John Sinclair Großband 40 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair Großband 40 E-Book

Jason Dark

0,0
14,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

10 gruselige Folgen der Kultserie zum Sparpreis in einem Band!

Mit über 300 Millionen verkauften Romanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen verkauften Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horror-Serie der Welt.
Begleite John Sinclair auf seinen gruseligen Abenteuern aus den Jahren 1978 - 1989 und ziehe mit ihm in den Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit. Erlebe mit, wie John Sinclair zum Schrecken der Finsternis wurde und die Serie Kultstatus erreichte.

Tausende Fans können nicht irren - über 640 Seiten Horrorspaß garantiert!
Dieser Sammelband enthält die Folgen 391 - 400.

Jetzt herunterladen und losgruseln!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 1366

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Jason Dark
John Sinclair Großband 40

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2015 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2023 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covermotiv: © Vicente B. Ballestar

ISBN: 978-3-7517-4716-5

https://www.bastei.de

https://www.sinclair.de

https://www.luebbe.de

https://www.lesejury.de

John Sinclair Großband 40

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

John Sinclair 391

John Sinclair – Die Serie

Der flüsternde Tod (2.Teil)

John Sinclair 392

John Sinclair – Die Serie

Phantom-Kommando

John Sinclair 393

John Sinclair – Die Serie

Diablitas Mörder-Gnome

John Sinclair 394

John Sinclair – Die Serie

Die Unheimliche vom Schandturm

John Sinclair 395

John Sinclair – Die Serie

Ich liebte eine Voodoo-Queen

John Sinclair 396

John Sinclair – Die Serie

Mord-Marionetten.

John Sinclair 397

John Sinclair – Die Serie

Ein Duft von Tod und Grauen (1.Teil)

John Sinclair 398

John Sinclair – Die Serie

Die Töchter von Atlantis (2.Teil)

John Sinclair 399

John Sinclair – Die Serie

Totentanz im Urnengrab

John Sinclair 400

John Sinclair – Die Serie

Jenseits-Melodie

Guide

Start Reading

Contents

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Der flüsternde Tod (2.Teil)

Der Teufel hatte sie zu seinen Dienern auserwählt, sie waren dem Bösen verfallen, hatten sogar einen Mord auf ihr Gewissen geladen und spürten dennoch die kalte Furcht, die sich ihrer annahm, als sie auf das starrten, was sich ihren Augen bot.

Etwas Unheimliches geschah!

Begonnen hatte es mit dem weißblassen Licht, das jenseits der halbzerfallenden Kirchenmauern aufgeflackert war, höher stieg, den Rand erreichte und darüber hinausquoll.

Das Licht, ein Strahlenkranz, bedeckte einen widerlichen Totenschädel.

Übergroß war der Schädel – und, was die beiden am schlimmsten fanden —, er besaß einen Mund  …

Ein breites, blutrot geschminktes Maul, das überhaupt nicht auf die Vorderseite des Schädels passte. Es erinnerte an die übertriebene Kunst der sechziger Jahre, aber diese Bilder damals hatten nicht das Grauen abgestrahlt wie der Schädel.

Er wuchs  …

Größer und größer wurde er, aber in dem weißen Licht war die eigentliche Farbe des Knochenkopfs noch nicht zu erkennen.

Wade, einer der beiden Liston-Brüder, hatte den Namen bereits beim ersten Anblick ausgesprochen.

Jetzt wiederholte er ihn. »Der flüsternde Tod«, kam es raunend über seine Lippen. »Er hat uns erreicht  …«

Sein Bruder Ken reagierte nicht. Er musste diesen Begriff verstanden haben, doch der Anblick dieses furchtbaren Knochenschädels zog ihn so in seinen Bann, dass er nichts anderes mehr wahrnahm und sich nur auf den schaurigen Anblick konzentrierte.

»Er kommt höher!«, ächzte Ken Liston. »Verdammt, der bringt uns um!«

Wade schwieg. Noch hatte ihnen der flüsternde Tod nichts getan, und er fragte sich nur, wie es geschehen konnte, dass so ein monströses Machwerk überhaupt entstand.

Verzweifelt grübelte er über eine Erklärung nach und kam letztendlich nur zu einem einzigen Entschluss.

Es musste etwas mit der Hexe Sarita zu tun gehabt haben!

Diesem dunkelhaarigen Zigeunermädchen, das sein Bruder Ken und er im Ort aufgegabelt hatten, und von dem ihnen gesagt worden war, dass sie eine Hexe sei.

Eine Hexe, die brennen musste! Sie allein sollte die drei Menschen auf dem Gewissen haben, die in den letzten Tagen in Devon zu Staub zerfallen waren.

Sarita, die Zigeunerin, stand mit dem Leibhaftigen im Bunde. Das hatte man ihnen gesagt, sie hatten es geglaubt, das Mädchen zu einem verfluchten Ort zwischen den Trümmern einer eingestürzten Kirche geschleppt, es dort an eine Mauer gekettet und eine Art Scheiterhaufen errichtet, dessen Flammen auch auf den Körper der angeblichen Hexe übergegriffen hatten. Nur war von Sarita nach dem Zusammensacken der Flammen nichts gefunden worden. Keine Knochenteile keine Hautreste – nichts. Sie schien die Flammen überhaupt nicht gespürt zu haben und war demnach spurlos verschwunden.

Bis der Schädel kam  …

Eingetaucht in weißes Licht stand er über der Mauer. Es sah noch so aus, als würde er mit seinem knochigen Kinn die obere Kante berühren. Wenig später aber bekam das Bild einen völlig anderen Ausdruck, denn das helle Licht fiel zusammen.

Nicht schlagartig, intervallweise zog es sich zurück, als würde es von den Schatten der Dämmerung aufgesaugt, um sich dort, für keinen mehr sicht- oder erkennbar, zu verteilen.

Die wahre Farbe des Schädels kristallisierte sich hervor.

Das war ein tiefes Graublau. So kompakt, so dicht, dass sich die Umrisse trotz der Düsternis genau abhoben und der blutrot geschminkte, breite Mund wie ein tödlicher Gruß aus einer fernen, fremden Dimension wirkte. Dieser Mund war das Besondere an dem Schädel.

Es faszinierte und stieß gleichzeitig ab. Wade Liston hatte das Gefühl, einer Lockung zu erliegen, und er glaubte auch daran, dass die Lippen nicht mehr ruhig standen, sondern in zitternde Bewegungen geraten waren, als hätte jemand mit der Faust in eine Masse dunkelrotes Rindfleisch geschlagen.

Aber niemand hatte ihn berührt. Keine Hand war da, die aus dem Dunkeln gekommen wäre, der blauschwarze Schädel stand völlig bewegungslos auf dem Rand der Mauer.

So hässlich und überzeichnet sich der Mund auch den beiden Brüdern präsentierte, die Lockung, die von ihm ausging, war vorhanden und traf auch die beiden Brüder.

Ken, der nervlich Schwächere, spürte es noch deutlicher. Er streckte beide Arme gleichzeitig aus und krümmte die Finger.

»Ich komme«, sagte er. »Ich komme zu dir. Du brauchst mich nicht länger zu rufen  …« Er ging.

Einen Schritt, den zweiten, bis Wade handelte, ihn zu packen bekam und zurückriss. So hart, dass Ken zu Boden geschleudert wurde und sich dort noch fast überschlagen hätte.

»Du bist wohl wahnsinnig!«, fuhr Wade seinen Bruder an. »Das kannst du nicht machen.«

»Aber der Mund  …«

»Nichts ist mit diesem verdammten Mund.«

»Doch, du hast es gesagt. Da ist etwas mit. Er lockt, ich habe ihn gehört  …«

»Was denn?«

»Er flüstert«, erklärte Ken, als er aufstand. »Er hat mir etwas zugeflüstert, Bruder. Verstehst du?« Ken legte beide Handflächen gegen Wades Wangen. Er hat zu mir gesprochen  …«

»Ich hörte nichts  …«

»Aber ich.«

Wade Liston beobachtete seinen Bruder sehr genau. Ihm entging auch nicht, dass Ken die Augen bei seinem Bericht verdreht hatte und irgendwie ganz anders geworden war. Ein sentimental und gleichzeitig unwirkliches Lächeln hatte sich auf seinem Gesicht ausgebreitet, auch für Wade ein Beweis, dass sich sein Bruder inzwischen im Bann dieses blauschwarzen Schädels befand, der auch den Beinamen der flüsternde Tod bekommen hatte.

Wade dachte auch weiter. »Okay, Bruderherz, alles okay, der Schädel hat mit dir gesprochen. Ich glaube es dir. Er hat dich gelockt, aber du wirst nicht hingehen. Der flüsternde Tod kann dich vernichten, verstehst du das. Er ist nicht unser Freund. Er kann aus dem geboren sein, was wir zerstört haben.«

»Wie meinst du das?«

Der Angesprochene schlug die Hände seines Bruders zur Seite. »Ganz einfach, supereinfach. Die Hexe, die in den Flammen umkommen sollte, ist zwar verbrannt, sie hat aber eine andere Gestalt angenommen. Begreifst du es jetzt?«

»Sie soll der Schädel sein?«

»Jawohl!«

Ken öffnete den Mund und fing an zu lachen. »Nein, nein, das kann ich nicht glauben. Sie ist niemals der Schädel. Er ist ein anderer, er will etwas von mir.«

»Deinen Tod!«

»Ich gehe hin!«

»Du bleibst!«, entschied Wade. Er ging einen halben Schritt zurück und ballte seine rechte Hand. Auch wenn er Ken mit Gewalt zurückhalten musste, es machte ihm nichts aus, letztendlich geschah alles nur zu Kens Sicherheit.

Ken schüttelte langsam den Kopf. »Du verstehst nichts, Wade, überhaupt nichts. Wenn du seine Stimme gehört hättest, würdest du anders reden. Sie ist so freundlich, so lockend.«

»Das ist mir scheißegal. Wir verschwinden von hier. Den Job haben wir ausgeführt. Wir schwingen uns auf die Feuerstühle und fahren nach Exeter. Dort bleiben wir drei Tage. Erst dann kehren wir wieder zurück und tun so, als wären wir die gesamte Zeit dort gewesen und hätten von nichts eine Ahnung gehabt. Kapiert!«

»Schon.«

»Dann komm!«

Ken Liston schüttelte den Kopf. Der verklärte Ausdruck auf seinem Gesicht blieb. »Ich kann ihn nicht alleinlassen. Er hat mich so freundlich eingeladen, zu ihm zu kommen. Nein, das kannst du von mir nicht verlangen. Schau dir seine herrlichen Lippen an. Sind sie nicht eine wunderbare Lockung und Verlockung?«

»Für mich nicht.«

»Aber für mich.«

Wade hatte eingesehen, dass sein Bruder mit Worten nicht zu überzeugen war. Da half nur Gewalt.

Wade holte aus.

Ken ging vor.

Und dann sah Wade plötzlich Sterne. Nie hätte er mit einem so schnellen und direkten Angriff seines Bruders gerechnet, aber der Rundschlag, zu dem Ken angesetzt hatte, traf voll ins Ziel.

Bei Wade wurden Kinn, Mund und Nase erwischt. Er spürte das Blut aus den Nasenlöchern rinnen, die Beine wollten ihm nicht mehr gehorchen, und er fing den nächsten Hieb.

Diesmal tiefer und mit der Faust geschlagen.

Es war ein Supertreffer. Wade röchelte noch. Die Kraft strömte endgültig aus ihm hervor. Sterne zerplatzten vor seinen Augen und wurden zu farbigen Wolken, die ihn so einlullten, dass er kaum mitbekam, wie er auf die weiche Erde kippte.

Ken sprach zu ihm. Diesmal drangen scharfe Worte aus seinem Mund, denn auch von seinem Bruder ließ er sich nicht beeinflussen. Der jedoch hörte ihn nicht. Er hatte genug mit seinen eigenen Problemen zu tun. Der Schmerz durchwühlte ihn wie Feuer. Es zuckte vom Kopf bis hinunter zum Gürtel. Kens Treffer waren nicht von schlechten Eltern gewesen, andererseits warfen sie Wade auch nicht in das Reich der Bewusstlosigkeit. Er hielt sich in seiner knienden Haltung, schwankte, sah die Welt nur mehr wie durch farbige Schleier und glaubte auch, auf einem Schiffsboden zu knien, der sich schwankend bewegte.

Und er bekam nicht mit, wie sein Bruder ging.

Ken hatte sich einmal entschlossen, dem Ruf zu folgen, und dabei blieb es. Keiner konnte ihn jetzt noch aufhalten. Nur der blauschwarze Schädel zählte, von dem diese gewaltige Lockung ausging.

Wichtig war auch der Mund. Da lockten blutrote Lippen, die flüsterten. Sie streichelten regelrecht mit Worten.

Das hatte Ken genau verspürt. Da konnte Wade sagen, was er wollte, der Schädel war nur für ihn allein da. Und vor allen Dingen die roten Lippen, die an ihren Enden zuckten, als hätten sie sich zu einem Willkommenslächeln herabgelassen.

»Ja!«, sagte Ken Liston. »Ich werde zu dir kommen. Ich weiß, du bist der flüsternde Tod, aber du wirst mich aufnehmen. Ich will es so. Du rufst mich nicht umsonst, nein  …«

Durch seinen Körper lief ein Ruck. Die Worte hatten ihm Mut gemacht. Er konnte sich endlich voranbewegen, denn ein neuer Kraftstrom füllte sein Inneres aus.

So tappte er mit schwer wirkenden Schritten durch das Gras, den Blick stur nach vorn gerichtet, damit ihm auch keine Einzelheit entging. Der Schädel hatte nur auf ihn gewartet, nur auf ihn.

Und er hörte ihn sprechen. Urplötzlich wehte ihm das Flüstern entgegen, und jetzt wusste Ken, weshalb man diesen dunklen Skelettkopf den flüsternden Tod nannte.

»Komm zu mir, Mensch. Ich habe auf dich gewartet. Du sollst den flüsternden Tod kennenlernen. Er hat lange genug im Verborgenen gelauert, nun nicht mehr. Jetzt ist er wieder frei, und du hast dafür gesorgt, deshalb will ich dich belohnen …«

Ken Liston hatte zwar jedes Wort verstanden, aber nur das Letzte blieb ihm im Gedächtnis haften.

Belohnen!

Er sollte belohnt werden. Für ihn kam es schon einer Tragik gleich, denn in seinem bisherigen Leben war er für nichts belohnt worden und hatte zumeist einstecken müssen.

Dass auf dem Boden und versteckt im Gras hohe Steine lagen und er des öfteren stolperte, nahm er nicht einmal richtig wahr. Es wirkte unnatürlich, wie er seine Arme bewegte, als suchte er irgendwo in seiner Nähe noch den richtigen Halt.

Und der Schädel wartete  …

Sein Äußeres rührte sich nicht. Es glich dem Rand der Mauer, mit dem das Knochenkinn abschloss, nur der Mund geriet in gewisse Zuckungen. Die breiten roten Lippen zogen sich zusammen und erinnerten bei diesen Bewegungen immer stärker an Schläuche, gegen die gedrückt oder gezogen wurden.

. Allmählich verbesserte sich auch Wades Zustand. Er war ein harter Brocken und hatte schon einige Schlägereien hinter sich. Ein paarmal war er zusammengeschlagen worden, dann hatte er den Spieß umgedreht und ebenfalls hart ausgeteilt.

Einstecken musste er trotzdem.

Zwar schmerzte noch jedes Luftholen, auch musste er sich mit beiden Händen aufstützen, aber es gelang ihm, sich in die Höhe zu drücken. Zumindest den Oberkörper drückte er so weit durch, bis der Rücken eine Gerade bildete.

In dieser Haltung blieb er.

Pfeifend hörte sich der Atem an. Sein Gesicht glänzte schweißnass. Er atmete durch den offenen Mund, der sich vor Staunen ebenso weit öffnete wie seine Augen.

Vor ihm lief Ken.

Wade Liston wusste in diesem Augenblick, dass er es nicht mehr schaffen würde, seinen Bruder zu retten, weil er sich dem Schädel einfach zu weit genähert hatte. Es fehlten nur mehr einige Schritte, dann konnte er die Hand ausstrecken und ihn berühren.

Ein letztes Mal versuchte er es. Er hatte schreien wollen und wunderte sich über die krächzenden Worte.

»Ken zurück  …«

Sein Bruder kam nicht Der Schädel besaß eine ungemein starke Anziehungskraft. Besonders der Mund, der für den schwankenden Ken zuerst in direkter Reichweite lag.

Er streckte seine Arme aus und presste die Finger gegen die wulstigen, dicken Lippen.

Für einen Moment blieb er so stehen. Er berührte die weichen Lippen, wollte sie ganz abtasten, als sich der Mund plötzlich öffnete.

Ken Liston hatte damit nicht gerechnet. Das plötzliche Verschwinden des Widerstandes ließ ihn nach vorn fallen. Seine Hände stachen ins Leere, und sie verschwanden zusammen mit den Armen im Maul des düsteren Schädels.

Das sah auch Wade.

Zuerst wollte er es nicht glauben, er wischte fahrig über sein Gesicht und schleuderte die Schweißtropfen von der Hand, bevor er wieder hinschaute und feststellen musste, dass sich die Haltung seines Bruders verändert hatte. Er hatte den Boden unter den Füßen verloren. Er schwebte in der Luft, und nur noch sein Unterkörper mit den Beinen schaute aus dem knallroten Maul des Schädels, während die obere Hälfte bereits zwischen den Lippen verschwunden war.

Der Schädel schluckte ihn!

Und Ken tat nichts dagegen. Er wehrte sich überhaupt nicht. Nur einige Male noch strampelte er mit den Beinen, als wollte er etwas wegstoßen, das sich hinter ihm befand.

»Kennnn!«

Es hatte ein Schrei werden sollen, kaum mehr als ein Flüstern drang über Wades Lippen. Zu schlimm war dieser Vorgang, den er so überdeutlich bekam.

Der Skelettkopf schluckte sein Opfer in kurzen Intervallen herunter. Langsam verschwand Ken in dem Maul.

Zuletzt schauten nur noch seine Füße zwischen den Lippen hervor. Auch sie nur für einen kurzen Augenblick, bevor sich der blutrote Mund noch einmal öffnete und der Körper ganz verschwand.

Die Lippen schlossen sich.

Wade, der seinen Blick noch immer nicht hatte abwenden können, war davon überzeugt, auf diesem Mund ein zufriedenes Grinsen gesehen zu haben. Der Schädel hatte sein Ziel erreicht.

Endlich  …

Nicht einmal ein Schuh war noch von Ken zu sehen. Wade Liston wurde nun klar, dass er keinen Bruder mehr besaß. Niemand, auf den er sich verlassen konnte und der mit ihm auf Tour ging, wie sie immer gesagt hatten.

Gefühle brachte der junge Mann anderen so gut wie nicht entgegen. Bei Ken hatte er die große Ausnahme gemacht, und ihm war plötzlich nach Heulen zumute. Am liebsten hätte er sich ins Gras gelegt und in den Boden gebissen.

Nicht einmal das schaffte er.

Keine Träne drang aus seinem Auge. Er trauerte stumm um den Bruder und musste sich eingestehen, dass der Schädel eine verdammte Macht ausüben konnte.

Auch gegen ihn?

Der flüsternde Tod wurde er genannt. Wade hatte ihn ebenfalls flüstern gehört, aber er war nicht so stark in seinen Bann geraten wie Bruder Ken, der nicht mehr lebte.

Dass der Schädel einen Menschen wieder ausspucken konnte, daran wollte er nicht glauben.

Wie ging es für ihn weiter?

Noch nie zuvor hatte Wade Liston ein solches Grauen gespürt wie in diesen Augenblicken. Er durfte aber nicht mehr an Ken denken, sondern musste sich auch um sein eigenes Schicksal kümmern.

Wenn er hier weiterhin stehen blieb, konnte ihm das Gleiche passieren. Das wollte er auf keinen Fall. Er sah, wie sich der Mund bewegte, als würde hinter den Lippen etwas zucken und zerdrückt werden. Wenn er zögerte, würde er irgendwann das Locken oder Flüstern hören und ihm nicht widerstehen können.

Er blieb nicht stehen und drückte sich zurück. Seine Schritte setzte er langsam, den blauschwarzen Kopf mit den tiefen, aber leeren Augenhöhlen ließ er nie aus dem Blick, während sich die Gedanken mit den Vorstellungen seiner weiteren Flucht beschäftigen.

Es sollte sich nichts ändern. Er wollte dorthin zurück, wo sie ihre Maschinen abgestellt hatten. Auf dem Bock der Honda fühlte er sich besser, da kam er auch schneller fort. Als sein Bruder noch lebte, hatten die beiden vorgehabt in den Ort zu fahren, um anschließend nach Exeter zu verschwinden.

War das jetzt auch noch gut?

Wade entschied sich dafür. Er wollte nach Devon hinein, um zu schauen, wie es dort stand. Vielleicht hatte der Schädel mit den roten Blutlippen auch dort seine Spuren hinterlassen. Man konnte ja nie wissen.

Zunächst ging er rückwärts. Das brachte nicht viel, weil er einfach zu langsam war. Dann pfiff er auf den Anblick des Schädels, wandte diesem den Rücken zu und lief schneller.

Zunächst noch ziemlich normal. Als er über einen Mauerrest hinweggesprungen war, fing er an zu rennen. Als säße ihm der Teufel im Nacken, jagte er davon. Seine Arme und Beine peitschten und knickten das hohe Gras. Er wollte nur noch seine Maschine erreichen  …

Und die sah er auch.

In der Dunkelheit erst ziemlich spät, sodass er fast gegen sie gerannt wäre. Er kickte den Ständer um, drehte auch die Maschine und schaute dabei den Weg zurück.

Den Schädel sah er auch jetzt!

Das heißt, die Umrisse waren kaum zu erkennen. Nur die Lippen leuchteten. Sie schienen in der Luft zu schweben und erinnerten an zwei blutrote Wülste.

Der Rocker schüttelte sich. Der flüsternde Tod hatte seinen Namen zu Recht bekommen.

Dann startete er.

Die Honda sprang schon beim ersten Versuch an. Der Sound des Motors gab Wade ein gutes Gefühl. Das Geräusch war für ihn Realität. Es gehörte einfach dazu, und die Schallwellen pflanzten sich durch die Dunkelheit fort, bis sie irgendwo verliefen.

Er fuhr an.

Es war ein Start, bei dem das Hinterrad durchdrehte. Das Vorderrad hob ab, aber Wade bekam die Maschine in den Griff, denn fahren konnte er ausgezeichnet.

Um Devon zu erreichen, konnte er die offiziellen Wege und Straßen nehmen. Darauf verzichtete er. Es gab Abkürzungen, und mit seiner Honda kam er dort überall durch.

Also fuhr er querfeldein.

Gepeitscht von seiner Angst und getrieben von der bulligen Kraft der Honda, jagte er davon. Er nahm keine Rücksicht mehr. Die Honda tanzte und hüpfte über Bodenwellen hinweg. Ihr Bezwinger musste so manchen Stoß in Kauf nehmen.

Auf einen Helm hatte Wade verzichtet. Diese Zeit war ihm einfach nicht geblieben. Er hoffte, unfallfrei die Ortschaft Devon zu erreichen.

Der Fahrtwind peitschte in sein Gesicht. Und die Lichter der Ortschaft schimmerten ihm entgegen. Sie lockten, sie gaukelten ihm Sicherheit vor, und er wusste, dass er nur noch einen Bach durchqueren musste, um es danach fast geschafft zu haben.

Bald schon sah er das Wasser schimmern. Die schmale Senke rutschte er schräg hinunter, und das Hinterrad der Honda drehte einige Male durch. Am Bachlauf war es feucht und glitschig. Wade merkte es zu spät.

Plötzlich rutschte ihm die Maschine unter dem Hintern weg, und Liston ging im wahrsten Sinne des Wortes baden  …

Das Wasser war kalt, und Wade Liston fluchte. In einem kleinen Strudel blieb er schließlich auf der Seite liegen, kam keuchend wieder hoch und zog auch die Honda mit. Hoffentlich war ihr nichts passiert. Er wollte weiterfahren. Wenn er zu Fuß ging, würden sie ihn irgendwann erwischen, denn damit musste er rechnen.

Wade schob sie aus dem Bach und auch die sich anschließende, ziemlich flasche Böschung hoch. Oben schüttelte er sich. Die Wassertropfen flogen weg wie aus dem nassen Fell einer Katze, die ähnliche Bewegungen machte.

Wieder startete er – und hätte jubeln können, als die Maschine sofort ansprang.

Er kam weg.

Einen Blick zurück warf er nicht. Diesen Ort des Grauens wollte er vergessen, wenigstens so lange, bis er mit einigen Leuten gesprochen hatte. Er musste es in Devon bekannt macheen, dass etwas Grauenvolles lauerte. Wenn die Menschen von dieser Gefahr hörten, fragten sie auch nicht mehr danach, was mit dem Zigeunermädchen geschehen war. Sarita hatten sie sicherlich schon vergessen.

Nur wusste er nicht, wer sich dieser Gefahr entgegenstellen sollte. Aber das würde sich zeigen.

Liston erreichte irgendwann eine schmale Straße, deren graues Asphaltband das sommerliche dunkle Grün der Landschaft durchschnitt. In der Dunkelheit wirkte alles gleich, nur der Scheinwerfer warf einen langen und relativ breiten Lichtteppich auf die Straße.

Noch eine Kurve fuhr er, dann bekam der Flüchtling freie Sicht auf den letzten Teil der Straße, bevor sie das Dorf erreichte.

Er wollte noch einmal aufdrehen, um sein Ziel, das Büro des Officers, so rasch wie möglich zu erreichen, als sich seine Augen weiteten und die Furcht schlagartig zurückkam.

Nicht allein, dass ihm der flüsternde Tod begegnet war, nein, er bekam noch etwas zu Gesicht, das sich bis in das Dorf hineinzog und in einem rotgelben Schein leuchtete.

Abdrücke hatten sich in den Boden gegraben. Dunkelrote Hufeisen mit einem hässlichen knallgelben Teufelsgesicht in der Mitte.

Die Spur des Satans!

*

Suko, der Sippenführer und ich standen am Waldrand, während die anderen vier Männer hinter uns zwischen den Bäumen zurückgeblieben waren, weil sie sich nicht trauten, denn sie spürten, dass Böses in der Nähe lauerte. Wir aber waren gekommen, um das Böse zu bekämpfen, das ich an diesem Tag zum zweiten Mal sah.

Es war die Spur des Teufels!

Einen Abdruck erkannten wir vor uns im Gras. Sehr deutlich und auf keinen Fall zu übersehen, weil sich in ihm zwei verschiedene Farben vereinigten.

Die rote und die gelbe!

Wir starrten hin, mussten erst unsere Überraschung verdauen, und weder Suko noch ich sprachen ein Wort.

Dafür unser Begleiter. Er bewegte schüttelnd den Kopf, verknotete die Finger ineinander und hauchte mit einer kaum zu verstehenden Stimme: »Das ist die Spur, das ist Satans Rache. Wie vor 150 Jahren hat sich der Leibhaftige gezeigt, um sich an den Menschen zu rächen. Wir sind fluchbeladen, aber diesmal muss sich unsere Sippe stellen.«

Es waren völlig neue Töne, die ich hörte. Deshalb nahm ich mir vor, den Mann später noch einmal darauf anzusprechen.

In den anderen Punkten stimmte ich ihm voll zu. Suko und ich waren nach Devon gefahren, weil sich in dieser kleinen, idyllischen Ortschaft Schreckliches ereignet hatte.

Drei Menschen waren zu Staub geworden.

Urplötzlich, ohne einen Grund hatten sie sich in Asche oder Staub verwandelt.

Das gab der Polizei die größten Rätsel auf. Ein Beamter, den ich in Devon leider noch nicht kennengelernt hatte, weil er krank war, hatte sich nicht anders zu helfen gewusst, als die Staubproben nach London zu schicken. Sie waren von unseren Spezialisten untersucht worden, und man hatte festgestellt, dass die Rückstände von Menschen stammten.

Ein Fall für Suko und mich. 1

Beide waren wir nach Devon gefahren, um dieses Rätsel zu lösen. Kaum angekommen, hatte es den nächsten Toten gegeben, eine Frau. Sie war ebenfalls zu Staub verfallen, und wir setzten jetzt mit unseren Ermittlungen ein. Es gab eine Spur, die uns zu einem am Ortsrand liegenden Zigeunercamp führte. Dort hörten wir von einer Geschichte, die sich vor 150 Jahren zugetragen hatte. Auch damals waren Menschen zu Staub zerfallen, unter anderem ein erfrorenes Zigeunermädchen namens Sarita. Aber auch einen Pfaffer hatte es erwischt, dessen Kirche zerstört wurde, als der Geistliche unter dem Bann des Teufels stand.

Und der Satan mischte kräftig mit.

Die Teufelsspuren wiesen darauf hin. Sie waren höllisch gefährlich. Wer sie berührte, zerfiel zu Staub.

Eine furchtbare Sache, denn plötzlich schwebte der Tod unsichtbar über dem Ort Devon.

Und noch ein Grund hatte uns in das Lager geführt. Wir suchten ein junges Zigeunermädchen, das den gleichen Namen trug wie das, das vor 150 Jahren erfroren und später – so erzählte es die Geschichte –, zu Staub zerfallen war.

Aber Sarita war nicht zu finden gewesen, Zwei Rocker hatten sie entführt, aufgehetzt von den Bewohnern des Ortes, die wegen der Vorfälle arg verwirrt waren. Sarita sollte an allem die Schuld tragen. Sie bezeichnete man als eine Hexe, und Hexen mussten brennen, so war gesprochen worden.

Wir hatten den Brandgeruch wahrgenommen, waren ihm nachgegangen und standen nun am Waldrand und starrten dorthin, wo die Trümmer der zerstörten Kirche unter hohem Unkraut verborgen lagen.

Dieser Ort wurde von den älteren und abergläubischen Bewohnern nach Möglichkeit gemieden. Zu sehr wurde das Gebiet noch durch die Vorgänge in der Vergangenheit belastet, aber für uns war er der richtige Fleck. Ich rechnete damit, in der Nähe die Lösung des Falles zu finden.

Den Brandgeruch nahmen wir längst nicht mehr wahr. Der Abendwind hatte ihn vertrieben, dafür entdeckten wir die Spur und hörten auch den Kommentar des Sippenchefs.

»Der Teufel hat uns einen Besuch abgestattet.« Er hatte kehlig gesprochen, als läge in seinem Hals ein dicker Kloß.

Weder Suko noch ich widersprachen.

»Und Sarita?«, fragte mein Freund.

Tasso hob die Schultern. »Wenn der Teufel hier gewesen ist, hat sie keine Chance mehr gehabt. Vielleicht werden wir ihren Staub finden, vielleicht aber  …«

Da er nicht weitersprach, hakte ich nach. »Was ist mit der zweiten Lösung.«

»Es gibt den flüsternden Tod!«

»Und wer ist das?«

Selbst während der schlechten Lichtverhältnisse erkannte ich, wie blass der Mann plötzlich war. »Nein«, sagte er leise. »Später, ich sage es euch später. Vielleicht stimmt es auch nicht  …«

Zwingen konnten wir ihn nicht. »Gut, dann werde ich gehen und mir die Spur mal genauer anschauen.«

Tasso erschrak. »Wollen Sie auch zu Staub zerfallen, Mr. Sinclair?«

»Das habe ich nicht vor.«

Er fasste mich an. Sein Griff war hart und fordernd. »Aber es wird geschehen, wenn Sie sich um diese verfluchte Spur kümmern. Dagegen kann man nichts tun.«

Ich gab ihm eine Antwort, die er nicht erwartet hatte. Unter dem Hemd hing mein Kreuz. Das holte ich nun hervor, behielt die Kette in der rechten Hand und ließ das Kreuz selbst auf meiner linken Handfläche liegen.

»Das ist meine Methode!«

Der Mann schüttelte den Kopf. Er wollte noch grinsen, was er nicht mehr schaffte. »Was wollen Sie denn damit?«

»Ich werde es gegen den Teufel einsetzen. Oder kennen Sie die beiden Urfeinde nicht?«

»Schon, schon, wir sind auch gläubig. Aber das Kreuz  …« Er konnte es noch immer nicht fassen. Es ist so seltsam. Ich habe noch nie gesehen, dass jemand damit  …«

»John, du solltest gehen.« Suko drängte, denn er hatte als Erster von uns die zweite Spur entdeckt, die sich rechts von der ersten befand.

Tasso hatte noch immer Angst um mich. Ich schüttelte ihn ab und näherte mich der Spur.

Das Gras wuchs hoch. Es schleifte an meinen Hosenbeinen entlang. Nicht weit entfernt sah ich Steine oder Mauerreste wie dunkle Augen vorwitzig über die Grashalme hinwegschauen.

Die Spur hatte ich dann schnell erreicht.

Der Abdruck befand sich vor meinen Fußspitzen. Das Kreuz hing nach unten. Es schwebte über der sich im Hufeisen befindlichen Fratze, und ich stellte auch fest, dass es reagierte.

Über seine äußere Haut zuckten Lichtreflexe. Mal silbrig hell, dann wieder etwas fahler und einen grünlichen Schein annehmend. Es kam immer darauf an, was mit dem Satansgesicht geschah, denn dieses befand sich tatsächlich in Bewegung.

Die Teufelsfratze zeigte eine gewisse Unruhe.

War es Angst vor dem Kreuz?

Ich ließ es fallen.

Wie schon im Keller der Familie Jordan, erlebte ich hier die gleiche Reaktion. Das etwas hart klingende Zischen, als hätte jemand Wasser in Flammen gespitzt. Der weißgrünliche Rauch stank entsetzlich. Und ätzend wirkte er. Mit wedelnden Handbewegungen versuchte ich mein Gesicht vor dem Rauch zu schützen.

Die Spur hatte sich verändert.

Kein Hufeisen mehr, keine Fratze, dafür ein tief eingebrannter Abdruck im weichen Boden.

Schwarze Erde. Es wuchs dort kein Grashalm mehr, und selbst die schmalen Wurzeln der Gräser mussten zerstört sein.

Mein Kreuz hatte ganze Arbeit geleistet.

Blieb der zweite Abdruck. Bevor ich mich um ihn kümmerte, winkte ich den beiden zurückgebliebenen Männern beruhigend zu und ging die wenigen Schritte nach rechts, die mich zum zweiten Ziel brachten.

Der Abdruck war identisch mit dem von mir vernichteten. Auch hier wollte ich das Kreuz fallen lassen, stoppte aber mitten in der Bewegung, weil ich eine dumpfe, krächzende Stimme vernahm, die überhaupt nicht anders klingen konnte.

Asmodis sprach zu mir!

»Willkommen, Sinclair, willkommen.« Während dieser Worte bewegte sich das Maul der Fratze. »Ich freue mich, dass wir abermals aufeinandertreffen  …«

»Wenn man verliert, freut man sich?«, fragte ich zurück.

Er hatte mich gehört und lachte. »Wer sagt dir, dass ich verliere, Geisterjäger?«

»Ich!«

»Bist du dir dessen so sicher?«

»Ja.«

»Du irrst dich, Sinclair. Du irrst dich ganz gewaltig. Das hier ist mein Spiel. Ich muss eine alte Rache erfüllen.«

»Seit wann kümmerst du dich darum? Ich hatte bisher immer das Gefühl, es gäbe für dich andere Dinge. Den Spuk, zum Beispiel. Er ist doch zu deinem großen Feind geworden. Der Dämonenschrein oder Aibon, das geheimnisvolle Land, sowie die Spur des Victor de Valois. Das sind doch die Dinge, die uns beide interessieren  …«

»Unter anderem«, unterbrach er mich. »Aber was weißt du schon von der Hölle und meinen Aufgaben? Nichts, gar nichts. Ich habe vieles zu erledigen, es gibt Dinge, die in der Vergangenheit ihren Anfang genommen haben, dann schlafengelegt wurden, um jetzt wieder aufzuerstehen. Um die Sachen, die du angesprochen hast, kümmere ich mich auch noch. Keine Sorge, da werden wir schon miteinander zu tun bekommen, falls du dies hier überlebst.«

»Ich sehe keine unüberwindlichen Schwierigkeiten. Das Kreuz brauche ich nur fallen zu lassen, und die Fratze ist gelöscht, vernichtet, ausradiert, ganz wie du willst, Asmodis!«

»Das stimmt alles, Geisterjäger. Aber war zählt schon ein Sigill, das mein Gesicht zeigt? Überhaupt nichts. Du kannst zwei oder drei vernichten, es stört mich nicht, denn an anderer Stelle lauern vielleicht zehn- oder hundertmal so viele.

»Was heißt das?«

»Sei nicht so dumm. Hast du vergessen, dass die Ortschaft Devon ebenfalls betroffen ist? Dort habe ich meine Spur bereits gelegt. Du wirst sie vielleicht sehen und wirst dann auch den Staub erkennen, der die Straße, Wohnungen und Plätze in Devon bedeckt. So und nicht anders sieht es aus. Während du hier ein Zigeunermädchen namens Sarita suchst, das überhaupt nicht mehr lebt, weil man Hexen eben verbrennt, wird in Devon bald eine Panik ausbrechen. Ich habe bereits einen Namen für diesen Ort. Das Dorf des Staunens  …«

Asmodis schwieg. Er wollte mir Zeit geben, damit ich mich auf die neuen Verhältnisse einstellen konnte, und diese Zeit brauchte ich auch. Es war furchtbar, einfach grauenhaft. Er hatte uns weggelockt, um an anderer Stelle zuschlagen zu können. Dabei wusste ich genau, dass Menschenleben für ihn nicht zählten.

Ich hatte mich wieder gefangen. »Und weshalb tust du das?«, fragte ich. »Haben dir diese Menschen etwas getan?«

»Nein, sie nicht.«

»Dann zieh dich zurück!«

»Sie haben sich ebenfalls nicht zurückgezogen, als sie damals das Mädchen erfrieren ließen. Sie zerfiel zu Staub. Ich wollte es so, aber die drei, die vorgehabt haben, sie zu vernichten, wurden ebenfalls von meiner Rache getroffen, und auch der verfluchte Pfarrer konnte nicht widerstehen, weil er selbst infiziert war. Ich hatte den Keim der Hölle gesät. Heute will ich ernten.«

Und damit hatte Asmodis leider schon begonnen, wie ich mir selbst eingestehen musste.

»So«, erklärte er mir höhnisch. »Jetzt kannst du das Sigill vernichten. Oder willst du nicht einmal probieren, wie es ist, wenn man zu Staub zerfällt? Ich kann dir das Gefühl leider nicht beschreiben, weil ich es noch nicht erlebt habe  …«

Meine nächste Frage zielte in eine andere Richtung. »Und was oder wer ist der flüsternde Tod?«

Asmodis schwieg. Er, der im Unsichtbaren lauerte, musste ebenfalls überrascht worden sein.

»Kennst du ihn nicht?«

»Doch, ich kenne ihn.«

»Dann sag es mir.«

»Nein!«, hörte ich seine Stimme. »Nein, das soll der zweite Schock für dich sein. Du hast es nicht allein mit mir zu tun, auch mit dem flüsternden Tod, der sich Opfer holt. Eine schreckliche Magie war es, die sich damals der Zigeunersippe bemächtigt hat. Die Leute heute wollen darüber nicht sprechen, sie wissen genau, wie schrecklich es ist. Aber der flüsternde Tod ist erwacht. Wer seine Stimme vernimmt, kann sich nicht mehr retten. Er muss ihm folgen.« Asmodis begann zu lachen. »Ach so«, sagte er, »ich wünsche dir noch viel Spaß  …« Für mich klang es wie ein Abschied. Das nahm ich auch auf, denn ich wollte mich von dieser verfluchten Spur verabschieden, bevor sie noch Unheil anrichtete.

Mein Kreuz fiel genau ins Zentrum!

Wieder sah es aus, als hätte ich Säure über das Sigill gegossen. Sein Gesicht verzog sich, der Rauch verdeckte die Auflösung, und ich nahm Sekunden später das Kreuz wieder an mich.

Als ich aus meiner gebückten Haltung in die Höhe kam, war mein Gesicht ernst geworden, und zugleich fiel der Schatten meines Freundes über mich.

»John?«

Ich schluckte einmal hart. »Es sieht verdammt mies aus, Partner.«

»Wieso?«

Die Erklärung gab ich ihm etwas später, als sich auch Tasso zu uns gesellt hatte. Sein Gesicht war noch vom Staunen gezeichnet, ich las die Fragen förmlich aus seinen Zügen. Zuvor hatte er dorthin geschaut, wo die Spuren zu sehen gewesen waren.

»Nichts mehr!«, sagte er leise. »Nur verbrannte Erde.«

»Das Kreuz!«

Er ballte die Hände. »Ich will nicht nach dem genauen Grund fragen, aber ich hörte, dass Sie sich unterhalten haben, obwohl ich keine Person entdecken konnte.«

»Ich redete mit dem Satan!«

Tasso sah aus, als wollte er die Hände heben. Er überlegte es sich und ging nur einen Schritt zurück, während Suko meine Antwort gelassen aufgefasst hatte. Er kannte diese Dinge.

»Sielügen!«

»Nein, Tasso, ich lüge nicht. Der Leibhaftige hat zu mir gesprochen. Er brauchte sich dabei nicht zu zeigen, denn der Teufel ist verdammt flexibel. Er hat mir einige Wahrheiten mitgeteilt, die mir verdammt unter die Haut gegangen sind.«

»Welche?«

»Ich berichtete von der Unterhaltung und sprach eigentlich nur über das Wesentliche. Die Sache mit dem flüsternden Tod ließ ich bewusst weg. Darum wollte ich mich später kümmern.

Das Gesicht des Zigeuners nahm eine käsige Farbe an. Er wollte mir nicht glauben, traute es sich aber nicht, es zu sagen, schaute auf Suko, der zwar von meiner Unterhaltung mit Asmodis nichts mitbekommen hatte, aber trotzdem nickte.

»Sie können sich darauf verlassen. Wenn John sagt, dass er sich mit dem Teufel unterhalten hat, stimmt es.«

Trotzdem kam Tasso nicht näher. Er wurde noch misstrauischer. »Wer sind Sie wirklich? Sie können keine Polizisten sein. Nein, das können sie nicht. Zumindest keine normalen.«

»Da haben Sie recht«, sagte Suko. »Man kann uns in gewisser Hinsicht als Geisterjäger bezeichnen. Wir kümmern uns um Fälle, die normalerweise verschwiegen werden. Wir wissen in der Tat, dass es mehr Dinge auf der Welt gibt, als der Menschheit heute bekannt sind.« Er sprach noch. weiter und wollte Tasso beruhigen.

Ich konnte ihn verstehen. Auch mir wäre es ebenso ergangen, wenn man mich so unerwartet mit diesen Dingen konfrontiert hätte. Wir mussten es schaffen, das Misstrauen bei Tasso abzubauen, da wir ihn und seine Kenntnisse noch brauchten.

»Wie soll ich das alles glauben?«, fragte er Suko.

Der gab ihm eine knappe Antwort. »Glauben Sie nicht auch an die Flüche der Vergangenheit und an das, was mit dem kleinen Mädchen Sarita geschehen ist?«

»Schon.«

»Dann nehmen Sie es  …«

Suko sprach nicht mehr weiter, ich sagte ebenfalls nichts, und auch der Sippenführer schwieg.

Wir drei hatten ein fernes, dennoch typisches Geräusch gehört.

Suko kannte sich am besten aus. »Da fährt jemand mit seiner Maschine weg.«

Gleich darauf bekamen wir seine Vermutung bestätigt, weil in der Ferne ein hüpfender Scheinwerferstrahl durch die Finsternis schnitt und einen zuckenden Tanz aufführte.

»Der fährt sogar querfeldein«, flüsterte Tasso.

»Und wer kann es sein?«, fragte Suko. »Vielleicht einer aus ihrer Sippe?«

»Nein, das glaube ich nicht. Auf jeden Fall hat es diese Person ziemlich eilig.«

Bestimmt nicht ohne Grund, wollte ich sagen, als mir etwas anderes einfiel. »Augenblick. Ist Sarita nicht von zwei Rockertypen entführt worden?«

Suko stimmte mir zu.

»Und die könnten auch motorisiert gewesen sein.«

»Das ist die Lösung.«

Tasso hielt sich daraus. Suko und ich wären uns einig. Wir wussten auch, dass wir hier nichts mehr verloren hatten. Wenn der Typ so schnell verschwunden war, gab es sicherlich einen Grund, den wir herausfinden wollten. Die Richtung stand fest. Zu dritt liefen wir dorthin und hatten es sehr eilig.

Schon bald befanden wir uns auf dem Gelände der ehemaligen Kirche. Wir sahen die Trümmer, die Reste der Mauern, die herumliegenden Felsblöcke, das hohe Unkraut und rechts einen höheren Schatten. Der größte Trümmerhaufen der Kirche.

Fast wären wir über das zweite Motorrad gestolpert, so dicht liefen wir daran vorbei.

Suko blieb stehen. »Einer ist verschwunden«, sagte er. »Bleibt nur mehr der Zweite. Wo kann er stecken? Befindet er sich noch in der Nähe, oder sind die beiden auf einem Feuerstuhl abgehauen?«

»Darüber denke ich auch nach.«

Wir wurden jetzt vorsichtiger und suchten mit System. Wir gingen immer größere Kreise ab, und auch Tasso beteiligte sich daran. Er hatte seine Taschenlampe eingeschaltet. Der blasse Lichtstreifen huschte über den Boden, traf Gräser, Moos, Flechten und auch alte, halbzerfallene Mauerstücke, aber das, was wir suchten, fanden wir leider nicht.

Keine Spuren, die auf irgendein schauriges Ereignis hingedeutet hätten.

Bis zu dem Augenblick, als ich die Mauer entdeckte. Es war eigentlich mehr ein Zufall, dass ich das Blinken auf dem Stein sah, ging näher heran und merkte den kalten Gestank.

Dieser so typische Geruch wurde von einem gelöschten Feuer abgegeben. Ich rief Tasso und Suko zu mir. Der Zigeuner leuchtete den Boden vor meinen Füßen ab.

»Da hat was gebrannt!«, flüsterte er. »Alles Asche.« Ich stocherte mit dem rechten Fuß durch das feine Zeug, das sich wie ein grauer Flockenwirbel in die Höhe wölkte und zum Teil davongetragen wurde.

Suko hatte die Kette ebenfalls entdeckt. Sie betand aus zwei Teilen und hing über der Mauer. Die meisten ihrer Glieder zeigten eine Schmierschicht aus Russ. Es gab aber noch einige wenige, die nicht davon erfasst worden waren, und die hatte ich blinken sehen.

Suko und ich untersuchten die Kette. Wir schauten auch hinter die Mauer und leuchteten den Boden ab.

Dort fanden wir keine Spuren.

Suko war sehr genau, als er die einzelnen Glieder untersuchte. Nicht alles hatte das Feuer verbrennen können, so fand mein Freund bei sehr genauem Hinsehen zwischen den einzelnen Gliedern plötzlich einige Fetzen, die er behutsam hervorzupfte.

»Stoffreste«, sagte er und brachte seine Finger in den fahlen Lampenkegel.

Mit unseren Blicken untersuchten wir die Spuren. Ich fragte Tasso: »Was hat Sarita eigentlich getragen, als sie in die Stadt ging. Welche Kleidung  …«

»Diese Jeans  …«

»Und dazu? Vielleicht eine Bluse oder ein T-Shirt, einen dünnen Sommer-Pullover …«

»Alles ist möglich.«

Obwohl ich es nicht genau wusste, resümierte ich bereits. »Wir müssen davon ausgehen, dass jemand in den Ketten gehangen hat, als er verbrannt wurde. Da die Rocker aufgehetzt worden waren, können wir annehmen, dass sie in diesem Jemand eine Hexe gesehen haben. Und wer blieb da nur übrig?«

»Sarita«, ächzte Tasso.

»Genau.«

Wir schwiegen. Mit meinen Worten hatte ich praktisch das Todesurteil über das Mädchen gesprochen. Niemand suchte noch nach einer anderen Erklärung. Selbst Tasso stimmte zu.

»Also geben Sie mir recht?«, fragte ich.

»Ja.«

»Und wie geht es jetzt weiter?«, wollte ich wissen. »Wenn Sarita tatsächlich umgekommen ist  …«

»Wobei sie möglicherweise nicht die einzige gewesen ist«, unterbrach Suko mich. »Ich denke da nur an den zweiten Entführer, den wir nicht gesehen haben …«

Auch Suko wurde unterbrochen, denn Tasso meldete sich zu Wort. »Das spielt alles keine Rolle. Wichtig für uns ist allein Sarita. Wenn sie tatsächlich gestorben ist, können wir davon ausgehen, dass jemand anderer erwachte.«

»Und wer?«, fragte ich.

Tasso öffnete den Mund. Er zitterte bei seiner Antwort, die kaum zu verstehen war. »Der flüsternde Tod  …«

*

Schon wieder dieser Dämon!

Allmählich hatte ich die Nase voll von ihm. Ich fragte Tasso: »Sagen Sie uns doch endlich, was es mit dem flüsternden Tod auf sich hat!«

Tasso wollte nicht. »Nein, nicht jetzt.« Er senkte den Blick. »Bitte, Sie müssen mich verstehen. Ich kann einfach nicht darüber sprechen. Es ist zu schlimm. Ich  … ich muss mich erst selbst zurechtfinden. Es ist auch nicht ganz bestimmt, was ich Ihnen gesagt habe. Erst wenn wir ihn sehen, möchte ich darüber reden.«

»Kennen Sie den flüsternden Tod?«, fragte Suko.

»Nein, dann würde ich nicht mehr leben. Er ist grausam und lockt die zu sich, die sich ihm zeigen.«

»Aber Sie wissen, wie er aussicht?«

»Ja.«

Diesmal ließ ich nicht locker und drängte auf eine Antwort. »Dann sagen Sie es uns. Geben Sie uns eine Beschreibung dieses Dämons. Das können Sie doch.«

»Ja, das geht.« Er hob die Schultern. »Es ist so, der flüsternde Tod wird in alten Sagen und Legenden beschrieben. Ich glaube, dass ihn niemand so recht gesehen hat, obwohl man ihn als ein Monstrum beschreibt, das nur mehr aus einem blauschwarzen, riesigen Knochenschädel besteht, in dem wiederum eines besonders auffällt. Es ist der breite, dicke und blutrot geschminkte Mund.«

Ich war skeptisch. »Ein Totenschädel mit Lippen?«

»So sagt es die Geschichte.«

Mit einer kurzen Drehung wandte ich mich an Suko. »Wie siehst du die Sache?«

»Ich würde sie erst mal glauben.«

»Gut, einverstanden.« Ich blickte auf meine Uhr. »Hier haben wir wohl vorläufig nichts mehr zu suchen. Andere Dinge sind wichtiger. Wir müssen nach Devon.«

»Zu Fuß werden wir länger brauchen«, sagte Tasso.

»Dann nehmen wir eben den Bentley  …«

*

Officer Rolly Watson übte seinen Dienst bereits fünfzehn Jahre aus. Er kannte jeden Stein in Devon, und auch jeder Bewohner war ihm bekannt sowie dessen Familienangelegenheiten. Aber was in den letzten drei Stunden in Devon geschehen war, hatte dem berühmten Fass den Boden ausgeschlagen. Da hatten sich die Ereignisse überschlagen, es war zu grauenhaften Vorfällen gekommen, und er, Rolly Watson, der Polizeigewaltige, war praktisch ins Abseits gedrängt worden.

Die beiden Typen aus London hatten das Kommando übernommen. Sie suchten nach dieser Zigeunerin, die von zwei jungen Männern entführt worden war. Das alles wusste Watson, er hatte es aber hingenommen und war nicht eingeschritten, weil er nur an den Fall dachte und daran, dass er den Zigeunern die Schuld an den Ereignissen in die Schuhe schob.

Sollten die Angeber aus der Großstadt selbst sehen, wie sie zurechtkamen. So hatte er gedacht.

Vor wenigen Minuten war alles anders geworden. Er war in sein Office zurückgekehrt, hatte das Fenster geöffnet, sich hinausgelehnt und die Straße entlanggeschaut.

Auf der Mitte waren sie zu sehen.

Sie kamen von rechts, und jeder Abdruck glich dem vorhergehenden genau aufs Haar.

Die Spur des Teufels.

Rolly war nicht fähig gewesen, sich zu bewegen. Er hatte sofort an Betty Jordan gedacht. Sie war die letzte Tote in diesem Fall gewesen. Sie war in diesen Fall mit hineingezogen worden, weil sie auch zu den treibenden Kräften gehört hatte, die Sarita ins Verderben schickten.

Jetzt war sie tot, zu Staub zerfallen, weil sie Kontakt mit einem Satans-Sigill gehabt hatte.

Darüber dachte der Mann am Fenster nach, und er brauchte kein großer Knobler zu sein, um zu wissen, was dies bedeutete.

Jeder, der mit der Spur in Berührung kam, starb. Kaum hatte er Kontakt, zerfiel er zu staub.

Wenn es nur ein Abdruck gewesen wäre, man hätte ihn ausklammern können, aber es waren mehrere, mindestens zehn, und es wurden immer mehr, wie Watson sehen konnte.

Sie kamen auf sein Haus zu.

Jemand musste im Unsichtbaren daherschreiten, wobei er nur dann sichtbar wurde, wenn einer seiner Füße Kontakt mit dem normalen Boden bekam. Wie es hier geschah, denn weitere Abdrücke zeigten sich auf der Straßenmitte.

Rolly wäre am liebsten verschwunden, er blieb. Etwas zwang ihn dazu, einfach zuzuschauen, und er sah, wie bei der Geburt eines Abdrucks zunächst nur ein kleines Flammenoval entstand, das bereits die Form eines Hufeisens besaß, bevor es zusammensackte und sich in den Boden eingrub, wo auch dann die Fratze des Leibhaftigen entstand.

Sie leuchtete in einem kalten Gelb, das Hufeisen hatte die Farbe von dunklem Blut.

Rolly Watson stand unbeweglich. Mit seinem massigen Körper füllte er fast das gesamte Fenster aus. Hätte die Spur jetzt die Richtung verändert und wäre auf ihn zugekommen, bei Gott, er hätte nicht einmal die Kraft besessen, um nach hinten in sein Office zu tauchen. So fasziniert war er von diesen unheimlichen Vorgängen, die mit einer erschreckenden Lautlosigkeit abliefen.

Noch etwas fiel ihm auf.

Es war die über dem Ort liegende Stille. Eine sehr markante Veränderung, denn kein Wagen näherte sich mehr dem Dorf. Nicht aus der einen und auch nicht aus der anderen Richtung.

Als läge eine Sperre aus Magie über dem Ort.

Und die Spuren vermehrten sich. Die Abstände zwischen den einzelnen Teilen blieben nie gleich. Einmals waren es vielleicht 20 oder 25 Yards Zwischenraum, dann weniger als die Hälfte, und auch das Muster änderte sich. Rolly Watson erschrak und sein Herzschlag beschleunigte sich, als er plötzlich mitbekam, wie sich der nächste Abdruck schon bei seinem Entstehen drehte und mit der Spitze des Hufeisens genau in seine Richtung wies.

Wollte er zu ihm?

Rolly begann zu zittern. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Er fühlte sich innerhalb des Fenstervierecks eingekeilt und brachte auch jetzt nicht die Kraft auf, einfach zu verschwinden, denn wenn der Unsichtbare so weiterging, konnte es passieren, dass ihn der nächste Tritt voll erwischte.

Das durfte nicht sein!

Er öffnete den Mund und wollte losschreien. Vielleicht sogar zum letzten Mal, wenn er durch die Berührung zu Asche zerfallen sollte.

Der Kelch ging an ihm vorbei. Aber dicht vor der Hauswand und auf dem Gehsteig zeigte sich der nächste Abdruck.

Und schon erschien der übernächste.

Genau auf dem Dach seines Wagens. Dort flimmerte es auf. Der Mann vernahm ein helles Zischen und sah plötzlich das Loch, das der Abdruck in das Autodach hineingebrannt hatte.

Blech schmolz einfach weg wie Butter. Dabei blieb es nicht. Der gesamte Wagen bekam einen Stoß, die Scheiben zersplitterten, Luft pfiff aus zerstörten Reifen, und zurück blieb ein schiefes Wrack, in dem keine Teufelsspur zu sehen war.

Sie befand sich wieder mitten auf der Straße und wandte sich nun der gegenüberliegenden Seite zu, um den nächsten Abdruck in eine Hauswand dicht neben einem Fenster zu drücken, wo sie auch als rotgelb leuchtendes Sigill blieb.

Eines war dem Officer trotz seiner Panik und Angst klar geworden. In dieser Stadt hatte jemand anderer die Kontrolle übernommen. Er wusste auch schon, wer dies gewesen war.

Der Teufel!

Ein alter Fluch, vor Jahrhunderten zu einer grausigen Wahrheit geworden, nahm jetzt schaurige Rache. Menschen starben, andere würden noch in den Kreislauf hineingeraten und zu einem Opfer der Hölle werden. Und er konnte nichts tun.

Zum Glück hielten sich die Menschen zurück. Sie blieben in den Häusern, wo sie einigermaßen sicher waren. Aber was hieß schon sicher? Nein, wenn der Satan es wollte, holte er sich alles, daran gab es nichts zu rütteln. Der Teufel war stärker. Watson zog sich zurück. Plötzlich klappte es. Jetzt, da er wusste, dass so ziemlich alles gelaufen war, reagierte er wieder normal. Da führte sein Körper die Befehle des Gehirns aus, und er ging mit schweren Schritten, bis zu seinem Schreibtisch, wo er sich niedersinken ließ.

Er saß für einen Moment starr. Der Schweiß rann in Bächen über seine Haut. Die Kleidung klebte an Rücken, Brust und Armen. Im Gegensatz dazu war der Gaumen trocken.

Dem wollte er durch eine Dose Bier abhelfen. Er hatte sich schon hochgestemmt, als ihm einfiel, dass er die letzte Dose ja geleert hatte.

Schwer fiel er wieder zurück. Vielleicht brachte Peggy, seine Freundin, etwas zu trinken mit. Meistens tat sie es, und drei Dosen am Abend waren stets erquickend und labend.

Plötzlich wurde er zu »Stein«.

Peggy! dachte er. Verdammt, sie ist unterwegs, um mir das Essen zu bringen. Furchtbar  …

Seine fleischigen Hände konnte er nicht mehr ruhig halten. Er stierte auf das Telefon, und ihm fiel ein, dass er Peggy schon beim ersten Anruf nicht hatte erreichen können. Sie war sicherlich unterwegs gewesen und müsste eigentlich gleich eintreffen.

Da sie nicht fliegen konnte, nahm sie den normalen Weg über die Straße. Dort aber hatte der Teufel seine Spuren hinterlassen, die alles zerstörten, was mit ihnen in Berührung kam.

Der schwergewichtige Officer war nicht mehr zu halten. Er wunderte sich selbst über die Schnelligkeit, mit der er aus dem Stuhl kam. Zuerst wollte er zum Fenster laufen, er änderte aber die Richtung und nahm den Weg zur Tür.

Von der Angst um Peggy gepeitscht, fand er den Weg. Seine rechte Schulter rammte noch den Pfosten, aber was machte schon ein blauer Fleck, wenn es um Leben und Tod ging?

Im Gang brauchte er nicht viele Schritte zurückzulegen. Schnell stand er an der Haustür, riss sie auf und wollte schon ins Freie stürzen, als er sich noch einmal zurückzog.

Nein, vorsichtig musste er sein.

Wie ein Dieb, der sich umschaut, ob ihm auch niemand zusieht, streckte er zuerst seinen Kopf ins Freie und sah auf der Straße, den beiden Gehsteigen und auch an den Wänden der Häuser die Spuren leuchten. Sie strahlten intensiver als die Lichter hinter den Fenstern, wo ebenfalls Menschen standen und beobachteten. Wahrscheinlich empfanden sie die gleiche Angst wie Rolly Watson, aber von ihnen traute sich niemand auf die Straße. Rolly sah nur ihre Gestalten, wenn sie sich bewegten oder stumm vor Entsetzen standen.

Wenn Peggy Brown eine Abkürzung nahm, brauchte sie nicht über die Hauptstraße.

Das war vielleicht gut.

Rolly Watson verließ das Haus. Egal, er hatte oft genug mit der Witwe Streit gehabt und hätte sie auch gern in die Wüste geschickt, aber irgendwie hing er trotz allem an ihr und wollte ihr vor allen Dingen das furchtbare Schicksal einer Betty Jordan ersparen.

Nicht einmal weit von der Tür entfernt und genau in seiner Gehrichtung sah er einen Abdruck.

Die Teufelsfratze darin war furchtbar anzusehen, denn zum ersten Mal entdeckte er sie aus der Nähe und stellte fest, dass sie gar nicht so ruhig dalag.

Irgendwie bewegte sie sich. Ein leichtes Zittern hatte die Umrisse erfasst, es verschonte auch die Augen nicht. In den Pupillen strahlte es auf, manchmal hatte er das Gefühl, als würden sie ihm zuzwinkern, aber das schrieb er seinen überreizten Nerven zu.

Sehr vorsichtig drückte sich Rolly Watson links an der Spur entlang. Als er mit seinem rechten Fuß auf gleicher Höhe war, vibrierte er noch einmal, aber nichts geschah, man musste den Abdruck schon direkt berühren, um zu Staub zu zerfallen.

Officer Watson atmete auf, als er sie endlich passiert hatte. Diesmal tropfte ihm der Schweiß von der Stirn und fiel auch von seiner Kinnspitze, wo er sich gesammelt hatte.

Der Mann fühlte sich innerlich ausgelaugt, auch die folgenden Schritte kosteten ihn Mühe. Er ging weiter, passierte den zweiten Teil des Hauses, wo die Dorfverwaltung untergebracht war und auch der Bürgermeister seinen Platz hatte. Er erreichte schließlich die schmale Einmündung der Gasse, die ihn nach links führte.

Wenn Peggy eine Abkürzung nahm, musste sie durch diesen schmalen Einschnitt zwischen den beiden Häusern kommen.

Wo steckte sie?

Er tauchte hinein. Da brannte keine Laterne. Die nächste Lampe warf ihren Schein erst auf ein etwas höher stehendes Rondell jenseits der Gasse, wo eine schmale Parallelstraße herführte.

Spuren sah er zum Glück nicht.

Aber er hörte Schritte.

Unwillkürlich tastete er nach seiner Schusswaffe, die er seit den ersten drei Todesfällen immer bei sich trug, und er drückte sich auch sofort gegen die hinter ihm herlaufende Wand, weil er nicht gesehen werden wollte und wo er sich besser konzentrieren konnte.

Peggy kam.

In der Stille klangen die Schritte überlaut, und Rolly Watson wusste auch, wie sie ging. Immer etwas hektisch, als wäre sie stets in großer Eile.

Er trat wieder vor und atmete geräuschvoll aus, als wollte er die angestaute Nervosität los werden. Jetzt konnte er seine Freundin mit gutem Gewissen erwarten.

Als sie sich in Höhe des Rondells befand, geriet sie auch in den Schein der Lampe. Peggy trug die Tasche mit dem Essen in der rechten Hand. Es war die Kühlbox, und Rolly freute sich bereits auf ein kaltes Bier, auch wenn ihm dieses Zeug den Schweiß noch stärker aus den Poren trieb.

Officer Watson wollte Peggy nicht weiterhin allein gehen lassen, deshalb lief er ihr entgegen. Im Dunkel der schmalen Gasse trafen sie sich, aber Peggy hatte ihren Freund trotzdem erkannt. Und er war auch nicht in der Düsternis zu übersehen.

»Endlich!«, begrüßte sie ihn. »Es wurde auch Zeit, dass du mir entgegenkommst. Ich schleppe mich hier mit deinem Essen ab, habe noch Dosen mit Bier mitgebracht …«

»Schon gut, gibt her!«

Sie zog die Tasche zurück, sodass Rolly ins Leere griff. »He, weshalb bist du so sauer? Wegen der Typen aus London, wie? Es hat sich herumgesprochen, dass sie gekommen sind  …«

»Hör auf zu meckern und zu stänkern. Es gibt andere Dinge zu tun, die wichtiger sind.« Er nahm ihr die Tasche ab und behielt sie in der rechten Hand.

Peggys rotblondes Haar wirkte dunkel. Sie hatte Lockenwickler hineingedreht, und das runde Gesicht sah aus wie eine blasse Kugel. Als Rolly gehen wollte, hielt sie ihn fest. »Nicht so schnell, mein Freund. Erst will ich wissen, was hier gespielt wird. Das Dorf ist ruhig, fast leer. Die Menschen bleiben in den Häusern, und ich sah auch die Spuren.« Ihre Stimme wurde weicher, weil sie Angst hatte. »Rolly, sag ehrlich, sind wir in Gefahr?«

Er nickte. »Leider, Mädchen, leider. Wir befinden uns sogar in Lebensgefahr.«

Sie erschrak. »Alle Bewohner?«

»Wenn sie die Häuser verlassen und mit den Spuren in Berührung kommen, bestimmt. Hast du mal einen Blick auf die Hauptstraße geworfen und die Abdrücke gesehen?«

»Natürlich.«

»Das sind die Spuren des Leibhaftigen. Der Teufel ist aus der Hölle gekommen und hat Devon einen Besuch abgestattet. Du kannst es glauben oder nicht, ich glaube es.«

»Ich ebenfalls«, sagte Peggy Brown und zog die Schultern hoch, als würde sie frösteln.

»Da ich nicht wollte, dass dir etwas passiert, bin ich dir entgegengegangen. Du wirst jetzt meinen Arm nehmen, dann laufen wir vorsichtig zurück und werden uns hüten, eine der Spuren zu berühren. Wenn das geschieht, sind wir tot.«

»Wieso?«

»Wir zerfallen zu Staub.«

»Betty Jordan  …«

»Sie auch, ja.«

Rolly hatte die Kontrolle wieder über sich gewonnen. Zudem dachte er daran, dass er noch Verantwortung trug. Wenn Peggy etwas passierte, würde er Zeit seines Lebens nicht mehr froh. Er wechselte die Tasche mit dem Essen in die linke Hand und nahm mit der rechten Peggys Arm so hart, dass sie sich beschwerte.

»Ich bekomme blaue Flecken.«

»Lieber blaue Flecken als tot zu sein«, erwiderte der Polizist. »Peggy, es ist kein Spaß, wir befinden uns in einer nahezu wahnsinnigen Gefahr, das musst du mir glauben  …«

»Ja, ja  …«

Sie gingen los. Obwohl es der Beamte eilig hatte, ließ er sich Zeit. Jeden Moment konnte der Satan wieder eine neue Spur setzen, vielleicht sogar dicht vor ihnen, sodass es ihnen nicht mehr gelang, ihr auszuweichen.

Sie schritten durch die schmale Gasse. Peggy sagte nichts, so schwer es ihr auch fiel. Erst als sie die Einmündung erreichten und einen Blick auf die Hauptstraße werfen konnten, schrie sie leise auf, und Rolly spürte die Gänsehaut auf ihrem nackten Arm.

»Das ist ja furchtbar!«

Peggy sah zum ersten Mal die Auswirkungen des höllischen Besuchs. Und sie erkannte auch, dass sich die Spuren nicht allein auf die Straße beschränkten, sondern ebenfalls an den Hauswänden in die Höhe führten, bis direkt unter die Dächer.

»Meine Güte, das glaubt uns keiner  …«

»Es braucht auch nicht zu sein.«

»Und wo sind die beiden Typen aus London?«

Rolly lachte. »Die haben sich aus dem Staub gemacht, falls sie nicht selbst schon zu Staub geworden sind. Sie wollten dieses Zigeunerweib suchen, so ein Schwachsinn. Wahrscheinlich hat uns diese Sippschaft das alles eingebrockt.«

»Urteilst du da nicht zu kraß?«

»Wieso?«

»Auch Zigeuner sind gläubige Menschen. Ich glaube nicht, dass sie viel mit dem Teufel im Sinn haben.«

»Da bin ich mir nicht so sicher.« Rolly schüttelte den Kopf. »Außerdem habe ich keine Lust mehr, mich mit dir zu streiten. Wir wollen sehen, dass wir ins Haus kommen.«

»Sind wir denn bei dir sicher?«

»Bis jetzt war ich es.«

Sie hob die Schultern. »Da bin ich aber gespannt. Viel Wissen oder Ahnung über die Hölle habe ich ja nicht. Aber wenn der Teufel will, kommt er überallhin.«

Watson schwieg. Er zog seine Freundin weiter, und Peggy folgte ihm willig. Sie wusste ja selbst, dass man sich auf kaum jemand im Ort noch verlassen konnte. Alle hatten Angst. Man redete nicht, man versteckte sich. Devon wirkte wie eine Geisterstadt.

Auch Rolly musste einiges durchgemacht haben. Peggy hatte ihren Freund noch nie so durcheinander erlebt. Außerdem schwitzte er stark. Es war nicht zu »überriechen«.

Sie waren auf dem Gehsteig geblieben und näherten sich der ersten Spur, die auch Peggy jetzt aus der Nähe sah.

Sie schauderte davor zurück. Die äußere rote Umrandung leuchtete wie ein blutiger Kranz, und die Fratze im Innern war ein zitterndes Gebilde des Grauens.

Sieht so der Satan aus?«, hauchte sie.

»Vielleicht, ich weiß es nicht!« Rollys Antwort klang nervös. Er hatte einen leichten Bogen um den Abdruck geschlagen. Auf keinen Fall wollte er, dass sie ihn berührten.

Noch immer war die Straße leer. Watson empfand dies als einen Glücksfall. Er wollte sich kaum ausmalen, was geschah, wenn plötzlich Fahrzeuge in den Ort rollten.

Das war furchtbar. Die Katastrophe wäre dagewesen und hätte alles überschwemmt.

Sie erreichten den Polizeiwagen. »O Gott, was ist denn damit passiert?«, rief Peggy.

»Der Teufel hat ihn zertreten.«

»Auch Autos?«

Watson zog seine Freundin weiter. Es waren nur noch wenige Schritte, und sie hatten noch einen Abdruck dicht vor der Treppe zu überwinden. Wenn sie den überstiegen, waren sie in relativer Sicherheit.

Über der Straße lag ein fahles unnatürliches Leuchten. Das rotgelbe Licht wirkte irgendwie künstlich und gleichzeitig kalt und abweisend.

Vor der Außentreppe blieben die beiden stehen. Rolly deutete die wenigen Stufen hoch und wies auch auf den letzten Abdruck. Wenn du über ihn hinwegsteigst, passiert nichts. Geh du vor, okay? Die Tür steht ja offen. Dir kann nichts passieren.«

»Ja, ja, schon gut.« Peggy war fahrig geworden. Sie fürchtete sich wieder und hatte das dumpfe Gefühl, es nicht zu schaffen. Davon wollte ihr Freund nichts wissen. Er drückte Peggy seine flache Hand in den Rücken, sodass sie sich gezwungen sah, ihren rechten Fuß anzuheben und die erste Stufe zu betreten.

Es klappte.

Ihre anfängliche Befürchtung bewahrheitete sich nicht. Außerdem war die Stufe nicht so glatt, dass sie hätte ausrutschen können. Als sie stehen blieb drängte Watson auf ein Weitergehen. »Mach den Weg frei, Mädchen, ich will auch noch ins Haus!«

»Sorry  …«

Peggy Brown drehte ihrem Freund den Rücken zu, um die restlichen Stufen hochzusteigen.

Auch Rolly Watson war vorsichtig, um ja nicht das Sigill zu berühren.

Peggy ging weiter. Sie hatte die Treppe bereits hinter sich gelassen und war im Flur verschwunden.

Der Polizist glaubte, es überstanden zu haben. Bis zu dem Moment, als er Peggys Schrei hörte.

Er wuchtete seinen massigen Körper voran. Die Tasche mit dem Essen machte den Schwung mit und schlug noch neben der Tür gegen die Hauswand. Das war ihm egal.

Er sah nur Peggy, die es erwischt hatte.

Sie stand genau auf einem Sigill, das er beim Verlassen des Hauses noch nicht gesehen hatte.

Der Teufel musste dagewesen sein, und er schlug gnadenlos zu!

*

Wir wollten so schnell wie möglich nach Devon hineinfahren und hatten den Wald auch hinter uns gelassen, als wir das Camp erreichten und uns die Stille auffiel.

Nichts war zu hören.

Schon im Wald hatte sich Tasso gewundert, von seinen vier Begleitern nichts mehr entdeckt zu haben, jetzt wurde sein Staunen nicht nur größer, es verwandelte sich in Schrecken, denn die Ansammlung der Wohnwagen und Wohnmobile wirkte wie eine fahrbare Geisterstadt.

Leer, verlassen  …

Wir waren sehr vorsichtig. Niemand von uns sprach, als wir den Waldrand verließen und langsam weitergingen, die Blicke auf den leeren Platz zwischen den Wohnmobilen gerichtet.