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10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!
Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.
Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.
Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 301 - 310.Jetzt herunterladen und losgruseln!
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Seitenzahl: 1383
Veröffentlichungsjahr: 2022
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben
Für die Originalausgaben:
Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG, Köln
Coverillustrationen: © Vicente B. Ballestar
ISBN 978-3-7517-2981-9
www.bastei.de
www.luebbe.de
www.sinclair.de
www.lesejury.de
Cover
Copyright
Contents
John Sinclair 301
Cover
Inhalt
John Sinclair – Die Serie
Über dieses Buch
Impressum
Druiden-Rache (2. Teil)
John Sinclair 302
Cover
Inhalt
John Sinclair – Die Serie
Über dieses Buch
Impressum
Der Unhold (1. Teil)
John Sinclair 303
Cover
Inhalt
John Sinclair – Die Serie
Über dieses Buch
Impressum
Die Satans-Zwerge von Sylt (2. Teil)
John Sinclair 304
Cover
Inhalt
John Sinclair – Die Serie
Über dieses Buch
Impressum
Maskenball der Monster
John Sinclair 305
Cover
Inhalt
John Sinclair – Die Serie
Über dieses Buch
Impressum
Im Rattentempel
John Sinclair 306
Cover
Inhalt
John Sinclair – Die Serie
Über dieses Buch
Impressum
Die Träne des Teufels (1. Teil)
John Sinclair 307
Cover
Inhalt
John Sinclair – Die Serie
Über dieses Buch
Impressum
Abrechnung mit Jane Collins (2. Teil)
John Sinclair 308
Cover
Inhalt
John Sinclair – Die Serie
Über dieses Buch
Impressum
Im Bann der Höllensteine
John Sinclair 309
Cover
Inhalt
John Sinclair – Die Serie
Über dieses Buch
Impressum
Die Eismeer-Hexe
John Sinclair 310
Cover
Inhalt
John Sinclair – Die Serie
Über dieses Buch
Impressum
Planet der Magier (1. Teil)
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Contents
John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.
Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.
In einem immer schneller werdenden Rhythmus verändert die Technik das Leben der Menschen. Vielen Erfindungen verdanken wir es, dass wir nicht mehr so hart arbeiten müssen, wie unsere Vorfahren. Das Leben ist leichter geworden – aber auch gefährlicher. Beispielsweise werden immer mehr Massenvernichtungswaffen gebaut. – Als vier Söldner neue Laser-Gewehre testen und einen ganzen Berg verdampfen, stellen sich ihnen die Druiden zum Kampf, denn der Berg war ihre Heimat …
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin Verantwortlich für den Inhalt E-Book-Produktion: Jouve
ISBN 978-3-8387-3062-2
www.bastei-entertainment.de www.lesejury.de www.bastei.de
Sie kamen von Westen, aus dem Dunkel, und sie waren noch schwärzer als die tiefe Finsternis der Dezembernacht. Dabei bewegten sie sich lautlos, nicht einmal ein Rauschen war zu hören, nur der Himmel schien sich geöffnet zu haben, um sie zu entlassen.
Sie wollten unter sich sein, niemand sollte sie sehen, deshalb hatten sie sich getarnt und sich dieses einsame Gelände ausgesucht, von dem Leute, die es angeblich wissen mussten, behaupteten, es läge am Ende der Welt.
Allmählich schwebte das große Himmelsschiff näher. Wie ein gewaltiger schwarzer Riese wirkte es, als es über dem Gelände zur Ruhe kam.
Nichts rührte sich.
Das Himmelsschiff blieb in der Schwebe. Kein Licht blinkte in seinem Innern, jedenfalls drang nichts nach draußen, bis sich zwei Klappen am Boden des Schiffes öffneten …
Auch da war kein Geräusch zu hören, doch im nächsten Augenblick schienen die Klappen in ihrem Innern zu explodieren. Grelle Lichtlanzen stachen in die Tiefe. Sie zerrissen die Dunkelheit und überfluteten mit blendender Helle die Landschaft.
Plötzlich sah es nicht mehr so leer und tot aus. Wurden Steine aus der Finsternis geholt, gab es Hügel und Wälder zu sehen, Buschgruppen und Abhänge.
In entgegengesetzte Richtungen drehten sich die beiden Scheinwerfer am Boden des Himmelschiffes. Die Strahlen tasteten sich vor, sie begannen zu wandern und warfen ihr grelles Licht über den Boden, um auch jede Falte hervorholen zu können.
Die anderen beobachteten genau. Nichts entging ihnen, nicht einmal ein aufgeschreckter Hase, der fluchtartig das Weite suchte, aber nach wenigen Sprüngen bereits sein Leben verlor.
Ein Lichtstrahl schoss hervor. Noch greller als die Sonne, stark gebündelt, Laser.
Und der Strahl traf.
Der Hase wurde während des Sprungs verdampft, wie es in der Fachsprache heißt.
Nichts blieb mehr zurück.
Nicht einmal ein Blutstropfen.
Es war das einzige Tier, das sich innerhalb der Lichtfülle aufgehalten hatte. Die anderen waren entweder in einen Winterschlaf gefallen oder hatten sich fluchtartig versteckt.
Das Himmelsschiff blieb noch in der Luft stehen. Bewegungslos, ohne zu zittern oder zu vibrieren. Nach einer Weile ruckte es kurz an und senkte sich allmählich zur Landung.
Auch dies geschah völlig lautlos. Ein gespenstischer Vorgang, der wunderbar in einen SF-Film gepasst hätte, aber nicht in die Wirklichkeit.
Die Lichtkreise wurden durch die sich verändernde Perspektive enger, doch sie leuchteten den Landeplatz des seltsamen Himmelsschiffes völlig aus.
Kontakt mit dem Boden.
Zwei große Kufen fingen das Gewicht der »Maschine« ab, und wenig später, als der Flugkörper einen sicheren Stand besaß, verloschen auch die Scheinwerfer.
Die Nacht breitete wieder ihren schwarzen Mantel über den Gegenstand aus, der sich, einmal gelandet, wie ein kompakter Schatten vom Boden her abhob.
Und so blieb er stehen.
Minuten vergingen.
Kein Geräusch war zu hören. Selbst der Nachtwind schien die Ruhe des Fremdkörpers nicht stören zu wollen und war eingeschlafen.
Wäre jemand näher an diesen Gegenstand herangegangen, so hätte er am Rumpf doch etwas sehen können. Künstliche Augen, Fernsehaugen, die auch in der Dunkelheit sehen konnten und das Umfeld der seltsamen Maschine überwachten.
Das Flugobjekt war mit allem ausgerüstet. Hier hatte modernste Technik Pate gestanden.
Noch tat sich nichts, die Augen beobachteten weiter. Erst als sie nichts als eine leere Landschaft meldeten, öffnete sich am Bug des Flugobjekts eine Klappe.
Sie war in der Form mit dem Ein-oder Ausstieg eines Hubschraubers zu vergleichen, und auch die Kufen erinnerten an dieses völlig normale Fluggerät.
Etwas war allerdings anders. Der wesentlich spitzere Bug sowie die Form. Sie war nicht mehr bananenförmig, sondern noch flacher zum Heck hin ausgezogen.
Aus dem Einstieg schob sich eine Leiter.
Sie war aus mehreren Teilen zusammengesetzt, die nun auseinanderglitten, sodass die Leiter in die Tiefe gleiten konnte, wobei sie mit zwei sich unten verbreiternden Stäben den Boden berührte und so ihren Halt bekam.
Jetzt, wo die Tür offenstand, war zu erkennen, dass es im Innern des seltsamen Hubschraubers doch nicht so dunkel war. Grüne Cockpit-Beleuchtung schimmerte geheimnisvoll, und ihr Schein wurde plötzlich unterbrochen, als sich die erste Gestalt dem Ausstieg näherte.
Es war ein Mensch. Geduckt ging er, erreichte die Leiter, schwang sich geschmeidig herum und kletterte geschickt die Sprossen nach unten. Neben der Leiter blieb er stehen, hob seine Arme leicht an, und aus ihnen schaute etwas Langes hervor, das fatal an einen Waffenlauf erinnerte.
Der Mann sicherte den Ausstieg der anderen, denn er war nicht allein, noch drei weitere dunkel gekleidete Gestalten verließen die Maschine, blieben kurz stehen und nickten sich zu.
Dann schritten sie vor.
Sie blieben nebeneinander.
Kaum ein Laut war zu hören. Wintergras dämpfte ihre Schritte. Drohend und gefährlich wirkten die vier. Selbst von den Gesichtern war nichts zu sehen.
Hatte die Invasion von den Sternen schon begonnen?
*
Das dachte auch Peter Gall, der auf einem kleinen Hügel lag, von windzerfressenen Steinen geschützt wurde und in die Mulde hineinschaute, in der das seltsame Flugobjekt gelandet war.
Erst vor drei Wochen hatte Peter den Film »Rückkehr der Jedi-Ritter« gesehen. Mit all seinen wundersamen Gestalten, die so schrecklich oder auch so schön sein konnten, je nach dem, mit welchen Augen man den Film betrachtete.
Peter Gall hatte sich von der Atmosphäre des Streifens einfangen lassen. Filme dieser Art brachten ihm, dem Landschaftsmaler und Bauern, viel. Davon konnte er tagelang träumen und seiner eigenen Fantasie freien Lauf lassen.
Wie gern würde er mit den Filmemachern tauschen, aber ihm war nur der kleine Cotton geblieben und natürlich die Malerei. In seiner knappen Freizeit brachte er die wildromantische Landschaft Cornwalls auf die Leinwand und da hinein zeichnete er die fremden Raumschiffe und Schreckenswesen, die angeblich von fremden Sternen gekommen waren und heute noch in der Erde des Landes wohnen sollten.
In den Felsen, den Höhlen, unter jedem Hügel und Berg. Alles hatte hier seine Geschichte.
Peter kannte sich aus. Manchmal erzählte er sie auch, aber er hatte nur seine Mutter, die ihm zuhörte und die stets den Kopf schüttelte, bevor sie zu sagen pflegte:
»Junge, du bist ein unverbesserlicher Phantast. Ein lieber Spinner, aber denk endlich mal realistisch. Suche dir eine Frau! Du bist bald 25, und ich lebe auch nicht ewig.«
»Ich warte auf die Sternenprinzessin, und ich habe ja dich«, gab Peter immer zur Antwort, worauf seine Mutter anfing zu lachen.
Seit dem Tode des Vaters vor zwei Jahren sorgte Peter für seine liebe alte Dame, die sich um ihren Sohn ernste Gedanken machte, weil er so anders war als die übrigen Jugendlichen aus der näheren Umgebung oder den Städten.
Sie sagte wenig, obwohl ihr die nächtlichen Ausflüge des Sohnes nicht gefielen und sie sich Sorgen machte, aber Peter war jedes Mal zurückgekehrt, denn er kannte die Gegend, schließlich war er hier aufgewachsen.
Als einen netten Spinner oder als einen Phantasten hatte die Mutter ihren Peter immer bezeichnet. Aber war das, was er mit eigenen Augen sah, wirklich Fantasie?
Nein, das war Realität. Da war etwas lautlos vom Himmel gekommen, das aussah wie ein fremdes Raumschiff, und ausgerechnet Peter Gall hatte es gesehen.
Er fieberte.
Auf dem Bauch lag er, spürte weder die Nässe des Bodens und auch nicht die Kühle der Nacht, die unheimlichen Vorgänge hatten ihn zu sehr in den Bann gezogen. Dieses seltsame Flugobjekt sah wirklich aus wie ein fremdes Raumschiff, und Peter wusste, dass er schon ein Ähnliches gemalt hatte.
Noch stand es still, und Peter, der jetzt sein Nachtglas vor die Augen hielt, sah es dicht vor sich. Und auch das plötzliche Licht, als es zur Landung ansetzte.
Peter hielt den Atem an.
Er war innerlich so erregt, dass er das Glas nicht mehr halten konnte und es zur Seite legte. Aus normalen Augen beobachtete er die Landung, die ebenfalls völlig lautlos ablief, und er sah auch, wie ein noch hellerer Strahl aus der Lichtfülle herausschoss und irgendein Ziel traf. Was es war, konnte er nicht erkennen, es war auch nicht so interessant, denn aus einer nun offenen Luke schob sich eine Leiter, damit die Besatzung aus dem Schiff steigen konnte.
Menschliche Gestalten auf den ersten Blick. Auch waren sie bewaffnet. Die Instrumente sahen aus wie Gewehre, und die Zunge des Peter Gall fuhr aufgeregt über die Lippen.
Es war unwahrscheinlich, was er da beobachtete. Die Invasion eines Raumschiffes. Vielleicht kam es aus einer fernen Galaxis, Tausende von Lichtjahren entfernt, und Peter wurde es ganz anders.
Wie lange und wie oft hatte er davon geträumt? Ihm, ausgerechnet ihm, war es gelungen, das zu beobachten, von dem die Welt träumte.
Er konnte kaum atmen. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt. Peter wischte sich über die Augen und spürte die Tränen der Freude.
Vier Außerirdische hatten das seltsame Sternenschiff jetzt verlassen. Für Peter gab es überhaupt keine Diskussion. Er hatte es mit Außerirdischen zu tun, wer von den Menschen würde schon mitten in der Nacht auf so geheimnisvolle Art landen.
Es war fantastisch.
Wie in den Filmen.
Und wie in den Filmen, so bewegten sich die schwarz gekleideten Wesen auch voran. Sie blieben zusammen, gingen in einer Reihe und steuerten den Hügel an, auf dessen runder Kappe Peter Gall lag und aus großen Augen beobachtete.
Sie kamen näher und bewegten sich so vorsichtig und unsicher, als wären sie in einer fremden Welt.
Wenn sie so weitergingen und den Hügel hinaufschritten, mussten sie Peter erreichen.
Das erkannte der junge Bauer und Hobbymaler sehr genau, und seltsamerweise bereitete ihm der Gedanke daran weder Angst noch Schrecken.
Nur Erwartung.
Für ihn war ein Traum in Erfüllung gegangen. In langen Nächten hatte er sich stets vorgestellt, wie es sein würde, wenn er einmal außerirdischen Wesen begegnete.
Er hatte alle Möglichkeiten durchgespielt. Vor allen Dingen wollte er keine Angst zeigen und auch seine friedliche Absicht dokumentieren. Diese Zeichen würden sicherlich auch irgendwo in der fernen Galaxis verstanden werden.
Noch waren sie nicht nahe genug heran und hätten sich vielleicht erschreckt, wenn er jetzt schon aufgestanden wäre, so wartete Peter noch etwas.
Seine Erregung steigerte sich. Er konnte nicht mehr ruhig liegen bleiben, steckte das Fernglas in die rechte Seitentasche der Parkajacke und hockte sich hin.
Jetzt konnte er sie besser erkennen, denn sein Blickwinkel war ein anderer geworden.
Sie waren auch weiterhin dicht beisammen geblieben, und Peter Gall sah die dunklen Anzüge, die sie trugen. Sie wirkten darin so, wie man sich die Weltraumfahrer vorstellte. Ihre Köpfe waren unter den ebenfalls dunklen Helmen verborgen. Wenn sie miteinander redeten, geschah dies durch die im Innern der Helme eingebauten Mikrofone.
Einer setzte sich von den drei übrigen ein wenig ab. Er blieb nach einigen Schritten stehen und deutete den Hügel hoch. Wahrscheinlich hatte er dabei irgendetwas zu den übrigen Männern gesagt, denn die drei Helme bewegten sich nickend.
Peter Gall hatte sich geduckt, als er die Bewegung sah. Er wusste selbst nicht, weshalb er das tat, jetzt hätte er sich zeigen können, doch eine seltsame Furcht hielt ihn davon ab. Und seine innere Stimme hatte sich gemeldet. Sie warnte ihn.
Lauf weg, Peter. Nach Hause! Schnell, noch hast du eine Chance, Junge. Rasch …
Peter blieb sitzen. Er hatte stets auf seine innere Stimme gehört. Als sehr sensitiv veranlagter Mensch war er geradezu verpflichtet, so etwas zu tun, doch diesmal widerstand er den inneren Warnungen und hörte nicht.
Er blieb.
Allerdings traute er sich nicht mehr aus der Deckung hervor, und nur seine Hände bewegten sich.
Jetzt hörte er sie.
Ihre Schritte oder die Echos pflanzten sich dumpf fort. Die Schwingungen erreichten auch seine Ohren. Je stärker sie wurden, umso intensiver empfand er sie. Für ihn ein Beweis, dass sie sich immer mehr seinem Standort näherten.
Es würde nicht mehr lange dauern, dann hatten sie auch die Kuppe des kleinen Hügels erreicht.
Jetzt war es zu spät, um wegzulaufen. Ob er wollte oder nicht, Peter musste sich dem Unbekannten stellen.
Hoffentlich reagierten sie friedlich. Hoffentlich!
Der junge Mann zitterte. Diesmal vor Angst. Seine innere Stimme zeigte sich dafür verantwortlich, und er drehte sich langsam auf die Seite, sodass er in die Höhe schauen konnte.
Ein Schatten berührte ihn.
Weit riss er die Augen auf. Den rechten Arm hatte er vorgestreckt. Er hing starr in der Luft, denn Peter schaffte es einfach nicht, sich zu bewegen. Seinen Kopf hatte er in den Nacken gelegt, schaute in die Höhe, und der Anführer dieser Invasoren hielt ihn gesenkt. So musste es zwangsläufig geschehen, dass sich ihre Blicke trafen.
Durch das graue Sichtvisier erkannte Peter ein menschliches Gesicht. Die Züge verschwammen ein wenig, sie wirkten breit, verwaschen. Dennoch schaute Peter in ein Augenpaar. Und er glaubte sogar, die Überraschung darin zu lesen, denn mit einer Begegnung hatten die anderen sicherlich nicht gerechnet.
Sekundenlang geschah nichts. Sie starrten sich nur an, und die Mündung der seltsamen Waffe deutete über den am Boden liegenden Peter Gall hinweg.
Zeit verstrich.
Die restlichen drei Invasoren kamen herbei. Auch sie hatten mit einer Bewegung nicht gerechnet, blieben abrupt stehen und schüttelten sogar leicht die Köpfe.
Peter riss sich zusammen. Er erinnerte sich an das, was er sich in den langen Nächten immer ausgedacht hatte, sollte es einmal zu einem Treffen mit Außerirdischen kommen. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, und ein geflüstertes »Hallo« drang über seine Lippen, wobei er hoffte, dass die anderen auch seine friedliche Absicht erkannten.
Sie rührten sich nicht. »Ich bin ein Freund!«, formulierte Peter, drückte seinen Körper ein wenig zurück und stand auf.
Die anderen ließen ihn. Peter war heilfroh. Sie hätten längst die Chance gehabt, ihn umzubringen. Dass sie es nicht getan hatten, ließ Hoffnung in ihm aufkeimen und zugleich ein gewisses Gefühl der Sicherheit.
Um seine lautere Absicht zu dokumentieren, hob er beide Hände. Diese Geste musste einfach verstanden werden.
Jetzt erst bewegten sich die anderen. Sie drehten nur ihre Köpfe und schauten sich an.
Da Peter ziemlich nahe bei ihnen stand, sah er auch die Bewegungen ihrer Lippen. Sie unterhielten sich also. Wahrscheinlich über ihn. Was sie allerdings sagten, konnte er nicht verstehen.
Dabei sahen sie aus wie Menschen.
Die Eindringlinge gaben Peter die Gelegenheit, sie sehr genau anzuschauen. Sie machten überhaupt nicht den Eindruck, als kämen sie aus irgendeiner fernen Galaxis und hätten Tausende von Lichtjahren zurückgelegt. So hatte er sich die Invasoren einer anderen Welt eigentlich nie vorgestellt.
Sollten es doch Menschen sein?
Es waren Menschen und keine Wesen aus einer anderen Welt. Das bekam Peter schon in den nächsten Sekunden zu hören. Die Helme besaßen auch Außenmikros. Aus einem von ihnen schallte dem jungen Mann eine Stimme entgegen.
»Was suchst du hier?«
»Nichts, Sir, nichts …«
»Natürlich.«
»Nein, ich verspreche Ihnen …«
»Halt den Mund! Du hast dich in diesem Gebiet herumgetrieben, was verboten ist. Deshalb wirst du die Folgen tragen müssen. Tut mir leid für dich, mein Junge, aber wir haben unsere Order!«
Peter verstand. »Was … was wollt ihr?«, flüsterte er.
»Wir können keine Zeugen gebrauchen. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel. Das musst du verstehen, Junge. Tut mir wirklich leid. Du hättest zu Hause bleiben sollen!«
Peter begriff. »Wollt ihr mich?« Er schluckte. »Wollt ihr mich wirklich …?«
»Verschwinde, Junge!«
Peter Gall zögerte noch. Meinte der Mann es ernst, oder hatte er das nur aus Spaß gesagt?
»Geh!«
Trotz der Verzerrung durch das Mikro vernahm Peter aus dem Klang der Stimme, dass dieser Mann es kein zweites Mal sagen würde. Er bot ihm gewissermaßen die letzte Chance.
Peter nahm sie an.
Er warf sich auf dem Absatz herum. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so beeilt. Er floh vor dem Unbekannten, dem Schrecklichen, und er konnte auf dem feuchten Boden das Gleichgewicht nicht mehr halten, sodass es kam, wie es kommen musste.
Peter rutschte aus, fiel, überschlug sich, rutschte weiter, spürte den Schmutz, die Feuchtigkeit und das Gras auf den Lippen und kam endlich zur Ruhe, weil er seine Arme ausgebreitet hatte.
Die Männer standen noch immer auf der Hügelkuppe. Sie hatten sich nicht einmal bewegt, bis auf eine Kleinigkeit.
Ihre Gewehre deuteten schräg nach unten.
Als Peter das begriff, war es für ihn bereits zu spät. Die Männer hatten davon gesprochen, dass sie keine Zeugen gebrauchen konnten, und daran hielten sie sich.
Sie schossen.
Hatte es zuvor einen Hasen getroffen, so erwischte es jetzt einen Menschen.
Peter Gall schaute noch in die grellen Lichter hinein, denn alle vier hatten abgedrückt.
Dann spürte er den Schmerz.
Grausam, alles zerreißend und versengend. Doch da gab es ihn bereits nicht mehr.
Peter Gall war verdampft worden.
Ausgelöscht.
Ohne Rückstände.
Bis auf eine entscheidende Kleinigkeit. Völlig hatte das Blut des Menschen nicht verdampft werden können.
Ein Teil davon versickerte in den Boden, fand Mittel und Wege, um tiefer in den Hügel zu gelangen.
Aber davon wussten die vier nichts. Sie hätten auch darüber gelacht, denn wer glaubte schon an Magie?
*
Sieben Dolche für den Teufel.
Jetzt waren es nur noch sechs, denn einen hatten wir inzwischen zurückbekommen. Eigentlich nicht wir, sondern Mandra Korab, unser indischer Freund, der uns zu Hilfe gerufen hatte, damit wir ihn unterstützten, die Waffen zu finden.
Einen Dolch hatten wir gefunden. In der Toscana, einem wunderbaren Landstrich Italiens, hatte er sich in der Hand eines Arztes befunden, der durch ihn zu einem Wunderheiler-Ruf gelangt war. 1
Dass er damit gleichzeitig auch das Grauen erweckte, war ihm nicht bewusst geworden. Anschließend jedoch war es zu spät, darüber nachzudenken, da konnte er den Schrecken nicht mehr stoppen, denn ein Monster aus der indischen Mythologie, das man den Menschenschlinger nannte, war dabei gewesen, die Klinik samt der darin wohnenden Patienten zu verschlingen.
Mandra, Suko und mir war es gelungen, das Monstrum und dessen Ausbreitung zu stoppen. So recht hatten Suko und ich es noch immer nicht verstanden, und Mandra wollte uns eine gewisse Aufklärung geben, sobald er Zeit fand.
Das geschah in London.
Wir hatten Italien verlassen können, ohne großartig mit den Behörden in Kontakt zu treten. Was in der Klinik geschehen war, darüber wollte man den Mantel des Vergessens breiten, was uns verständlicherweise mehr als recht war.
Da wir Mandra Korab versprochen hatten, ihm zu helfen, war es klar, dass er so lange bei uns blieb, bis wir die Dolche gefunden hatten. Und das waren noch sechs.
Verdammt viel.
Der Inder gab es selbst zu. »Sie können überall auf der Welt oder in anderen Dimensionen sein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
Wir saßen in meiner Wohnung zusammen und diskutierten den Fall noch einmal durch.
»Wer kann sie dir denn genommen haben?«, fragte ich.
Er hob die Schultern. »Jeder Mächtige kommt eigentlich dafür infrage, John.«
»Und aus welchem Grund?«
»Um noch mächtiger zu werden.«
Suko hob die Schultern und schlug ein Bein über das andere. »Ich kann mir nicht helfen, Freunde, aber ich glaube, dass die Dolche in diesen gewaltigen Kreislauf hineingeraten sind, der uns auch in den letzten Wochen geschluckt hat.«
»Wie meinst du das?«
Suko lächelte schmal und schaute Mandra an. »Irgendwo treffen sich doch alle Mythologien. Und zwar dort, wo alles einmal seinen Anfang genommen hat …«
»Zu Beginn der Welt«, sagte ich.
»So gewaltig der Gedanke auch ist, wir können davon ausgehen. Ob Wischnu, Luzifer, Asmodis, Emma-Hoo, so heißen die Herrscher der Hölle doch in den verschiedenen Mythologien, irgendwie sind sie sich alle gleich, und meines Erachtens greift da ein Rädchen in das andere. Wir sollten die Sache einmal von dieser Warte aus betrachten.«
»Ich meine allerdings, dass wir uns besser mit der Entstehung der Dolche beschäftigen sollten, wenn ihr versteht«, schnitt ich ein anderes Thema an.
»Natürlich«, gab Mandra zu. »Leider kann ich dir da nicht viel helfen. Der Gott Wischnu hat sie aus den Armen sterbender Dämonen gefertigt, das ist alles.«
»Und in den Armen befand sich noch eine Magie, die er nicht mehr ganz hatte ausschalten können«, fuhr ich fort.
»Wie kommst du darauf, John?«
»Hätte der eine Dolch sonst in unserem Sinne negativ reagiert?«, fragte ich den indischen Freund.
»Das stimmt.«
»Die reagieren wie ein Pendel. Sie schlagen nach beiden Seiten aus. Dabei kommt es immer auf den Besitzer an. In deinen Händen, Mandra, würden sie nichts Böses gegen irgendjemand unternehmen. Hat sie jedoch ein anderer in Besitz, sieht es schon schlimmer aus. Dafür war Dr. Varese das beste Beispiel. Der ehemalige Dämon, dieser Menschenverschlinger, war in dem Dolch noch gebannt und kam frei. So müssen wir es leider sehen, und so wird es wahrscheinlich auch bei den sechs übrigen sein. Ihr könnt mich korrigieren, wenn ich mich irre.«
»Nein, nein, John, rede weiter«, sagte Mandra.
Ich lehnte mich im Sessel zurück. »Das war eigentlich schon alles.«
»Du hättest dich intensiver mit der Vergangenheit deiner Waffen beschäftigen sollen«, sagte Suko, wobei kein Vorwurf in seiner Stimme mitschwang.
Mandra nickte. »Ja, das hätte ich in der Tat machen sollen. Aber wer weiß so etwas schon vorher? Ich kann nicht in die Zukunft oder die Vergangenheit schauen, und euch gelingt dies auch nicht. Tut mir leid, Freunde, wir müssen es eben hinnehmen.«
»Aber auch nach Lösungen suchen«, sagte Suko.
»Weißt du eine?«
Suko lächelte. »Mandra, ich denke schon die ganze Zeit darüber nach, dass die Dolche doch etwas Besonderes sind. Das ist eine Tatsache, und sie haben es ja auch öfter bewiesen. Im positiven Sinne als auch umgekehrt.«
Mandra nickte.
Suko fuhr fort. »Ich denke da an den Fall des Teufelskindes. Haben da die Dolche nicht bemerkt, dass sich etwas zusammenbraute? Haben sie dir nicht auf eine geheimnisvolle Weise Nachricht darüber gegeben?«
»Das stimmt.«
»Willst du noch mehr?«, fragte Suko.
»Tut mir leid, aber jetzt verstehe ich dich nicht.«
»Ist doch ganz einfach. Vielleicht gibt uns der Dolch, den wir zurückerobert haben, darüber Auskunft, wo sich unter anderem die restlichen sechs befinden.«
Eine verwegene, eine tollkühne Theorie, die unser chinesischer Freund da aufgestellt hatte. Verwegen war sie in der Tat, aber nicht abwegig. Das war meine Ansicht.
Mandra dachte nach. Er hatte die Arme auf die Sessellehnen gelegt und senkte seinen Kopf dabei. Auf der hohen Stirn des Inders zeichnete sich ein Faltenmuster ab, und die Wangen zuckten.
Wir ließen ihn in Ruhe.
Jeder hing dabei seinen Gedanken nach. Meine drehten sich um die Zeit, die wir hatten. Bis Weihnachten war es nicht mehr weit. London erstrahlte bereits in einem festlichen Glanz. Die Menschen kauften, die Geschäftsleute rieben sich die Hände. Für sie war das Klingeln der Kassen wie Glockengeläut.
Auch ich hatte mich in den vergangenen Jahren stets in den Trubel gestürzt, um Geschenke zu besorgen, doch in diesem Jahr sah es anders aus. Da ließ mir der Job einfach keine Zeit, auch nur eine Kleinigkeit zu besorgen. Ich ahnte, dass sich die Suche nach den restlichen Dolchen noch ziemlich lange hinziehen würde, falls wir sie überhaupt fanden und überlebten.
Mandra Korab seufzte schwer. »Du hast vielleicht einen kleinen Denkfehler gemacht, Suko. Als mir die Dolche den Weg wiesen und vor einer Gefahr warnten, da waren die Gegebenheiten andere. Ich besaß sämtliche sieben Dolche, jetzt aber habe ich leider nur einen einzigen. Das ist der große Unterschied.«
»Macht das denn was?«
»Für mich bestimmt. Dieser Dolch wird nicht reagieren. Es fehlt einfach zu viel.«
»Das glaube ich nicht so recht.« Suko blieb stur. »Wohnt nicht in jeder Waffe eine bestimmte Kraft, die man, das ist wenigstens meine Ansicht, aktivieren und hervorlocken muss? Vielleicht kann uns dieser eine Dolch Auskunft geben.«
Mandra schüttelte den Kopf. »Das ist einfach zu fantastisch. Daran kann ich nicht glauben. Es widerspricht meiner Ansicht nach den alten Gesetzen.«
Auch ich war eigentlich enttäuscht von Mandras Reaktion. »So habe ich dich noch nie erlebt, mein Lieber.«
Er schaute mich an. »John, man hat mir die Dolche gestohlen. Stell dir vor, man hätte dir dein Kreuz genommen. So kannst du ungefähr nachfühlen, was in mir vorgeht.«
»Das verstehe ich sogar«, gab ich dem Mann aus Indien recht. »Aber würdest du nicht auch kämpfen, um das wieder zurückzuholen, was dir gehört?«
»Im Prinzip hast du recht.«
Ich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Dann tu es, Mandra. Du hast bei uns jegliche Unterstützung, das kann ich dir schriftlich geben, wenn du willst.«
»Das weiß ich doch alles, John, und ich danke euch auch dafür. Aber ich weiß nicht, wo und wie ich den Hebel ansetzen soll. Tut mir leid, wirklich.«
»Ich hätte da unter Umständen eine Idee«, sagte Suko so leise, dass wir es soeben verstanden.
»Und welche?«
Die Frage hatte ich gestellt. Sukos Antwort allerdings galt Mandra und mir.
»Du könntest es vielleicht mit deinem Kreuz versuchen, John.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wie? Kreuz und Dolch?«
»Ja, das meine ich.«
»Aber wie soll das gehen?«, fragte auch Mandra. »Das sind Dinge wie …« Er suchte nach einem Vergleich. »Fast wie Feuer und Wasser.«
Suko ballte die Hand. »Himmel, bin ich denn heute Abend nur der einzige, der denken kann?«
Ich grinste schief. »Wahrscheinlich.«
»All right, dann will ich es euch sagen, wie man es machen muss. John, du nimmst dein Kreuz und wirst es mit dem Dolch in Zusammenhang bringen. Muss ich dich erst daran erinnern, dass der alte Hesekiel sehr weitsehend gewesen ist und nicht nur die alttestamentarische Mythologie mit in das Kreuz hineingebracht hat. Er hat damals schon gewusst, welch eine Bedeutung das Kreuz einmal erlangen würde, aber er wusste auch von den noch älteren Mythologien.«
Jetzt verstand ich und hauchte die Antwort. »Die heilige Silbe.«
»Ja, John, genau!«
Ich drehte den Kopf und blickte Mandra Korab an. Der Freund hatte uns zugehört. Wie erstarrt hockte er in seinem Sessel. Wir ließen ihm Zeit, und nach einer Weile flüsterte er: »Die heilige Silbe. Das ist … das geht nicht …«
Ich wusste, was in meinem Freund Mandra vorging. Die heilige Silbe auszusprechen, das war etwas ganz Besonderes. Es war das feierlichste aller Wörter Indiens. Es steht gewöhnlich am Anfang der heiligen Schriften und Gebete der Inder. Es war zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben der drei Götter Agni, Varuna (Uaruna) und Marut. Gleichzeitig soll die Silbe die drei Elemente Feuer, Wasser und Luft andeuten. Diese Silbe darf niemals in Gegenwart von Nichteingeweihten gesprochen werden, dann ergab es keine Wirkung. Allzuviel wusste ich nicht über sie, doch die Silbe blieb nicht auf Indien konzentriert. Man fand die drei Buchstaben auch bei den alten Hebräern wieder, wo sie aus Sanskritbuchstaben zusammengesetzt wurden. Das allerdings interessierte uns im Augenblick nicht. Wichtiger war die indische Mythologie, und Sukos Vorschlag konnte man als hervorragend bezeichnen, denn Mandra Korab war ein Reiner, ein Wissender, deshalb konnte ich die Silbe in seinem Beisein auch aussprechen.
»Es ist die einzige Möglichkeit, Mandra«, drängte ich den Freund zu einer Entscheidung.
»Besteht denn wirklich ein Grund?« Er war noch immer nicht überzeugt. Ich konnte es ihm nachfühlen. Von Kind an hatte man ihm vor der heiligen Silbe die nötige Ehrfurcht eingeflößt. Sie auszusprechen, war fast ein Ding der Unmöglichkeit.
»Weißt du eine bessere Lösung?«, fragte ich ihn.
Er schüttelte gequält den Kopf. »Nein!«
»Dann müssen wir es so machen«, sagte Suko. »Wenigstens einen Versuch starten. Denk daran, Mandra, welche Gefahren auf uns und Unschuldige lauern. Den Menschenverschlinger haben wir erlebt. Wer weiß, wer noch alles kommen kann?«
»Du hast ja recht.«
»Gibst du deine Einwilligung?«
Mandra Korab atmete tief ein. »Bleibt mir etwas anderes übrig?«, fragte er.
»Natürlich, du …«
»Ja, ich mache es.«
Unser Lächeln fiel erleichtert aus. Endlich hatte Mandra begriffen, dass wir, wollten wir etwas erreichen, es nur auf diesem Wege schaffen konnten.
»Hol den Dolch!«, bat ich ihn.
Mandra nickte und knöpfte sein Jackett auf. Der Inder hatte einen Spezialgürtel angelegt, der sieben Scheiden besaß, in die er seine Waffen stecken konnte.
Sechs waren leer, eine nur gefüllt.
Der Griff schimmerte in einem geheimnisvollen Rot, als Mandra den Dolch aus der Scheide nahm und die Waffe zwischen uns auf den Tisch legte. Im Gegensatz zu vielen anderen Waffen besaß diese eine schwarze Klinge. Das Material, aus dem sie bestand, kannte ich nicht. Vielleicht stammte es nicht einmal von dieser Erde, wer konnte das schon wissen.
Im Griff bewegte sich etwas.
Schlieren waren darin eingearbeitet. Sie zitterten leicht, bewegten sich und formten genau den Griff nach, indem sie die Umrisse von innen her nachzeichneten.
Eine ungewöhnliche und sehr interessante Waffe, die Mandra auf den Tisch gelegt hatte.
»Und jetzt dein Kreuz«, sagte Suko.
Ich nahm es ab. Während ich die Kette über den Kopf streifte, drückte ich uns die Daumen, dass der Versuch auch klappte, und ich legte das Kreuz dicht neben den Dolch.
»Sie müssen sich berühren«, sagte Mandra leise, streckte seinen Arm aus, fasste die Waffe und legte sie mit dem Griff so hin, dass er die Silbe an der rechten Seite des Kreuzes leicht berührte. Sie war dort eingraviert worden, wo auch der Erzengel Raffael sein Zeichen hinterlassen hatte.
Mandra nahm seine Hand wieder zurück. Er schaute uns an, nickte und sagte: »Er ist bereit.«
»Du musst die Silbe aussprechen«, flüsterte ich.
Er runzelte die Stirn. »Ich mache es auch«, erwiderte er, »obwohl ich mich befangen fühle.«
»Wieso?«
»Ich weiß nicht, John, aber ich stamme aus einem Land, wo es etwas kaum Erklärbares und so ungeheuer Besonderes ist, die Silbe auszusprechen, dass man sich fast nicht traut.«
Suko stimmte mir zu. »Mandra, es tut mir leid, aber du bist der Mann. Bitte!«
Er atmete tief ein. »Ja, ich weiß, es wird mir nichts anderes übrig bleiben. Bitte, gebt mir ein wenig Zeit, ich muss mich konzentrieren.«
Wir stimmten zu.
Mandra Korab lehnte sich zurück. Im nächsten Augenblick glich er einer Statue, so bewegungslos blieb er in dem Sessel hocken und presste seinen Rücken gegen die Lehne.
Auch in seinem Gesicht rührte sich nichts. Es blieb eine Maske, die Augen hielt er halb geschlossen. Seine Hände hatte er flach auf die Oberschenkel gelegt, und wir sahen, dass sich seine Lippen bewegten, ohne dass ein Laut über sie drang.
Spannung hielt uns erfasst. Ich spürte den Schweiß auf meinen Handflächen und dachte darüber nach, ob Mandra es schaffen würde. In diesem Dolch wohnte eine unbekannte Kraft, die vielleicht durch das Kreuz erst hervorgelockt werden konnte.
Hoffentlich schafften wir es. Zwei Kräfte kamen zusammen, sollten eine Verbindung eingehen und über Raum und Zeit hinweg eine Entscheidung treffen.
Mandra nickte.
Es war nicht nur für uns das Zeichen, auch für ihn selbst.
Im nächsten Augenblick sprach er die Silbe aus!
*
Die vier Männer in ihren seltsamen Anzügen hatten sich dort versammelt, wo der Mann gestorben war. Nichts sahen sie mehr. Bis auf einen feuchten Fleck im Gras, doch um ihn kümmerte sich keiner der Mörder.
Ja, sie waren Mörder. Und für das, was sie da getan hatten, gab es keine Entschuldigung. Kalter, brutaler Mord an einem Unschuldigen, der ihnen nichts, aber auch gar nichts getan hatte. Er hatte sie nur beobachtet.
Als Erster löste derjenige sein Visier, der auch zuerst geschossen hatte. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, als er die anderen anschaute und diese ebenfalls die Visiere hochklappten.
Die Männer atmeten die kalte Luft ein. Über ihnen wölbte sich ein finsterer Dezemberhimmel. Licht gab es nicht. Weder Mond noch Sterne leuchteten, die Nacht war von einer nahezu unheimlich wirkenden Schwärze ausgefüllt.
»Er hätte nicht kommen sollen«, sagte der Erste.
»Sein Pech.«
»Kann uns dieser Mord gefährlich werden?«, fragte der dritte Mann im Bunde.
»Kaum«, meinte der Erste.
Jetzt mischte sich auch der Vierte ein. »Der Knabe sah aus wie ein Einheimischer. Es war uns also niemand sonst auf den Fersen, Freunde. Die Aktion bleibt nach wie vor geheim.«
»Melden wir es weiter?«, fragte der Zweite.
»Auf keinen Fall. Offiziell gibt es uns ja gar nicht. Werden wir erwischt, können wir uns in die Luft sprengen.« Er lachte heiser und zog die Nase hoch.
Die vier Männer schwiegen. Es waren Typen, die man mit gutem Gewissen als Killer bezeichnen konnte. Sie selbst sahen sich natürlich nicht so. Für sich hatten sie eine andere Berufsbezeichnung ausgesucht. Sie nannten sich Söldner.
Dabei spielte es keine Rolle, welcher Nationalität sie angehörten, sie arbeiteten für den, der das meiste Geld bot. Ob es nun ein wahnsinniger Scheich war, ein machthungriger Politiker in Afrika oder die großen Geheimdienste, sie nahmen jeden harten Job an. Dabei war es ihnen egal, ob sie für den Osten oder den Westen arbeiteten. Hauptsache, die Währung stimmte. Und den Sold ließen sie sich nur in Dollars auf die Schweizer Konten überweisen.
Sie besaßen eine fast perfekte Tarnung. In den Arbeitspausen gingen sie ihren freien Berufen nach. Sie alle waren selbstständig, allerdings Junggesellen, denn Frauen durften auf keinen Fall von ihrem Job etwas erfahren.
Ihre Kontaktadressen waren nur wenigen Leuten bekannt. Oft hohen Militärs und Geheimdienstchefs, die sie über Postfächer erreichen konnten. Dann besaßen sie noch eine alte Angewohnheit. Keiner von ihnen redete den anderen mit dem richtigen Namen an.
Sie besaßen alle Tarnnamen.
Der Anführer stammte aus den Staaten und wurde nur Sam genannt.
Der Zweite war in Deutschland geboren worden. Wenn jemand Fritz zu ihm sagte, war er zufrieden.
Ein Engländer befand sich auch unter ihnen. Er hörte auf den Namen Essex, denn in diesem Landstrich hatte seine Wiege gestanden.
Blieb der Vierte im Bunde. Ein dunkelhäutiger Mann aus Afrika. Von den Weißen wurden die Schwarzen dort oft genug verächtlich als Bimbos bezeichnet. Dem Söldner machte es nichts aus, wenn man ihn so nannte.
Bimbo drehte sich zu seinen Kumpanen um und lachte mit aufgerissenem Mund. »Einsatz gelungen. Was wollen wir mehr?«
»Wir machen weiter!«, entschied Sam.
»Was gibt es denn noch zu tun?«, fragte Fritz, der Deutsche, und Essex nickte dazu.
Die drei waren von Sam nicht eingeweiht worden. Das wollte er jetzt nachholen.
Der Amerikaner stellte sich in Positur und breitete beide Arme aus, bevor er sich um die eigene Achse drehte. »Ihr seht dieses Gebiet hier. Menschenleer, verlassen. Gegend und Umgebung. Ein Teil von England, das auch auf dem Mond hätte sein können. Auf jeden Fall werden wir die Ruhe stören.«
»Und wie?«, fragte Essex.
Der Ami gab keine akkustische Antwort. Er senkte seine Hand und deutete auf das Gewehr.
»Mit der Kanone?«, fragte Bimbo und setzte noch ein leises Lachen hinterher.
»Genau.«
Fritz dachte praktischer. Bevor jemand sich einmischen konnte, hob er den Arm. »Fassen wir mal zusammen, Leute. Wir sind hergekommen, ohne dass wir gehört wurden. Wir verdanken dies einer Neuentwicklung der Hubschrauberfirma …«
»Rede nicht wie ein Werbemann!«, knurrte Sam.
Fritz ließ sich nicht beirren, änderte nur den Text ein wenig. »Wir verdanken dies einer jahrelangen Forschungsarbeit zwischen Militärs und Industrie. Der lautlose Hubschrauber, das ist schon eine große Nummer. Nun aber zu den Kanonen. Sehen aus wie Gewehre, sind aber keine Gewehre. Ich frage mich, was kann es dann nur sein?«
»Ist doch klar«, knurrte Essex. »Laser!«
»Richtig, Laser.« Fritz trat auf seinen Kollegen aus Amerika zu. »Und was sollen wir damit?«
»Bist du so dumm?«, fragte dieser.
Der Deutsche schüttelte den Kopf. »So dumm auch wieder nicht, mein Lieber. Du hast vorhin von Gegend und Umgebung gesprochen. Ich nehme an, dass wir hier einiges verändern sollen. Als Test, gewissermaßen.«
»Richtig.«
»Und warum gerade hier?«, fragte Bimbo.
»Weil es hier menschenleer ist.« Sam hob die Waffe. »Sie und der Hubschrauber sind geheime Entwicklungen. Dafür dass wir sie testen und das Maul halten, bekommen wir jeder eine Million Dollar. Die Scheine sollen unsere Lippen verschließen. Auch dem Osten gegenüber. Bei offiziellen Demonstrationen hätte es ein viel zu großes Aufsehen gegeben, deshalb hat man uns den Job übertragen.«
»Verändern wir also die Felsen«, stellte Essex fest. »Darauf läuft es doch hinaus, oder?«
»Ja.«
»Hast du einen Plan?«, fragte Bimbo.
Der Amerikaner nickte. »Sicher. Man hat mir das Gelände hier zuvor auf der Karte gezeigt. Ich weiß, wie ich anfangen werde.« Er deutete nach vorn und schwenkte seinen rechten Arm zur rechten Seite. »Ihr seht die beiden komischen Nasen da.«
Die Männer nickten.
Mit den Nasen waren zwei Felsstücke gemeint, die tatsächlich wie gekrümmte Riechorgane aus der Wand hervorstachen. Sie mussten schon Tausende von Jahren dort stehen und hatten bisher Wind und Wetter getrotzt.
»Sie werden wir zerstören.«
»Gibt es irgendetwas Besonderes?«, fragte Fritz, der sich stets gern absicherte.
»Eigentlich nicht.«
»Was heißt eigentlich?«
»Man erzählt sich nur ein paar Geschichten über die Gegend. Spukmärchen, denn die Bewohner der Umgebung sind der Meinung, dass die Hügel irgendwann einmal bewohnt waren.«
»Im Innern?«
»Ja.«
»Das waren wohl Steinzeitmenschen«, sagte Essex.
»Nein, Geister.«
Die vier lachten. Sie glaubten nicht daran. Bimbo ebenfalls, obwohl er aus einem Land stammte, in dem der Glaube an Geister und Dämonen noch in Ehren gehalten wurde.
»Und was sind das für Geister?«
Auf die Frage des Deutschen grinste Sam nur.
Sie stellten sich in Positur. Vor allen Dingen trennten sie sich, sodass sich zwischen ihnen ein genügend großer Raum befand. Sam hielt ein Schreibgerät parat. Er wollte alles notieren. Zeitabläufe, Hitzeeinwirkung und so weiter.
Die Visiere der Helme hatten die Männer wieder nach unten geklappt. Sie verständigten sich nur noch durch die Mikros im Innern der Helme. Sam stellte noch einige Fragen.
Von drei Seiten kam das Okay.
»Ich schieße zuerst«, sagte er. »Und zwar nehme ich mir genau die Spitze vor.«
»All right«, sagte Essex ein wenig unterkühlt.
Sam baute sich breitbeinig auf, federte in den Knien, schaute noch einmal genau hin und betätigte den Abzug.
Jetzt fand im Innern der Waffe die Entladung statt, die sich in diesem polarisierten Lichtstrahl äußerte, der aus der Mündung schoss und seinem Ziel entgegenjagte.
Es war schon unwahrscheinlich.
Plötzlich gab es eine Verbindung zwischen dem Felsen und der Waffe in der Hand des Mannes. Beides war durch einen grellen, sehr feinen Lichtstrahl verbunden, und die vier Söldner schauten starr auf den anvisierten Felsblock.
Ein glühendes Auge war aus der Dunkelheit gerissen worden. Das Gestein schmolz genau dort weg, wo es von dem Laserstrahl getroffen worden war. Es fiel in dicken, zähen Tropfen zu Boden.
Die drei anderen Söldner hörten das Lachen ihres Anführers, und Bimbo, der Afrikaner, konnte sich ein »Wau« nicht verbeißen.
»Jetzt alle!«, befahl Sam.
Sie schossen.
Aus den restlichen drei Gewehren jagte das scharf gebündelte Licht hervor und entfaltete seine mörderische Zerstörungskraft. Uraltes Gestein, das Wind und Wetter widerstanden hatte, trotzte dieser Technik nicht.
Es wurde verdampft.
Zunächst war es noch flüssig, fiel weiterhin in dicken Tropfen ab, erreichte den Boden und rann an der schrägen Hügelseite wie die Lava eines Vulkans nach unten.
Die vier Männer bewegten ihre Waffen. Sie wollten alles vernichten, was da aus dem Hügel schaute, und sie schafften es auch.
Bald war von den Steinen nichts mehr zu sehen.
Nur noch die dampfende Flüssigkeit und dicke Qualmschwaden, die der Wind erfasste und träge davontrieb.
»Aktion stopp!«
Als die drei Söldner Sams Stimme vernahmen, hielten sie mit ihren Aktionen ein.
Sie waren zufrieden, klappten ihre Visire wieder in die Höhe, schulterten die Laser-Gewehre und schritten aufeinander zu. »Das war doch wohl gut, nicht«, sagte Sam zur Begrüßung.
Fritz nickte. »Ich bin beeindruckt.«
»Und du, Essex?«
»Ich hörte, dass wir Briten den Laser entwickelt haben. Es war nicht anders zu erwarten.«
»Angeber«, murmelte der Deutsche. »Dennoch, Freunde, mein Kompliment, wirklich.«
Sam lachte und klopfte gegen seine Waffe. »Ja, das Gewehr hat es in sich. Eine tolle Erfindung.«
»In der Tat«, gab Bimbo zu.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Fritz. »Ich würde mir die Folgen einmal gern näher ansehen.«
»Das kannst du auch«, erwiderte Sam. »Warten wir ab, bis sich die Erde ein wenig abgekühlt hat.«
Die Männer besaßen eiserne Nerven und auch die entsprechende Disziplin. Obwohl jeder von ihnen neugierig war, hielten sie sich zurück. Nur Bimbo stellte eine Frage.
»Hast du nicht was von Geistern gesagt, Sam?«
»Ja.«
»Wo sind sie?«
»Verbrannt«, erwiderte Fritz trocken, worauf Essex sich in seiner Landesehre gekränkt fühlte.
»Englische Geister sterben so leicht nicht«, erklärte er.
»Schon gut«, sagte der Deutsche. »Ich kenne mich in eurer Geisterwelt eben nicht so aus.«
»Sie ist die berühmteste der Welt.«
»Wer soll in diesem Hügel denn gewohnt haben?«, erkundigte sich der Afrikaner.
»Jetzt hört aber mit dem Quatsch auf«, regte sich Sam auf. »Es gibt keine Geister, verdammt. Da steht ihr hier herum, habt mit den modernsten Waffen geschossen und redet von Geistern. So einen Blödsinn habe ich auch noch nicht erlebt.«
»Man muss sich ja schließlich die Zeit vertreiben«, sagte Essex und hob die trainierten Schultern.
»Aber nicht mit so einem Kram.«
»Hast du einen besseren Vorschlag?«
»Nein.«
»Bevor ihr euch streitet, könnten wir ja in die Maschine steigen und dort warten«, schlug Bimbo vor.
Die Idee sahen die übrigen drei als gut an. Sie gingen los. An den toten jungen Mann verschwendeten die vier Söldner keinen Gedanken mehr.
Killer-Mentalität. Falls sie ihnen nicht angeboren war, so doch anerzogen.
Nebeneinander schritten sie auf den Hubschrauber zu, der wie ein riesiges Insekt in der kleinen Senke stand. Schwarz, drohend, gefährlich. Ein Meisterwerk der Technik. Da hatten sich die Amerikaner etwas einfallen lassen.
»Man könnte ihn auch mit Laser Kanonen bestücken«, meinte Fritz, der Deutsche.
»Klar«, erwiderte Sam.
»Wird darüber schon diskutiert?«, erkundigte sich Essex.
»Bestimmt.«
Die vier Söldner hatten etwa die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, als Bimbo plötzlich fragte: »Ist es hier eigentlich windig?«
»Spürst du was?«
Bimbo schüttelte den Kopf und stieß Essex an, der die Frage gestellt hatte. »Nein, ich nicht, aber der Hubschrauber.«
»Wieso?«
»Schaut mal nach vorn!«
Die Männer blieben stehen. Ihre Blicke richteten sich auf das Wunderwerk der modernen Technik.
Hatten sie vorhin noch über die Bemerkung ihres dunkelhäutigen Partners lachen wollen, so blieb es ihnen nun im Hals stecken, denn Bimbo hatte sich nicht getäuscht.
Der Hubschrauber bewegte sich tatsächlich.
Fritz schüttelte den Kopf. »Das ist doch unmöglich«, sagte er nach einer Weile.
Die Männer standen starr und wagten kaum zu atmen. Der Hubschrauber wirkte so, als hätten ihn unsichtbare Hände gepackt. Jetzt schüttelte er sich.
»Verdammt!«, flüsterte Sam. »Da stimmt was nicht.« Er verzog das Gesicht, als er ein Knirschen vernahm, das ihm durch Mark und Bein ging. »Kommt, das sehen wir uns an!«
Die vier Söldner rannten los.
Und Bimbo sagte: »Ich glaube allmählich doch, dass hier Geister wohnen.«
Er sprach den Satz aber sehr leise aus. Die anderen sollten ihn nicht hören …
*
»Aum …«
Mandra Korab sprach die heilige Silbe des alten Indien, und er formulierte sie in einer Tonlage, wie ich sie noch nie in meinem Leben gehört hatte.
Das war kein Sprechen mehr, kein normales Reden, sondern ein hohes melodisches Singen. So musste man wahrscheinlich diese Silbe auch aussprechen.
Der Inder schaute dabei gespannt auf den Dolch und das Kreuz. Wenn diese uralte Magie noch immer Bestand hatte, dann musste sie einfach reagieren.
Die Stimme schallte noch nach. Sie klang durch den Raum, wir hörten sie sehr deutlich und waren nicht nur von der Aussprache fasziniert, sondern auch von der Wirkung.
Als Mandra Korab das Wort gesprochen hatte, lehnte er sich zurück. Sein Mund stand weiterhin offen, den Blick hatte er nach innen gerichtet, als würde er den Klängen der Silbe nachlauschen, und er wartete ebenso ab wie wir.
Mein Blick war von Mandras Gesicht abgeglitten und hatte sich an den beiden, auf dem Tisch liegenden Gegenständen festgesaugt. Ich runzelte die Stirn, spürte die innerliche Spannung und sah, dass sich etwas tat.
Mein Kreuz spielte mit und auch der Dolch.
Beim Kreuzbalken begann es. Dort war die heilige Silbe eingraviert worden. Man hatte sie nun aktiviert, und die in ihr steckenden Kräfte verschafften sich freie Bahn.
Die drei Buchstaben leuchteten auf.
AUM!
Nur diese drei.
Ich hielt den Atem an. Plötzlich schien die Luft um uns herum anders zu sein. Viel klarer, reiner, von einer gewissen Durchsichtigkeit, und mir fehlten die Worte, um alles genau zu beschreiben. Es war Mandra gelungen, die Grenzen der Magie zu überwinden und in die Tiefen vorzustoßen.
»Da, der Dolch«, hauchte Suko.
Mein Blick irrte wieder ab. Starr schaute ich den Griff an.
Das Rot wurde immer kräftiger. Es schien Kraft aus den unauslotbaren Tiefen zu schöpfen. Eine Kraft, die im Verborgenen gewohnt hatte, wobei sie eine Stärke besaß, die Grenzen und Räume ohne Schwierigkeiten überwinden konnte.
Für einen Moment wurde ich an die geheimnisvolle Kugel der Seherin Tanith erinnert. Sie reagierte ähnlich und strahlte auch das dunkle Rot ab, und die weiteren Ereignisse besaßen ebenfalls eine gewisse Ähnlichkeit.
Mandra Korba aber war nicht zufrieden. Er lockte die Kräfte, sie sollten sich uns eröffnen, und während er wie ein sich in Trance befindlicher Guru dasaß, bewegte er seine Lippen, um die nächste Frage zu formulieren. »Ich will euch sehen, Freunde. Zeigt mir, dass ihr mich nicht verlassen habt. Wo seid ihr geblieben? Wer hat euch genommen. Sechs Dolche fehlen noch. Bitte …«
Suko und ich sprachen kein Wort. Mandra überließen wir das Kommando. Es war gut so, denn er lockte die anderen Kräfte hervor, damit sie sich uns offenbarten.
Wir erlebten eine Überraschung. Suko und ich hatten damit nicht gerechnet. Wahrscheinlich auch Mandra Korab nicht, denn ich sah es an seinem Gesicht.
Er legte die Stirn in Falten, schüttelte leicht den Kopf und atmete heftiger.
Da sahen wir plötzlich das Gesicht eines jungen Mannes innerhalb des Griffs schimmern. Ein Gesicht, das noch die Züge der Jugend trug und jetzt einen gequälten Ausdruck zeigte. Wie ein raunender Wind drang zudem die Stimme des Menschen aus dem Dolchgriff, dessen Form die Umrisse des Kopfes ein wenig in die Länge zogen.
»Sie haben mich getötet, doch ich kann nicht sterben. Ich kann nicht sterben. Man hält mich gefangen …«
»Wer?«, fragte Mandra.
»Ich weiß es nicht. Die Mächte der Erde. Sie sind da. Sie sind gefährlich. Sie wollen mich nicht mehr loslassen. Die Mörder sind da. Sie zerstören. Das Böse bricht auf, es kommt, es wird und muss kommen, um sich zu rächen …«
Ich drehte den Kopf, um Suko anzuschauen. Er hatte die gleiche Bewegung in entgegengesetzter Richtung vorgenommen, und so trafen sich unsere Blicke.
Keiner wagte eine Frage zu stellen. Mandra wollten wir nicht stören, da er sich intensiver mit seinen Forschungen beschäftigte. Beide zitterten wir, ja, wir fieberten innerlich, denn was wir hier zu sehen bekamen, war Magie in Reinkultur.
Kreuz und Dolch ergänzten sich hervorragend. Vielleicht schlugen beide eine Brücke zu den anderen sechs Dolchen.
Das wäre zu schön gewesen.
Mandra redete weiter. Er wollte mehr wissen und stellte die dementsprechenden Fragen. »Was ist mit dir geschehen? Von wo meldest du dich, Fremder?«
»Aus dem Jenseits.«
»Dann bist du tot?«
»Ja.«
»Wer war dein Mörder?«
»Es waren vier. Sie haben mich erschossen. Einfach so und völlig lautlos. Sie kamen von den Sternen. Ihr Raumschiff ist noch da, glaube ich. Mein Blut sickerte in den Boden, ich selbst sah es, da sich mein Geist gelöst hatte, aber er ging nicht hin zum Licht, das so wunderbar ist. Nicht zum Jenseits. Ich will aber hin …« Das Gesicht verzerrte sich. »Die Sehnsucht ist so groß …«
Ich schaute Mandra an. Sein Gesicht glänzte. Diese magische Beschwörung strengte an. Der Inder atmete durch den offenen Mund. In seinen Blick war ein unruhiges Flackern getreten, und sein warmer Atem wehte uns dabei entgegen.
Wahrscheinlich stand er dicht am Ende seiner psychischen Kräfte, aber ich wollte noch mehr Informationen und beugte mich vor. »Frag ihn nach seinem Namen, Mandra!«
Unser Freund aus Indien schüttelte zunächst den Kopf, bevor er nickte. »Wie … wie heißt du?«
»Ich bin Peter Gall …«
»Wo wohnst du?« Endlich reagierte Mandra auch in unserem Sinne.
»Cornwall …«
»Wo genau?«
»Auf einem kleinen Bauernhof. Cotton Hale. Da lebe ich mit meiner Mutter. Aber nicht mehr, ich …« Er verstummte, und sein Gesicht verblasste auch.
»Frag ihn nach der nächsten Stadt oder dem Dorf!«
Das tat Mandra auch, obwohl er kaum noch Kontakt hatte, aber die Antwort war soeben noch für ihn und mich zu verstehen.
»Lonecastle«, wisperte es uns entgegen. »Lone …«
Schluss!
Das Gesicht verschwand aus dem Dolch. Wir sahen den Griff wieder völlig normal vor uns. Angefüllt mit Schlieren, die sich sehr langsam bewegten und auch zitterten.
Das also war geschafft.
Mit einem Seufzer auf den Lippen ließ sich Mandra Korab nach hinten sinken und wischte über seine Augen. Als er die Hand zurückzog, sie anschaut, da stellte er fest, dass der Schweiß auf ihrer Fläche glänzte. Die Beschwörung hatte ihn mitgenommen.
Wir ließen ihm Zeit, sich zu erholen. Allmählich geriet wieder Farbe in sein Gesicht, und Mandra nahm uns wahr. Er lächelte plötzlich. »War alles echt, oder habe ich nur einen Traum erlebt?« , fragte er leise.
»Nein, kein Traum«, erwiderte Suko.
»Dann bestand der Kontakt?«
»Du hattest die heilige Silbe gesprochen«, erklärte ich. »Es war der auslösende Faktor.«
Mandra nickte. »So muss man es wohl sehen«, erklärte er und holte tief Luft. »Trotzdem weiß ich nicht so recht, was alles geschehen ist. Tut mir leid …«
»Du hattest mit einem Toten Kontakt«, erwiderte ich. »Er hieß Peter Gall …«
»Ich habe den Namen nie gehört.«
»Das glaube ich dir gern. Ich berichtete Mandra, was wir noch alles durch seine Mithilfe erfahren hatten. Der Inder hörte gespannt zu, dennoch schüttelte er ein paar Mal den Kopf.
»Das alles soll geschehen sein?«
»Ja. Du warst in Trance, deshalb kannst du dich kaum daran erinnern.«
»Bestimmt, John. Auch die Begriffe Cotton Hale und Lonecastle habe ich noch nie gehört.« Er schaute uns fragend an. »Ihr etwa?«
»Nein«, gaben Suko und ich ehrlich zu.
»Aber wir haben jetzt ein Ziel«, erklärte ich.
Mandra runzelte die Stirn. »Meint ihr, dass wir den Dolch dort finden werden?«
»Vielleicht.«
Er lächelte. »Es wäre fantastisch, wenn uns eine Waffe auf die Spur der anderen bringen würde. Wirklich, so etwas kann ich kaum glauben, aber wenn ihr es sagt, muss es wohl stimmen.«
Suko war aufgestanden. Er kannte sich in meiner Wohnung ebenso gut aus wie ich mich in seiner. Deshalb wusste er auch, wo der Autoatlas lag. Er setzte sich abseits und suchte.
Mandra und ich sprachen über die Aussagen des Toten. Uns war einiges unklar. Vor allen Dingen hatte dieser Geist über Fremde geredet, die angeblich von den Sternen gekommen und in Cornwall gelandet sein sollten. Eine Begegnung der vierten Art, wenn man es so wollte.
»Glaubst du daran, John?«, fragte Mandra.
»Ich kann es mir zumindest nur schwer vorstellen. Aber es ist alles möglich.«
Suko meldete sich. »Ich habe den Ort gefunden«, erklärte er. »In Lonecastle sagen sich Hund und Katze gute Nacht.«
So etwas Ähnliches hatte ich mir gedacht. »Ist sonst noch irgendetwas Besonderes, das du der Karte entnehmen kannst?«
»Ja, da gibt es noch eine Burg. In der Erklärung las ich, dass sie aus romanischer Zeit stammen soll.«
Ich erhob mich. »Okay, Freunde, die Sache ist wichtig. Unser nächstes Ziel heißt Lonecastle.«
»Sollen wir jetzt schon losfahren?«, fragte Mandra.
»Das wäre mir sogar recht.«
»Frag lieber, was Sir James dazu sagt«, rief Suko aus dem Hintergrund.
Sollte ich ihn anrufen?
Klar, er war für uns, das hatte er oft genug betont, auch des nachts erreichbar. Ich kannte seine Telefonnummer auswendig und bekam auch sofort Kontakt.
Der Superintendent wusste, dass ich ihn nicht nur aus lauter Spaß anrief, deshalb hörte er interessiert zu.
Nur eine Frage stellte er. »Wollen Sie wirklich nach Lonecastle in Cornwall?«
»Ja, Sir.«
Ich bekam eine Antwort, die mich fast umhaute. »Stoppen Sie zunächst Ihren Einsatz, John. Bleiben Sie in der Wohnung.«
»Weshalb?«
»Ich erwarte Sie morgen pünktlich im Büro. Dann können wir weiterreden. Fahren Sie auf keinen Fall auf eigene Faust. Das ist eine Anordnung. Tut mir leid, John«, fügte er noch privat hinzu, bevor er auflegte.
Ich hielt den Hörer in der Hand, schüttelte den Kopf und schlug mir mit der freien Hand gegen die Stirn.
»Was hast du?«, fragte Suko.
Langsam senkte ich die Hand. »Entweder bin ich verrückt oder der Alte.«
»Wieso?«
Ich erklärte meinen beiden Freunden, was man mir gesagt hatte. Auch sie waren völlig perplex.
»Das gibt es doch nicht«, sagte Suko noch immer baff erstaunt. »So etwas haben wir ja noch nie erlebt.«
»Da sagst du was.«
»Aber welchen Sinn sollte das haben?« , mischte sich Mandra Korab ein. »Ich verstehe das nicht.«
»Ebenfalls«, sagte ich und schüttelte den Kopf. »Das ist mir noch nie passiert.«
»Sir James wird seine Gründe haben«, bemerkte Mandra.
»Bestimmt. Nur haben wir schon Dinge gedreht, die er unterstützt hat und mit normalen Polizeimaßnahmen kaum zu vereinbaren waren, obwohl nicht ungesetzlich.«
»Warten wir eben bis morgen«, sagte Suko. »Dann erfahren wir mehr.«
»Und inzwischen bekommen unsere Gegner einen Vorsprung, wie?«
Suko hob die Schultern.
*
Sam, der Amerikaner, war der härteste und abgebrühteste Typ unter ihnen. Selbst ihm wurde ein wenig flau in der Magengegend, als er sah, was vor den Augen der Männer geschah, und er blieb stehen.
So plötzlich, dass die anderen drei fast gegen ihn gelaufen wären. »Was ist denn?«, fragte Essex. »Willst du nicht näher?«
Sam schüttelte nur den Kopf. Er hatte in fast allen Erdteilen gekämpft und Jobs ausgeführt, aber das, was er hier sah, ging über sein Begriffsvermögen, und die anderen dachten ebenso.
Der lautlose Hubschrauber, ein modernes und streng geheimes Objekt der Waffenforschung, schüttelte sich wie eine Katze.
War es bisher still gewesen, so wurde die Nacht nun von seltsamen Geräuschen durchbrochen. Ein Stöhnen und Quietschen war zu vernehmen, ein Ächzen und Kreischen und das Klirren der Scheiben.
Der schwarze Hubschrauber konnte der Zerstörung nicht mehr entgehen. Das war den vier Söldnern bewusst geworden, ohne dass sie miteinander darüber gesprochen hatten.
Als eine Metallstrebe riss, gab es ein so schauriges Geräusch, dass die Männer die Gesichter verzogen und das Gefühl bekamen, das Stück wäre aus ihren Körpern gezogen worden.
Ein singendes Geräusch entstand, und die lange Metallstrebe wurde von der Gegenreaktion raketenartig in die Luft geschleudert, bis sie wieder zurückfiel und auf die Trümmer des Hubschraubers krachte.
Die Erbauer hatten sich sehr intensiv mit dem Projekt beschäftigt und auf Metall fast völlig verzichtet. Es war viel Kunststoff verwendet worden, doch einige tragende Elemente mussten aus Metall gebaut werden. Sie verformten sich krachend, und die Männer sahen dies auch an den Kufen des Helikopters.
Bis jetzt stand er noch auf ihnen, bis auch diese zersplitterten und die künstliche Libelle in die Tiefe sackte. Kaum war sie zur Ruhe gekommen, als ihr Ende begann.
Zunächst begann es am Cockpit. Eine immense Kraft drückte es zusammen, die Scheiben waren schon zuvor zerstört worden, nur noch die Rahmenfragmente hielten, und durch sie schossen die elektronischen Teile aus dem Cockpit, denn auch sie wurden von der Gewalt nicht verschont und jagten nach draußen.
»Ich spinne!«, flüsterte Bimbo. »Verdammt, ich spinne. Das ist Wahnsinn. Zum Henker, es gibt Geister.« Er setzte ein schrilles Lachen hinterher. Es war niemand da, der ihn stoppte.
Essex, Fritz und Sam schauten gebannt zu, wie aus dem einst so stolzen Wunderwerk der Technik ein verbogener Haufen aus Kunststoff und Metall wurde.
Jetzt erst fiel ihnen etwas auf. Zwischen den schwarzen Trümmern glühte ein Stab. Er besaß die Form eines Messers, war also sehr klein, und dieser Stab tat seine »Pflicht«.
Er zerstörte weiter. Die Beobachter bekamen mit, wie ein rötlich schimmerndes Licht in den Kunststoff hineinjagte und sich gewissermaßen durchfraß, sodass von dem Hubschrauber nur noch eine heiße Schmelze zurückblieb, die allmählich zu einem Klumpen zusammenrann.
Das war alles …
Anderen Kräften, die von den Menschen nicht kontrolliert werden konnten, war es gelungen, das Wunderwerk der Technik zu zerstören. Nun gaben sie sich zufrieden.
Der Dolch verschwand. Die Masse war warm, flüssig, sie breitete sich aus und erstarrte irgendwann inmitten der kleinen Senke, wo auch die Maschine gelandet war.
Die Söldner sagten nichts mehr. Dieses Ereignis hatte die starken Burschen sprachlos gemacht. Was sie minutenlang gesehen hatten, wollte in ihre Gehirnkästen einfach nicht reinpassen.
Fritz fand zuerst die Worte wieder. »Dann müssen wir eben zu Fuß gehen«, sagte er trocken.
»Witzbold!«, knurrte der Amerikaner.
»Hast du einen besseren Vorschlag?«
»Ja, wir sehen uns die Scheiße einmal an.«
»Bitte.«
»Der Boden kann dort heiß sein«, bemerkte Essex, der Engländer.
»Wozu tragen wir eigentlich die Schutzanzüge?«, gab Sam aggressiv zurück.
»Ich habe es nur gut gemeint.«
»Es sind die Geister«, murmelte der Schwarze. »Es sind die Geister. »Dieser Mann, der in Afrika unzählige Menschen getötet hatte, besaß die Mentalität eines Kindes. Mit seinen Händen konnte er einen Büffel erwürgen, aber vor Geistern oder unerklärlichen Dingen hatte er eine bodenlose Angst. Er war anders aufgewachsen als seine drei Killer-Kollegen, und Bimbo hatte nicht verlernt, auf die Natur und deren Warnungen zu achten.
So eine Warnung hatte ihn erreicht.
Mit dieser Erde stimmte etwas nicht. Bimbo glaubte, dass sie inzwischen schon umzingelt waren. Unsichtbar lauerten sie, und er drehte sich im Kreis, um zu schauen.
Da war nichts.
Nur die Finsternis der Nacht, die ihm in diesen Augenblicken noch unheimlicher vorkam. Da lauerten die Geister der Dunkelheit. Er kannte sie aus seiner Heimat und erinnerte sich wieder an die Worte seiner Mutter, die ihm damals als Kind in schwarzen, mond- und sternlosen Nächten zugeraunt hatte, nur in der Hütte zu bleiben.
Am liebsten wäre er jetzt auch woanders gewesen.
»He, Bimbo, hast du die Hosen voll?« Sams harte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er drehte sich um, nickte hastig und lief auf seine drei Partner zu.
Sie standen bereits am Rand der Senke. Jetzt lag der Hubschrauber quasi unter ihnen. Oder vielmehr das, was von dieser so stolzen Neuentwicklung der Militärs zurückgeblieben war.
Ein klumpiger schwarzer Haufen aus Kunststoff und verbogenem Metall. Auch von dem besten Mechaniker der Welt nicht mehr zu reparieren.
»Das wär’s dann wohl«, sagte Essex und hob die Schultern. »Mal sehen, vielleicht ist noch etwas heil geblieben, das wir mitnehmen können – oder?« Er schaute die anderen an. Auch Sam gab durch Nicken seine Zustimmung, und so schritten die Männer dem Wrack entgegen.
Man brauchte ihnen nicht erst zu sagen, wie sie sich zu verhalten hatten. In zahlreichen Gefechten hatten sie dies bewiesen, und so schritten sie vorsichtig und sichernd dem Wrack entgegen.