John Sinclair Großband 36 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Großband 36 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!

Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.
Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.

Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 351 - 360.

Jetzt herunterladen und losgruseln!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 1409

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Jason Dark
John Sinclair Großband 36

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2015 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2023 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covermotiv: © Vicente B. Ballestar

ISBN: 978-3-7517-4712-7

www.bastei.de

www.sinclair.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

John Sinclair Großband 36

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

John Sinclair 351

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Zwei Schwerter gegen die Hölle (2. Teil)

John Sinclair 352

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Hemators tödliche Welt (3. Teil)

John Sinclair 353

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Flucht vor dem Grauen (4. Teil)

John Sinclair 354

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Gruft der wimmernden Seelen

John Sinclair 355

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Die Bande der Nachzehrer

John Sinclair 356

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Die Frau, die zweimal starb (1. Teil)

John Sinclair 357

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Die Treppe der Qualen (2. Teil)

John Sinclair 358

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Das Gespenst aus dem Hexenforst

John Sinclair 359

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Meine Henkersmahlzeit

John Sinclair 360

Cover

John Sinclair – Die Serie

Impressum

Die Rache des Kopflosen

Guide

Start Reading

Contents

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin Verantwortlich für den Inhalt E-Book-Produktion: Jouve

ISBN 978-3-8387-3112-4

www.bastei-entertainment.de www.lesejury.de www.bastei.de

Zwei Schwerter gegen die Hölle (2. Teil)

Es war ein Wahnsinn!

Da standen zwei Eiserne Engel in der Leichenhalle, der eine mitten im Raum, der andere hatte seinen Platz an der Tür gefunden.

Aber wer war der echte? Waren vielleicht beide echt?

Ich wusste es wirklich nicht. Wie eine Figur aus einem Spielzeugladen kam ich mir vor, als ich in der Leichenhalle stand und vom Gang her noch das schrille Lachen des Halbbluts Leila hörte, meiner unfreiwilligen Begleiterin.

Auch sie begriff das Phänomen der zwei Eisernen nicht. Einer der beiden hatte ja versucht, mich zu töten. Und zwar der, der mitten in der Leichenhalle stand. Es war für mich ein schlimmer Schock gewesen, als ich waffenlos gegen ihn antreten musste, und ich hatte bisher unwahrscheinliches Glück gehabt, dass es mir gelungen war, den Schwerthieben zu entgehen.

Schließlich war der zweite Eiserne Engel erschienen und hatte den Ersten durch seinen Ruf gestoppt.

Vorläufig  …

Ich spürte in meinem Magen ein seltsames Brennen. Vielleicht produzierte er zu viel Säure, aber nach dieser Überraschung war es eine natürliche Reaktion. Das war einfach verrückt.

Es konnten höchstens ein Dutzend Sekunden nach dem Auftauchen des zweiten Eisernen Engels vergangen sein, und noch immer hatte sich nichts getan.

Die beiden starrten einander an. Still war es geworden, auch mein heftiger Atem hatte sich allmählich beruhigt. Ich spürte wieder die dumpfe Schwüle in der Leichenhalle, die sich wie dichte Watte über mich gelegt hatte. Es fiel mir sogar schwer, normal Luft zu holen.

Am liebsten wäre ich verschwunden.

Es war nur ein kurzer Moment der Niedergeschlagenheit, dann bewegte ich mich als Erster. Nur wenige Schritte brauchte ich zur Seite zu gehen, um meinen Bumerang zu erreichen, der auf dem Boden lag. Ich hatte ihn geschleudert, denn er war wieder völlig normal geworden. In einer anderen Welt, in die es mich verschlagen hatte, war sein Aussehen ein anderes geworden, und er hatte seine Kraft verloren.

Jetzt nicht mehr, aber ich hatte den Eisernen auch nicht erwischen können. Mit dem Schwert als Deckung hatte er es geschafft und den Wurf abgewehrt.

Ich nahm die Waffe an mich, ohne die beiden aus den Augen zu lassen. Als ich sie wieder bei mir trug, fühlte ich mich wohler und glitt zurück in meine alte Position.

Dort wartete ich ab.

Es lag auf der Hand, dass ich nicht von allein anfangen konnte. Ich musste das Feld den beiden Gegnern überlassen, und dass sie Feinde waren, stand für mich fest.

Ich wandte mich um und schaute mir den Engel an, der an der linken Seite stand. Es war der neu hinzugekommene, dessen große Gestalt das Türrechteck fast völlig einnahm.

Beim ersten Hinschauen war kein Unterschied für mich zu sehen gewesen. Das änderte sich nun, als ich mir die Figur genauer anschaute. Da merkte ich schon etwas.

Der zuletzt erschienene Engel trug nicht dieses togaähnliche Gewand wie der Erste. Er sah eigentlich aus wie immer. Eine graue Figur, in gewisser Hinsicht geschlechtslos, ein Wesen, das aus einem längst versunkenen Kontinent stammte, und das mir schon oft genug zur Seite gestanden hatte, wenn es um die Mächte des Bösen ging.

Für einen Moment, als der Eiserne meinen Blick bemerkte, zuckte ein Lächeln über seine Lippen.

Und dieses Lächeln gab mir Hoffnung. Es war anders als das des ersten Engels, das für mich nur mehr zu einem scharfen Grinsen geworden war. Nach diesem Lächeln hatte ich das Gefühl, den Eisernen auf meiner Seite zu wissen.

Er setzte sich in Bewegung.

Mir kam es vor, als würde die Zeit langsamer ablaufen. Jeder seiner Schritte verdichtete die Spannung. Ich fühlte sie, denn sie lag in der Luft und trug schuld an der Gänsehaut, die über meinen Körper lief.

Der zweite Engel rührte sich nicht. Wie eine Eins stand er auf dem Fleck, das Gesicht regungslos, aber ein Lauern in den ebenfalls grauen Augen. Der echte Engel zog mit einer geschmeidigen und unzählige Male geübten Bewegung sein Schwert aus der Scheide und hielt die Waffe so, dass deren Spitze auf seinen Gegner wies.

Der rührte sich nicht.

Und auch der echte Engel blieb stehen.

Mir war längst klar geworden, dass es einen Engel zu viel auf dieser Welt gab. Und ich wurde auch das Gefühl nicht los, hier die große Entscheidung zu erleben.

Beide Engel standen dicht davor.

Wer gewann?

Ich hielt den Atem an. Plötzlich spürte ich Schweiß auf meiner Stirn und bekam auch mit, dass sich der falsche Engel bewegte und sein Schwert ebenfalls in eine andere Richtung drehte.

»Was willst du hier, Bruder?«, erkundigte sich der echte mit leiser, aber dennoch scharfer Stimme.

Und ich zuckte zusammen. Bruder, hatte er gesagt. Verdammt, waren die beiden tatsächlich Zwillinge? Das wurde immer schöner. Ich erlebte eine Überraschung nach der anderen und musste an mich halten, um selbst keine Fragen zu stellen.

»Bruder?«, wiederholte der falsche. Er fügte ein spöttisches Gelächter hinzu. »Wieso Bruder?«

»Weißt du nicht, dass wir verwandt sind? Denk an deine Herkunft, denk daran, wer die Eltern und die Erschaffer sind. Das alles solltest du nicht vergessen.«

»Ich habe es vergessen.«

»Das glaube ich dir nicht«, erwiderte der echte Engel. »Man kann seine Herkunft nicht verdrängen. Du bist mein Bruder, aber wir sind verschiedene Wege gegangen. Ich ahnte, dass es einmal so kommen würde und die anderen ihren letzten großen Trumpf ziehen. Du bist es, Bruder, doch ich sorge dafür, dass dieser Trumpf nicht sticht. Verstanden?«

»Du hast laut genug gesprochen. Wobei ich mir nicht sicher bin, dass du es schaffst. Du kennst die Macht und die Kraft, mit der man auch mich ausgerüstet hat. Wir beide besitzen fast die gleichen Kräfte. Sind also gleichstark und sollten uns lieber zusammenschlie-Ben, als gegeneinander zu kämpfen.«

Ich hörte genau zu. Das waren ja regelrechte Friedensangebote aus dem Mund des falschen Engels.

Würde der echte darauf eingehen?

Seine nächsten Worte bewiesen mir, auf welcher Seite er stand. »Nein!«, hörte ich ihn. »Es gibt zwischen uns keinen Kompromiss, das weißt du. Wir stehen auf verschiedenen Seiten, die sich seit Urzeiten schon bekämpfen. Gut und Böse sind wie Feuer und Wasser, beides passt nicht zusammen, wie du ebenfalls weißt.«

»Dann willst du nur eines?«

»Ja«, erwiderte der echte Engel. »Hier und jetzt will ich die Entscheidung. Wenn du nicht feige bist, dann stell dich endlich. Einer von uns ist zu viel.«

Ich kannte den Eisernen Engel schon lange. Er war immer wieder in harte Kämpfe verwickelt gewesen, aber im Prinzip war er eine friedliche Person. Er hasste die Gewalt, eigentlich wie jeder normale Mensch sie hassen musste, manchmal allerdings gab es Situationen, die eben ein solches Eingreifen erforderlich machten, um eine noch größere Eskalation abzuwenden. Wenn hier die Entscheidung getroffen wurde, hatte die andere Seite eine Niederlage bekommen, von der sie sich nur schwerlich erholen würde.

Gespannt wartete ich ab. Und auch meine beiden Begleiter erschienen an der Tür, um in die Leichenhalle zu schauen. Ich sah den Kopf des Jungen Ali, der sich uns angeschlossen hatte. Ich mochte den elternlosen Waisen, nur Laila war er suspekt, aber dieses Halbblut konnte ich noch in den übrigen Problemkreis mit einbeziehen. Obwohl ich ihr quasi das Leben gerettet hatte, war sie längst nicht meine Partnerin. Sie würde versuchen, wenn es eben möglich war, mir eine Niederlage beizubringen.

Jetzt stand sie zwischen den Fronten  …

Auch ich wartete.

Keiner der beiden griff zuerst an. Jeder belauerte den anderen, und mir schien es, als wollten sie gemeinsam die Defensivtaktik fortsetzen. Matt glänzten ihre Schwerter. Das des echten Engels war dem Guten geweiht, um gegen das Böse anzugehen. Dennoch glaubte ich fest daran, dass in dem falschen Eisernen, die gleiche Kraft steckte.

Und plötzlich bewegten sie sich.

Es ging so schnell, dass die beiden selbst mich, der ich damit gerechnet hatte, überraschten. Ihre Bewegungen waren fließend, sie gingen ineinander über. Es war schon bemerkenswert, dass beide so schnell und wendig waren.

Dann hörte ich das Klirren. Hell klang dieses Geräusch durch die Leichenhalle, als beide Schwerter gegeneinander schlugen. Ich sah die lange Spur der Funken, die in die Höhe flog und einen blitzenden Halbkreis bildete. Beide Gestalten schienen für einen Moment eins zu werden, bevor sie sich für die Dauer weniger Sekunden gegenüberstanden und die Klingen Kontakt bekamen.

Dann stießen sie sich ab.

Beide flogen zurück. Der falsche Engel bis gegen die Wand, vor deren Mauerwerk er krachte. Der andere erreichte fast die offene Tür, konnte sich abfangen und gleichzeitig drehen.

In Kampfhaltung blieb er stehen.

Der falsche kam.

Und er war schnell. Seine gleitenden Schritte konnte ich kaum mit den Augen verfolgen. Sein Schwert zuckte durch die Luft. Er schlug von einer Seite auf die andere, ich hörte das wilde Fauchen, dann prallten die Klingen wieder zusammen.

Der echte wehrte die Attacke ab.

Mit zwei Hieben hatte er den anderen auf Distanz gebracht, sodass er selbst zum Angriff übergehen konnte. Wie ein geschickter Degenfechter stieß der echte seine Waffe nach vorn. Sie war so gezielt, dass sie den Gegner in Höhe der Gürtellinie treffen musste, und ich sah im Geiste auch schon das Schwert durch den Körper fahren, als sich der falsche Engel gedankenschnell abdrehte, sodass ihn die Klinge verfehlte und er selbst zum Angriff übergehen konnte.

Sein rasant geführter Rundschlag hätte dem Eisernen fast den Kopf vom Rumpf getrennt. Doch mein Freund reagierte wieder einmal traumhaft. Er fiel förmlich zusammen, das Schwert fauchte über seinen Schädel hinweg, und seinem gleichzeitigen Stoß konnte der andere nur durch sofortiges Zurückspringen die Wirkung nehmen.

Sie trennten sich.

Wie zwei Boxer glitten sie mit geschmeidigen Schritten in verschiedene Ecken.

Für einen Moment pausierten sie, und jeder suchte bei dem anderen die schwache Stelle.

Ich spürte die Berührung an meiner Hüfte. Der kleine Ali war erschienen, schaute mich aus großen Augen an und lächelte plötzlich, als ihn mein Blick traf.

»Was hast du?«, flüsterte ich.

»Das ist ja gigantisch, einfach irre!«, flüsterte er. »Dass ich so etwas mal sehen kann. Wie im Kino  …«

»Ja, so ähnlich.«

»Und was passiert gleich?«

»Einer wird wohl gewinnen«, erklärte ich ihm, wobei ich dem Kampf weiterhin zuschaute.

Wieder näherten sich die beiden. Die Distanz zwischen ihnen schrumpfte sehr rasch zusammen, sodass sie innerhalb von Sekunden auf Schlagweite herangekommen waren.

Abermals krachten die beiden Schwerter zusammen. Und wieder sah ich die helle Funkenspur, die förmlich in die Höhe schnellte und fast die Decke berührte.

Der falsche Engel hatte mehr Wucht hinter seine Attacke gelegt als sein Gegner.

Das bekam der andere zu spüren.

Meine Augen weiteten sich vor Schreck, als ich meinen Freund fallen sah. Er konnte sich auch nicht mehr fangen, krachte auf den Rücken, und das hämische Gelächter seines Gegners schallte ihm entgegen.

Der falsche Schwarze Engel sah sich als Sieger.

»Verdammt, der gewinnt ja.« Auch Ali hatte erkannt, wem er die Daumen drücken musste. »John, du musst etwas tun. Verdammt, John, du kannst doch nicht  …«

Nein, das konnte ich wirklich nicht, aber der Engel war gegen meine Waffen gefeit.

Ich holte den Bumerang hervor. Noch einmal musste ich es versuchen und hatte kaum ausgeholt, als der falsche Engel schon zuschlug. So schnell wie dessen Klinge nach unten raste, war meine Waffe nicht, denn sie befand sich noch in meiner rechten Hand.

Mit diesem Hieb hätte er meinen Freund teilen können. Diesmal kam es mir wirklich wie eine Filmszene vor, in der der fechtende Held alle Tricks einsetzt, um den Gegner zu stoppen.

Der echte Engel tat dies auch. Er bewegte den rechten Arm ebenso schnell wie die nach unten rasende Klinge, sodass sich beide Schwerter trafen und gegeneinanderklirrten.

Für einen Moment zitterte der falsche vor Wut. Aus dem Maul drang ein uriger Schrei, und ich, der ich meinen Bumerang hatte schleudern wollen, nahm den Arm wieder zurück, denn die beiden Gegner lösten sich voneinander, wobei der falsche Engel sich so weit von dem echten entfernte, dass er fast das offene Grab ereichte und hineingetreten wäre.

Nahe der allmählich verfaulenden Blumen kam er wieder zur Besinnung und schüttelte den Kopf.

Jetzt wollte ich die Waffe schleudern.

Doch der echte Engel machte mir einen Strich durch die Rechnung. Er schien seine Blicke überall zu haben, und er schaute auch zu mir, während er rief: »Nein, nicht! Der gehört mir, John Sinclair!«

Da sank mein rechter Arm nach unten.

»O John, kennt der dich?«, fragte der kleine Ali.

»Ja, sehr gut sogar. Er ist mein Freund.«

Ali strahlte plötzlich. »Mann!«, flüsterte er, »solche Freunde möchte ich auch mal haben.«

»Meine Freunde sind auch deine Freunde.«

»Wirklich?« Ali atmete schneller. »Dann könnte ich vielleicht mal mit ihm ziehen.«

Ich lächelte ihn an. »Es wäre möglich, aber erst muss er gewinnen.«

Und das wollte der Eiserne. Er startete und jagte quer durch die Leichenhalle.

Mit raumgreifenden und sehr schnellen Schritten ging er. Diesmal erwartete ihn der falsche Engel dicht vor der offenen Luke, und er tat etwas, womit ich auch nicht gerechnet hatte.

Plötzlich bewegte er den rechten Arm, schlug damit einen Kreisbogen, hieb das Schwert in die Blumen hinein und schleuderte sie dem echten Engel entgegen.

Das Zeug flog auf ihn zu. Blüten und Stängel klatschten in das Gesicht des Engels, sie brachten ihn ein wenig aus dem Konzept, er stoppte auch seine stürmischen Schritte, und genau das hatte der andere gewollt. Mit einem Sprung nach hinten war er plötzlich verschwunden. Er tauchte ein in die Öffnung, war einfach weg, sodass der echte Engel und ich das Nachsehen hatten.

Als mein Freund den Rand der Öffnung erreichte, drang ihm aus der Tiefe nur ein höhnisches Lachen entgegen, das allmählich verklang und sich trotzdem noch so klar anhörte.

Darüber war ich verwundert. Mich hielt nichts mehr an meinem Platz. Als ich neben dem Eisernen stand und ihn fragend anschaute, hob der Engel nur die Schultern.

»Weshalb verfolgst du ihn nicht?«, fragte ich.

»Weil er die Dimensionen gewechselt hat. Er ist verschwunden. Es hat keinen Sinn, ihm jetzt nachzueilen, denn wo er sich befindet, habe ich momentan keine Chancen.«

Der Eiserne hatte so ernst gesprochen, dass ich ihm ohne Weiteres glaubte und ein paar Mal nickte. Ja, er wusste besser Bescheid als ich, deshalb akzeptierte ich seine Zurückhaltung.

Mein Freund hob die breiten Schultern und ließ das Schwert wieder in der Scheide verschwinden. »Es tut mir leid«, sagte er dabei. »Ich hätte es gern anders gehabt, glaub mir.«

»Einer von euch ist zu viel, nicht wahr?«

»So ist es.«

Nach dieser Antwort begrüßte er mich. Ich hatte so etwas noch nicht erlebt, aber er fiel mir in die Arme, und ich hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben.

»John!«, sagte er, »ich freue mich, dass ich noch bei dir sein kann. Du hättest es fast nicht geschafft. Der andere ist einfach zu stark für dich. Ich  …«

Seine Stimme versagte, und nur zögernd lösten wir unsere Umarmung. So hatte ich den Eisernen noch nie erlebt und war dementsprechend perplex.

»Was ist denn los?«, fragte ich ihn.

Er trat zurück und drehte den Kopf so, dass er mich nicht anzuschauen brauchte. »Die Hölle ist los«, drang es leise über seine Lippen. »Es ist tatsächlich die Hölle.«

»Aber wieso?«

»Die Großen Alten haben sich zusammengeschlossen und ihr Versprechen eingelöst. Sie greifen das Reich der Finsternis an.«

Ich hatte so eine Ahnung gehabt, war trotzdem überrascht und fragte noch einmal nach. »Wirklich das Reich des Teufels?«

»Auch, aber sie wollen mehr.«

»Luzifer?«

»Ja, John Sinclair, Luzifer. Und ebenfalls die Große Mutter. Sie wollen beide vernichten.«

»Und wir?«, hauchte ich.

Sein Lächeln war nicht mehr fröhlich. »Wir geraten dabei zwischen die Fronten und werden zermalmt, wenn wir nicht achtgeben. So ist das nun mal, John  …«

Was sollte ich darauf antworten? Auch Ali und Leila spürten wohl, dass es jetzt nicht gut war, die Stille nach den Worten des Eisernen zu unterbrechen. Sie hielten sich zurück.

Schwach brannte das Licht. Sein Schein fiel auf die Wände und überstrich sie mit seinem Glanz. Ich kam mir vor wie in einer anderen Welt. Alle Geräusche erklangen irgendwie gedämpft, und auch die Stimme des Eisernen war leiser als zuvor.

»Ich kenne mich aus«, erklärte er. »Ich habe alles gesehen, man hat mich informiert. Die uralte Vergangenheit ist radikal in meine Existenz zurückgekehrt.«

»Deine Vergangenheit?«

»Ja, meine.«

Ich ging einen Schritt näher, streckte einen Arm aus und berührte seine Schulter. »Welche Vergangenheit? Bitte, erkläre es mir.«

Er drehte sich um. Unsere Blicke trafen sich. Ich sah einen Ausdruck der Trauer in seinen Augen. Vielleicht auch Verzweiflung und erschrak. Anmerken lassen wollte ich mir nichts, doch der Eiserne Engel wusste genau, wie es in mir aussah.

»Du wirst dich damit abfinden müssen.«

»Womit?«

»Damit, dass es sechs Große Alte gibt.«

Ich wollte es nicht, aber ich lachte. Es war gewissermaßen der Spannungsstau, der sich einfach entladen musste. »Okay, es gibt sechs Große Alte, das wusste ich schon immer.«

»Nein, du kanntest nur fünf.«

»Wieso? Es sind Krol, Gorgos, Hemator, Kalifato, dann der Namenlose und Arkonada, den wir vernichtet haben.«

»Das ist eben dein Irrtum!«

Jetzt wusste ich überhaupt nichts mehr und starrte den Eisernen fassungslos an. »Ein Irrtum?«, flüsterte ich. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Wirklich nicht  …«

»Arkonada gehört nicht zu den Großen Alten. Er war ihr bester Diener.«

»Aber wer dann?«, schrie ich.

»Den letzten Großen Alten hast du soeben gesehen und erlebt, John Sinclair. Es ist  …«

»Nein!«, unterbrach ich ihn, hob die Hände und winkte ab. »Nein, das kann nicht stimmen.«

»Doch, Geisterjäger, es stimmt«, erklärte der Eiserne Engel mit kratziger Stimme. »Der sechste Große Alte ist mein Zwillingsbruder  …«

*

Selten in meinem Leben hatte ich eine so große Überraschung erlebt wie in diesem Fall. Ich hatte das Gefühl, die Wände der Leichenhalle würden sich in einem rasenden Wirbel drehen. Wie vor die Stirn geschlagen fühlte ich mich und schüttelte den Kopf, ohne es eigentlich zu merken. Der Zwillingsbruder des Eisernen Engels war der sechste Große Alte. Himmel, was hatte ich mich geirrt.

Ich war auf diese Person reingefallen, weil sie dem echten Engel fast bis aufs Haar glich, und jetzt wurde mir auch klar, weshalb der andere die Waffen meines Partners Suko getragen hatte. Der Inspektor hatte sie ihm nicht freiwillig gegeben, nein, bestimmt nicht. Man hatte sie ihm einfach abgenommen.

Gestohlen  …

Und Suko war in der Welt verschollen, in der die ewige Finsternis und Kälte ihr Zuhause gefunden hatte.

Der Schweiß war mir aus den Poren getreten. Ich spürte, dass ich schon anfing zu dampfen und holte tief Luft.

»Hast du es jetzt überwunden, John?«, fragte mich der Eiserne.

»So allmählich finde ich mich mit dem Gedanken ab.«

»Dann ist es gut.«

»Sechs Große Alte«, hauchte ich. »Sechs mächtige Dämonen, und einer davon ist dein Zwillingsbruder. Wer soll das alles fassen können?« Ich hob die Schultern. »Das wirft ein ganzes Weltbild um. Wenn wir gegen die Großen Alten kämpfen, müssen wir uns auf sie einstellen, vielmehr anders einstellen und …«

»Ich weiß, John.«

»Und wie gehen wir jetzt vor?«

»Es ist schwer, da eine Antwort zu finden oder einen Plan zu schmieden. Ich habe versucht, meinen Zwillingsbruder zu töten. Er wollte das Gleiche. Die stummen Götter warnten mich. Sie wussten Bescheid, welches Drama sich anbahnt, aber ihre Warnungen kamen zu spät. Sie werden die Auseinandersetzung nicht mehr aufhalten können. Die Hölle und die Großen Alten stoßen zusammen.«

»Wobei wir die lachenden Dritten sein könnten.«

»Ja, sein könnten«, wiederholte der Eiserne. »Aber haben wir nicht ein menschliches Problem?«

Ich wusste sofort, was der Eiserne damit gemeint hatte und nickte heftig. »Suko.«

»Du hast es erfasst, John. Keiner von uns will ihn im Stich lassen.«

»Ja. Hast du ihn gesehen?«

»Leider nein, doch ich weiß, dass er sich in der anderen Welt befindet. Zudem besitzt mein Zwillingsbruder die Waffen, die eigentlich dem Chinesen gehören.«

Da hatte der Eiserne gut beobachtet. Und ich dachte darüber nach, aus welchem Grunde der andere die Dämonenpeitsche und den Stab wohl nicht eingesetzt hatte.

Auch der Eiserne Engel wusste darauf keine Antwort. Er konnte nur raten. »Möglicherweise waren ihm diese Waffen suspekt, und er hat sich lieber auf sein Schwert verlassen.«

»Ja, das kann sein.«

Wie es auch sein mochte oder sein konnte, wir mussten uns damit abfinden, eventuell zwischen die Mühlsteine einer gewaltigen Auseinandersetzung zu geraten.

»Ich will dir nicht zu nahe treten, Eiserner«, nahm ich den Gesprächsfaden wieder auf. »Aber wir beide werden wohl kaum in der Lage sein, diesen gigantischen Kampf zu stoppen, oder bist du anderer Ansicht?«

»Nein, John. Es wird sehr schwer. Vielleicht sogar unmöglich. Deshalb brauchen wir Hilfe.«

Ich lächelte, weil ich wahrscheinlich den gleichen Gedanken gehabt hatte wie mein Freund aus Atlantis. »Myxin und Kara kämen mir da gerade recht«, sagte ich.

»Damit bin ich einverstanden«, erklärte er.

»Wer gibt ihnen Bescheid?«

»Niemand von uns«, erwiderte der Eiserne. »Eine Auseinandersetzung wie diese bleibt natürlich nicht unverfolgt. So etwas spricht sich auf mentaler Ebene herum. Ich bin fest davon überzeugt, dass Myxin und Kara längst Bescheid wissen.«

»Dann rechnest du auch mit ihrem Kommen oder Eingreifen?«

»So ist es.«

Der Eiserne hatte recht. Wenn man die Sache aus diesem Blickwinkel betrachtete, mussten unsere beiden Helfer einfach kommen und in den Kampf eingreifen.

Wir bekamen Besuch, denn Leila und Ali traten an uns heran.

Der Engel sah Leilas Blick. »Wer ist sie?«, fragte er.

Da hatte er mich in eine Zwickmühle gebracht. Was sollte ich ihm sagen? Ihn darauf hinweisen, dass sie auf der anderen Seite stand und gegen mich kämpfte?

»Sag es ruhig, Sinclair. Sag ihm die Wahrheit. Erkläre ihm, dass ich glücklich darüber wäre, dich endlich tot zu sehen. Du bist nicht mein Partner, und ich bin nicht deine Partnerin. Wir stehen in verschiedenen Lagern, nur hat uns ein verdammtes Schicksal zusammengeführt, das ist alles.«

»Stimmt es,. was sie gesagt hat?«, erkundigte sich mein Freund bei mir.

»Sie hat recht.«

»Wem dient sie?«

»Der Großen Mutter!« Leila hatte mir die Antwort aus dem Mund genommen. »Ja, ich diene der Großen Mutter, und ich weiß, dass sie letztendlich den Sieg davontragen wird. Es gibt sie seit Beginn der Zeiten, niemand hat es bisher geschafft, sie zu vernichten. Und auch die Großen Alten werden an ihr zerbrechen.«

»Möglich.« Der Eiserne sah es gelassen, und er schaute Leila so scharf an, dass sie den Blick senkte.

Ich deutete auf Ali. »Der Junge hier hat uns praktisch das Leben gerettet, als man uns jagte.«

»Wer wollte euch töten?«

»Gangster, Banditen, Straßenräuber. Du kannst alles zu ihnen sagen. Wir kamen ihnen wohl in die Quere.« Es war jetzt der Zeitpunkt gekommen, dem Eisernen zu berichten, was wir hinter uns hatten und wie es mich überhaupt in dieses Land verschlagen hatte. 1

Aufmerksam hörte er zu. Ich hatte weit ausgeholt und praktisch dort angefangen, als uns die Spur in dieses leere Hochhaus führte, wo ich die Stimme der Großen Mutter vernommen und sie mir bewiesen hatte, wie wenig mir mein Kreuz letztendlich nutzte.

Das hatte den Eisernen schockiert. »Die Zeichen stehen auf Sturm«, prophezeite er mit düsterer Stimme. »Wenn die Macht des Guten schon zurückgedrängt wird, hat das Böse genau bis zu dem Augenblick gewartet, wo es fast sicher sein kann, zu gewinnen.«

Ich winkte ab. »So pessimistisch möchte ich das nicht sehen, Eiserner! Ich bin da anderer Ansicht und glaube, dass wir trotz allem noch Chancen haben werden.«

»Ich hoffe, dass deine Worte zur Wahrheit werden können, aber denke an dein Kreuz.«

»Daran denke ich auch. Es hat zwar Schaden erlitten, das gebe ich zu, aber es ist nicht machtlos geworden. Die Große Mutter hat versucht, auch die Kraft der Erzengel aus ihm herauszusaugen. Das gelang ihr nicht. Dagegen standen die Kräfte des Lichts, und sie waren stärker als die andere Seite.«

»Und in der anderen Dimension?«

Da hatte der Eiserne einen wunden Punkt getroffen. Als ich auf der Brücke stand und gegen die Skelette kämpfte, hatten Kreuz und Bumerang ihre Kraft bereits verloren. Sie aber zum Glück wieder zurückgewonnen, nachdem ich die andere Welt verlassen konnte.

»Verstehst du mich?«, fragte der Eiserne.

»Ja, ich beginne damit, deinen Gedankengang zu begreifen. Der große Kampf wird nicht in dieser Welt ausgetragen, sondern in der Dimension, in der meine Waffen machtlos sind. Dabei frage ich dich, welche Waffen uns dann noch helfen werden?«

»Mein Schwert«, erklärte der Eiserne Engel voll innerer Überzeugung. »Ich werde damit gegen die anderen angehen.«

»Sonst nichts?«

»Doch, John. Myxin und Kara werden uns zur Seite stehen. Denk an die Waffe mit der goldenen Klinge. Sie befindet sich in Karas Besitz. Demnach hätten wir schon zwei Schwerter. Ich will es anders ausdrücken. Zwei Schwerter gegen die Hölle.«

»Das sehe ich ein«, gab ich zu. »Aber welchen Part hast du mir innerhalb der Auseinandersetzung zugedacht?«

»Das weiß ich nicht.

»Soll ich ein Statistendasein führen?«, erkundigte ich mich. »Soll ich wieder nur dastehen und zuschauen? Das will ich nicht. Es hat genügend Fälle gegeben, in denen ich  …«

»Hast du nicht genug gekämpft?«, fragte mich der Eiserne.

»Ja und nein. Ich bin nicht des Kämpfens müde, wenn du das meinst. Im Gegenteil. Deshalb möchte ich nicht nur abseits stehen und anderen alles überlassen.«

»Wir werden sehen«, erwiderte er orakelhaft.

»Gut, kommen wir zu unserem Plan. Wo werden wir ansetzen können? Du hast den besseren Durchblick, Eiserner, während ich mit den Mächten jenseitiger Dimensionen nicht so vertraut bin. Wie war es möglich, dass dein Zwillingsbruder aus einem Grab steigen konnte, das sich auf diesem Friedhof befindet?«

»Er muss etwas Besonderes sein«, sagte der Eiserne. »Der Friedhof hier hat seine Bestimmung erhalten. Wann das war, wieso das war, kann ich dir nicht sagen. Aber er enthält gefährliche Geheimnisse, das solltest du wissen. Er ist der Weg oder das Tor zu einem Reich, in dem das absolut Böse regiert, und der Bai von Tanger sowie seine Reiter haben dieses Tor geöffnet.

»Dann gibt es das Tor also nicht nur hier in der Leichenhalle, auch draußen.«

»So sehe ich das.«

»Gut, schauen wir uns das Grab mal näher an. Vielleicht haben wir Erfolg.« Da der Eiserne nicht widersprach, drehte ich mich um und sah in die fragenden Gesichter meiner beiden so unterschiedlichen Begleiter. Sie hatten ein Recht darauf zu erfahren, was mit ihnen geschehen sollte. Deshalb nickte ich ihnen zu.

»Sollen wir gehen?«, fragte Ali. Er schaute mich dabei so bittend an, dass ich lächeln musste.

Natürlich wollte er nicht weg, ich konnte ihn auch nicht in die Kämpfe mit hineinziehen.

»Du hast alles gehört, nicht wahr?«

»Das habe ich.«

»Sag selbst, was ich tun soll oder was du an meiner Stelle getan hättest.«

»Rede doch nicht um den heißen Brei herum, Bulle«, mischte sich Leila ein. »Es ist klar, dass du diesen Wurm da nicht mitnehmen kannst. Und ich werde auch nicht gehen, sondern abwarten, bis die Große Mutter ihren Kampf gewonnen hat. Dann rechnen wir beide ab, Bulle.« Sie nickte so heftig, dass die Perlen in den Haarsträhnen gegeneinander klirrten.

»Bist du dir da so sicher?«

»Ja, das bin ich.«

Ich legte Ali eine Hand auf die Schulter, denn mit Leila gab es für mich nichts mehr zu reden. »Komm, wir gehen nach draußen und schauen dort nach, wie es aussieht.«

»Da hat sich etwas verändert!«, flüsterte Ali.

Selbst der Eiserne Engel blieb stehen, als er die Worte vernahm. »Was denn?«, fragte ich.

»Das musst du selbst sehen, John. Es ist nicht mehr so wie sonst. Der Friedhof …« Er senkte seine Stimme. »Der ist ungemein gefährlich, man kann Angst bekommen. Irgendetwas lauert da.«

»Abwarten.«

Als wir die Leichenhalle verließen, gingen der Eiserne und ich nebeneinander. Leila und Ali hielten sich hinter uns. Die beiden flüsterten miteinander, und ich vernahm die scharfe Stimme des Halbbluts, wie sie den Jungen ausschimpfte.

»Halte dich zurück«, fuhr ich sie an.

Leila hob nur die Schultern, ansonsten grinste sie mir ins Gesicht. Sie war noch immer davon überzeugt, im Sog der Großen Mutter als eine der Siegerinnen aus dem Kampf hervorzugehen.

Mal sehen, ob sie es tatsächlich schaffte.

Wir verließen die Leichenhalle, und ich musste Ali recht geben. Es hatte sich auf diesem Friedhof tatsächlich etwas verändert.

Obwohl wir noch Tag hatten, war der gesamte Komplex in einen dichten Nebel gehüllt, und wir sahen auch, woher dieser Nebel kam.

Er stieg aus den Gräbern  …

*

Schon einmal hatte ich den Nebel gesehen. Er hatte mit seinen bläulich schimmernden Wolken und Schwaden den zu Leben erweckten Bai von Tanger umhüllt.

Und jetzt war er wieder da.

Wir standen vor der Leichenhalle und starrten auf dieses unheimliche Bild. Da der Nebel aus den Gräbern quoll, hatte ich das Gefühl, die letzten Ruhestätten würden im Innern allmählich anfangen zu kochen. Unter unseren Füßen musste der gesamte Friedhofsboden ein leise brodelnder Vulkan sein, der diesen Nebel, aus welchen Gründen auch immer, produzierte.

Ich warf einen Blick zum Himmel hoch. Die schräg stehende Herbstsonne war nur noch als blasser, auseinanderfasernder Ball hinter den dichten Schwaden zu erkennen.

Und in den Gräbern spielte sich das lautlose Grauen ab. Rechts und links der Grabsteine wurde es an die Oberfläche getrieben und hüllte die Gedenkstätten mit ihren fahlen, fahnenartigen Schleiern ein. Sie trieben, wenn sie vom leichten Wind erfasst oder von den nachfolgenden Schwaden weitergedrückt wurden, auch über die schmalen oder breiten Wege ihrem Ziel entgegen.

Überall auf dem Friedhof hatten sie sich verteilt. Blau und grau, mal dünner, mal dicker, so schoben, sie sich lautlos über Gräber und Wege hinweg, verzerrten die hohen Grabsteine und machten aus ihnen gespenstische Figuren, die aus einem fremden Märchenland zu stammen schienen, das jenseits aller Grenzen lag.

Wir beobachteten die Schwaden eine Weile, ohne eine Bemerkung darüber zu verlieren.

Der Eiserne Engel durchbrach schließlich das Schweigen. »Es muss der Eingang zu einer anderen Welt sein«, erklärte er mir. »Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.«

»Wirklich bei jedem Grab?«

»Sag du etwas Besseres.«

»Ich warte auf die lebenden Leichen«, erklärte ich mit einem Anflug von Galgenhumor.

Der Engel lachte leise. »Da werden wir wohl lange warten müssen. Hier scheint es keinen Voodoozauber zu geben, sonst wären die Leichen schon längst aus ihren Gräbern geklettert.«

Im Prinzip hatte er wohl recht. Mich aber interessierte die Stelle, wo der Zwillingsbruder und sechste Große Alte aus der feuchten Graberde geklettert war.

Und dort ging ich hin.

Ohne mich umzudrehen, machte ich mich auf den Weg. Ich war sicher, dass der Eiserne mir folgen würde.

Die genaue Stelle hatte ich mir gemerkt, sodass ich sie, ohne lange zu suchen, fand, davor stehen blieb und den Kopf senkte, weil ich mir den Spalt genauer ansehen wollte.

Ob die Grabplatte noch weiter aufgeschoben worden war, konnte ich nicht sagen, jedenfalls klaffte zwischen ihr und dem Grab ein so großer Spalt, durch den auch ich hätte bequem steigen können.

Ich verschwand nicht in der Tiefe des Grabes, sondern ging in die Knie, holte meine kleine Lampe hervor und leuchtete in den Spalt hinein. Viel konnte ich nicht erkennen. Nur mehr die bläulichen Nebelschwaden, die sich auch im Innern dieses geheimnisvollen Grabes ausgebreitet hatten. Neben mir blieb der Eiserne Engel stehen. Er bückte sich ebenfalls, sah durch die Öffnung und schüttelte den Kopf.

»Was hast du?«, fragte ich ihn.

»Ich glaube nicht, dass wir hier etwas erreichen können«, erklärte er mir. »Nein, das ist  …«

»Warten wir es ab.«

»Du denkst an den Bai?«

»Ja.« Ich kam wieder hoch, wollte mich umdrehen, und hörte plötzlich Alis zitternde Stimme.

»John, da ist was!«

»Wieso?«

»Ich habe so dumpfe Laute gehört. Das klang, als würden Pferde vorsichtig ihre Hufe setzen.«

Mir rann es kalt den Rücken hinab. Wenn es tatsächlich zutraf, was Ali gesagt hatte, konnten es nur die Reiter des Bais sein, die ihre unheimliche Welt verlassen hatten, um wieder in die normale zurückzukehren. Ich dachte an das Tor, durch das ich getreten war. Es war nur jeweils für eine Stunde während der Nacht offen. Bisher war ich davon ausgegangen, dass es sich nur um den einzigen Zugang zu einer anderen Welt handelte. Ein Irrtum, wie ich nun feststellen konnte, denn auch dieser Friedhof steckte voller Geheimnisse.

Und der Nebel war dichter geworden. Wir selber wurden von seinen Schwaden wie von Leichenmänteln umhüllt. Seltsamerweise spürten wir keine Kühle, der Nebel schien eine gewisse Temperatur zu besitzen. Er strich warm über unsere Gesichter. Dennoch spürte ich auf dem Rücken ein Frösteln, dessen Ursache nicht am Nebel lag, sondern in meiner Angst.

Da hörte ich es auch.

Ein aus den grauen Schwaden kommendes, unheimliches Klopfen. So zu begreifen, als hätte jemand die Hufe der Pferde mit alten Lappen umwickelt, damit so wenig Geräusche wie möglich zu vernehmen waren.

Gespannt warteten wir ab. Das Klopfen wurde auch lauter, und ich glaubte fest daran, dass aus der dichten blaugrauen Suppe bald die ersten Gestalten erscheinen würden.

Sie kamen.

Für uns war es ein schauriges Bild, als wir die von dichten Nebelschwaden umtanzten Skelette auf den Pferderücken sahen. Für mich waren es alte Bekannte, denn ich hatte bereits gegen sie gekämpft und zwei ihrer Artgenossen erwischt.

In der anderen Dimension hatte mir die Beretta nichts geholfen. Hier allerdings würden die Silberkugeln bestimmt unter den Horror-Gestalten aufräumen, aus diesem Grunde zog ich meine Pistole.

Noch taten sie nichts.

Sie mussten von verschiedenen Seiten gekommen sein und hatten sich jetzt getroffen, um sich in einem Halbkreis aufzubauen. So standen sie vor uns, und so schauten wir die Gestalten an.

Auch der Bai war bei ihnen.

Er hockte in der Mitte. Durch seine Kleidung fiel er besonders auf. Sie schien in den hundert Jahren seines Todes nicht gelitten zu haben, oder man hatte ihn anders angezogen, aber sein Gesicht war nach wie vor eine Maske des Schreckens.

Unter dem Turban sah ich das halbverweste Gesicht, und es wirkte innerhalb der Nebelschleier noch schauriger als sonst.

Ali kam zu mir. Ich spürte seine Hände an meinem rechten Arm. »Verdammt, John, das sind sie«, sagte er wie ein Erwachsener.

»Leider.«

»Werden sie uns töten?«

»Wir warten ab!«

Der Bai regte sich als Erster. Ein Atemzug strömte nicht durch seinen Körper, obwohl es den Anschein hatte. Mit seinem Arm deutete er auf uns.

Ich hatte das Gefühl, dass er mich ansprechen wollte, doch er wechselte die Haltung.

Der Eiserne war an der Reihe.

»Dich haben wir gesucht!« Die Stimme des Unheimlichen kratzte, und ich war froh, dass er in einer Sprache redete, die ich verstand. Da der Engel direkt angesprochen worden war, überließ ich ihm auch die Antwort und wartete gespannt ab.

Er redete. »Wie kannst du mich gesucht haben, wo du mich überhaupt nicht kennst?«

»Doch, ich kenne dich. Lilith hat dich mir genau beschrieben. Die Große Mutter weiß alles, auch, dass du zu den Großen Alten gehörst. Ihr habt euch zusammengeschlossen, um  …«

Ich hörte nicht auf die weiteren Worte. Mir war nur klar geworden, dass der Bai von Tanger den Eisernen Engel mit dessen Zwillingsbruder verwechselte und wahrscheinlich von der Großen Mutter ausgeschickt worden war, um ihn als Ersten zu vernichten.

Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, ich hätte tatsächlich lachen können.

So aber blieb ich abwartend.

»Du, der verwechselt den auch!«, vernahm ich die Stimme des Jungen Ali und wurde durch sie daran erinnert, dass es gefährlich war, ihn in meiner unmittelbaren Nähe zu wissen. Deshalb drückte ich ihn zurück. »Geh irgendwo in Deckung, Ali«, wisperte ich. »Das hier kann leicht ins Auge gehen.«

»Okay, Partner.«

Er verschwand, während Leila blieb und einen lauernden Ausdruck in ihren Augen bekommen hatte. Die Reiter und der Bai standen auf ihrer Seite, denn auch sie dienten im Prinzip der Großen Mutter.

»Ich wusste, dass dich deine Verbündeten vorschicken würden«, erklärte der Bai dem Eisernen, »aber ich bin hier und werde dafür sorgen, dass du es nicht schaffst.«

Der Eiserne zog sein Schwert.

Diese Begegnung wurde auch von dem Bai und seinen Reitern wahrgenommen. Es war für sie gewissermaßen das Startzeichen, und sie ritten an.

Auch ich musste mich den Horror-Geschöpfen zum zweiten Mal stellen  …

*

Suko kam sich vor wie begraben. Er lag zwar nicht in der kühlen Erde, aber das ihn umgebende ewige Grau erfüllte die gleiche Funktion. Die Welt der absoluten Leere und Kälte, das Gebiet ohne Gefühl kam ihm mit immer mehr ablaufender Zeit tatsächlich wie ein Grab vor.

Er hatte schwere Depressionen bekommen, sie jedoch abschütteln können und sich praktisch seinem Schicksal ergeben. Die Waffen hatte ihm der Eiserne Engel genommen, und diese Tatsache erweckte in Suko einen Schimmer der Hoffnung, da er wusste, dass sich der Eiserne auf seiner Seite befand. Wäre er über die wahren Tatsachen informiert gewesen, hätte er sich möglicherweise vollends aufgegeben.

So wartete er.

Vielleicht würde der Eiserne Engel noch zurückkehren. Möglich war wirklich alles in diesem Spiel, und er dachte auch darüber nach, wie es dem Eisernen gelungen sein konnte, in diese für ihn so feindliche Welt zu gelangen. Schließlich stand er auf der anderen Seite.

»Suko?«

Es war die Stimme des Franzosen Claude Renard, der seinen Gedankengang unterbrach.

»Was ist?«

»Verdammt, ich wollte, ich wäre tot.«

Der Inspektor schwieg. Das hatte er noch nicht gedacht, und er musste Renard innerlich aufrichten, damit er sich nicht völlig aufgab. »So darfst du nicht denken. Wirklich nicht. Du musst dir darüber im klaren sein, dass man eine Chance hat, solange man lebt.«

»Siehst du diese?«

»Ja.«

»Sag nicht, dass es die komische Figur wäre, die zu dir gekommen ist und dir die Waffen abgenommen hat.«

»Ich muss es einfach so sehen.«

»Weshalb hat er dir dann nicht geholfen?« In Claudes Frage klang Verzweiflung mit.

Ja, weshalb? Darüber hatte Suko auch schon intensiv nachgedacht. Weshalb hatte der Eiserne Engel ihn in dieser Welt liegenlassen? Wenn er hineingekommen war, musste es ihm auch möglich sein, die Welt wieder zu verlassen. Und zwar mit einem Menschen wie Suko oder Claude.

Das hatte er nicht getan.

Der Inspektor war ein Mensch, der die Zusammenhänge nicht genau kannte. Er wusste zudem nicht genug über den Eisernen Engel und ihm war auch nichts über die Einzelheiten dieses gewaltigen Kampfes zwischen den Großen Alten und der Urhölle bekannt, aber der Eiserne musste in dieser Auseinandersetzung eine besondere Rolle spielen.

»Ich warte noch auf deine Antwort«, meldete sich Claude aus der Düsternis unter ihm.

»Ja, das weiß ich. Aber ich kann sie dir nicht geben.«

Claude lachte auf. »Du bist also hilf-und ratlos.«

»So sieht es aus.«

Hilflos war er wirklich, da er auf einer Astgabel lag, die vom Rand der Schlucht weit bis über den Abgrund reichte. Wenn sie sich falsch bewegten, was immer mal vorkommen konnte, würde die Tiefe sie verschlucken.

Doch sie waren gezwungen, still zu liegen. Eine für beide nicht erklärbare Magie hielt sie umschlungen und ihre Körper gelähmt. Die Kraft war aus den Gliedern gewichen, nur mehr ihre Gehirne funktionierten, aber die Arme und Beine setzten die Befehle, die sie bekamen, nicht um. Das konnten sie nicht mehr.

Und so blieben die beiden Männer liegen. Eingehüllt in ein Grau, wie es nur die Hölle produzieren konnte. Es war dunkel, und trotzdem konnten sie sehen. Sie erkannten Umrisse, mal einen vorspringenden schwarzen Felsen, ein Stück des schmalen Weges, der zur Brücke zwischen den Zeiten führte und auch andere der völlig kahlen Baumäste.

Ansonsten umfing sie das tiefe Schweigen der ewigen Finsternis. Auch Asmodis zeigte sich nicht mehr. Er wusste die beiden Personen sicher, nachdem er ihnen triumphierend erklärt hatte, wie chancenlos sie doch im Prinzip waren.

Das sah Suko ein. Aus eigener Kraft kamen Claude und er hier nie frei.

Plötzlich hörte er das Knirschen!

Es war ein knackendes, gänsehauterzeugendes Geräusch, und es war hinter den beiden Gefangenen aufgeklungen.

Dort befand sich nur Fels! Lauerte im Innern des Gesteins vielleicht jemand?

Der Chinese hielt den Atem an. Auch Claude hatte das Geräusch vernommen. »Weißt du, was das war?«, fragte er.

»Nein.«

»Ich glaube, dass sie uns jetzt holen werden. War schön mit dir, Partner. Viel Glück auf der langen Reise.«

»Rede keinen Unsinn, Mensch!«

»Doch, Suko, ich spüre es. Mich wird es erwischen. Daran kannst auch du nichts ändern. Freu dich über deinen Optimismus. Ich kann ihn leider nicht mit dir teilen.«

»Rede keinen Quatsch, Junge, wir schaukeln die Sache schon. Du musst cool bleiben, verdammt cool.«

Der Franzose begann zu lachen. »Mach dir und mir nichts vor. Das ist das Ende, glaub es mir. Und cool bin ich oft genug geblieben. In Beirut, in Ostasien, als es dort mal rundging, aber hier ist es vorbei.«

Es gab natürlich Menschen, die Todesahnungen hatten, besonders dann, wenn sie dicht davorstanden, ins Jenseits einzugehen. Vielleicht stimmte es tatsächlich, was Claude Renard da gefühlt hatte, und Suko hielt sich von nun an zurück.

Zudem hatte er wieder dieses Knacken vernommen.

Ein widerliches Geräusch, das auch bei dem Inspektor eine Gänsehaut hinterließ. Er konnte es nicht genau lokalisieren. Es schien aus der Tiefe und gleichzeitig hinter ihm hervorzudringen.

Und er hörte Renard.

»Verdammt, verdammt, ich spüre es. Das ist es. Es ist nahe, Suko, so nahe. Hinter mir  …«

Er schwieg erschöpft. Suko hörte nur mehr sein schweres, angsterfülltes Atmen, das stoßweise durch die Stille drang und auch bei dem Inspektor einen nicht gelinden Schrecken erzeugte.

Und da war es wieder!

Diesmal ein Brechen, sodass der Baum, auf dem beide lagen, erschüttert wurde.

Mit großer Mühe gelang es dem Chinesen, den Kopf zu drehen und nach links zu schauen. Der Blick glitt an der düsteren Felswand entlang, bis genau zu dem Punkt, wo die Wand aufgebrochen war.

Das Licht reichte aus, um Suko erkennen zu lassen, dass sich dort ein an seinen Rändern gezacktes Loch befand und gleichzeitig auch ein breiter Spalt, dicht neben der Öffnung.

Etwas schob sich hervor.

Ein Bein!

Sehr lang, wie eine Lanze aussehend.

War es eine Lanze?

»Es ist da, Suko! Es ist da!« Die Stimme des Franzosen überschlug sich fast vor Panik.

Ja, es war da.

Und nicht nur eins, sondern zwei, drei. Die Beine besaßen eine immense Kraft, sie konnten die Felsen aufbrechen, stießen hervor, sodass es Suko vorkam, als wäre er von zahlreichen Speeren umgeben.

Plötzlich wusste er Bescheid.

Das waren weder Lanzen, Stöcke noch Speere. Diese Gegenstände gehörten zu einem brandgefährlichen Monster, denn bei ihnen handelte es sich um die Beine einer Spinne.

Und Kalifato, einer der Großen Alten, war eine Spinne!

John Sinclair hatte in der Leichenstadt gegen sie gekämpft. Es war ein verzweifelter Versuch gewesen, gegen dieses Monstrum anzugehen. Vernichten hatte er es nicht können, nur zurückschlagen. Und jetzt war die Spinne dabei, abermals ihre Opfer zu holen.

Claude Renard sollte das Erste werden!

Noch sah Suko ihren Kopf nicht. Nur vier dieser acht blanken, widerlichen Beine, die auch in dieser Welt ihren Glanz nicht verloren hatten.

Der Franzose erlebte Höllenqualen. Er lag wie Suko auf dem Rücken, konnte sich nicht bewegen und starrte zwei der vier Spinnenbeine an, die einen Halbkreis über ihm geschlagen hatten und sich in einem schon folternd langsamen Tempo senkten.

Er begann zu wimmern.

Suko hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, aber es war ihm nicht möglich, da seine Arme nach wie vor bewegungslos neben dem Körper lagen und wie abgestorben wirkten.

Und wieder vernahm Suko das Krachen im Felsen. Es war so laut, dass ihm die Ohren schmerzten. Plötzlich splitterte auch das Gestein auf. Wahre Brocken flogen heraus, und einen Moment später erschien ein großer, hässlicher Spinnenkopf.

Auch Renard sah ihn.

»Verdammmttt!«, brüllte er. »Verdammt, das ist doch nicht möglich. Diese Spinne, ich  … uuahhh  …«

Sein Schrei verstummte, denn Kalifato, die Riesenspinne, besaß Drüsen wie ein normales Tier.

Und sie produzierte fingerdicke »Seile« aus einem sehr zähen Material. Zielte und schoss dabei mit ihrer Drüse auf das Gesicht des liegenden Mannes.

Sie traf den Mund!

Der Schrei brach ab. Suko konnte zuschauen. Er stellte fest, dass es eine Verbindung zwischen dem Mund des Mannes und der Spinne gab. Dieser Faden hielt, und ein nächster folgte ebenfalls. Er wickelte sich um den Körper, ein weiterer umspannte den Hals, sodass Suko schon nicht mehr daran glaubte, den Franzosen am Leben zu wissen.

Kalifato, die Riesenspinne mit den bösen, farbig schimmernden Facettenaugen arbeitete schnell, geschickt und sicher. Sie umspann den wehrlosen Mann mit mehreren ihrer Fäden, um ihn anschließend in die Höhe zu hieven.

Und Suko, der nach wie vor regungslos in der Astgabel lag, wusste ebenfalls, welches Schisksal ihm bevorstand. Man würde ihn auf die gleiche Art und Weise vernichten wollen.

Die Spinne war noch nicht fertig. Zudem steckte sie mit einem Teil des Körpers nach wie vor im Felsgestein und gab sich dann selbst Schwung, um ganz hervorzukommen.

Jetzt war sie frei.

Im ersten Augenblick sah es aus, als würde sie in die Tiefe fallen, doch geschickt ausgesandte Fäden fanden zielsicher ihren Weg, sodass sie für die Spinne so etwas wie ein sicheres Netz oder eine Brücke bildeten, über die sie sich an der Felswand, in der Luft hängend, bewegen konnte.

Es war für den Chinesen eine Faszination des Schreckens. Die Spinne hielt mit ihren Beinen den Körper fest, und sie war erst sicher, als sie mehrere Netzfäden gegen das Felsgestein geschossen hatte.

So blieb sie stehen.

Suko musste zusehen, was weiterhin geschah. Kalifato, das gewaltige Spinnenmonster mit der dunklen, bräunlich schimmernden Haut, war einfach nicht zu bremsen.

Es hatte den Körper des bedauernswerten Franzosen zwischen die beiden Vorderbeine genommen. Er klemmte fest, zusätzlich durch fingerdünne, aber reißfeste Fäden umwickelt. Da seine Augen noch freilagen, musste er erkennen, wie die Spinne ihr gewaltiges Monstermaul öffnete und dem Bedauernswerten ihren Schlund präsentierte, in dessen Innern es glutrot loderte.

Jetzt wünschte Suko dem Franzosen, dass er gestorben war. Diese Qualen verdiente keiner.

Noch einmal und in einer nahezu quälenden Langsamkeit hob die Spinne ihre Beine an, brachte das Monstrum dichter an das Maul und ließ den Körper blitzschnell los.

Dabei hatte Kalifato ihm noch Schwung gegeben, sodass er so weit im Maul verschwand, wie die Spinne es haben wollte.

Es schloss sich.

Kein Schrei klang auf, und Suko, dessen Nerven wirklich einiges aushielten, hatte bei den letzten Vorgängen die Augen fest geschlossen, damit er das Grauen nicht mit ansehen musste.

Es war vorbei.

Für ihn gab es Claude Renard nicht mehr.

Diese unheimliche Welt hatte ihr erstes Opfer gefunden. Und gleichzeitig hatten die Großen Alten bewiesen, zu was sie fähig waren. Gnade kannten sie nicht. Das erste Monstrum hatten sie vorgeschickt. Suko war sicher, dass weitere folgen würden.

Noch hatte es ihn nicht erwischt. Er lag weiterhin in der kahlen Astgabel und wartete darauf, dass die Spinne sich ihm zuwenden würde.

Sie ließ sich Zeit, als wüsste sie genau, wie ihr zweites Opfer noch mehr zu foltern war. Erst nach einer Weile drehte sie sich allmählich um, sodass Suko direkt gegen das übergroße, hässliche Spinnenmaul schauen konnte.

Es war grausam für ihn.

Noch rührte sich Kalifato nicht. Er starrte auf sein Opfer und wuchs vor dem liegenden Chinesen wie ein gewaltiger Berg in die Höhe. Ein plump aussehendes Geschöpf, das dennoch sehr schnell und auch sehr wendig sein konnte.

Verzweifelt bemühte sich der Inspektor, seine Glieder zu bewegen. Nicht einmal ein Zucken lief durch Arme und Beine. Nur den Kopf konnte er drehen oder anheben, und auch sein Gehirn arbeitete völlig normal. Es würde alle Schrecken genau registrieren, sich daran erfreuen, um blitzschnell und gnadenlos zuschlagen zu können.

Das geschah.

Suko glaubte sogar, ein Sirren zu hören, als der erste Faden die Drüse, wie vom Katapult abgefeuert, verließ. Zielsicher jagte er auf den Inspektor zu.

Der Schlag war mit dem einer harten Faust zu vergleichen. Suko stöhnte auf, denn er hatte ihn dicht über der Gürtellinie getroffen, und er sah, wie sich die Spinne auf ihrem Netz in die Höhe bewegte, über den Liegenden geriet und darüber nachzudenken schien, wohin sie den zweiten Faden platzieren sollte  …

*

Ich hatte damit gerechnet, dass die sechs Skelett-Reiter frontal angreifen würden und dabei von ihrem Bai die Befehle bekamen. Das trat nicht ein, sie ritten in verschiedenen Richtungen und sehr schnell davon, sodass sie in den nächsten Sekunden wie Schemen im Nebel verschwanden.

Die Taktik war klar.

Sie würden aus dem Verborgenen kommen, und wir würden sie erst im letzten Augenblick, wenn es bereits zu spät war, erkennen.

Nicht allein mich hatte diese Taktik überrascht, auch den Eisernen Engel, der seinen rechten Arm wieder sinken ließ. Dabei drehte er sich um. Er war eine mit besonderen Fähigkeiten ausgestattete Person, aber diesen dichten Nebel würde er mit seinen Blicken nicht durchdringen können. Der schützte unsere Gegner wie ein Vorhang.

Ich hatte auch schießen wollen und die Waffe wieder zurückgenommen. Nein, es hatte keinen Sinn, das wäre nur Munitionsverschwendung gewesen, denn die Gestalten in der Nebelbrühe zu treffen, war fast unmöglich.

Hinter uns begann Leila zu lachen. Es war ein Lachen des Triumphs. Sie freute sich darüber, dass wir reingefallen waren, und sie fügte eine Bemerkung hinzu, die mir überhaupt nicht gefiel und mich sogar in tiefe Wut brachte.

Ich fuhr auf der Stelle herum. Das Halbblut sah ich als Schemen. Leila wich nicht aus, sie erschrak nur, als ich plötzlich vor ihr erschien, sie packte und durchschüttelte. »Wenn du jetzt dein dreckiges Maul nicht hältst, geht es dir wirklich schlecht!«, drohte ich ihr und schaute sie an, wie sie sich unter meinen Griffen wand.

Der Eiserne Engel meldete sich. »Lass es doch sein, John«, erklärte er. »Willst du dir an ihr die Finger schmutzig machen?«

Er hatte recht. Ich sollte mich wirklich nicht dazu hinreißen lassen, ließ sie los und stieß sie gleichzeitig von mir. »Auch du könntest in den Strudel mit hineingeraten«, versprach ich ihr. »Und dann Gnade dir Gott, das kann ich dir sagen.«

»Der Bai wird euch killen!«, drohte sie uns.

Ich enthielt mich einer Antwort und schaute stattdessen auf meinen neuen Freund Ali. Er holte unter seiner Jacke etwas hervor, das ich bisher noch nicht bei ihm gesehen hatte.

»Was ist das denn?«, fragte ich ihn und deutete auf den Gegenstand in seinen Händen. Er sah aus wie eine Gabel, die nur mehr zwei Zinken besaß. Dabei standen beide Zinken ziemlich weit auseinander und waren durch ein straffes Band miteinander verbunden. Die Zinken mündeten in einen Griff, sodass die gesamte Waffe wie ein Ypsilon aussah.

»Das ist eine Fletsche«, erklärte er mir.

»Ach so. Und du kannst damit umgehen?« , fragte ich ihn.

Seine Augen leuchteten plötzlich, während er seine Munition aus der Tasche holte. Es waren Kieselsteine. Natürlich nicht sehr groß, doch wenn eine entsprechende Wucht hinter den Geschossen lag, konnte man damit sicherlich viel Schaden anrichten.

Ali legte den ersten Kiesel in die breite Lasche und spannte das Gummiband. »Weißt du, John, in Tanger muss man sich wehren können. Wenn die anderen mit ihren Messern kommen, nehme ich meine Waffe. Ich bin darin ein wahrer Meister.«

»Kann ich mir vorstellen.«

Er schaute mich an. »Ich werde dir beweisen, dass auch die Skelette was davon abkriegen können.« Er grinste breit. »Übrigens, John, ich kann sicherlich auch Silberkugeln damit verschießen.

Ich musste lachen, stoppte jedoch, als ich sein verkantetes Gesicht sah und die flüsternde Stimme vernahm. »Bewege dich nicht, John, bleib nur stehen.«

»Was ist denn?«

Er spannte die Fletsche noch weiter, trat einen kleinen Schritt zur Seite und zielte an mir vorbei. Dabei kniff er ein Auge zu und ließ das Gummiband plötzlich los.

Ich spürte noch den Hauch, der an meinem Ohr vorbeifuhr und hörte den Treffer.

Während Ali lachte, drehte ich mich um.

Es war kurios. Aus dem Nebel hinter mir war ein Skelett erschienen. Noch hockte es auf seinem Pferd, aber das Geschoss hatte es am Schädel getroffen und ins Wanken gebracht. Zwar war es nicht ausgeschaltet worden, jedoch irritiert.

Ali war in seinem Element. Bevor ich ihn noch festhalten konnte, hatte er mich schon passiert, rannte auf den Knöchernen zu, und es sah so aus, als wollte er hinter der Gestalt auf den Pferderücken springen.

»Ali!« Ich warnte ihn.

Der Junge ließ sich nicht aufhalten. Mit beiden Händen packte er den linken Knochenarm des Reiters, drehte ihn herum, und die Gestalt musste dieser Bewegung einfach folgen.

Sie fiel zu Boden.

Darauf hatte Ali gewartet. Seine Fletsche trat nicht mehr in Aktion. Dafür riss er dem Knöchernen den Säbel aus den bleichen Fingern und sprang einen Schritt zurück.

Ich hatte ihn längst erreicht, er aber fuhr herum und ließ mich auf den Säbel schauen. »Jetzt kannst du mal sehen, John!« Die großen Augen in seinem Gesicht leuchteten.

Es hatte keinen Sinn, ihn zurückzuhalten. Ali musste sich beweisen.

Das tat er mit zwei blitzschnellen Hieben. Das Skelett war dabei, sich zu erheben, als die Schwertspitze zunächst vor seinem Schädel erschien, ihn spaltete, dass die bleichen Knochenteile nach allen Seiten wegflogen, und der nächste Hieb erwischte es in der Körpermitte.

So war es geteilt worden.

Vor Alis Füßen fiel der Haufen Knochen zusammen, und der Junge trat wütend gegen die Gebeine, während er schimpfte. »Du tust keinem mehr etwas, verdammte Bestie.«

Da hatte er recht.

»Gut gemacht!«, lobte ich ihn.

Ali lachte. »Kann ich den Säbel wenigstens behalten?«

»Meinetwegen.«

»Dann stehe ich auf eurer Seite.«

»Gib trotzdem acht!«, riet ich ihm. »Dieser Friedhof kann leicht zu einer Todesfalle werden.«

»Das schaffe ich schon.« Er zwinkerte mir zu. »Wie viele Gegner haben wir noch vor uns?«

»Fünf.«

»Mit dem Bai sechs.«

»Stimmt.«

»Die machen wir auch noch alle«, versprach er mit finsterer Stimme, wobei die Zunge über seine Lippen fuhr.

Ich hatte andere Sorgen. Leila war nicht mehr zu entdecken. Ebenso der Eiserne Engel. Dabei brauchte er sich nicht mal weit von uns entfernt haben, der Nebel war einfach zu dicht.

Die Reiter besaßen ein nahezu ideales Gelände. Zudem waren auch manche Grabsteine so hoch, dass sie sich dahinter verstecken und uns plötzlich aus diesen sicheren Deckungen angreifen konnten.

Ali hielt sich noch in meiner Nähe auf. Er ging jetzt in die Knie und presste ein Ohr gegen den Boden.

Ich wollte ihn nach dem Grund fragen, als er einen Finger auf die Lippen legte, für Sekunden in seiner unbequemen Haltung liegen blieb und plötzlich wie ein Gummimännchen aufsprang. »Okay, John, ich habe sie gehört. Sie reiten noch auf dem Friedhof.«

»Woher kennst du denn den Trick?«

»Habe ich in einem Western gesehen. Es war Clint Eastwood, der so etwas gemacht hat. Funktioniert.«

Ich fuhr mit fünf Fingern durch seinen prächtigen dunklen Haarschopf. »Du bist mir schon ein Held, Ali.«

»Jeder schlägt sich eben durch.«

Sehr schnell wurde ich wieder ernst. Wenn der Berg nicht zum Propheten kam, musste der Prophet zum Berg kommen, deshalb wollte ich nicht länger warten, sondern die Skelette suchen.

»Und ich bin dabei«, sagte Ali.

»Nein, du bleibst hier.«

Überrascht trat er einen Schritt zurück. »Wieso denn das? Traust du mir noch immer nichts zu?«

»Das schon, Ali, aber ich möchte diese Leila nicht allein wissen. Sie kann gefährlich sein, wenn du verstehst.«

»Ich soll auf sie achtgeben?«

»Ja. Wie ich gesehen habe, kannst du dich gut wehren. Pass auf, dass sie keine Dummheiten macht!«

Ali musste sich fast auf die Zehenspitzen stellen, um mir auf die Schulter zu klopfen. »Okay, Partner«, sagte er. »Okay. Wir schaukeln die Sache schon.«

Wenig später stand ich allein. Da war Ali bereits untergetaucht und von den tanzenden Schwaden verschluckt worden.

Er war auf die Leichenhalle zugegangen, das fand ich gut, denn Leila würde sich kaum in der Mitte des unheimlichen Friedhofs verstecken.

Aber wo verbarg sich der Eiserne Engel?

Natürlich wollte ich nicht nach ihm rufen. Es wäre einem halben Selbstmord gleichgekommen, mich zu verraten, und so schlich ich tiefer in den Friedhof hinein.

Wo die Gräber lagen, wallte der Nebel besonders dicht. Noch immer quollen die Schwaden aus dem Boden. Und sie verteilten sich über die breiteren und schmaleren Wege, umhüllten auch meine Gestalt, sodass ich mir wie von dünnen Leichentüchern umwickelt vorkam.

Ich bewegte mich so leise wie möglich, ging auch geduckt und stand voll unter Spannung.

Ali hatte es durch seine Lauschaktion richtig gemacht. Er hatte die Reiter gehört, ich vernahm sie nicht.

Noch nicht  …

Der Trick des Jungen war gut gewesen. Auch ich probierte ihn aus. Als mein Ohr mit dem Boden Kontakt hatte, hörte ich nichts. Wahrscheinlich lag ich an einer ungeeigneten Stelle.

Dann drückte ich mich wieder hoch.

Und da sah ich ihn.

Ich befand mich noch in der Bewegung und bekam sogar einen Schreck, als das Tier erschien.

Ein reiterloses Pferd lief mir langsam entgegen. Wie ein Gespenst erschien es aus dem Nebel, es bewegte nickend den Kopf, und sogar das halbzerfetzte Zaumzeug hing lappig nach unten.

Wo steckte der Reiter?

Ich ging auf das Tier zu, streckte meine freie Hand aus, um nach dem Zügel zu greifen, als ich die Bewegung an der linken Seite des Tieres sah.

Dort richtete sich urplötzlich das Skelett auf. Es hatte sich so verborgen gehalten, dass es mir nicht möglich gewesen war, es zu sehen. Hinzu kam der Nebel, der das Tier umwallte, und aus dieser grauen Suppe fuhr ein heller Strahl.

Es war die Klinge!

Wuchtig raste sie nach unten, und sie war schneller als eine Kugel, da ich die Beretta erst noch hätte in die Schussrichtung bringen müssen.

Aber nicht schneller als meine Reaktion.

Ich hielt noch immer den Zügel fest und drückte ihn sowie den Pferdeschädel in die Höhe.

Genau in die Schlagrichtung hinein.

Das Pferd konnte der Klinge nicht mehr ausweichen. Anstatt meinen Körper zu spalten, traf es den Pferdeschädel und hieb so heftig in den Kopf hinein, dass die Klinge fast auf der anderen Seite wieder herauskam.

Nicht einmal ein Todeswiehern erklang. Nur ein hässliches Knacken in Schädelhöhe vernahm ich, als das Tier kurz danach zusammenbrach und das Skelett dabei mitriss.

Es rutschte mir entgegen.

Und genau in meine Kugel!

Ich hätte es unter Umständen mit dem Kreuz erledigen können, aber ich wollte sehen, ob die geweihten Silberkugeln in der normalen Welt ihre Wirkung entfalteten.

Sie taten es.

Das Klatschen kam mehr einem Klirren gleich. Der Schädel flog auseinander, als hätte jemand mit einem Hammer auf ihn gedroschen. Wie eine aufgezogene Puppe kam mir das Skelett vor, als es die Arme hektisch auf und ab bewegte, dann nach hinten fiel und dabei noch zur Seite rutschte, wobei es vom Pferderücken fiel.

Seine Gebeine klapperten, als sie den Boden berührten. Wieder ein Gegner weniger.

Noch vier, wenn ich richtig gezählt hatte, wobei ich den Bai vorerst außer acht ließ.

Die Knochen und das getötete Pferd interessierten mich nicht. Ich nahm die Waffe an mich, da ich wusste, dass ich die Reiter auch mit dem Säbel töten und mir somit die wertvolle Silbermunition sparen konnte.