinen wegen Myxin?«

»Ja.«

»Hoffentlich. Denn diese feine Dame steht mir schon bis Unterkante Oberlippe.«

»Dann packen Sie sie doch.«

»Klar«, erwiderte ich grinsend. »Mit der linken Hand sogar. Und mit der rechten drehe ich Dr. Tod den Hals um.«

Sir Powell drohte mit dem Zeigefinger. »Man soll nie versprechen, was man nicht halten kann …«

*

Sie ritten durch die Nacht!

Sieben höllische Gestalten, die längst in ihren Gräbern hätten vermodert sein müssen. Doch ein unseliger Fluch hatte sie zum Leben erweckt, und der Satan selbst hielt schützend seine Hand über sie.

Sieben Ritter.

Siebenmal der Tod!

Sie kannten keine Gnade, sie kannten kein Erbarmen. Für sie zählte nur die Vernichtung. Wenn sie gegen Mitternacht aus ihren Gräbern stiegen und sich auf die Pferde schwangen, dann war das Grauen unterwegs. Sie kamen wie ein Spuk und verschwanden ebenso schnell.

Ihre Ziele: Grauen, Panik, Entsetzen! Wie vor fast 1000 Jahren, als sie sich dem Teufel verschworen und gegen den König und seine Vertrauten kämpften.

Die Hufe ihrer Horror-Gäule trommelten auf den harten Boden. Manchmal stießen sie gegen herumliegende Steine, und dann stoben die Funken.

Rufus ritt an der Spitze. Seinen Helm krönte ein schwarzer Federbusch, der vom Reitwind wie eine Sichel nach hinten gebogen wurde. Rufus hatte das Visiser seines Helms hochgeklappt. Aus leeren Augenhöhlen starrte er in die Dunkelheit, der Knochenschädel bewegte sich wie eine bleiche Gummimasse.

Rufus wollte töten. Die alten Zeiten sollten wieder auferstehen, als er mit seiner Horde durch die Lande ritt und dabei Angst und Entsetzen verbreitete.

In panischer Angst flüchteten die Menschen, wenn er und seine Ritter unterwegs waren. Doch nur wenige kamen davon. Die meisten überlebten einen Angriff nicht.

Jetzt waren sie wieder unterwegs. Und auch in dieser Nacht sollten Menschen sterben.

Rufus wollte es so.

Und der Satan unterstützte ihn.

Sie ritten durch ein weites Hochtal. Kein Licht schimmerte in der düsteren Nacht. Mond und Sterne waren nicht zu sehen. Die Luft war kühl und klar. Unter den zahlreichen Hufen vibrierte die Erde. Staub wallte hoch und hüllte die Kavalkade des Schreckens ein.

Längst war ihre Stammburg hinter ihnen Verschwunden. In unvermindertem Tempo jagten sie weiter. Kein Pferd zeigte Erschöpfung, die Gäule liefen wie Uhrwerke.

Ihre Reiter waren schwer bewaffnet. Jeder Ritter trug ein Schwert in der Scheide. Es gab auch welche, die Armbrüste auf dem Rücken trugen. Die Pfeile steckten in Köchern. Andere hielten ihre Lanzen fest umklammert. Mit diesen Waffen konnten sie umgehen, sie waren Meister ihres Fachs.

Jetzt stieg das Gelände an. Sie hatten das Tal fast durchritten und jagten den nächsten Hügel hinauf. Rechts von ihnen lag ein dunkler langer Streifen. Es war ein dichter Wald, der einen Bergkamm bedeckte, und dahinter befand sich ihr Ziel.

Der Anführer schwenkte nach Osten. Fest hielt er die Zügel des Pferdes in den knochigen Händen. Etwas widerwillig schüttelte der Gaul den Kopf, wurde aber dann gezwungen, die Richtung einzubehalten.

Auch die anderen Pferde folgten. Hinter Rufus ritten sechs grausame Ritter. Sie näherten sich dem Wald. Schnell hatten sie bei ihrem Tempo den Wald durchquert.

Die Pferdehufe trommelten über den Bergkamm, wo sich nach wenigen Yards das Gelände senkte und abfiel in ein breites Tal.

Rufus hob den Arm.

Augenblicklich zügelten auch die anderen Ritter ihre Gäule.

Sie ritten neben ihrem Anführer und starrten aus den leeren Augenhöhlen in das Tal.

Sanfte Hänge, breite Wiesen, hin und wieder eine kleine Bauminsel. Und ein dunkles Band.

Die Straße

Die Fahrzeuge schnurrten über den glatten Asphalt. Scheinwerfer warfen ihr helles Licht in die Nacht. Sie rissen die Buschwerke im Mittelstreifen aus der Dunkelheit und ließen die Blätter aufblitzen wie Diamanten.

Der Motorway verband Dundee mit Glasgow, und es war eine relativ stark befahrene Strecke, auch in der Nacht. Deshalb hatte es diese Straße den Rittern so angetan.

Sie trieben ihre Pferde über den Hang und ritten auf direkter Linie die Steinbrücke an, die sich über den Motorway spannte.

Die Brücke verband eine schmale Straße. Sie schlängelte sich durch das Gelände und endete im nächsten Ort.

Nachts war die Straße tot. Hin und wieder ein einsamer Radfahrer, mehr nicht.

Früher war die Brücke Teil einer wichtigen Verbindungsstrecke durch die Hinghlands. Von Kaufleuten wurde sie mit ihren Wagen stark befahren. Nun gab es schnellere Verbindungen.

Im Schritt gingen die Pferde über den Weg. Schon bald erreichten sie die Brücke mit der Steinmauer.

Abermals hob Rufus die Hand.

Augenblicklich parierten die Ritter ihre Gäule. Wie eine Wand blieben sie stehen.

Ein heiserer Befehl.

Absitzen.

Die Ritter stiegen von ihren Gäulen. Einer trieb die Pferde ein paar Yards zurück.

Fünf andere knieten sich zu Boden, sodass sie die Steinmauer als Brustwehr nutzten.

Nur Rufus blieb stehen.

Die Ritter machten sich bereit. Armbrüste wurden gespannt, Lanzen bereitgehalten, Schwerter gezogen.

Unter der Brücke rauschten die Wagen vorbei. Trucks, Pkw. Lichter blinkten, hellten für wenige Sekunden die Nacht auf, bevor die Dunkelheit wieder alles verschluckte.

Niemand sah die Ritter, kein Fahrer kam auf den Gedanken, einen Blick nach oben zu werfen. Die Wagen rasten unter der Brücke hinweg. Autoreifen sangen auf dem glatten Asphalt ihr monotones Lied.

Die Ritter lagen auf der Lauer.

Von der Fahrbahn aus waren sie kaum zu sehen. Hin und wieder glänzte ein Visier auf dem Mauerrand oder blinkte eine Waffe. Niemand ahnte, welch eine tödliche Gefahr auf der alten Brücke lauerte.

Rufus hob den rechten Arm.

Von fern näherte sich eine Kolonne von drei Wagen. Sie fuhren auf der rechten Seite, überholten also. Danach folgte ein Lastwagen, und hinter ihm blinkte ebenfalls ein Scheinwerferpaar.

Ein dumpfes Lachen drang aus dem Maul des Anführers. Die Szene auf der Autobahn kam ihm sehr gelegen. Wenn seine Vasallen jetzt eingriffen, gab es das Chaos.

Der Arm fiel nach unten.

Noch im gleichen Atemzug flogen die ersten Pfeile …

*

Es wurde die Nacht der singenden Reifen. Wieder einmal führte uns ein Fall nach Schottland. Wir hatten dort schon so manch harten Kampf ausgestanden, ob wir nun gegen die Teufelsrocker gefightet hatten oder gegen den Schwarzen Henker.

Schottland war für jede Überraschung gut.

Der einzige Augenzeuge war ein Schäfergehilfe. Er wohnte in einem winzigen Ort namens Gulbine und hatte die Geschichte einem Freund erzählt. Dieser hatte sich an die Polizei gewendet. So hatte der Fall seine Kreise gezogen. Natürlich fand man die Leichen der Überfallenen, und dann begann die große Rotation.

Polizisten suchten die Umgebung ab, es gab eine Großfahndung nach einem Unbekannten. Dem Schäfergehilfen dagegen glaubte niemand. Bei der Größe des Verbrechens erfuhr Scotland Yard automatisch davon, deshalb war auch Sir Powell mit diesen Dingen konfrontiert worden. Er hatte sie natürlich rasch an mich weitergegeben, damit Suko und ich uns einschalteten.

Leicht gingen wir den Fall nicht an. Wir wussten beide, dass uns kein Spaziergang erwartete, dementsprechend hatten wir uns eingedeckt.

Mein Einsatzkoffer war gut bestückt, auch die neue Waffe, der magische Bumerang, lag darin. Ich war gespannt, wann er mal wieder zum Einsatz kommen würde.

Wir waren nicht allein.

Shao saß hinten im Wagen.

Wegen ihr hatte es Ärger gegeben. Sie wollte nicht allein bleiben, sondern mitfahren. Suko hatte auf sie eingeredet, doch damit keine Erfolg erzielt.

Shao hockte im Fond.

»Ich werde euch auch nicht behindern«, hatte sie versprochen, und die Worte klangen mir noch im Ohr.

Nur widerwillig hatte ich meine Einwilligung gegeben, aber wenn Shao sich wirklich raushielt, dann störte sie bestimmt nicht.

Längst war es dunkel.

Suko schaute auf seine Uhr. Die Zeiger leuchteten grün in der Dunkelheit. »In dieser Nacht wird es wohl nichts mehr werden«, meinte er.

Ich hob die Schultern. »Warum auch? Wir haben ja Zeit. Morgen können wir uns in aller Ruhe umsehen.«

»Ja, auf den Burgbesuch freue ich mich«, meinte Suko.

Ich fuhr auf die rechte Seite und überholte zwei Lastwagen. Nach meiner Schätzung mussten wir die Schnellstraße bald verlassen, um diesen komischen Ort namens Gulbine zu erreichen.

Der Motorway war auch um diese Zeit ziemlich befahren. Er führte durch eine landschaftlich reizvolle Gegend, doch in der Dunkelheit sahen wir nichts davon.

Die Hügel rechts und links der Fahrbahn waren dunkel, in die Höhe wachsende Schatten, die irgendwo mit dem Schwarzgrau des Himmels verschmolzen.

Ich zündete mir eine Zigarette an.

Suko fragte: »Wolltest du nicht aufhören zu rauchen?«

»Ja, aber nicht abrupt. Immer langsam und der Reihe nach.« Mit dem Anzünder brachte ich sie in Brand. Schon bald durchzog der würzige Rauch das Innere des Bentley.

Eine lang gezogene Kurve.

Ich senkte die Geschwindigkeit und ging die Kurve an. Die Reifen sangen. Ich überholte einen Lieferwagen, dessen Fahrer einen schrägen Blick auf den Bentlex warf.

Drei Züge, dann drückte ich die Zigarette aus. Sie schmeckte mir nicht mehr.

Ein gutes Zeichen.

Vor uns rollte ein Lastwagen. Und weiter davor sah ich einen regelrechten Wagenpulk. Drei Fahrzeuge klebten dicht hintereinander. Sie hatten den Lastwagen bereits überholt.

Ich setzte an.

Mein Fuß drückte das Gaspedal tiefer. Ich hatte keine Automatik in diesem Wagen, sondern musste schalten. Der Motor wurde geringfügig lauter.

Der metallicfarbene Bentley bekam noch einen Schub, holte auf.

In diesem Augenblick brach das Chaos los!

*

Es ging alles so schnell, dass man es kaum berichten kann. Die Ereignisse überstürzten sich geradezu.

Wir befanden uns etwa in gleicher Höhe mit dem Lastwagen, als an einem der vor uns fahrenden PKW’s das Bremslicht aufleuchtete. An sich eine normale Sache, doch schon schleuderte der Wagen nach links.

Der Fahrer auf dieser Seite konnte nicht mehr schnell genug bremsen. Frontal krachte er in die Seite des Schleuderfahrzeugs. Auch der dritte Wagen bekam noch etwas ab.

Dessen Fahrer zog seinen Ford nach rechts, kam dem Randstreifen zu nahe, die Reifen verloren die feste Asphaltunterlage, der Wagen drehte sich und krachte gegen einen Brückenpfeiler.

All dies geschah innerhalb von zwei Sekunden. Eine Zeitspanne, in der auch ich reagieren musste.

Stotterbremse.

Neben dem Bentley fauchte es.

Der Lkw wurde langsamer. Er war vorhin sowieso schon zu schnell gefahren, das plötzliche Bremsen bekam ihm gar nicht. Das Riesenfahrzeug schwankte, es drohte, aus der Spur zu kommen.

»Weg, John!«, zischte Suko.

Ich nagelte das Gaspedal. Der Bentley sprang förmlich nach vorn. Doch durch dieses Manöver kamen wir der Unfallstelle zu nah. Riesengroß wurden die Wagen. Blieb mir noch Zeit?

»Festhalten!«, rief ich.

Wuchtig trat ich die Bremse. Der Bentley rutschte. Auf der rechten Fahrbahnseite radierten seine Reifen über den Asphalt, hinterließen eine dunkle Spur, dann sah ich, dass ich es nicht schaffte und zog den schweren Wagen nach rechts.

Hinein ins Gelände.

Eine Böschung wuchs vor der Brükke hoch. Zum Glück nicht so steil, dass der Wagen zu kippen drohte. Zudem fuhr ich die schiefe Ebene schräg an.

Nur gut, dass wir angeschnallt waren, nur Shao wurde im Fond von einer Seite zur anderen gewirbelt, doch kein Laut der Klage drang über ihre Lippen.

Eisern hielt ich das Lenkrad fest. Ich musste mich konzentrieren, durfte jetzt nicht nachgeben, zog das Steuer nach links. Der Bentley nahm die Kurve und kam zum Stehen, als ich die Bremse trat.

Er stand jetzt schräg am Hang und mit der Schnauze zur Straße hin. Durch dieses Manöver hatten wir uns nicht mit den anderen Menschen beschäftigen können, die ebenfalls in den grauenhaften Unfall verwickelt worden waren.

Jetzt sahen wir die Flammen.

Sie schlugen aus dem Fahrzeug, das gegen den Brückenpfeiler gerast war, und tanzten wie gierige, helle Finger auf der Motorhaube. Jeden Augenblick konnte das Fahrzeug in die Luft fliegen. Den Fahrer sah ich nirgendwo, vielleicht steckte er noch in dem brennenden Auto.

»Den hol ich mir!«, brüllte ich Suko zu und öffnete schon die Tür. In der Hand hielt ich bereits den Feuerlöscher, den ich mit einem Griff aus der Halterung geholt hatte.

Ich sprang aus dem Wagen.

Geduckt hetzte ich auf das brennende Fahrzeug zu. Schon auf halbem Weg bemerkte ich den Hitzering, der mir entgegenschlug. War da überhaupt noch etwas zu retten?

Aus den Augenwinkeln sah ich den Lastwagen. Er war nicht umgekippt, stand aber quer auf der Straße. Sein Fahrer rannte schreiend umher, bis er plötzlich die Arme hochriss und zu Boden stürzte, als hätte ihm jemand einen harten Stoß gegeben.

Verkrümmt blieb er liegen. Etwas ragte aus seiner Brust. Ich konnte nicht sehen, was es war, denn ich hörte die Schreie aus dem brennenden Wagen und musste mich um den Fahrer kümmern.

Etwas wischte an meinem Kopf vorbei. Ich wusste nicht, was es war, spürte nur den Luftzug, so hautnah hatte der Gegenstand meine Schläfe passiert.

Ich riss den Löscher hoch, drückte den Knopf, und schon sprühte der helle Schaum in die Flammen. Ich ging hin und her, bewegte mich dabei ziemlich schnell und bedeckte die gesamte Motorhaube, die sich verkantet hatte und zum Teil hochgeklappt war. Der Schaum drang auch in den Motorraum, er beschmierte die Frontscheibe, und er erstickte die Flammen. Nur noch Qualm stieg der Brücke entgegen.

Dann war ich an der Tür.

Auch sie hatte sich verklemmt. Ich riss und zerrte.

Vergebens.

Hinter der Scheibe sah ich das angstbleiche Gesicht einer Fahrerin. Augen und Mund hatte sie weit aufgerissen, die Hände halb erhoben, die Finger gespreizt.

Ich nickte ihr beruhigend zu, dabei wusste ich nicht, ob sie es überhaupt gesehen hatte.

Mit dem Feuerlöscher hämmerte ich die Scheibe an. In dem platzenden Geräusch glaubte ich den peitschenden Klang einer Beretta zu hören, aber das konnte auch eine Täuschung sein.

»Klettern Sie durchs Fenster!«, brüllte ich die Frau an.

Sie hörte mich nicht.

Verdammt auch.

Ihr Schreien machte mich wahnsinnig. Den Feuerlöscher ließ ich fallen und schlug kraftvoll mit der rechten Hand zu. Sämtliche fünf Finger landeten auf ihrer Wange und hinterließen dort ihre roten Abdrücke. Die Radikalmethode half, das Schreien verstummte.

Ich packte sie an der Schulter.

»Raus aus dem Wagen!«

Jetzt endlich verstand sie.

Etwas unbeholfen versuchte sie, ihren Körper durch die Öffnung zu schieben.

Es war nicht leicht.

Da sah ich, dass die Tür von innen verriegelt war. In ihrer Angst und Panik hatte die Frau wohl nicht mehr daran gedacht, sie zu öffnen. Ich zog den Stift hoch, drückte die Frau wieder zurück und öffnete die Tür.

Die Fahrerin fiel mir entgegen. Sie wollte sofort auf die Straße rennen, doch ich hielt sie fest.

»Nicht dahin. Laufen Sie die Böschung hoch!«

Sie gehorchte.

Wieder hörte ich einen Schuss.

Ich duckte mich, sprang zur Seite und sah meinen Freund Suko. Er hockte hinter dem Wagen und feuerte zur Brücke hoch.

Ich warf einen Blick dorthin.

Mir stockte der Atem.

Auf der Brücke sah ich fünf Ritter! Sie standen dicht hinter der Brüstung, trugen Armbrüste und schossen auf alles, was sich bewegte.

Auch auf mich.

Mit einem Satz, der zirkusreif war, brachte ich mich vor einem Pfeil in Sicherheit, fiel zu Boden, rollte in eine Mulde und zog meine Beretta.

Durch Zufall waren wir auf die Ritter getroffen, allerdings gefiel mir das nicht besonders, denn wenn ich einen Blick zur Seite warf, sah ich einen Mann auf der Straße liegen, von einem der gefährlichen Pfeile durchbohrt.

Ich feuerte zurück.

Dicht unter dem Rand der Brüstung sauste die Kugel in den Stein. Ein zweites Geschoss traf den Brustpanzer eines Ritters, ohne dem Ungeheuer zu schaden.

»Wir schaffen es nicht!«, rief ich Suko zu. »Das ist nur Munitionsverschwendung.«

»Okay.«

Ich warf einen Blick über die Schulter. Suko hockte noch immer hinter dem Bentley. Soeben sirrte ein Pfeil haarscharf über das Dach. Von meinem Standort konnte ich auch über die Straße schauen. Es waren inzwischen immer mehr Fahrzeuge an die Unfallstelle gelangt. Die Fahrer hatten gebremst und waren ausgestiegen. Auf der Gegenseite fuhren die Autos langsamer.

Hoffentlich lief keiner der Leute auf die Brücke zu, denn der Pfeilhagel hörte nicht auf. Als sich dicht neben mir mit einem dumpfen Laut ein Pfeil in den Boden bohrte, da merkte ich, dass es auch für mich Zeit wurde.

Ich riskierte es und jagte geduckt auf Suko zu. Fast fuhr mir dabei ein Pfeil durch die Beine. Mit einem gewaltigen Satz brachte ich mich in Sicherheit.

»Das war knapp!«, keuchte ich. »Wo ist Shao?«

»Im Wagen.«

Ich nickte und schielte über den Kotflügel hinweg.

Die Haare standen mir zu Berge, als ich die Frau sah, die ich aus dem brennenden Fahrzeug geholt hatte. Sie stand plötzlich auf und rannte weg.

»Bleiben Sie hier!«, brüllte ich. »Runter!«

Erschreckt und irritiert blieb sie stehen, schaute sich um und blickte genau auf den heranfliegenden Pfeil.

Er drang ihr dicht unter den Hals in die Kehle.

Die Frau brach zusammen.

Ich ballte in ohnmächtiger Wut die Hände. Meine Zähne knirschten aufeinander, mit unseren Pistolen kamen wir gegen die Panzer der Verdammten nicht an.

»Das packen wir nicht«, sagte Suko.

»Oh doch!«

Er schaute mich an. »Hast du eine Idee?«

»Ja.«

»Sag schon!«

»Wenn man sie von dieser Stelle nicht kriegen kann, dann muss man eben an sie heran. Es sieht ganz so aus, als wollten sie noch nicht aufgeben, sondern das Spielchen fortführen.«

»Das ist schwer«, sagte Suko.

»Ich weiß.« Den Schlüssel zum Kofferraum hielt ich bereits in der Hand, schloss auf und klappte die Haube hoch.

Die Innenbeleuchtung traf das dunkle Leder meines Einsatzkoffers.

Während Suko weiterhin die Brücke im Auge behielt, fragte er: »Welche Waffen willst du nehmen?«

»Den Bumerang!«

Suko pfiff durch die Zähne. »Das ist eine Idee. Vielleicht kannst du die Burschen sogar von hier aus schaffen?«

»Mal sehen.« Vor mir lag der Einsatzkoffer mit seinem für Dämonen und andere finstere Westen brisanten Inhalt. Wenn ein Unbefugter versuchte, den Koffer zu öffnen, strömte aus zwei versteckt angebrachten Düsen ein Betäubungsgas, das mit Weihrauch vermischt war, um Dämonen abzuschrecken.

Meine Freunde und ich bekamen den Koffer ohne Schwierigkeiten auf. Wir kannten den Trick.

Zum Glück verhielten sich die Neugierigen ruhig. Auch die Verletzten in den zusammengefahrenen Wagen stöhnten nicht. Bis die Polizei eintraf, würde es sicherlich noch etwas dauern, denn wer sollte sie benachrichtigen?

Vor mir lag der geöffnete Koffer. Wie auch die anderen wichtigen Waffen, so hatte ich einen Platz für den Bumerang auf dem roten Samt gefunden.

Ich nahm ihn in die Hand. Unwillkürlich dachte ich dabei an den Schwarzen Tod, der durch diesen Bumerang sein Ende gefunden hatte. Ich war der Erbe, der Sohn des Lichts, und ich musste mich der Aufgabe würdig erweisen.

Suko drückte den Deckel zu.

»Dann gib mir mal Feuerschutz«, sagte ich.

Der Chinese nickte. Er hob den Arm und zielte auf die Brücke, wo noch immer die Ritter standen und weiterhin ihre Pfeile gegen Fahrzeuge und Menschen schossen.