John Sinclair Großband 33 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Großband 33 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!

Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.
Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.

Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 321 - 330.Jetzt herunterladen und losgruseln!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 1406

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Jason Dark
John Sinclair Großband 33

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG, Köln

Coverillustrationen: © Vicente B. Ballestar

ISBN: 978-3-7517-2983-3

www.bastei.de

www.sinclair.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

John Sinclair Großband 33

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

John Sinclair 321

Cover

Inhalt

John Sinclair – Die Serie

Über dieses Buch

Impressum

Freitag – Mordtag

John Sinclair 322

Cover

Inhalt

John Sinclair – Die Serie

Über dieses Buch

Impressum

Das Fratzengesicht (1. Teil)

John Sinclair 323

Cover

Inhalt

John Sinclair – Die Serie

Über dieses Buch

Impressum

Gefangen am Todesfelsen (2. Teil)

John Sinclair 324

Cover

Inhalt

John Sinclair – Die Serie

Über dieses Buch

Impressum

Die Geliebte des Dämons (3. Teil)

John Sinclair 325

Cover

Inhalt

John Sinclair – Die Serie

Über dieses Buch

Impressum

Zerberus, der Höllenhund

John Sinclair 326

Cover

Inhalt

John Sinclair – Die Serie

Über dieses Buch

Impressum

Dämonen-Paradies

John Sinclair 327

Cover

Inhalt

John Sinclair – Die Serie

Über dieses Buch

Impressum

Vampir-Witwen

John Sinclair 328

Cover

Inhalt

John Sinclair – Die Serie

Über dieses Buch

Impressum

Die Werwolf-Schlucht

John Sinclair 329

Cover

Inhalt

John Sinclair – Die Serie

Über dieses Buch

Impressum

Der Ghoul, der meinen Tod bestellte

John Sinclair 330

Cover

Inhalt

John Sinclair – Die Serie

Über dieses Buch

Impressum

Die lebende Legende

Guide

Start Reading

Contents

Inhalt

Cover John Sinclair – Die Serie Über dieses Buch Über den Autor Impressum Freitag – Mordtag Vorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Freitag - Mordtag

Der vielfache Mörder lag in der stockdunklen Zelle. »Es ist soweit«, flüsterte die Stimme. »Du bist bald frei. Ich habe das Versprechen gehalten.«

»Wann?«, fragte der Killer erregt.

»Noch in dieser Nacht. Dein Opfer ist bereit. Es wird seinen Tod schon erwarten  …«

Wenig später war der Killer tatsächlich frei. Er war kein x-beliebiger Mörder. Seine Taten hatte er stets am Freitag begangen. Am Freitag, dem 13. Und der Tag seiner Befreiung war ebenfalls Freitag, der 13  …

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin Verantwortlich für den Inhalt E-Book-Produktion: Jouve

ISBN 978-3-8387-3082-0

www.bastei-entertainment.de www.lesejury.de www.bastei.de

Freitag – Mordtag

Das Rollo hing so vor der Fensterscheibe, dass noch Tageslicht durch die offenen Lücken sickern und sich auf dem Boden des Zimmers ausbreiten konnte. In seinen Ausläufern erreichte das Licht einen Gegenstand, den man nie in diesem Raum vermutet hätte.

Es war ein Sarg!

Pechschwarz, glänzend lackiert, so stand er einen Spalt offen in der Mitte des Zimmers, das ansonsten keinerlei Einrichtungsgegenstände aufwies.

Beim ersten Hinhören war nichts zu vernehmen. Wer jedoch genauer lauschte, hätte sicherlich nach einer Weile die Atemzüge vernommen, die aus der Totenkiste drangen.

In ihr lag jemand.

Und der schlief!

Es war ein tiefer Schlaf, davon zeugten auch die ruhigen Atemzüge der Person. Derjenige, der sich dieses seltsame Lager ausgesucht hatte, schien vollauf mit ihm zufrieden zu sein.

Es verging Zeit. Die Sonne wanderte höher, ihre Bahn veränderte sich und damit auch die Form der in das Zimmer fallenden hellen Streifen. Sie wurden schräger und länger und wanderten die Wand hoch.

Dort hing etwas.

Es war ein Kalender mit ziemlich großem Blatt. Er befand sich neben der Tür und zeigte die 13. Es war Freitag.

Eine magische Zahl, ein Zeichen des Aberglaubens, eine Ziffer der Angst!

Als das Sonnenlicht auf das Blatt fiel, schien die Zahl aufzuleuchten, obwohl die schwarzen Zeichen auf weißem Untergrund standen.

Nur der obere Teil des Kalenderblatts lag im Schatten, der andere empfing den Hauch des Sonnenlichts. Als wäre dies eine Initialzündung gewesen, so tat sich etwas in dem Zimmer.

Die Person im Sarg bewegte sich.

Zunächst war nur mehr ein Schaben zu hören, dann ein tiefer, beinahe stöhnender Atemzug, dem ein Schnarchgeräusch folgte und danach ein lautes Gähnen.

Nur recken oder strecken konnte sich der eben Erwachte nicht, dazu war sein »Bett« viel zu eng.

Dennoch stand er auf.

Er drückte seine Handflächen von innen her gegen den Deckel und schob ihn langsam auf das Fußende zu. Die beiden Teile schabten übereinander, und als der Deckel zur Hälfte das Unterteil freigegeben hatte, richtete sich der Schläfer auf.

Es war ein Mann. Sein Alter konnte zwischen 40 und 50 liegen. Die Haare zeigten bereits einen grauen Hauch und lagen wirr auf seinem Kopf.

Für einen Moment blieb der Mann im Sarg sitzen. Er blinzelte, schüttelte den Kopf und schaute dorthin, wo das Licht in Streifen durch das Fenster fiel.

Tief atmete er durch. Dann winkelte er seinen linken Arm an und schaute auf die Uhr.

Es war bereits hoher Morgen. Die meisten Menschen waren um diese Zeit schon aufgestanden. Nur wenigen erging es so wie ihm. Der Mann legte seine Hände auf die Sargränder und stemmte sich in die Höhe. Dabei gähnte er noch einmal ausgiebig und stieg aus seinem »Bett«. Sofort fiel sein Blick nach rechts, denn dort lag sein dunkelroter Morgenmantel, den er immer überstreifte, wenn er ins Bad ging. Er bückte sich, hob den Mantel hoch, legte ihn über die Schulter und ging zum Fenster, um das Rollo noch höher zu ziehen.

Auf der Hälfte hielt er es an. Jetzt strömte das helle Licht in den Raum und leuchtete ihn aus.

Auch der Sarg wurde erfasst. Der Mann schaute noch einmal hinein und damit auf sein dunkelrotes Kopfkissen, das wie ein zu Eis erstarrter, quadratischer Blutfleck wirkte.

Eine Decke nahm er nie. Er wollte es nur unter dem Kopf ein wenig bequemer haben, deshalb das Kissen.

Er zog die dünnen Latschen an, ging zur Tür, öffnete sie und verließ den Schlafraum. Er betrat eine rechteckige kleine Diele und wandte sich dort der linken Tür zu, hinter der das Bad lag. Ein Fenster besaß es nicht, deshalb musste der Mann Licht machen, um überhaupt etwas sehen zu können.

Die Wände waren mit einfacher Ölfarbe bestrichen worden. Zudem roch es muffig und feucht. Der Spiegel zeigte noch den Beschlag vom Abend, auch der Kran hätte mal geputzt werden müssen. Das waren Kleinigkeiten, die den Mieter nicht kümmerten.

Dicht vor dem Waschbecken blieb er stehen und beugte sich nach vorn. Ein müdes Gesicht sah er innerhalb des Spiegels. Zahlreiche Falten hatten ein Muster in die Haut gegraben. Unter den Augen lagen Ränder, die allmählich zu Tränensäcken wurden.

»Frank Boysen«, murmelte der Mann. »Verdammt noch mal, du siehst nicht mehr gut aus.« Da ihm ein anderer nach dieser Feststellung keine Antwort geben konnte, nickte er sich selbst zu, um seine Meinung zu bestätigen. Nein, er hatte schon einmal besser ausgesehen. Das lag lange zurück. Vielleicht war das Leben am Theater auch nichts mehr für ihn. Das Durchwachen fast ganzer Nächte, die langen Proben, die kaum weniger langen Vorstellungen, das Aufräumen der Requisiten, das alles war für einen Mann kein Leben mehr.

»Scheiß Job«, murmelte er und drehte den Wasserkran auf. Viel Druck saß nicht mehr dahinter, aber das Wasser war kalt, als Boysen sich das Gesicht wusch. Er schüttelte sich, und auch beim Putzen der Zähne zog er ein Gesicht, als wäre ihm alles zuwider.

Nach dem Waschen drehte er sich um, schaute einen Hocker an, auf dem die Kleidung vom gestrigen Abend ihren Platz gefunden hatte. Er hatte sie auch schon zwei Tage zuvor getragen. Wäre er verheiratet gewesen, hätte es die Frau nicht zugelassen, dass er das Hemd zum dritten Mal überstreifte. Ihm machte so etwas nichts aus. Die Chancen, die er bei den Frauen hatte, konnte er nicht einmal an einer Hand abzählen. Auf der hohen Heizkörper-Rippe lag sein Kamm. Ein paarmal strich er durch die Haare und feuchtete sie dabei mit Wasser an, damit sie besser lagen. Hemd und Hose hatte er angezogen, und er schlüpfte auch in die schwarzen Slipper, die schon ziemlich ausgetreten waren. Ohne es eigentlich zu wollen, streifte Boysen seinen Bademantel wieder über und verließ das Bad mit den gleichen schlurfenden Schritten, mit denen er auch gekommen war.

Dann ging er wieder ins Schlafzimmer. Oder Sargzimmer, wie er stets behauptete.

Im ersten Moment blendete ihn die Lichtfülle. So blinzelte er ein paar Mal, bis sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Er wollte schon weitergehen, als sein Blick nach links fiel und er das Kalenderblatt sah.

Schlagartig wich alle Farbe aus seinem Gesicht.

Freitag, der 13!

Freitag – Mordtag!

Frank Boysen stand wie eine Eins. Er schien in diesem Moment eine Zinnfigur zu sein, aber kein Mensch mehr. Sein Blick war starr auf das Kalenderblatt gerichtet, und er erinnerte sich daran, dass er das Blatt vom vorigen Tag nicht abgerissen hatte.

Dennoch zeigte der Kalender ein anderes Datum.

Frank Boysen schaute zu Boden. Dort, direkt an der Fußleiste, entdeckte er das Blatt vom vorherigen Tag. Es war vom Kalender abgerissen worden und nach unten geflattert.

Von allein?

Daran wollte er nicht glauben, aber er wusste, dass er diesen Tag als Mensch nicht mehr überleben würde. Wartete der Killer vielleicht schon im Haus?

Als Boysen sich bückte, fiel es ihm schwer, sich unter Kontrolle zu halten, denn er merkte genau, wie sehr er zitterte. Mit den Fingerspitzen hob er das herabgefallene Blatt auf, knüllte es zusammen und spürte plötzlich ein seltsames Knistern zwischen seinen Fingern.

Sofort öffnete er die Faust!

Das Blatt sah er nicht mehr. Dafür etwas anderes.

Schwarzer, ölig glänzender Russ. Das Papier war in seiner Hand verbrannt, als er es zusammendrückte. Jetzt hielt er nur mehr die Reste fest.

Tief atmete er durch. Frank Boysen hatte das Zeichen genau verstanden. Schon seit Jahren wusste er, dass er an einem Freitag, dem 13., sterben sollte. Zahlreiche Freitage waren mit dieser Zahl ins Land gegangen, nichts hatte sich getan. Jedesmal war über Frank Boysen das große Zittern gekommen, und jetzt konnte er nicht mehr zurück. Es war soweit. Das Schicksal hatte ihn eingeholt. Daran gab es nichts mehr zu rütteln.

Vielleicht wäre ein anderer in Panik ausgebrochen und hätte fluchtartig Wohnung und Haus verlassen. Nicht so Frank Boysen. Er blieb ruhig stehen und atmete zunächst tief durch, während er sich mit dem gekrümmten Zeigefinger seiner rechten Hand den Schweiß von der Stirn wischte. Auch fühlte er im Magen ein drückendes Gefühl. Es war keine gute Sache, zu wissen, dass man den Abend nicht erlebte. Dabei stellte er sich die Frage, wie man ihn wohl killen wollte.

Mit diesen Gedanken im Kopf näherte sich Boysen dem Fenster und warf einen Blick nach draußen.

Zwar schien die Sonne, doch auch sie schaffte es kaum, die »Hinterhof-Idylle« zu verschönern. Die grauen, schmutzigen Rückseiten der Häuser nahmen allen Gewächsen das Leben. Der Boden unten war staubig, und Pflastersteine gab es überhaupt nicht mehr. Die hatten den Jugendbanden aus der Gegend als Wurfgeschosse gedient.

Die Wäsche, die unten auf einer Leine hing, bewegte sich kaum, weil so gut wie kein Wind in das enge Geviert hineinwehte. Einige Kinder hielten sich auch im Hof auf, und gegenüber hockte auf einer vor der Hauswand stehenden alten Bank ein Mann. Boysen wusste, dass der Knabe arbeitslos war. Um sich überhaupt zu beschäftigen, schnitzte er.

Nichts Verdächtiges zu sehen. Dennoch spürte Boysen, dass etwas anders war als sonst.

Der Killer würde kommen!

Falls er nicht schon da war.

Frank Boysen wandte sich ab. Er hatte den Tag normal begonnen und wollte ihn auch normal fortführen. Sich nur nicht aus der Ruhe bringen lassen. Während der Drehung fiel sein Blick auf das Kalenderblatt mit der Zahl 13.

Dort tat sich etwas.

Die Zahl 13 glühte auf. Dies geschah in einem blutigen Rot, das einen Gedankensprung später schon wieder verschwunden war. Der Kalender hing nach wie vor an der Wand. Allerdings ein wenig verändert, denn die Zahl 13 war verschwunden.

Frank Boysen senkte den Kopf. Für einen Moment starrte er auf seine Fußspitzen, um danach mit einer deprimiert wirkenden Geste seine Schultern zu heben.

Es hatte keinen Sinn, sich darüber zu wundern oder sich aufzuregen. Das Schicksal hatte die Weichen gestellt, er konnte und er würde es auch nicht ändern.

Sein Todestag war angebrochen!

Einen fast Abschied nehmenden Blick warf er noch auf den Sarg, bevor er den Raum verließ. Zur Wohnung zählte noch eine kleine Küche. Auch sie enthielt kaum Mobilar, nur eben das Nötigste, das der Mieter für seine geringen Ansprüche brauchte. Ein Tisch, zwei Stühle, eine Spüle, ein kleiner Kocher, ein Regal.

Das war’s schon.

Bevor er das Rollo hochzog, setzte er Wasser für seinen Kaffee auf. Er trank Pulverkaffee. Es war am bequemsten und ging auch am schnellsten. Zwei gehäufte Löffel mit Kaffee kippte er in die Blechtasse, die er am Abend zuvor stets ausspülte.

Der Blick aus dem Küchenfenster war nicht besser. Er fiel auf eine triste Straße, durch die nur wenig Autos fuhren. Wer hier nicht wohnte, hatte kaum etwas in dieser Gegend verloren.

Das Wasser war schnell heiß. Frank Boysen stellte den Kocher ab, nahm den Napf und kippte das Wasser um. Dann setzte er sich an den Tisch, starrte auf die schmutzige Fensterscheibe und wusste die Tür in seinem Rücken. So wartete Frank Boysen auf den Mörder.

Kaffeeduft stieg in seine Nase und animierte ihn zum Trinken. Er genoss die braune Brühe in langsamen Schlucken. Gegessen hatte er zu dieser Zeit nie etwas. Erst gegen Mittag nahm er einen Sandwich zu sich. Dann wieder am Abend, bevor sein Dienst im Theater begann.

Wenn er nichts in seinem Beruf je gelernt hatte, doch warten, das konnte er. Als Requisiteur musste er oft genug stundenlang hinter der Bühne hocken und auf das Zeichen lauern, damit er die entsprechenden Requisiten herausgab, die von den Akteuren benötigt wurden. Langweilige Stunden waren dies, die sich Boysen zumeist mit der Lektüre irgendwelcher Magazine verkürzte. An diesem Tag hatte er keine Lust, irgend etwas zu lesen. Hätte man ihm die Tageszeitung gebracht, er hätte sie zur Seite gelegt.

Tagsüber war es nie still im Haus. Da er nicht als einziger Mieter in dem Gebäude lebte, sondern nur einer unter vielen war, blieb es nicht aus, dass im Treppenflur oft genug Geräusche aufklangen. Schritte und Tritte, mal eine schimpfende schrille Frauenstimme oder das Husten eines Mannes. Das alles war normal.

Er vernahm auch nichts anderes, denn es wäre ihm aufgefallen, weil er die übrigen Geräusche kannte.

Bis zu dem Zeitpunkt, als er etwas anderes vernahm. Ein fremdes Geräusch, und es war auch nicht im Flur aufgeklungen, sondern viel näher.

In seiner Wohnung!

Der Mörder war da!

Frank Boysen hatte sich in der Gewalt. Er sprang nicht auf, um in wilder Angst davonzurennen, er blieb sitzen, hob seine Blechtasse an und leerte sie bis auf den letzten Rest.

Für ihn stand fest, dass es der letzte Schluck in seinem Leben gewesen war. Er würde nicht mehr dazu kommen, sich einen zweiten Kaffee zu brauen. Die Hände legte er flach zu beiden Seiten der Blechtasse auf den Tisch. Der Blick war starr auf die schmutzige Fensterscheibe gerichtet. Sie besaß einen Grauschimmer. Dennoch konnte er etwas erkennen, wenn er sehr genau hinschaute.

In der Scheibe spiegelte sich nämlich die sich hinter ihm befindende Tür. Bisher hatte sie sich nicht einmal durch einen Luftzug bewegt, was sich jetzt änderte.

Die Tür wurde aufgedrückt.

Zunächst bewegte sich die Klinke dem Boden zu. Nicht das geringste Geräusch entstand dabei, auch nicht, als der Griff den Druckpunkt überwunden hatte und der Besucher die Tür aufstoßen konnte.

Frank Boysen starrte in die Scheibe.

Er sah nichts Genaues, nur eine schattenhafte Gestalt. Ein Mann, größer als er, der auf Zehenspitzen das Zimmer betrat und etwas in der Hand hielt, das nach einem Dolch oder Messer aussah.

Frank Boysen ließ den anderen einen Schritt in das Zimmer treten, bevor er die Hand hob und in die Scheibe winkte. »Sei willkommen, mein alter Freund.«

Die Gestalt zögerte. Sie war von den Worten überrascht worden. »Du hast mich also erwartet?«

»Ja. Die Anzeichen deuteten darauf hin.«

»Dann weißt du ja, dass du deinem Schicksal nicht entrinnen kannst. Heute ist Freitag, der 13. Der Mordtag.«

»Es ist mir bekannt.«

Jetzt schloss der andere die Tür. Sie fiel mit einem schnackenden Laut ins Schloss. »Und du hast keine Angst?«, wurde Boysen gefragt. »Wirklich keine Angst?«

»Wovor sollte ich mich fürchten?«

»Vor dem Tod.«

Da lachte Boysen gegen die Scheibe. »Nein, der Tod ist nicht das Ende, das weißt du doch.«

»Vielleicht irrst du dich.«

Boysen schüttelte den Kopf. »Rede nicht so viel um den heißen Brei herum. Tu es endlich!«

»Wie du willst!« Die Antwort klang endgültig, und der Killer ging noch einen Schritt vor, damit er die Distanz erreichte, die er genau brauchte.

Er hob den rechten Arm höher. Aus seiner Faust schaute etwas Längliches, Blitzendes hervor.

»Nun?«, fragte Boysen.

Da jagte die Faust nach unten. Die Klinge bohrte sich tief in den Hals des am Tisch sitzenden Mannes, und der Killer, der dicht hinter seinem Opfer stand, vernahm weder einen Schrei, noch ein dumpfes Stöhnen, sondern ein trockenes Gelächter.

So war noch nie einer seiner Opfer in den Tod gegangen.

*

Ich trauerte.

Nicht um einen Freund oder lieben Verwandten, den ich beerdigt hatte, sondern um eine Waffe.

Es war der Dolch!

Ich besaß ihn nicht mehr. In einem haarsträubenden Abenteuer war er mir abgenommen worden und war irgendwo in der fernen Vergangenheit verschollen. In einem Land, das sich Babylon nannte.

Suko und ich hatten das Abenteuer heil überstanden, doch den Dolch war ich los. 1

Dieser Fall hatte nicht nur mich lange beschäftigt, sondern auch den Geheimdienst, auf dessen Initiative eigentlich alles begonnen hatte, doch damit schlug sich mein Chef, Sir James Powell, herum. Wobei ich ihm beide Daumen drückte, dass er alles in die Reihe bekam.

Die Karten waren momentan für uns nicht gut gemischt. Zwar wussten wir Myxin wieder auf unserer Seite, dafür jedoch besaß Jane Collins den Würfel des Unheils. Was sie damit alles anstellen konnte, daran wollte ich gar nicht denken.

Zum Glück existierte Wikka nicht mehr, aber Jane würde im Spiel der höllischen Kräfte ein gewisser Joker sein, damit musste ich mich leider abfinden.

Während ich an meine verlorengegangene Waffe dachte, hatte ich Besuch bekommen. Es war Myxin, der Magier, der sich wieder einmal zeigte. Er hatte sich im Gegensatz zu der Zeit, als er auf der anderen Seite stand, sehr verändert, und wenn er mich besuchte, tat er dies nie ohne einen triftigen Grund.

Ich konnte ihm wieder voll vertrauen und hatte deshalb auch kein Blatt vor den Mund genommen. Myxin wusste, was uns widerfahren war, hatte stumm zugehört und versucht, mir Trost zuzusprechen.

»Das renkt sich schon wieder ein.«

»Aber heute nicht«, sagte ich.

»Wieso!«

Mit dem Daumen deutete ich auf den Kalender. »Wir haben Freitag, den 13., mein Lieber.«

Erstaunt schaute mich Myxin an. »Was hat das denn mit uns oder mir zu tun?«

»Kennst du die Geschichten nicht, die man sich über einen Tag wie den heutigen erzählt?«

»Nein.« Er lächelte. »Kläre mich bitte auf!«

Ich winkte ab und rollte gleichzeitig mit dem Stuhl ein Stück zurück, sodass ich die Beine auf meine Schreibtischplatte legen konnte. »Es hat keinen Sinn, dir das alles zu sagen. Es würde möglicherweise Stunden dauern. Nur so viel. Der heutige Tag ist für viele ein Pechtag.«

»Aberglaube.«

»Sage ich auch. Nur mach das mal den anderen klar, die daran glauben. Glenda Perkins zum Beispiel  …«

Ich hörte den Schrei aus dem Vorzimmer. Danach einen wütenden Fluch und jagte von meinem Sitz hoch. Kaum hatte ich die Tür aufgerissen, als ich die Bescherung sah.

Glenda Perkins hatte es geschafft und die Kanne mit Kaffee umgekippt. Die braune Brühe rahmte die Kaffeemaschine ein und war auch zu Boden geklatscht.

Glenda hatte mich nicht gesehen. Dass sie so schimpfen konnte, hätte ich nicht von ihr erwartet. »Scheiß Freitag, der 13. Mist, auch. Ich verfluche diesen Tag  …«

Erst mein leises Lachen ließ sie verstummen.

Wie eine Furie wirbelte sie herum und funkelte mich wütend an. »Da musst du auch noch lachen, wie? Von dir hatte ich nichts anderes erwartet.«

»Es war deine Schuld.«

»Nein, mein Lieber. Schau mal auf den Kalender.«

»Das ist doch Quatsch.«

Glenda schüttelte entschieden den Kopf. Ihre schwarzen Locken flogen dabei. Zornesröte stieg in ihr Gesicht, und sie war regelrecht entrüstet. »Das Datum, John. Es ist das Datum, verstehst du mich? Nur das Datum. Etwas anderes sage ich dazu nicht.«

Ich winkte ab. »Myxin wollte wissen, was es mit dem komischen Datum auf sich hat. Ich werde ihn dir schicken.« Mit diesen Worten drehte ich mich um und schrie im selben Augenblick auf, weil ich mit der Stirn gegen den Türpfosten geschlagen war. Für einen Moment sah ich Sterne und hörte hinter mir das perlende Lachen, wie es nur jemand ausstoßen konnte, der schadenfroh war. Ich drehte mich noch einmal um und hielt dabei meine Stirn.

»Wie war das noch?«, fragte Glenda. »Meine Schuld – deine Schuld. Glaubst du daran noch immer?«

»Ja.«

»Dann kann ich dir nicht helfen.«

»Doch, du kannst mir helfen.«

»Und wie?«

»Mach neuen Kaffee!«

»Nein«, erklärte Glenda mit fester Stimme. »Und wenn du auf den Knien angerutscht kommst. Heute koche ich keinen Kaffee mehr. Hast du verstanden? Keinen!«

»Was soll ich denn dann trinken?«, fragte ich ein wenig kleinlaut.

»Ich gehe gern zum Automaten und hole dir einen Becher.«

»Danke, ich habe verstanden. Ich wusste ja nicht, dass du mich vergiften willst.«

»An einem Datum wie dem heutigen ist alles möglich, mein lieber John. Darauf musst du dich einstellen.«

»Ich fürchte auch«, erwiderte ich und betrat diesmal vorsichtiger mein Büro. »Dabei hat der Tag eigentlich erst angefangen.«

»Wirst du jetzt auch abergläubisch?«, fragte Myxin mich, als ich wieder auf meinem Stuhl saß.

»Nein.«

»Dann ist es gut.«

Ich hob die Schultern. »Manchmal häufen sich schon die Zufälle. Doch um dir das anzuhören, bist du sicherlich nicht gekommen. Wo drückt denn der Schuh.«

»Im Augenblick noch nicht, aber es könnte eine Druckstelle geben.«

»Sprich dich aus.«

Myxin senkte den Blick. »Wie gesagt, einen konkreten Verdacht habe ich nicht, mein Besuch hängt möglicherweise mit den flammenden Steinen zusammen und der  …«

Ich sprang darauf an. »Was ist mit den Steinen? Sind sie vielleicht  …?«

»Nein, nein, John«, beruhigte mich Myxin. »Es ist soweit alles in Ordnung.«

»Auch mit Arkonada?«

Myxin lächelte. »Der ist tot. Oder besser gesagt, vernichtet. So nennt man es doch bei Dämonen.«

»Im Prinzip ja«, gab ich zu und dachte an die öligen Schatten, in die sich Arkonada aufgelöst hatte, als wir gegen ihn kämpften. Doch bei Schwarzblütlern war ich mir da nie so sicher. Die hatten auch nach ihrem Tod noch einen Trumpf in der Hinterhand. Bei ihnen musste man stets mit dem Schlimmsten rechnen.

Myxin wurde mit seinen nächsten Sätzen konkreter. »Auch nicht Arkonada, John. Damit du beruhigt bist. Eine andere Sache.«

»Welche?« Ich war jetzt ungeduldig geworden.

»Ich sage nur: sieben Dolche!«

Besonders die beiden letzten Worte hatten es in sich. Ich hockte auf dem Stuhl und reagierte erst überhaupt nicht. Myxin hatte, als er die Dolche erwähnte, ein brandheißes Thema angeschnitten. Diese Dolche hatten einmal Mandra Korab gehört, meinem indischen Freund. Es waren besondere Waffen, denn Mandra konnte sie gegen Dämonen einsetzen, wie ich meinen Silberdolch, den ich leider nicht mehr besaß.

Auch Mandra besaß seine Dolche nicht mehr. Man hatte sie ihm geraubt. 2 Dahinter steckte Luzifer, der Höllenherrscher und gewissermaßen der Chef des mir bekannten Asmodis. Er hatte sich der Waffen angenommen und sie irgendwohin geschleudert. Mandra Korab, Suko und ich hatten uns auf eine verzweifelte Suche nach den Dolchen begeben. Wir waren ihnen auch auf die Spur gekommen, und die Suche hatte uns fast um die halbe Welt geführt. Wir fanden einige von ihnen. Leider waren es nur vier gewesen, die restlichen drei blieben verschwunden.

Mein Freund Mandra war ziemlich deprimiert wieder nach Indien zurückgereist, da Suko und ich auch von anderen Fällen in Beschlag genommen wurden.

Die drei Dolche aber blieben verschwunden.

Ich hatte zweimal mit Mandra telefoniert. Auch ihm war es nicht gelungen, sich auf die Spur der restlichen Waffen zu setzen, trotz seiner großen Bemühungen.

Und jetzt rückte Myxin damit raus!

»Und wo hast du ihn gesehen?«

Myxin korrigierte mich. »Ich sah den Dolch nicht an einem bestimmten Platz.«

»Das verstehe ich nicht.«

»John, denk an die Totenmaske aus Atlaritis.«

Das war eine Antwort, auch wenn ich sie noch immer nicht fassen konnte. Die Totenmaske aus Atlantis gehörte zu den Waffen, die Myxin gestärkt hatten. Sie war, soviel wusste ich immerhin, ungemein stark. Durch sie konnte Myxin in die Vergangenheit schauen. Er sah gewisse Dinge, die einem normalen Menschen verborgen blieben. Ich fragte weiter.» Dann hast du die Maske aufgesetzt?«

»Ja, das ist klar.«

»Und was hast du gesehen?«

»Nicht viel, John. Ich schaute in die Vergangenheit. Das Bild war nicht klar, eine starke Magie beeinflusste es, aber ich konnte immerhin den Dolch erkennen.«

»Wo?«

»Leider war es mir nicht möglich, die Zeit zu bestimmen. Doch der Dolch muss irgendetwas mit einer Vergangenheit zu tun gehabt haben, die nicht einmal lange zurückliegt.«

»Kannst du Jahre nennen?«

»Vielleicht zehn.«

»Und wie kommst du gerade auf diese Zahl?«

»Weil ich dort eine Gestalt sah, die darauf gierte, den Dolch in die Hand zu bekommen.«

Ich verzog die Lippen. »Das ist natürlich wenig, wie du ehrlich zugeben musst. Kannst du dich genauer ausdrücken? Wie hat die Gestalt ausgesehen? Wer war sie?«

»Ein Mörder und ein Mensch.«

Ich kniff leicht die Augen zusammen. »Du sprichst von einem völlig normalen Killer?«

»So ist es.«

»Und du weißt nicht, wer es war?«

»Seinen Namen kenne ich nicht. Ich kann ihn dir wohl beschreiben. Er war groß, kräftig, muskulös. Ein sehr gewalttätiger Mensch, der schon gemordet hat. Ich spürte auch keine Gefühle, die von ihm ausgingen. Er war einfach kalt.«

Ich nickte. »Verstehe. Jetzt wäre die Reihe an mir, diesen Mann zu finden.«

»So sehe ich es.«

Ich zündete mir eine Zigarette an und drehte mich um, als Glenda das Büro betrat. Sie balancierte eine Tasse Kaffee auf dem Tablett. Ihr Blick glitt an mir vorbei. Wortlos stellte sie mir die Tasse auf den Schreibtisch.

»Aus dem Automaten?«, fragte ich, als sie hinausging.

»Nein.«

»Ich danke dir.«

Da hatte Glenda die Tür bereits geschlossen. Sie konnte es also doch nicht übers Herz bringen, mich »dürsten« zu lassen. Ich trank den Kaffee, und er war gut wie immer.

»Ja, John Sinclair, du müsstest diesen Mann finden«, gab mir Myxin recht. »Er hat mit dem Dolch zu tun.«

»Was ich wiederum nicht verstehe.«

»Da kann ich dir auch nicht helfen.«

»Hast du wirklich keinen anderen Hinweis?«, erkundigte ich mich. »Versuche es, Myxin, denke nach.«

»Es ist schwer, John.«

»Das weiß ich. Wenn dieser Mann für dämonische Zwecke eingespannt worden ist, muss er irgendwann einmal etwas mit Schwarzblütlern zu tun gehabt haben.«

Myxin ahnte, auf wen ich hinauswollte. Er sagte schnell: »Der Mafioso Costello war es nicht.«

»Schade, ich hatte gedacht, es so leicht zu haben.«

»Möglicherweise hängt er mit drin. Es muss ein Mensch gewesen sein, der der Polizei schon einmal ins Netz ging. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob der oder einem anderen.«

»Ein Massenmörder?«

»Kann sein.«

»Der wieder auf freiem Fuß ist?«

»Weiß ich auch nicht.«

»Aber er hatte den Dolch, der eigentlich Mandra Korab gehört. Oder sehe ich das falsch?«

»Nein, das ist es nicht.« Myxin lächelte. »Ich bekenne mich zur Magie. Du kannst dich ebenfalls zu ihr bekennen, aber gleichzeitig zur Technik, wenn du verstehst. Was habt ihr noch für schöne Geräte, die fast alles wissen?«

»Computer.«

»Ja, so nennt man sie wohl. Setze sie ein. Füttere sie mit Informationen  …«

»Moment«, unterbrach ich ihn und winkte ab. »So einfach geht das nicht, mein Lieber. Computer sind zwar keine Menschen, aber sie brauchen mehr Angaben, um entsprechende Informationen ausspucken zu können.«

»Ich habe dir alles gesagt. Jetzt bist du an der Reihe, John. Und beeile dich, die Zeit drängt.«

»Eine Frage noch, Myxin. Hat der Mörder schon wieder zugeschlagen? Ist er bereits aktiv geworden?«

»Ja.«

»Und wo?«

Der kleine Magier hob die Schultern. »Da bin ich leider überfragt. Er hat zugeschlagen, obwohl er es eigentlich nicht konnte. Das wollte ich dir noch mitteilen.«

»Weil er im Knast sitzt?«

Myxin bewegte sich auf die Tür zu. »Es ist möglich. Ich jedenfalls werde auch die Augen offenhalten und dich benachrichtigen, sobald ich etwas Näheres weiß.« Er sagte die Worte und ging.

Ich wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihn aufzuhalten. Myxin war ein sehr eigenwilliges Wesen, das genau den Weg ging, den es für richtig hielt. Und dabei ließ er sich auch von keinem aufhalten und dazwischenreden. So war er schon immer, so würde er auch bleiben, davon war ich fest überzeugt. Ich leerte meine Tasse und hatte sie kaum zurückgestellt, als Glenda erschien. Sie war blass geworden.

»Ist dir wieder etwas eingefallen?«, fragte ich.

»Nein, aber Myxin  …«

»Was ist mit ihm?«

»Er war plötzlich weg. Einfach verschwunden.«

Ich lächelte. »Nun ja, es ist seine Art, sich auf seltsame Weise zu verabschieden. Das darfst du nicht tragisch nehmen. Außerdem gewöhnt man sich daran.«

»Du hast gut reden«, erwiderte Glenda und wollte in ihrem Büro verschwinden. »Wann kommt Suko eigentlich?«, rief ich ihr nach. »Hat er irgendetwas gesagt?«

»Nein, er wollte nur zu einem Amt.«

»Schon gut.«

Glenda ging wieder, und ich blieb allein im Büro zurück. Natürlich dachte ich über Myxins Worte nach. Sie waren sehr rätselhaft gewesen. Für mich zur Hälfte unverständlich. Was konnte ein Wesen wie ihn bewogen haben, sich so intensiv um eine Sache zu kümmern, über die er nicht viel wusste. Da gab es eigentlich nur eine Lösung. Myxin sah eine gewisse Gefahr auf uns zukommen.

Eine Gefahr, die von einem Mörder ausging!

Nur – von welchem?

Ein paar Minuten später kam Suko, schälte sich aus seiner Jacke, grüßte und ließ sich auf den zweiten Stuhl fallen. »Alles erledigt«, sagte er und kam sofort zum Thema. »Glenda berichtete mir, dass du Besuch gehabt hast.«

»Myxin war hier.«

»Und?« Suko schaute mich gespannt an. Schließlich wusste auch er, wie es um Myxin bestellt war. Wenn der kleine Magier so plötzlich erschien, tat er das nicht ohne triftigen Grund.

Ich berichtete meinem Freund und Kollegen von den Dingen, die ich erfahren hatte.

»Das ist herzlich wenig«, sagte der Chinese.

»Der Meinung bin ich auch.«

»Und du hast keinen Verdacht?«

»Nein.«

Suko knetete sein Kinn. »Das ist seltsam«, murmelte er. »Sehr seltsam. Und ausgerechnet heute.«

»Wieso?«

Anstatt mir eine Antwort zu geben, stand er auf und holte aus der Innentasche seiner Jacke eine zusammengefaltete Zeitung hervor. Es war ein Massenblatt. »Ich las sie, als ich warten musste. Besonders den ersten Artikel.«

»Was ist damit?«

»Lies selbst, John.«

Ich faltete die Zeitung auf. Die politischen Tagesereignisse waren von einem reißerischen Artikel verdrängt worden, der in fetten Lettern auf der ersten Seite stand.

Freitag-Mordtag. Dann folgte der Bericht. Der Reporter erinnerte an ein schauriges Jubiläum. Es war auf den Tag zehn Jahre her, dass der Freitags-Mörder gefasst worden war. Ein Killer, der immer am Freitag, dem 13. tötete.

Ich überflog den Artikel, in dem der Schreiber noch einmal auf die Einzelheiten der Morde einging. Als ich die Zeitung sinken ließ, sagte ich: »Na und? Was ist damit?«

»Könnte das nicht der Gewalttäter sein, den Myxin gemeint hat? Der Freitags-Killer arbeitete auch mit dem Messer. Er stieß die Klinge jedes Mal in den Nacken eines Menschen.«

Erst jetzt begriff ich. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. In diesem Fall hatte mir auch der Durchblick gefehlt. »Verdammt, Suko, du kannst recht haben.«

»Wie immer.«

»Hör auf, Mann! Aber ich habe damals mit diesem Fall nichts zu tun gehabt, das weiß ich genau. Außerdem warst du noch nicht in London.«

»Stimmt, das war kurz zuvor. Aber Bill Conolly.«

Ich schlug auf den Schreibtisch. »Richtig. Dein Gedächtnis hat dich nicht im Stich gelassen. Bill war tatsächlich da, und er hatte auch über den Killer geschrieben.« Ich schüttelte den Kopf. »Woher weißt du das alles?«

»Wir sprachen einmal darüber.«

»Ich. bewundere dein Erinnerungsvermögen.«

Suko winkte ab. »Das macht nichts. Im Gegensatz zu dir bin ich im Training.«

»Dann kannst du mir ja sagen, wie es weitergehen soll.«

»Das werde ich auch. Der Kerl muss doch noch sitzen, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Fahren wir in das Zuchthaus und sehen ihn uns mal an.«

»Einverstanden.« Ich schielte auf das Telefon und überlegte, ob ich uns anmelden sollte. Ich ließ es bleiben. Die überraschenden Besuche waren immer die besten.

Wo dieser Killer einsaß, war sehr leicht herauszufinden. Möglicherweise liefen wir auch einer falschen Spur nach. Wer konnte das schon wissen. Immerhin war es besser, ihr nachzulaufen, als überhaupt nichts zu tun. Myxins Worte hatten mich doch ziemlich aufgeschreckt.

*

Er hatte den Dolch tief in den Nacken gestoßen. Bei der Tat hatten seine Augen geleuchtet, doch als er das Lachen vernahm, breitete sich Schrecken in seinem Blick aus, und er zuckte zurück, wobei er die Waffe im Hals steckenließ.

Der Killer fürchtete sich plötzlich. Er hatte einige Morde auf sein Gewissen geladen, aber nie hatten die Opfer so reagiert wie dieser Mensch hier. Sie alle hatten eine schreckliche Angst gehabt und bis kurz vor ihrem Tode noch um Gnade gefleht, die der Mörder nie kannte. Er wollte töten, er hatte es gebraucht.

Und jetzt dieses Lachen.

Die Pranken zitterten. Als Hände konnte man diese Schaufeln schon nicht mehr bezeichnen. Ihm wurde plötzlich klar, dass er eine Figur in einem Spiel war, das er keinesfalls durchschaute. Man hatte ihn benutzt und ihm einiges versprochen, wovon ein Teil schon gehalten worden war, denn er befand sich in Freiheit.

Und er hatte getötet!

Noch immer starrte er auf die Leiche. Der Oberkörper des Toten war nach vorn gesunken. Sein Kopf hatte die Bewegung ebenfalls mitgemacht, sodass die Stirn jetzt auf der Tischplatte lag. Die Arme baumelten an beiden Seiten des Körpers herab, und aus dem Nacken ragte der Griff. Es war eine seltsame Waffe, die ihm da in die Hand gespielt worden war. Als er sie zum ersten Mal hielt, hatte er das Gefühl bekommen, als würde Leben in ihr stecken.

Die Klingen bestanden aus Stahl, aber sie glänzten nicht, wie es bei normalen Messern der Fall war. Die Farbe konnte man als schwarz bezeichnen. Tiefschwarz, wie eine Welt ohne Licht. Anders der Griff. Er leuchtete rot, und in seinem Innern bewegte sich etwas. Es erinnerte den Mörder an geronnenes Blut, hatte auch Schlieren gebildet, die nie ruhig bleiben konnten. Diese Waffe also hatte ihm geholfen, in die Freiheit zu gelangen. Begreifen konnte er es noch immer nicht, und er schluckte ein paar Mal, um das würgende Gefühl aus seiner Kehle zu bekommen.

Der Kloß ließ sich einfach nicht vertreiben. Er hing auf halbem Weg zwischen Kehle und Magen fest. Dort hatte er einen festen Klumpen gebildet.

Der Mörder bezeichnete sich selbst als abgebrüht, als Mann ohne Nerven, der bei seinen Opfern kein Erbarmen gekannt hatte. Als Freitags-Killer war er in die Kriminalgeschichte des Landes eingegangen, und auch der inzwischen zehnjährige Aufenthalt im Zuchthaus hatte daran nichts geändert. Er wollte weitertöten, er würde weitertöten, wenn man ihm die Gelegenheit dazu gab.

Wie jetzt!

Aber so etwas war ihm noch nie passiert, und zum ersten Mal spürte er Furcht. Er war kein schlauer Mensch, sein Intelligenzquotient lag weit unter dem Durchschnitt, dennoch ahnte er, dass er sich auf eine Sache eingelassen hatte, die unter Umständen einige Nummern zu groß für ihn geworden war. Denn was er bei seinem Opfer erlebt hatte, war nicht normal.

Tief atmete er durch. Am liebsten hätte er die Küche fluchtartig verlassen, doch er dachte an seinen Auftrag. Er musste sein Opfer noch wegschaffen.

Zögernd ging er vor, bis er dicht Hinter dem Stuhl stand, auf dem der Tote noch immer lag. Langsam streckte er seine Hand aus. Die dicken Killerfinger zitterten, als sie sich der im Hals des Mannes steckenden Waffe näherten. Mit einem Ruck wollte er den Dolch aus dem Nacken des Opfers ziehen, wie er es früher immer getan hatte. Doch kaum berührte seine Hand die Waffe, als ihn der Schlag erwischte.

Der Mörder begann zu schreien. Er war zurückgezuckt, hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt, den Mund weit aufgerissen und brüllte wie am Spieß. Er konnte sich einfach nicht mehr halten. Da hatte ihn eine Kraft getroffen, für die er keine Erklärung besaß. Bis zur Wand torkelte er, fiel dagegen und erholte sich nur langsam. Als er auf seine rechte Hand schaute, bekam er den nächsten Schreck.

Die Haut auf der Hand war dunkler geworden. Hielt er beide nebeneinander, so war dies sehr deutlich zu sehen.

Mit der Linken wischte er sich über die Stirn. Ihm war überhaupt nichts mehr klar. Er kam sich vor wie die Maus in der Falle und sehnte sich in diesem Augenblick nach seiner Zelle. Dort kannte er alles, da überraschte man ihn nicht mit Dingen, wie er sie hier erleben musste.

Dennoch blieb er.

Man hatte ihm einen Auftrag gegeben, und den wollte er durchführen. Koste es, was es wolle.

Dennoch verspürte er Angst, als er auf den Toten zuging. Dicht dahinter blieb er stehen, streckte seinen Arm aus und war darauf gefasst, wieder diesen Schlag zu bekommen.

Das geschah nicht. Der Killer konnte seine Hände unter die Achseln der Leiche legen und sie von der Stuhlfläche anheben. Dabei bewegte er sie zu heftig, denn der Stuhl kippte um. Die Beine der Leiche schlugen wie zwei Pendel gegen die Kante der Sitzfläche, das war dem Mörder egal. Um so etwas brauchte er sich nicht zu kümmern.

Der Mörder bückte und drehte sich dabei so stark, dass er den Toten auf seine Schulter wuchten konnte. So verließ er die kleine Küche. Er musste zurück in den Schlafraum seines Opfers, denn dort sollte der letzte Teil des Dramas erfolgen.

Mit dem Fuß drückte er die Schlafzimmertür nach innen. Die Helligkeit störte ihn ein wenig, aber es war zum Glück niemand da, der ihn hätte sehen können.

Vor dem Sarg blieb er stehen. Er überlegte, ob er den Toten einfach hineinwerfen sollte, das wollte er aber nicht. Irgendwie fürchtete er sich davor, so bückte er sich, ließ die Leiche von seiner Schulter rollen und fing sie mit den halbausgestreckten Armen auf, sodass sie dort liegen blieb. Einen Moment zögerte er noch, schaute den Toten an und erlebte den zweiten Schock innerhalb kurzer Zeit.

Er konnte die Leiche nicht mehr halten. Sie rutschte von seinen Armen und fiel genau in den Sarg.

Die Totenkiste erzitterte unter dem Druck. Fast wäre sie noch gekippt. Das wäre dem Mörder auch egal gewesen. Er hatte nur Augen für das Gesicht des Toten.

So etwas war ihm noch nie untergekommen.

Die Haare hatten die gleiche grauweiße Farbe behalten. Im Gegensatz zur Haut.

Sie erstrahlte in einem giftigen Grün!

*

Zuerst dachte der Täter an einen Traum. Einbildung vielleicht, denn das hatte er noch nie erlebt. Da tötete er einen Menschen, und dessen Haut verfärbte sich nach dem Ableben innerhalb von Minuten. Es war unwahrscheinlich, unmöglich. So schnell konnte sich ein toter Mensch nicht verändern.

Bei dem Wort Mensch hakte etwas im Gedankenapparat des Mannes. Er wollte mit einem Mal nicht mehr glauben, dass ein Mensch vor ihm lag. Nein, das war kein Mensch, sondern ein anderes Wesen, das nur so aussah. Ein Körper, Arme und zwei Beine, dies alles deutete zwar auf einen Menschen hin, doch man konnte sich auch täuschen. Dieser Typ war ein Monstrum, das nur menschliche Züge angenommen hatte.

Und der Dolch steckte noch immer im Hals. Durch den Druck war er noch tiefer hineingetrieben worden, sodass der Killer an der Vorderseite einen roten Punkt entdeckte.

Die Spitze der Waffe, die wieder hervortrat.

An Blut konnte und wollte er nicht glauben, denn auch bei der Tat selbst hatte er keinen Tropfen Blut gesehen. Diese Person besaß wahrscheinlich gar keines.

Er knetete seine Wangen. Die Zähne klapperten aufeinander, so groß war die Furcht geworden. Instinktiv erfasste der Killer die Tatsache, dass er es hier mit Dingen zu tun hatte, für die er keine Erklärung finden konnte. In dem Spiel mischten unbegreifliche Kräfte mit, die ihn nur als Werkzeug ausgesucht hatten.

Er stand vor dem Sarg, während ein Schauer nach dem anderen über seinen Rücken jagte und sich die Gänsehaut auch auf sein Gesicht legte. Den Mund wollte er geschlossen halten, was ihm nicht gelang, denn ein heiseres Stöhnen drang über seine Lippen. Er begriff es einfach nicht. Das war alles zu hoch für ihn.

Der Mörder öffnete und schloss die Fäuste. Dabei räusperte er sich die Kehle frei und sprach die Leiche an, ohne es eigentlich zu wollen. »Wer  … wer bist du, verdammt?«

Nie im Leben hätte er mit einer Antwort gerechnet. Dass er sie trotzdem bekam, erschreckte ihn zutiefst.

»Ich komme aus einer anderen, fernen Welt!«, hörte er die dumpfe Stimme der Leiche. »Du hast getan, was getan werden musste. Du wirst den Befehlen der anderen folgen. Wir haben dich ausgesucht. Du wirst  …«

»Neiinnnn!« Der Killer begann zu schreien, bis er die Hände vor sein Gesicht schlug. Durch die gespreizten Finger schaute er schräg nach unten in den offenen Sarg, wo die sprechende Leiche auf dem Rücken lag und sogar mit den Augen blinzelte.

Er sah die Pupillen.

Sie leuchteten ebenfalls in diesem schockartigen Grün, und seine Furcht steigerte sich noch mehr. Im Zuchthaus hatte er sich auf die Gegebenheiten einstellen können, da kannte er die Wärter, wusste, wo ihre Stärken und Schwächen lagen, doch hier hatte er es mit Kräften zu tun, die er nicht überblicken und kontrollieren konnte.

Das waren Mächte einer anderen Welt, die mit dem Tod spielten und ihn manipulierten.

Welch ein Horror!

Zum ersten Mal in seinem Leben empfand der Killer Angst. Und er wusste, dass dieses Spiel noch nicht beendet war, denn der Tote bewegte sich. Sehr deutlich sah er dessen Gesicht, in dem die Haut sich nicht nur farblich verändert hatte, sondern auch von ihrer Struktur her. Sie war einfach dicker geworden und schob sich wie kleine Plättchen übereinander. Das war für ihn auch ein Rätsel.

So konnte einfach kein Mensch aussehen, das musste ein Monstrum sein. Vielleicht sogar aus dem Weltall. Früher hatte man immer von den grünen Männchen gesprochen. So etwas schien es tatsächlich zu geben, wie an dieser Leiche zu erkennen war.

Der »Tote«, richtete sich auf. Dies geschah mit einer geschmeidigen Bewegung. Überhaupt nicht abgehackt, wie der Killer es aus Filmen kannte, die hin und wieder liefen. Der Grüne schien nicht tot zu sein.

Der Dolch steckte noch immer in seinem Hals. Es schien dem anderen unangenehm zu sein, denn Frank Boysen reckte sich, fasste über seine Schulter und zog die Waffe hervor. Er hielt sie in der Hand und lächelte den Killer an.

Der schüttelte den Kopf. Er lachte sogar dabei, doch es war ein unechtes Lachen, mehr aus der Angst geboren.

»Es ist noch nicht beendet«, flüsterte Boysen. »Nein, es fängt erst an. Und du, Killer, wirst mitspielen. Hast du verstanden?«

Der Freitags-Mörder nickte. Er sah noch, wie die Gestalt aufleuchtete und dabei der Sarg in einem seltsam grünen Licht erstrahlte. Danach war alles anders …

*

Das Züchthaus lag auf dem Land!

Wir fuhren in einen wunderschönen Frühlingstag hinein, und der Himmel zeigte eine klare Bläue.

Irgendwann fiel mir etwas ein. Ich fragte Suko danach. »Hör mal, wie heißt der Typ eigentlich?«

»Moment.« Mein Freund überlegte, während ich mich auf das Fahren konzentrierte. Viel war nicht los, deshalb fielen mir besonders die zahlreichen Streifenwagen auf, die patrouillierten. Da musste irgendetwas geschehen sein, das so gar nicht in die frühlingshafte Ruhe hineinpassen wollte. Zur linken Seite hin lagen Felder. Das Korn wuchs bereits, doch über den Halmen sah ich hin und wieder das Dach eines der Streifenwagen, die durch die Gegend fuhren.

Ich machte Suko darauf aufmerksam.

»Ist mir auch schon aufgefallen. Ich kann dir keinen Grund nennen. Schalt mal auf die Polizeifrequenz.«

Das tat ich auch. Verstehen konnten wir trotzdem nichts, denn die Beamten nutzten zur Verständigung einen Zerhacker. Das war natürlich Pech. Mich beunruhigten die Wagen, und ich behielt sie auch im Auge.

»Der Killer hieß Zack Yvon!«, sagte Suko plötzlich.

Ich nickte.

Wir hätten uns eigentlich mit Bill Conolly in Verbindung setzen sollen«, meinte Suko. »Wenn jemand Bescheid weiß, ist er es.«

»Das machen wir nach unserem Besuch.«

»Meinetwegen.«

Ich wollte nicht schon jetzt die Pferde scheu machen. Sollte sich alles als Finte herausstellen, waren wir die Blamierten und konnten zusehen, wo wir blieben. Lieber zunächst vorsichtig sein, als voll in die Sache hineinzugehen.

Wir durchquerten einen kleinen Ort, zu dem das Zuchthaus gemeindemäßig zählte. Die Straße wurde enger, wir fuhren langsamer und sahen auch in der Ortschaft einen Polizeiwagen. Die Insassen schauten unserem Bentley skeptisch nach, als wir vorbeirauschten.

Am Ausgang des Dorfes kamen wir nicht mehr weiter. Dort stand ein Wagen quer auf der Fahrbahn und versperrte den Weg. Ein uniformierter Kollege winkte mit der Kelle.

Ich ging vom Gas und ließ den Bentley allmählich ausrollen. Dicht vor den Fußspitzen des Mannes stoppte ich.

Der Polizist schlenderte herbei, während ich die rechte Seitenscheibe nach unten fahren ließ.

»Darf ich Ihre Papiere sehen, Sir?«, fragte mich der Mann.

»Gern, aber was ist geschehen?«

»Bitte, die Papiere!«

Der Mann wollte nicht mit der Sprache heraus. Ich zückte meine Brieftasche, holte aber keinen Führerschein hervor, sondern den Sonderausweis, mit dem ich ausgestattet bin. Als der Polizist ihn las, lief er leicht rot an, nickte und salutierte.

»Sie möchten zum Zuchthaus, Sir?«

»Ja, aber was ist geschehen?«

Der Beamte fühlte sich wohl auf den Arm genommen, wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig deutete. »Sie  … Sie wissen es nicht, Sir?«

»Nein!«

»Aber weshalb  …?«

»Sagen Sie es uns«, unterbrach Suko die Rede des Mannes. »Wir haben nicht viel Zeit.«

»Am Morgen ist ein Gefangener verschwunden, Sir. Ausgebrochen.«

Suko und ich tauschten einen Blick. »Meinen Sie Zack Yvon?«, tippte ich.

»Genau, Sir!«

Diesmal wurde der Blick länger, den Suko und ich wechselten. Das war ein Hammer, mit dieser Nachricht hätten wir nicht gerechnet. Der Killer war also frei.

Dann viel Spaß! dachte ich.

»Können Sie Näheres sagen?«, fragte Suko. »Wie ist es passiert, wie waren die Umstände?«

Der Beamte legte sein Gesicht in bedauernde Falten. »Da kann ich Ihnen nicht helfen, Sir. Sie müssten sich schon mit dem Zuchthausdirektor, Mr. Janssen, in Verbindung setzen.«

»Danke, das werden wir.«

Ich konnte fahren und lancierte den Bentley an dem Streifenwagen vorbei, der ein Stück zur Seite gerollt war.

Suko schüttelte den Kopf. »Also damit hätte ich wirklich nicht gerechnet«, kommentierte er das Gehörte.

»Die Spur scheint heiß zu sein.«

»Und wird bestimmt noch heißer.«

Wir sahen die ersten Hinweisschilder, die den direkten Weg zum Zuchthaus markierten.

Schon bald tauchte das Gebäude aus dem Grün der Landschaft auf. Auch im Frühling sah der Kasten abweisend und grau aus. Ich mochte keine Zuchthäuser. Zwar bekam ich keine Gänsehaut, wenn ich sie sah, doch ein unangenehmes Gefühl war immer vorhanden. Vielleicht kam es daher, weil ich schon in einem Zuchthaus gesessen hatte. Freiwillig versteht sich. Sogar Dartmoor kannte ich von innen.

Die Straße wurde breiter und lief in die Zufahrt aus, die vor einer hohen Mauer endete. Ich sah Stacheldraht auf ihrem Rand, Wachttürme und auch eine elektronische Überwachungsanlage. Auf dem ersten Blick wirkte der Komplex ausbruchsicher. Dennoch hatte es Zack Yvon geschafft, von hier zu verschwinden. Wir würden erfahren, wie es dazu gekommen war. Den Bentley stellte ich dort ab, wo auch andere Wagen parkten. Dann stieg ich aus. Suko schlug die Beifahrertür zu, und wir gingen dorthin, wo sich neben dem geschlossenen Haupttor ein wesentlich kleineres befand, durch das die Gefangenen schritten, die in die Freiheit entlassen wurden.

Das Tor war verschlossen. Wir sahen eine Klingel, schellten, und hörten eine fragende Stimme.

Wir nannten unsere Namen und Berufsbezeichnungen.

»Bitte halten Sie Ihre Ausweise gegen die Kamera.«

So ein Ding hatten sie also auch. Ich sah das elektronische Auge in der Mauer. Wir kamen der Aufforderung nach, es dauerte ein wenig, dann wurde geöffnet.

Schon standen wir auf dem Hof und sahen auch die drei Rückseiten der im offenen Karree stehenden Gebäude. Graues Mauerwerk, vergitterte Fenster, bleiche Gesichter, die sich von innen gegen die Stäbe pressten und auf die im Hof parkenden Limousinen schauten.

Es gab auch so etwas wie eine Portierloge. Sie steuerten wir an. Vier Männer hielten sich dort auf. Drei von ihnen trugen Uniformen, der Vierte schaute uns fragend an.

Ich musste nach unten sehen, denn der Knabe mit der dunklen Hornbrille auf dem Nasenrücken war kleiner als wir.

»Wir möchten gern zu Mr. Janssen.«

»Das bin ich.«

»Fantastisch, dann sind wir ja richtig.« Ich reichte ihm die Hand und stellte mich dabei noch einmal vor.

Auch Suko tat es. Überraschenderweise besaß Janssen einen sehr festen Händedruck, wenn sich auch auf der Handinnenfläche Schweiß angesammelt hatte. »Darf ich den Grund Ihres Besuchs erfahren, Gentlemen?«

»Es geht um Zack Yvon.«

Er strich über sein schütteres Haar, das gescheitelt auf dem Kopf lag. »Ich habe es mir denken können, aber Sie kommen um einige Stunden zu spät oder zu früh.«

»Wie soll ich das verstehen?«

»Es liegt auf der Hand, Mr. Sinclair. Zu spät deshalb, weil sie den Ausbruch nicht verhindert haben und zu früh, weil wir Yvon noch nicht wieder einfangen konnten.«

»Sie rechnen aber damit?«

»Ja. Die Straßen sind abgeriegelt. Er kann überhaupt nicht entkommen.«

»Da wäre ich mir nicht so sicher«, meinte Suko. »Wer diese Sicherheitsanlagen überwindet, schlägt sich auch nach London durch. Davon sollten Sie ausgehen.«

»Sie machen mir vielleicht Mut.«

Ich wechselte das Thema. »Wie ist es denn abgelaufen?«

Der Zuchthausdirektor zog ein noch betrübteres Gesicht und hob die Schultern. »Niemand weiß etwas.«

»Auch nicht Ihr Wachtpersonal?«

»Nein.«

»Das ist unmöglich«, sagte Suko. »Haben die Leute vielleicht geschlafen?«

Janssen warf meinem Partner einen scharfen Blick zu. »Hier schläft niemand, Mister, das sollten Sie sich merken. Ich weiß selbst, dass wir vor einem Rätsel stehen. Mit dem normalen Menschenverstand ist es nicht zu lösen. Als der zuständige Wärter am Morgen in die Zelle schaute, war sie leer. Keine Spur von Zack Yvon.«

»Und außerhalb des Zuchthauses?«

»Haben wir auch nichts entdeckt!«

Ich deutete durch die Sichtscheibe nach draußen. »Wie kann er denn über die Mauer gekommen sein?«

Aus dem Hintergrund meldete sich einer der Männer. »Vielleicht ist er geflogen.«

»Machen Sie keine Scherze, Madstone«, fuhr ihm Janssen in die Parade. »Der Fall ist traurig genug.« Er wandte sich wieder an uns. »Wir hatten jahrelang keinen Ausbruch. Vor allen Dingen nicht nach der Renovierung, als wir die Sicherheitsanlagen auf den modernsten Stand brachten. Es ist mir einfach unbegreiflich, wie so etwas geschehen konnte. Tut mir leid, ich komme da nicht mit.«

Auch ich hatte mir die Worte des Mannes durch den Kopf gehen lassen. Nach menschlichem Ermessen war eine Flucht aus dem Zuchthaus unmöglich. Dennoch hatte Zack Yvon den Komplex verlassen können. Wer half ihm dabei? Außer Suko wäre von den mich umstehenden Männern keiner auf die Idee gekommen. Ich aber dachte sofort an schwarze Magie. Für mich gab es keine andere Möglichkeit. Zudem hatte mich Myxin gewarnt, und wo er auftauchte, war Magie mit im Spiel.

»Könnten wir denn die Zelle des Gefangenen einmal sehen?«

Janssen hob die Schultern. »Sie werden nichts finden. Was hätte das für einen Grund?«

»Trotzdem.«

»Wenn Sie darauf bestehen.«

»Ja.«

Bevor wir gingen, traf über Funk noch eine Meldung ein. Man hatte vieles gefunden, von einer ausgerissenen Katze bis hin zum Penner und einigen Jugendlichen, die Haschisch bei sich trugen, aber Zack Yvon war nicht gefasst worden.

»Der ist schon in London«, befürchtete Janssen.

Ich gab keinen Kommentar. Auch Suko hielt sich zurück. Dafür gingen wir. Auf und über den Hof brauchten wir nicht, denn es gab von der Portiersloge eine Verbindungstür, die in einen seitlichen Komplex des Zuchthauses führte.

Gänge und Türen. Das hohle Klingen der Schritte, die großen Galerien mit den Innenhöfen, das alles war mir bekannt, das widerte mich auf gewisse Weise an.

Türen über Türen. Die meisten verschlossen. Dahinter Menschen, Schicksale. Manchmal hörten wir auch Stimmen. Einige unter ihnen klangen verzweifelt. Sie wollten raus, wie eben Zack es ihnen vorgemacht hatte.

Der Direktor merkte mir die Betroffenheit an. Er hob die Schultern und sagte: »Vergessen Sie nie, Mr. Sinclair, dass hier nur Schwerverbrecher untergebracht sind. Mörder und  …«

»Aber auch Menschen.«

»Das stimmt.«

»Ich kenne viele Tiere, die besser als Ihre Gefangenen behandelt werden, Sir.«

»Das kann ich mir vorstellen. Auch unsere Mittel sind begrenzt. Ich meine die finanziellen.«

Leider war es so.

Janssen besaß einen Universalschlüssel. Er klimperte damit am Gitter entlang und sagte: »Yvon war in einem besonderen Trakt untergebracht. Er lebte in einer Einzelzelle.«

»Gab es dafür einen Grund?«, fragte Suko.

Janssen antwortete, während er die Tür aufschloss. »Und ob es den gab, meine Herren. Schließlich hatten wir es mit einem mehrfachen Mörder zu tun.«

»Der sich nicht besserte?«

Er schaute uns erstaunt an, als er die Tür öffnete. »Nein, gebessert hat er sich nicht.«

Das war auch kaum möglich in diesem kleinen Trakt, in dem sich die zehn Einzelzellen befanden. Sie lagen sich praktisch gegenüber. In dem Geviert stand ein Tisch, an dem normalerweise Tag und Nacht ein Wärter hockte. Jetzt waren Tisch und Stuhl verwaist.

»Sind alle Zellen belegt?«, wollte ich wissen.

»Nur drei.«

Vor der Tür, die dem Eingang gegenüberlag, blieben wir stehen. Ich wusste nicht, aus welchem Material sie genau bestand, jedenfalls zeigte sie eine Haut aus Stahl. Ein Guckfenster, das von außen hochgeklappt werden konnte, war ebenfalls vorhanden.

Der Zuchthausdirektor schloss auf. »Aus dieser Zelle ist er entkommen. Unmöglich, sage ich jetzt noch.«

Sekunden später schauten wir in die enge, muffig riechende Zelle mit dem schmalen Fenster. Die Toilette war ohne Deckel, das Waschbecken, das Lager, der Tisch, der Stuhl und die mit Zeitschriften beladenen Regale an den Wänden waren uralt.

Das alles empfand ich noch als normal. Als nicht normal sah ich nach den Ereignissen den Mann an, der auf der Bettkante hockte und uns entgegengrinste.

Zack Yvon!

*

Suko stand rechts von mir, der Zuchthausdirektor an der anderen Seite. Während der Chinese und ich zwar auch überrascht waren, fiel Janssen fast in Ohnmacht. Ich hörte seinen röchelnden Laut, sah ihn bleich werden und wanken.

Rasch stützte ich ihn ab.

»Fühlt er sich nicht wohl, der kleine Pinscher?« Diese Frage hatte Yvon gestellt. Er grinste breit und weidete sich an unserem Erstaunen.

Wir reagierten nicht auf die provozierende Bemerkung des Mannes. Suko ließ den Gefangenen nicht aus den Augen, während ich Janssen gegen die Tür lehnte. Dort blieb er stehen und holte ein paarmal tief Luft. Der Anblick hatte ihn geschockt. Sein Gesicht erinnerte mich in der Farbe an frisches Schmalz. Nur mühsam erholte er sich, während Yvon grinsend auf der Bettkante hockte, wobei er ein Bein über das andere schlug und sich zurücklehnte, bis er mit dem Rücken die Wand berührte. »Was verschafft mir eigentlich die Ehre des Besuchs. Sie haben sich doch bei mir nie blicken lassen, Janssen.«

»Das war auch nicht nötig.«

»Aber jetzt, wie?«

»Ja, Yvon.«

»Und weshalb kommen Sie mich besuchen?«

Wir mischten uns zunächst einmal nicht ein, sondern überließen dem Hausherrn die Initiative. »Wo haben Sie gesteckt, Yvon?«

Der Freitags-Mörder drückte seinen Oberkörper wieder nach vorn. Wie meinen Sie das?«

»Sie waren am heutigen Morgen beim ersten Kontrollgang nicht in der Zelle.«

»Wo sollte ich gewesen sein?«

»Das möchte ich gern von Ihnen wissen.«

Zack Yvon lachte. Und dieses Lachen zeigte uns an, wie köstlich er sich über uns amüsierte. »So etwas Verrücktes habe ich noch nie gehört. Ich war seit dem heutigen Morgen hier in der Zelle. Fragen Sie doch Ihre Schinder?«

»Die Wärter haben Sie nicht gesehen. Auch als ich kam, waren Sie nicht anwesend.«

»Dann seid ihr alle blind!«

Der Zuchthausdirektor warf mir einen Hilfe suchenden Blick zu, sodass ich mich genötigt sah, einzugreifen. »Raus mit der Sprache! – Yvon, was ist wirklich passiert?«

Er verengte die Augen und nickte in meine Richtung. »Wer bist du denn, Macker?«

»Oberinspektor Sinclair von Scotland Yard. Das ist mein Kollege Suko.«

»Greift ihr jetzt auf Chinks zurück?«

Suko schluckte die Beleidigung, ohne ein Wort zu sagen. Nur in seinen Augen blitzte es für einen Moment gefährlich auf.

Dieser Typ da auf dem Bett gab sich irgendwie zu sicher. So wie er reagierte kein Mensch, falls er nicht noch einen Trumpf in der Hinterhand hielt. Yvon schien ihn zu haben, nur rückte er damit nicht heraus.

Er sah wirklich aus, wie man sich den Gewaltverbrecher vorstellte. Ich kannte Killer und Mörder, denen sah man die Taten nicht an. Bei Yvon war das etwas anderes. Seine Gestalt war kompakt. Sehr muskulös, er schien Probleme nur mit der reinen Kraft zu lösen. Darauf deuteten auch die Hände mit den dicken Fingern hin. Einen Hals besaß er kaum, dafür einen wuchtigen Rammschädel. Das Haar war dunkel. Er trug es sehr kurz geschnitten und leicht gekräuselt. Scharf sprang die halbrunde Nase aus seinem Gesicht hervor. Mit ihrer Spitze befand sie sich fast auf der gleichen Höhe mit der wulstigen Oberlippe. Das Kinn war klein, wirkte trotzdem eckig. Wie bei fast allen Gefangenen zeigte auch seine Haut den berühmten Grauschimmer der Zuchthäusler. Die Augen waren dunkel, klein, und die Pupillen blickten stets lauernd und tückisch.

Ein unangenehmer Zeitgenosse, der von einem Richter lebenslang hinter Gitter geschickt worden war. Er saß auch in seiner Zelle, doch vor einigen Stunden war dies nicht der Fall gewesen.

»Wie sind Sie hier herausgekommen, Yvon?«

»Verdammt, ich war hier.«

»Das glaube ich Ihnen nicht.«

»Beweis mir das Gegenteil, Bulle!«

»Wahrscheinlich werde ich das.«

Bei seiner Antwort klang die Stimme provozierend. »Wie denn? Wie willst du das schaffen?«

»Stehen Sie auf!«

»Und wenn nicht?«

»Werden wir Sie zwingen, Yvon«, erwiderte ich hart. »Sie sollten jetzt keine Ausflüchte versuchen. Sie würden Ihnen schwerlich bekommen. Ich rechne sogar damit, dass Sie Trümpfe in der Hinterhand halten, aber vertrauen Sie nur nicht zu sehr darauf, das könnte nämlich leicht ins Auge gehen. Auch Schwarze Magie ist nicht allmächtig.«

Ich hatte den letzten Satz bewusst hinzugefügt und lauerte auf die Reaktion des Zuchthäuslers. Yvon war zusammengezuckt. Kurz nur, von mir und Suko nicht zu übersehen, während Janssen wahrscheinlich gar nicht richtig hingehört hatte.

»Wie kommst du denn auf Schwarze Magie, Bulle?«

»Weil ich mich damit beschäftige, ganz einfach.«

»Das ist lächerlich.«

»Stehen Sie auf!« Ich war ziemlich dicht an ihn herangetreten und blickte ihm starr ins Gesicht. Er hielt diesem stechenden Blick nicht stand, hob die Schultern und stemmte sich in die Höhe. »Gern mache ich es nicht, Bulle, aber ich will euch von meinen friedlichen Absichten überzeugen und auch davon, dass ihr euch auf einem Irrweg befindet.«

»Das wird sich noch herausstellen«, erklärte ich. Während des ersten Gesprächs hatte ich mir den Mann genau angesehen. Wirklich vom Kopf bis zum Fuß, und mir war an ihm etwas aufgefallen.

Die Hände!

Als er stand, stellte ich fest, dass er meine Größe besaß. Zudem war er breiter in den Schultern und wirkte angsteinflößend.

Er zog seine dicken Lippen in die Breite und fragte: »Wie soll es jetzt weitergehen?«

»Zeigen Sie mir Ihre Hände!«

Er lachte roh. »Wieso?«

»Machen Sie schon!«

»Nein.« Demonstrativ versteckte er seine Arme hinter dem Rücken. Dabei trat ein gefährliches Glitzern in seine Augen, das auch Suko bemerkt hatte, denn ich hörte seine zischend gesprochene Warnung. »Pass auf, John, der macht  …!«

Zack Yvon ließ den Chinesen nicht zu Ende sprechen. Er griff mich hart und unfair an. Nicht mit den Händen, sondern mit dem Knie, das er plötzlich hochriss.

Der Ausdruck in seinen Augen hatte mich gewarnt. Deshalb war ich nicht so unvorbereitet und drehte blitzschnell ab. Das Knie hätte mich entscheidend treffen sollen. Durch die Drehung jedoch verfehlte es mich und streifte meinen Oberschenkel.