John Sinclair Großband 30 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Großband 30 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!

Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.
Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.

Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 291 - 300.

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EPUB

Seitenzahl: 1401

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Impressum

BASTEI LÜBBE AG Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustrationen: Vicente Ballestar ISBN 978-3-7517-2980-2 www.bastei.de www.luebbe.de www.sinclair.de www.lesejury.de

Jason Dark

John Sinclair Großband 30

Inhalt

Jason DarkJohn Sinclair - Folge 0291Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Killer-Hunde. Der blinde Otto Maier stirbt im Straßengraben, zerfleischt von seinem Hund, der ihm bis zu diesem Angriff immer treu zur Seite gestanden hat. Was ist für Harros Tun verantwortlich? - Kommissar Mallmann nimmt die Ermittlungen auf und erfährt, dass mehrere Leidensgenossen Otto Maiers ebenfalls von ihren Blindenhunden angefallen worden sind. Die Killer-Hunde stellen für Will Mallmann ein zu großes Problem dar. Er bittet John Sinclair um Hilfe ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0292Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Satans Knochenuhr. Der Produzent Ray Keene dreht Filme, die lebensecht und wirklichkeitsgetreu wie Dokumentarfilme sind. Da erfährt John Sinclair Rays Geheimnis, das für die Schauspieler den Tod bedeutet ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0293Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Zombies, die vom Himmel fallen. Sie hatten 40 Jahre Zeit, um das Grauen zu konservieren. Niemand dachte mehr an sie, denn der heiße Wüstenwind bewahrte ihr Geheimnis. Bis zu jenem verhängnisvollen Tage, als sie aufbrachen und ihren Feldzug des Schreckens begannen. Ein Flugzeug, das es längst nicht mehr geben durfte, dröhnte am Himmel. Und eine Besatzung, die seit 40 Jahren tot war, bereitete ihren Angriff vor ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0294Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Feuer-Bumerang. Ted Ricker bemerkte die Gefahr, als er über die Schulter schaute. Hinter seinem Hubschrauber schien der Himmel in Flammen zu stehen, und das Feuer breitete sich gedankenschnell aus. Die Passagiere schrien verzweifelt, auch sie sahen die heranjagende Flammenwand. Ted wurde klar, dass er dem Feuer-Bumerang nicht ausweichen konnte. Die Hölle hatte ihn eingeholt. Nur eins blieb ihm noch: Er musste die Bodenstation warnen. Folgenden Funkspruch schickte er los: >>Ein flammender Bumerang verfolgt uns. Er ist groß wie ein Haus ...<< Da brach der Funkkontakt ab. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0295Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Tal der vergessenen Toten. Seit über 100 Jahren lagen sie verschüttet in der Erde. Niemand dachte mehr an sie. Die fünf Bergleute waren aus dem Gedächtnis der meisten Menschen gestrichen worden. Doch die Kumpel waren nicht tot. Irgendwann bekamen es diejenigen, die sie vergessen hatten, deutlich zu spüren. Wo sich die größte Abbaugrube Europas befand, verbreiteten die lebenden Leichen Angst und Schrecken ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0296Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Mandraka, der Schwarzblut-Vampir. Die Sensation war perfekt! Der Teufel bot John Sinclair eine Zusammenarbeit an. Die Einheit im Reich des Bösen sollte wiederhergestellt, fanatische Eigenbrötler beseitigt werden. Zuerst sollte der Kampf gegen die Schwarzblut-Vampire aufgenommen werden, der Teufel hasste sie wie Weihwasser, vor allem aber ihren Anführer. Es war Mandraka - der Schwarzblut- Vampir. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0297Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Verräter. Selten in seiner fast unbegrenzten Existenz hatte Asmodis so in der Klemme gesteckt. Er war gebannt und sollte in Kürze vernichtet werden. Mandraka, der Schwarzblut-Vampir wollte es so. Er war es auch, der den Plan ausgeheckt und vorbereitet hatte. Doch Mandraka wäre kläglich gescheitert, hätte ihm nicht Myxin zur Seite gestanden, der Magier, der wieder einmal die Seiten gewechselt hatte. Seine Freunde Kara, John, Suko, Sheila und Bill interessierten ihn nicht mehr. Er war der Verräter der alle vor den Kopf gestoßen hatte. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0298Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Der Dämonenpakt. schildert den brutalen Machtkampf um die Führungsrolle im Reich der Dämonen: Asmodis, die Oberhexe Wikka und ihre Leibwächterin Jane Collins treten gegen Myxin und den Schwarzblut-Vampir Mandraka an, die ausgezogen sind, Asmodis mit der Magie des jungfräulichen Blutes außer Gefecht zu setzen. John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0299Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! In diesem Zimmer haust die Angst. >>Hinter diesen Mauern wohnt das Grauen, Señor!<< Paolo, der Starreporter war von einem Polizisten gewarnt worden, aber er wollte sich auf keinen Fall von seinem Vorhaben abbringen lassen. Verlassen war das Haus. Aufgegeben. In panischer Angst hatten es die Bewohner im Stich gelassen, und selbst die nachrückenden Polizisten wollten nicht mehr hineingehen, denn ein Kollege war bereits auf heimtückische Weise ums Leben gekommen. Sein Blut sollte jetzt noch eingetrocknet an einer rauen Zimmerwand zu besichtigen sein ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen
John Sinclair - Folge 0300Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1980 - 1989! Sieben Dolche für den Teufel. Der Satan hatte sich auf den Weg gemacht, um all das zu zerstören, was ihm irgendwann einmal gefährlich werden konnte. An diesem Tage standen die sieben Dolche des Inders Mandra Korab auf seiner Wunschliste, und er riss sie sich unter den Nagel. Für Mandra Korab war es ein schrecklicher Verlust, doch er gab nicht auf. Als er von einem Wunderheiler allerersten Ranges erfuhr, dämmerte es bei Mandra, und er flog nach London, um sich mit seinem Freund John Sinclair über die notwendigen Ermittlungen zu unterhalten ... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!Jetzt lesen

Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumKiller-HundeVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Killer-Hunde

Der blinde Otto Maier stirbt im Straßengraben, zerfleischt von seinem Hund, der ihm bis zu diesem Angriff immer treu zur Seite gestanden hat.

Was ist für Harros Tun verantwortlich? – Kommissar Mallmann nimmt die Ermittlungen auf und erfährt, dass mehrere Leidensgenossen Otto Maiers ebenfalls von ihren Blindenhunden angefallen worden sind. Die Killer-Hunde stellen für Will Mallmann ein zu großes Problem dar. Er bittet John Sinclair um Hilfe …

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2015 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-3052-3

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Killer-Hunde

Zuerst war es nur ein Knurren, das den blinden Otto Maier aufschreckte.

So merkwürdig hatte sich der Hund in den sechs Jahren, in denen sich Otto Maier stets auf ihn hatte verlassen können, erst zweimal verhalten.

Wieder knurrte der Blindenhund.

Otto Maier erschrak. Diesmal war es ihm noch drohender und gefährlicher vorgekommen.

Und er spürte das plötzliche Straffen der Leine, als sein Hund daran zerrte und ihn mit nach vorn riss.

»Harro!«, rief der Blinde. »Harro, was ist denn los? Du bist ja wahnsinnig. So kenne ich dich gar nicht. Was hast du nur?« Der Blinde sprach mit seinem Tier, als wäre es ein Mensch.

Eine tiefe Freundschaft zwischen dem Hund und ihm hatte sich im Laufe der Jahre entwickelt. Einer konnte sich auf den anderen verlassen. Weshalb der Hund jetzt so reagierte, das verstand Otto Maier nicht.

Irgendetwas musste ihn aufgeschreckt haben. Eine Gefahr, die in der Nähe lauerte und der er sich stellen wollte. Was wiederum auch seltsam war, denn Harro war es gewohnt, Gefahren aus dem Weg zu gehen. Nur wenn nichts anderes mehr half, wurde der Hund aggressiv.

Otto Maier blieb stehen. Er hob den rechten Arm und damit auch seinen weißen Blindenstock. In die Luft stach er den Stock, tastete nach einem Hindernis und fand auch eins. Es war ein Baumstamm, gegen den der Gummi stieß.

Der Mann hatte Erfahrung, er duckte sich unter tief hängenden Ästen hinweg und blieb neben dem Stamm stehen, während sein Hund weiterhin an der Leine zerrte.

»Bleib hier, Harro!« Maiers Stimme klang ärgerlich. Er übte Gegendruck aus. Der Hund sollte spüren, wer der Herr war.

Das Knurren verstärkte sich, es klang wie eine finstere Drohung. Der Mann hörte das Scharren der Pfoten. Sie wühlten das Laub auf, das die Bäume bereits im Oktober verloren hatten.

Obwohl Otto Maier die Umgebung nicht sehen konnte, spürte und fühlte er sie genau. Er merkte deutlich den Wind und hörte auch das Fallen der bunten Blätter, wenn sie von Ästen und Zweigen auf den Boden geweht wurden. Hinzu kam die feuchte Luft eines Spätnachmittags, die bereits die Dämmerung ankündigte.

Otto Maier hatte es nicht mehr weit bis zu seinem Ziel und der Gruppe gleicher, die mit ihm im Schwarzwald Urlaub machten. Sie wollten hier den Herbst erleben und weite Spaziergänge machen. Dabei musste sich jeder Blinde auf seinen Hund verlassen können.

Bisher hatte Otto Maier das.

Plötzlich vernahm er das Jaulen, es war irgendwo in weiter Ferne aufgeklungen, hallte durch den Wald und schien auch über die runden Kuppen der Berge zu schwingen. Ein seltsames Geräusch. Heulen und Schreien.

Kaum war das Geräusch aufgeklungen, als Harro reagierte. Er spielte regelrecht verrückt, zerrte wieder an seiner Leine und hätte den Mann fast von den Beinen gerissen. Ein heiser klingendes Bellen drang aus dem Maul des Tieres. Wütend und aggressiv. Harro war nicht mehr zu halten. Er sprang in die Höhe.

Der Blinde wurde von dieser Aktion völlig überrascht. Der Ruck war so stark, dass er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, obwohl er sich an einem Ast festhielt. Seine Hand rutschte ab, und einen Moment später fiel er hin.

Zum Glück dämpfte das Laub seinen Fall. Er hörte noch das Rascheln, als der Hund sich mit einer geschickten Drehung von ihm löste und weglief.

Der Blinde lag im Laub.

»Harro!«, schrie er. »Verdammt, Harro, komm doch zurück! Hierher, Harro! Zu deinem Herrn! Hier gehörst du hin, aber schnell, Harro. Los, komm endlich!«

Harro hörte nicht. Er hatte einen anderen Ruf vernommen, dem er folgte.

Otto Maier blieb liegen. Vor Wut trommelte er mit beiden Fäusten auf den Boden. Vierzig Jahre war er alt, ein kräftiger Mann in der Lebensmitte. Wenn nur die verdammte Augenverletzung nicht gewesen wäre! Durch einen Unfall war es vor zehn Jahren passiert. Er hatte in einem Labor gearbeitet und Lauge in die Augen bekommen. Da war nichts mehr zu machen gewesen.

Der Hund lief weg.

Maier, der auf dem Bauch lag und nur seinen Kopf erhoben hatte, lauschte den Geräuschen, die zuerst noch deutlich zu hören waren, dann immer leiser wurden.

Harro verschwand.

»Verdammter Bockmist«, fluchte der Blinde, tastete mit beiden Armen auf dem Boden umher, sodass es aussah, als würde er Schwimmbewegungen üben. Seine rechte Hand blieb auf einer aus der Erde ragenden Baumwurzel liegen. Er stützte sich dort ab, und es gelang ihm, wieder auf die Füße zu kommen. Seinen weißen Blindenstock hatte er ebenfalls verloren, und er schimpfte: »Harro, wenn ich dich wiedersehe, dann kannst du was erleben. Mich einfach schmählich im Stich zu lassen!« Otto Maier war außer sich, steckte voller Zorn und Wut. Tastend suchte er den Blindenstock. Seine Hände wühlten das Laub auf. Er hatte Glück. Der Stock geriet zwischen seine suchenden Finger. Maier hob ihn auf und klopfte seine unmittelbare Umgebung nach Hindernissen ab. Er hoffte, so rasch wie möglich das Heim wiederzufinden, denn auf Harros Hilfe konnte er sich nicht mehr verlassen.

Zum Glück waren sie nicht tiefer in den Wald hineingegangen. Zur rechten Seite hin musste die Straße liegen, und in diese Richtung bewegte sich der Blinde auch. Dabei hoffte er, richtig geraten zu haben und bewegte sich sehr langsam voran.

Die Gummispitze des Blindenstocks drückte in feuchtes Laub und weiche Erde, spürte Baumwurzeln auf, die Hindernisse bildeten, doch querstehende Zweige und Äste konnte der Stock nicht ertasten. Der Blinde bemerkte sie erst, wenn sie gegen ihn stießen, und so manches Mal zischte er einen wütenden Laut aus.

An Harro dachte er nicht mehr. Für ihn war sein erstes Etappenziel, die Straße, wichtig.

Aber Harro dachte an seinen Herrn.

Der Blinde wusste nicht, dass der Hund noch in der Nähe lauerte. Ein prächtiger Schäferhund mit glänzendem Fell, gesund, kernig, aber auch gefährlich.

Das Tier hatte sich verändert. Aus dem Hund war eine Bestie geworden. Die Augen besaßen nicht mehr den normalen Ausdruck, sie waren kalt, lauernd und unberechenbar geworden.

Harro hatte sein Maul geöffnet.

Selbst die Zähne wirkten in diesen Augenblicken bei ihm gefährlich, das Fell war gesträubt, und an den Lefzen schimmerte weißgelber Geifer. Dieser Hund glich keinem normalen Tier mehr. Er war zu einer gefährlichen Bestie geworden.

Obwohl blinde Menschen oft sensitiv reagieren, merkte Otto Maier von der in seiner Nähe lauernden Gefahr nichts. Er suchte weiterhin nach der Straße, ging noch langsamer und erreichte schließlich den Graben.

Die Stockspitze fuhr tief in das Blattwerk, das sich dort angesammelt hatte. Der Blinde hörte das Rascheln und auch etwas anderes.

Ein Wagen kam.

Von rechts fuhr er herbei. Er musste aus dem Ort Lenzkirch kommen. Vielleicht befand er sich auf der Fahrt zum Schluchsee. Wenn der Fahrer ein Einsehen hatte, würde er den Blinden sicherlich mitnehmen.

Otto Maier hatte es plötzlich eilig. Zu eilig, wie er schon bald merken sollte, denn er hatte seinen Stock erhoben, nicht mehr an den Graben gedacht, und als er den nächsten Schritt nach vorn ging, war es um ihn geschehen.

Er trat in das Loch und sackte weg. Damit hatte er nicht gerechnet. Ein Schrei löste sich noch aus seinem Mund. Er riss den rechten Arm hoch, der helle Blindenstock fuhr mit einer seltsam grotesk anmutenden Bewegung durch die Luft, und einen Moment später war der Blinde im Laub des Grabens verschwunden.

Ein Ford Sierra schoss aus der Kurve. Der Wagen wurde beschleunigt und wischte vorbei.

Das hörte auch der Blinde.

Er lag im Graben, spürte auf seinen Lippen die feuchte Erde, Blätter klebten auf seiner Haut, und als er seinen linken Arm bewegte, raschelte es. Tränen der Wut und der Hilflosigkeit drangen aus seinen Augen. Bisher hatte er noch keine große Angst gehabt. Nun aber überfiel ihn zum ersten Mal Panik. Er kam sich so allein vor wie damals, als er zum ersten Mal festgestellt hatte, dass er nichts mehr sehen konnte.

Und diesen Zustand nutzte jemand aus.

Es war der Hund!

Leise hatte sich Harro an seinen Herrn herangeschlichen. Seine Laufgeräusche waren durch das Rascheln des Laubs übertönt worden.

Nur noch drei Meter befand er sich entfernt. Der Blick seiner gnadenlosen Augen war starr auf das Opfer gerichtet, denn in diesen Augenblicken empfand das Tier seinen ehemaligen Herrn als Opfer.

Der Blinde lag noch immer im Graben. Er hatte Mühe, sich aufzurichten und schaffte es nach einer Weile, auf die Knie zu kommen. In dieser Haltung blieb er vorerst.

Sein Gesicht zuckte. Mit einer fahrigen Bewegung wischte er Blätter von der Haut, wollte sich auf seinen Stock stützen, als er hinter sich das Geräusch vernahm.

Obwohl es sehr leise war, entging es ihm nicht. Er ahnte, dass dort einiges passierte.

Wer hielt sich da auf?

Das Rascheln des Laubs klang sehr deutlich an seine Ohren. Ein unheimlicher Laut. Der Blinde ahnte, dass es keinen natürlichen Ursprung besaß.

Da war jemand hinter ihm.

Über den Rücken des Mannes kroch eine Gänsehaut. Noch stand er nicht, kniete, hielt sein Gesicht der Straße zugewandt und fragte mit krächzender Stimme: »Ist da jemand?«

Er bekam keine Antwort.

»Melden Sie sich doch!« Jetzt klang die Aufforderung schon schrill.

Es blieb still.

Die Angst in ihm wurde stärker. Das Blut rauschte in seinem Kopf. Sein Herz schlug schneller.

Nein, getäuscht hatte er sich nicht. Hinter ihm lauerte einer.

Harro legte die Ohren an. Er beobachtete. Und es sah so aus, als wollte ein Raubtier sein Opfer testen.

Der Blinde bewegte sich wieder. Es hatte keinen Sinn, wenn er im Graben blieb, er musste aufstehen und versuchen, einen Wagen anzuhalten, dessen Fahrer ihn mitnehmen konnte.

Auf seinem Stock fand er Halt.

Wieder hörte er das Heulen. Ein unheimliches Geräusch, laut, böse und aggressiv klingend. Es schwang in seinem Kopf nach, und zum ersten Mal kam ihm der Gedanke an einen Wolf.

In diesem Augenblick sprang Harro.

Der Blinde vernahm noch das Scharren der Pfoten, für einen Moment war ihm vieles klar geworden, dann hörte er das scharfe Hecheln, und einen Atemzug später klatschte der schwere Hundekörper gegen ihn.

»Har …« Otto Maier verschluckte die zweite Silbe. Der Aufprall hatte ihn nach vorn geschleudert, in den Graben hinein.

Maier wurde in das Laub gedrückt.

Sein Schrei erstickte zu einem dumpfen Geräusch. Er spürte die Pfoten auf dem Rücken und glaubte, von Stahlstäben getroffen worden zu sein. Unbeschreiblich war seine Angst. Die nächsten beiden Sekunden wurden zu den schrecklichsten in seinem Leben.

Der warme Atem des Tieres traf seinen Nacken. Danach waren es die Zähne.

Harro biss zu. Mit aller Kraft, zu der er überhaupt fähig war. Es waren schreckliche Bisse.

Der Blinde spürte ein Reißen am Hals, warmes Blut füllte wenig später die schreckliche Wunde aus, und dann steigerten sich die Schmerzen ins Unvorstellbare.

Einen Moment später kam die große Dunkelheit, die ihn nie mehr freigab.

Otto Maier starb im Straßengraben.

Getötet von einem Hund, der ihm bisher immer treu zur Seite gestanden hatte.

Welches Unheil bahnte sich da an?

*

Jogging ist »in«!

Auch Jogging-Muffel, die normalerweise keine Luft haben, diesen Sport auszuüben, denken im Urlaub plötzlich ganz anders darüber. Da wird dann der neue Jogging-Anzug aus dem Koffer gekramt, und ab geht es in die Wälder oder auf die Trimm-Bahnen.

Will Mallmann, Kommissar beim BKA, machte da keine Ausnahme. Auch er hatte es geschafft, endlich einmal zwei Wochen Urlaub zu bekommen, und die wollte er im Schwarzwald verbringen.

Der südliche Schwarzwald war für ihn ein kleines Paradies. Dort kannte er Orte und Hotels, in denen er sich wirklich noch erholen konnte. Fernab vom Stress irgendwelcher Großstädte und vom Reglement eines harten Jobs.

Will schlief lange, unternahm am Morgen meist weite Spaziergänge, kehrte am Mittag irgendwo ein, aß eine Kleinigkeit, ging danach wieder zum Hotel zurück und legte sich noch zwei Stunden ins Bett. Den Nachmittag verbrachte er mit Joggen, um danach im hoteleigenen Schwimmbad ein paar Runden zu drehen, bevor er das Abendessen einnahm.

An seinen Job dachte er möglichst überhaupt nicht, und die ersten neun Tage waren wie im Flug vergangen.

Will Mallmann war mit sich selbst zufrieden. Er besaß noch eine gute Kondition und konnte es mit manch jüngerem Kollegen aufnehmen. Im Hotel hatte er sich mit einigen Leuten aus einem Wanderverein angefreundet. Nach dem Essen saßen sie am Abend zusammen und leerten so manches Fläschchen Wein.

Der Weißherbst schmeckte ausgezeichnet, und so wurde Abend für Abend eine frohe Runde gebildet, der sich auch einige Blinde angeschlossen hatten, die mit ihren beiden Betreuern ebenfalls in dem Hotel Urlaub machten.

Einheimische gesellten sich auch manchmal zu ihnen, und der Abschluss des Tages wurde jedes Mal zu einem wirklich tollen, unvergesslichen Ereignis.

Am Tage erholte sich Will. Auch an diesem Donnerstag war er wieder unterwegs.

Die Luft war kalt. Zwischen den Bäumen schwebten feine Schleier. Es war der allmählich vom Boden hochsteigende Dunst, der sich später zu grauen Nebeltüchern verdichten würde und die Bäume des Waldes zu gespenstischen Schatten machte, als wären sie Boten aus einer anderen Welt.

Will kannte die Wege inzwischen. Nur an den ersten beiden Tagen hatte er sich anhand einer Wanderkarte orientieren müssen.

Er legte ein gutes Tempo vor. Die Jogging-Schuhe federten auf dem weichen Boden nach, und der Atem stand vor den Lippen des Kommissars als kleine Wolke.

Er musste sein Tempo ein wenig bremsen, denn er war kurz zuvor in den Wald eingetaucht und lief bergab, sodass seine Geschwindigkeit automatisch zunahm.

Locker bewegte sich der Kommissar. Nach etwa zwei Kilometern würde der Weg auf die Straße führen, die er überqueren musste, um zu seinem Hotel zu gelangen.

Will schwitzte. Sein Gesicht war rot angelaufen, aber er fühlte sich dennoch top und freute sich schon auf die Schwimmrunden, das anschließende Essen und den gemütlichen Ausklang des Tages bei einer Flasche Wein.

Die Geräusche des Waldes umgaben ihn. Will hörte sie kaum, denn sein Atem übertönte das Rascheln und Huschen der Tiere. Über Steine und Baumwurzeln sprang er geschmeidig hinweg und musste sich dann wieder zusammenreißen, um nicht zu schnell zu werden.

Will Mallmann stoppte erst unten an der Straße. Es war riskant, ohne zu schauen, über die Fahrbahn hinwegzulaufen, denn an der Stelle beschleunigten die meisten Fahrer, weil sie aus einer großen Kurve kamen.

Da hörte er das Heulen.

Ein schauriges Klagen, das durch den Wald hallte und von Will als so außergewöhnlich und gleichzeitig seltsam empfunden wurde, dass er sofort abstoppte.

Der Kommissar rutschte noch ein wenig nach vorn, bis es ihm gelang, stehen zu bleiben.

Er beugte den Oberkörper vor und zurück, ließ die Arme auspendeln und keuchte stark. Für einen Moment drehte sich alles vor seinen Augen, der Wechsel war ein wenig abrupt gekommen, und er brauchte Zeit, um sich zu erholen.

Das Heulen hatte ihn erschreckt.

Will Mallmann war sicher, keiner Täuschung erlegen zu sein. Er hatte es genau gehört. So heulte nur ein Tier, das sich in großer Not befand oder überhaupt nicht in diese Gegend gehörte.

Ein Wolf, zum Beispiel …

Will räusperte sich. Er schaute den Weg hinab und hinauf, erkennen konnte er nichts. Kein Tier zeigte sich, auf das dieses Heulen gepasst hätte.

Alles blieb seltsam ruhig.

Der Kommissar sah die Schwaden zwischen den Bäumen, sein Blick glitt über das herbstlich bunte Laub mit all seinen prächtigen Farben, vom satten Grün bis zum dunklen Rot, er sah auch die aufgeschichteten Holzscheite und das schon herabgefallene Laub. Der Wind hatte es in die Gräben zu beiden Seiten des Wegs geweht.

Nur ein Tier, auf das das Heulen gepasst hätte, entdeckte der Kommissar nicht.

Dennoch hatte er das Geräusch oder den unheimlich klingenden Laut vernommen.

Will Mallmann ging weiter. Plötzlich wollte er unbedingt wissen, wer das Geräusch ausgestoßen hatte.

Von Tollwut oder wildernden Hunden hatte er nichts gehört. So etwas hätte sich bestimmt herumgesprochen.

Da war es wieder.

Klagend, jaulend, gleichzeitig aggressiv und fordernd.

Sofort blieb der Kommissar stehen, schaute nach rechts, doch seine Blicke konnten den Nebel nicht durchdringen.

Vielleicht befand sich das Tier überhaupt nicht zwischen den Bäumen, sondern oben auf dem Berggipfel.

Von dort aus wurde der Schall über Felder, Baumwipfel und Hügelkuppen getragen.

Zwei Minuten wartete Will Mallmann noch. Dann lief er wieder. Diesmal jedoch langsamer und mit einem unguten Gefühl ausgestattet. Ihm passte das Heulen nicht. Seine Gedanken drehten sich permanent um dieses nicht einzuordnende Geräusch. Will kam immer mehr zu der Überzeugung, dass es sich nicht um einen Hund gehandelt hatte, der so heulte, für ihn kam eigentlich nur ein Wolf infrage.

Als Will Mallmann zu diesem Entschluss gekommen war, zuckte er zusammen. Wölfe im Schwarzwald, das war gefährlich. Aber er wusste noch von einer Abart dieser Wölfe.

Werwölfe!

Eine dämonische Brut. Lykanthropen. Menschen, die sich nachts verwandelten und auf Beutezug gingen, weil ihr Blutdurst unbezwingbar war. Es waren keine Spinnereien, um die sich Wills Gedanken drehten, denn er hatte mit diesen Bestien bereits zu tun gehabt.

Weiter wollte Will nicht darüber nachdenken. Der Urlaub sollte Urlaub bleiben und nicht zu einem dienstlichen Fall werden, obwohl alles möglich war.

Inzwischen hatte Will den schmalen Pfad erreicht, der eine Abkürzung darstellte. Ihn nahm er, denn er wollte jetzt so rasch wie möglich zum Hotel zurück. Das Heulen hatte ihn doch sehr beunruhigt.

Will lief wieder schneller.

Der schmale Pfad war kaum zu erkennen. Hinzu kam die Dämmerung, die den Wald mit dichten Schatten allmählich auffüllte. Der Nebel tat sein übriges. Schwadengleich hing er über dem Boden und schien sich an den Ästen festkrallen zu wollen. Und wieder fielen auch Blätter ab. Im taumeligen Tanz segelten sie dem weichen Waldboden entgegen.

Dafür hatte der Kommissar keinen Blick. Er sah zu, dass er den Weg so rasch wie möglich hinter sich brachte, folgte den gewundenen Linien, drückte sich unter Zweigen und Ästen hinweg oder sprang über aus dem Boden ragende Baumwurzeln, die manchmal an geöffnete Hände erinnerten.

Vor ihm wurde der Wald lichter. Er sah bereits die Straße, wenn die Bäume und der Nebel mal nicht sein Sichtfeld verdeckten. Als graues Band durchschnitt sie den Wald. Sie kam aus dem Tal, aus Lenzkirch, und führte weiter bis zum leergepumpten Schluchsee.

Nahe der Fahrbahn lag das Laub dichter. Wills Schuhe wühlten es hoch. Er sah auch den mit bunten Blättern gefüllten Graben neben der Straße und plötzlich den helleren Fleck, der so gar nicht zwischen all das bunte Laub passen wollte.

Will blieb stehen.

Er befand sich nur wenige Meter entfernt, musste eine kleinen Hang hinunterrutschen und stand neben dem, was er als Fleck angesehen hatte.

Ein Irrtum.

Sogar ein furchtbarer Irrtum, denn der Kommissar starrte auf eine Leiche.

Damit hatte Will nicht gerechnet. Selbst der abgebrühte Kommissar, der in seiner Laufbahn schon viel erlebt und gesehen hatte, war von diesem Anblick erschüttert.

Der Mann war nicht auf eine normale Weise umgekommen. Er war auch nicht erschossen oder erstochen worden.

Das Laub am Kopf des Toten klebte durch das verlorene Blut zusammen. Will überwand und bückte sich, um die Wunde, die zum Tod geführt hatte, genau zu untersuchen.

Eine Bestie hatte den Hals aufgerissen und die Kehle gleich mit. Will kam wieder hoch und dachte sofort an das Heulen, das er vernommen hatte. Er war kein Arzt und auch kein Zoologe, aber diese Bisse sahen ihm doch danach aus, als würden sie von einem Wolf stammen.

Oder einem tollwütigen Hund.

Letzteres war wahrscheinlicher. Tollwut hätte man bemerkt und entsprechende Warnschilder aufgestellt. Da dies nicht der Fall war, konnte die Tollwut vielleicht gerade begonnen haben.

Will Mallmann sah auch den Blindenstock. Bisher hatte er von dem Toten nur den Rücken gesehen. Als er nun den Stock entdeckte, wurde ihm mit Schrecken klar, dass es höchstwahrscheinlich jemand aus dem Hotel gewesen war, den der Hund getötet hatte.

Will Mallmann wollte es genau wissen. Er drehte den Kopf ein wenig zur Seite, sah das blutbefleckte Gesicht und wusste Bescheid. Ja, das war ein Gast aus dem Hotel.

Der Kommissar erinnerte sich auch wieder an den Namen, denn ein Otto Maier war leicht zu merken. Und jetzt fiel ihm auch ein, dass die Blinden nie ohne ihre Führerhunde das Hotel verließen. Von dem Hund des Toten sah er keine Spur, und Will Mallmann kam ein schrecklicher Gedanke. War es vielleicht möglich, dass der Hund den Mann umgebracht hatte?

Bei dieser Schlussfolgerung zog sich der Magen des Kommissars zusammen. Das war so grauenhaft und auch unvorstellbar, dass er kaum näher darüber nachdenken wollte.

Aber er musste sich mit diesem Gedanken befassen.

Will suchte nach Spuren. Das Licht war nicht mehr günstig. Er musste schon sehr genau schauen, um etwas erkennen zu können. Aufgewühltes Laub stach ihm ins Auge, ein paar abgeknickte oder abgerissene Zweige, das war alles.

Der Kommissar schluckte. Am Rand der Straße blieb er stehen und holte tief Luft. Auf seiner Haut lag der Schweiß. Nicht allein das Joggen zeigte sich dafür verantwortlich, auch die letzten Minuten hatten ihn geschafft. Die Urlaubsidylle war jäh und brutal durch diesen grauenhaften Tod zerstört worden.

Will fühlte auch den Schweiß auf seinen Händen, und ihm war längst klar, dass er die Kollegen von der Mordkommission alarmieren musste, auch wenn wohl kein zweibeiniger Täter dafür verantwortlich war.

Noch stand er still. Und Stille umgab ihn ebenfalls, sodass er das Rascheln in seinem Rücken sehr deutlich hörte und sofort herumfuhr.

Zuerst sah er nichts. Es war zwischen den Bäumen einfach zu dunkel geworden, und auch der Nebel sorgte dafür, dass eine klare Sicht nicht mehr möglich war.

Bis er die Bewegung wahrnahm. Es konnte eigentlich nur ein Tier sein.

Der Hund schob sich vor. Will Mallmann sah seinen Kopf, sogar die Augen und auch das weit aufgerissene, blutverschmierte Maul.

Blut klebte auch an den Zähnen, und Will wusste plötzlich, dass es sich dabei um Menschenblut handelte. Um das Blut des toten Otto Maier.

Also hatte der Hund ihn umgebracht.

Für Will Mallmann war dies unfassbar. Er konnte nicht verstehen, dass ein Tier, das so an seinen Herrn gewohnt war, diesen einfach tötete. Da musste es einen Grund geben.

Während der Kommissar auf das Killertier schaute, dachte er wieder an das schaurige Heulen, das er vernommen hatte.

So heulte kein Hund!

War es doch ein Wolf gewesen?

Ein Knurren unterbrach seinen Gedankenstrom. Gefährlich hörte es sich an, drang tief aus dem Rachen der Bestie und schwang ihm unheilvoll entgegen.

Will bekam eine Gänsehaut. Angst überflutete ihn. Er war unbewaffnet, und ohne Abwehrmittel gegen einen tollwütigen Hund zu kämpfen, war schon lebensgefährlich.

Würde er angreifen?

Will duckte sich ein wenig. Er schaute zur Seite, entdeckte den hellen Blindenstock und nahm ihn an sich.

Jetzt konnte er sich wenigstens ein wenig verteidigen.

Harro scharrte mit den Hinterläufen. Dreck und Laub flogen vom Boden hoch, klatschten wieder zurück, und dieses Geräusch war für den Hund ein Zeichen.

Er griff an.

Und er war schnell. Will sah ihn nur wie einen Schatten. Einmal noch setzte das Tier auf, mit dem zweiten Sprung kam es dicht an den Kommissar heran.

Ausweichen konnte Will auf diesem feuchten und weichen Boden schlecht, deshalb legte er sich eine andere Taktik zu und startete in den Angriff des Hundes hinein.

Er stieß dabei den Blindenstock vor, den er mit beiden Händen fest umklammert hielt.

Die breite Brust des Tieres war überhaupt nicht zu verfehlen. Hart drückte sich das Ende des Stockes in Fell und Fleisch hinein, der Hund warf seinen Kopf hoch, die Zähne klackten zusammen, er schlug auch noch mit den Pfoten, erwischte Will Mallmann kratzend an der Schulter und wurde dann zur Seite gewuchtet.

Er fiel auf den Rücken, rollte sich herum und sprang wieder, als ihn die ersten Schläge trafen.

Will hieb mit dem Stock zu. Das Holz war nicht nur hart, sondern auch fest und ziemlich bruchsicher, das stellte Will in den nächsten Augenblicken fest, als er auf das Killertier einschlug. Er hämmerte den hellen Stock gegen das Fell und stieß hinein.

So konnte er sich das Tier natürlich nicht vom Leib halten. Es rollte sich herum, wühlte Laub, Zweige und Dreck hoch, um im nächsten Augenblick wieder auf seine Pfoten zu springen.

Sein Knurren hörte sich gefährlich an. Der Hund hatte das Maul geöffnet, eine dunkelrote Zunge hing hervor, und plötzlich schallte Will Mallmann wieder das unheimliche Heulen entgegen.

Der Hund hörte es ebenfalls.

Tier und Mensch blieben wie angewurzelt stehen. Während Will sich nicht rührte, zuckte der Schäferhund und zog sich zurück. Erst langsam, dann machte er auf der Stelle kehrt und verschwand mit langen Sätzen in der Tiefe des Waldes. Nebel und Dämmerung breiteten ihre Tüchter über den Körper aus und verschluckten das Killertier.

Will Mallmann blieb unbeweglich stehen. Er wischte über seine schweißfeuchte Stirn, schluckte ein paar Mal und schüttelte den Kopf. Das konnte er noch immer nicht begreifen. Zuerst der Mord, dann der Kampf und auch das Heulen.

Der Hund war gerufen worden.

In diesem Augenblick wurde es Will mit großer Deutlichkeit klar. Jemand hatte den Hund gerufen, auf den er hörte.

Ein Wolf?

In Mallmanns Hals wurde es trocken, und er war sich bewusst, dass ein schnelles Ende seines Urlaubs unmittelbar bevorstand. Um diesen Mord musste er sich kümmern und auch um das seltsame, so aggressive Verhalten des Tieres.

Das war nicht normal. Der Hund musste beeinflusst worden sein.

Will warf noch einen letzten Blick auf die Leiche des Mannes, bevor er sich auf den Weg zum Hotel machte. Mit der Ruhe war es jetzt endgültig vorbei.

Der Mord würde Wellen schlagen.

Wölfe im Schwarzwald. Der Kommissar durfte darüber überhaupt nicht nachdenken. Das konnte es nicht geben. Es lebten zwar noch einige Wölfe in Europa, aber im Osten. Es sei denn, ein Tier hätte Grenzen überschritten und sich im Schwarzwald niedergelassen.

Ob es nicht doch ein Werwolf gewesen war, der da geheult hatte? Will Mallmann lief es kalt den Rücken hinab, als er daran dachte …

*

Obwohl im Hotel noch niemand von dem schrecklichen Ereignis Bescheid wusste, herrschte dort das Chaos.

Sämtliche Hunde waren verschwunden.

Mit dem Killer-Hund zusammen waren es vier. Und Will hörte sich die Erzählungen an, wie es geschehen war.

Die Hunde und auch die Menschen hatten das Heulen vernommen, und dann waren die Tiere nicht mehr zu halten gewesen. Fortgerannt in wilder Panik, ohne auf irgendwelche Rufe zu achten.

Zurückgekehrt war bisher keiner.

Ein Glück, dachte Will und musste an den Toten denken. Er erzählte noch nichts, obwohl man Otto Maier vermisste. Zunächst rief er die Mordkommission in Freiburg an. Dort gab es Spezialisten, die die Leiche des Mannes näher untersuchen konnten.

Als er den Hörer auflegte und sich umwandte, sah er eine Frau durch den breiten Hoteleingang kommen.

Er kannte sie, denn sie betreute die Blinden. Die Frau war etwa 35 Jahre alt, hatte wirres braunes Haar, ein interessantes Gesicht mit leicht gebräunter Haut und hochstehenden Wangenknochen. Vom Typ her wirkte sie sportlich, sie trug auch nur lange Hosen, Pullover oder Windjacken. An ihren schmutzigen Schuhen war zu sehen, dass sie ebenfalls unterwegs gewesen war.

»Ah, der Herr Mallmann«, sagte sie und lächelte. »Haben Sie Ihr Jogging beendet.«

»Ja.«

Die Frau schüttelte ihr Haar zurück. »Sie klingen so ernst, Herr Mallmann. Was ist passiert?«

»Ich habe einen Toten gefunden, Frau Layton.«

Morgana Layton, so hieß die Frau, wurde blass. Einen Schritt ging sie zurück. »Das darf doch nicht wahr sein.«

»Doch, Frau Layton.«

Sie holte tief Atem. »Wer … wer ist es denn?«

»Ein Mann, den Sie kennen. Otto Maier.«

Morgana Layton öffnete ihren Mund. Sie wollte etwas sagen, nur waren es keine Worte, die über ihre Lippen drangen, sondern krächzende Geräusche, ein trockenes Schluchzen, und plötzlich begann sie zu zittern. »Das, das darf doch nicht wahr sein«, hauchte sie. »Das kann es nicht geben. Nein, das ist Wahnsinn …«

»Doch, Frau Layton, es ist eine Tatsache.«

Sie ging zur Seite, schüttelte den Kopf und stützte sich an der gläsernen Wand eines Kiosks ab. »Ich kann es nicht begreifen. Er war so lebenslustig, wie ist es möglich, dass er …« Sie stockte, schaute dem Kommissar ins Gesicht und fragte: »Wer hat es getan? Wer hat diesen Mann umgebracht?«

»Sein Hund!«

Morgana Layton war schockiert. Ihr Mund stand offen, und sie starrte den Kommissar an. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein«, flüsterte sie nach einer Weile. »Es ist unmöglich …«

»Leider nicht, Frau Layton.«

»Harro ist ein Hund, auf den man sich verlassen kann. Er kann nichts Böses tun …«

»Ich habe das Gegenteil von dem erlebt.« Will Mallmann hob die Schultern. »Tut mir leid, wenn ich Ihnen das sagen muss, aber es ist so. Ich habe den Toten entdeckt. Und noch etwas möchte ich Ihnen mitteilen. Die anderen drei Blindenhunde sind ebenfalls verschwunden. Sie haben das Hotel hier verlassen, als hätte sie ein Ruf erreicht und in die Ferne gezogen. Damit müssen wir uns abfinden.«

»Ja, ja, sicher.« Morgana Layton nickte. »Aber was machen wir denn jetzt?«

»Nichts, wir warten und müssen achtgeben, dass nicht noch mehr passiert.« Will trat dicht an die Frau heran. »Ich weiß, es ist nicht einfach für Sie, Frau Layton, doch Sie müssen sich jetzt zusammenreißen. Wirklich. Helfen Sie mir! Versuchen Sie es und behalten Sie um Himmels willen die Blinden unter Kontrolle. Ich möchte nicht, dass noch jemand stirbt.«

»Ja, ja, das mache ich schon. Wenn ich auch noch nicht weiß, wie ich es anstellen soll …«

»Bleiben Sie mit den Männern vorläufig auf dem Zimmer.«

»Das wird wohl am besten sein«, gab sie zu. Fassen konnte sie es noch immer nicht. Auch für Will Mallmann war es schwer, alles Schreckliche zu glauben. Für einen Moment blieb er stehen und presste seine Finger gegen die Schläfen. Es würde etwas dauern, bis die Mordkommission aus Freiburg eintraf. In der Zwischenzeit wollte er sich umziehen.

Zusammen mit Morgana Layton fuhr er in die erste Etage. Dort lagen ihre Zimmer.

Der Gang war breit. An den Wänden zwischen den einzelnen Zimmern standen alte Schwarzwaldtruhen oder große Blumenkästen. Will sprach der Frau noch einmal Trost zu, bevor er sie verließ.

Dann duschte er, zog sich um und wartete. Die nächsten vier Stunden waren nicht sehr angenehm. Zusammen mit den Männern der Mordkommission fuhr er an den Tatort.

Ein Spezialist untersuchte den Toten noch im Straßengraben. Das Licht greller Scheinwerfer leuchtete die Leiche an. Durch den Strahl trieben dicke Nebelschleier. Sie schimmerten bläulich und sahen aus wie Quecksilberdampf.

»Der Mann ist einwandfrei durch die Bisse eines Hundes gestorben«, resümierte der Spezialist nach einer eingehenden Untersuchung. »Ich werde ihn mir noch einmal im Institut ansehen und kann Ihnen dann Genaueres sagen, Kommissar.«

»Ja, das wäre nett.«

Will Mallmann war ein paar Schritte zur Seite gegangen. Er lauschte in die mit Nebel erfüllte Dunkelheit hinein, ohne allerdings das zu hören, worauf er hoffte.

Kein Heulen durchdrang die Stille der Nacht. Es lag eine seltsame Ruhe über der Landschaft. Der Kommissar empfand diese Stille nicht mehr als angenehm, sondern eher beklemmend, denn sie drückte auch auf seine Atemwege.

Als der Tote abtransportiert wurde, ging auch er. Will stieg in seinen Manta, wendete und fuhr den Weg zum Hotel zurück.

Das sehr komfortable, im Schwarzwaldstil errichtete Haus, lag auf einem Hügel. Eine Feriensiedlung aus zahlreichen Bungalows breitete sich um die Hügelkuppe aus. Bis zum Ort Lenzkirch war es noch eine halbe Stunde Fußmarsch.

Wills Gedanken drehten sich um den Fall. Ein Mensch war von einem Hund getötet worden! Die Menschen, die in dem Hotel und den Bungalows wohnten, waren in großer Gefahr, wenn sich auch die anderen drei Hunde verändert hatten. Und darauf deutete alles hin.

Die Straße führte durch den Wald. Will Mallmann hatte sich als Erster verabschiedet, von den anderen Fahrzeugen sah er nicht einmal die Scheinwerfer im Rückspiegel.

Nasses Laub lag auf der Straße. Für Autoreifen konnte es gefährlich wie Glatteis wirken. Deshalb gab Will Mallmann besonders acht. Der alte Manta tat es noch. Und Will hatte den Vorsatz, sich einen neuen Wagen zuzulegen, erst einmal zu den Akten gelegt.

Die hellweiße Lichtflut der Scheinwerfer ergoss sich in eine große Kurve. Bevor Will den Wagen herumziehen und die Kurve völlig ausleuchten konnte, sah er das Hindernis auf der Straße stehen.

Es war ein lebendes.

Hunde!

Zu viert waren sie erschienen, und sie standen wie eine Mauer auf der Fahrbahn. Dabei machten sie auch nicht den Eindruck, als würden sie verschwinden, sodass der Kommissar bremsen musste.

Trotz guter Bereifung rutschte der Manta auf dem feuchten Belag ein Stück, bis er stand.

Will Mallmann dachte an seine Waffe, die im Handschuhfach lag. Er hätte sie hervorholen können, um zu schießen. Seltsamerweise traute er sich nicht. Der Kommissar saß wie eine Wachsfigur hinter dem Lenkrad, hielt die Finger um den schwarzen Ring geklammert und schaute genau in die vier Augenpaare der Bestien.

Der Killer-Hund befand sich natürlich auch unter den Bestien. Er stand, von Will aus gesehen, rechts außen.

Seine Schnauze war noch verklebt vom Blut des Opfers, und er schaute ebenso tückisch wie auch die anderen drei.

Drei von ihnen waren Schäferhunde. Der vierte ein Bernhardiner. Ein an sich harmloses, sehr kinderfreundliches Tier, das in diesem Fall jedoch kalt und gnadenlos schaute.

Will lief ein Schauer über den Rücken. Obwohl die Hunde nicht sprechen konnten, glaubte Will, dass sie eine Botschaft für ihn hatten.

Er las in ihren Augen den Tod!

Diese funkelnden, kleinen, runden, mit Hass ausgefüllten Löcher starrten ihn gnadenlos an, im Scheinwerferlicht blitzten die Zähne der Tiere wie helle Messer.

Der Kommissar schluckte. Um zum Hotel zu kommen, musste er weiterfahren. Hinter der Kurve führte die Straße bergab, und Will gab Gas.

Der Manta rollte an.

Die Hunde reagierten sofort. Sie huschten nach verschiedenen Seiten weg, aber liefen nicht davon, sondern griffen den Wagen plötzlich an.

Will hörte das dumpfe Klatschen, als der schwere Körper des Bernhardiners gegen die Wagentür und eine Pfote vor die Scheibe dröhnte. Ein anderer schlug auf die Kühlerhaube, dann war Will Mallmann vorbei.

Er schaute in den Innenspiegel, sah die dunkle Straße hinter sich und rechnete auch mit einer Verfolgung.

Das war zum Glück nicht der Fall. Die vier Bestien blieben zurück und verzogen sich auch wieder sehr schnell in das Dunkel des Waldes zu beiden Seiten der Straße.

Wesentlich langsamer als zuvor fuhr der Kommissar weiter. Das Auftauchen der Hunde war eine Warnung gewesen. Sie hatten es auf Will Mallmann abgesehen, das verstand der Kommissar sehr genau.

Ein paar Minuten war er noch unterwegs, dann rollte sein Manta auf dem hoteleigenen Parkplatz aus. Natürlich hatte sich einiges verändert. Die Atmosphäre war längst nicht mehr so locker. Zwei grünweiße Streifenwagen blockierten den Eingang. In der Halle herrschte ein geschäftiges Treiben, nur wer das Hotel betrat, merkte, dass es doch anders als normal war.

Die Gespräche wurden nur flüsternd geführt. Auf den Gesichtern der Menschen lag die Angst. Wie ein Schatten schwebte sie über den Zügen.

Im rechten Winkel zur Rezeption befand sich eine große Glasscheibe. Durch sie konnte der Betrachter in die Schwimmhalle schauen, die für ein Hotel außergewöhnliche Ausmaße besaß. Auf die Wellen warfen die Deckenlampen blitzende Reflexe. Ein Helfer rückte die zahlreichen Liegestühle zurecht, und eine Frau war dabei, den Boden zu säubern und die Armaturen der Duschen zu putzen.

Will wandte sich wieder um. Morgana Layton entdeckte er nicht unter den Anwesenden. Sicherlich hatte sie Wills Rat befolgt und befand sich bei den Blinden.

Dann kamen die Polizisten. Will setzte sich mit der Mannschaft ins Restaurant an einen Extratisch. Dort unterhielten sie sich leise.

Drei Stunden später ging Will Mallmann nach oben. Er fühlte sich ausgelaugt und wollte Schlaf bekommen.

Die Polizisten waren wieder verschwunden. Nächtliche Stille lag über der gesamten Gegend. Der Kommissar schloss sein Zimmer auf, machte Licht und steuerte die Balkontür an. Bevor er ins Bett ging, stellte er sich noch immer ein paar Minuten auf den Balkon und schaute in die Dunkelheit hinein, um auch seine Lungen mit frischer Schwarzwaldluft vollzupumpen.

Auch jetzt hörte er keinen Laut. Hinter dem Hotel lag eine große Wiese. Ein Teil davon war als Spielplatz eingerichtet. Klettergeräte und eine Schaukel standen dort ebenso wie eine Rutschbahn. Wege grenzten die Wiese von zwei Seiten ein.

Einer führte rechts vorbei in den Wald und wurde zu einem Trimmpfad. Der andere Weg lief auf einen kleinen Teich oder Weiher zu. Wald und Teich konnte Will nur ahnen, denn der graue Nebel lag über der Wiese wie ein dicker Schleier.

Beide Hände legte der Kommissar auf das feuchte Geländer. Er dachte an seinen Urlaub und an die Hunde.

Irgendetwas hatte sie auf schreckliche Art und Weise verändert. Normal war ihr Verhalten nicht, und einen normalen Ursprung konnte es auch nicht haben. Da steckte irgendetwas dahinter.

Vielleicht etwas Dämonisches.

Ein anderer hätte über dieses Motiv möglicherweise die Nase gerümpft, nicht Will Mallmann. Er wusste genau, dass es Dinge gab, die einfach nicht zu fassen waren. Wenn Menschen einem dämonischen Einfluss erliegen konnten, weshalb nicht auch Hunde?

Daran musste der Kommissar denken, und er dachte auch an seinen Londoner Freund John Sinclair.

Sollte er ihn herholen? John hatte genug zu tun, er würde sich bedanken. Andererseits war er immer sehr schnell zur Stelle, wenn es irgendwo »brannte«.

Der Kommissar wurde in seinen Gedanken unterbrochen, denn er hörte hastige Schritte.

Will Mallmann starrte in den Nebel. Die sich bewegende Suppe lag dick und hellgrau in der Dunkelheit. Sie deckte alles zu. Will Mallmann beugte sich nach vorn, drehte den Kopf nach links, sah dort nichts und wandte ihn danach nach rechts.

Da sah er die Gestalt.

Ein Schemen nur, huschend, zerfließend, aber mit menschlichen Umrissen. Der Kommissar konnte nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Alles ging zu schnell, er hatte die Person noch anrufen wollen, da war sie bereits verschwunden.

Wer, zum Teufel noch mal, hatte um diese Zeit einen Grund, das Hotel zu verlassen? Will konnte sich keinen vorstellen, es sei denn, da hatte jemand etwas zu verbergen.

Und zwar einer aus dem Hotel.

Aber wer?

Mallmann war beunruhigt. Er fühlte sich plötzlich belauert, denn er glaubte mittlerweile, dass sich seine Feinde auch innerhalb des Hotels befanden.

Hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu.

Noch blieb er stehen und starrte in die Finsternis, wobei seine Augen allmählich anfingen zu tränen, denn die Nebelschwaden wirkten wie gespenstische Schleier und gaukelten ihm Figuren vor, die es in Wirklichkeit nicht gab.

Jemand hatte das Hotel verlassen!

Dies stand fest, und Will Mallmann glaubte auch nicht an eine normale Ursache. Nicht nach dem, was in den letzten Stunden passiert war. Da besuchte bestimmt kein Mädchen seinen Liebhaber.

Er stellte sich anders hin, sodass er mit der rechten Hand des Balkons verschmolz.

Dass ein Kriminalist Geduld haben muss, bewies der Kommissar in der nächsten Viertelstunde. Unbeweglich stand Will Mallmann auf dem Fleck, den Blick nur über die Balkonbrüstung gerichtet und darauf wartend, dass etwas geschah.

Seine Geduld wurde belohnt. Sehen konnte er zwar nichts, dafür etwas hören.

Es war ein seltsames Tappen, wie man es bei Tieren vernahm, und es konnte nur eine Lösung geben.

Die Hunde kamen!

Der Kommissar hatte sich nicht geirrt. Er schaute senkrecht in die Tiefe und entdeckte die huschenden Schatten, wie sie aus den Nebelschleiern kamen und in Richtung Haus stürmten.

Die Killer-Hunde waren da!

Will Mallmann sah die gestreckten Körper, wie sie Anlauf nahmen und in die Höhe sprangen, doch den Balkon auf der ersten Etage nicht erreichten.

Dafür vernahm der Kommissar ihr Knurren. Es war wütend, gefährlich, aggressiv. Sie wollten das Opfer, sie hechelten und versuchten es immer wieder.

Der Kommissar hatte Angst, dass sie es schafften und auf den Balkon unter dem seinen sprangen. Deshalb musste er sie vertreiben. Das gelang nur mit einer Waffe.

Will eilte zurück ins Zimmer. Er hatte seine Dienstpistole mit hochgebracht, hielt sie kaum in der Hand, als er wie erstarrt auf dem Fleck stehen blieb.

Er hörte das Heulen.

Es schien aus dem Nirgendwo zu kommen, hörte sich allerdings nicht so klar an wie sonst, denn der Nebel verschluckte einen Großteil der Geräusche.

Will Mallmann ahnte schon, dass er seine Waffe nicht mehr einzusetzen brauchte und bekam dies bestätigt, als er den Balkon betrat. Die Hunde waren verschwunden.

Noch einmal erklang das Heulen.

Es schwebte über dem Wald, kam von den Hügeln und erreichte Will Mallmanns Ohren.

War es eine Warnung, ein Aufforderung an ihn, den Kampf aufzunehmen? Wenn ja, er würde nicht kneifen, denn das Heulen erinnerte ihn fatal an Geräusche und Laute, die ein Werwolf produzierte.

Hart drehte sich der Kommissar um und betrat sein Zimmer. Trotz der späten Stunde griff er zum Telefonhörer. Er wählte London an.

*

Mit schweren Sorgen hatte ich England verlassen. Sorgen nicht wegen meines Freundes Will Mallmann, ich dachte an andere Freunde von mir, denen es verdammt schlecht ging.

Bill Conolly, der verletzt zu Hause lag, und an seine Frau Sheila, die sich in den Klauen des Teufels befand.

Der Satan hatte es tatsächlich geschafft, sie aus der normalen Welt herauszureißen. Was wir auch unternahmen, um Sheila zu befreien, es war ein Hieb ins Leere gewesen.

Bei einer Aktion waren wir noch auf einen gefährlichen Golem gestoßen, aus dessen Innern uns die Stimme des Hexers Ogrow entgegengeklungen war, eines Dämons, den ich schon längst vergessen und den der Teufel aus den tiefsten Schlünden der Hölle wieder hervorgeholt hatte. 1

Und dann kam noch Will Mallmanns Anruf.

Ich hatte diesmal wirklich gezögert, nach Germany zu reisen, weil ich Bill nicht allein lassen wollte. Suko überredete mich schließlich, doch zu fahren, er wollte auf den Reporter und vor allen Dingen auf dessen kleinen Sohn achtgeben.

Beiden drückte ich die Daumen.

Der deutsche Kommissar hatte versprochen, mich in Frankfurt abzuholen. Dieses Versprechen hielt er auch. Wir stiegen in den Manta, um die Autobahn nach Basel unter die Reifen zu nehmen.

Auf der Fahrt berichtete mir Will, was ihm widerfahren war. Ich hörte gespannt zu und kam zu dem Ergebnis, dass eigentlich nichts Dämonisches oder nichts passiert war, was auf ein Einwirken schwarzer Magie hingedeutet hätte.

»Das stimmt.«

Ich grinste Will von der Seite an. »Aber dein Gefühl sagt dir, dass da mehr dahinterstecken könnte …«

»Woher weißt du das?«

»Ich bin eben Hellseher.«

»Hast du die Gabe von Tanith geerbt?«

»Nein, aber mit ihr habe ich noch vor Kurzem gesprochen.«

»Wie?«

Nun war ich an der Reihe, alles genau zu berichten. Will Mallmann bekam große Augen. Er wollte kaum glauben, was sich in den letzten Wochen alles verändert hatte und fuhr sogar auf die rechte Seite und auch langsamer.

»So ist es, mein lieber Will. Uns stehen verdammt harte Zeiten bevor.«

»Weist das nicht alles auf eine endgültige große Niederlage hin?«, fragte mich der Kommissar.

»Daran habe ich auch schon gedacht, aber die Gedanken wieder verscheucht. Wenn wir so anfangen, können wir die Brocken gleich hinschmeißen.«

»Stimmt auch wieder.«

»Lange kann ich nicht bleiben, Will. Zwei Tage nur. Sollte sich bis dahin nichts ereignet haben, muss ich wieder zurück. Ich habe das Gefühl, dass in London eine magische Zeitbombe versteckt ist, die jeden Tag explodieren kann.«

»Diese Vermutung scheint mir gar nicht mal so weit hergeholt zu sein«, sagte der Kommissar. »Wir wollen hoffen, dass der Fall an sich keiner mehr wird und ich mich geirrt habe.«

»Warten wir es ab.«

Ich hatte in der vergangenen Nacht wenig geschlafen. Will hatte nichts dagegen, dass ich den Sitz zurückstellte und ruhte. Erst als wir Freiburg erreichten, wurde ich wieder wach.

Will war bereits von der Autobahn abgefahren und rollte auf Freiburg zu, wo wir sehr schnell auf der engen Durchgangsstraße in einen Verkehrsstau gerieten.

Will tankte noch, ich vertrat mir die Beine und schaute zu den Höhen des Schwarzwaldes hoch, die hinter der Stadt in den grauen Herbsthimmel stiegen. Dass der Herbst inzwischen den Sommer abgelöst hatte, daran gab es nichts mehr zu rütteln.

Die Natur bereitete sich allmählich auf das Sterben vor, und ich hoffte, dass dies kein böses Omen war.

Unsere Zielrichtung hieß Titisee-Neustadt. Will fuhr sehr sicher auf der kurvenreichen Strecke. Irgendwann fragte er, ob ich Hunger hätte.

»Eigentlich schon.«

Der Kommissar schaute auf seine Uhr. »Okay, machen wir eine kleine Pause.«

War in Freiburg das Wetter ziemlich trübe gewesen, so änderte sich dies. Die grauen Wolken hatten sich verzogen, ein blasser, heller Himmel lag über dem Land, und manche Hänge wurden von den Strahlen einer goldenen Oktobersonne betupft.

Wirklich ein Wetter, um Urlaub zu machen. Will hatte sich da die richtige Zeit ausgesucht.

In einem kleinen Gasthaus aß ich Schäufele, eine Schwarzwälder Spezialität: Geräuchertes Fleisch mit Sauerkraut.

Es schmeckte mir gut.

Nach dem Essen fuhren wir noch zwanzig Minuten, erreichten den Ort Lenzkirch, rollten durch die engen Kurven und fuhren die Straße weiter in Richtung Bonndorf/Schluchsee.

Wir bogen rechts ab, erreichten eine Feriensiedlung und damit auch das Hotel, das auf dem höchsten Punkt des Berges gebaut war.

»Hier wohnst du also«, sagte ich beim Aussteigen und schaute mir die Frontseite an, die aus viel Holz, umlaufenden Balkonen und Glas bestand.

»Ja, ein nettes Haus.« Will schloss die Haube auf, ich holte meinen Koffer, und gemeinsam betraten der Kommissar und ich die Hotelhalle.

Kaum hatte Will die gläserne Tür hinter sich gelassen, als er von einer jungen Frau angesprochen wurde. »Die Hunde sind bis jetzt nicht wieder aufgetaucht, Herr Kommissar«, erzählte sie.

»Haben Sie suchen lassen?«

»Natürlich. Experten sind losgezogen, um die Wälder der näheren Umgebung zu durchkämmen. Ohne Erfolg.«

»Die werden sich versteckt halten.«

Die junge Frau nickte heftig. »Das vermute ich auch.«

Sie machte auch auf mich einen nervösen Eindruck. Mit beiden Händen fuhr sie durch das dunkelblonde Lockenhaar. Angezogen war sie nach der Landestracht. Eine Art Dirndlkleid mit einer weißen Schürze darüber. Der Ausschnitt sah aus wie ein offenes Viereck.

Da ich stehen geblieben war, schaute sie mich an, und ich sah den fragenden Ausdruck in ihren Augen. »Sind Sie ein neuer Gast, mein Herr?«

»Ja, so ist es«, antwortete Will Mallmann an meiner Stelle. »Sie haben doch noch Zimmer frei?«

»Natürlich.« Die Frau lächelte. »Herzlich willkommen bei uns! Mein Name ist übrigens Elke Weiß.«

»John Sinclair«, stellte ich mich vor.

»In der ersten Etage, wo auch Ihr Freund wohnt, habe ich noch etwas frei. Ich sage nur einem Mädchen Bescheid. Es wird Sie zu Ihrem Zimmer bringen.«

»Danke.«

Will Mallmann tippte mir auf die Schulter. »Übrigens, ich bleibe hier, John. Kommst du dann auch wieder runter?«

»Klar, wo kann ich dich finden?«

»Wahrscheinlich im Restaurant.«

»Bis gleich dann.«

Bevor ich mit dem schon wartenden Mädchen zum Fahrstuhl ging, warf ich noch einen Blick durch die große Scheibe auf das Hotelschwimmbad.

Überrascht war ich von der Größe der Zimmer. Zwischen Schlaf- und Wohnbereich gab es eine Trennung aus hellen Holzbalken. Auf einem Tisch glotzte grau die Mattscheibe eines Fernsehapparates.

»Gefällt es Ihnen hier?«, fragte mich das Mädchen mit dialektgefärbter Stimme.

»Ausgezeichnet, wirklich.« Ich gab ihr ein Trinkgeld, das sie knicksend in Empfang nahm. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, als ich eine andere öffnete. Es war die zum Balkon. Ich trat aus dem Zimmer, schaute auf einen Spielplatz, hinter dem dicht und schier undurchdringlich ein Waldstück lag. Kinder tobten auf dem Spielplatz und jagten mit viel Spaß die Rutsche hinunter. Ich sah auch zwei Wege. Einer von ihnen verschwand im Wald, der andere führte zu einem Teich und auch daran vorbei, da er das Hotel mit den Bungalows verband.

Ich wollte mich schon zurückziehen, als mir die Bewegung direkt am Waldrand auffiel.

Es war kein Mensch, der da zwischen den Bäumen erschien, sich umschaute und hinhockte.

Ein Hund stand dort!

Trotz der Entfernung sah ich die angespannte Haltung und wusste auch sofort Bescheid.

Das musste einer der Killer-Hunde sein.

Blitzschnell zog ich mich zurück. Zwar hatte ich Will Mallmann im Restaurant treffen wollen, das war nun vorbei. Wenn es eben möglich war, wollte ich den Hund verfolgen. Aus dem Einsatzkoffer holte ich noch die Beretta, das Kreuz trug ich bei mir, den Dolch auch.

Der Fahrstuhl stand in dieser Etage. Ich zog die Tür auf, fuhr ins Erdgeschoss, huschte hinaus und verließ mit langen Sätzen das Hotel, die verwunderten Blicke des Personals und der Gäste missachtend.

Um das Haus musste ich herum. Dabei passierte ich an der Seite noch das Gelände eines Minigolf-Platzes, den ich zuvor nicht entdeckt hatte.

Den Hund sah ich noch immer.

Er saß dort, wo der Weg genau in den Wald führte. Dabei rührte er sich nicht. Seine Haltung glich schon mehr einer Provokation. Ob er mich im Auge behielt, wusste ich nicht. Vielleicht fiel ich ihm auf, denn ich ging ziemlich schnell.

Als mich noch ungefähr 50 Meter von ihm trennten, drehte er sich um und trottete davon.

Ich beschleunigte meine Schritte, begann zu rennen, tauchte in den Wald, sah zwar einen Trimmbalken, aber keine Spur von dem Hund. Er musste sich rechts oder links in die Büsche geschlagen haben.

Ich schaute mir das Unterholz an. Vielleicht gab es irgendwo eine auffällige Bewegung. Leider sah ich nichts, der seltsame Hund blieb verschwunden.

Will Mallmann hatte mir von drei Schäferhunden berichtet. Um diese Rasse hatte es sich bei dem von mir Gesichteten auch gehandelt. Den Hund sah ich zwar nicht, hörte aber Stimmen.

Kinder lachten, und Erwachsene unterhielten sich. Das war weiter vorn, wo der Trimmweg anstieg und zu den nächsten Geräten führte. Ein wenig beklommen war mir schon zumute, als ich an den Hund und die sich in der Nähe befindlichen Kinder dachte.

Ich ging den Weg hoch. Vielleicht hatte ich Glück und entdeckte ihn. Jedenfalls wollte ich die anderen warnen.

Die Familie war doch weiter entfernt, als ich geglaubt hatte. Sie turnten an einer Reckstange. Die Mutter stand dabei und zählte die Klimmzüge ihres Mannes und ihrer beiden Söhne eifrig mit.

Ich schlenderte auf sie zu. Zunächst fiel der Vater nach unten, dann folgte der kleinere der Jungen, der größere hielt sich so lange, bis ich die Frau ansprach.

»Guten Tag«, sagte ich.

Die Frau im Jogging-Anzug grüßte zurück. »Wollen Sie auch ein paar Turnübungen machen?«

»Nein, nein, ich wollte Sie nur etwas fragen.«

»Bitte.«

»Haben Sie hier vielleicht einen Schäferhund gesehen?«

Die Frau erschrak. »Gehört der Ihnen?