John Sinclair Großband 13 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Großband 13 E-Book

Jason Dark

0,0
14,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

9 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!


Mit über 250 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.

Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.


Tausende Fans können nicht irren - über 576 Seiten Horrorspaß garantiert!

Dieser Sammelband enthält die Folgen 121 - 130.

Achtung: Folge 128 ist nicht enthalten.

Jetzt herunterladen und sofort losgruseln!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 1204

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vincente Ballestar ISBN 978-3-7325-8752-0

Jason Dark

John Sinclair Großband 13 - Horror-Serie

Inhalt

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0121Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Asmodinas Höllenschlange. Die Schlange ist seit jeher das Sinnbild des Bösen, die Verkörperung von Bosheit und Falschheit. Schon im Paradies erschien sie und spaltete die Welt in Gut und Böse. Als riesiges Ungeheuer tauchte sie oft in den Meeren auf und verschlang ganze Schiffe samt Besatzung. Die Schlange ist gefährlich, rätselhaft und oft unheimlich. Als John Sinclair mit seinen Freunden auf Asmodinas Höllenschlange traf, wusste er, dass die alten Legenden nicht übertrieben hatten ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0122Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Knochenthron. Von dem verpfuschten Bahamas-Urlaub wollten Sheila und Bill sich in San Francisco erholen. Die Ferienstadt für Verliebte wäre auch beinahe zu einem Ausgleich für das mörderische Abenteuer im Atlantik geworden. Beinahe - wenn die Neugier den guten alten Bill nicht gepackt hätte. Er machte sich auf den Weg zur "Tulsa Mine", einem Stollen, von dem er bereits in den ersten Tagen seines Aufenthaltes eine Menge Mysteriöses gehört hatte. Als Bill Conolly darin den Knochenthron fand, war für ihn und seine Frau der Urlaub beendet... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0123Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Dr. Tods Monsterhöhle. Dr. Tod war einer meiner härtesten Gegner. Er hatte sich auf der Insel "The Wash" in der Suffolk-Bucht niedergelassen. Sofort, nachdem wir die Nachricht erhalten hatten, machte ich mich mit meinem Freund Suko in einem Hubschrauber auf den Weg zur Insel. Die Hölle erwartete uns... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0124Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Die Mörder-Blumen. Warnung! Wenn du nach London fährst, mach im Stadtteil Southwork einen großen Bogen um das Blumengeschäft "Grillo's Flower Power?! Auf rätselhafte Weise verschwinden in diesem Laden Kunden. Sie verwandeln sich in Blumen und werden verkauft. Warte, bis John Sinclair, der erfolgreiche Oberinspektor von Scotland Yard, das Rätsel gelöst und die Gefahr gebannt hat. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0125Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Leichenbrunnen. Baxman war ein Ungeheuer in Menschengestalt. Sein Verbündeter war der Teufel, sein Freund der Alkohol. Im Sinnesrausch tötete er seine Opfer mit einer Axt und warf sie anschließend in einen Brunnen, den er für seine unfreiwilligen Seelenspender ausgesucht hatte. Er nannte ihn den Leichenbrunnen - John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0126Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Satans Razzia. Ko van Hoek, ein Engländer holländischer Abstammung, war während des ersten Weltkriegs Offizier. Eines morgens zerstörte der Einzelgänger Hoek eine Abtei und zertrümmerte alle heiligen Symbole. Anschließend verübte er während eines Teufelsrituals Selbstmord. Das brachte ihm den Namen Satansgeneral ein. Vor einigen Monaten kam der Teufelsanhänger Hoek zurück auf die Erde und führte im Namen des Teufels eine Razzia durch - Satans Razzia. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0127Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Die Eisvampire. Man hatte sie aus Ungarn vertrieben. Drei schaurige Gestalten, drei Vampire. Die Brüder Konya. Im Nachbarland Österreich fanden sie Unterschlupf. Sie verkrochen sich in den Eishöhlen des Dachsteins und wurden dort eingefroren. Über 400 Jahre gaben sie Ruhe, sie waren von einer mächtigen Eisschicht bedeckt. Doch eines Tages taute das Eis. Die Vampire waren frei... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0129Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Zyklop aus der Hölle. Die nackte Frau stand am Rande des Moors. Silberfarbenes Licht badete ihren hüllenlosen Körper. Sie hatte ihre Arme erhoben, den Mund weit geöffnet und schien das Licht in sich einsaugen zu wollen. "Satan", rief sie. "Satan, erscheine!" Und der Teufel kam. Seine riesige Fratze erschien auf dem Wasser und näherte sich der Rufenden. Dabei wusste die Frau nicht, dass sie beobachtet wurde. Karl, ihr Mann, schaute ihr zu, und in seinem Innern wurde in diesen Minuten ein schrecklicher Plan geboren. Er wollte seine Frau töten, denn er hatte Angst, mit einer Hexe zusammenzuleben... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0130Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Mr. Mondos Monster. Noch hatte Dr. Tod seine Mordliga nicht vollzählig. Er suchte weiter. Und er fand jemanden! Mr. Mondo. Chef einer Irrenanstalt und Genie-Verbrecher. Ein Mann, der mit Menschen experimentierte, sie manipulierte und Monster herstellte. Wer in seine Krallen geriet, war erledigt. Und ich lief in seine Falle... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumAsmodinas HöllenschlangeVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Asmodinas Höllenschlange

Die Schlange ist seit jeher das Sinnbild des Bösen, die Verkörperung von Bosheit und Falschheit. Schon im Paradies erschien sie und spaltete die Welt in Gut und Böse.Als riesiges Ungeheuer tauchte sie oft in den Meeren auf und verschlang ganze Schiffe samt Besatzung.Die Schlange ist gefährlich, rätselhaft und oft unheimlich.Als John Sinclair mit seinen Freunden auf Asmodinas Höllenschlange traf, wusste er, dass die alten Legenden nicht übertrieben hatten …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2879-7

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Asmodinas Höllenschlange

Die Schlange!

Sinnbild des Bösen, Verkörperung von Bosheit und Falschheit. Schon im Paradies spaltete sie die Welt in Gut und Böse. Seit Urzeiten auch rankten sich Legenden um dieses Tier, beschäftigten sich die Mythologien der Völker damit.

Als riesiges Ungeheuer tauchte sie oft aus den Meeren auf und verschlang Schiffe samt Besatzung.

Die Schlange – gefährlich, rätselhaft, oft unheimlich. Ich hatte bisher nichts gegen die Tiere. Doch dann trafen wir auf die Höllenschlange und merkten, dass die alten Legenden nicht übertrieben waren …

Der schwarzhaarige Mario stieß seinen Kollegen in die Seite. »Mensch, Eddy, sieh dir mal die Puppe an!«

Eddy, dünn, einen Kopf größer als Mario und Brillenträger, ließ vor Schreck fast seinen Werkzeugkasten fallen. Staunend öffnete er den Mund und bekam ihn kaum zu.

»Mann, das ist ja irre.«

»Sag ich doch.« Mario grinste.

»Gar nichts hast du gesagt.« Eddy leckte sich die Lippen, und hinter den Gläsern der Brille funkelten seine Augen.

Dann schwiegen die Männer und starrten nur auf die Frau, die das Haus betreten hatte und auf die beiden zukam.

Sie war die perfekte Sexbombe. Dieses Weib hatte Dynamit in der Figur. Rotes Haar, das bis auf die Schultern fiel, eine Gesichtshaut glatt wie Glas; volle Lippen, etwas blass geschminkt, dazu grüne Augen.

Vorsicht bei den Augen, wollte Mario der Frauenkenner sagen, doch er brachte kein Wort hervor. Ein Hauch Parfüm streifte ihn und seinen Kollegen, als die Rothaarige vor dem Fahrstuhl stehen blieb.

Eddy schluckte. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab. Der Monteur grinste die Frau etwas dümmlich an.

Die wandte sich an Mario. »Fahren Sie auch nach unten in den Keller?«

»Ja … ja …«

»Nehmen Sie mich mit?«

Mario saugte die Luft ein, während Eddy schon per Knopfdruck den Fahrstuhl holte.

»Natürlich nehmen wir Sie mit, Madam. Ist doch Ehrensache. Und in solch einer Begleitung fährt es sich doch ganz anders. Da macht sogar das Liftfahren Spaß.«

»Ach ja?« Die Rothaarige bestieg als Erste den Lift, als die Türhälften auseinanderfuhren.

Mario zwinkerte seinem Kumpan zu und machte eine international verständliche Geste.

Eddy nickte.

Die Puppe kam ihnen gerade richtig. Und sie wollte noch in den Keller. Außerdem schien sie zu den Girls zu gehören, denen es auch noch Spaß machte.

Die Tür schloss sich.

Drei Personen befanden sich in dem Lift.

Zwei waren scharf auf die Frau. Doch sie ahnten nicht, wer da bei ihnen stand.

Es war Asmodina, die Tochter des Teufels!

*

Die Strecke bis in den großen Keller des Hauses war nur kurz. Trotzdem versuchte es Eddy. Er wollte endlich mal schneller sein als Mario, der ihm immer die Schau stahl.

Eddy bewegte sich auf die Rothaarige zu, bis er mit seinem Ellbogen gegen ihren Körper stieß.

Die Frau lächelte.

Eddy blieb die Luft weg. Himmel, sie hatte ihn angelächelt. Ihn, Eddy, den sie aus Spott manchmal auch Django nannten.

Mario grinste nur. Er war überzeugt, dass er sich die Puppe schon an Land ziehen würde.

Der Lift hielt.

Die Türen glitten automatisch auf, und die beiden Männer ließen der Frau den Vortritt. Dann aber hatte sie Mario schnell eingeholt. »Sagen Sie, was wollen Sie eigentlich hier im Keller?«

Die Rothaarige blieb stehen. »Jemand besuchen!«

»Wie bitte?«

»Ja, ich besuche einen Freund.«

»Aber hier wohnt keiner?«

Asmodina warf dem Mann einen spöttischen Blick zu. »Sind Sie sicher, Mister?«

Mario kratzte sich am Kopf. Entweder war er verrückt oder die Frau. Man brauchte sich doch nur umzuschauen, dann wusste man Bescheid. Zahlreiche Gänge und Kellerräume waren hier. Hinzu kamen die technischen Anlagen, wie Heizung und Müllschlucker. Weiter links befanden sich die großen Tiefgaragen, also hier wohnte wirklich niemand.

»Ist doch egal«, sagte Eddy und legte der Frau einen Arm um die Hüfte. »Hauptsache, wir sind hier.«

»Du hast recht«, sagte Asmodina und streichelte Eddys Wange. Der merkte nicht, wie kalt ihre Finger waren.

Nur Mario wurde misstrauisch. Ihm war das alles nicht geheuer. Da fuhr doch keine Frau in den Keller, um mit zwei Monteuren anzubändeln. So etwas gab es nicht mal in einem schlechten Film. Nein, hier lief etwas anderes.

»Vorsicht, Eddy«, warnte Mario seinen Kollegen.

»Wieso?«, fragte Asmodina. Sie drängte sich noch enger an Eddy heran.

Eddy war schon Feuer und Flamme. Er schwelgte bereits in heißen Träumen. »Du kannst ja wegschauen«, meinte er mit kratziger Stimme.

»Eben.« Asmodina lächelte. »Gibt es hier denn keine einsame Stelle?«, fragte sie.

»Doch.«

»Dann lass uns gehen.« Sie zog Eddy herum.

Mario schaute den beiden skeptisch nach. Das gefiel ihm überhaupt nicht, was hier lief. Nein, so nicht.

Die beiden schritten durch den breiten Kellergang und wandten sich dann nach links, wo es zu dem großen Heizungsraum ging. Warnschilder klebten an den Wänden, eine breite Stahltür sicherte den Raum, dessen betreten verboten war.

Eddy war der Fachmann. Er und Mario hatten sich um die Heizung zu kümmern. Sie besaßen auch die Schlüssel.

Mit zitternden Fingern schloss Eddy auf. Er hatte sich dabei gebückt und sah nicht das triumphierende Lächeln der rothaarigen Frau. Sie musste Eddy und den anderen aus dem Weg haben. Pech für die beiden Männer, dass sie gerade im unrechten Augenblick aufgetaucht waren.

Eddy öffnete. Als Kavalier ließ er Asmodina den Vortritt. Sie betraten einen Keller, der die Ausmaße einer Halle besaß. Eddy wollte Licht machen, doch Asmodina legte ihm ihre Hand auf den Arm.

»Lass es sein. Im Dunkeln ist es romantischer.«

Eddy nickte hastig. »Finde ich auch.«

Er war nervös. Teufel, solch ein Abenteuer hatte er noch nie erlebt. Das hätte er sich auch nicht träumen lassen. Wenn er eine Frau haben wollte, ging er immer ins Bordell.

Und jetzt dies.

Unglaublich.

Die rothaarige Frau streckte den rechten Arm aus. »Lass uns dort hingehen«, sagte sie.

Eddy nickte nur.

Asmodina ging vor. Bewusst legte sie es bei ihrem Gang darauf an, den Mechaniker zu reizen. Sie wiegte sich in den Hüften, und die schwarze Karottenjeans spannte sich noch mehr um ihren Körper. Sie trug auch eine dunkle Bluse, sie fiel locker bis auf die Hüften und wurde von einem schmalen Gürtel geteilt.

Vorn besaß die Bluse zahlreiche Knöpfe.

Asmodina drehte sich um. In der Bewegung winkelte sie den Arm an, und die Finger griffen nach den Knöpfen. Sie öffnete die obersten beiden, dann den dritten.

Eddy war stehen geblieben. Er schluckte.

»Willst du nicht näherkommen?«, fragte Asmodina.

»Ich … also ich …«

»Komm doch«, lockte sie.

Da ging Eddy vor. Und er warf sich gegen die rothaarige Frau, vergrub sein Gesicht in ihre Schulter und merkte nicht, wie kalt die Haut war.

Asmodina aber veränderte sich. Plötzlich spielte sie ihre Kräfte aus, schwarze Magie wurde wirksam. Ihre Arme, die über Eddys Rücken fuhren, nahmen plötzlich eine grünliche Färbung an. Die Finger verschwanden, sie ballten sich zusammen, bis aus fünf Fingern ein Einziger geworden war. Ein grüner, schuppiger.

Ein Schlangenarm …

Und auch die zweite Hand hatte diese Verwandlung durchgemacht. Asmodina besaß plötzlich zwei Schlangenarme.

Eddy merkte davon nichts. Er stöhnte und zitterte. Seine Hände fassten nach Asmodinas Gesicht. Er wollte ihren Kopf zurückdrücken, um sie küssen zu können.

Da spürte er etwas Kaltes, leicht Glitzschiges auf seinem Rücken. Es kroch unter sein Hemd, streifte die nackte Haut, und Eddy bekam einen Schauer.

Von einem Augenblick zum anderen war der Zauber verflogen. Eddy sprang zurück, schaute die Frau an und starrte wie hypnotisiert auf die beiden Schlangenarme …

*

Eddy wollte schreien. Er öffnete schon den Mund, um seinen Freund zu warnen, dann griff Asmodina ihn an.

Ihre beiden Arme schnellten vor und legten sich gedankenschnell um Eddys Hals.

Eisern drückten sie zu.

Asmodina aber lachte. »Da hattest du gedacht, ein Abenteuer zu erleben, wie? Du widerlicher Menschenwurm. Wie konntest du nur mit so etwas rechnen. Es war dein Pech, dass du mir in den Weg gelaufen bist. Ich wollte in den Keller, mehr nicht.«

Eddy würgte. Er bekam keine Luft mehr, sein Gesicht lief bereits blau an, und die Arme gaben um keinen Deut nach. Sie hatten in der Tat die Kraft einer Schlange, sogar einer Riesenschlange, denn Eddy gelang es nicht, die Umklammerung zu lösen. Er versuchte, seine Hand zwischen den Schlangenkörper und seinen Hals zu bringen, vergeblich.

Seine Knie wurden weich, gaben nach, und die Wogen der Bewusstlosigkeit überschwemmten ihn.

Eddy fiel nach vorn. Er sah den harten Boden auf sich zukommen, dann explodierte etwas in seinem Schädel, und aus den Wogen der Bewusstlosigkeit wurden die langen Schatten des Todes.

Als Leiche blieb er liegen.

Asmodina löste den Griff. Mit den Füßen schob sie den Toten neben die Verkleidung eines großen Heizkessels. Einen hatte sie geschafft. Jetzt fehlte noch der Zweite. Die Notbeleuchtung reichte aus, um sich umsehen zu können.

Mario war wesentlich misstrauischer und nicht mit in den Keller gegangen. Mit ihm würde Asmodina nicht so leichtes Spiel haben. Aber sie hatte ja Zeit.

Lautlos bewegte sie sich auf die Tür zu und stellte sich an die Wand in den toten Winkel.

Dort lauerte sie.

Asmodina hatte Zeit. Ihr kam es auf ein paar Minuten mehr oder weniger nicht an. Irgendwann würde dieser schwarzhaarige Mario schon erscheinen, und dann …

Sie lächelte kalt.

Ihre grünen Augen versprühten plötzlich ein unheiliges Feuer. Es waren kalte Blitze, die durch den Keller zuckten und wieder verschwanden. Und es war der Triumph, denn sie hatte einen langen ausgeheckten Plan verwirklichen können.

Sie war in das Haus eingedrungen, in dem ihr Erzfeind, John Sinclair, lebte.

Und sie wollte es zu einer Hölle machen. Wie viele Menschen dabei umkamen, das war ihr egal. Nur sollte Sinclair das Grauen erleben. Er war noch nicht lange wieder zurück in London.1 Bei seinem letzten Einsatz hatte er Caligro, den Weißen Magier, vernichtet. Von ihm hatte Asmodina wirklich mehr erwartet, aber er war letzten Endes doch zu schwach gewesen.

Nach wie vor hoffte sie auf eine Erstarkung des Mannes, der John Sinclair bis aufs Blut hasste.

Solo Morasso, alias Dr. Tod.

Er war dabei, die Mordliga zu gründen. Ein Mitglied hatte er bereits gefunden.

Takata, den Sámurai des Satans. Doch das war zu wenig, die Mordliga musste wachsen. Asmodina überlegte schon, ob sie Dr. Tod nicht Destero, den Dämonenhenker, zur Seite stellen sollte. Dann allerdings gäbe es Schwierigkeiten mit James Maddox, dem Dämonenrichter, und dem Spuk. Das alles waren Probleme, die man erst einmal durchdenken und analysieren musste.

Abrupt wurde Asmodinas Gedankenkette unterbrochen, als sich der hochstehende Türhebel bewegte.

Mario kam.

Endlich …

Der Mechaniker drückte die Tür einen Spalt auf, traute sich jedoch nicht weiter. Auf der Schwelle blieb er stehen.

Asmodina hörte ihn atmen. Sie lächelte grausam und schaute dabei auf ihre Schlangenarme.

»Eddy!« Der Ruf, noch zaghaft, erreichte kaum die hinteren Winkel des hallenartigen Raumes.

Aber Eddy gab keine Antwort. Er konnte keine geben.

Mario lachte irgendwie dümmlich. »Der ist wohl so bei der Arbeit, dass er keinen hört.« Dieser ausgesprochene Gedanke machte ihm Mut. Er ging vor.

Asmodina ließ ihn genau drei Schritte weit kommen, dann löste sie sich von der Wand und stieß die Tür zu.

Mario hörte das Geräusch und kreiselte herum.

Er und Asmodina starrten sich an. Und er sah die Schlangen anstelle der Arme. Seine Augen weiteten sich, er öffnete den Mund zu einem Schrei, doch auf einmal war seine Kehle wie zugeschnürt. Er brachte keinen Laut mehr hervor. Der Anblick dieser Schlangenfrau war zu schlimm.

Obwohl er seinen Freund und Kollegen nicht sah, ahnte er, was mit ihm geschehen war. Dieses Wissen ließ ihn seinen Schreck überwinden. Er warf sich auf dem Absatz herum.

Asmodina hatte im Gefühl ihres sicheren Sieges zu lange gezögert. Deshalb bekam Mario einen kleinen Vorsprung.

Dann startete die Teufelstochter.

Und sie war schnell, verdammt schnell sogar. Bevor Mario noch einen Haken schlagen konnte, züngelte der Schlangenarm vor und klatschte in den Nacken des Mannes.

Jetzt schrie Mario auf.

Sein Schrei hallte durch die unterirdische Halle und klang als schrilles Echo von den Wänden wider. Zweimal wand sich der unheimliche Schlangenarm um seine Kehle, und Asmodina zog ihn mit einem heftigen Ruck zu sich heran.

Mario fiel zu Boden.

Weit riss er die Augen auf, sah über sich das Gesicht, aus dessen Stirn plötzlich zwei Hörner wuchsen.

Teufelshörner …

Der Satan hat dich! schrie es in ihm. Diese Frau ist der Satan. Lieber Gott, ich …

Das waren seine letzten Gedanken. Mario starb wie auch sein Kollege Eddy.

Asmodina richtete sich auf. Ihr machten die beiden schrecklichen Morde nichts. Gefühle wie Mitleid oder Erbarmen waren ihr völlig fremd. Sie tötete, wenn es sein musste, und sie ließ die Leute am Leben, die sie brauchte.

Wie diesen Mann, dem ihr Besuch galt.

Er hieß Jerry Falmer und war vor kurzem aus Asien gekommen, wo er einige Jahre in Pakistan verbracht hatte. Wegen politischer Unruhen hatte er das Land verlassen und war nach London gefahren. Allerdings hatte er etwas mitgebracht.

Schlangen!

Terrarien voller Schlangen.

Angefangen von einer kleinen, aber hochgiftigen Wasserschlange, über die Königskobra bis hin zur mörderischen Anakonda war alles vorhanden.

Jerry Falmer liebte Schlangen. Aber nicht nur das. Er hatte sich auch mit den Kulturen der asiatischen Völker beschäftigt, und da gab es Menschen, die Schlangen verehrten.

Sie waren das Symbol des Teufels.

Demnach war Asmodina hier nicht verkehrt. Sie hatte bereits mit dem Mann Kontakt aufgenommen, er erwartete ihren Besuch.

Die Teufelstochter ließ die beiden Leichen liegen und setzte ihren Weg fort.

Sie verließ den Heizungskeller, erreichte wieder den kahlen Betongang und schritt ihn, als wäre nichts geschehen, weiter.

Zielsicher bog sie dann in einen Quergang ein, der vor einer grauen Mauer endete.

Dort blieb sie stehen.

In diesem Gang befanden sich die Keller der Mieter. Und einer war besonders groß, der Letzte in der Reihe. Ihn wollte keiner so recht haben, weil durch die Querwand dicke Heizungsrohre liefen und der Keller deshalb immer warm war.

Für Jerry Falmer jedoch war er bestens geeignet. Seine Schlangen brauchten die Wärme.

Bei seinem Einzug vor drei Wochen hatte er auch die Kellertür auswechseln lassen. Sie bestand jetzt aus dikkem, metallverstärktem Holz und war so gut wie einbruchssicher, denn niemand sollte hinter das Geheimnis des Jerry Falmer kommen.

Asmodina klopfte.

Dreimal …

Dann wurde geöffnet.

Die Teufelstochter hatte sich Jerry Falmer schon einmal gezeigt, deshalb war der Mann von ihrem Auftauchen gar nicht mal überrascht.

»Komm rein«, sagte er.

Asmodina betrat eine feuchte, stikkige Höhle, in der sofort das künstliche Licht auffiel, das die zahlreichen Terrarien bestrahlte.

In den Gefäßen wimmelte es von Schlangen. Sie krochen übereinander her bildeten Knäuel und Knoten, glitten an den Wänden hoch, rutschten wieder ab oder lagen nur einfach träge da und lauerten auf Beute. Am Boden standen zahlreiche Kartons. Ihre Dekkel waren mit Luftlöchern versehen. Die Kartons selbst bewegten sich hin und her, als würden unsichtbare Hände sie schieben. Und man hörte aus ihnen Fiepen, Quietschen und trippelnde Schritte.

In den Kartons wurden die Opfer aufbewahrt. Mäuse und Ratten.

Schweigend schaute Asmodina sich um. Dann nickte sie. »Du hast es dir hier gut eingerichtet, Jerry Falmer«, lobte sie, und der Schlangen-Fan bekam vor Aufregung einen hochroten Kopf. Er war stolz über dieses Lob, er war überhaupt stolz, dass sich die Teufelstochter mit ihm, einem unbedeutenden Mann, abgab.

Er fiel wirklich nicht auf. Die heiße Sonne Pakistans hatte seine Haut nicht gebräunt, sondern gerötet. Sein blondes Haar war noch fahler geworden, und mit den eingefallenen Wangen und den tief in den Höhlen liegenden Augen sah er aus wie ein kranker Mann. Vielleicht war er auch krank, auf jeden Fall bekam er regelmäßig seine Malaria-Anfälle. Doch er war auch besessen. Besessen von einer Idee.

Er wollte die Höllenschlange haben!

Dieses sagenhafte Tier, das durch die Legenden der Völker geisterte und nicht auszurotten war.

Die Höllenschlange!

Es musste sie geben. Asmodina hatte ihm versprochen, ihn auf den richtigen Weg zu bringen.

Die Teufelstochter schritt durch den Keller. Sie passierte die Terrarien, schaute mal hier hinein, dann in das nächste und hob von einem dritten einen Teil des Deckels ab.

Augenblicklich richteten sich vier Schlangen aus dem warmen Sand auf. Es waren Klapperschlangen. Am Rasseln deutlich zu erkennen.

»Vorsicht, nicht!«, krächzte Jerry Falmer, dann jedoch fiel ihm ein, wer da stand, und er sagte nichts.

Asmodina senkte ihre Hand in das Terrarium.

Zwei Schlangen stießen blitzschnell zu, hackten ihre Zähne in die wieder normal gewordene Hand, und Asmodina zog sie lachend zurück. Ihr war nichts geschehen.

Falmer atmete auf.

»Du siehst, sie tun mir nichts«, sagte die Teufelstochter. »Auch wenn sie mich beißen, was soll es?« Sie hob die runden Schultern und schaute sich wieder um.

»Hat jemand etwas gemerkt?«

»Nein, nichts ist aufgefallen.«

Asmodina nickte. »Das ist ausgezeichnet. Du hast gute Arbeit geleistet, Jerry Falmer.«

»Aber nur mit deiner Hilfe.«

»Das spielt keine Rolle. Die Hauptsache ist, dass dir deine Tierchen gehorchen. Das tun sie doch – oder?«

»Natürlich.«

»Und Sinclair ist da?«

»Ich glaube. Heute habe ich nur den Chinesen gesehen. Er kam mit Blumen und einem Geschenk.«

»Dann werden sie was feiern. Du weißt nicht was?«

»Nein.«

»Trotzdem gut.« Asmodina lächelte. »Wenn sie feiern, trinken sie auch. Höchstwahrscheinlich Alkohol. Und dieses Zeug lähmt die Reaktionsfähigkeit, die Schlangen werden leichtes Spiel haben.«

»Das glaube ich auch.«

»Wie lässt du sie raus?«

»Durch die Luftschächte der Klimaanlagen. Ich werde sie aber auch in den Gang legen.«

»Das ist gut.«

»Und wann kann ich die Höllenschlange sehen?«, erkundigte sich Jerry Falmer mit hechelnder Stimme.

»Hast du sie überhaupt schon mal gesehen?«, fragte Asmodina spöttisch.

»Nur auf alten Bildern. Sie ist groß, nicht wahr?«

»Riesig, mein Freund. Unheimlich groß sogar. Sie erreicht die Höhe dieses Hauses.«

»Und diese Schlange wird kommen?«

»Nein.«

»Enttäuschung malte sich auf dem Gesicht des Mannes ab, doch Asmodina war noch nicht fertig.

»Die Schlange wird nicht nur kommen, sie ist bereits hier.«

Jerry Falmer schluckte. »Sie ist …«

»Ja.« Die Teufelstochter nickte. »Sie ist bereits hier. Genauer gesagt, sie steht vor dir. Denn ich, nur ich allein, bin die Höllenschlange!«

*

Jerry Falmer war wie vor den Kopf geschlagen. »Du … du bist Apep, die Höllenschlange?«

»Ja.«

»Aber das ist doch kaum möglich.« Er fuhr sich über die Stirn und spürte den Schweiß auf seinen Händen. »Das kann es doch nicht geben. Nein, das glaube ich nicht.«

»Erinnere dich daran, was du alles über Apep gelesen hast?«

Er nickte. »Ja, natürlich. »Apep kann der Teufel sein. Er tritt ja in verschiedenen Gestalten auf. Je nachdem, welch einer Mythologie die Völker nachhängen. Und im alten Ägypten war der Teufel eine Schlange, der große Gegenspieler von Re.«

»Genau.«

»Meine Güte, dass ich so etwas noch erleben kann.« Er drehte sich im Kreis, schaute auf seine Lieblinge in den Terrarien und schrie: »Habt ihr es gehört? Apep ist da! Sie ist gekommen. Zu mir gekommen, dem Herrn der Schlangen.« Er lachte irr.

Asmodina ließ ihn. Dieser Jerry Falmer war ihr eine ungeheure Hilfe. Und sie würde ihm zur Seite stehen.

Falmer beruhigte sich wieder. Er war in die Knie gesunken und presste sein Gesicht gegen die dicke Scheibe eines Terrariums. »Ich bin glücklich«, hechelte er. »Auch ihr sollt glücklich sein. Ich werde euch eine Ration geben, so außer der Reihe.« Er beugte sich zur Seite und riss den Deckel eines Kartons auf.

Mäuse, schwarze, braune, weiße – es wimmelte nur so von ihnen. Mit der rechten Hand griff Jerry Falmer in den Karton hinein. Seine Finger gruben sich in das Fell zahlreicher Tiere. Er hob sie hoch, öffnete einen Deckel und schleuderte die Mäuse in das Terrarium.

Plötzlich kam Bewegung in die Schlangen. Blitzschnell ringelten sie sich auseinander, stießen sich ab, rissen ihre Mäuler auf und schlangen die Tiere gierig hinunter. Ihre Leiber wurden größer, man konnte sehen, wie die Mäuse mit Haut und Haaren gefressen wurden und weiterwanderten.

Jerry Falmer war glücklich. Er fütterte auch seine anderen Lieblinge, und sogar eine Ratte holte er hervor.

Die war für die Anakonda!

Die Ratte fiel in das Terrarium. Fiepend versuchte sie zu flüchten, prallte gegen die Wand und wollte daran hochklettern.

Die Anakonda blinzelte nur schläfrig. Sie ließ die Ratte gewähren. Dann aber stieß sie zu.

Ein Biss. Sekunden später war die Ratte in ihrem Maul verschwunden.

Asmodina aber lachte böse. »So und nicht anders soll es auch mit John Sinclair geschehen!«, zischte sie hasserfüllt.

»Er hat keine Chance, keine!« gab ihr Jerry Falmer recht.

Asmodina nickte. »Da ist noch etwas«, sagte sie. »Ich musste auf dem Weg hierher zwei Männer umbringen. Sie liegen im Heizungsraum.«

Falmer winkte ab. »Das spielt keine Rolle, wenn sie die Toten finden. Wir haben hier bald die Hölle. Was machen schon zwei tote Kerle aus?«

»Ja, was macht das schon«, erwiderte Asmodina und lachte.

*

Glenda Perkins schaute mich überrascht an, als ich eine Stunde früher als normal das Büro verließ. Sie hob ihre Hände von der Tastatur der Schreibmaschine weg und schüttelte den Kopf.

»Ist was?«, fragte ich.

»Ja, ich wundere mich.«

»Und warum?«, stellte ich mich ahnungslos.

»Anzug, dezente Krawatte, ein neues Hemd, alles nach der Mode des Jahres. Was ist in Sie gefahren, John?«

»Und ich kaufe noch einen Blumenstrauß.«

»Wie dieses?«

»Wenn jemand Geburtstag hat, soll man ja anständig dort erscheinen«, erwiderte ich.

»Und wer ist die Dame? Jane Collins?« Den Namen sprach Glenda etwas schärfer aus, denn sie und Jane waren zwar nicht wie Hund und Katze, doch auch keine Freundinnen. Sie gingen sich am liebsten aus dem Weg.

»Die ist es nicht.«

Damit hatte ich Glenda erst einmal beruhigt, aber sie neugierig gemacht. Sie senkte zwar den Blick, konnte aber nicht vermeiden, dass sie etwas rot wurde.

Ich stand direkt neben ihr. Nach moderner Art trug Glenda die obersten drei Knöpfe ihrer Bluse offen. Zwangsläufig bekam ich einen guten Einblick, und was da von einem BH kaum abgestützt wurde, war schon sehenswert.

»Sie können ja raten«, schlug ich vor.

»Sheila Conolly.«

»Nein«, lächelte ich.

Glenda krauste die Stirn. »Woher soll ich wissen, welche Freundinnen Sie haben.« Sie lehnte sich zurück, wobei die Bluse etwas spannte und mir der Einblick nicht mehr gewährt wurde. Schade. Glenda Perkins kam auch nicht mehr dazu, weiterzuraten, denn jemand drückte hastig die Bürotür auf.

Sir James Powell, mein Chef.

Jetzt wurde es Zeit für mich. Der Superintendent brachte es fertig und drehte mir noch im letzten Augenblick, kurz vor Toresschluss, einen Job an.

»Ich bin schon auf dem Weg, Sir«, sagte ich schnell. »Quasi gar nicht mehr hier.«

Er schaute mich hinter seinen dikken Brillengläsern strafend an. »Dann gehen Sie auch, bevor ich mich ärgere.«

Ich lächelte wie sonntags, wenn die Sonne schien. »Aber nicht über mich, Sir.«

»Wenn Sie Ihre Reisekostenspesen verantwortlich unterzeichnen müssten, würden Sie weinen, Sinclair. Sie haben bei Ihrem letzten Fall einen Posten angegeben, den Sie nicht belegen können. Diese viel zu hohe Leigebühr für das Boot.«

»Sir, der Mann hätte uns sonst nicht nach Caligro Island rübergeschafft. Leider war die Strecke zu weit, um sie schwimmend zurückzulegen. Ich kaufe mir beim nächsten Mal Schwimmflossen.«

Glenda Perkins konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Als Sir James sie ansah, wurde ihr Gesicht schlagartig ernst.

»Machen Sie die Spesen fertig«, sagte der Superintendent. »Das schaffen Sie ja noch bis zum Feierabend.«

»Natürlich, Sir.«

Der Superintendent ging, ich folgte ihm in seinem Kielwasser. An der Tür hielt mich Glendas Frage auf.

»Wer hat denn nun Geburtstag?«

Ich drehte mich um. »Ein bezauberndes Mädchen. Schwarzhaarig wie Sie, Glenda. Dazu langbeinig, exotisch und erotisch. Eine Mischung, sage ich Ihnen, nahezu unheimlich. Eine geballte Ladung an Leidenschaft und Sex. Sie ist …«

Glenda lachte, und auch ich musste losprusten.

»Dann bestellen Sie Shao einen schönen Gruß«, sagte meine Sekretärin. »Ich wünsche ihr alles Gute.«

»Danke. Werd’s ausrichten.«

Mit diesen Worten verabschiedete ich mich und trabte zum Lift. Meine Laune stand hoch oben an der obersten Stelle des Gemütspegels. Suko hatte verraten, dass Shao ein chinesisches Essen zaubern wollte, und darauf freute nicht nur ich mich, sondern auch Jane Collins. Sie war ebenfalls eingeladen. Die beiden Conollys wären auch gekommen, doch die hatten noch ein paar Tage an ihren missglückten Urlaub gehängt und waren auf die Bahamas geflogen. Eine Woche wollten sie ausspannen. Ich gönnte es ihnen. Sheila, Johnny und Bill hatten wirklich eine wahre Hölle hinter sich.

Mein Wagen glänzte wie frisch poliert. Ich hatte ihn am vergangenen Tag waschen lassen. Der Tankwart hatte auch noch die Zündkerzen nachgestellt und überall einen Blick hingeworfen. Er war mit dem Bentley zufrieden.

Wie auch ich.

Als ich die Yard-Garage verließ, fielen die ersten Tropfen. Und das auf den frisch gewaschenen Wagen. Ein Wetter war das – nee, da konnte man griesgrämig werden. Kaum Sonne, nur Regen. Widerlich. Das war kein Sommer, sondern ein verlängerter Winter.

Ich schaltete die Wischer ein. Sie kratzten etwas. Der Verkehr war wieder enorm, trotz der Ferienzeit. Für die verreisten Einheimischen waren Touristen gekommen.

Vor einem Blumenladen hielt ich und freute mich riesig, einen freien Parkplatz bekommen zu haben. Als ich mit dem großen Blumenstrauß im Arm zu meinem Wagen zurückhastete, bekam meine Freude einen Dämpfer.

Der lange Bobby stand wie ein Zinnsoldat neben dem linken Kotflügel und hatte schon seinen Block gezückt. Mit dem Daumen deutete er auf das Schild.

Halteverbot.

Ich legte die Blumen auf den Beifahrersitz und zahlte. Einige Passanten blieben stehen und grinsten schadenfroh.

Wäre ich im Dienst gewesen, hätte ich parken dürfen, so aber musste ich zahlen. Auch ein Yard-Mensch hat nicht nur Privilegien. Sir Powell würde dumm gucken, wenn er das wieder las.

Ich fuhr endgültig in Richtung Heimat. Suko und vor allen Dingen das Geburtstagskind Shao freuten sich riesig auf die Party. Sie fand zwar nur im kleinen Kreis statt, doch das chinesische Essen reichte sicherlich für doppelt so viele Personen. Shao gab sich da immer große Mühe.

Ich wühlte mich weiter durch den Londoner Verkehr, hörte dabei leise Musik und war guter Stimmung. Am Ende der Fahrt nahm mich wieder eine Tiefgarage auf.

Ich stellte den Bentley auf seinem Platz ab und schaute mich skeptisch um.

Seit dem Rattenabenteuer war ich vorsichtig geworden.2 Niemand wollte mir Böses, außerdem war ich nicht der einzige, der die Lifts ansteuerte.

Hausbewohner, die früher Feierabend hatten als ich, gingen mit mir. Wir nickten uns zu. Man wusste zwar, dass man zusammen im Haus wohnte, doch Namen kannte keiner. An sich nicht schön, doch für meinen Job war es nahezu ideal. Ich musste im Anonymen arbeiten, wollte nicht unbeteiligte Personen in den oft tödlichen Kreislauf mit hineinziehen.

Natürlich wurde der Blumenstrauß angestarrt. Mit einem freundlichen Gruß verließ ich den Lift, während andere noch höher fuhren.

Ein Haus wie jedes andere, mit Bewohnern, wie sie überall lebten, doch niemand von uns ahnte die Gefahr, die sich bereits über unseren Häuptern zusammenbraute.

Ich betrat zuerst meine Wohnung und legte dort die Dienstwaffe ab. Mit der Knarre wollte ich nicht unbedingt auf einer Geburtstagsfeier herumlaufen.

Die Zeitung hatte ich aus dem Büro mitgenommen, warf sie auf den Tisch, und im Wegdrehen las ich noch, dass an diesem Tag eine Sonnenfinsternis zu beobachten wäre.

Meinetwegen.

Suko und Shao wohnten nebenan. Da die Wände nicht besonders dick waren, hörte ich Stimmen. Aber nicht nur die meiner Freunde, sondern auch andere.

Wen hatten die denn noch alles eingeladen. Sie wollten doch im kleinen Kreis feiern.

Ich erfuhr es fünf Minuten später, als auf mein Klingeln geöffnet wurde.

Shao war selbst an der Tür.

»John!«, rief sie. »Ich freu mich!«

Sie bekam den Blumenstrauß und natürlich einen dicken Geburtstagskuss. Dann sang ich mit meiner leicht angerosteten Stimme das berühmte »Happy Birthday«, und Shao bekam vor Freude glänzende Augen.

»Wen hast du denn noch alles eingeladen?« , erkundigte ich mich, als ich die Tür schloss.

»Es sind noch einige Vettern von Suko da.«

»Oh.« Mehr sagte ich nicht, denn ich kannte zwar Sukos Vettern nicht persönlich, aber ich hatte von ihnen schon gehört.

London hat eine gewaltige chinesische Kolonie. Und irgendwie ist jeder mit jedem verwandt. Das hatten Suko und ich festgestellt, als wir Ernesto Tse jagten, einen chinesischen Gangster, der mit Asmodina packtierte. 3

Vom Äußeren konnte ich Sukos Verwandte nicht auseinanderhalten und von den Namen her erst recht nicht.

Jane war noch nicht da. Dafür begrüßte mich Suko.

Er hatte sich, wie auch Shao, schwer in Schale geschmissen. Saho trug ein langes grünrot schillerndes Seidenkleid, das an der rechten Seite bis zum Oberschenkel geschlitzt war. Die hochhackigen Schuhe ließen ihre Fesseln noch schlanker erscheinen, und das lange schwarze Haar fiel duftig und weich bis auf den Rücken.

Suko im Anzug war immer etwas komisch. Er fühlte sich auch nicht wohl, sein Lächeln war mehr gequält.

Dann wurde ich vorgestellt.

Ich hatte gar nicht gewusst, dass die kleine Wohnung so viele Menschen fasste. Ich hörte die Namen und vergaß sie wieder. Suko drückte mir eine Schale mit Reiswein in die Hand. Ich war ja nicht im Dienst und konnte mir einen Schluck erlauben.

Ich trank auf Shaos Wohl.

Das chinesische Buffet war in der Küche aufgebaut. Ich wollte einen Blick riskieren, wurde aber enttäuscht, da die Speisen noch abgedeckt waren.

Suko kam zu mir. »Jane muss noch kommen«, sagte er.

»Ist sie denn die Letzte?«

Mein Partner hob die Schultern. »Ich weiß ja nicht, wen Shao noch alles eingeladen hat? Das heißt, es ist so. Die Vetter bringen oft ihrerseits wieder Vettern mit und da …«

Ich lachte. »Hör auf, Suko, sonst können wir die nächsten Etagen noch hinzumieten.

Es schellte.

Ich stellte mein Glas weg und schaute auf die Uhr. »Das wird Jane sein.«

Shao öffnete bereits. Ich drehte den Kopf und schielte in die Diele. Es war tatsächlich die Privatdetektivin. Ich sah ihr blondes Haar. Jane drückte dem Geburttagskind ein Riesenpaket in die Hand, und Shaos Augen strahlten.

Ich gönnte ihr diese Feier.

Allerdings dachte ich auch an einen Geburtstag, den wir bei mir gefeiert hatten. Diese Feier damals war durch den grausamen Einfluss eines Dämons brutal gestört worden.4

Ich hoffte nur, dass so etwas hier nicht geschah.

Das jedoch war ein Irrtum, was ich allerdings zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnte …

*

Jerry Falmer öffnete den Deckel eines Terrariums. »Das sind sie«, wisperte er, »das sind deine kleinen Freunde.«

Asmodina nickte. Sie schaute in das Gefäß hinein und sah Hunderte von Schlangen.

Sie waren klein, erinnerten an große Würmer, hatten eine grüne Haut und konnten nicht still liegen.

Falmer warf der Teufelstochter einen schrägen Blick zu. »Sind es die richtigen, Apep?« Er sprach sie fast nur noch mit Apep an.

»Ja.«

»Da bin ich froh.« Falmer rieb sich die Hände. »Sie stammen aus Ägypten. Ich habe sie an den Quellen des Nils gefunden und mitgebracht. Sie lebten dort in den Uferregionen im Schlick und Schlamm. Aber es sind die dämonischen Schlangen, die schon die alten Götter angegriffen haben. Jetzt sind sie noch ruhig, aber die Sonnenfinsternis wird kommen, und dann ist auch ihre Chance da.« Jerry Falmer lachte und griff in das Terrarium. Seine Hände wühlten in den kleinen Schlangenleibern. Er ließ die Tiere über seine Finger wandern, fühlte die trockenen Körper und auch die Kälte, die sie ausstrahlten.

Seine Augen leuchteten. »Sie werden dir, Apep, den Weg vorbereiten«, versprach er mit flüsternder Stimme. »Diese kleinen Schlangen die Menschen zu Dienern machen. Zu Schlangendienern. Sie wissen es nur noch nicht.« Er lachte schallend. Seine Hand zog er wieder zurück und schloss den Deckel.

»Wie lange dauert es noch?«, fragte Asmodina.

»Um Punkt 21 Uhr lasse ich die Schlangen frei. Dann wird die Sonnenfinsternis stattfinden.«

Asmodina nickte. »Zwei Stunden haben wir Zeit, um das Haus und die Menschen in unsere Gewalt zu bringen. Zwei Stunden …«

*

»Du hättest mich ja auch abholen können«, begrüßte mich Jane Collins und hauchte mir erst dann einen Kuss auf die Lippen.

Ich hob die Schultern. »Wieso? Funktioniert dein Wagen nicht?«

»Schuft, ich möchte ja schließlich etwas trinken.«

»Kannst du auch.« Ich deutete mit dem Daumen nach rechts. »Da liegt meine Wohnung. Ein Plätzchen zum Übernachten wird sich dort noch immer finden.«

»Darauf hast du schon spekuliert.«

»Wenn ich ehrlich sein soll …«

Shao kam und brachte den Reiswein. Er drückte Jane Collins die Schale in die Hand. Ich bekam auch eine. Wir stießen an und tranken.

Auch die Detektivin hatte sich in Schale geworfen, allerdings die Sommergarderobe im Schrank gelassen. Die lindgrüne Bluse hatte lange Ärmel. Die beiden Hälften waren dicht unter dem Hals mit Bändern zu einer kunstvollen Schleife verknotet. Der Rock zeigte eine bunte Farbe, indem sich das Grün der Bluse wiederholte.

Nun, Reiswein löscht keinen Durst. Ich ging in die Küche, suchte und fand es.

Suko hatte ein kleines Fäßchen mit Bier besorgt. Es war sogar deutsches Bier. Gläser standen daneben.

Ich zapfte mir ein kühles Helles.

»Wusste doch, dass ich dich hier finden kann«, sagte der Chinese. Er hatte sein Jackett ausgezogen und auch die Krawatte abgenommen. Jetzt fühlte er sich wohl.

Ich trank, wischte mir den frischen Schaum von den Lippen und zog meine Jacke ebenfalls aus. Da die Garderobe überfüllt war, legte ich das Kleidungsstück im Schlafzimmer über den Betten ab. Mein Blick fiel auf das Fenster.

Und wieder dachte ich an die Sonnenfinsternis. Ich trat dicht an die Scheibe und schaute hinaus.

Noch war nichts zu sehen.

Außerdem regnete es. Die tiefhängenden Wolken verdeckten sowieso die Sonne. Ich verdrehte den Kopf und suchte nach einem Stück blauen Himmel.

Vergebens.

Da würde die Sonnenfinsternis wohl ins Wasser fallen. Wenigstens konnte man nichts davon sehen.

Mir war es egal. Obwohl es einige Sagen und Legenden gab, die sich gerade auf die Sonnenfinsternis beriefen. Wenn die Sonne hinter den Schatten verschwand, war dies ein Zeichen des Bösen. Dann hatte die Welt keinen Schutz mehr, und die Mächte der Finsternis konnten mit ihren tausend Armen nach den Menschen greifen.

Das waren Märchen, und ich beschloss, an diesem Abend nicht mehr an meinen Job zu denken.

Jane fing mich in der Diele ab. »Da bist du ja. Hast du dich verdrückt?«

»Nur die Jacke ausgezogen.«

»Ist dir heiß?«, fragte sie und legte mir eine Hand auf den Arm.

»Und wie.«

»Wie kommt das denn?«, lächelte sie.

»Das macht deine Nähe.«

»Schmeichler. Das sagst du jetzt. In den letzten beiden Wochen hast du sicherlich kaum an mich gedacht.«

»Dazu bin ich auch nicht gekommen.«

»Ja, die Bahamas-Geschichte.«

Jane und ich hatten am Telefon kurz darüber gesprochen. Sie war ja nicht mitgefahren, weil sie ein lukrativer Auftrag weggeholt hatte.

Jane Collins fragte nach Sheila und Bill.

»Sie sind noch auf den Bahamas. Sie beide wollten mit ihrem Sohn ja eigentlich Urlaub machen, dann kam aber die Sache mit den Zombies dazwischen.«

»Ja«, flüsterte Jane und schüttelte sich. »Das muss grausam gewesen sein. Besonders für Sheila.«

Ich nickte. »Die Conollys haben sich heldenhaft geschlagen. Vor allen Dingen Bill. Hätte er nicht die Übersicht behalten – na ja, du weißt schon.«

»Lass uns von etwas anderem reden«, forderte Jane.

Dafür war ich auch. »Und wovon?«

»Vom Essen. Das gibt es nämlich bald. Die Ersten gehen schon in Richtung Küche.«

Da hatte Jane Collins recht. Es bewegten sich tatsächlich einige Gäste auf die Küche zu. Die freuten sich schon riesig auf das Buffet.

Jane und ich bekamen kaum Platz.

Ich war größer als alle anderen und konnte über die Köpfe der Chinesen hinwegschauen. Als ich das Bild sah, musste ich unwillkürlich lachen.

Suko verteilte Suppe.

Shao hatte ihm eine Schürze umgebunden, er stand neben dem großen Topf, hielt die Kelle in der Hand und verteilte Suppe in die Tassen, die man ihm hinhielt.

Ein Bild für die Götter.

Neben mir stand eine, die verzweifelt versuchte, ein Foto zu machen. »Darf ich mal?«

Sie schaute mich an. »O bitte, Sir. Sie sind größer.«

Ich nahm ihr die Kamera aus der Hand und schoss zwei Aufnahmen. Suko merkte es und warf mir einen wilden Blick zu.

Ich lachte nur.

Es dauerte, bis Jane und ich an der Reihe waren. Wir nahmen unsere Tassen und hielten sie Suko hin.

»Was hast du mit den Bildern vor?«, fragte mich der Chinese, während er Suppe eingoss.

»Das schicke ich an unsere Freunde, die Dämonen. Sie sollen sehen, wie du deine Freizeit verbringst.«

»Untersteh dich, John. Wenn du das tust, drehe ich dich durch den Fleischwolf.«

Wir lachten beide.

Die Suppe – Jane und ich hatten uns in den Living-room zurückgezogen – schmeckte ausgezeichnet. Ich wusste zwar nicht, was alles darin war, aber sie mundete vorzüglich. Vor allen Dingen bekam man Durst.

Ich griff zum Bier und leerte das Glas zur Hälfte.

»Himmel, hast du einen Zug«, sagte Jane.

»Man tut, was man kann. Am liebsten würde ich mir noch Nachschlag holen.«

»Verfressen bist du auch noch!«

Ich schluckte den letzten Rest und schaute sie schief an. »Das möchte ich überhört haben.«

»Stimmt doch.«

Zu einer Gegenantwort kam ich nicht, denn es schellte.

»Schon wieder neue Gäste«, stöhnte Jane. »Bin gespannt, wo Shao die noch alle unterbringen will.«

»Nicht mein Problem.«

Shao öffnete. Ich saß so, dass ich meinen Blick durch die Diele auf die Eingangstür werfen konnte.

Nein, das waren keine Gäste. Es sei denn, Shao hätte auch Polizisten eingeladen. Ich erkannte sie an den Uniformen.

Plötzlich war mir gar nicht mehr so wohl zumute.

Shao sprach mit den beiden Männern, nickte, wandte den Kopf, schaute in meine Richtung und winkte mir zu.

»Nein«, sagte Jane, die ebenfalls etwas bemerkt hatte. »Nicht schon wieder.«

»Vielleicht ist es harmlos«, sagte ich, stellte die Suppentasse ab und stand auf.

Shao kam mir entgegen. »Man will dich sprechen, John«, flüsterte sie mir zu.

»Weißt du, worum es geht?«

»Keine Ahnung.«

»Gentlemen?«, fragte ich und schaute die Polizisten dabei an.

Die Beamten grüßten. »Entschuldigen Sie die Störung, Sir. Normalerweise hätten wir Sie nicht belästigt, aber da Sie nun einmal hier wohnen …«

»Schon gut. Worum geht es?«

»Der Hausmeister hat zwei Tote gefunden, Sir. Sie liegen im Heizungskeller Ihres Hauses …

*

Das war ein Hammer!

Im ersten Augenblick wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Etwas verlegen strich ich über mein Gesicht.

Jane Collins kam. »Was ist denn los, John?«

Ich erklärte es ihr.

Jane wurde blass. Dann reagierte sie und sagte: »Ich hole dir dein Jackett.«

»Danke.«

Sie hatte nicht nur mein Jackett geholt, sondern auch Suko Bescheid gegeben. Er wollte natürlich mit, doch ich war dagegen. »Nein, bleib du bei deinen Gästen. Sie sollen nichts merken. So ein Leichenfund ist ja nicht gerade eine Geburtstagsüberraschung.«

»Wie du meinst. Aber wenn du mich brauchst …«

»Klar.« Ich nickte den beiden Polizisten zu. »Okay, wir können, Gentlemen.«

Mit dem Lift fuhren wir nach unten. »Ist die Mordkommission schon da?«, fragte ich.

»Sie ist unterwegs, Sir.«

»Und der Hausmeister hat die beiden entdeckt?«

»Ja.«

Der Hausmeister wusste natürlich, welchem Job ich nachging. Er hatte genau das getan, was ich auch nicht anders gemacht hätte.

Wir erreichten den Keller.

Ein Mann lehnte mit leichenblassem Gesicht an der Wand. Es war Theo Hancock, der Hausmeister.

»Mr. Sinclair«, stotterte er. »Ich … ich wusste mir keinen anderen Rat, Sir, als Sie zu …«

»Ist schon gut, Theo. Wo sind die Toten?«

Hancock deutete mit zitternden Fingern auf die Eisentür. »Dort, Sir. Dahinter liegen sie.«

Ich öffnete die Tür und machte auch Licht. Die beiden Polizisten folgten mir, Hancock blieb draußen.

Vorsichtig ging ich einen Kreis um die beiden Leichen und schaute sie mir an.

Sie waren erwürgt worden. Die Toten trugen noch ihre Monteursanzüge. Zu den Bewohnern gehörten sie demnach nicht. Ich wollte jedoch Gewissheit haben, verließ den Tatort und fragte den Hausmeister.

»Ja, Sir, das waren zwei Monteure, die sich um die Heizung kümmern sollten.«

»Sie haben nichts gesehen?«

»Nein, Sir.«

Rätselhaft das ganze, sehr rätselhaft. Ich wusste auch nicht, was ich dazu sagen sollte. An den Druckstellen am Hals hatte ich erkannt, dass sie erwürgt worden waren. Aber wie sie genau ums Leben gekommen waren, ob man sie mit einem Seil oder den Händen erdrosselt hatte, würde erst die genauere Untersuchung ergeben.

Ich war gespannt, wer die Mordkommission leitete. Für diesen Bezirk war eigentlich mein alter Spezi, Chiefinspektor Tanner, zuständig.

Ich hatte mich nicht getäuscht. Man sah ihn nicht, man hörte ihn, wie er und seine Mannschaft antrabten.

»Wohnt in diesem Haus nicht dieser Sinclair?«, polterte er schon von Weitem los.

»Richtig geraten«, erwiderte ich laut und trat vor.

Tanner blieb stehen. Dabei verzog er sein Gesicht, als hätte er Essig getrunken. »Nein«, jammerte er. »Sinclair ist schon da. Mir bleibt auch nichts erspart.«

Seine Leute bewegten sich bereits auf den Tatort zu, während Tanner bei mir stehen blieb.

Er sah aus wie immer. Trug seinen alten Mantel und den noch älteren Filz. Sein Gesicht war in ständiger Bewegung. »Wenn Sie mal auswandern Sinclair, ist das für mich der schönste Tag meines Lebens.«

Ich grinste. Tanner war zwar ein alter Polterkopf, wir verstanden uns trotzdem.

Er wurde sachlich. »Wissen Sie schon mehr?«

»Nein, nur dass es zwei Leichen sind.«

»Ein Doppelmord, noch schlimmer.«

Tanner wies auf Theo Hancock. »Wer ist das?«

»Der Hausmeister. Er hat die Toten entdeckt.«

Tanner winkte ihn zu sich.

Theo Hancock kam mit eingezogenem Kopf. Wer Tanner kannte, der bekam Angst vor ihm.

Chiefinspektor Tanner hob den

Daumen und drückte ihn gegen den Rand von seinem Filz. »Name?«

»Theo Hancock, Sir.«

»Beruf?«

»Hausmeister.«

»Dann erzählen Sie mal.«

»Was, Sir?«

Tanner lief rosa an. Das war die erste Stufe.

Ich mischte mich ein. »Wie Sie alles entdeckt haben, Theo.«

Hancock nickte mir dankbar zu. »Also, ich wollte nachsehen, weil die beiden Monteure noch nicht zurück waren. Sie müssen sich nämlich bei mir abmelden, damit ich sie aus der Liste streichen kann. Ich ging also in den Keller, wollte ihnen Bescheid sagen, rief sie auch, aber niemand meldete sich.« Er schluckte, bevor er weitersprach. »Und dann … dann fand ich sie.«

»Mehr nicht?«, fragte Tanner.

»Wieso? Meinen Sie noch eine dritte Leiche?«

Ich musste mir das Grinsen verbeißen. »Der Chiefinspektor meinte, ob Sie vielleicht den oder die Mörder gesehen haben?«

Theo Hancock schüttelte den Kopf. »Nein, da habe ich nichts gesehen.«

»Sind Ihnen vielleicht Fremde aufgefallen?« , wollte ich wissen.

»Eine Menge Chinesen.«

»Was?«, schnappte Tanner.

»Moment.« Ich hob die Hand. »Die Chinesen sind zu einer Geburtstagsfeier gekommen, von der man mich ebenfalls geholt hat. Da spielt sich nichts ab.«

»Ach so.«

Die Spurensicherung war fertig. »Sie können sich die Leichen ansehen, Chiefinspektor«, wurde uns gemeldet.

Tanner und ich gingen. Der Arzt erwartete uns. »Erwürgt«, stellte er fest, »die beiden sind erwürgt worden.«

»Können Sie etwas über die Tatwaffe sagen?«, erkundigte ich mich. »Ich meine, ob mit einer Schlinge oder mit den Händen.«

»Keines von beiden.«

Ich war überrascht.

»Womit dann?«, rief Tanner.

»Kann ich ihnen auch nicht sagen. Mit einem dickeren Gegenstand, wie mir scheint. Das ist von den Abdrükken deutlich abzulesen. Ich konnte in der kurzen Zeit die Leichen nicht genauer untersuchen. Später kann ich mehr sagen.«

»Weitere Spuren?«

»Nein.« Die Antwort gab Tanners Assistent. »Nicht einmal Fußabdrükke. Hier scheint ein Geist gekillt zu haben«, bemerkte er mit einem Seitenblick auf mich.

Tanner verstand. »Dann ist das vielleicht Ihr Fall, Sinclair.«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe zwar Interesse daran, weil der Mord in meinem Wohnhaus geschehen ist, aber an Geister oder Dämonen möchte selbst ich nicht glauben.«

»Dann bleibt alles an mir hängen«, brummte Chiefinspektor Tanner.

Ich grinste. »Sieht so aus.«

Zwei Träger kamen. Sie brachten die Wannen mit, in denen die Leichen abtransportiert wurden. Die Männer in den blaugrauen Kitteln mussten zweimal gehen.

Tanner und seine Mannschaft verzogen sich.

Ich hielt den Arzt noch einmal zurück. Er war ein alter Stratege und hatte seine Erfahrungen hinter sich.

»Sagen Sie ehrlich, Doc, haben Sie keine Vermutung, wie die beiden ums Leben gekommen sind?«

Er schaute mich prüfend an. »Ihnen kann ich’s ja sagen«, meinte er »Mit Tanner hätte es wieder Zirkus gegeben. Ich war jahrelang in Asien, damals gehörte Indien noch zum United Kingdom. Und da habe ich auch Tote gesehen, die ebenso aussahen wie diese beiden hier. Wissen Sie, wie die umgekommen sind?«

»Nein.«

»Erwürgt. Und zwar durch Schlangen!«

»Schlangen?« Ich lächelte ungläubig. »Wie sollten Schlangen hierherkommen?«

Der Doc tippte mir gegen die Brust. »Das herauszufinden, Sinclair, ist Ihre Sache. Schönen Abend noch.« Er ging.

Ich schaute ihm nach. Schlangen, das gab’s doch nicht. Aber wenn der Doc es sagte …

Gedankenversunken fuhr ich wieder nach oben. Der Lärm war schon im Flur zu hören. Man amüsierte sich prächtig. Wahrscheinlich hatten Suko und Jane nichts gesagt.

Ein anderer Bewohner streckte seinen Kopf aus der Tür. »Mr. Sinclair«, sprach er mich an. »Was ist denn los?«

Ich kannte den Mann flüchtig. Er war Junggeselle und brachte abends immer allerhand auf die Beine.

»Wieso sollte etwas los sein?«

»Ich sah die Polizei vor dem Haus.«

»Nur eine reine Routineuntersuchung«, wich ich aus. Ich wollte die beiden Toten nicht erwähnen, darüber würden die Hausbewohner sowieso früh genug Bescheid bekommen.

»Wenn Sie das sagen …« Der Mann glaubte mir nicht so recht und Schlug wütend die Tür zu.

Ich ging weiter.

Nach genau vier Schritten blieb ich wie angewurzelt stehen. Vor mir auf dem Boden hatte sich etwas bewegt. Etwas Grünes, Längliches – eine Schlange …

Tatsächlich!

Ich schaute noch immer auf das Tier, und meine Gedanken beschäftigten sich mit dem Woher, als die Schlange schon vorglitt. Es ging so schnell, dass ich es nicht schaffte, auszuweichen. Plötzlich wischte sie über meinen Fuß und verschwand im Hosenbein, wo sie sofort an der Innenseite des Beins den Körper hochkroch.

So etwas war mir noch nie passiert. Sie glauben gar nicht, was das für ein Gefühl ist, wenn eine Schlange an der nackten Haut entlangkriecht.

Ich schlug mit der Hand gegen meinen Oberschenkel, fiel gegen die Wand, machte die tollsten Verrenkungen, die Schlange wurde ich nicht los.

Sie glitt wieder.

Blitzschnell …

Unterhalb des Hosenbundes kroch sie auf der nackten Haut weiter. Ich hatte eine höllische Angst davor, dass sie giftig war und öffnete fieberhaft die Knöpfe meines Hemdes, um die Schlange endlich packen zu können.

Das war nicht mehr nötig.

Etwas anderes trat ein.

Die Schlange, auf ihrem Weg zu meinem Kopf nicht mehr aufzuhalten, berührte das Kreuz.

Und das war ihr Verderben. Plötzlich zischte es auf, ich roch einen beißenden, ekelhaften Geruch, und schon krochen die giftgrünen Dämpfe aus meinen Ärmelh.

Dann war alles vorbei.

Als ich nach der Schlange fühlte, spürte ich den Staub zwischen meinen Fingern.

Aufgelöst …

Die Schlange existierte nicht mehr. Mein Gott. Ich schaute dem Staub nach, wie er zu Boden rieselte. Ein graugrüner Schnee. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte. Die Schlange war ein dämonisches Wesen, sonst wäre nach der Berührung mit dem Kreuz nicht diese Reaktion eingetreten.

Plötzlich war es kein normaler Kriminalfall mehr, sondern ein Fall für mich. Und der Doc hatte recht gehabt. Es gab tatsächlich Schlangen in unserem Haus. Nur – konnten diese kleinen Tiere erwachsene Männer erwürgen?

Das war die große Frage. Ich glaubte nicht daran und ging zwangsläufig von einer anderen Folge aus. Falls es in diesem Haus mehr als nur diese eine Schlange gab, die ich getötet hatte, dann mussten auch noch größere Reptilien existieren.

Dieser Gedanke war schrecklich.

Ich wusste nicht, wie viele Menschen hier wohnten, aber wenn meine Befürchtungen stimmten, dann schwebten sämtliche Bewohner in einer schrecklichen Gefahr.

Mir brach plötzlich der Schweiß aus.

Was war zu tun? Sollte ich jeden warnen? Es würde eine Panik geben, das konnte man nicht riskieren. Es machte alles nur noch schlimmer.

Was dann?

Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit. Ich musste mit Unterstützung meiner Freunde den Ursachen dieser dämonischen Schlangenpest auf den Grund gehen und die Tiere vernichten.

Etwas anderes kam nicht infrage.

Ich ging wieder zu den anderen. Sie feierten noch, hatten inzwischen einiges getrunken, und ich wurde mit großem Hallo begrüßt. Mein Lächeln fiel gequält aus, und als mir jemand ein Glas in die Hand drückte nahm ich nur aus reiner Höflichkeit einen winzigen Schluck.

Jane Collins bahnte sich einen Weg zu mir. In ihren Augen las ich eine Frage.

Ich nickte ihr zu und deutete mit dem Kopf in eine andere Richtung. Jane Collins verstand. Wir trafen uns in der Küche. Von Suko sah ich nichts.

»Was ist geschehen?«, fragte die Detektivin leise.

Ich schaute auf das Buffet, das zum größten Teil schon geplündert war. Hunger verspürte ich keinen mehr, trotz der noch vorhandenen Köstlichkeiten.

»Es hat wirklich zwei Tote gegeben«, erklärte ich. »Zwei Monteure sind erwürgt worden.«

»O Gott!«

Dann berichtete ich Jane Collins von den Vermutungen des Docs und von meiner Begegnung mit der Schlange.

»Eine Schlange?«, hauchte die Detektivin.

»Ja, und sie starb nach der Berührung mit meinem Kreuz.«

»Das heißt, hier sind dämonische Kräfte am Werk.«

»Höchstwahrscheinlich.«

Jane senkte den Blick. »Und was willst du tun?«

»Erst einmal mit Suko darüber reden. Wo ist er eigentlich?«

»Im Bad, Getränke holen. Mit Shao.«

Schon bald kamen Suko und Shao zurück. Sie trugen Weinflaschen unter den Armen. Shao machte einen glücklichen, gelösten Eindruck. Suko schien ihr nichts erzählt zu haben.

»Ich hole ihn«, sagte Jane.

Die Detektivin blieb dann bei Shao, als sie Suko weggelotst hatte. Mein Partner war noch stocknüchtern. Er hatte sich wieder eisern gezeigt.

»Und?«, fragte er.

Ich erzählte ihm das, was ich auch Jane berichtet hatte.

Selbst Suko wurde blass. Er dachte auch sofort an die Folgen, und sagte es mir.

Ich war seiner Meinung.

»Sollen wir die Leute warnen?«, erkundigte er sich.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, wir sehen uns erst einmal im Keller um.«

»Einverstanden.«

Ich wollte in den Keller, denn ich hatte das unbestimmte Gefühl, etwas übersehen zu haben. Zuvor musste ich noch eine Tür weiter. Dort lag meine Wohnung. Und da befanden sich auch die Waffen, denn ich konnte mich sicherlich auf einige Überraschungen gefasst machen …

*

Mary und Cliff Davies kamen aus Leicester. In London wohnten sie erst drei Monate, und Cliff war froh gewesen, dass ihm sein Arbeitgeber, eine große Bankgesellschaft, auch bei der Wohnungssuche behilflich gewesen war.

Sie hatten eine Drei-Zimmer-Wohnung gefunden. Zwar in einem Hochhaus, aber besser als gar nichts. Nach Marys Meinung hatten sie sich verschlechtert, weil ihr der Kontakt zur Natur fehlte. Sie brauchte den Garten hinter dem Haus, den weiten Blick und auch den Kontakt zu den Nachbarn.

Das alles fehlte hier in London.

Dafür stimmte das Gehalt.

Cliff verdiente fast doppelt so viel wie in Leicester, und deshalb hielt sich Mary auch zurück. Allerdings hatte sie eine Bedingung gestellt.

Sie wollte abends raus.

Cliff war einverstanden, und so fuhren sie nach Feierabend dorthin, wo man noch an der Themse spazieren gehen konnte. Über grüne Uferwiesen, wo die Abgase der Industrie sie nicht erreichten. Auch von dem Dreck der Fabriken war nichts zu merken.

Dann dachte die 30jährige Mary stets an Leicester, wo ihre Welt noch in Ordnung war.

Und ihr Mann sagte immer das gleiche. »Eines Tages, Darling, ziehen wir wieder dorthin. Dann ist mir der Durchbruch gelungen. Darauf kannst du Gift nehmen.«

Mary glaubte ihrem Mann. Zudem wollte sie sich nicht ihre Illusionen rauben lassen.